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Im Zweifel für die Liebe ...
Wenn Andrew Hamilton eines hasst, dann sind es Lügner. Seit er vor sechs Jahren auf schreckliche und herzzerreißende Art hintergangen wurde, traut der erfolgreiche Anwalt niemandem mehr. Er hat keine Familie, keine Freunde. Und bei Frauen verfolgt er die eiserne Regel: ein Abendessen, eine gemeinsame Nacht, keine Wiederholung. Die einzige Person, die ihm etwas bedeutet, ist Alyssa, eine Anwältin, die er vor einigen Monaten in einem Jura-Online-Forum kennengelernt hat und der er Ratschläge für ihre Fälle gibt. Zwischen den beiden hat sich so etwas wie Freundschaft entwickelt - auch wenn sie sich noch nie gesehen haben. Doch dann taucht Alyssa in seiner Firma auf - mit anderem Namen und als Praktikantin! Und von einem Moment auf den anderen ändert sich alles ...
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Teil 1 des New-York-Times-Bestsellers von Whitney G.!
Achtung: Cliffhanger! Diese Liebesgeschichte besteht aus drei Teilen (Teil 2 erscheint am 03.08.2017, Teil 3 am 07.09.2017).
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Seitenzahl: 103
WHITNEY G.
No Doubts
Teil 1
Ins Deutsche übertragenvon Antje Althans
Wenn Andrew Hamilton eines hasst, dann sind es Lügner. Seit er vor sechs Jahren auf schreckliche und herzzerreißende Art hintergangen wurde, traut der erfolgreiche Anwalt niemandem mehr. Er hat keine Familie, keine Freunde. Und bei Frauen verfolgt er die eiserne Regel: ein Abendessen, eine gemeinsame Nacht, keine Wiederholung. Die einzige Person, die ihm etwas bedeutet, ist Alyssa, eine Anwältin, die er vor einigen Monaten in einem Jura-Online-Forum kennengelernt hat und der er Ratschläge für ihre Fälle gibt. Zwischen den beiden hat sich so etwas wie Freundschaft entwickelt – auch wenn sie sich noch nie gesehen haben. Doch dann taucht Alyssa in seiner Firma auf – mit anderem Namen und als Praktikantin! Und von einem Moment auf den anderen ändert sich alles …
Für meine beste Freundin bis in alle Ewigkeit/ultimative Beta-Leserin/fantastische Assistentin/Schulter zum Ausweinen, wenn ich am Rad drehe – »Du bist meine Person«, wie sie es bei Grey’s Anatomy nennen, Tamisha Draper. (Ohne dich wären meine Bücher grottenschlecht …)
Für Tiffany Neal. Danke, dass du mein Gegengewicht bist. Du wirst immer mein perfekter Ausgleich sein …
Für Natasha Gentile … Wie sind wir noch mal Freundinnen geworden? LOL
Und für die F. L. Y. Crew: Ich liebe euch mehr, als ihr je ahnen könnt …
Andrew
New York ist nichts weiter als eine beschissene Einöde, eine Müllhalde, auf der Versager gezwungen sind, all ihre geplatzten Träume abzuladen und sie weit hinter sich zu lassen. Die blinkenden Lichter, die noch vor Jahren hell strahlten, haben ihren Glanz verloren, und dieses Gefühl des Neuanfangs, das einst in der Luft lag - dieses Gefühl der Hoffnung –, ist längst verflogen.
Alle Menschen, die ich einst für Freunde hielt, sind jetzt Feinde, und der Begriff »Vertrauen« ist aus meinem Wortschatz gestrichen. Dank der Presse sind mein Name und mein Ruf besudelt, und nachdem ich heute Morgen die Schlagzeile der New York Times gelesen habe, steht mein Entschluss fest - die heutige Nacht wird die letzte sein, die ich je in dieser Stadt verbringe.
Der Angstschweiß und die Albträume, die mich regelmäßig aus dem Schlaf schrecken lassen, sind mir jetzt zu viel, und sosehr ich mich auch bemühe, so zu tun, als sei mir nicht das Herz aus der Brust gerissen worden, bezweifele ich, dass der quälende Schmerz je vergehen wird.
