Nix wissende Erstmama - Serafina Di Bella - E-Book

Nix wissende Erstmama E-Book

Serafina Di Bella

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Beschreibung

»Ist es ihr erstes Kind?« - Die ehrliche Antwort der Erstlingsmama auf diese Frage ist der Anfang vom Ende. Es ist völlig egal, wie viel Lebenserfahrung man gesammelt hat oder wie alt man ist: Als Erstgebärende wird man von der Gesellschaft in eine Schublade gestopft, auf der »ahnungslose Vollidiotin« steht. Man wird ab Beginn der Schwangerschaft als »nix wissende Erstmama« eingestuft und behandelt, als könne man sich nicht mal selbst den Hintern abwischen, geschweige denn sich um ein Kind kümmern. Plötzlich hat jeder, von der Nachbarin bis zur entfernten Cousine - Eltern, Schwiegereltern und Freunde sowieso -, wichtige Tipps und Ratschläge, die man gefälligst dankend anzunehmen und selbstverständlich auch penibel umzusetzen hat. Wehe die unerfahrene, ahnungslose und nix wissende Erstmama wagt es, sich über die wohlmeinenden Hinweise hinwegzusetzen und - Gott bewahre! - auf den eigenen gesunden Menschenverstand oder gar ihre Intuition zu hören. Entsetzlich! Wie kann sie nur! Diese undankbare, unbelehrbare, hoffnungslos unverschämte … Das ist zweifellos eine harte Belastungsprobe für Freundschaften und Familien, aber hier muss man Prioritäten setzen: Das eigene Wohlbefinden sollte aus tausenderlei Gründen über die gesellschaftliche Erwartungshaltung gestellt werden, das Wohl des Kindes sowieso. Wenn man nur blödsinnige Ratschläge erhält, kann man einfach keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Ratgebenden nehmen und von Arztbesuchen absehen, nur um niemanden zu kränken. Wenn man als Mutter das Gefühl hat, dass es dem Kind schlecht geht, dann geht man zum Arzt und verlässt sich nicht darauf, dass es ganz normal sei, wenn das Baby ununterbrochen schreit und weint. Dumm nur, wenn man dann beim Arzt, in der Notaufnahme oder in der Kinderklinik erneut erklären muss, dass es das erste Kind ist, und man auch hier sofort wie ein Idiot behandelt wird. - Als ob Erstgeborene niemals etwas ernst zu nehmendes haben könnten. Hier sind Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen gefragt. Das ist dann auch schon mal ein gutes Training für die Pubertät, von der mir all die Schlaumeier sagen, dass das eigene Kind dann noch viel schlimmer wird, als all die jetzt nervenden Besserwisser zusammen.

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Serafina Di Bella

Nix wissende Erstmama

Wenn man als Erstlingsmutter von der Gesellschaft automatisch nicht ernst genommen wird

Copyright: © 2021 Serafina Di Bella

Lektorat: Erik Kinting – www.buchlektorat.net

Umschlag & Satz: Erik Kinting

Titelbild: pimonova (depositphotos.com)

Verlag und Druck:

tredition GmbH

Halenreie 40-44

22359 Hamburg

Softcover 978-3-347-52041-7

Hardcover 978-3-347-52042-4

E-Book 978-3-347-52047-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Nix wissende Erstmama

Gehirn außer Betrieb?

