Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Dieses E-Book entspricht 256 Taschenbuchseiten Neugier ist das Verlangen, Neues zu erfahren und Verborgenes kennenzulernen. Ein flüchtiges, zufälliges Telefonat und die NeuGier ist geweckt ... Kate braucht Sex! Und Jackson will nur Sex! Aus dem ersten Seitensprung mit verbundenen Augen wird eine leidenschaftliche Affäre mit ungewissem Ende ... An der Rezeption des Hotels blieb Kate nur noch eine halbe Stunde, bis Jackson hier sein würde. Kate konnte sich nicht erinnern, je so nervös gewesen zu sein. Auf dem Zimmer nahm ihre Aufregung weiter zu, denn der Raum bestand praktisch nur aus dem Bett. Sämtliche Schränke verschwanden in den Wänden, die in dunklen, warmen Farben gehalten waren. In die Decke hatte man Halogenstrahler eingelassen, die ihre Lichtkegel auf drei aufgehängte große Fotografien warfen. Sie zeigten Ausschnitte von ineinander verschlungenen Körpern. Kate duschte und cremte sich ein. Sie schlüpfte in ein Höschen und einen BH, kramte den schwarzen dünnen Schal aus ihrer Tasche, krabbelte auf das Bett, zog die Füße unter den Po. Sobald ihr der Stoff die Sicht nahm, wurden die gedanklichen Bilder deutlicher und farbiger. Nicht länger waren sie noch zusammenhängend, sondern blitzten in Sequenzen durch ihren Kopf. Kate sah sich selbst und Jackson in allen möglichen Stellungen - dabei hatte sie doch gar keine Ahnung, wie sich alles Folgende abspielen würde. Das Bewusstsein darüber sandte eine heiße Welle durch ihren Körper und weckte das Ziehen zwischen ihren Schenkeln. Mit der Dunkelheit vor Augen schärften sich ihre restlichen Sinne. Der Hörsinn war ganz besonders sensibel und nahm über das Dröhnen ihres Herzschlags hinweg die leisesten Töne wahr. Sie hörte, wie sich andere Türen der Etage schlossen, hörte sich entfernende Schritte und schließlich auch solche, die sich näherten. Vor ihrer Tür stoppten sie. Ein Piepen besagte, dass die zweite Zimmerkarte eingesteckt und akzeptiert worden war. Die Tür öffnete und schloss sich. Die Schritte waren nun im Zimmer. Ein Rascheln ließ Kate auf eine sportliche Jacke, die ausgezogen wurde, schließen. Wieder folgten Schritte, die sich ihr näherten - von hinten. Als sie verstummten, spürte Kate Jacksons Präsenz so intensiv, dass sie fröstelte. Seine Stimme war nahe bei ihrem Ohr. "Tut mir leid, dass meine Hände so kalt sind", raunte er. Bis eben davon überzeugt, keinen Laut hervorzubringen, antwortete sie: "Das macht nichts." Und dann waren sie auf ihr, seine Hände. Von ihren Schultern strichen sie ihre Arme entlang und fuhren über die Handrücken. Seine Finger verschränkten sich mit ihren, während sein Mund in ihrem Nacken landete und von dort aus zu ihrem Hals wanderte. Es war, als zauberte er damit, denn augenblicklich fiel sämtliche Anspannung von Kate ab. Sie schmiegte sich an ihn, legte den Kopf gegen seine Schulter und wandte ihm das Gesicht zu, um ihn einzuatmen. Sein Duft war von keinem Parfüm überlagert, sondern frisch mit einer minimalen fruchtigen Note. Um sich weiter auszuziehen, ließ er für einen Moment von ihr ab und war binnen Sekunden wieder bei ihr. Von ihren Armen flogen seine Hände über ihren Bauch, über ihre Brüste und zu ihrem Rücken, wo sie den Verschluss des BHs öffneten und ihr das Stück Stoff und Spitze abstreiften. Er drängte sich näher an sie, ließ sie die Wärme seiner Haut und die Härte seiner Brustmuskeln spüren und umfasste ihre Brüste. ...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 287
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Impressum:
NeuGier | Erotischer Roman
von Alexa McNight
Originalausgabe
© 2013 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: conrado @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de
gesetzt in der Trajan Pro und Adobe Garamond Pro
ISBN 9783862772353
Eins
Kate verließ den Highway und bog in den Waldweg ein. Nach der ersten Gabelung bremste sie den SUV auf Schrittgeschwindigkeit herunter und holperte über den von Steinen und Wurzeln durchbrochenen Boden. Das Licht der Abendsonne schien durch die Bäume und verlieh der Umgebung einen Touch, den Kate jedes Mal wieder als zauberhaft empfand. Moos wucherte an Felsen und toten Stämmen. Lichtungen, auf denen Gräser im Wind wippten, unterbrachen den Baumwuchs. Dies war ein Ort, an dem man Feen, Gnome und Einhörner vermutete.
Bald erkannte sie die Umrisse des Hauses und Henrys Jeep davor. Er parkte am selben Fleck wie am vergangenen Wochenende und war vermutlich nicht ein einziges Mal während ihrer Abwesenheit bewegt worden.
Im Cottage schlug ihr der gewohnte Geruch von abgestandenem Leben und unbewohnten Räumen entgegen. Sie stellte ihre Tasche in der Diele ab und ging ins Wohnzimmer, um die Verandatür zu öffnen und Sauerstoff ins Haus zu lassen. Einen Moment verweilte sie vor der offenen Tür, betrachtete den so anheimelnd verwilderten Garten und den dahinter beginnenden Wald. Als sie sich zum Gehen umwandte, fiel ihr Blick auf den Kamin und die Asche darin. Im Korb davor lagen die beiden Scheite, welche sie am vergangenen Sonntag nicht benötigt hatte. Sie packte sie neben den Kamin und nahm den Korb mit nach draußen, um ihn später mit neuem Holz zu füllen.
