Neues aus dem Regenbogenland - Christa Muths - E-Book

Neues aus dem Regenbogenland E-Book

Christa Muths

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Beschreibung

Die Fabeln sind aus der Arbeit mit Kindern entstanden und geschrieben für die Altersgruppe zwischen 5 und 15 Jahren. Sie wurden an verschiedenen Kindergärten und Schulen in Lesungen in verschiedenen Ländern vorgestellt und zogen die Kleinen wie die Großen in ihren Bann. Christa Muths ist Sozialwissenschaftlerin sowie Schamanin und Storytellerin und arbeitet international. Die Themen der Fabeln beschreiben notwendige Veränderungen im Leben der Geschöpfe, ob Menschen, Tiere, Archetypen oder auch von Menschen geschaffene Güter, die in den Fabeln zu Lebewesen werden. Christa bereitet die Geschichten auf, indem sie mit einer Powerpoint-Präsentation arbeitet, mit den Zuhörern bekannte Liedern mit Texten aus den Fabeln singt, sowie vorbereiteten Malvorlagen zum kreativen Umsetzen des Gehörten anbietet. In den Schulen wurden die Fabeln als pädagogisches Unterrichtsmaterial eingesetzt, die der Lernerfahrung sowie dem Verständnis von den Zusammenhängen zwischen Mensch und Natur dienen. Die Verantwortung füreinander und miteinander wird in allen Fabeln deutlich.

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Seitenzahl: 142

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Impressum:

© 2014 by Christa Muths

Image Cover: George Rix – http://www.seawithartist.com

Layout Cover: Maria Grandolfo – https//www.fiverr.com/renflowergrapx

Illustrationen: George Rix, seawith artist

Robin Muths, freeideas

Maria Gandolfo, Renflowergrapx

Satz: Angelika Fleckenstein, spotsrock.de

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN:

978-3-7323-1279-5 (Paperback)

978-3-7323-1280-1 (Hardcover)

978-3-7323-1281-8 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Neues aus dem Regenbogenland

Fabeln von Christa Muths

Über dieses Buch:

Die Fabeln sind aus der Arbeit mit Kindern entstanden und geschrieben für die Altersgruppe zwischen 5 und 15 Jahren. Sie wurden an verschiedenen Kindergärten und Schulen in Lesungen in verschiedenen Ländern vorgestellt und zogen die Kleinen wie die Großen in ihren Bann. Christa Muths ist Schamanin und Storytellerin und arbeitet international. Die Themen der Fabeln beschreiben notwendige Veränderungen im Leben der Geschöpfe, ob Menschen, Tiere, Archetypen oder auch von Menschen geschaffene Güter, die in den Fabeln zu Lebewesen werden. Christa bereitet die Geschichten auf, indem sie mit einer Powerpoint-Präsentation arbeitet, mit den Zuhörern bekannte Liedern mit Texten aus den Fabeln singt, sowie vorbereiteten Malvorlagen zum kreativen Umsetzen des Gehörten anbietet. In den Schulen wurden die Fabeln als pädagogisches Unterrichtsmaterial eingesetzt, die der Lernerfahrung sowie dem Verständnis von den Zusammenhängen zwischen Mensch und Natur dienen. Die Verantwortung füreinander und miteinander wird in allen Fabeln deutlich.

Über die Autorin:

Christa Muths ist gelernte Köchin, Verwaltungsinspektorin, Sozialarbeiterin, Sozialwissenschaftlerin und Autorin. 1982 gründete sie in England das Ausbildungsinstitut espacio, welches sie bis 2012 leitete. Sie ist Pinonierin im Bereich der Farbtherapie. Ihr erstes Lehrbuch mit dem Titel “Farbtherapie” erschien 1989 und wurde bis 2012 neu aufgelegt. Sie hat insgesamt bisher acht Bücher und weltweit unzählige Artikel veröffentlicht. Während ihrer Zeit in England arbeitete sie auch als Storytellerin in verschiedenen Ländern.

Seit 2007 lebt sie in Spanien, in der Nähe von Valencia auf einer Finca in den Bergen. Ihr Buch über den Alltag von Widerstandskämpfern im 3. Reich wird 2014 veröffentlicht werden.

