Notlandung - Joy Peters - E-Book

Notlandung E-Book

Joy Peters

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Beschreibung

Sechzehn Satiren, liebevoll zusammengetragene Menschenbeobachtungen. Geschichten über Menschen und Situationen, die uns, ohne sie moralisch zu verdammen, den Spiegel vor‘s Gesicht halten. Einen Spiegel, der nicht verzerrt, und dennoch erkennen lässt, dass selbst die reinste Seele nicht ohne Flecken ist. Auch wenn es auf unserer Welt nicht immer heiter zugeht, beweisen die Geschichten in diesem Buch, dass uns das nicht daran hindern sollte, dennoch immer etwas zum Lachen zu finden, menschliche Schwächen mit einem Lachen erträglich zu machen und das große Spiel des Lebens nicht allzu ernst zu nehmen. Denn das Leben spielt Stücke mit dramatischem und Happy - End. Das Leben allzu ernst zu nehmen, ist eine Dummheit, denn wie kann man etwas ernst nehmen, von dem man nicht einmal weiß, wie es endet.

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Joy Peters, geboren 1960 in Wien, studierte in Wien und Berlin Gesang und Schauspiel. Seit 1980 tritt er in Varieté und Theaterproduktionen als Sänger, Schauspieler und Comedian auf. Seine Stand-up Comedy Conferencen bilden den Grundstein für dieses Buch. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in der Nähe von Berlin

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Anti Aging

Supermarkt

Frauen

12 Zigaretten

Anwalts Liebling

Mein letzter Wille

Home – Banking

Notlandung

Wetter

Statistisch

Erwachet

Time Management

Come in and find out

Jesus & Co

Werbung

Haben Sie Kinder

Vorwort

So weit das Lexikon. Aber haben Sie schon einmal versucht, ein lustiges Buch zu schreiben? Lassen Sie es. Gehen Sie lieber auf eine Himalaya Expedition, das ist einfacher.

Christian Morgenstern hat den Humor als „äußerste Freiheit des Geistes“ bezeichnet und ich war so frei, sehr frei zu sein. Und wenn Sie jetzt einwenden, es gäbe ja schon sooooo viele lustige Bücher, Bücher über Witze, Bücher mit Witzen und Bücher die ein Witz sind - dann seien Sie jetzt bitte stark, denn es kommt noch eins hinzu.

Anti Aging

Geht es Ihnen eigentlich genauso wie mir? Ich kann mich manches Mal gar nicht überwinden - also ich muss mich sozusagen dazu zwingen - es ist in der Tat des Öfteren ein gewaltsamer Akt der Selbstüberredung.

Wovon ich spreche? Na, vom Ansehen alter Fotos - was dachten Sie denn? Das ist dann schon ein ziemlicher Schock fürs Ego.

Man sieht sich, lächelnd, gefangen in all den verschiedenen Aufnahmen und entdeckt die unglaublichsten Veränderungen. Am meisten aber erschreckt es einen dass man so manche Absonderlichkeit mittlerweile geradezu liebgewonnen hat. Zum Beispiel die Koteletten - und ich meine nicht gewisse schmackhafte Körperteile vom gemeinen Hausschwein (lat. scrofa domestica), die man sich in einem Anfall von Cholesterinsucht, mit leichter Hand, in die Pfanne haut. Nein - ich meine die Dinger an den Backen, Verzeihung Wangen. Mal waren sie ganz unten, erinnern sie sich noch an Jason King oder Elvis, und mal ganz oben - dasselbe ist dann auch mit dem Kinn passiert.

Oder das Haar - eigentlich leblose Fäden aus Horn und doch - das Haar kann einem das Leben ganz schön schwer machen.

Plötzlich ist es grau - plötzlich fällt es aus

Mittlerweile habe ich mehr Haare in meinen Ohren als auf meinem Kopf. Frauen haben es da wesentlich einfacher und das nicht nur, weil sie von Natur aus, was den Haarwuchs betrifft, hormonell günstiger veranlagt sind. Nein, beim so genannten schöneren Geschlecht gehört der wöchentliche Friseurbesuch, ja quasi, zum guten Ton. Ich kenne allerdings auch Frauen, die gehen mit Grauen zum Friseur, kommen aber meistens mit roten wieder. Ja, ich weiß, der Witz ist alt, aber der, von dem ich ihn geklaut, pardon entliehen habe, hatte ihn auch schon aus dritter Hand.

Ich, für meinen Teil, habe allerdings bereits jetzt entschieden, wie ich mein Haar in den nächsten zehn Jahren tragen werde - ein Haar links, eines rechts und den Rest - wild durcheinander. Und außerdem habe ich meinen dahinschwindenden Haaren auch schon Namen gegeben, mir fällt nur der Abschied wesentlich schwerer, wenn ich sie persönlich kenne.

