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Überlebensfaktor Klimaschutz: Nur wenn‘s um Geld geht eine Erfolgsstory!
Um den Klimawandel einzudämmen müssen wir bereit sein für starke Veränderungen in unserem Verhalten und unseren Konsum reduzieren. Mit kurzfristigem Denken klappt das nicht, denn der ist meist durch Egoismus angetrieben. Gegen die Klimakrise braucht es bei der Bundetagswahl Bürger, die das Wohl kommender Generationen in ihre Wahlentscheidung miteinbeziehen. Wenn der politische Wille da ist, dann stellt sich die Frage:
Wie senkt man die CO2-Emissionen tatsächlich schnell genug?
Wir könnten den "Egoismus" im Sinne des Klimaschutzes nutzen und über eine wirksame CO2-Bepreisung nachdenken. Bei Alltagsentscheidungen ist es einfach besser, wenn der "Egoismus" zu für uns alle richtigen Entscheidungen führt.
Nur wenn der Egoismus dann zu sinnvollen Entwicklungen führt, dann ist das Klima noch zu retten.
Nur wenn CO2 einen Preis bekommt und sich damit Klimaschutz für Unternehmen und für Bürger aus egoistischen Motiven rechnet, besteht eine Chance, den CO2-Ausstoß nachhaltig zu reduzieren. So das Resümee der beiden Autoren nach ihrer differenzierten Analyse sämtlicher Alternativen. Ihr Plädoyer: Ein realistisches Menschenbild und eine realistische Vorstellung darüber, wie Wirtschaft funktioniert, sind Voraussetzungen für einen gelingenden Klimaschutz.
Dieses Buch begnügt sich nicht mit abstrakten Forderungen: Konkrete Vorschläge auf nationaler, EU- und internationaler Ebene werden ebenso vorgestellt wie die sozialen Aspekte des Klimaschutzes und die technischen Potenziale.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 268
Was Sie schon immer über Klimaschutz wissen wollten …
Das Zeitfenster zum Handeln beim Klimaschutz könnte sich schnell schließen. In den nächsten Jahren sollten wir auf internationaler und nationaler Ebene die Weichen stellen, damit wir innerhalb von nur vier Jahrzehnten zu einer fast treibhausgaslosen Zukunft finden. Jedes weitere Jahr ohne eine angemessene globale Antwort auf den Klimawandel macht es unwahrscheinlicher, dass wir unseren Wohlstand in den heutigen Industrieländern einigermaßen bewahren und das Elend in der Welt begrenzen können.
Das vorliegende Buch spitzt die Frage, wie wir Klimaschutz realistischerweise betreiben können, zu. Es plädiert dafür, die gewaltige Kraft des Egoismus auf effiziente und gerechte Weise in den Dienst des Klimaschutzes zu stellen. Wie kommen die Autoren zu dieser gewagten Schlussfolgerung? Indem Sie sich einfach die alternativen Instrumente genau anschauen. Dabei wird deutlich: Mit diesen springen wir schlicht zu kurz. Ein massiver Einsatz von marktbasierten Instrumenten, wie einer CO2-Abgabe oder einem umfassenden Emissionshandel auf nationaler und internationaler Ebene ist die freiheitsförmigste und realistischste Form, alle Akteure auf den richtigen Weg zu führen.
Fachleute sehen das ähnlich, kluge Politiker auch. Die breite Öffentlichkeit steht ökonomischen Instrumenten noch mit großem Misstrauen gegenüber. Die breitere Öffentlichkeit zu erreichen, ist also vordringlich. Auch deshalb ist das Buch kurz gefasst und allgemein verständlich gehalten.
Das Buch skizziert das in Fachkreisen bekannte Wissen zu den naturwissenschaftlichen Hintergründen des Klimawandels und zum menschlichen Einfluss auf das Klima. Es erläutert die treibenden Kräfte für den überhöhten CO2 Ausstoß und was man zu ihrer Überwindung tun kann. Können wir es zum Beispiel über umweltbewusstes Alltagshandeln von Bürgern und Unternehmen, über staatliche Detailregelungen, wie Auflagen und Subventionen, oder über technischen Fortschritt an sich schaffen? Nach skeptischen Antworten hierzu wendet sich das Buch den marktbasierten Instrumenten auf nationaler, EU- und internationaler Ebene zu und diskutiert dabei auch, was man national tun kann und wie es sozialverträglich geschehen kann.
Als Anhang bieten die Autoren einen sehr gelungenen Überblick über die technischen Potenziale für ein gutes Leben ohne Treibhausgase. Damit wird noch einmal deutlich: Klimaschutz muss nicht an fehlenden Technologien oder zu viel Verzicht scheitern. Er wird scheitern, wenn die Preise nicht die ökologische Wahrheit sagen. Das ist der Kern der Aussage!
Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker
Die Welt hat durch die Finanzkrise vor kurzem gelernt, wohin »ungezügelte Gier« führen kann und nun kommt dieses Buch und behauptet: Nur der Egoismus kann das Klima noch retten. Das scheint auf den ersten Blick verwirrend. Wir wollen Sie davon überzeugen, dass hinter der Rettung des Klimas und der Abwehr von weiteren Finanzkrisen die gleiche Logik steckt.