Die Fabeln

Ein Tag im Leben eines Leuchtturms

Alina, das kunterbunte Regenbogenschiff

El Tonto, der Regenbogen-Narr

Schöpfungsgeschichte

Qackie und ihre schlauen Freunde

Ein Tag im Leben eines Leuchtturms

„Guten Morgen, guten Morgen, aufwachen“, schrien die Seemöwen und flogen lachend und kreischend, Kapriolen schlagend, um den Leuchtturm herum.

Der Leuchtturm erschrak von dem Lärm und wachte auf. Nun, Leuchttürme schlafen ja nicht wirklich, aber so ab und an dösen sie gedankenverloren vor sich hin, während ihr Licht immer weiter leuchtet, damit sich kein Schiff verfahren kann. Schiffe verirren sich natürlich heutzutage nicht mehr, aber sie können ihren Kurs verlieren und dadurch nicht nur den Hafen verpassen, in dem sie einlaufen wollen und sondern auf Sandbänke stranden oder auf Riffe oder Klippen im Wasser stossen.

Wenn die Schiffe auf Sandbänke stranden, dann sitzen sie meistens erst mal fest, bis zur nächsten Flut und das dauert dann 12 Stunden und ein schlimmes Schicksal widerfährt den Schiffen, wenn sie gar auf Felsen oder Klippen stossen. Sie können dann schnell schwer beschädigt werden und sogar sinken.

Es war ganz früh am Morgen, die Sonne war gerade am Horizont erschienen und für den Leuchtturm war es Zeit, sein Licht für den Tag abzuschalten und wieder auf die Nacht zu warten.

So ein Tag, nach getaner Arbeit also, war überhaupt nicht langweilig für einen Leuchtturm, nein, ganz im Gegenteil. Ständig waren neue Schiffe am Horizont zu beobachten und der Leuchtturm war auch jedes Mal immer wieder ganz gespannt, ob es den grossen und kleinen Schiffe auch gelang, sicher in den Hafen zu kommen. Es waren so viele Gefahren, die auf die Schiffe lauerten und der Leuchtturm kannte sie alle. Er stand jetzt bereits seit Hunderten von Jahren an seinem Platz und hatte so ziemlich alles erlebt, was Schiffen und so einem Leuchtturm widerfahren konnten.

Das Wasser war oft sehr unberechenbar und konnte mit dem Wind zusammen eine unschlagbare Kraft darstellen. Da hatte selbst der erfahrenste Kapitän große Probleme und musste oftmals um sein Schiff und das Leben seiner Seeleute kämpfen.

Auch die Schiffe änderten sich ständig: Nicht nur dass sie immer größer und schwerer wurden, sondern auch sehr viel lauter. Bei den kleineren Schiffen mit den weißen Lappen gab es viele Veränderungen in der Form. Ja, und es waren neuerdings auch alle möglichen kleinen schiffähnliche Gebilde auf dem Wasser, die laut durch die Gegend dröhnten und diese waren in den Augen des Leuchtturmes nicht nur völlig unnütz, sondern auch überflüssig und stellten eher eine Gefahr dar.

Dann gab es da auch noch diese Menschen auf dem Wasser, die auf einem Brett standen und sich an einer Stange festhielten und vom Wind nach vorne geblasen wurden um sich vom Wind treiben lassen. Sie machten zwar keinen Lärm, fielen aber ständig ins Wasser und kamen dann wieder hoch. Auch das machte dem Leuchtturm keinen Sinn.

Mit aller größtem Vergnügen jedoch beobachtete er die Menschen, die oben auf der Schaumkrone der Brandung auf einem Stück Holz entlang „ritten“ und dann von der Brandung begraben wurden und doch immer wieder zum Vorschein kamen. Das würde er ja auch zu gerne mal ausprobieren und manchmal träumte er sogar davon, wie es wäre, schwerelos, so sah es jedenfalls für ihn aus, auf den Wellen um die ganze Welt zu reiten.

Der Leuchtturm liebte seinen Platz und kannte seine Umgebung ganz genau: er stand hoch auf einer Klippe, die weit ins Meer hinausreichte, so dass er von ganz weit gesehen werden konnte. Bäume gab es erst hinten am Horizont, da in seiner unmittelbaren Umgebung kaum etwas wuchs. Um ihn herum gab es wenige Sträucher, diese waren aber alle vom Wind in eine Richtung gebogen beziehungsweise alle in eine Richtung gewachsen.