Wieder in der Diele stieg sie die Holztreppe hinauf bis ins erste Obergeschoss, wo die Schlafzimmer lagen. Sie ließ die Tasche auf dem Bett ihres Zimmers und ging weiter ins Dachgeschoss, wo sich Henrys Atelier befand.
Es dauerte, bis er auf ihr Klopfen mit seinem knurrigen »Ja, doch« reagierte. Kate öffnete und trat ein.
Henry lag auf der Couch, die Beine überkreuzt. Eine Hand über der Stirn haltend, massierte er die Schläfen mit Daumen und Zeigefinger.
»Hast du wieder alle Fenster aufgerissen?«, begrüßte er sie, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und setzte sich auf.
Kate lehnte sich in den Türrahmen. »Natürlich«, entgegnete sie versucht gelassen, doch es bedurfte einiger Überwindung, ihren Tonfall nicht seinem anzupassen.
Henrys Schaffenskrise dauerte nun schon Monate an, und Kate wusste nicht, wie lange sie es noch aushielt. An jedem verdammten Freitag kam sie hierher, in der Hoffnung, dass er seine miserable Laune überwand, und fuhr an jedem Sonntag enttäuscht zurück in die Stadt.
»Was ist?«, knurrte er, da sie sich nicht bewegte, nichts weiter sagte und auch den Blick nicht von ihm nahm. »Wenn du dich jetzt über irgendwas aufregen willst, hau am besten wieder ab. Da hab ich keinen Nerv zu!«
Oh, er ist also angriffslustig!, schoss es Kate durch den Kopf. Das war doch mal eine Abwechslung zur Lethargie, in der er sonst vor sich hindümpelte. Um sich unter Kontrolle zu halten, verschränkte sie die Arme, spürte jedoch, wie sich ihre Enttäuschung mehr und mehr in Ärger wandelte. »Hau am besten wieder ab«, hatte er gesagt. Dass sie nicht der Grund für seine Laune war, sondern seine Unfähigkeit zu malen, war in Anbetracht dieser Aufforderung und dem Ausdruck in seiner Miene absolut kein Trost.
»Ich will mich nicht aufregen«, sagte sie und versuchte, das Vibrieren ihrer Stimme zu unterdrücken. »Deshalb haue ich jetzt wieder ab. Ich kann meine Wochenenden besser verbringen, denke ich.« Damit wandte sie sich zur Treppe um. Aber Henrys Worte ließen sie erstarren.
»Na sicher doch!«, rief er ihr nach. »Geh und feil an deinem Kitsch!«
Kate fuhr herum und lief ins Atelier. Henry war aufgestanden, starrte ihr entgegen. Er schien auf alles Mögliche gefasst, nur nicht darauf, dass sie sich die offene Flasche mit der roten Farbe griff und gegen die blanke Leinwand schleuderte. Einen unförmigen, triefenden Klecks hinterlassend, schlug das Ding auf den Boden und verteilte das Rot über die Holzdielen.
»Untersteh dich!«, schrie sie und wandte sich zu ihm um. »Untersteh dich, meine Arbeit abzuwerten, während du selbst seit einer Ewigkeit nicht in der Lage bist, auch nur einen Tupfer zu produzieren. Für wen hältst du …«
Weiter kam sie nicht, denn Henry war mit wenigen Schritten bei ihr, schloss eine Hand um ihre Kehle, trieb sie gegen eine Wand und funkelte sie an. »Vergleich deinen Schrott nie wieder mit meinen Bildern. Schau, wo du stehst und wo ich!«
»Ich sehe sehr genau, wo du stehst«, keuchte Kate und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Dass ihr das nicht gelang, schürte ihren Zorn. »Oder besser gesagt, wo du liegst. Auf der Couch nämlich mit den Gedanken in jämmerlich schwarzen Wolken.«
Henry drückte fester zu. Ein schiefes Grinsen ließ sein eigentlich attraktives Gesicht zur Fratze werden. »Fick dich!«, spie er voller Verachtung aus. »Fick dich einfach!«
Entsetzt über seine Worte sammelte Kate ihre Kraft. Diesmal gelang es ihr, ihn fortzustoßen und ehe er sich versah, hatte sie ausgeholt und ihm eine Ohrfeige verpasst – was sie nie zuvor getan hatte. Für eine Sekunde hatte es sich gut angefühlt, doch schon im nächsten Moment hasste sie sich selbst für das Niveau, auf das sie sich von ihm hatte herabziehen lassen, und wünschte, sie wäre stattdessen gegangen, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
Die Möglichkeit bestand nun nicht mehr, denn abermals war Henry bei ihr, zog sie grob an sich und riss ihre Bluse auf. Klackernd hüpften ein paar Knöpfe über den Boden. Kate stieß ihn ein weiteres Mal von sich, wollte sich an ihm vorbeischieben, doch er packte sie von hinten, zerrte ihr die Bluse über die Schultern und hielt ihre Arme auf dem Rücken zusammen. Ihr auch den BH herunterziehend, drängte er sich an sie.
Kate schnaubte und wand sich in seinem Griff. In den vor Aggression strotzenden Zweikampf verstrickt, stolperten sie durch das Atelier und stießen gegen die Staffelei. Da ließ Henry sie los. Kate verlor das Gleichgewicht und konnte sich, da ihre Hände noch in den Ärmeln der Bluse verheddert waren, weder halten noch auffangen. Mit einem Rums fiel die Staffelei um und Kate landete rücklings auf der Leinwand. Dabei stieß sie sich die Schulter und ächzte vor Schmerz. Tränen schossen in ihre Augen, doch sie blinzelte sie weg. Nicht eine Träne würde dieser Mistkerl von ihr sehen! Mit zusammengebissenen Zähnen befreite sie ihre Hände aus der Bluse und wollte sich aufrappeln, da beugte sich Henry über sie. Sie versuchte, ihn abzuwehren, doch abermals umfasste er ihre Gelenke und drehte sie so geschwind und unsanft auf den Bauch, dass sie ein weiteres Keuchen ausstieß.