Die nervigsten Kommentare in meiner Schwangerschaft

Pfütze zum Frühstück

Brüste für die Öffentlichkeit – Monat 1

Abgeblitzt – Monat 2

Kneten für viel Knete – Monat 3

Das stinkt

Dinge, die die Welt nicht braucht

Kein Entkommen – Wenn die Falle zuschnappt

Die nervigsten Kommentare, seit ich Mama bin

Kleine Pause – Monat 4

Die Milch machts nicht

Ausflug ins Wunderland

Kleidung im neuen Licht

Forschungsprojekt – Monat 5

Déjà-vu

Der Gullikopf – Monat 6

Ausbruch der Kalorien

Bei Sonnenschein im Garten

Geheimes Ärztehandbuch – Monat 7

Im Ohr des Arztes

Die nervigsten und dümmsten Abwimmelsprüche von Ärzten

Lerne Mädchen, lerne! – Monat 8

Cappuccino mit Hafergeschmack

Nachtleben auf Mallorca – Monat 9

Der Poltergeist – Monat 10

Niemals aufgeben – Monat 11

Licht aus, Tür zu

Mein Fazit

Eine Herzensangelegenheit

Interview mit Michael Solbach, Osteopath

Was bedeutet Osteopathie?

Bei welchen Beschwerden kann die Osteopathie helfen?

Osteopathie und die Behandlung von Babys und Kindern

Wie kam Michael Solbach zur Osteopathie?

Ende

Vorwort

Na, müsst ihr euch auch ständig aus einem Haufen von liebgemeinten Ratschlägen, Tipps und Anmerkungen befreien, seit ihr Nachwuchs erwartet oder ein Baby habt? Ist es nicht kurios, wie spannend euer Leben auf einmal für andere zu sein scheint und dass euer Umfeld nun glaubt, euer Leben viel effizienter gestalten und euer Baby viel gesünder und pädagogisch wertvoller erziehen zu können?

Es gibt von mir hier garantiert keine Ernährungsempfehlungen, Erziehungstipps oder Gedanken darüber, ob Holz besser ist als Plastik. Das machen in eurem Umfeld sicher schon genug Leute. In meinem Buch geht es vielmehr darum, wie eine Erstmama von der Gesellschaft behandelt wird. Wie viel Kraft und Mut es erfordert, auf das eigene Bauchgefühl und seinen eigenen Instinkt zu hören. – Und wie wichtig es ist, stark zu bleiben, obwohl man manchmal das Gefühl hat, man kämpft gegen den Rest der Welt!

Warum mein angebliches Schreibaby am Ende doch keines war und warum es elf Monate lang alle zwanzig Minuten aufwachte und schrie, erzähle ich euch hier. Inzwischen schläft es übrigens elf Stunden am Stück. Der Weg war hart, aber meine Meinung blieb es auch – und durchhalten war am Ende die Lösung.

Für meinen Sonnenschein

Danke an den Menschen, der aus Tränen ein Lachen gezaubert hat.

Nix wissende Erstmama

Eine Frau, die zum ersten Mal Mutter geworden ist, wird aufgrund ihrer fehlenden Erfahrung mit dem eigenen Nachwuchs als per se unqualifiziert betrachtet, als ahnungslos, überfordert, hysterisch und nicht ernst zu nehmen. Man geht scheinbar davon aus, dass das Gehirn aufgrund des Geburtsvorgangs und/oder der Anwesenheit des Babys komplett außer Funktion ist, alles bisherige Wissen mit einem Schlag wertlos, sämtliche Erfahrungen nichtig und der gesunde Menschenverstand deaktiviert. Ihre Gefühle und ihr Instinkt werden als grundsätzlich falsch und bedeutungslos eingestuft. Vermutungen und überhaupt jegliche Äußerungen werden in der Regel sofort im Keim erstickt. Sie wird also zur nichts wissenden Erstmutter erklärt, die nix wissende Erstmama. Durch ihre Situation (und ihren vermuteten Zustand) wird sie zum Auffanglager für sämtliche Kommentare und Ratschläge ihres Umfeldes, die man zurechnungsfähigen Mitmenschen sicherheitshalber nicht vor den Latz knallen würde.

Die nix wissende Erstmama, die NWE, macht also nichts richtig und ist dazu verdammt, sich für ihr Handeln zu rechtfertigen. Nimmt sie sich das Recht, Dinge allein zu entscheiden, ohne sich mit ihrem Umfeld abzusprechen, dann wird das als unerlaubt betrachtet. Das wird als egoistisch und frech betrachtet, was der Gesellschaft kaum zugemutet werden kann.