Und so hatte der Leuchtturm einen weiten Überblick nicht nur über das Meer, sondern auch über das Land. Ganz weit hinten am Horizont standen einige kleinere Häuser und die Menschen hatten einen weiten Weg zu gehen, bis sie direkt zu ihm kommen konnten. Er war also eine gewisse Einsamkeit gewohnt und liebte sie auch, zumal er sich überhaupt nicht einsam fühlte. Denn der Leuchtturm war sehr stolz auf sich und seine Aufgaben. Und nicht nur das, er war auch stolz auf seine Größe und seine Farben. Er trug nämlich farbige Bauchbinden, das heißt im Moment war sein Bauch gerade rot angestrichen. Aber manchmal strichen die Menschen seinen Bauch in schwarze oder blaue Streifen, so dass man ihn besser von weitem erkennen konnte. Er liebte seine Bauchbinden und war immer ganz gespannt darauf, welche Farbe er das nächste Mal neu bekam. Er sah sich auch alle Farben in der Kleidung der Menschen genau an und liebte Orange und ein kräftiges leuchtendes Pink. Ja, und manchmal träumte er davon, orangene oder pinke Bauchbinden zu haben. Leuchttürme träumen tagsüber, kaum nachts. Ihr eigenes Licht hält sie nachts wach. Tagsüber werden sie von der Sonne, den Vögeln und auch den Menschen und ihren Hunden wachgehalten.

Leider aber hatte er bisher den Menschen seine geheimen Wünsche noch nicht weitergeben können, so dass es bisher bei den Farben schwarz, rot und blau geblieben war.

Ja, und ganz stolz war er auf seine Aufgaben:

Er hatte unverrückbar, stolz und aufrichtig allem Wind und Gewitter standzuhalten, um den Schiffen und Menschen draussen auf hoher See nicht nur den richtigen Weg zu leuchten, nein, er half ihnen sogar, dass sie an allen Gefahrenstellen, wie Sandbänken, Felsen und Klippen sicher vorbei in den Hafen kommen konnten.

Im Laufe der Jahrhunderte seines Daseins hatte der Leuchtturm schon sehr viel erlebt: Die Schiffe hatten sich sehr verändert, sie waren immer größer und mächtiger geworden und auch bunter. Das Land um ihn herum hatte sich ebenfalls verändert: Manche der Felsen, die er von seiner hohen Warte aus sehen konnte, waren durch Stürme und Hochwasser abgebrochen und im Meer versunken, so dass sich die Küstenlinie verändert hatte.

Auch das Meer war nicht mehr das Gleiche. Diese riesigen neumodischen Schiffe stiessen viel schmutziges Wasser aus, welches das Meer verunreinigte. Das Wasser und die Fische beklagten sich darüber.

Leuchttürme stehen in einem direktem Kontakt mit Wind und Wasser. Im Laufe der Jahrhunderte haben sie gelernt, die Sprache des Windes, der von Kontinent zu Kontinent wehen kann, zu verstehen. Sie verstehen ebenso die Sprache des Wassers und damit auch indirekt die der Fische.

Wind und Wasser sind gute Freunde, so wie alle Elemente Freunde sind. Die beiden W’s (Wasser und Wind) treiben oft viel Unfug miteinander, sie bilden Stürme und Hurricane und verursachen Überschwemmungen. Meist bringen die Überschwemmungen gute neue Erde über das Land, oft sterben aber auch viele Tiere dabei und manchmal sogar Menschen. Aber für die beiden W’s, so wie für alle Elemente hat Sterben eine ganz andere Bedeutung als für die Menschen. Sie denken und fühlen ganz anders Für sie ist Leben ein Kreislauf, indem alles neu beginnt und wieder vergeht, indem jedes Mal, wenn es zu Ende geht, wieder neu beginnt. Auch Menschen und Tiere unterliegen diesem Kreislauf. Auch sie bestehen aus Elementen und diese vergehen nie. Sie formen sich ja immer wieder neu: in neue Menschen und neue Tieren.

„Heute ist ein komischer Tag“, dachte der Leuchtturm so gegen Nachmittag.

„Den ganzen Tag sinniere ich schon über mein Leben und die Welt. Ich werde ja richtig philosophisch“, dachte er und grinste ins sich hinein. Bestimmt haben die Sterne während der Nacht mit mir gesprochen und ich habe es nicht bemerkt. Heute Nacht werde ich mir den Sternenhimmel genauer ansehen.

