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Rudyard Kiplings Buch 'Nur so Geschichten' ist eine Sammlung von Fabeln, Gedichten und Geschichten, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geeignet sind. Die Geschichten zeichnen sich durch eine einfache, aber tiefgreifende Moral aus, die subtil in die Erzählungen eingewoben ist. Kiplings literarischer Stil ist klar und prägnant, und er schafft es, komplizierte Themen auf eine zugängliche Weise darzustellen. 'Nur so Geschichten' spiegelt die Zeit, in der es geschrieben wurde, wider und enthält subtile Anspielungen auf politische und soziale Themen. Die Originalillustrationen in der Ausgabe tragen dazu bei, die Atmosphäre der Geschichten zu verstärken und machen das Buch zu einem visuellen Erlebnis.
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Seitenzahl: 158
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Books
In der Woche, nachdem Taffimai Metallumai (wir werden sie weiterhin Taffi nennen, Meistgeliebte) den kleinen Fehler mit dem Speer ihres Pappis und dem fremden Mann und dem Bilderbrief und allem gemacht hatte, ging sie wieder mit ihrem Pappi zum Karpfenfischen. Ihre Mami wollte, dass sie zu Hause blieb und half, Felle zum Trocknen auf die großen Trockenpfähle vor der neusteinzeitlichen Höhle zu hängen, aber Taffi riß ganz früh zu ihrem Pappi aus, und sie fischten. Auf einmal begann sie zu kichern, und ihr Pappi sagte: »Sei nicht albern, Kind.«
»Aber das war doch so anregend,« sagte Taffi. »Weißt Du nicht mehr, wie der Oberhäuptling seine Backen aufgeblasen hat, und wie komisch der nette fremde Mann mit dem Schlamm in den Haaren ausgesehen hat?«
»Das weiß ich noch sehr gut,« sagte Tegumai. »Ich mußte dem fremden Mann für alles, was wir ihm angetan haben, zwei Hirschfelle geben – weiche mit Fransen.«
»Wir haben ihm gar nichts getan,« sagte Taffi. »Es war Mami mit den anderen Neusteinzeitdamen – und der Schlamm.«
»Wir wollen nicht darüber sprechen,« sagte Tegumai. »Laß uns essen.«
Taffi nahm einen Markknochen und saß ganze zehn Minuten lang mäuschenstill, während ihr Pappi mit einem Haifischzahn auf Birkenrindenstücken herumkratzte. Dann sagte sie: »Pappi, ich habe mir eine geheime Überraschung ausgedenkt. Mach mal ein Geräusch – irgendeins.«
»Ah!« sagte Tegumai. »Genügt das für den Anfang?«
»Ja,« sagte Taffi. » Du siehst aus wie ein Karpfen mit offenem Maul. Sag's bitte noch einmal.«
»Ah! Ah! Ah!« sagte ihr Pappi. »Sei nicht unverschämt, meine Tochter.«
»Ich meine es nicht unverschämt, wirklich und wahrhaftig,« sagte Taffi. »Das ist doch mein geheimer Überraschungsgedanke. Sag noch mal Ah, Pappi, und laß deinen Mund am Schluß offen, und leih mir mal den Zahn. Ich werde ein weit offenes Karpfenmaul malen.«
»Wozu?« sagte ihr Pappi.
»Verstehst du nicht?« sagte Taffi und kratzte auf ihrer Rinde. »Das wird unsere kleine geheime Überraschung. Wenn ich einen Karpfen mit weit offenem Maul hinten in den Ruß auf der Wand in unserer Höhle male – wenn Mami es erlaubt – wird er dich an das Geräusch erinnern. Dann können wir so tun, als würde ich aus dem Dunkeln hervorspringen und dich mit dem Geräusch erschrecken – genau wie ich es letzten Winter im Bibersumpf gemacht habe.«
»Tatsächlich?« sagte ihr Pappi mit der Stimme, die Erwachsene haben, wenn sie wirklich aufpassen. »Mach weiter, Taffi.«
»Ach Ärgernis!« sagte sie. »Ich kann keinen ganzen Karpfen malen, nur sowas, das wie ein Karpfenmaul aussieht. Weißt du nicht, wie sie auf dem Kopf stehen und im Schlamm wühlen? Also, das hier wäre wohl ein Karpfen (wir können so tun, als ob ich den Rest auch gemalt hätte). Hier ist genau sein Maul, und das heißt Ah.« Und das malte sie:
»Das ist nicht schlecht,« sagte Tegumai und kratzte auf seinem eigenen Rindenstück; »aber du hast den Fühler vergessen, der ihm am Maul hängt.«
»Aber ich kann doch nicht malen, Pappi.«
»Du brauchst nichts von ihm zu malen als das offene Maul und den Fühler daran. Dann wissen wir, dass es ein Karpfen ist, weil die Barsche und Forellen keine Fühler haben. Guck, Taffi.« Und er malte das:
»Das male ich jetzt ab,« sagte Taffi. »wirst du das verstehen, wenn du es siehst?«
»Haargenau,« sagte ihr Pappi.