»Lass mich sofort los!«, knurrte sie.
»Nein«, entgegnete er hinter ihr und presste sie fester auf die Leinwand und in die darauf klebende rote Farbe. »Zuerst hilfst du mir, meine Kreativität auszuleben.« Seine freie Hand fuhr zu ihrem Bauch, öffnete ihre Hose und zog sie mitsamt dem Slip von ihren Hüften, über ihre Beine und Füße. Kate sah, wie er sich die Farbflasche angelte und spürte wenig später den kühlen Farbbrei zwischen ihren Beinen. Mit der Hand verteilte ihn Henry auf ihrem Hintern und ihrer Spalte. Dann griff er in ihr Nackenhaar und zog sie hoch. »Setz dich hin und mach mir zum Abdruck deiner Brüste noch einen von deiner Möse auf die Leinwand! Das nenne ich dann mal eine ausgefallene Technik.«
Inzwischen bebend vor Zorn nutze sie den Moment, als sie auf die Knie kam, um ihn abzuschütteln. Kaum stand sie, stieß sie Henry von sich und immer weiter, bis er auf der Couch landete.
»Geh dahin, wo du dich am wohlsten fühlst«, fauchte sie über ihn kommend. Mit einem Handgriff löste sie seine Gürtelschnalle, mit einem zweiten öffnete sie seine Hose, mit einem dritten zog sie den Gürtel aus den Schlaufen.
Das dreckige Grinsen wieder zeigend, ließ er es geschehen.
Kate zog Henry die Hose über die Beine und nahm, wie er es getan hatte, seine Shorts gleich mit. Sein Schwanz stand hart ab, die Eichel war dunkel und prall. Sie kroch weiter über ihn, krallte die Finger in seine Schultern und setzte sich auf ihn.
Henry stöhnte, als sie ihn in sich aufnahm und legte eine Hand in ihren Nacken, um sie zu einem Kuss herabzuziehen. Kate stemmte sich jedoch dagegen und ließ seinen Schaft tiefer gleiten. Darauf verfiel sie in einen schnellen Rhythmus, der ihn vergessen ließ, dass sie ihn nicht küssen wollte.
Strähnen seiner dunklen Locken klebten an seiner Stirn. Seine weicher werdende Miene und das tiefere Braun seiner Augen verhießen, dass sein Ärger verrauchte – was Kate nicht von sich behaupten konnte. Ihre Wut war nun jedoch nicht länger von Empörung bestimmt, sondern von Verzweiflung. Je länger sie Henry ritt, seine Hände auf sich spürte und ihn ansah, desto mehr vermisste sie den Mann, der er eigentlich war und der sich nun in mancher Sekunde zeigte. Es war so traurig, dass es einen solchen Auslöser gebraucht hatte.
Als Kate spürte, dass sie kommen würde, schloss sie die Augen und bog den Kopf zurück. Der Schrei, der sich in ihrer Brust sammelte, gab ihr das Gefühl zu ersticken, wenn sie es nicht schaffte, ihn freizulassen. Noch ein paar Mal ließ sie ihren Hintern auf Henrys Becken klatschen, dann erreichte sie den höchsten Punkt. Ihre Muskeln wurden starr, ihr Unterleib zuckte und sie stieß den Schrei aus der Kehle – nicht erleichtert, sondern bekümmert und abermals kurz davor zu heulen.
Henrys Atem stockte und er presste ihren Namen zwischen seinen Lippen hervor als er kam. Seine Hände schlossen sich fester um sie, zogen sie zu sich. Kate, die kraftlos war, sank gegen ihn und legte die Stirn auf seiner Schulter ab.
Als sie ihre Fassung zurückerlangt hatte, löste sie sich von ihm und stand auf. Sie sah ihn nicht an und er fragte nicht, wohin sie ging. Am liebsten wollte sie so, wie sie war, in ihr Auto steigen, doch so konnte sie nicht fort. Sie musste die rote Farbe von ihrer Haut waschen und Henrys Sperma, das ihre Beine hinunterlief.
***
Auf dem Rückweg in die Stadt weinte Kate. Sie schluchzte nicht, sie schniefte nicht, sie gab keinen Laut von sich, sondern ließ die Tränen kullern und im Stoff ihres Shirts versickern.
War dies etwa das Ergebnis ihrer gemeinsamen fünf Jahre? Gingen sie nun so miteinander um? Beleidigten und schlugen sich, um dann Sex zu haben? Gewiss konnten sie nicht behaupten, eine gewöhnliche Beziehung zu führen, doch was gerade geschehen war, war für Kates Empfinden schlicht und ergreifend der absolute Tiefpunkt. Davor hatte sie geglaubt, nicht tiefer geraten zu können, schließlich schwiegen Henry und sie praktisch seit vier Monaten. Er redete nie viel, wenn er in einer kreativen Krise steckte. Er zog sich immer zurück und ließ sie außen vor – und immer hatte sie es toleriert und ihm den zur Findung benötigten Raum gelassen. Doch dieses Mal dauerte es zu lange an, und mit jedem Tag schien er tiefer in seiner Gleichgültigkeit zu versinken.
Für kurze Zeit war das Haus im Wald ihre gemeinsame Bleibe gewesen. Kates Wohnung in der Stadt über der Werkstatt und dem Shop hatte lediglich zum Ausweichen gedient, damit sie und Henry sich nicht auf der Pelle hockten oder sich im Miteinander-Leben festfuhren. Leider wich sie seit Langem die Woche über aus und wünschte sich immer häufiger, auch übers Wochenende ausweichen zu können – ohne jedes Gefühl des Bedauerns.