Banken und Bankmanager müssen überwiegend eigennützig agieren. Die Marktlogik zwingt sie sogar dazu, kurzfristige Gewinnmaximierung vor langfristigen Erfolg ihrer Bank und Stabilität des Finanzsystems an sich zu stellen. Banken und Bankmanager aufzufordern, sich gegen die Marktlogik zu stellen ist naiv. Deshalb hat in erster Linie die Politik versagt! Es ist ihre ureigenste Aufgabe, die Rahmenbedingungen für Märkte so zu setzen, dass egoistisches Streben gesamtgesellschaftlich trotzdem zu einem guten Ergebnis führt. Funktionierende Märkte schaffen dies übrigens ganz allein, wie es bereits Adam Smith1 mit der »unsichtbaren Hand des Marktes« umschrieben hat. Allerdings haben viele Marktfanatiker das entscheidende Attribut »funktionierende« schlicht aus den Augen verloren. Vielleicht ist das Gute an der Finanzkrise, dass wieder stärker ins Bewusstsein rückt, dass der Staat für das Funktionieren von Märkten sorgen muss. Unter dem Strich wird aber noch viel zu viel über Banken und Bankmanager geschimpft, statt über die richtige Rahmensetzung gestritten. Wir geben hier nur ein Beispiel für eine anzustrebende Rahmensetzung: Banken müssen pleite gehen können, ohne dass ein Dominoeffekt ausgelöst wird, der auch die Realwirtschaft in den Abgrund reißt.
Aus der Finanzmarktkrise müssen wir für den Klimaschutz lernen. Wir dürfen nicht die gleichen Fehler wiederholen! Auf der Grundlage eines realistischen Menschenbildes und einer realistischen Vorstellung darüber, wie Ökonomie funktioniert, müssen wir uns Gedanken machen, wie der politisch zu setzende Rahmen aussehen muss, damit wir unser Klima noch retten können. Dabei wird sich zeigen, dass wir die gewaltigen Kräfte des Marktes vor den Karren des Klimaschutzes spannen müssen, wenn wir Erfolg haben wollen.
Dieses Buch ist aus der Beobachtung heraus entstanden, dass die Klimaschutzdebatte eine erstaunliche Lücke aufweist: Auf der einen Seite werden die zu befürchtenden Klimaveränderungen ausführlich beschrieben und Reduktionsziele für Treibhausgase benannt. So weit so gut. Auf der anderen Seite wird ausführlich über die Details der schönen neuen Welt berichtet: Von der bäuerlichen Biogasanlage, dem ersten energieautarken Dorf in Ostfriesland, über Hybrid- und Wasserstoffautos, Solarkraftwerke in der Wüste etc., etc. Fällt Ihnen auf, was in dieser Debatte fehlt?
Es fehlt eine gründliche Debatte über die zentrale Frage, auf welchem Weg bzw. mit welchen Instrumenten der tiefgreifendste Umbau unserer Art zu leben und zu produzieren seit der industriellen Revolution eigentlich auf die Schiene gesetzt werden soll. Wenn das Thema überhaupt angeschnitten wird, dann höchstens entweder unter der Überschrift: »Klimaschutz – was jeder tun kann« oder unter der Annahme, dass der Staat im Detail die Sache schon regeln kann. Wer das Ganze beschönigen will, spricht auch gerne vom einem notwendigen »Policy-Mix«, bei dem sich schnell ein Gefühl von Beliebigkeit einstellt – alles ist irgendwie richtig. Nur keine eindeutige Position beziehen. Wir werden in diesem Buch jedoch zeigen, dass beim Klimaschutz leider nicht viele Wege nach Rom führen, sondern am Ende aufgrund der gigantischen Herausforderung nur einer Erfolg versprechend ist. Zu diesem Ergebnis wollen wir gemeinsam mit Ihnen kommen, indem wir uns alle zur Verfügung stehenden Wege zum Klimaschutz – auch in ihrer Kombination – genau anschauen und sie auf ihr Potenzial untersuchen, die Treibhausgase in der vorgegebenen Zeit sozial- und wirtschaftsverträglich zu reduzieren. Dabei werden wir sehen, dass sowohl der Einzelne als auch der Staat, wenn er alles im Detail regeln will, hoffnungslos überfordert ist.
Bei der Prüfung der Potenziale der Instrumente zum Klimaschutz legen wir folgende Kriterien zu Grunde:
Die Instrumente müssen massentauglich in dem Sinn sein, dass auch Eigennutz und Gewinnstreben zum gewünschten Klimaschutz führt.2Die Instrumente müssen kosteneffizient sein, d. h. die Treibhausgase werden zu geringst möglichen volkswirtschaftlichen Kosten eingespart. Kosteneffizienz heißt auch, dass wir auf möglichst wenig Entfaltungsmöglichkeiten verzichten müssen.Die Instrumente müssen innovationstreibend sein.Unserer Meinung nach müssen die Instrumente alle drei Kriterien erfüllen, wenn wir erstens die Herausforderung Klimaschutz meistern, zweitens wir in den Industrieländern unseren Wohlstand so wenig wie möglich einschränken und drittens Schwellen- und Entwicklungsländern die Möglichkeit zur Weiterentwicklung geben wollen. Die letzten beiden Bedingungen müssen auch deswegen erfüllt sein, damit Klimaschutz politisch durchsetzbar ist. Erfüllen die Instrumente nicht alle drei Kriterien besteht die Gefahr, dass die Menschheit sich in ein, zwei Generationen auf einer sehr viel niedrigeren Zivilisationsstufe wieder findet. Früher hat man die »Ökos« damit beschimpft, dass sie uns in die Steinzeit zurück katapultieren. Heute begreifen immer mehr Menschen, dass dies der Fall ist, wenn wir unsere Art zu leben und zu produzieren nicht radikal ändern.
