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Jeder kann schlafen lernen! Etwa jeder Vierte berichtet über Schlafstörungen: Überforderung im Alltag, ungelöste Probleme, körperliche Beschwerden … Ursachen gibt es viele. Von Aromatherapie bis Zehenstretching zeigt Susanne Oswald Möglichkeiten auf, wie man Körper und Geist entkrampft und auf die nächtliche Ruhe vorbereitet. Weiter untersucht sie die wissenschaftlichen Hintergründe: Was geht im Kopf vor, während wir schlafen? Welchen Stellenwert haben Träume? Ein einzigartiger Schlafplan hilft dabei, innere und äußere Störer auszuschalten sowie den eigenen Schlafrhythmus zu finden und zu trainieren. Denn: Nicht nur jedes Kind, auch jeder Erwachsene kann schlafen lernen!
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Seitenzahl: 159
Für meine Mutter
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© 2014 F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel
Umschlagmotiv: plainpicture, Hamburg
eBook-Produktion: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH, Heimstetten
ISBN 978-3-7766-8203-8
Inhalt
Vorwort
Vom Schlafen und Träumen
Wie schlafe ich eigentlich?
Test: Welcher Schlaftyp sind Sie?
Guter Schlaf – mehr Lebensqualität
Die Schlummerphasen
REM-Phasen und Non-REM-Phasen
Wie viel Schlaf ist gesund?
Träume als Erinnerungsreisen
Die Traumerinnerung trainieren
Traumbitten
Klarträume
Binsenweisheiten rund um den Schlaf
Schlummern wie auf Wolke sieben
So betten Sie sich richtig
Bettgestell
Lattenrost
Matratze
Bettzeug
Bettbezüge
Nacktschlafen erlaubt – die richtige Schlafbekleidung
Umwelteinflüsse
Erdstrahlen
Himmelsrichtung
Raumklima
Kein Platz für Störenfriede
Störquellen
Schnarchen
Zähneknirschen
Essen und Trinken vor dem Zubettgehen
Koffein
Alkohol
Nikotin
Gedankenkarussell
Fernsehen
Lesen
Anstrengende Gespräche
Aufregende Anrufe
Stress
Sorgen
Gesundheitliche Störungen
Entspannung für eine gute Nacht
Viele Wege führen in die Entspannung
Heilreisen
Autogenes Training
Konzentrationsübungen
Schäfchenzählen
Zehenstretching – Fußentspannung
Ruheatmung
Progressive Muskelrelaxation (PMR)
Persönliches Einschlafritual
Das sagen Experten
Schlafapnoe
Schlaflabor
Gehirnaktivität, Schlafphasen, Kurven
Medikamente
Zahnärztliche Schlafmedizin
Träume
Chronobiologie
Schlafplan
Schritt für Schritt zu gutem Schlaf
Die eigenen Bedürfnisse kennen und achten
Schlafhygiene
Schlaflust wecken
Rituale
Entspannungsübungen
Die Kraft der Natur
Natürliche Hilfsmittel
Bachblüten
Bachblüten im Überblick
Schüßler-Salze
Schüßler-Salze im Überblick
Kräuter – (k)ein Hexenzauber
Heiße Milch mit Honig
Aromatherapie
Tipps und Tricks
So segeln Sie sanft ins Land der Träume
Kohlenhydrate machen müde, Eiweiß macht munter?
Musik für mehr innere Ruhe
Bewegung und Sport
Schlafpille Frischluft
Noch ein paar einfache Kniffe
Nach(t)wort
Literatur
Links im Internet
Danke
Lesetipps
Vorwort
Schlafen Sie schon, oder grübeln Sie noch? Kennen Sie das? Sie gehen müde zu Bett, freuen sich, die Augen schließen zu dürfen und im Schlaf neue Kraft zu schöpfen. Aber kaum ist das Licht aus, fängt das Gedankenkarussell an, sich zu drehen. Unruhe steigt auf.