Der Leuchtturm kannte den Sternenhimmel wie seine Westentasche oder besser gesagt, wie seine Bauchstreifen! Er kannte auch genau den Kreislauf der Natur; den Einfluss des Mondes auf das Wasser und die Fluten; die Kraft der Sonne, die die Temperatur des Wassers bestimmte und sogar, wie Sonne und Wasser die Bewegungen von Luft und Wind beeinflussen.

Langsam wurde es dunkel. Die Sonne ging unter und der Mond tauchte auf der anderen Seite auf. Das Licht des Leuchtturmes ging an.

Ja, und heute war wieder mal so ein Tag, an dem die beiden W’s nichts als Unsinn im Kopf hatten. Sie waren manchmal wirklich wie eineiige Zwillinge: so als ob sie gegenseitig ihre Gedanken lesen könnten. Den ganzen Tag über waren sie ruhig und spielten entspannt und gelassen miteinander. Gegen Abend wurden sie jedoch übermütig und heizten sich gegenseitig auf. Der Wind blies stärker, die Wellen wurden höher und peitschten immer schneller bis sich dann ein richtiger Sturm entwickelte.

Der Leuchtturm konnte sehen, wie die Schiffe auf dem Meer hin- und herschwankten und Mühe hatten, ihren Kurs bei zu behalten. Die kleineren Schiffe tanzten nur so auf dem Meer herum und alle wollten ganz schnell in den Hafen. Aber das war natürlich jetzt nicht mehr so einfach und mit großen Gefahren verbunden. Selbst die großen riesigen Schiffe hatten Mühe, ihren Kurs beizubehalten.

Langsam begann selbst der Leuchtturm sich Sorgen um die Schiffe und die Menschen auf den Schiffen zu machen. Plötzlich sah er, wie ein kleines Schiff ins Trudeln kam und zwar ganz in der Nähe von einem riesigen Frachtschiff. Das Frachtschiff bewegte sich plötzlich gar nicht mehr, es saß fest. Es war auf einen Felsen aufgelaufen.

„Ach, du meine Güte“, stöhnte der Leuchtturm ganz laut. „Das wird ein böses Ende nehmen.“ Und dann sah er mit Schrecken, wie aus dem Schiff dunkles, fast schwarzes Wasser langsam und schwer herausfloss.

„Oh je, oh je“, dachte der Leuchtturm. „Das bedeutet ja nun gar nichts Gutes.“ Er hatte so etwas schon einmal erlebt. Damals waren ganz viele Fische und auch Vögel in dieser schwarzen, schweren Brühe ertrunken und elendig verendet. Ja, und das Schiff, das diese schwarze Brühe verloren hatte, war gesunken und noch Monate später war das Wasser dunkel und er konnte förmlich hören, wie die armen Fische ständig husten mussten, um die schwarze Brühe wieder auszustossen. Bloß das half ihnen ja nicht viel, denn sie schwammen ja in der dunklen Brühe und atmeten sie wieder neu ein.

Damals kamen dann sehr, sehr viele Menschen und machten das Meer und diese Küste mit ganz wie Arbeit und Aufwand sauber. Er selber war davon ja nicht betroffen, da er ja hoch auf einem Kliff stand. Er konnte damals aber die Schreie der sterbenden Vögel hören, sowie den Kummer der ertrinkenden Fische spüren.

Wenn auch die beiden W’s vom Leben und Sterben der Geschöpfe auf der Erde wenig verstehen, ist das aber für die Vögel, Fische und alle anderen Lebewesen und insbesondere für die Menschen, völlig anders!

Der Leuchtturm beobachtete mit grosser Sorge das große Schiff, das auf dem Felsen gestrandet war, immer mehr schwarze Brühe ausstieß und wie das kleine Schiff mit dem weißen Lappen, welches immer hin und her flatterte, nicht nur immer mehr taumelte und hin und her schwappte, sondern auch immer dichter ans gefährliche Ufer getrieben wurde.

Plötzlich hörte er ein entsetzliches Geschrei: Das kleine Schiff mit dem weißen Lappen war auch auf Grund gelaufen und er konnte nun sehen, dass in dem Schiff zwei kleine Menschen waren. Ein großes Mädchen und ein kleiner Junge.

„Ja, wie ist das denn nur möglich“, dachte er. So etwas hatte er noch nie gesehen: so kleine Menschen ganz alleine auf einem Boot. Er wusste, dass es Menschen in ganz unterschiedlichen Größen und auch Farben gibt.