Ein sehr guter Freund hat mir jetzt den Rat gegeben, doch mal zu einem Spezialisten für Haarausfall zu gehen. So nach dem Motto: waschen - suchen - föhnen nur sechsundfünfzig Euro. Aber er meinte einen Arzt. Leider gehe ich so furchtbar ungern zum Arzt, obwohl es mit fortschreitendem Alter ja oftmals nicht zu verhindern ist.

Millionen von mies gelaunten Rentnerinnen lungern in den Wartezimmern herum und schnappen mir die letzte Frauenzeitschrift vor der Nase weg. Ich lese dann, immer etwas beleidigt, das überaus beliebte AOK Magazin. Dabei bin ich in höchstem Maße interessiert an den dramatischen Schicksalen von Florian Silbereisen, Gloria von Thurn und Taxis und Co. Aber dafür haben Frauen knapp über fünfundsiebzig kein, wie immer geartetes, Verständnis.

Meist quält mich auch die Angst, dass der von mir hochgeschätzte und natürlich gleichfalls hochbezahlte Arzt auf meine Frage: „Na, Herr Doktor, was fehlt mir denn?“ Mit: „Ihnen fehlt gar nichts, Sie haben schon alles!“ antwortet. „Hab ich eine seltene Krankheit?“ wird auch gerne mal mit: „Aber nein, die Friedhöfe sind voll damit“ beantwortet.

Macht mich nicht glücklich.

Wir, meine Familie und ich, sind sogar mit einem Arzt befreundet, er ist sogar der Patenonkel unserer Kinder. Wenn Sie nun aber annehmen, wir wären deshalb gesünder, liegen sie völlig falsch. Onkel Doktor Thomas wohnt nämlich in Australien.Gut, sagen Sie jetzt - prima - je weiter weg der Arzt wohnt, desto gesünder bleiben die potenziellen Patienten. Da mögen sie Recht haben.Viele rechnen ihrem Arzt aber seine Bemühungen hoch an, der Doktor übrigens seinem Patienten auch und manch ein gerade Genesener wird beim Anblick seines geschrumpften Kontostandes auf der Stelle wieder krank. Wie man seinem Arzt nun die immerwährende Dankbarkeit zum Ausdruck bringt, ob als Patient oder als Erbe, das ist ja jedem individuell überlassen.

Denken Sie daran - ein Arzt kommt manches mal vergebens, aber niemals umsonst!Es ist ja auch ein seltsamer Beruf, bei dem man die Inventur auf dem Friedhof machen muss. Und das der Chirurg vermummt ist bei der Ausübung seiner sehr verantwortungsvollen Tätigkeit, sollte einem auch zu denken geben.

Na, aber man darf generell nicht so kritisch gegenüber den Göttern in weiß sein, unser Freund (OnkelThomas) ist wirklich ein überaus reizender, zauberhafter Mensch, der gerne mal nur mit Spatel und Taschenlampe zur Diagnose schreitet. Back to the roots, Albert Schweitzer hätte seine wahre Freude an ihm gehabt.

Ich selbst war meinem Arzt schon oft sehr dankbar, und als mein Orthopäde zu mir sagte, dass ich, wenn meine Hand wieder in Ordnung ist, Klavierspielen könnte, da konnte ich mein Glück und meine Dankbarkeit kaum im Zaum halten. Denn Klavierspielen konnte ich vor meiner Verletzung nicht.

Es lebe die moderne Medizin.

Sollte Ihr Arzt Sie vor die Wahl stellen, sterben oder Operation, dann wählen Sie bitte auf jeden Fall die Operation, denn mit einem bisschen Glück können Sie dann beides haben.

Und wenn die Operation, wider Erwarten, dann wirklich schief geht, so trösten Sie sich, Sie werden davon nichts merken.Ich habe mich schon entschieden, wenn ich sterbe, will ich friedlich gehen. So, wie mein Großvater im Schlaf........... und nicht laut kreischend, wie die Mitfahrer in seinem Wagen.

Mir ist jeder Kalauer recht.Aber Spaß beiseite, in den verschiedenen Teilen unserer schönen Welt wird ja auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen mit dem Tod umgegangen. Wenn z.B. in Irland jemand stirbt, wird er für einige Tage aufgebahrt und betrachtet - das ist wie eine Party. Der Verstorbene liegt da und um ihn herum wird getrunken und getanzt. Und alle seine Freunde, sofern er welche hatte, kommen von weit und breit und sie stehen alle um seine Bahre herum, mit einem Glas in der Hand und rufen: „Auf deine Gesundheit!“.Für den Toten ist das schade, so `ne tolle Party, ein anderer bezahlt und er kann nicht mitmachen. Deshalb ist mein Motto: Ich brauche keine Lebensversicherung. Ich möchte, dass alle richtig traurig sind, wenn ich einmal sterbe.