Der Alltag hat uns alle fest im Griff – auch dann, wenn wir eigentlich schlafen wollen. Sorgen, ungelöste Probleme, körperliche Beschwerden … Vielleicht haben Sie Schmerzen, kalte Füße oder Durst? An Schlaf ist auf jeden Fall nicht zu denken und der Ärger darüber verstärkt die Einschlafprobleme nur noch. Stoppen Sie diese negative Spirale. Auf den folgenden Seiten führe ich Sie Schritt für Schritt zu einem neuen Schlafbewusstsein.
Gründe für Schlafprobleme gibt es viele. Dabei ist guter Schlaf so enorm wichtig! Im Schlaf regeneriert sich der Körper, die Zellen werden erneuert, Geschehnisse des Tages werden aufgearbeitet und neue Kraft für die nächste Wachphase wird getankt. Gute Gründe also, um Schlaflosigkeit nicht einfach hinzunehmen.
Lernen Sie in diesem Buch auf leicht verständliche Art viele Möglichkeiten kennen, wie man zu einem gesunden Schlaf finden kann, mit Hilfestellungen für den Alltag und anschaulichen Fallbeispielen.
Außerdem bekommen Sie zahlreiche wirksame Ein- und Durchschlaftipps von A wie autogenes Training bis Z wie Zehenstretching an die Hand und einen Schlafplan, der Ihnen hilft, Ihren persönlichen Schlafrhythmus zu finden und zu trainieren.
Ich lade Sie ein ins Land der Träume und begleite Sie auf der Suche nach Ihrem ganz persönlichen Weg zum perfekten Schlummer.
Einen entspannten Schlaf wünscht Ihnen
Ihre
Susanne Oswald
Vom Schlafen und Träumen
Wie schlafe ich eigentlich?
Um Schlafproblemen auf den Grund gehen zu können, sollte man sich erst einmal über die eigenen Bedürfnisse im Klaren sein. Oft liegt die Ursache gar nicht so tief verborgen, aber durch eine gewisse Alltagsblindheit ist uns der Blick darauf versperrt.
Schlafen Sie gegen Ihren persönlichen Rhythmus? Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, Ihren Tagesplan Ihren Schlafbedürfnissen anzupassen? Sind Sie ein Langschläfer? Vielleicht können Sie eine Stunde später zur Arbeit gehen? Oder als Frühaufsteher eine Stunde eher?
Auch die Dauer des benötigten Schlafs kann von Mensch zu Mensch sehr variieren. Während der eine nach 5 Stunden Schlaf putzmunter den Garten umgraben möchte, ist der andere vielleicht auch nach 7 Stunden noch müde.
Das Wissen um die eigenen Bedürfnisse hilft bei der Entwicklung der persönlichen Schlafstrategie.
Wichtig ist, dass Sie gelassen bleiben, denn das ist der erste Schritt zu einem gesunden Schlaf. Sie werden in aller Ruhe und mit viel Liebe den Weg zu Ihrem persönlichen Rhythmus finden.
Test: Welcher Schlaftyp sind Sie?
Egal, ob Nachteule oder früher Vogel, wichtig ist, dass Sie Ihrem persönlichen Bedürfnis entsprechend schlafen.
Bitte notieren Sie sich die Fragenummern und den Buchstaben Ihrer Antwort, die Auflösung finden Sie dann am Ende des Tests.
1. Wie gut können Sie einschlafen?
a. Nach längerem Hin- und Herwälzen und/oder Grübeln.
b. Innerhalb kürzester Zeit.
c. Ich kann nur sehr schlecht einschlafen und wache immer wieder auf.
2. Gönnen Sie sich den Schlaf, den Sie brauchen?
a. Ich schlafe wenig und kämpfe gegen die Müdigkeit an.
b. Ich schlafe gern und viel. Oft auch länger, als nötig wäre. Mein Bett ist einfach zu kuschlig.
c. Ich schlafe regelmäßig und ausreichend, um mich tagsüber fit zu fühlen.