Mehr Tränen liefen über ihre Wangen, als sie sich bewusst wurde, dass es gute Zeiten gegeben hatte und diese beinahe in Vergessenheit geraten waren.
Die Ausstellung der Purpur-Bilder war es gewesen, auf der Kate Henry Irons kennengelernt hatte. Wie jede andere seiner Ausstellungen hatte sie die Vernissage aus Faszination für seine Bilder besucht, und entgegen der Intention anderer weiblicher Besucher war es ihr dabei nie in den Sinn gekommen, mit dem Künstler anzubandeln. Nicht unbedingt, weil man über ihn sagte, dass er seine Lebensgefährtinnen so häufig wechselte wie die Farben auf seiner Palette. Sie mochte seine Kunst. Für den Mann selbst hatte sie sich nicht interessiert. Allein sein Äußeres, der so typisch künstlerisch alternative Hauch, der ihn umgab, hatte sie absolut nicht angesprochen.
Später hatte Henry ihr erzählt, dass sie ihm aus zwei Gründen aufgefallen war. Zum einen hatte sie Die Purpurwüste extrem lange betrachtet. Zum anderen war sie ein Farbklecks in einer schwarzgrauen Masse gewesen.
In die Arbeit an einem Armreif vertieft, hatte sie die Zeit vergessen und irgendwann erschrocken festgestellt, dass die Vernissage gerade begann. An sich herabschauend, hatte sie beschlossen, dass ihr Outfit gerade gut genug war. Über einer dunkelroten Ballonhose trug sie eine weiße Tunika. Um ihren Hals baumelten drei unterschiedlich lange Ketten aus schwarzen und roten Glasperlen, die sie am Morgen als Kombination anprobiert hatte. Also sprintete sie los, löste ihr Haar auf dem Weg zum Auto, betrachte sich in dessen Fenster und steckte die glatten, blonden Strähnen doch wieder zu einem Knäuel am Hinterkopf zusammen. Außer Puste war sie auf der Vernissage aufgeschlagen, wo sich Henry gerade zu seinen Bildern äußerte. Sein Blick war zu ihr geschnellt, und eine Stunde später, während ihrer Betrachtung des Bildes Die Purpurwüste, hatte er sie angesprochen.
Ob er bereits wüsste, in welcher Farbe er seine nächsten Bilder malen würde, hatte sie ihn gefragt, und er hatte »Taubenblau« geantwortet. Auf ihren Blick hin, hatte er sie mit einem Lächeln darauf hingewiesen, dass dies die Farbe ihrer Augen sei.
Das war kein Spruch gewesen, mit dem er sie hatte rumkriegen wollen, sondern die Ankündigung eines Vorhabens, das er kurze Zeit später umsetzte. Die taubenblauen Bilder zeigten fast alle Kate. Taten sie es nicht, standen sie im Zusammenhang mit ihr oder waren inspiriert von den Orten, an die sie einander entführt hatten.
Dies alles schien eine Ewigkeit her zu sein.
***
Zuhause angelangt, nahm Kate ihr Handy und wählte Jills Telefonnummer. Zwar weinte sie nicht mehr, doch sie war noch immer aufgewühlt. Sie brauchte keinen Ratschlag und würde von Jill nicht wirklich einen bekommen, im Gegenteil. Eher einen Tritt in den Hintern. Sie musste Jill einfach sehen und sich von der Seele reden, was sie gerade erlebt hatte.
Bei allen Versuchen wies sie eine automatische Ansage darauf hin, dass die angerufene Person nicht erreichbar war. Kate fiel die neue Nummer ein, die sie am Vortag notiert hatte, und schimpfte auf der Suche nach dem Zettel vor sich hin, weil Jill ständig ihre Telefonnummern änderte – genau genommen immer dann, wenn sie eines Lovers überdrüssig war.
Endlich fand sie den Zettel, tippte die Nummer ein und atmete erleichtert durch, als sie das Klingelzeichen hörte. Dass sich statt Jill ein Mann meldete, irritierte sie.
»Oh, Entschuldigung«, stotterte sie. »Da habe ich wohl eine falsche Nummer.«
»Das liegt im Auge des Betrachters«, lautete die prompte Reaktion, die Kate nur mit Schweigen zu quittieren wusste.
»Meine Nummer erscheint mir selbst nämlich ganz richtig«, fuhr die Stimme amüsiert fort. »Wen wollten Sie denn sprechen?«
»Jill.« Noch während Kate ihm diese Info gab, schüttelte sie den Kopf über sich. Was wusste er mit diesem Namen schon anzufangen. »Bei Ihnen erreiche ich sie wohl nicht, oder?«
»Nein, eher nicht. Hätte ich auch gegen die Gesellschaft einer Jill nichts einzuwenden.«
»Okay«, beeilte sie sich zu sagen und grollte im Stillen, weil er sich offenbar für besonders witzig hielt. »Sorry nochmals!« Sie beendete das Gespräch, ohne ein weiteres Wort von ihm abzuwarten.
Nachdem sie die notierte Nummer mit der eingetippten verglichen hatte und sichergegangen war, dass sie identisch waren, schnappte sie sich ihren Autoschlüssel, um zu Jill zu fahren.
Jill lebte am Stadtrand und es dauerte eine Viertelstunde, in der Kate jede rote Ampel verfluchte, bis sie vor dem kleinen Reihenhaus einparkte. Mit einiger Ernüchterung stellte sie fest, dass alle Fenster dunkel waren. Sie klingelte, doch wie befürchtet, war Jill nicht zu Hause.
