Neue Instrumentenkunst für Neue Musik - Hans-Karsten Raecke - E-Book

Neue Instrumentenkunst für Neue Musik E-Book

Hans-Karsten Raecke

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Beschreibung

Die von Hans-Karsten Raecke entwickelten Neuen Instrumente für Neue Musik werden in voraussichtlich 3 Bänden vorgestellt.

Das E-Book Neue Instrumentenkunst für Neue Musik wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Neue Instrumentenkunst für Neue Musik, Zwischen Strukturdenken und Klangsinnlichkeit, Experimentelle Musik, Klangforschung, Graphische Partituren

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Seitenzahl: 66

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Danksagung

Die Hans-Karsten-Raecke-Stiftung für Neue Musik dankt:

Joachim Luccesi und Götz Weiß für ihre Vorworte,

Margret Schober, die mit ihrem Einsatz die Förderung der Sparkassenstiftung initiierte,

Frau Beissel von der Sparkassenstiftung für die unbürokratische Handhabung unseres Antrags auf Förderung,

Rasmus Raecke für die Hilfe bei der Umsetzung der technischen und verlagstechnischen Anforderungen,

Millie Hirth und Günther Wilhelm für die Unterstützung bei der Buchgestaltung, Besonders allen Künstlern, die durch ihr performendes, fotographisches und malerisches Schaffen ein Großteil der Bilder und Bildvorlagen erstellten und so dieses Buch in diesem Umfang möglich machten.

HKR

Inhaltsverzeichnis

Mit Flügeln und Segeln ins Gegenwärts

Bedingtheit und Freiheit fröhlich nebeneinander . . .

Klangkunst . . . mal gastronomisch betrachtet von Hans-Karsten Raecke

DER BILD-KLANG-GENERATOR (BKG)

Konstruktion und Funktion des BKG

Der Sampler (Speicher von Schallereignissen)

Nutzung und Anwendung des BKG

Programmmusik und Prägung

Struktureller Aufbau und Anordnung der Bedienungsoberfläche des BKG

Synchronisierungs-Skizze zwischen Bildvorlage und Strukturgitter des BKG am Beispiel des Pferdekopfnebels aus dem Sternbild ORION

PFERDEKOPFNEBEL 1

PFERDEKOPFNEBEL 2

CANIS MINOR / CANIS MAJOR / MONOCEROS

Mal-Performance am BKG Helge Leiberg

POINTS, LINES and AREAS (2002)

FLUCHT (2002)

HÜTERIN DES GRALS (2002)

DYNAMIC SPRINT (2002)

LUST IM SINN (2002)

BLICK IN DIE UNENDLICHKEIT

NEBULA CAPUT EQUI

SILBERMOND

TIME WITHOUT HOPE (1979)

PSEUDO-SCHWITTERS (2003)

BEFREIUNG

HOMMAGE AN HIERONYMUS BOSCH (2004)

HOMMAGE AUF MAX ERNST (2004)

CYGNUS und LYRA

Übertragung der kosmischen Objekte in graphisch-musikalische Zeichen

DIE STERNE werden TÖNE

DIE HIMMELSSCHEIBE VON NEBRA

WEG-GANG VON PAUL KLEE (2008)

sehr alt – sehr neu

KYRIE ELEISON UND EIN NARRATIV (2008)

Phase 1: Malaktion am Bild-Klang-Generator (BKG), Karl-Heinz Treiber

WEISSES KREUZ MIT ROT AUF SCHWARZ (2010)

Bydlo (der Ochsenkarren)

RAD DES LEBENS (2008)

NEUE MUSIK UND NOSTALGIE

HOMMAGE AN CASPAR DAVID FRIEDRICH (2009)

39 MINUTEN AUF GOLD (2010)

IN DEUTSCHLAND STEHT DIE AMPEL AUF ROT (2010)

PSYCHOTRON und „Hymne an die Jungfrau“

PSYCHOTRON (2012)

AUGENMUSIK ‒ Sehens- und Hörenswertes

PHOTONENSCHAUER (2012)