3. Fällt Ihnen das Aufstehen leicht?
a. Wenn ich aufwache, bin ich sofort fit und einsatzbereit und freue mich auf den Tag.
b. Ich gönne mir eine langsame Anlaufphase, auch wenn das nicht unbedingt nötig wäre.
c. Die erste Stunde mag ich nicht angesprochen werden. Ich brauche Zeit, um zu mir zu kommen und fit für den Tag zu werden.
4. Haben Sie ein Einschlafritual? Zum Beispiel im Bett lesen, eine Tasse Tee vor dem Schlafen trinken, noch etwas Musik hören oder Ähnliches?
a. Ich habe kein Ritual.
b. Ich habe einen festen Ablauf, und an den halte ich mich auch.
c. Ich habe zwar ein Ritual, aber ich halte mich nicht immer daran.
5. Gehen Sie gerne schlafen? Freuen Sie sich auf Ihr Bett?
a. Mir graut vor der Nacht, weil ich weiß, dass ich ohnehin nicht einschlafen kann.
b. Da bin ich neutral, es gehört einfach dazu.
c. Oh ja, nach einem Tag voller Leben ist es schön, abends müde und zufrieden zwischen die Laken zu schlüpfen und sich in Morpheus’ Arme zu begeben. Das ist ein Geschenk.
6. Haben Sie regelmäßige Schlafzeiten?
a. Ja.
b. Nein.
c. Überwiegend.
7. Brauchen Sie einen Wecker oder jemanden, der Sie weckt, um pünktlich aufzustehen?
a. Ja.
b. Nein.
c. Zu bestimmten Anlässen.
8. Sind Sie konzentriert bei der Arbeit, oder werden Sie ohne ersichtlichen Grund schnell müde?
a. Sehr konzentriert.
b. Unkonzentriert und müde.
c. Das kommt auf die Arbeit an, bei langweiligen Aufgaben werde ich oft müde.
9. Erinnern Sie sich an Ihre Träume?
a. Oft und sehr lebhaft.
b. So gut wie nie.
c. Manchmal.
10. Gehen Sie gerne früh schlafen oder machen Sie auch schon mal die Nacht zum Tage?
a. Ich liege immer spätestens um zehn im Bett.
b. Hin und wieder wird es später, normalerweise aber ist meine Bettzeit spätestens um zehn.
c. Vor Mitternacht gehe ich selten zu Bett.
Punkte:
1
a – 2
b – 1
c – 3
2
a – 3
b – 2
c – 1
3
a – 1
b – 2
c – 3
4
a – 3
b – 1
c – 2
5
a – 3
b – 2
c – 1
6
a – 1
b – 3
c – 2
7
a – 3
b – 1
c – 2
8
a – 1
b – 3
c – 2
9
a – 1
b – 3
c – 2
10
a – 1
b – 2
c – 3
Auswertung:
10 bis 16 Punkte:
Sie haben einen gesunden persönlichen Rhythmus. Egal, ob Sie ein früher Vogel sind und zeitig zu Bett gehen oder eine zufriedene Nachteule. Meist schlafen Sie gut und hören auf die Bedürfnisse Ihres Körpers. Sicher finden Sie in diesem Buch noch Anregungen, um Kleinigkeiten zu verändern und so Ihren Schlaf zu optimieren.
17 bis 28 Punkte:
Sie sind ein Mischtyp. Ob früher Vogel oder Nachteule, das wissen Sie selbst nicht so genau.
Sie haben richtig gute Nächte, aber dazwischen auch immer mal wieder deutliche Ein- oder Durchschlafprobleme. Sicher werden Sie mithilfe einiger Tipps Ihr Schlafverhalten verbessern können und mehr Kontinuität erreichen.
Ab 29 Punkten:
Sie sind ein früher Vogel, der zur unfreiwilligen Nachteule wurde, oder eine Nachteule, die den persönlichen Rhythmus verloren hat.
Ihre Nächte sind geprägt von Ein- oder Durchschlafschwierigkeiten. Guter Schlaf ist für Sie eine Seltenheit. Den ersten Schritt zu einem verbesserten Rhythmus haben Sie bereits getan, Sie beschäftigen sich mit dem Thema. Ganz bestimmt wird es Ihnen bald gelingen, öfter gut zu schlafen und die Freude und Energie nach einer entspannten Nacht wieder zu erleben.