Al Gore3 hat mit seiner »Unbequemen Wahrheit« bei sehr vielen Menschen das Bewusstsein geweckt, dass wir da wirklich ein Problem haben. Jetzt müssen wir uns der vielleicht noch unbequemeren Wahrheit stellen, dass es allein mit guten Worten, der Schärfung des Umweltbewusstseins und staatlichem Aktionismus nicht getan ist. Im Abspann von Al Gore’s Film ist die Rede davon, doch lieber mit dem Fahrrad zum Bäcker zu fahren und ähnlich weitführende Vorschläge. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass das nicht reicht. Wir werden Instrumente brauchen, die auch weh tun. Wir wollen Sie von diesen eher unbeliebten Instrumenten überzeugen, indem wir aufzeigen, dass der »Kuschelweg« mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zum Erfolg führen wird und bei Nähe betrachtet gar nicht so kuschelig ist.
Wie ist dieses Buch aufgebaut?
Im ersten Kapitel tragen wir prägnant die Fakten zum Klimawandel zusammen, um die notwendigen Reduktionsziele für Treibhausgase zu begründen.
Im zweiten Kapitel fragen wir nach dem tieferen Grund dafür, dass wir zu viele Treibhausgase ausstoßen. Daraus werden sich schon erste Hinweise ergeben, wie man das Übel an der Wurzel packt.
Im dritten Kapitel widmen wir uns eingehend den möglichen Instrumenten. Sie lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen: (1) umweltbewusstes Handeln von Konsumenten, Unternehmen und staatlichen Stellen, (2) staatliche Detailregelungen über Auflagen und Subventionen, (3) technischer Fortschritt oder der Ölpreis aus sich heraus sowie (4) marktbasierte Instrumente, wie eine CO2-Abgabe oder ein umfassender Emissionshandel.
Nachdem wir am Ende des dritten Kapitels den optimalen Instrumentenmix beschrieben haben – bei dem marktbasierte Instrumente die Leitfunktion übernehmen müssen –, gehen wir im vierten Kapitel auf wirtschafts- und sozialpolitische Fragen ein. Wir brauchen für den notwendigen durchgreifenden ökologischen Strukturwandel eine starke Wirtschaft und soziale Balance.
Im fünften Kapitel soll konkret dargestellt werden, wie marktbasierte Instrumente auf nationaler, europäischer und weltweiter Ebene umgesetzt werden können. Dabei wird auch berücksichtigt, dass der nationale Handlungsspielraum begrenzt ist.
Thema dieses Buches sind gerade nicht konkrete technische Lösungen und klimaverträgliche Lebensstile. Die kosteneffizienten und innovativen Lösungen stellen sich von alleine ein, wenn der ökonomische Rahmen stimmt. Der Rahmen ist entscheidend! Momentan diskutieren wir viel zu viel über technische Details und moralisch motivierten Klimaschutz bei alltäglichen Konsum- und Investitionsentscheidungen. Da es aber leichter fällt, einem ambitionierten Klimaschutz und unangenehmen Instrumenten zuzustimmen, wenn man weiß, dass ein gutes Leben ohne Treibhausgase4 möglich ist, gibt es einen Anhang 1, in dem wir technische Potenziale und ansatzweise auch Lebensstile beschreiben. Dabei wird deutlich: An der Technologie oder an übermäßigem Komfortverzicht muss der Klimaschutz nicht scheitern. Scheitern wird er, wenn er sich für den einzelnen Bürger, das einzelne Unternehmen und für Staaten nicht rechnet. Das sollte uns dazu beflügeln, die richtigen Weichen zu stellen. Wenn sich bei Ihnen irgendwann beim Lesen Zweifel an der Realisierbarkeit eines ambitionierten Klimaschutzes einstellen, empfehlen wir Ihnen daher, den Anhang 1 vorzuziehen.
Mancher Leser fragt sich jetzt vielleicht: »Ja, und wo ist das Kapitel, in dem beschrieben wird, wie sich der optimale Klimaschutz politisch durchsetzen lässt?« Nun, hier sehen wir uns in der Tradition der Aufklärung. In einer Demokratie muss am Ende das politische Handeln an der Wahlurne legitimiert werden. Wir wollen dazu beitragen, dass Erfolg versprechende Instrumente eine Mehrheit finden. An dem Spiel »Wie könnte man den Instrumentenmix konstruieren, um eine möglichst große Zustimmung zu generieren, ohne den Menschen die Wahrheit über die Kosten zu sagen« möchten wir uns nicht beteiligen. Die Herausforderung ist zu ernsthaft für solche »Spielchen«5. Wir brauchen weitgehend optimale Lösungen, sonst werden wir bei dieser Herausforderung scheitern.