Um mich stilecht zu verabschieden, habe ich mir die besten Gerichte aus all meinen Lieblingsrestaurants kommen lassen, mir am Broadway den Tod eines Handlungsreisenden angesehen und auf der Brooklyn Bridge eine kubanische Zigarre gepafft. Außerdem habe ich die Penthouse-Suite im Waldorf Astoria gemietet, wo ich mich jetzt auf dem Bett zurücklehne und die Finger durch das Haar einer Frau gleiten lasse, die vor mir auf dem Boden hockt. Ich stöhne, als ihr Mund sich zwischen meinen Beinen zu schaffen macht.
Sie blickt zu mir auf, während sie ihre Zunge aufreizend um die Spitze kreisen lässt und raunt: »Gefällt dir das?«
Ich antworte nicht, sondern drücke ihren Kopf nach unten und atme tief durch, als sie die Lippen auf meine Hoden drückt und meinen Schwanz mit beiden Händen umfasst.
In den letzten zwei Stunden habe ich es ihr an der Wand besorgt, sie über einen Sessel gebeugt genommen und später ihre Beine auf die Matratze gedrückt, während ich sie mit Mund und Zunge verschlungen habe.
Es hat mich durchaus erfüllt – mir Spaß gemacht -, doch ich weiß, dass das Gefühl nicht lange anhalten wird; es bleibt nie. In weniger als einer Woche werde ich mir jemand Neues suchen müssen.
Während sie mich immer tiefer in den Mund nimmt, ziehe ich an ihren Haaren, spanne meinen Körper an, als sie den Kopf auf- und abbewegt. Die Lust beginnt, sich in mir auszubreiten, und meine Beinmuskeln versteifen sich, sodass ich gezwungen bin, sie loszulassen und ihr nahezulegen, sich zurückzuziehen.
Sie reagiert nicht darauf.
Stattdessen packt sie meine Knie und bewegt ihren Mund noch schneller, wobei ich fast bis in ihren Hals vordringe. Ich gebe ihr eine letzte Chance, sich zurückzuziehen, aber da ihre Lippen mich nicht freigeben, lässt sie mir keine andere Wahl, als in ihrem Mund zu kommen.
Und dann schluckt sie.
Jeden einzelnen Tropfen!
Beeindruckend …
Als sie endlich von mir ablässt, leckt sie sich die Lippen und richtet sich auf dem Fußboden auf.
»Das war das erste Mal, dass ich geschluckt habe«, sagt sie. »Das hab ich nur für dich getan.«
»Das hättest du nicht tun sollen.« Ich stehe auf und ziehe den Reißverschluss meiner Hose zu. »Das hättest du dir für einen anderen aufsparen sollen.«
»Okay. Tja, ähm … Willst du was zu essen bestellen? Wir könnten uns was Interessantes im Fernsehen anschauen, dabei essen und danach weitermachen.«
Irritiert ziehe ich die Augenbrauen hoch.
Das ist immer das Nervigste, wenn die Frau, die sich vorher auf »ein Abendessen, eine Nacht, keine Wiederholungen« eingelassen hat, urplötzlich eine imaginäre Beziehung aufbauen will. Aus irgendeinem Grund hat sie das Gefühl, dass es eine Art Abschlussgespräch geben muss, eine beruhigende Rückversicherung, dass ich bestätigen werde, dass das, was gerade passiert ist, »mehr als nur Sex« war – und wir Freunde werden.
Aber es war nur Sex, und ich brauche keine Freunde. Jetzt nicht und auch nicht in Zukunft.
»Nein danke.« Ich gehe zum Spiegel am anderen Ende des Raumes. »Ich hab noch einen Termin.«
»Um drei Uhr morgens? Ich meine, wenn du das Essen einfach überspringen und lieber gleich wieder loslegen willst, kann ich auch …«
Ich blende ihre nervige Stimme aus und knöpfe mein Hemd zu. Ich habe noch nie die Nacht mit einer Frau verbracht, die ich im Internet kennengelernt habe, und mit ihr werde ich damit bestimmt nicht anfangen.