Guter Schlaf – mehr Lebensqualität
Wer gut schläft, hat mehr vom Leben.
Schlaf ist wie die Mutter, die liebend und schützend die Arme um ihr Kind legt. Schmiegen Sie sich an seine Brust, lassen Sie sich tragen und spüren Sie die Geborgenheit, die ein entspannter Schlaf Ihnen gibt.
Es ist ein Geschenk, das Ihnen Nacht für Nacht gemacht wird. Nehmen Sie es mit Freude und Respekt an und halten Sie es in Ehren.
Schlafprobleme können sich auf alle Lebensbereiche auswirken und im schlimmsten Fall sogar krank machen. Die Folge können eine steigende Fehlerquote bei den täglichen Aufgaben, Konzentrationsprobleme oder vermehrte Fehltage im Beruf sein. Das sind alles Dinge, die eine zusätzliche Belastung darstellen, die sich dann wieder negativ beim Schlaf niederschlägt.
Ausgeschlafen den Alltag zu meistern bedeutet, sich fitter zu fühlen, konzentrierter arbeiten zu können, mehr Lust an Aktivität zu haben und das Leben leichter in seiner gesamten Bandbreite genießen zu können. Lebenslust ist etwas für Ausgeschlafene!
Äußerlich macht sich die Schlafqualität auch bemerkbar. Sie sehen frischer und gesünder aus, wenn Sie ausreichend erholsamen Schlaf bekommen. Schlaflose Nächte hingegen sorgen für schlaffe Haut, Augenringe und wenig Ausstrahlung.
Doch was bedeutet eigentlich guter Schlaf?
Lassen Sie uns der Sache auf den Grund gehen.
Ein Fall aus der Praxis
Eine 45-jährige Patientin kam zu mir in die Praxis, weil sie unter depressiven Verstimmungen litt. In den letzten Monaten war sie immer lustloser geworden, hatte ihre Freunde und auch ihre Familie vernachlässigt und deshalb ein schlechtes Gewissen. Aber sie konnte einfach nicht anders, sie fühlte sich kraftlos. Schulmedizinisch hatte sie sich durchchecken lassen – alles ohne Befund.
Im Erstgespräch kamen wir ganz automatisch auf das Thema Schlaf. Sie winkte ab und sagte: »Ich kann wählen zwischen Rückenschmerzen vom Sofa oder lautstarkem Schnarchen von meinem Mann, das mir den Schlaf raubt.« Dann erzählte sie mir, dass ihr Mann früher nie so stark geschnarcht hatte, erst seit einigen Monaten war das Schnarchen extrem. Damit hatten wir auch schon den Kern des Problems. Getrennte Schlafzimmer wollte die Frau auf keinen Fall. Also riet ich ihr einerseits, ihren Mann zum Arzt zu schicken, um die Ursache des Schnarchens abzuklären. Mit der Frau arbeitete ich an Entspannungsmethoden, sie lernte über autogenes Training die Schnarchgeräusche als positiven Verstärker zu nutzen und ihre eigene Lebensfreude wieder zu aktivieren. Das klappte natürlich nicht auf Anhieb, aber sie konnte gelassener mit der Situation umgehen, was bereits eine Erleichterung darstellte. Nach etwa einem halben Jahr bekam der Ehemann eine Schnarchschiene. Seit beide Ehepartner wieder gut und ausreichend schlafen können, ist neuer Schwung in ihr Leben gekehrt. In der Ehe, die zu Beginn der Behandlung nach dem Gefühl der Patientin auf der Kippe stand, herrscht wieder Liebe und Aufmerksamkeit.
Die Schlummerphasen
Unser ganzes Leben und so auch der Schlaf unterliegen gewissen Zyklen.
Grob betrachtet kann man den Schlaf in vier Phasen einteilen: Einschlafen, Schlafen, Träumen, Aufwachen.
