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Mit den spannenden Arztromanen um die "Kurfürstenklinik" präsentiert sich eine neue Serie der Extraklasse! Diese Romane sind erfrischend modern geschrieben, abwechslungsreich gehalten und dabei warmherzig und ergreifend erzählt. Die "Kurfürstenklinik" ist eine Arztromanserie, die das gewisse Etwas hat und medizinisch in jeder Hinsicht seriös recherchiert ist. Nina Kayser-Darius ist eine besonders erfolgreiche Schriftstellerin für das Genre Arztroman, das in der Klinik angesiedelt ist. 100 populäre Titel über die Kurfürstenklinik sprechen für sich. »Es ist mein Job, Clemens!« sagte Johanna Winkler ungeduldig. »Beim Film kann man leider nicht alles hundertprozentig planen. Ich dachte, das sei dir klar!« »Sicher ist mir das klar, aber warum haben wir dann unseren Urlaub in Mallorca so kurz nach dem Ende eurer Dreharbeiten geplant?« fragte Clemens Jurgan wütend. Seine grauen Augen waren fast schwarz, ein sicheres Zeichen für seinen aufgewühlten Gemütszustand. »Kannst du mir das vielleicht mal erklären?« »Ja, das kann ich! Damals war geplant, daß unsere Dreharbeiten einen Monat früher beginnen – sie sind verschoben worden, und zwar erst NACH unserer Buchung! Daran erinnerst du dich doch wohl noch? Wir haben nicht umgebucht, weil es eigentlich trotzdem hätte klappen müssen. Und wären jetzt nicht noch neue Probleme dazu gekommen, hätten wir ja auch wie geplant fliegen können…« Er unterbrach sie. »Hätte… wäre!« sagte er verächtlich. »Wir sind jetzt seit einem Jahr zusammen, und in diesem Jahr ist es uns nicht gelungen, auch nur ein einziges Mal wie geplant für ein längeres Wochenende wegzufahren – von Urlaub ganz zu schweigen. Ich hab's allmählich satt, Jo!« Sie standen einander gegenüber: Die zierliche attraktive Blondine und der große, schlanke, dunkelhaarige Mann. Beide waren sie wütend, und beide waren sie nicht bereit, zurückzustecken.
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Seitenzahl: 104
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»Es ist mein Job, Clemens!« sagte Johanna Winkler ungeduldig. »Beim Film kann man leider nicht alles hundertprozentig planen. Ich dachte, das sei dir klar!«
»Sicher ist mir das klar, aber warum haben wir dann unseren Urlaub in Mallorca so kurz nach dem Ende eurer Dreharbeiten geplant?« fragte Clemens Jurgan wütend. Seine grauen Augen waren fast schwarz, ein sicheres Zeichen für seinen aufgewühlten Gemütszustand. »Kannst du mir das vielleicht mal erklären?«
»Ja, das kann ich! Damals war geplant, daß unsere Dreharbeiten einen Monat früher beginnen – sie sind verschoben worden, und zwar erst NACH unserer Buchung! Daran erinnerst du dich doch wohl noch? Wir haben nicht umgebucht, weil es eigentlich trotzdem hätte klappen müssen. Und wären jetzt nicht noch neue Probleme dazu gekommen, hätten wir ja auch wie geplant fliegen können…«
Er unterbrach sie. »Hätte… wäre!« sagte er verächtlich. »Wir sind jetzt seit einem Jahr zusammen, und in diesem Jahr ist es uns nicht gelungen, auch nur ein einziges Mal wie geplant für ein längeres Wochenende wegzufahren – von Urlaub ganz zu schweigen. Ich hab’s allmählich satt, Jo!«
Sie standen einander gegenüber: Die zierliche attraktive Blondine und der große, schlanke, dunkelhaarige Mann. Beide waren sie wütend, und beide waren sie nicht bereit, zurückzustecken.