Und sie malte das:
»Und ich werde genau so erschrocken sein, wenn ich es irgendwo sehe, als wenn du hinter einem Baum hervorgesprungen wärst und »Ah!« gemacht hättest.
»So, jetzt mach' ein anderes Geräusch,« sagte Taffi sehr stolz.
»Yah!« sagte ihr Pappi sehr laut.
»Hhm,« sagte Taffi. »Das ist ein gemischtes Geräusch. Das Ende ist ein Ah-Karpfenmaul; aber was machen wir mit dem Vorderteil? Y-y-y und Ah! Ya!«
»Es ist dem Karpfenmaulgeräusch sehr ähnlich. Laß uns ein anderes Teil vom Karpfen malen und die beiden verbinden,« sagte ihr Pappi. Er war auch ganz angeregt.
»Nein. Wenn sie verbunden sind, kann ich es mir nicht merken. Mal' es einzeln. Mal' seinen Schwanz. Wenn er auf dem Kopf steht, kommt zuerst der Schwanz. Ausserdem kann ich den Schwanz am leichtesten malen, glaube ich,« sagte Taffi.
»Eine gute Idee,« sagte Tegumai. »Hier hast du einen Karpfenschwanz für das Y-Geräusch .« Und er malte das:
»Jetzt versuche ich's,« sagte Taffi. »Denk dran, ich kann nicht so malen wie du, Pappi. Genügt es wohl, wenn ich einfach das geteilte Ende vom Schwanz male, und das gerade Ende für die Verbindung?« Und sie malte das:
Ihr Pappi nickte, und seine Augen leuchteten hell vor Aufregung.
»Das ist schön,« sagte sie. »Jetzt mach noch ein Geräusch, Pappi.«
»Oh!« sagte ihr Pappi sehr laut.
»Das ist ganz leicht,« sagte Taffi. »Du hast den Mund ganz rund gemacht, wie ein Ei oder einen Kieselstein. Also wird ein Ei oder ein Stein dafür gut genug sein.«
»Du wirst nicht überall Eier oder Steine finden. Wir müssen so ein ähnliches rundes Ding kratzen.« Und er malte das:
»Mein Güte!« sagte Taffi, »was für eine Menge Geräusch-Bilder wir gemacht haben, – Karpfenmaul, Karpfenschwanz und Ei! Jetzt mach noch ein Geräusch, Pappi.«
»Sch!« sagte ihr Pappi, und runzelte die Stirn, aber Taffi war zu aufgeregt, um es zu bemerken.
»Das ist ziemlich einfach,« sagte sie und kritzelte auf die Rinde.