Medizinisch unterteilt man den Schlaf in fünf Phasen.
In den für einen erwachsenen Menschen üblichen 6 bis 8 Stunden Schlaf durchläuft er diese Schlafzyklen etwa vier Mal.
Einschlafen
Mit geschlossenen Augen lässt man den Alltag Stück für Stück los, man beginnt zu entspannen. Die Wahrnehmung der Außenwelt nimmt ab. Ganz langsam legt sich der Schlaf wie ein Schleier über unser Bewusstsein.
In diesem Zustand ist man noch sehr leicht weckbar und auch bei kleinen Reizen beinahe unmittelbar wieder im Wachzustand.
Das Einschlafen geschieht bei den meisten Menschen innerhalb weniger Minuten. Gleichzeitig ist es aber die Phase, in der sehr häufig Störungen auftreten. Alltagsprobleme bekommen in dieser Zeit eine eigene Dynamik und übernehmen oft das Kommando.
Zum Glück kann man daran sehr gut arbeiten und mit etwas Übung und Geduld die Machtverhältnisse wieder zurechtrücken, die Alltagsprobleme an ihren Platz verweisen.
Das Einschlafen endet mit dem ersten leichten Schlaf. Mit einem nur Sekunden dauernden Übergang gleiten wir in den Leichtschlaf hinein und befinden uns nun in der ersten Non-REM-Phase. Wir lassen das Bewusstsein vollständig los. In dieser Zeit tritt häufig das Gefühl des Fallens auf, oder es kommt zu Muskelzuckungen.
Der Schlaf vertieft sich immer weiter, die zweite Non-REM-Phase beginnt und geht in die dritte über.
Tiefschlaf
Das ist die vierte Non-REM-Phase. Es ist die Zeit der körperlichen Regeneration. Im Tiefschlaf verlangsamen sich Puls und Atmung. Die Augen bewegen sich kaum. Der Körper ist sehr entspannt, die Muskeln sind erschlafft. Wenn wir jetzt geweckt werden, fällt es uns sehr schwer, an die Oberfläche des Bewusstseins zu kommen. Das Wiedereinschlafen dagegen fällt sehr leicht und oft erinnern sich Menschen gar nicht daran, geweckt worden zu sein.
Aus meinen Leben
Mein zehnter Geburtstag wird mir immer in Erinnerung bleiben, denn meine beiden älteren Schwestern hatten ihn – meiner Einschätzung nach – einfach ignoriert. Zuerst war ich verwundert. Dann enttäuscht und verletzt. Wieso gratulierten mir meine Schwestern nicht?
Irgendwann merkte meine Mutter, dass etwas nicht stimmte, und hakte nach. Natürlich wurden die Schwestern gerufen und befragt. Die beiden waren vollkommen überrascht. Sie hatten mich in der Nacht geweckt und mir als Erste viel Glück für das kommende Lebensjahr gewünscht. Ich hatte mich mit ihnen unterhalten und war danach direkt wieder eingeschlafen. Ich konnte mich an nichts erinnern – sie hatten mich wohl aus einer Tiefschlafphase gerissen. Ich weiß noch, dass ich sehr erleichtert war, denn die vermeintliche Gleichgültigkeit meiner Schwestern hatte mich sehr getroffen. Der Geburtstag war gerettet.
Traumzeit
Auch wenn wir in jeder Schlafphase träumen, gibt es doch eine Haupttraumzeit, aus der wir oft auch die Erinnerung an den Traum mit in das Bewusstsein nehmen. Das ist die Zeit der REM-Phase. Es gibt viele schnelle Augenbewegungen. Puls und Atmung sind erhöht. Der Muskeltonus ist aber gleichzeitig noch weiter herabgesetzt als in der Tiefschlafphase. Es ist die Zeit der Träume.
Obwohl wir in dieser Phase tief schlafen, ist der Zustand physiologisch betrachtet dem Wachzustand sehr ähnlich.