Nachdem ich die Krawatte zurechtgerückt habe, senke ich den Blick und entdecke auf dem Toilettentisch ein ramponiertes rosafarbenes Portemonnaie. Ich greife danach, klappe es auf und fahre mit den Fingern über den Namen, der auf ihrem Führerschein steht: Sarah Tate.
Ich kenne die Frau zwar erst seit einer Woche, doch bisher hat sie sich immer mit »Samantha« ansprechen lassen. Außerdem hat sie mir – mehrfach – erzählt, dass sie im Grace Hospital als Krankenschwester angestellt sei. Nach dem Walmart-Mitarbeiterausweis zu urteilen, der hinter ihrem Führerschein steckt, muss ich davon ausgehen, dass auch das nicht der Wahrheit entspricht.
Als ich ihr über die Schulter einen Blick zuwerfe, liegt sie wie hingegossen auf dem mit Seide bezogenen Bett. Ihre zarte Haut ist glatt und makellos, die schön geschwungenen Lippen sind leicht geschwollen.
Mit ihren grünen Augen fängt sie meinen Blick auf. Dann setzt sie sich langsam auf, spreizt die Beine ein wenig mehr und flüstert: »Du weißt, dass du noch bleiben willst. Bleib …«
Mein Schwanz wird prompt hart – und ich bin für eine neue Runde bereit, doch nachdem ich ihren richtigen Namen gesehen habe, hat sich das für mich erledigt. Ich kann es nicht ertragen, mich mit einer Frau abzugeben, die lügt, auch wenn sie Körbchengröße Doppel-D und einen himmlischen Mund hat.
Ich werfe ihr das Portemonnaie in den Schoß. »Du hast gesagt, dein Name wäre Samantha.«
»Ja. Und?«
»Du heißt aber Sarah.«
»Na und?« Sie zuckt die Achseln und winkt mich zu sich. »Männern, die ich im Internet kennenlerne, gebe ich nie meinen richtigen Namen.«
»Du lässt es dir nur in Fünfsternehotels von ihnen besorgen?«
»Warum interessiert dich auf einmal mein richtiger Name?«
»Tut er gar nicht.« Ich sehe auf meine Uhr. »Willst du hier übernachten, oder soll ich dir Geld für die Taxifahrt nach Hause geben?«
»Was?«
»Habe ich mich unverständlich ausgedrückt?«
»Wow … Einfach nur … wow …« Sie schüttelt den Kopf. »Wie lange kannst du das deiner Meinung nach noch durchhalten?«
»Was denn durchhalten?«
»Frauen eine Woche lang scharfzumachen, mit ihnen zu schlafen und dann zur nächsten weiterzuziehen. Wie lange noch?«
»Bis mein Schwanz streikt«, erwidere ich und werfe einen bedeutungsvollen Blick nach unten. Ich ziehe meine Jacke an. »Brauchst du nun Taxigeld, oder bleibst du? Bis um zwölf musst du ausgecheckt haben.«
»Weißt du, dass es Männer wie dich – Beziehungsphobiker – irgendwann besonders schlimm erwischt?«
»Hast du das bei Walmart gelernt?«
»Nur, weil dir früher mal jemand wehgetan hat, heißt das nicht, dass jede andere Frau das auch tun wird.« Sie zieht einen Schmollmund. »Wahrscheinlich bist du deshalb so. Wenn du mal versuchen würdest, richtig zu daten, wärst du bestimmt viel glücklicher. Du könntest die Frau zum Essen einladen und ihr richtig zuhören, sie bis an die Haustür begleiten, ohne gleich zu erwarten, dass sie dich reinbittet, und vielleicht die ganze ›Lass es uns in der Hotelsuite tun‹-Nummer am Schluss auslassen.«
Wo sind meine Schlüssel? Ich muss hier weg. Sofort.