Glücklicherweise zeigt ihr die Gesellschaft mit allen Mitteln den richtigen Weg, sodass noch Hoffnung besteht …

Gehirn außer Betrieb?

Wird mit jedem Toilettengang ein bisschen Gehirn mit weggespült, sobald man ein Baby erwartet? Muss man deswegen so oft auf Klo? Eine berechtigte Frage, wie ich finde. Wie sonst ist es zu erklären, dass ab dem Zeitpunkt meiner offiziell verkündeten Schwangerschaft alle Menschen um mich herum zu Experten mutierten und mich permanent mit ihrem Wissen vollblubberten?

Pausenlos und ungefragt bekomme ich seither Ratschläge und Supertipps, erst rund um das Thema Schwangerschaft und Geburt, danach über Erziehung und die richtige Ernährung für mich und mein Baby. Mit der Aushändigung meines Mutterpasses wurde meine Gehirnfunktion offenbar in eine Art Außerbetrieb-Modus gesetzt, da alle Menschen in meinem Umfeld von da an das Denken für mich übernehmen wollten.

Eine Studie mit dem Namen Keine Studie hat ergeben, dass fremde Menschen ein besseres Gespür dafür haben, was für die eigene Familie am besten sei. Denn, und jetzt gut aufgepasst: Als Erstmama weiß ich nämlich sowieso nichts! Gar nix! Jaaaa, wusstet ihr auch nicht, oder? Was für ein Glück also, dass man mich gleich darauf hingewiesen hat.

Gleich? Also unmittelbar und sofort? Ja. Kurz und knapp? Oooh nein. Es folgten unzählige, niemals enden wollende Geschichten von Leuten, die ihre Erfahrungen mit dir teilen wollten. Wenn man es wagt, auch nur kurz daran zu denken, den eigenen Senf dazuzugeben, wirst man als NWE, also nix wissende Erstmama, von den rollenden Augen der anderen stummhypnotisiert.

Mit 37 Jahren galt ich als Risikoschwangere. In diesem Alter das erste Kind zu bekommen, ist für die Gesellschaft einfach zu spät. Ohne zu berücksichtigen, was die Nachbarn darüber denken könnten, haben wir einfach zu lange gewartet.

Folgendes Lebensmodell wäre besser gewesen: fertig studieren, ein bisschen Berufserfahrung sammeln (nicht zu viel, braucht man als Mutter ja nicht) und dann bitte mit 22 Jahren eine Familie gründen. Ich bin also selber schuld, wenn das Umfeld mich zurechtweist und versucht, Schadensbegrenzung zu betreiben, indem ich Anweisungen bekomme, wie und was ich nun am besten machen soll. Tschuldigung, haben wir wohl bei dem Produktionstiming unseres Sohnes nicht richtig nachgedacht.

Trotz meines Alters hatte ich eine top Schwangerschaft. Gesund, fit, ohne Wassereinlagerungen, ohne Schwangerschaftsdiabetes und ohne Vorwehen machte ich bis zum neunten Monat noch Sport. So viel Bewegung in der Schwangerschaft war selbstverständlich eine unüberlegte Entscheidung, hätte ich doch besser einen der Milliarden Ratschläge meines Umfeldes angenommen. Täglich bekam ich persönlich, per Telefon oder Benachrichtigung wertvolle Empfehlungen gratis ins Haus geliefert. Und wie habe ich es der wohlmeinenden Meute gedankt? Selbstständig zu entscheiden machte mich für manchen jedenfalls nicht gerade sympathisch.

Ich war keine typische Schwangere.