»Wenn du es satt hast, dann fahr doch allein!« rief Johanna. »Wenn es dir so wichtig ist, daß unbedingt alles nach Plan verläuft. Als ob es auf diese eine Woche ankäme! Sie haben doch gesagt, daß wir das Appartement eine Woche länger haben können – und die Kosten für die erste Woche übernehme ich, das ist selbstverständlich. Außerdem ist es überhaupt kein Problem, den Flug umzubuchen. Ich weiß gar nicht, warum du dich eigentlich so aufregst!«
»Weil ich zufällig in einer Firma arbeite, bei der man seinen Urlaub lange vorher anmelden muß. Da geht das nicht so locker zu wie bei euch Filmleuten. Ich kann nicht einfach ankommen und sagen: Ach weißt du, Thorsten, nett, daß du nächsten Monat in Urlaub gehen willst – aber leider muß ich meinen nach hinten verlängern, und daß wir beide nicht da sind, geht natürlich nicht! Weißt, was der mir erzählen würde? Daß ich verrückt bin. Und weißt du noch was? Er hätte sogar recht.«
»Dann bleiben wir eben nur zwei Wochen«, sagte Johanna kraftlos. »Was verlangst du jetzt eigentlich von mir, Clemens? Das ist höhere Gewalt, ich habe das nicht in der Hand. Ich bin freie Aufnahmeleiterin, ich kann froh sein, daß ich so viel zu tun habe. Es gibt in meinem Beruf jede Menge arbeitslose Leute!«
»Auch du mußt mal Urlaub machen«, erwiderte er stur. »Aber was machst du? Du nimmst jeden Auftrag an und arbeitest Tag und Nacht. Wir sehen uns sowieso so selten! Wenn dann auch noch die wenigen Wochen, die wir mal zusammen sein könnten, wegbröseln, weil immer und immer deine Arbeit vorgeht – was bleibt denn dann eigentlich noch?«
Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen. Auf einmal hatte sie keine Kraft mehr zum Streiten. Sie liebte Clemens, und er liebte sie, aber vielleicht war das nicht genug? Sie waren beide starke Charaktere, keiner von ihnen gab gerne nach. Vielleicht konnten zwei solche Menschen auf Dauer einfach nicht zusammen sein?
»Wenn es dir nicht genug ist, müssen wir uns eben trennen«, sagte sie tonlos. »Ich liebe meine Arbeit, und ich werde sie jedenfalls nicht aufgeben, damit dein Leben so planmäßig verläuft, wie du es gerne hättest.«
Er war sehr blaß geworden bei ihren Worten. Mit heiserer Stimme fragte er: »So leicht gibst du uns beide also auf?«
»Gar nicht leicht«, widersprach sie müde. »Aber ich weiß nicht weiter, Clemens. Wann immer wir uns streiten, geht es um meinen Job, der nicht so vorhersehbar ist, wie du es gerne hättest. Was soll ich denn machen? Lehrerin werden? Oder noch besser Buchhändlerin – mit festen Ladenzeiten? Ich sage dir eins: Das sind tolle Berufe, aber sie sind nichts für mich. Ich liebe die Arbeit beim Film, ich will keine andere, auch wenn sie anstrengend und nervenaufreibend ist. Mir gefällt es gerade besonders gut, daß nicht alles vorhersehbar ist.«
»Und du kannst auch nicht mir zuliebe darüber nachdenken, weniger zu arbeiten?« fragte er.
»Aber darum geht es doch jetzt gar nicht!« sagte sie. »Es geht darum, daß die Dreharbeiten für diesen Film länger dauern als geplant – und so etwas kann immer wieder passieren. Ob ich nun zwei Filme oder drei oder fünf im Jahr mache. Verstehst du das nicht? In meinem Job gibt es keine Garantie für feste Arbeitszeiten, und die wird es auch niemals geben.«
Er wartete noch einige Augenblicke, als hoffe er, daß sie zum Schluß noch etwas Versöhnliches sagen werde. Als sie das nicht tat, ging er mit wenigen schnellen Schritten zur Tür. »Gut, dann mache ich allein Urlaub«, sagte er. »Aber ich werde nicht nach Mallorca fliegen. Ich suche mir einen anderen Ort, wo ich in Ruhe nachdenken kann und nicht ständig daran erinnert werde, daß wir eigentlich zu zweit dort sein wollten.« Er gab ihr nicht die Gelegenheit, etwas zu erwidern, sondern riß die Tür auf und stürmte hinaus.
Sie konnte es nicht glauben, daß er wirklich gegangen war. Es war doch nicht möglich, daß er aus einer solchen Bagatelle ein richtiges Drama machte! Aber obwohl sie länger als eine Viertelstunde fast regungslos sitzen blieb, kehrte er nicht zurück. Ganz offensichtlich hatte er jedes seiner Worte ernst gemeint.
Schließlich stand sie auf, übermüdet und erschöpft von den anstrengenden Dreharbeiten der letzten Wochen, aber auch von den Kämpfen mit Clemens. Nein, so ging es wirklich nicht weiter mit ihnen beiden! Aber als sie sich vorzustellen versuchte, wie ihr Leben ohne ihn aussehen würde, gelang es ihr nicht. Allen Auseinandersetzungen zum Trotz: Sie gehörten doch zusammen! Sie liebten sich!