Auf dem Heimweg versuchte Kate sich damit abzufinden, dass sie ihre Sorgen heute nicht loswerden würde, doch sie wählte, sobald sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, die zuletzt im Protokoll gespeicherte Nummer noch einmal an. Vielleicht, so hoffte sie, hatte es lediglich einen Fehler beim Verbindungsaufbau gegeben.
»Jill ist noch nicht eingetroffen«, informierte sie dieselbe Männerstimme. »Ich kann mich bei Ihnen melden, sobald sie hier aufkreuzt.«
Kate plumpste in einen Sessel. »Ach, verflixt! Tut mir leid!«, sagte sie und klang dabei offenbar verzweifelter, als ihr bewusst war.
»Nicht so schlimm«, antwortete er und schien verunsichert, weil sie sich nicht gleich wieder verabschiedete. Dabei war sie mit dem Ohr zwar noch am Telefon, mit den Gedanken aber ganz woanders. »Also, falls ich sonst nichts für Sie tun kann …«
Seine vage Formulierung holte sie zurück in die Realität. »Nein, natürlich nicht … also dann …«
»Natürlich nicht?« Schon wieder klang er belustigt. »Wieso ist es so ausgeschlossen? Zumindest könnte ich mit Ihnen plaudern bis Jill da ist … bei einem von uns.«
Kate schluckte einen genervten Laut. »Das ist ein verlockendes Angebot, aber ich werde es ausschlagen müssen.«
»Warum, wenn es verlockend ist?«
»Weil ich zu tun habe. Und jetzt lege ich …«
»Zu tun zu haben scheint nicht gerade ein Vergnügen zu sein, dem man an einem Freitagabend nachgeht«, fiel er ihr ins Wort. »Sondern eher eine Verpflichtung.«
Nun klang er provokativ. Kate beschloss, ihm im gleichen Ton zu antworten.»Und Ihnen ist langweilig … an einem Freitagabend?«
»Absolut nicht. Ich unterhalte mich ganz ausgezeichnet.« Ihrem nächsten Einwurf vorbeugend, fuhr er fort: »Ich trinke Wein, höre Musik und überlege, ob ich in einen Club gehe oder den Abend so lasse, wie er ist.«
»Ah, ja. Na dann will ich Sie in Ruhe Wein trinken und überlegen lassen …«, versuchte sie ihn erneut abzuwimmeln.
»Meine Ruhe nehmen Sie mir absolut nicht. Im Gegenteil.«
»Aber wenn wir sprechen, können Sie die Musik nicht mehr hören.«
»Doch, die Musik sorgt für die perfekte Untermalung.«
Sie lauschte, konnte aber nichts hören. »Was für Musik ist es denn?« Im Stillen tippte sie auf Jazz, alternativ auf Chill-out.
»Zaz«, sagte er.
Das war eine Musikrichtung, von der sie noch nie gehört hatte. »Was ist das, Zaz?«
Er lachte. »Nicht das Zaz, die Zaz.«
»Die Zaz kenne ich genauso wenig.«
»Sie ist Französin.«
»Und sie singt französisch …«
»So ist es.«
»Französisch hatte ich ein Jahr lang in der High School«, erzählte Kate und zog die Füße unter den Po, um bequemer zu sitzen. »Davon ist wenig hängen geblieben. Ich würde kein Wort verstehen. Wovon singt sie?«
Er gab einen grüblerischen Laut von sich, schien zu überlegen, welche Zusammenfassung er ihr geben konnte. »Vom Leben, der Liebe, der Seele …«
Kate stutzte. Hatte er das wirklich gerade gesagt? Diese Worte benutzt, bei deren Klang eine Gänsehaut von ihrem Nacken bis zu den Fußsohlen krabbelte?
»Von Dingen, die wirklichen Wert haben«, fuhr er fort. »Von Momenten, an die man sich erinnern möchte und von Wünschen, die es sich zu wünschen lohnt.«
Sie wollte diese Musik hören, egal, ob sie den Text verstand oder nicht – doch sie vertrieb den Wunsch.
»Klingt toll«, entgegnete sie also und verlieh ihrer Stimme einen sachlichen Ton. Ihr Geist war damit nicht einverstanden und wollte sich fortträumen, zwang sie sogar, die Augen zu schließen. Ihr Verstand ermahnte sie jedoch, sie gleich wieder zu öffnen. Kate befolgte seinen Rat, straffte zudem die Schultern. »Und jetzt muss ich wirklich auflegen.«
Wie beim letzten Telefonat würgte sie ihn ab, indem sie die Verbindung unterbrach. Dann rollte sie sich auf der Couch zusammen, schob den Fremden aus ihren Gedanken, auch Henry – und Jill, die sich mal wieder herumtrieb –, und schlummerte ein.
***
Es dämmerte bereits, als sie aufwachte. Kurz streckte sie die vom Sessel gepeinigten Glieder und quälte sich in die Senkrechte. Dabei fiel ihr Handy auf den Boden. Auf dem Weg ins Bett überprüfte sie das Display und sah eine Nachricht.
Anspieltipp: Je veux von Zaz. Übersetzt heißt das: Ich will. Der Rest sei Ihrer Fantasie oder dem Wörterbuch überlassen.