»Hä, was?« sagte ihr Pappi. »Ich meinte, du solltest mich nicht beim Nachdenken stören.«
»Es war ja trotzdem ein Geräusch. Das war das Geräusch, was die Schlangen machen, Pappi, wenn sie nicht beim Nachdenken gestört werden wollen. Ist das so richtig?« Und sie malte das:
»So,« sagte sie. Das ist noch ein Überraschungsgeheimnis. Wenn du eine Zischel-Schlange an den Eingang von deiner kleinen Hinterhöhle, wo du die Speere reparierst, hinmalst, dann weiß ich, dass du nachdenkst; und dann bin ich ganz mäuschenstill, wenn ich reinkomme. Und wenn du fischen gehst, kannst du sie auf einen Baum am Fluß malen, dann weiß ich, dass ich ganz ganz mäuschenstill gehen muß, damit ich nicht das Ufer erschüttere.«
»Haargenau wahr,« sagte Tegumai. »An diesem Spiel ist mehr dran, als du denkst. Taffi-liebes, ich habe eine Ahnung, dass deines Pappis Tochter auf das tollste Ding gekommen ist, dass es je gab, seit der Stamm von Tegumai Haifischzähne statt Flintstein für die Speerspitzen genommen hat. Ich glaube, wir haben das große Geheimnis der Welt entdeckt.«
»Warum?« sagte Taffi, und auch ihre Augen leuchteten vor Anregung.
»Ich erkläre es,« sagte ihr Pappi. »Wie nennt man Wasser in der Tegumaisprache?«
»›Ya‹, natürlich, und das heißt auch Fluß – zum Beispiel ›Wagai ya‹ – der Fluß Wagai.«
»Wie nennt man schlechtes Wasser, von dem du Fieber kriegst, wenn du es trinkst – schwarzes Wasser – Sumpfwasser?«
»›Yo‹ natürlich.«
»Jetzt guck mal,« sagte ihr Pappi. »Angenommen, du sähest das hier an ein Wasserloch im Bibersumpf gemalt?« Und er malte das.:
»Karpfenschwanz und rundes Ei. Zwei Geräusche vermischt! Yo, schlechtes Wasser,« sagte Taffi. »‘Türlich würde ich das Wasser nicht trinken, weil ich wüßte, das du gesagt hast, es ist schlecht.«
»Aber ich müßte gar nicht in der Nähe von dem Wasser sein. Ich könnte meilenweit weg sein, jagen, und trotzdem –«
»Und trotzdem wäre es wäre es genau so, als ob du da ständest und sagtest ›Geh weg, Taffi, oder du kriegst Fieber.‹ Das ist alles in dem Karpfenschwanz und dem runden Ei! O, Pappi, das müssen wir Mami erzählen, schnell!« und Taffi tanzte um ihn herum.
»Noch nicht,« sagte Tegumai; »erst, wenn wir etwas weiter sind. Laß mal sehen. Yo ist schlechtes Wasser, aber So ist auf dem Feuer gekochtes Essen, nicht wahr?« Und er malte das:
»Ja. Schlange und Ei.« sagte Taffi. »›So‹ bedeutet, dass das Essen fertig ist. Wenn du das in einen Baum gekratzt sähst, wüßtest du, dass es Zeit ist, zur Höhle zu kommen. Ich auch.«
»Mein kluges Kind!« sagte Tegumai. »Das ist wahr. Aber warte mal. Ich seh' da eine Schwierigkeit. ›So‹ heißt: ›kommt zum Essen‹, aber ›Sho‹ heißen die Trockenpfähle, wo wir unsere Felle aufhängen.«
»Gräßliche Trockenpfähle!« sagte Taffi. »Ich hasse es, die schweren, heißen, haarigen Felle aufhängen zu helfen. Wenn du Schlange und Ei maltest, und ich dächte, es bedeutete Mittagessen, und ich käme aus dem Wald und müßte Mami helfen, die beiden Felle auf das Trockengerüst zu hängen, was dann?«
»Dann wärst du sauer. Und Mami auch. Wir müssen für ›sho‹ ein anderes Bild malen. Wir müssen eine gefleckte Schlange malen, die ›sh-sh‹ macht, und wir tun so, als ob die einfache Schlange nur ›ssss‹ machte.«
»Ich könnte aber vielleicht die Flecken nicht richtig reinmalen,« sagte Taffi. »Und v'leicht, wenn du es eilig hättest, würdest du sie weglassen, und ich würde denken, es wäre ›so‹ wenn es eigentlich ›sho‹ sein sollte, und Mami würde mich doch kriegen. Nein! Ich glaube,wir malen lieber ein Bild von den gräßlichen hohen Trockenpfählen selbst, dann ist es sicher. Ich ritze sie gleich hinter die Zischel-Schlange. Guck!« Und sie malte das:
»V'leicht ist das am sichersten. Es sieht jedenfalls ziemlich genau aus wie unsere Trockenpfähle, sagte ihr Pappi. »Jetzt mache ich ein Geräusch mit einer Schlange und einem Trockenpfahl. Ich sage ›shi‹. Das bedeutet ›Speer‹ in Tegumai-Sprache, Taffi.« Und er lachte.