Endlich kamen die Tränen. Sie ging ins Schlafzimmer und legte sich ins Bett, wo sie bitterlich anfing zu weinen. Wie gut, daß Clemens und sie noch keine gemeinsame Wohnung hatten! Beruflicher und privater Stress zur gleichen Zeit waren mehr, als sie verkraften konnte – aber so blieb ihr wenigstens die Möglichkeit, sich in ihren eigenen vier Wänden zu verkriechen, wenn ihr danach zumute war.
*
»Was haben Sie eigentlich am Mittwoch vor, Adrian?« erkundigte sich Carola Senftleben bei ihrem jungen Nachbarn Dr. Adrian Winter. Er leitete die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik im Berliner Stadtteil Charlottenburg, in dem sie beide auch wohnten. Wenn es nicht gerade wie aus Kübeln schüttete oder er es ganz besonders eilig hatte, ging er zu Fuß zur Klinik.
»Am Mittwoch?« fragte er unschuldig.
»Ja, am Mittwoch – an Ihrem Geburtstag!« erwiderte sie. »Oder dachten Sie etwa, ich hätte ihn vergessen?«
»Ich hatte es gehofft«, gab er zu. »Sie wissen doch, mit dem Feiern von Geburtstagen habe ich es nicht so, Frau Senftleben.«
»Deshalb frage ich ja. Es ist also nichts geplant?«
»Ach«, sagte er ausweichend, »jedenfalls nichts Besonderes. Abends werde ich vermutlich gar nicht zu Hause sein. Auf jeden Fall mache ich keine Feier oder so etwas, falls Sie das meinen.«
»Ich meine gar nichts, ich bin nur neugierig«, erwiderte sie lächelnd. »Noch ein wenig Créme brulee?«
»Sehr gern!« sagte er. »Ein richtiges Festessen war das wieder einmal – und das mitten in der Woche. Sie sollten mich nicht so verwöhnen, Frau Senftleben!«
»Sie wissen doch, daß ich das gern tue! Essen in Gesellschaft macht sehr viel mehr Spaß als allein. Außerdem unterhalte ich mich gern.«
Er nickte. Ihm ging es ebenso. Sie hatten einander gesucht und gefunden, seine fast dreißig Jahre ältere Nachbarin und er. Sie war eine lebhafte, immer elegant gekleidete Frau – als frühere Schneidermeisterin legte sie darauf viel Wert. Ihre Interessen waren vielfältig, und er konnte sich nicht daran erinnern, sich in ihrer Gesellschaft jemals gelangweilt zu haben. Es gab kaum ein Thema, über das sie nicht kenntnisreich zu diskutieren verstand.
Besonderen Anteil nahm sie an seinem beruflichen Alltag. Er hatte es sich angewöhnt, ihr von einzelnen Fällen, die ihn besonders beschäftigten, ausführlich zu erzählen. Natürlich wahrte er dabei die ärztliche Schweigepflicht, niemals nannte er Namen, aber daran war sie ohnehin nicht interessiert. Auch das Medizinische stand nicht im Mittelpunkt ihres Interesses: In erster Linie ging es ihr um die Schicksale der Menschen und wie sich ihr Leben durch einen Unfall oder eine plötzlich ausbrechende Krankheit unter Umständen dramatisch veränderte. Ihre Kommentare waren immer klug, und so manches Mal schon hatte sie Adrian wertvolle Hinweise gegeben, wenn er sich über etwas nicht ganz im klaren gewesen war.
Aber natürlich war er auch gern mit ihr zusammen, weil sie wunderbar kochte. Er selbst war in der Küche denkbar ungeschickt, seine Kochkünste beschränkten sich auf Spiegeleier und Kaffee. »Außerdem«, sagte er gelegentlich scherzhaft, »bin ich ein hervorragender Auftauer von tiefgekühlten Fertiggerichten.« Aber diese Fähigkeit brauchte er nur, wenn Frau Senftleben im Theater oder in der Oper war. Dann ging sie gern mit einer ihrer Freundinnen essen und kochte nicht selbst.
»Sie haben also keine Pläne für Ihren Geburtstag«, stellte sie in diesem Moment fest.
Er schüttelte den Kopf, aber sie sah ihm an, daß er nicht ganz die Wahrheit sagte. Sie drang nicht weiter in ihn. Zwar waren sie Freunde geworden in den vergangenen Jahren, aber sie achteten beide sorgfältig darauf, daß sie gewisse Grenzen beim jeweils anderen respektierten.