Zwei
Palo Alto lag am unteren Ende der San Francisco Bay im Silicon Valley. Zwölf Jahre zuvor war Kate vom benachbarten Bundesstaat Nevada hierhergekommen, um die Ausbildung zur Goldschmiedin bei einem Meister zu absolvieren, dessen Schmiede die beliebteste Adresse dieser Branche der Stadt und Umgebung war. Wenngleich er und Kate verschiedene Vorstellungen von Kunst in Gold hatten und er ihre Stücke oftmals als zu extravagant und untragbar beschrieb, ließ er ihr doch ihren Freiraum. Nach dem Ende ihrer Ausbildung bat er Kate zu bleiben und versprach ihr Unterstützung bei der Vorbereitung und Absolvierung ihrer Meisterprüfung. Seine Kinder lebten über die Staaten verstreut und hatten andere Ambitionen als das Geschäft des Vaters zu übernehmen, also stellte er es Kate in Aussicht. Zu einem Preis, der vielmehr ein Geschenk war, überließ er ihr das Haus in der Hamilton Avenue, dessen erste Etage eine Dreizimmerwohnung beherbergte. Das untere Geschoss teilten sich der Shop und die Werkstatt. Mit einem Zwinkern hatte er sich in sein Domizil am Meer verabschiedet. Er wollte nicht miterleben, wie Kate seinen Laden in ein, wie er sagte, Modern-Art-Museum verwandelte. Es war ein Spruch, den sie ihm nicht übel nahm, denn dass er ihr sein Lebenswerk überlassen hatte, war sowohl ein Kompliment als auch ein Zeugnis von Vertrauen.
Ohne ihn war es anfangs nicht leicht gewesen, und viele langjährige Kunden kamen nicht wieder. Beirren ließ sich Kate hiervon nicht, sondern machte weiter, wie es ihr gefiel. Gemäß dem Sprichwort, das besagte, dass man an sich selbst glauben musste, damit es auch andere taten, verwandelte sie ihr Edelmetall zu den Fabelwesen aus Henrys Wald, perfektionierte und individualisierte sie mehr mit jedem Jahr. Die Einnahmen ihres Ladenshops machten einen nur kleinen Anteil aus, wohingegen die Stücke, die sie über ihren Webshop verkaufte, bald ihr geregeltes Einkommen sicherten.
Was von den einen als überteuerter Kitsch bezeichnet wurde, wurde für mehr und mehr Liebhaber zum Must-have. Je freier Kate ihre Fantasie ließ, desto lauter wurde der Ruf nach noch mehr Verrücktheit, nach noch mehr Drama in Gold und Platin. So entstanden die Kollektionen der Crowned Lizards, der Sad Butterflies, der Hungry Lillies und viele mehr.
Im Sommer vor zwei Jahren hatte die Nachfrage so abrupt zugenommen, dass Kate ihr allein nicht mehr nachkam, zwei Goldschmiedinnen einstellte und die Werkstatt räumlich um das Doppelte erweiterte.
Neben Privatpersonen interessierten sich zudem mehr und mehr Juweliere in den kalifornischen Großstädten für ihre Arbeit. Dass sie ganze Kollektionen bei ihr in Auftrag gaben, um sie in ihren Geschäften anzubieten, sorgte dafür, dass man den Namen Kate Clark inzwischen über die Grenzen Kaliforniens hinaus mit ausgefallenem Designerschmuck verband.
***
Jill Grey war so etwas wie eine wandelnde Ausstellung von Kates Kunst. Für den Abend hatte sie die Flames angelegt – ein Set aus Ohrsteckern, Ring und Armreif, für das Kate Gold und Rotgold verwendet hatte und dessen Motiv, wie der Name vermuten ließ, eine züngelnde Flamme war. Der Schmuck passte perfekt zu Jills rotem Haar und dem Outfit, das wie so oft viel Haut zeigte. Der bloße Anblick des schulterfreien Cocktailkleides genügte, um Kate frösteln zu lassen. Wenngleich es in Palo Alto keine Jahreszeiten im üblichen Sinne gab und sich die Temperaturen auch jetzt im Februar tagsüber auf milde zwanzig Grad hochschaukelten, so war es doch Winter.
Im Allgemeinen gab Kate Hosen den Vorzug vor Kleidern. Ihre Statur war nicht so weiblich rund wie Jills, sondern eher athletisch. Was ihre Figur an weiblicher Sinnlichkeit vermissen ließ, glichen die feinen Züge und geschwungenen Linien ihres Gesichtes aus. Trug sie die Haare zum Zopf gebunden oder am Hinterkopf zusammengesteckt, wirkten diese Merkmale noch stärker. Für den Abend fielen sie allerdings offen über Kates Schultern.
»Also, was ist los?«, fragte Jill, sobald sie an ihrem Tisch im Seven Seas saßen. »Ist der Mistkerl immer noch nicht aus seiner Pinselstube rausgekommen?«
Kate war am Vormittag erneut zu Jill gefahren, hatte sie aus dem Bett geklingelt und sich für den Abend mit ihr im Restaurant verabredet. Als sie ihr nun erzählte, was zwischen ihr und Henry vorgefallen war, musste sie ein paar Mal unterbrechen und Jill beruhigen, weil die Freundin den Anschein machte, gleich vor Wut platzen zu wollen.
»Meinst du nicht, dass es langsam reicht?«, fragte Jill schließlich, hob den Wein an die Lippen und nippte daran. Dann fuhr sie fort: »Soll er doch seine schlechten Zeiten allein ausbaden und dir deine guten nicht vermiesen.«
»So einfach ist es aber nicht«, versuchte Kate zu erklären, kam aber nicht weit.
»Doch, es ist total einfach.« Jill schraubte die Stimme ein wenig höher und imitierte Kate. »Eigentlich ist er ganz anders, blabla! Ich kann es nicht mehr hören. Erspar dir diese Wochenenden und fahr nicht mehr hin! Entweder kommt er zu Verstand und zeigt dir, dass du ihm etwas bedeutest oder …« Sie zuckte die Schultern und trank einen weiteren Schluck.
Als Kate nichts erwiderte, fügte sie mit einem Grinsen hinzu: »In der Zwischenzeit kannst du ja mal guten Sex haben.« Sie nickte in Richtung der Bar. »Heute zum Beispiel.«
Kate warf einen finsteren Blick zu dem Beau, der die Cocktails mixte. »Ist das der Cousin oder einer der Brüder?«
Sie wusste, dass Jill hin und wieder Sex mit den Besitzern des Seven Seas hatte, und hielt nicht sonderlich viel davon.