Freitag, der 13te

TANZENDE RHYTHMEN

EVA STRITTMATTER (1930-2011)

ERFÜLLT (2016)

Rekonstruktion der Textfragmente aus dem initiierten Dialog zwischen Martin Luther und Wladimir Iljitsch Lenin

Kontakt 1

Kontakt 2

LUTHER – LENIN – DIALOG

Kontakt 3

Kontakt 4

Kontakt 5

Kontakt 6

Kontakt 7

Kontakt 8

ODYSSEUS IN BAHIA

Eröffnung der Ausstellung FÜR AUGE UND OHR 2019

MÄRKISCHE LANDSCHAFT

Der unbeschreiblich schöne Blick auf die Erde

Juri Gagarin

Alexander Gerst

Edgar Mitchell

Russell Schweikart

Ulrich Walter

Eugene Cernan

Neil Armstrong

James Lovell

Matthias Maurer

SCHREIENDER PAPST (1953)

KREUZTRAGUNG CHRISTI

AD MARGINEM (1930)

LICHTSÄULEN (1935)

Der Traum des Kolibris von NAZCA

DER TRAUM DES KOLIBRIS VON NAZCA (2024)

klangkunst gegenwärts

NEUE SICHT- UND HÖRWEISEN

Mit Flügeln und Segeln ins Gegenwärts

Irgendwann in den 1970ern trafen wir uns – vermutlich in den Räumen der Berliner Humboldt-Universität, wo er unterrichtete und ich noch studierte. Hans-Karsten Raecke fragte mich, ob ich bei einer Aufführung seiner Musik Klavier spielen wolle? Ich wollte, ohne genau zu wissen, was mich erwartete. Doch erinnere ich mich an die erste Probe in seiner „Klangwerkstatt“. Schrauben, Holzteile, Radiergummis, Plastik und Kork waren in die Saiten des offenen Flügels gekeilt und zerstörten die sichere, festgefügte Welt des Oben und des Unten, des Hohen und des Tiefen auf der strengen schwarz-weißen Tastatur – der sonst vorausahnbare Ton löste sich im Moment des Anschlags nicht ein. Durch Raeckes Präparationen waren unerwartbare Klang- und Geräuschmischungen entstanden, unpassend, ja irritierend für die jeweiligen Tasten, doch nicht nur das: der vertraute Klavierklang schien sich aufzulösen, wirkte verfremdend und befremdlich. Raeckes Flügel erschien mir wie ein Instrument, das sich nach seinem langen Dasein in Geschichte und Gegenwart aufmacht, in neue Klangwelten und Spielweisen zu segeln: subversiv und freibeuterisch. Und die mir begegnende Musik? Ein Gattungsgrenzen überspülendes Mit- und Nebeneinander von Ton- und Geräuschverbindungen, von improvisierten Bluesfloskeln, von repetierender minimal music und Free Jazz-Eruptionen, von solistischem und kollektivem Agieren mit exotischen „Klangerzeugern“ wie Bambuphonen und Pfeifentopf sowie mit Musikern verschiedener Couleur. Das traf damals auf ein nie gleichgültiges Publikum, reichend von staunend-wachen Zuhörern jeglichen Alters bis zu dem in rotem Hemd mit energischem Widerspruch aufspringenden Paul Dessau: „Das klingt ja hier wie Buschmusik!“

Als wir uns vier Jahrzehnte später in Mannheim zu einem seiner Konzerte wieder trafen, hatte das Ältergewordensein nichts geglättet oder abgeschliffen. Raeckes komplexe Klang-Kunst war nach wie vor Programm. Aber nie Programm-Musik, nie ein Nacheinander von Vorgefundenem und musikalischem Reflex darauf oder umgekehrt, sondern simultaner Zusammenfall von Malerei und Klang in ihrem Produktionsmoment. Man stelle sich den kreativen Malvorgang auf einer präparierten Leinwand vor, welche unter ihrer Oberfläche vorgefertigte Klang-Samples verbirgt, die mit dem malenden Kontaktstift zu hörbaren, zufallsbestimmten Klangereignissen aktiviert werden, welche wiederum die Arbeit des Malenden beeinflussen, ja vielleicht lenken. „Bild-Klang-Generator“ nennt Raecke sein Musikinstrument, mit dem Komponist und Maler performativ arbeiten können. Zuvor fixierte Klang-Angebote treffen in zufälliger, dem Malvorgang geschuldeter Auswahl auf ein entstehendes Bild und korrespondieren zeitgleich mit ihm. Das anwesende Publikum wird zum Augen- und Ohrenzeugen.