Er hatte da oft drüber nachgedacht und hatte auch eine Erklärung für die unterschiedlichen Hautfarben der Menschen: Sie waren auch immer mal wieder anders angemalt worden, so wie er. Und deshalb gab es helle und dunkle Menschen, verschieden farbige helle und verschiedenfarbige dunkle Menschen. Nur organgene und violett farbige Menschen hatte er noch nicht gesehen.

Komisch dachte er immer wieder, mir geben sie diese Farben ja auch nicht, obwohl ich sie so gerne hätte. Die Fische hingegen hatten alle Farben des Spektrums. Aber die Frage, wer denn wohl die Fische anmalt, hatte er auch noch nicht gelöst. Doch es muss jemand anders als die Menschen sein, darüber war er sich völlig klar. Aber so ein Leuchtturm ist sehr geduldig. Er hat alle Zeit der Welt zu warten, bis er die richtige Antwort auf seine Fragen finden konnte.

Ja, da war noch die Sache mit den unterschiedlichen Größen der Menschen. Er wusste auch, dass es Menschen im Gegensatz zu Leuchttürmen von ganz klein bis zu ganz groß gab und er wusste auch warum: Er hatte im Laufe der Jahrhunderte beobachtet, dass die Menschen ständig etwas in sich hineinstopften. Sie öffneten ein Loch am Kopf und stopften etwas hinein und wenn man ständig etwas in sich hineinstopft, dann muss man sich ja ausweiten, entweder nach oben oder seitlich. Und so kommt es, dass es große und schlanke Menschen gibt und dann natürlich auch dicke. Die Dicken, das sind dann die, die sich seitlich ausgedehnt haben. Ja und gibt es noch diejenigen, die weder groß und schlank noch dick waren, die hatten einfach viel weniger in sich hineingestopft. Die Tiere machen ja dasselbe, sie sind zunächst auch ganz klein und durch das ständige In-sich-Hinein-Stopfen werden auch sie größer und manche auch dicker.

„Ja, ich weiß wirklich ganz viel“, dachte der Leuchtturm ganz stolz auf sich.

„Aber nun ist keine Zeit zum Sinnieren, nun muss ich aufpassen, wie ich den Menschen in dem großen und kleinen Boot helfen kann.“

Er setzte seine Sirene ein, er tönte ganz laut, um auf sich aufmerksam zu machen. Aber der Sturm war so stark, dass niemand die Sirene hörte und sein Licht auch kaum zu erkennen war.

Er hörte, wie das große Boot ebenfalls dunkle Sirenentöne ausstiess und wie erst nach einiger Zeit ein kleines rotes Boot kam und die Menschen aus dem Wasser aufsammelte.

Allmählich wurde es so dunkel, dass selbst der Leuchtturm immer nur dann etwas im Dunkeln sehen konnte, wenn sein Licht durch die Luft und über das dunkle, immer schwärzer werdende Wasser glitt. Das große Boot begann langsam zu sinken und es verschwand immer mehr im Wasser. Menschen sah er jedoch nicht im Wasser. „Diese sind wohl alle von dem roten Boot mitgenommen worden und einige ja vielleicht auch ertrunken“, dachte unser Leuchtturm nachdenklich.

Obwohl der Sturm langsam nachließ, da die beiden übermütigen W’s vom wilden Treiben müde geworden waren, machte er sich Sorgen um die beiden kleinen Menschen in dem kleinen Boot. Er wusste aber auch, dass er da nicht viel machen konnte, wünschte sich aber ganz intensiv, dass die Beiden auch von dem roten Boot aufgelesen worden waren.

Der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. „Es müssen die Sterne sein, die mich heute so nachdenklich machen“, dachte er immer wieder, „denn irgendetwas ist heute anders als sonst. Ich werde mir heute Nacht den Sternenhimmel ganz besonders gut angucken. Hoffentlich haben die beiden W’s nicht zuviel Wind und Wasser aufgewirbelt, so dass wir heute Nacht einen starken Wolkenhimmel haben.“

Aber oft gibt es ja nach einem Sturm einen ganz klaren Himmel und darauf hoffte der Leuchtturm.

Plötzlich hörte er Stimmen, zuerst ganz leise und zart, dann langsam immer lauter werdend.