»Ich will nicht feiern«, sagte er jetzt, mit mehr Nachdruck als zuvor.
»Dann koche ich Ihnen an einem Tag Ihrer Wahl ein Menü, das Sie selbst zusammenstellen dürfen«, sagte sie. »Was halten Sie davon?«
»Großartig«, sagte er ehrlich erfreut. »Sie wissen doch, Frau Senftleben, eine größere Freude können Sie mir gar nicht machen.«
»Fein, dann ist das also abgemacht«, sagte sie zufrieden. Sie schenkte ihm Wein nach und wechselte entschlossen das Thema. Wenn Adrian nicht gern über seinen Geburtstag sprach, dann wollte sie nicht diejenige sein, die beharrlich weiter darüber redete.
Eine halbe Stunde später verabschiedete er sich mit einer herzlichen Umarmung von ihr. Während sie ihre Küche aufräumte, dachte sie über ihn nach. Er war allein – ein attraktiver Mann von fünfunddreißig Jahren! Sie wußte, warum das so war. Zum einen war er mit seinem Beruf verheiratet, und zum anderen hatte sie ihn einmal mit einer schönen blonden Frau gesehen, von der sie annahm, daß er sie liebte. Aber es schien eine unglückliche Liebe zu sein – leider. Bei diesem Gedanken seufzte sie. Wenn es einen Menschen auf dieser Welt gab, dem sie auch privat Glück wünschte, dann war es Dr. Adrian Winter. Sie konnte nur hoffen, daß er es eines Tages doch noch finden würde.
*
Stefanie Wagner, Assistentin des Direktors im eleganten Hotel King’s Palace in Berlin-Charlottenburg, hatte nur mit Mühe einen aufgeregten Gast beruhigen können, der seine Brieftasche vermißte. Sie werde sich umgehend darum kümmern, hatte sie ihm versprochen – und das auch getan. Energisch hatte sie seine versteckte Anschuldigung von sich gewiesen, jemand vom Personal könne die Brieftasche gestohlen haben. Es war dieser besondere Einsatz nicht nur für die Gäste, sondern auch für die Angestellten des Hauses, der die zierliche Blondine bei allen so beliebt machte. Nicht Andreas Wingensiefen, der Direktor des Hotels und Stefanies direkter Vorgesetzter, sondern sie selbst wurde von den anderen Angestellten als ›Seele des Hauses‹ betrachtet. Sie war die heimliche Chefin, zu ihr gingen alle, die ein Problem hatten.
Auch die Brieftasche fand sie, nachdem sie geduldig jeden Schritt des Gastes an diesem Morgen zurückverfolgt hatte. Sie mußte nicht einmal besonders lange suchen: Er hatte sie in einem der Konferenzräume liegen lassen. Eine der Frauen, die für die Reinigung der Räume zuständig waren, hatte sie entdeckt und umgehend an der Rezeption abgeliefert. Stefanie zögerte nicht, sich bei der Frau herzlich und persönlich zu bedanken. Sie wußte, wie wichtig anerkennende Worte für jeden Menschen waren.
Auch der Gast bedankte sich und erwies sich als äußerst großzügig, worüber Stefanie sich freute. Die Frau konnte einen zusätzlichen Geldschein gewiß gut gebrauchen.
»Frau Wagner?«
Stefanies tüchtige Sekretärin Alice Hübener stand in der Tür. Sie war viel älter als Stefanie, eine verheiratete Frau mit zwei erwachsenen Söhnen, der es gefiel, für eine so junge Chefin zu arbeiten. Sie bewunderte Stefanies Arbeitseinsatz und hatte sich vorgenommen, ihr den Rücken frei zu halten, wo immer sie konnte. Seit sie für Stefanie arbeitete, konnte diese sich viel mehr als zuvor ihren eigentlichen Aufgaben widmen.
»Was gibt’s denn, Frau Hübener?«
»Diese Filmleute haben wieder einmal ihre Pläne geändert«, berichtete die Sekretärin. »Jetzt wollen sie am Mittwoch bei uns vor dem Haupteingang drehen – am späten Nachmittag.«
Mittwoch! Stefanie lächelte unwillkürlich. Dr. Adrian Winter hatte sie, nach längerer Zeit, wieder einmal zum Essen eingeladen. Ganz überraschend hatte er vor einigen Tagen angerufen und gefragt, ob sie für den Mittwoch schon etwas vorhabe.
»Wieso ausgerechnet Mittwoch, Herr Winter?«