Kleine lesetechnische Anmerkung: Lassen Sie sich durch die vielen Fußnoten nicht irritieren. Wollen Sie sich schnell einen groben Überblick verschaffen, lassen Sie sie einfach links bzw. unten liegen. Wollen Sie es genauer wissen, lohnt sich ab und zu ein Blick nach unten.
Ein weiterer Hinweis: Wir haben besonders in den Fußnoten Texte aus Wikipedia übernommen – was wir auch jeweils kenntlich machen. Trotzdem behalten wir die Verantwortung für den Inhalt.
»Vorhersagen sind außerordentlich schwer, vor allem solche über die Zukunft.«
(Niels Bohr)
Menschengemachter Klimawandel?
Natürliche Klimaschwankungen hat es immer gegeben und wird es immer geben. Ein wesentlicher Motor dieser Schwankungen ist die Beziehung zwischen Erde und Sonne, die folgenden periodischen Prozessen6 unterliegt:
Abbildung 1: Natürliche Klimaschwankungen durch die Sonne
Quelle: Eigene Darstellung
Auf Grund dieser Zyklen schwankt die Temperatur auf der Erde nach heutigem Kenntnisstand um bis zu 6 °C. Folge sind Kaltzeiten bis zu Eiszeiten und Wärmephasen. Im Rahmen dieser natürlichen Schwankungen befinden wir uns heute in einer Wärmephase; sind aber drauf und dran daraus eine Superheißphase zu machen, wie sie in den letzten Hunderttausenden von Jahren nicht mehr da war.
Neben der Sonne haben auch Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge und Veränderungen von Meeresströmungen das Klima der letzten Jahrtausende stark beeinflusst. Jeder kennt wahrscheinlich die Hypothese, dass ein Meteoriteneinschlag den Dinosauriern den Garaus gemacht hat.
Was bedeutet dies für die aktuelle Klimadiskussion? Ja, natürliche Klimaschwankungen und sogar abrupte Änderungen gab es immer. Die nächste Eiszeit kommt bestimmt und der Golfstrom hat auch ohne Zutun des Menschen seine Tätigkeit schon mal eingestellt. Die entscheidende Frage ist nur: Wollen wir als Menschheit7 wirklich an diesem Rad mitdrehen?
Der Mensch ist schon mit Eifer dabei, an diesem Rad mit zu drehen, indem er insbesondere seit der Industrialisierung zu den natürlich vorhandenen Treibhausgasen massiv selbst welche hinzufügt. Was bewirken diese Treibhausgase? Je mehr davon in der Atmosphäre sind, desto weniger kann die durch die Sonne auf der Erdoberfläche erzeugte Wärmestrahlung ins Weltall entfliehen. Auf der anderen Seite wäre es ganz ohne Treibhauseffekt mit -19 °C ziemlich kalt auf unserem Planeten – also alles eine Frage der Dosis.
Folgende Zahlen sollten uns jedoch extrem beunruhigen – wir drehen ein ziemlich großes Klimarad:
8Abbildung 2: Entwicklung der CO2-Konzentration
Quelle: Eigene Darstellung
Auch folgende Grafik verdeutlicht die dramatische Entwicklung:
Abbildung 3: Entwicklung der Konzentration der Treibhausgase von 0 bis 2005
Quelle: Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Working Group I Contribution to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, FAQ 2.1, Figure 1. Cambridg University Press
Temperaturentwicklung, Rückkopplungseffekte und Kipp-Punkte
Welche Folgen hat nun aber der Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre? Es könnte ja auch sein, dass die Auswirkungen minimal sind; nicht der Rede wert. Vielleicht sogar positiv. Auch um dies beurteilen zu können, wurde 1988 das Intergovernmental Panel on Climate Change, nachfolgend kurz das »IPCC«, durch die Vereinten Nationen gegründet. Das IPCC versucht seitdem, die weltweiten Ergebnisse zur Klimaforschung zu sammeln und zu bewerten. Dazu gibt das Gremium in regelmäßigen Abständen Sachstandsberichte9 heraus. Der letzte Sachstandsbericht stammt aus dem Jahr 2007.