Zu Vorgängen dieser Art erfindet und baut Raecke sein eigenes Instrumentarium, improvisiert und komponiert für diese maßgeschneiderten Novitäten Musiken und Klänge, die in Partituren oder Notenstimmen ihre Entsprechung finden und obendrein in ihrer graphisch-ästhetischen Qualität zu Bild gewordenen Klanglandschaften geraten. Schließlich tritt er als Interpret der erdachten und praktisch errichteten Klangwelt vor Publikum auf, damit seine handwerkliche und musikerfinderische Produktionskette vollendend. Denn in ihm sind gleich mehrere sich wechselseitig beeinflussende Spezialberufe vereint: die des Instrumentenerfinders und Konstrukteurs, des Komponisten, des Graphikers und des (manchmal auch rezitierenden) Interpreten, was bis heute nur selten im hierarchisch-spezialisierten Musikbetrieb zu finden ist. Möge ihm weiterhin eine neugierig-interessierte Öffentlichkeit gewogen sein.

Prof. Dr. Joachim Lucchesi

Bedingtheit und Freiheit fröhlich nebeneinander . . .

Der Bild-Klang-Generator (BKG) von Hans-Karsten Raecke

Wo treffen sich Sehen und Hören? Können sie gemeinsame Wege gehen?

Sie ereignen sich jedenfalls in einem Hirn. Und begegnen einem Ich.

Doch gibt es dafür auch ein Instrument?

Im Kopf kann Musik innere Bilder erzeugen. Bilder können melodische Fantasien auslösen. Hans-Karsten Raecke unternimmt hier den Versuch, diesen Begegnungs- und Verwandlungsvorgang in die eigene Hand zu nehmen. Er erzeugt mit seinem BKG tonale Vorschläge im Rahmen der technisch vorgegebenen Möglichkeiten und Vorlagen, also im Rahmen dessen, was für ein Bild auf dem BKG aufgesetzt ist, bzw. was bildhaft auf der Leinwand ausgeführt wird und was das Klangspektrum des Samplers am „Ende“ der 128 Messingplatten zur Verfügung stellt. Und es ist aufregend zu erleben, wie – trotz der genannten Rahmenbedingungen – die Grenzen des Machbaren und Erlebbaren scheinbar leichtfüßig überschritten werden, wie Bedingtheit und Freiheit fröhlich nebeneinander durch die Tonwelt flanieren. So wie es das Leben, die Natur, der Kosmos schon immer tun. Und es ist das herrliche Privileg der Kunst, sich diesem Treiben anzuschließen; allen Normen, Regeln, Programmen, Traditionen, Religionen . . . zum Trotz.

Es sei schließlich die Frage gestellt, um was für ein „Gerät“ es sich hier handelt: ein Musikgerät?, ein Tonträger?, ein Instrument?, oder gar um einen Computer mit semi-kreativer Intelligenz? Das Zusammenspiel von technischer Hardware, bildhaften Gestaltungen und menschlicher Aktivität stellt jedenfalls ein Novum in der (Musik-)Kunstszene dar, dessen Möglichkeiten noch lange nicht erschöpft scheinen.

Was hier dem Auge und dem Ohr zugemutet wird, ist für manche wohl unerhört. Nun ist es zu hören. Und zu sehen.

Götz Weiß

Klangkunst . . . mal gastronomisch betrachtet von Hans-Karsten Raecke

Lieber Leser,