Supermarkt

Ich hasse Supermärkte. Bin ich schon so alt, dass ich mich tatsächlich nach einem guten alten Tante Emma Laden zurücksehne? Es mag möglicherweise daran liegen, dass mein Vater so einen Laden hatte, obwohl er gar nicht Emma hieß, nicht einmal meine Mutter, und ich dort faktisch, zwischen Bananen und Schuhcreme, aufgewachsen bin. Bei meinem Vater wurde persönlicher Service noch groß geschrieben. Im Supermarkt fühle ich mich hingegen immer so manipuliert. Ich gehe hinein, keiner sagt „Guten Tag“, also kann es auch keiner werden.

Ich nehme mir am Eingang einen Wagen. Das heißt, ich möchte mir einen Wagen nehmen, kann es aber nicht, da ich keine passende Münze habe und diese Einkaufswagenchips grundsätzlich verliere.

Also renne ich, da es diese Wagen nur außerhalb des Supermarkts gibt, erst einmal in den Supermarkt hinein, um einen Geldschein zu wechseln. Das ist aber schwierig, das geht nur an einer Kasse. da aber alle Kassiererinnen mit Kassieren beschäftigt sind, wozu sie ja auch bezahlt werden und ich von der-quasi- falschen Seite komme, werde ich erstmal ignoriert. Wenn es mir dann endlich gelingt, die Aufmerksamkeit einer dieser überqualifizierten Kleingelddompteusen doch noch zu erhaschen, teilt sie mir mit einem gequälten Lächeln mit: „Jetzt kann ich die Kasse nicht öffnen, sie müssen warten bis ich fertig kassiert habe“.

Ich bin hartnäckig, ich warte. Endlich habe ich mir eine Münze erkämpft und hole mir nun einen Einkaufswagen, groß genug um den Jahreseinkauf einer fünfköpfigen Familie zu beherbergen, ich brauche aber nur einen Laib Brot. Zielgenau steuere ich auf das Brotregal zu und entnehme ihm, den von mir so heißbegehrten Laib Brot. Und während ich mich noch in der Entscheidungsphase befinde, ob es wohl doch besser das kernige Vollkornbrot oder unvernünftigerweise das samtig weiche American Toast sein soll, denke ich mir: Na, wenn ich schon mal hier bin, könnte ich auch gleich Butter mitnehmen. Nun habe ich also Butter und Brot, zwei, und da werden sie mir Recht geben, elementarsten und leckersten Nahrungsmittel seit Menschengedenken. Was ist aber, wenn ich mir ein Sandwich machen möchte? Käse, ich brauche noch Käse. Und Zwiebeln, ich liebe Zwiebeln - Brot, Butter, Käse und Zwiebeln - großartig.Übrigens liegen neben den Zwiebeln meist auch die Radieschen, also kaufe ich auch noch Radieschen und Salat und Petersilie. Ich glaube, ich mache mir einen Salat. Da fällt mir ein, dass ich den Salat und das Sandwich unmöglich alleine essen kann, ein Omelette würde hervorragend dazu passen. Ich kaufe Eier.

Omelette ohne Champignons? Nein, das geht nicht, ich renne flugs zurück in die Gemüseabteilung und hole Champignons. Der verdammte Wagen wird voller und voller. Sie erinnern sich, ich wollte NUR Brot kaufen. Schinken, fast hätte ich den Schinken vergessen, was wäre ein Omelette ohne Schinken? Wie ein Abendessen ohne ein gutes Glas Wein. Wein, ach herjeh ich habe keinen Wein mehr zu Hause. Aber welchen Wein nehme ich, Weißwein, Rotwein, italienischen oder französischen?

Ach egal, ich nehme sie alle.

Das Angebot an Waren aller Art in den Supermärkten der westlichen Welt ist schon erstaunlich, da könnte mein Vater mit seinem kleinen Laden wahrscheinlich nicht mehr konkurrieren. Man kann ja praktisch alles bei einem Einkauf erledigen. Nicht nur die bereits erwähnten Butter und Eier, die zur Befriedigung der gastronomischen Gelüste dienen, nein - natürlich gibt es auch sämtliche Artikel zur Befriedigung der Fleischeslust. Und ich meine jetzt nicht Steaks und Würstchen. Nein, alles was man früher unter Aufbietung sämtlicher Mut Reserven und unter diskret vorgehaltener Hand, leise nuschelnd, nur im Sex-Shop oder unter der Ladentheke bekam, hängt heute in allen Farben des Regenbogens, Größen und Feuchtigkeitsgraden gleich neben der Kasse im Supermarkt.