Die wichtigsten Ergebnisse IPCC-Bericht 200710:
Abbildung 4: Zentrale Ergebnisse IPCC-Bericht 2007
Quelle: Eigene Darstellung
Eine Schwäche des IPPC-Reports ist jedoch, dass nur Szenarien bis 2100 veröffentlicht wurden. Aber was sind schon gute 90 Jahre in der Geschichte der Menschheit11? Ist es uns wirklich egal, wie es unseren Enkeln, Urenkeln und deren Kindern ergeht? Das Dumme ist nämlich, dass zwischen 2 und 4 °C mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit Kipp-Punkte liegen. Das heißt, an diesen Punkten kann das ganze Klimasystem völlig aus dem Ruder laufen, weil über positive Rückkopplungseffekte das System Erde plötzlich selbst massiv Treibhausgase frei setzt. Dann kann sich das Klima ziemlich schnell ändern. Positiv heißt hier also nicht gut, sondern schlecht: Ab einem bestimmten Punkt der globalen Erwärmung – an welchem weiß niemand genau – tauen die Permafrostböden in Sibirien und Alaska auf. In den dauerhaft gefrorenen Böden liegt in großen Mengen gebundener Kohlenstoff als Biomasse vor, der nach dem Abtauen und Abbau der Biomasse als Treibhausgas Kohlendioxid an die Atmosphäre entlassen wird. Des Weiteren entstehen aus den heutigen Permafrostböden dann Sümpfe, aus denen Methan in die Atmosphäre entweicht. Dieser Vorgang bedeutet eine massive Verstärkung der Erderwärmung, da das Treibhauspotenzial von Methan etwa 25 mal so groß ist wie das von CO2. Das gleiche könnte für derzeit in großen Mengen als Gashydrat am Meeresgrund gebundenes Methan gelten. Doch damit nicht genug: Je wärmer das Wasser, desto weniger CO2 kann es speichern. Heute nehmen die Ozeane einen Teil des CO2 auf, das wir ausstoßen. Sie fungieren als so genannte Senken. Dies kehrt sich ab einem gewissen Kipp-Punkt um: Die Ozeane tragen dann zum Treibhauseffekt bei. Zudem wird weniger Sonnenlicht reflektiert, wenn am Nord- und Südpol weniger Eis auf dem Wasser schwimmt. Dadurch kann das Sonnenlicht die Meere noch mehr aufheizen. Alle diese Effekte verstärken sich selbst, so dass ein Teufelskreis in Gang kommt, den niemand mehr aufhalten kann.
Als negativer Rückkopplungseffekt schlägt zu Buche, dass bei steigenden Temperaturen mehr Wasser verdunstet, was zu vermehrter Wolkenbildung führt und die Erde abkühlt. Nur dummerweise gehört Wasserdampf auch zu den Treibhausgasen, die verhindern, dass Wärme in das Weltall abstrahlen kann. Nach derzeitigem Wissen sind die positiven Rückkopplungspotenziale wesentlich größer als die negativen. Wenn man Pech hat, dann aber richtig.
Für unsere Enkel und Urenkel und deren Kinder kann man also Temperaturanstiege weit über 6 °C nicht ausschließen. Wir wollen allerdings eines sehr deutlich sagen: Wir sind hier bei der Frage, wie die Zukunft aussehen könnte und das bei einem System, das wir bei weitem noch nicht vollständig verstanden haben. Aus dieser Situation gibt es kein Entrinnen – es gibt keine 100 %ige Sicherheit über die Entscheidungsgrundlagen. Wir müssen heute entscheiden, was wir tun, obwohl wir nicht genau wissen, was passiert, wenn wir nichts tun. Die Frage ist nur, mit wie viel Kugeln wir Russisches Roulette spielen wollen. Die Naturwissenschaftler sind in ihrer weit überwiegenden Mehrheit der Meinung, dass fünf von sechs Kammern geladen sind. Wollen wir uns wirklich auf die eine leere Kammer im Revolver verlassen?
Negative Folgen des Klimawandels
Was hat ein globaler Temperaturanstieg für Folgen – endlich schönes Wetter in Deutschland? Nicht nur:
Meeresspiegelanstieg
Wenn Kontinentaleis 12 schmilzt, steigt der Meeresspiegel. Besonders große Mengen an Kontinentaleis befinden sich auf Grönland, im Himalaya und in der Antarktis.
Das Grönlandeis ist bis zu 3 Kilometer dick und hat ein Volumen von bis zu 2,85 Millionen Kubikmeter. Schmilzt dieses vollständig, was nach 2100 passieren kann, wenn wir alle Öl- und Gasvorkommen und den Großteil der Kohlevorkommen verbrennen, steigt der Meeresspiegel um 7 Meter.
Das antarktische Eisschild scheint aufgrund seiner schieren Masse und Ausdehnung nicht von einem völligen Abschmelzen bedroht. Bei einem teilweisen Abschmelzen gehen die Wissenschaftler von einem Meeresspiegelanstieg von gut einem Meter in unserem Jahrhundert aus.
Der Vollständigkeit halber: Würde alles Kontinentaleis auf der Erde schmelzen, käme es zu einem Meeresspiegelanstieg von 70 Metern. Leider kann auch dieses Szenario für das 22. Jahrhundert nicht ausgeschlossen werden.
Bis 2100 geht der IPCC von einem Meeresspiegelanstieg von 19 – 57 Zentimeter aus. Aber, wie gesagt: Gerade um 2100 könnte das Klima eine Eigendynamik aufgrund positiver Rückkopplungen entwickeln, die sich niemand ausmalen will. In 2009 wurden zudem Studien veröffentlicht, die ein schnelleres Abschmelzen des Grönlandeises beobachten, als im IPCC-Bericht zu Grunde gelegt wurde. Bestätigen sich neueste Zahlen, wäre auch ein Anstieg um 1,90 Meter bis 2100 möglich.
Meerwasserversauerung
Erhöht sich die Konzentration von CO2 in der Luft, nehmen die Ozeane mehr CO2 auf. Das ist auf der einen Seite ein willkommener Puffer (eine willkommene Senke) für unser industriell produziertes CO2. Auf der anderen Seite versauern die Meere dadurch und Kalziumkarbonat, das Koral-len, andere schalenbildende Organismen und bestimmte Planktongruppen brauchen, wird abgebaut. Das Ökosystem Ozean würde mit unabsehbaren Folgen – nicht zuletzt auch für die Nahrungsmittelgrundlage des Menschen – völlig auf den Kopf gestellt.