Wer es beherrscht, kann jetzt die Schranken zwischen Schlaf und Nichtschlaf überwinden und luzid träumen – das heißt, man träumt und weiß gleichzeitig aber, dass es sich um einen Traum handelt. Der Schlafende kann den Traum steuern, neue Erkenntnisse erlangen oder an seiner Persönlichkeit arbeiten.
Aufwachen
Unser Bewusstsein übernimmt wieder die Führung. Wir nehmen unsere Umgebung wieder wahr und streifen den Schleier des Schlafs ab.
Nach einem guten Schlaf fühlen wir uns ausgeruht und bereit, die nächste Wachphase in Angriff zu nehmen. Das ist das Ziel. Und mit etwas Übung, Geduld und Liebe ist das auch für Sie zu schaffen.
Der Schlafzyklus
1. Phase – Einschlafen, Non-REM-Phase Stadium 1 und 2
2. Phase – Tiefschlaf, Non-REM-Phase Stadium 3 und 4
3. Phase – Traumzeit, REM-Phase
4. Phase – Aufwachen
REM-Phasen und Non-REM-Phasen
So wird der Schlaf medizinisch unterteilt.
Grundsätzlich unterscheidet man REM- und Non-REM-Phasen.
In der REM-Phase (Rapid Eye Movement) bewegen sich die Augen sehr schnell hin und her. In dieser Phase träumen wir – auch wenn wir uns im Wachzustand nicht immer daran erinnern.
Der Tiefschlaf, der uns die notwendige Erholung bringt, gehört zur Non-REM-Phase. In der Non-REM-Phase gibt es kaum Augenbewegung. Diese Non-REM-Phase lässt sich in vier Stadien unterteilen. Die fünfte Phase ist die REM-Phase.
Dank moderner Schlafforschung wissen wir inzwischen viel über wichtige Abläufe, die während des Schlafs stattfinden. Glaubte man früher, Schlaf sei Schlaf, wissen wir heute, dass Schlaf viel mehr ist und in dieser Zeit wichtige Prozesse für Körper, Geist und Seele ablaufen.
Die Einteilung der Schlafphasen ist sehr hilfreich bei der Behandlung auftretender Probleme. Durch Messungen und Beobachtungen lassen sich Störungen immer besser ermitteln und einordnen.
Non-REM Stadium 1
Dieses Stadium ist das zur Einschlafphase gehörende Hinübergleiten in den Leichtschlaf. Das ist der Startpunkt des sich mehrfach in einer Nacht wiederholenden Schlafzyklus.
Die Augen bewegen sich in diesem Stadium langsam und ziellos.
Non-REM Stadium 2
Der Schlaf hat sich vertieft. In dieser Phase kommt es oft zu realitätsbezogenen Träumen, Alltagsprobleme drängen an die Oberfläche.
Die Augenbewegungen sind minimal, der Muskeltonus ist weiter herabgesetzt.
Non-REM Stadium 3
Das ist die Phase kurz vor dem richtigen Tiefschlaf – ein leichter Tiefschlaf. Der Schlaf wird immer stabiler. Es ist die Steigerung der Phasen 1 und 2.
Non-REM Stadium 4
Damit ist die Tiefschlafphase erreicht. Jetzt erholen sich Körper, Geist und Seele. Wir tanken frische Kraft, die Zellen regenerieren sich.
Die Hirnwellen in den einzelnen Schlafphasen
Einschlafphase
Die Beta-Wellen des Wachzustands gehen langsam in Alpha-Wellen (8 bis 12 Hz) über.
1. Non-REM-Stadium
Die Hirnströme haben eine Frequenz von 4 bis 8 Hz.
2. Non-REM-Stadium
Die Frequenz der Hirnströme ist wieder etwas gestiegen, sie liegt zwischen 8 bis 15 Hz.
3. Non-REM-Stadium
Hier liegt die Frequenz der Hirnströme nur noch bei 2 bis 4 Hz.
4. Non-REM-Stadium
Das ist die Tiefschlafphase, auch Delta-Phase genannt. Die Frequenz der Hirnströme liegt bei gerade mal 0,5 bis 2 Hz.