Die Hormone, die dafür zuständig sind, eine werdende Mama davon zu überzeugen, dass ein immer dicker werdender Po, der sich dem Bauch anpasst, eigentlich wunderschön ist, blieben bei mir einfach weg. Wisst ihr, was für ein Spaß es ist, wenn die kleine Avocado im Bauch einem so lange mitten in der Nacht in die Rippen tritt, bis man endlich verstanden hat, dass sie Hunger auf Toast mit Fleischwurst hat? Es ist ein Riesenspaß!

Die Vorstellung, ab der 35. Schwangerschaftswoche ein entspanntes Bad zu nehmen, ist für Unschwangere möglicherweise schön. Im realen Leben liegt man jedoch in der gleichen Badewanne wie sonst, die in den letzten Wochen irgendwie enger geworden ist. Auf dem Rücken liegend wird der Rest des Körpers wie eine Sardine in der Dose festgequetscht. Das Baby im Bauch hat jetzt so viel Platz, dass es eine Akrobatikperformance für den Zirkus einstudiert. Tritte in alle Himmelsrichtungen, damit seine Vorstellung angemessen gewürdigt wird, sind jetzt Programm. Jeglicher Versuch, allein aus dieser Position wieder zu entkommen, ist vergeblich. Wie ein trächtiges Schaf, das sich nie wieder aus der Rückenlage befreien kann, musste ich meinen Mann zu Hilfe rufen, der mich dann schweißtreibend mit aller Kraft und einem breiten Grinsen heraushievte.

Auch die Kunstfaser Elasthan hatte jetzt in meiner Welt eine Daseinsberechtigung. Hosen, die sich so weit ausdehnen, dass sie als Ersatz für einen geplatzten Fallschirm dienen könnten, umschmeichelten meine wabbelig gewordenen Oberschenkel. Ausgedehnte Oberteile, die sich von mittellang zu bauchfrei verwandeln, zwangen mich dazu, viel Geld in Läden für Umstandsmode zu tragen.

Schuhe, deren Absätze sich von Monat zu Monat verringerten, waren von nun an mein neuer Kleidungsstil.

Warum die Absätze meiner Schuhe wichtig sind zu erwähnen? Ihr müsst euch Folgendes vorstellen: Ich bin 1,68 m groß, sehr schlank und habe hellbraune lange gewellte Haare. Meine Schuhsammlung besteht ausschließlich aus Pumps, High Heels und Peeptoes. Und alle Schuhe, die nicht mindestens einen Absatz von zehn Zentimetern haben, schaffen es nicht, in meiner Welt zu überleben. Etepetete, tickitacki- so würde ich mich beschreiben. Ich gehöre zu der Kategorie Frauen, die im Restaurant vom Kellner aufgrund des Äußeren Salat mit nix und ohne Dressing empfohlen bekommen. Nun bestellte ich hingegen regelmäßig eine Schweinehaxe mit Bratkartoffeln und Speck – für das Magere der Schweinehaxe würde sich schon ein Abnehmer am Tisch finden. Unmengen an Frischkäse und Mettwurst mit diesem Glibber drumherum waren sechs Monate lang mein Lieblingsessen und das zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Die nervigsten Kommentare in meiner Schwangerschaft

 

Also ich hatte nur acht Kilo zugenommen.

Ich sage:

Oh toll. Das ist ja super.

Ich meine:

Haste gehungert, oder was?! Ich hab schon 10 Kilo und noch 4 Monate vor mir.

 

Wo möchtest du denn entbinden?

Ich sage:

Weiß noch nicht.

Ich meine:

Noch einen Vortrag über Geburtshaus, Krankenhaus oder Hausgeburt und ich muss dich erwürgen.

 

Jetzt kannst du für zwei essen.

Ich sage:

Ja genau. Grins.

Ich meine:

Wat? So’n Schwachsinn.

 

Da sprechen wohl gerade deine Hormone.

Ich sage:

Grins.

Ich meine:

NAHAAAIN!!!! Ich weiß genau, was ich sage und das meine ich auch GENAUSO!

 

Du willst ja nicht direkt wieder arbeiten gehen?!

Ich sage:

Mal sehen.