»Das ist Max«, hob Jill an, legte jedoch einen Finger über den Mund, weil sich die Bedienung mit dem Essen näherte. Die üblichen Floskeln benutzend, servierte das Mädchen und entfernte sich wieder.
»Ben, der Cousin, kümmert sich um die Küche, während Finn oben über dem Papierkram brütet.«
»Und mit welchem der drei vögelst du am liebsten?«
»Das ist meine Sache. Du kannst dir ein eigenes Urteil bilden.«
Kate schlug die Serviette auf und breitete sie auf ihrem Schoß aus. Sie nahm das Besteck und schnitt das Filet an, ohne den geringsten Appetit zu verspüren. »Ich verzichte«, murmelte sie und schob den ersten Bissen in den Mund.
»Warum denn? Henry muss das nicht erfahren.« Jill, die sich wie ausgehungert über ihren Teller hermachte, schnaubte im Kauen und murmelte dann: »Nimm es mir nicht übel, aber im Moment wäre ihm sogar das herzlich egal.«
Kate hätte ihr gern widersprochen, doch konnte es nicht. »Wahrscheinlich hast du recht.«
»Also?«
»Also gar nichts«, brauste sie auf und dämpfte ihren Ton, als Jill ihr einen skeptischen Blick zuwarf. »Sex mit Fremden kann ich nichts abgewinnen. Solcher Sex ist einfach nicht gut, denn er hat keinerlei Basis. Keiner weiß, wie der andere es gern mag, was den anderen reizt und im Endeffekt befriedigt. Man vögelt einfach nur vor sich hin. Selbst wenn es für den Moment okay ist, so beschert es einem danach ein mieses Gefühl.«
Die Freundin zeigte sich wenig beeindruckt. »Wann hast du diese Erfahrungen gemacht? Vor zehn Jahren? Mit irgendwelchen Discoboys?«
Kate legte das Besteck auf den nicht mal halb gelehrten Teller und schob ihn ein Stück beiseite. Kopfschüttelnd wandte sie sich an Jill. »Welche Bedeutung misst du dem Sex nur bei?«
Sie musste nicht lange überlegen. »Vielleicht eine zu große. Aber du, Darling, unterschätzt diese Sache entweder oder du belügst dich.«
***
Mit fortschreitender Stunde füllte sich das Seven Seas. Bald war jeder der Tische besetzt, und rund um die Bar warteten weitere Gäste auf Plätze.
Nach dem Essen wechselten Kate und Jill in die separate Billardlounge. Beim Spiel erzählte Jill von einem Auftrag, den ihre Werbeagentur erhalten hatte.
Kate, die ständig verlor, wurde müde. »Wie sieht’s aus, rufen wir uns ein Cab?«
Jill sah sich im Restaurant um. Nur noch wenige Tische waren besetzt und die Billardlounge teilten sie lediglich noch mit einer anderen Gruppe. Sie legte die Kugeln in das Dreieck und rollte es an die entsprechende Stelle.
»Lass uns weiterspielen!«, schlug sie vor.
»Ach Jill, komm schon. Du bist doch auch müde.«
»Kein bisschen. Also gib dir einen Ruck!«
Kate beobachtete Jills Anstoß. Die Kugeln schossen über den grünen Stoff. Die Elf rollte in eine Tasche. »Irgendwie hab ich den Eindruck, wir warten auf etwas.«
»Tun wir auch«, entgegnete Jill ohne aufzuschauen, peilte die günstig liegende Dreizehn an und lochte sie ein.
»Worauf warten wir?«
»Worauf schon ...« Über den Lauf ihres Queues blickte Jill den Männern nach, die den Nachbartisch gerade verlassen hatten. »Darauf, dass sie abschließen. Und das tun sie erst, wenn alle«, sie korrigierte sich, »fast alle Gäste gegangen sind. Allzu lange wird das nicht mehr dauern.«
Jill vergeigte den Stoß und Kate war an der Reihe. Sie verschaffte sich einen Überblick über ihre Kugeln und überhörte Jills ironischen Hinweis, der sie daran erinnerte, dass die Acht zuletzt eingelocht werden musste.
»Und wenn ich jetzt gehen will?« Sie beugte sich über den Tisch, peilte die Vier an und schoss sie sogar in die Tasche.
»Deine Wahl«, lautete Jills knapper Kommentar. Darauf begrüßte sie einen Mann, der sich zu ihr gesellte. Sein dunkles Haar war noch feucht von der Dusche.
Er kam zu Kate herum, stellte sich als Ben vor und gab ihr, wie zuvor Jill, einen Kuss auf die Wange. Der Duft seines frisch aufgetragenen Aftershaves machte sie nervös, und um sich davon abzulenken, nahm Kate ihre nächste Kugel ins Visier.
»Hey miteinander! Wo ist Finn?«, ertönte es neben ihnen.
Es war Max, der Barkeeper.
»Noch oben.« Ben korrigierte Kates Griff um den Queue. »Er kommt aber gleich.«
Dass Max sich an ihre andere Seite stellte, schürte Kates Nervosität. In ihrem Nacken kribbelte es, weil sich die Härchen aufrichteten. So gut dies möglich war, blendete sie die Nähe der Männer aus, konzentrierte sich auf die Zwei und lochte sie ein.
»Gut gemacht«, lautete Max’ Kommentar.
Kates Lächeln gefror auf ihren Lippen, als er mit der Fingerspitze über ihren Arm strich. Zwar war die Berührung nur sachte, doch hinterließ sie ein Brennen unter ihrem dünnen Shirt.