»Mach dich nicht über mich lustig,« sagte Taffi, weil sie an ihren Bilderbrief und den Schlamm in den Haaren des fremden Mannes dachte. »Mal du das, Pappi.«
»Diesmal ohne Biber oder Hügel, hm?« sagte ihr Pappi. »Ich male nur eine gerade Linie für meinen Speer.« Und er malte das:
»Da würde nicht mal Mami denken, dass das bedeutet, dass ich ermordet werde.«
»Bitte sag das nicht, Pappi. Da wird mir ungemütlich. Mach noch ein paar Geräusche. Wir kommen schön voran.«
»Äh-hm!« sagte Tegumai. Wir sagen mal ›shu‹. Das bedeutet Himmel.«
Taffi malte die Schlange und den Trockenpfahl. Dann stutzte sie. »Wir müssen ein neues Bild für den Klang am Ende malen, oder ?«
»Shu-shu-u-u-u!« sagte ihr Pappi. »Was soll's, das ist nur das runde Eigeräusch, etwas schwächer gemacht.«
»Also angenommen, wir malen ein schmales rundes Ei und tun so, als ob das ein Frosch wäre, der seit Jahren nichts gefressen hat.«
»N-nein,« sagte ihr Pappi. »Wenn wir das zu schnell malten, könnten wir es mit dem runden Ei selbst verwechseln. Sh-shu-shu! Ich sag' dir, was wir tun. Wir machen ein kleines Loch in das runde Ei, dann sieht man, wie das O-Geräusch schwächer wird, ooo-oo-oo. Genau so.« Und er malte das:
»Oh, das ist hübsch! Viel besser als ein dünner Frosch. Mach weiter,« sagte Taffi und ritzte mit ihrem Haifischzahn. Ihr Pappi malte weiter, und seine Hand zitterte vor Anregung. Er hörte nicht auf, bis er das gemalt hatte:
»Nicht nachgucken, Taffi,« sagte er. »Versuch mal, ob du herausfinden kannst, was das in der Tegumaisprache bedeutet. Wenn du es kannst, haben wir das Geheimnis gefunden.«
»Schlange-Trockenpfahl-Ei-mit-Loch-Karpfenschwanz und Karpfenmaul,« sagte Taffi. »Shu-ya. Himmel-Wasser (Regen).« Eben da fiel ein Tropfen auf ihre Hand, denn der Himmel hatte sich bewölkt. »Ach, Pappi, es regnet. Wolltest du mir das sagen?«
»Natürlich,« sagte ihr Pappi. »Und ich habe es dir gesagt, ohne ein Wort zu sprechen, stimmts?«
»Gut, ich dachte, ich hätte es in einer Minute rausgefunden, aber der Regentropfen hat es mir ganz klar gemacht. Das werde ich jetzt nie mehr vergessen. ›Shu-ya‹ heißt ›Regen‹, oder ›es wird gleich regnen‹. Ach, Pappi!« Sie sprang auf und tanzte um ihn herum. »Angenommen, du gingst weg, bevor ich wach wäre, und maltest ›shu-ya‹ in den Ruß auf der Wand, dann wüßte ich, dass es regnen wird und würde meine Biberfellkapuze mitnehmen. Wäre Mami nicht überrascht?«
Tegumai sprang auf und tanzte. (Pappis hatten in jenen Tagen keine Schwierigkeiten, so etwas zu tun.) »Mehr noch! Mehr noch!« sagte er.
»Angenommen, ich wollte dir sagen, dass es nicht sehr lange regnen wird und dass du zum Fluß kommen mußt, was würden wir malen? Sag' die Worte zuerst in der Tegumaisprache.«
»Shu-ya-las, ya maru. (Himmel-Wasser endet. Fluß hinkommen.) wie viele neue Geräusche! Ich weiß nicht, wie wir die malen sollen.«
»Aber ich weiß es – ich weiß es!« sagte Tegumai. Warte nur eine Minute, Taffi, und dann sind wir für heute fertig. Shu-ya haben wir schon, nicht wahr? Aber dieses ›las‹ ist schwierig. La-la-la« und er schwenkte seinen Haifischzahn.