Veränderte ozeanische Strömungen
Der Golf-Strom (in Richtung Europa wird er zum Nordatlantikstrom) ist bekannterweise die Heizung für Westeuropa und die Ostküste von Nordamerika. Durch Veränderung des Salzgehaltes aufgrund von schmelzendem Eis und der allgemeinen Erwärmung könnte der Nordatlantikstrom abreißen. Dann würde es zu einer deutlichen Abkühlung kommen mit unvorstellbaren Verwerfungen.
Zunahme von Wetterextremen
Stärkere Verdunstung führt in Trockengebieten zu noch mehr Trockenheit und in feuchteren Gebieten zu mehr und kräftigeren Regenfällen und damit Überschwemmungen.
Hurrikans brauchen für ihre Entstehung eine Oberflächentemperatur des Ozeans von mindestens 26 °C und eine Abkühlung der oberen Atmosphärenschichten. Beides wird durch Treibhausgase gefördert: Die Meere werden wärmer und die oberen Schichten der Atmosphäre kälter, weil die unteren Schichten mehr Wärme absorbieren. Hurrikans werden daher sehr wahrscheinlich stärker und häufiger werden. Ob heute schon eine Häufung aufgrund des menschengemachten Klimawandels auftritt, lässt sich noch nicht mit ausreichender wissenschaftlicher Sicherheit sagen. Wenn die absolute wissenschaftliche Sicherheit vorliegt, ist es allerdings zu spät zum Handeln.
Wasserversorgung
Schmelzen die Gletscher im Himalaya, steigt nicht nur der Meeresspiegel; auch die Wasserversorgung von mehreren hundert Millionen Menschen in China, Indien, Nepal, Pakistan und Bhutan wäre hochgradig gefährdet.
Mediterrane Länder, wie Italien oder Spanien, werden unter extremer Wasserknappheit leiden.
Veränderung in Flora und Fauna
Es ist mit mehr Schädlingsbefall zu rechnen, da weniger Schädlinge im Winter erfrieren. Viele Pflanzen- und Tierarten werden aussterben, weil sich ihre Lebensumstände zu schnell verändern, als dass sie sich anpassen können. Vegetationszonen verschieben sich: Wüsten in Italien und oft mediterranes Klima in Bayern – allerdings mit auch immer wieder auftretender Extremkälte. Der IPCC befürchtet einen Verlust von 20 – 30 % der Tier- und Pflanzenarten. Schon heute werden vermehrt mediterrane Weinsorten in Bayern angebaut. Aber Wüstensorten für Italien wird es wohl nicht geben. Man geht davon aus, dass eine Erhöhung der mittleren Temperatur um 1 oC zu 10 % geringeren Ernten weltweit führt.
Mehr Armut in der Welt – mehr Klimaflüchtlinge
Der Klimawandel wird auf jeden Fall auch zu mehr Armut in der Welt führen, weil arme Länder nicht über die finanziellen Mittel verfügen, sich gegen die Folgen des Klimawandels zu schützen – hunderte Millionen von Menschen werden sich auf den Weg machen in Gegenden mit größeren Überlebenschancen.
In manchen Regionen wird es mehr Waldbrände, mehr Hitzetote, unbekannte Infektionskrankheiten, etc. geben. Das Klima und die Auswirkungen seiner Veränderung sind so komplex, dass wir heute unmöglich alle Folgen abschätzen können.
Die möglichen Folgen des ungebremsten Klimawandels sind für die Menschheit nicht mehr beherrschbar. Kriege und Massenverelendung sind die voraussichtlichen Folgen.
Gefahr Kommunikations-GAU
Nun können wir wahrscheinlich auch schon heute Folgen des Klimawandels beobachten. Das öffentliche Interesse am Klimawandel ist eigentlich erst angesprungen als immer mehr aktuelle Wetterereignisse darauf zurückgeführt wurden. Darin sehen wir aber auch eine große Gefahr: Jedes einzelne heutige Wetterereignis13, ob Überschwemmung, warmer Sommer oder Hurrikan, ist auch ohne vom Menschen gemachten Klimawandel grundsätzlich möglich. Deshalb kann an einem einzelnen Wetterereignis genau genommen nicht der Klimawandel »schuld« sein. Es könnte zu einem Kommunikations-GAU kommen: Ja, der April 2009 war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen seit 1890. Ja, die Häufung von warmen Jahren ist auffällig.
Trotzdem können auch wieder eine Reihe normaler Sommer und kälterer Winter kommen. Dann besteht die Gefahr, dass die Menschen sagen, eure Voraussagen waren alle falsch. Wahr ist auch, dass ein Teil des Rückzugs der Gletscher, der eben sehr mediengerecht ist, darauf zurück zu führen ist, dass wir uns in einer natürlichen Wärmephase befinden. Diesen Rückzug hat es in den letzten Hunderttausenden von Jahren schon öfter gegeben.