»Klappt das auch, wenn du abgelenkt bist?«, fragte er. »Versuch die Fünf. Die schaffst du von hier aus.«
Die Fünf hätte sie nicht als nächstes angespielt, dennoch veränderte sie ihre Position ein wenig und visierte die Kugel an. Hitze schoss in ihre Wangen, als Max seine Hände auf ihre Schultern legte. Seine Berührung wurde fester, je tiefer er gelangte. Bald strich er über ihre Seiten, wobei seine Finger die Rundungen ihrer Brüste berührten. Darauf umfasste er ihre Taille und zog ihren Po gegen sein Becken.
Mit viel zu viel Tempo schoss die Fünf über das Grün, prallte weit neben der Tasche ab und kickte andere Kugeln von ihren Posten.
Ben und Max ließen unisono einen Laut des Bedauerns hören.
Kate setzte sich in einen der Sessel. Jill kam um den Tisch herum und bedeutete den Männern, dass sie Platz brauchte, den sie ihr gewährten. Mühelos lochte sie eine ihrer Halben ein. Lediglich drei ihrer Kugeln waren noch übrig, als der dritte Mann, Finn, hinter ihr auftauchte. Seinem Bruder und Cousin stand er an Attraktivität ins nichts nach. Wie die beiden war er dunkelhaarig, breitschultrig und strahlte eine Selbstsicherheit aus, die ihm, wie Kate vermutete, selbst auf einer überfüllten Party die Aufmerksamkeit aller weiblichen Gäste garantierte.
Er beugte sich über Jills Rücken und umschloss ihre Brüste mit beiden Händen. Sein Raunen in ihr Ohr hielt sie nicht davon ab, auch die Zwölf in eine der Taschen zu befördern.
»Mach so weiter!« Von ihrem Rücken aus streichelte er zu ihrem Po und schob das Kleid nach oben. »Und mach keinen Fehler!«
Kate mahnte sich, wegzusehen, konnte jedoch die Augen nicht abwenden und sah, dass ihre Freundin halterlose Strümpfe trug. Auf einen Slip hatte sie hingegen verzichtet.
Sobald das Klackern der nächsten eingelochten Kugel erklang, presste Finn seinen Mund auf Jills Spalte. Sie seufzte und stützte sich auf dem Tisch ab. »Spiel die nächste Kugel an«, hörte Kate ihn murmeln und beobachtete, wie er durch das vor Lust schon dunkelrosagefärbte Fleisch leckte.
Jill tat, was er verlangte. Er belohnte sie, indem er ihre Schamlippen auseinanderzog und seine Zunge in sie eintauchte. Zwar peilte sie eine weitere Kugel an, doch hielt sie den Queue inzwischen so fest, dass der Stoß nur misslingen konnte. So rollte die Fünfzehn müde über den Tisch, traf nicht einmal die nächste Wand. Jill legte die Stirn auf den Billardtisch.
Von einem plötzlichen Unbehagen erfasst, das vor allem mit dem Gefühl zu tun hatte, fehl am Platz zu sein, nahm Kate ihre Jacke und stand auf. Da sah sie sich Max gegenüber und spürte Bens Hände auf ihren Hüften.
»Wo willst du hin?«, raunte Letzterer.
Sie wandte den Kopf, um ihm zu antworten, wobei ihr Blick abermals auf Jill und Finn fiel. »Ich gehe«, stellte sie klar und war froh, dass er sie ohne Weiteres freigab. Auch Max trat zur Seite, nicht jedoch ohne sie wissen zu lassen, wie schade er das fand.
Auf dem Weg aus der Lounge rauschte das Adrenalin in ihren Adern und machte sie schwindelig. Im Restaurant, das bis auf ein paar Lichter über der Theke abgedunkelt war, beschleunigte Kate ihre Schritte. Erleichtert, es gleich an die frische Luft geschafft zu haben, wollte sie die Tür aufdrücken und rannte prompt davor.
Es war abgeschlossen, erinnerte sie sich, zog aber erneut am metallenen Griff. Das Ergebnis blieb das gleiche. Resignierd lehnte sie sich dagegen und rieb sich den schmerzenden Ellenbogen.
Die Geräusche aus der benachbarten Billardlounge erschienen ihr von Sekunde zu Sekunde lauter, nicht nur, weil Jills Stimme anschwoll, ihr Stöhnen immer höher wurde. Sie und die Männer sagten Wörter, die Kate im Leben noch nicht benutzt hatte, weshalb sie sich bald fragte, ob Jill tatsächlich total versaut oder sie selbst prüde war.
Als ihre Neugier die Oberhand gewann, schlich Kate wieder näher. Abermals schlug ihr Herz einen aufgeregten Takt an und setzte einen Schlag aus, als sie die Vier im Blick hatte.
Max ließ sich in einen Sessel fallen. Er öffnete seine Jeans, klappte sie auf und holte seinen Schaft aus der Hose. Während er ihn rieb, sah er zum Billardtisch, über den Jill noch immer gebeugt war. Während Finn sie vögelte, lutschte sie Bens Schwanz, der auf dem Tisch vor ihr kniete. Für einen weiteren kehligen Schrei ließ sie von Ben ab.
»Oh Baby«, keuchte sie dann. »Du fickst mich so verdammt gut, ich kann nicht genug davon bekommen!«
»Sollst du auch nicht«, ächzte er hinter ihr und rammte sich ein weiteres Mal tief in sie. »Wenn du willst, besorg ich’s dir die ganze Nacht. In dieses Loch und auch in das andere.«
Sie murrte, als er seinen Schwanz aus ihr rauszog und sie anhob. »Aber jetzt sind doch erst mal die anderen dran.« Damit trug er sie zu Max. »Die können dich schon mal ein bisschen dehnen, dann hat es mein Schwanz nachher leichter.«