»Die Zischel-Schlange ist am Ende, und das Karpfenmaul vor der Schlange – as-as-as. Wir brauchen nur la-la,« sagte Taffi.
»Das weiß ich, aber wir müssen la-la erfinden. Und wir sind die Ersten auf der ganzen Welt, die das jemals versucht haben, Taffimai!«
»Gut,« gähnte Taffi, denn sie war ziemlich müde. »›Las‹ bedeutet ›brechen‹ oder 'beenden' oder auch ›aufhören‹, oder?«
»So ist es,« sagte Tegumai. »›To-las‹ heißt, dass kein Wasser mehr zum Kochen für Mami in der Zisterne ist – meistens, wenn ich jagen gehen will.«
»Und shi-las bedeutet, dass dein Speer zerbrochen ist. Wenn ich doch darauf gekommen wäre, anstatt alberne Biberbilder für den Fremden zu malen!«
»La! La! La!« sagte Tegumai und schwenkte mit grimmigem Gesicht seinen Stock. »Hach! Schwierig!«
»Ich hätte ›shi‹ ziemlich einfach malen können,« fuhr Taffi fort. »Da hätte ich deinen Speer ganz zerbrochen gemalt – so!« Und sie malte:
»Das ist es,« sagte Tegumai. »Das ist ›la‹, ganz genau. Es ähnelt auch den anderen Zeichen überhaupt nicht.« Und er malte das:
»Nun zu ›ya‹. Oh, das haben wir schon. Also ›maru‹. Mum-mum-mum. Mum schließt dir den Mund, oder? Wir malen so einen geschlossenen Mund. Und er malte:
»Jetzt das offene Karpfenmaul. Das macht ›Ma-ma-ma‹! Aber was ist mit diesem rrrrr-Ding, Taffi?«
»Es klingt ganz rauh und kantig, wie deine Haifischzahnsäge, wenn du eine Planke für ein Kanu schneidest,« sagte Taffi.
»Du meinst, mit sehr scharfen Kanten, so wie das?« sagte Tegumai. Und er malte:
»Genau,« sagte Taffi. Aber wir wollen nicht so viele Zähne; mach nur zwei.«
»Ich mache nur einen,« sagte Tegumai. »Wenn aus unserem Spiel das wird, was ich glaube, dann – je einfacher wir unsere Geräuschbilder machen, desto besser für alle.« Und er malte:
»Jetzt haben wir's,« sagte Tegumai, auf einem Bein stehend. »Ich male sie jetzt alle an eine Schnur, wie Fische.«
»Sollten wir nicht besser einen kleinen Stock oder so etwas zwischen jedes Wort tun, damit sie sich nicht aneinander reiben und sich anrempeln, als ob sie Karpfen wären?«
»Oh, dafür lasse ich Platz,« sagte ihr Pappi. Und sehr angeregt malte er sie alle, ohne anzuhalten, auf ein großes frisches Stück Birkenrinde:
»Shu-ya-las ya-maru,« sagte Taffi, alle Geräusche einzeln vorlesend.
»Das ist genug für heute,« sagte Tegumai. »Außerdem wirst du müde, Taffi. Mach dir nichts draus, Liebes. Wir machen morgen alles fertig, und dann wird man sich noch nach Jahren und Jahren an uns erinnern, nachdem die größten Bäume, die du sehen kannst, schon längst zu Feuerholz zersägt sind.«
So gingen sie heim, und den ganzen Abend saß Tegumai auf der einen Seite des Feuers und Taffi auf der anderen, und sie malten ›ya‹ und ›yo‹ und ›shu‹ und ›shi‹ in den Ruß auf der Wand und kicherten miteinander, bis ihre Mami sagte: »Wirklich, Tegumai, du bist schlimmer als meine Taffi.«
»Bitte mach' dir nichts daraus,« sagte Taffi, »es ist nur eine geheime Überraschung, liebe Mami, und wir werden dir alles erzählen, sobald es fertig ist; aber bitte frag' mich jetzt nicht, was es bedeutet, sonst muß ich es sofort erzählen.«
Also war ihre Mami sehr bedacht, nicht zu fragen; und am hellen frühen nächsten Morgen ging Tegumai zum Fluß hinunter, um über die neuen Geräuschbilder nachzudenken, und als Taffi aufstand, sah sie ›Ya-las‹ (das Wasser ist alle) mit Kreide auf die Seite der großen steinernen Zisterne vor der Höhle gemalt.