»Ich sehe es schon vor mir …« Sie ist nicht mehr zu halten. »Eines Tages wirst du mehr wollen als nur Sex, und der Mensch, von dem du es willst, wird einer sein, von dem du es am wenigsten erwartest. Jemand, der dich zwingen wird, klein beizugeben.«
Seufzend ziehe ich meine Schlüssel unter ihrem zerknitterten Kleid hervor. »Brauchst du Taxigeld?«
»Ich hab mein eigenes Auto, Sackgesicht.« Sie verdreht die Augen. »Bist du echt so unfähig, ein normales Gespräch zu führen? Würde es dich umbringen, dich nach dem Sex noch ein paar Minuten mit mir zu unterhalten?«
»Wir haben nichts mehr zu bereden.« Ich lege meinen Zimmerschlüssel auf den Nachttisch und gehe zur Tür. »Es war sehr nett, dich kennenzulernen, Samantha, Sarah. Wie auch immer du heißt. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.«
»Fick dich!«
»Nein danke. Dreimal war mehr als genug.«
»Das wird dich noch mal einholen, Arschloch!«, kreischt sie, als ich in den Flur trete. »Karma ist ein echtes Miststück!«
»Ich weiß«, gebe ich zurück. »Der hab ich es vor zwei Wochen besorgt.«
Eine rechtsgültige Vereinbarung zwischen zwei Menschen, die eine Verpflichtung schafft, eine bestimmte Handlung vorzunehmen oder zu unterlassen.
Sechs Jahre später …
Durham, North Carolina
Andrew
Die Frau, die mir gegenübersaß, war eine verdammte Lügnerin.
Sie trug einen hässlichen mausgrauen Pullover zu einem rot karierten Faltenrock, und ihre Haare vermittelten den Eindruck, als hätte sie sie mit Wachsmalstiften gefärbt. Sie sah ganz anders aus als auf dem Foto im Internet – überhaupt nicht wie die lächelnde Blondine mit Körbchengröße C, Schmetterlings-Tattoos und vollen rosaroten Lippen.
Bevor ich mich auf dieses Date eingelassen hatte, hatte ich ausdrücklich um drei unterschiedliche Fotos als Beweis ihrer wahren Identität gebeten: Auf einem sollte sie eine Zeitung mit dem aktuellen Datum in der Hand halten, eines, auf dem sie sich auf die Lippen biss, und eins, auf dem sie ein Schild mit ihrem Namen hochhielt. Als ich sie um diese Bilder bat, hatte sie gelacht und gesagt, dass ich »der paranoideste Typ überhaupt« wäre, doch sie hatte sie mir geschickt. Jedenfalls hatte ich das geglaubt. Abgesehen davon, dass ich ihr meinen richtigen Namen verschwiegen hatte (den gebe ich schon seit Jahren nicht mehr heraus), war ich vollkommen aufrichtig zu ihr gewesen und erwartete im Gegenzug das Gleiche.
»Tja, jetzt wo wir allein sind …« Sie lächelte plötzlich und präsentierte mir einen Mund voller Metallspangen und Gummibänder. »Es ist schön, dich endlich persönlich kennenzulernen, Thoreau. Wie geht es dir?«
Für so ein Geplänkel hatte ich keine Zeit. »Wer ist die Frau auf deinem Profilbild?«, fragte ich.
»Was?«
»Wer ist die Frau auf deinem Profilbild?«
»Oh … Tja, ich jedenfalls nicht.«
»Was du nicht sagst.« Ich verdrehte die Augen. »Hast du ein Model engagiert? Archivbilder gekauft und mit Photoshop bearbeitet?«
»Nicht direkt.« Sie senkte die Stimme. »Ich dachte nur, du würdest dich eher mit mir treffen wollen, wenn ich dieses Foto benutze statt meins.«
Ich musterte sie erneut und bemerkte erst jetzt das merkwürdige Einhorn-Tattoo auf ihren Fingerknöcheln sowie das »Liebe ist blind«-Zitat, das auf ihr Handgelenk tätowiert war.
»Was dachtest du denn, würde passieren, wenn es dazu käme?« Dieser Mist überstieg mein Vorstellungsvermögen. »Hast du dir überlegt, was passieren würde, wenn wir uns gegenüberstehen? Wenn mir klar würde, dass du nicht diejenige bist, für die du dich ausgegeben hast?«
»Ich hab eigentlich nicht damit gerechnet, dass du tatsächlich dein eigenes Foto reingestellt hast«, antwortete sie. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass du wirklich so aussiehst, nicht wahr? Es ist das erste Mal, dass mir ein Typ auf Date-Match die Wahrheit gesagt hat. Ich glaube, das ist ein Zeichen.«