Heute für morgen handeln
Wichtig ist Folgendes: Die wirklich haarigen Veränderungen liegen in der Zukunft. Das heißt aber nicht, dass wir unser Handeln auch in die Zukunft verlagern können. Das Klima ist, bis es zu Kipp-Punkten kommt, ein relativ träges System. Die heute bereits feststellbare globale Erwärmung ist zum Beispiel im Wesentlichen eine Folge der CO2-Emissionen unserer Eltern und Großeltern. Das heißt, dass, selbst wenn wir von heute auf morgen keine Treibhausgase mehr in die Luft blasen würden, sich das Klima ändern würde. Das Klima hat eine gewaltige Bremsspur. Eines müssen wir uns da-her klar machen: Wenn wir die wirklich dramatischen Änderungen schon spüren, dann ist es definitiv zu spät.
Die Menschheit muss zum ersten Mal als Ganzes handeln, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist, bevor es wirklich Weh tut.
CO2 concentration, temperature, and sea level continue to rise long after emissions are reduced
Abbildung 5: Der lange Bremsweg des Klimas
Quelle: Climate Change 2001: Synthesis Report. A Contribution of Working Groups I, II and III to the Third Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, Figure 5-2. Cambridge University Press
Die Abbildung 5 zeigt: Auch wenn die vom Menschen verursachten Emissionen an CO2 während der nächsten einhundert Jahre ihren Höchststand überschreiten und schließlich auf fast Null fallen und die CO2-Konzentration in der Atmosphäre sich daraufhin stabilisiert, wird die Temperatur für ein weiteres Jahrhundert oder mehr leicht ansteigen. Die Ausdehnung der Ozeane setzt sich noch lange fort, nachdem die CO2-Emissionen reduziert wurden, und das Abschmelzen der Eisgebiete wird auf Jahrtausende hinaus zum Anstieg des Meeresspiegels beitragen.
Neueste Forschungsergebnisse14 deuten darauf hin, dass die globale Durchschnittstemperatur und der durchschnittliche Meeresspiegel in den vergangenen Jahren schneller gestiegen sind als vom IPCC angenommen. Vermutet wird, dass die Ozeane ihre Funktion als Senke schneller verlieren als gedacht.
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) schreibt15 hierzu:
»Die schlimmsten Folgen des Klimawandels könnten vermieden werden, wenn durch umfassenden Klimaschutz die Erwärmung insgesamt 2 °C16 nicht übersteigt. Über 100 Staaten haben die Bedeutung der 2 °C-Leitplanke anerkannt. Sie ist eine wissenschaftliche Messlatte für Klimaschutz, aber keinesfalls ein Garant für folgenlosen Klimawandel. Selbst eine Erwärmung von 2 °C wird sich dauerhaft auf das Klima auswirken.
Zur Begrenzung der Erderwärmung auf 2 °C muss die Menge an weltweit ausgestoßenem CO2 aus fossilen Brennstoffen limitiert werden. Der WBGU schlägt deshalb eine verbindliche Obergrenze in Form eines CO2-Budgets vor, das global bis 2050 emittiert werden darf. Je höher die Wahrscheinlichkeit sein soll, die Erwärmung auf 2 °C zu beschränken, desto kleiner ist das globale Budget. Der WBGU schlägt für den Zeitraum 2010 – 2050 ein Globalbudget von 750 Mrd. t CO2 vor. Damit ließe sich die Klimaerwärmung mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln auf 2 °C begrenzen.«
Vor der Diskussion dieses Budgetansatzes hat man oftmals allein Reduktionsziele für die jährlichen Emissionen erwogen. Dabei wurde zum Beispiel eine Halbierung der Emissionen bis 2050 gegenüber den Emissionen in 1990 gefordert. Dabei wurde aber übersehen, dass es nicht ausreicht, bis 2040 fast nichts zu tun, um dann zu versuchen, auf der Zielgeraden die Halbierung noch zu schaffen. Entscheidend für die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre ist, was wir insgesamt in den nächsten Jahren den bereits dort gebunkerten Treibhausgasen hinzufügen. Durch die neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, die eher von einem schnelleren Klimawandel ausgehen, und dem Budgetansatz wird immer mehr Konsens, dass wir unsere jährlichen Emissionen an CO2 wohl um 80 % bis 2050 reduzieren müssen. Dies wird auch in unserem Kapitel 5.3.1 Rahmen für ein Weltklimaabkommen, S. 161, deutlich, wo wir versuchen, realistische Reduktionspfade zu beschreiben. Dort werden wir sehen, dass uns das Emissionsbudget zwingt, die jährlichen Emissionen bis 2050 um mindestens 80 % gegenüber 1990 zu senken. Der Grund: Wir halten es ist nicht für realistisch, dass wir im nächsten Jahrzehnt eine Vollbremsung hinlegen können. Für einen geordneten Strukturwandel brauchen wir Zeit, um in die neuen Strukturen investieren zu können. Wenn wir am Anfang der verbleibenden Jahre bis 2050 aber relativ wenig reduzieren können, bedeutet dies, dass wir am Schluss eine stärkere Reduzierung brauchen. Andersherum: Man kann weiterhin lediglich am Halbierungsziel festhalten, muss dann aber diese Halbierung relativ schnell bewerkstelligen – ungefähr bereits 2040 –, um das Budget von 750 Mrd. t einzuhalten. Wenn wir des Weiteren davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren bei den globalen Emissionen noch kein radikaler Rückgang möglich ist, werden die notwendigen dramatischen Reduzierungen in den späteren Jahren nur möglich sein, wenn wir heute die entsprechenden Weichen stellen. Jedes weitere Jahr ohne ein global funktionierendes Treibhausgasmanagement knabbert an unserem Budget und macht eine erfolgreiche Begrenzung des Klimawandels unwahrscheinlicher.