»Hmm,« sagte Taffi, »diese Bildgeräusche sind ein ziemliches Ärgernis! Pappi hätte ebensogut selber herkommen und mir sagen können, dass ich Kochwasser für Mami holen muß.« Sie ging zu der Quelle hinter dem Haus und füllte die Zisterne mit einem Rindeneimer, und dann rannte sie zum Fluß und zog ihren Pappi am linken Ohr – an dem sie immer ziehen durfte, wenn sie brav war.
»Jetzt komm, wir malen alle übrigen Geräuschbilder,« sagte ihr Pappi, und sie verbrachten einen höchst anregenden Tag damit, mit einem schönen Mittagessen mittendrin und zwei Balgereien. Als sie zum ›T‹ kamen, sagte Taffi, weil ihr Name und der ihres Pappis und der ihrer Mami alle mit diesem Geräusch anfingen, sollten sie eine Art Familienbild von sich selber malen, wie sie sich an den Händen hielten. Das war ganz gut, wenn man es ein- oder zweimal malte; aber als sie es sechs- oder siebenmal getan hatten, malten Taffi und Tegumai es immer kritzeliger und kritzeliger, bis das T-Geräusch schließlich nur noch ein langer Tegumai war, der die Arme ausstreckte, um Taffi und Teshumai zu halten. An diesen drei Bildern könnt ihr teilweise sehen, wie das passierte:
Viele von den anderen Bildern waren anfangs viel zu schön, besonders die von vor dem Mittagessen, aber als sie wieder und wieder auf Birkenrinde gemalt wurden, wurden sie einfacher und leichter, bis Tegumai schließlich sagte, dass er nichts mehr daran aussetzen könnte. Sie drehten für das Z-Geräusch die Zischel-Schlange um, damit zu sehen war, dass sie auch ganz scharf und unfreundlich zischen konnte
und für das ›E‹ machten sie einfach einen Schnörkel, weil es so oft in den Bildern vorkam;
und für das ›B‹ malten sie Bilder vom Heiligen Biber der Tegumais;
und weil es ein nörgeliges, nasales Geräusch war, malten sie einfach Nasen für das N-Geräusch, bis sie müde wurden;
und sie malten ein Bild vom Maul des großen Seehechts für das gierige Ga-Geräusch;
und sie malten das Hechtmaul noch einmal, mit einem Speer dahinter, für das kratzige, schmerzhafte K-Geräusch;
und für das nette, wendig-wendige W-Geräusch malten sie Bilder von einem kleinen Stückchen des gewundenen Wagai-Flusses;
und so weiter und immer so fort, bis sie alle Geräuschbilder fertig gemalt hatten, die sie wollten, und das war das Alphabet, ganz vollständig.
Und nach Tausenden und Tausenden und Tausenden von Jahren, und nach Hieroglyphikern und Demotikern, und Nilotikern, und Kryptikern, und Kufikern, und Runikern, und Doriern und Ioniern und allen Arten von -ikern und -iriern (weil die Woons und Negusse und Mullahs und Bewahrer der Tradition niemals eine gute Sache in Ruhe lassen würden, sobald sie sie sahen), bekam das gute alte, einfach zu verstehende Alphabet – A, B, C, D, E und der ganze Rest – seine richtige Form zurück, damit alle Meistgeliebten es lernen konnten, sobald sie alt genug waren.
Aber ich erinnere mich an Tegumai Bopsulai und Taffimai Metallumai und Teshumai Tewindrow, ihre liebe Mami, und die vergangenen Zeiten. Und so war es – genau so – vor einiger Zeit – an den Ufern des großen Wagai!
OF all the Tribe of Tegumai