REM-Phase
Die Hirnströme haben eine Frequenz von 4 bis 8 Hz.
Wie viel Schlaf ist gesund?
Selbstverständlich gibt es Richtwerte, die uns einen Anhaltspunkt geben, um die eigene Schlafzeit einzuordnen und uns ein Gefühl zu vermitteln, ob unser Schlaf-Wach-Rhythmus in einem gesunden Rahmen liegt. Aber grundsätzlich sollte man immer bedenken, dass jeder Mensch ein Individuum ist. Deshalb sind diese Richtwerte eben auch wirklich nur Richtwerte und keine unumstößlichen Normen. Das Schlafbedürfnis liegt bei einem Erwachsenen durchschnittlich zwischen 6 bis 10 Stunden. Mit steigendem Alter nimmt die Dauer des benötigten Schlafs zwar gefühlt ab, doch belegt ist das nicht, zumal ältere Menschen sich oft zwischendurch Zeit für ein kurzes Nickerchen nehmen können, was natürlich die benötigte Nachtschlafzeit reduziert. Auch die Schlafqualität ändert sich mit zunehmendem Alter, der Schlaf wird leichter, wodurch das Gefühl entstehen kann, dass man weniger schläft.
Generell gibt es Menschen, die über oder unter dem Durchschnittsbedarf liegen und sich damit dennoch wunderbar fühlen. Auch kann das Schlafbedürfnis je nach Lebensphase schwanken. In einer aktiven, glücklichen und rauschenden Zeit kommen wir oft mit weniger Schlaf sehr gut zurecht. Bei starker körperlicher, geistiger oder seelischer Belastung braucht der Körper dagegen oft mehr Schlaf als üblich, um regenerieren zu können.
Wichtig ist, ein gutes Eigengefühl zu entwickeln und auf die Signale des Körpers zu hören. Der sagt uns meist sehr genau, was er braucht oder eben auch nicht. Oft sind wir Meister des Weghörens, wenn es um unsere eigenen Bedürfnisse geht – doch daran kann man arbeiten. Wir können lernen, uns selbst wieder ernster zu nehmen, und dadurch gesünder leben und schlafen.
Ein Fall aus der Praxis
Ein Patient kam mit Konzentrationsstörungen und Leistungsschwäche in meine Praxis. Der Mann war Mitte 40 und lebte ein klar strukturiertes Leben. Sein Alltag war durchgeplant und er hatte klare Vorstellungen von seinen täglichen Zielen. Im Gespräch kamen wir auch auf das Thema Schlaf. Der Patient winkte sofort ab. Das sei kein Thema. Er achte auf regelmäßigen Schlaf und darauf, dass er seine 7 Stunden Schlaf bekomme, also genau seinem altersgemäßen Schlafbedarf angemessen.
Bei genauerem Nachfragen und nach anfänglichem Widerstand stellte sich heraus, dass er eigentlich immer das Gefühl hatte, gerne noch eine halbe Stunde länger schlafen zu wollen. Aber das kam für ihn nicht infrage, er sei ja schließlich kein Faulpelz.
Der Herr war keine leichte Nuss. Es brauchte mehrere Gesprächstermine, um ihn zu überzeugen. Mit dem Wissen um die individuellen Unterschiede konnte er sich schließlich den »Luxus« gönnen und schlief auf mein Anraten hin 8 statt 7 Stunden. Tatsächlich tat es ihm gut. Er fühlte sich fitter und holte diese »verschenkte« Stunde durch eine insgesamt höhere Leistungsfähigkeit locker wieder auf.
Träume als Erinnerungsreisen
Träume sind Schäume, glauben Sie? Einfach nur eine – manchmal nette, manchmal aufregende – Zugabe zum Schlaf? Weit gefehlt. Träume sind viel mehr. Sie sind Schlüssel. Sie bieten uns Einblicke in uns selbst und Möglichkeiten, Zusammenhänge zu verstehen, Alltagsknoten zu lösen und Dinge zu beleuchten, die wir bei klarem Bewusstsein nicht erfassen können.