Nach 2050 müssen wir die Emission von Treibhausgasen so gut wie auf Null17 zurückfahren, damit sich deren Konzentration in der Atmosphäre stabilisieren kann.
Das Zwei-Grad-Ziel ist deshalb so wichtig, weil man davon ausgeht, dass die oben beschriebenen Kipp-Punkte, die relativ schnell wirkende positive Rückkopplungen in Gang setzen können, hoffentlich noch nicht erreicht werden. Auch die direkten Folgen, wie zum Beispiel Meeresspiegelanstieg und Wasserknappheit könnten wahrscheinlich mit großen Anstrengungen noch bewältigt werden.
Es ist allerhöchste Zeit zum Handeln!
80 % Reduktion der Treibhausgase bis 2050 und Einhaltung des Budgets von 750 Mrd. t hört sich schon sehr ambitioniert an. Aber für uns wird es noch härter:
Das 80 %-Reduktionsziel bezieht sich auf die Emissionen in 1990 (21.600 Millionen t). 200718 haben wir aber schon 43 % mehr CO2(30.900 Millionen t)19ausgestoßen als 1990. Wenn wir also das Reduktionsziel von 80 % bis 2050 gegenüber 1990 erreichen wollen, müssen wir die heutigen Emissionen bereits um über 86 % senken. Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, wird der globale Energieverbrauch in der Zukunft aber noch weiter ansteigen. Besonders Schwellenländer wie China und Indien haben diesen Anstieg in den letzten Jahren angeheizt. 1,3 Milliarden Chinesen und eine Milliarde Inder, Tendenz steigend, wollen unseren Lebensstandard erreichen. Wenn sie das mit unserem Energieverbrauch und insbesondere Ausstoß an Treibhausgasen pro Kopf tun, wird es uns nicht einmal gelingen, das heutige Niveau an Treibhausgasemissionen zu halten.
Der Asien-Boom treibt den Energieverbrauch an Primärenergieverbrauch nach Weltregionen, in Mrd. Tonnen
Abbildung 6: Asien-Boom treibt den Energieverbrauch an
Quelle: ZEIT-Grafik, Dieter Duneka/Quelle: BP
Das IPCC hat Szenarien entwickelt, welche die Treibhausgasemissionen und die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre bis 2100 prognostizieren. Dabei bedient sich das IPCC verschiedener Szenarienfamilien, die unterschiedliche Annahmen über Wirtschaftswachstum, Preisentwicklung des Öls oder ökologische Orientierung der Politik beinhalten – jedoch keine verstärkte ausdrückliche Klimaschutzpolitik. Bei einem nicht unwahrscheinlichen Szenario mit weiterem weltweitem ökonomischen Wachstum und weiter verstärktem Einsatz fossiler Brennstoffe nehmen die Treibhausgasemissionen bis 2050 um das 2,7fache gegenüber heute zu (s. Abb. 7 A1FI-Szenario). Wir müssen also Maßnahmen ergreifen, die nicht nur die heutigen CO2-Emissionen um 86 % verringern, sondern zudem verhindern, dass die heutigen noch um 170 % steigen. Dies macht die gewaltige Dramatik der Herausforderung klar. Stellen wir heute die falschen Weichen, lässt sich der Zug bald nicht mehr in die richtige Richtung lenken.
Abbildung 7: Szenarien des IPCC Ausstoß Treibhausgase
Quelle: Climate Change 2007: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental
Panel on Climate Change, Figure 3.1. IPCC, Geneva, Switzerland
Die Abbildung 6 hat schon gezeigt, dass die Emissionen Asiens immer mehr an Gewicht erhalten. China hat bei den absoluten CO2-Emissionen die USA 2008 bereits überholt. Trotzdem sieht die Sache bei den Pro-Kopf-Emissionen immer noch anders aus:
Abbildung 8: CO2-Ausstoß pro Kopf ausgewählter Länder
Quelle: Eigene Darstellung
Hier liegt China genau im weltweiten Durchschnitt und auch die vorbildlichen Deutschen emittieren pro Kopf wesentlich mehr.
Wie sieht die Lage innerhalb der EU aus:
CO2-Ausstoß pro Kopf in der EU in Tonnen 2007
Abbildung 9: CO2-Ausstoß pro Kopf EU
Quelle: Eigene Darstellung
Der deutsche Anteil an den gesamten Treibhausgasemissionen der EU beläuft sich auf ca. 20 %.
Sehen wir uns einmal die Hitliste der 20 größten CO2-Emittenten im Jahr 2005 an (in 2008 hat China die USA bereits überholt):
Abbildung 10: TOP 20 der CO2-Emittenten
Quelle: Eigene Darstellung
Interessant ist, dass China seine CO2-Emissionen zwar mehr als verdoppelt, sein Bruttosozialprodukt aber fast vervierfacht hat. Die CO2