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Ein Buch, das Mut macht – emotional und verblüffend offen.
Wie schon in ihrem ersten Buch »Morgen bin ich ein Löwe« stellt die Psychologin Arnhild Lauveng den Umgang der Gesellschaft mit psychischen Leiden und psychisch erkrankten Menschen in Frage. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen, zehn Jahren andauernden Erkrankung, ihrem Heilungsprozess und ihrer nachfolgenden Ausbildung als klinische Psychologin schildert sie eindringlich ihre Erfahrungen als Patientin und als Psychologin. Dabei stellt sie stets den Menschen und seine Bedürfnisse in den Vordergrund. Wer bestimmt in der modernen Leistungsgesellschaft, was es heißt, gesund zu sein? Müssen ehemals Erkrankte doppelt so schnell und effektiv sein, um als gesund akzeptiert zu werden? Mit ihrem emotionalen, verblüffend offenen Buch richtet sich Arnhild Lauveng an alle, die in der Psychiatrie arbeiten oder in irgendeiner Weise selbst betroffen sind.
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Seitenzahl: 270
Wie schon in ihrem ersten Buch »Morgen bin ich ein Löwe« stellt die Psychologin Arnhild Lauveng den Umgang der Gesellschaft mit psychischen Leiden und psychisch erkrankten Menschen in Frage. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen, zehn Jahre andauernden Erkrankung, ihres Heilungsprozesses und ihrer nachfolgenden Ausbildung zur klinischen Psychologin schildert sie eindringlich ihre Erfahrungen als Patientin und als Psychologin. Dabei stellt sie stets den Menschen und seine Bedürfnisse in den Vordergrund. Wer bestimmt in der modernen Leistungsgesellschaft, was es heißt, gesund zu sein? Müssen ehemals Erkrankte doppelt so schnell und effektiv sein, um als gesund akzeptiert zu werden?
Mit ihrem emotionalen, verblüffend offenen Buch richtet sich Arnhild Lauveng an alle, die in der Psychiatrie arbeiten oder in irgendeiner Weise selbst betroffen sind.
ARNHILD LAUVENG, Jahrgang 1972, hat an der Universität von Oslo studiert und arbeitet heute als klinische Psychologin, daneben ist sie erfolgreiche Buchautorin und gefragte Referentin. Für ihr Bemühen um mehr Offenheit im Umgang mit psychischen Erkrankungen wurde sie 2004 mit dem Mental Health Prize ausgezeichnet.
ARNHILD LAUVENG BEI BTB
Morgen bin ich ein Löwe (74087)
Arnhild Lauveng
Nutzlos wie eine Rose
Ein Plädoyer für mehr Menschlichkeitin der Psychiatrie
Aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob
Titel der norwegischen Originalausgabe: »Unyttig som en rose«Die Übersetzung wurde finanziell unterstützt von NORLA.
1. Auflage
Deutsche Erstveröffentlichung Juli 2013,
btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Copyright © 2006 by Cappelen Damm AS
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2013 by btb Verlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Umschlaggestaltung: semper smile, München
Umschlagfoto: © plainpicture/Millenium
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
MK · Herstellung: sc
ISBN 978-3-641-09862-9www.btb-verlag.de
www.facebook.com/btbverlag
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Ich kenne dich – ich kenne dichWie Wasser unbekannt!Sah deine Kraft, ein Strom, ein StrichIm Schattenland.
– AUS HAUGTUSSA VON ARNE GARBORG (1895)
Inhalt
Einleitung
Zu träumen
Nutzlos wie eine Rose
Lichtbringer
Des Januarfrühlings Fluch
Leere
Miteinander zu arbeiten
Schmutzspritzerleben
Popcorn
Liebende Hunde
Der dritte Ausweg
Zu gehen
Balance
Hallo Löwenzahn!
Das Wichtige
Bibliographie
Zu träumen
Nutzlos wie eine Rose
Ich traf dich
Gestern in der Post.
Lange Schlangen, Stress.
Du lagst vor dich hin plappernd im Wagen
Nutzlos wie eine Rose.
Kannst kein Essen kochen, keine Kleider beschaffen, kein Haus bauen.
Bist weich und verletzlich
Kannst dich nicht um andere kümmern, nicht um dich.
Bist zu nichts nütze.
Liegst einfach nur da,
wie eine Rose an einem allzu frühen Morgen.
Und bringst mich zum Lachen.
Anschließend fragte ich mich,
wann ich zuletzt gelächelt hatte
in der Warteschlange der Post
Donnerstagnachmittag, als es geregnet hat?
Und eine solche Freude überkam mich
Über all das Nutzlose auf dieser Welt.
Wie Rosen.
Und Babys.
Und Lächeln.
Zum ersten Mal eingewiesen wurde ich mit siebzehn Jahren. Ich landete in der geschlossenen Abteilung eines Krankenhauses, das ökonomisch angeschlagen und unterbesetzt war. Die anderen Patienten waren schwer krank, die meisten von ihnen schon viele Jahre. Um dort einen Platz zu bekommen, musste man schwer psychotisch sein und eine akute Gefahr für sich selbst oder andere darstellen. Ich war sehr krank, aber wenn Sie glauben, jetzt eine wahre Schreckensgeschichte zu hören, muss ich Sie enttäuschen. Es ging mir während dieser Zeit nicht sonderlich schlecht. Krank zu sein, war natürlich fürchterlich, aber die Einweisung selbst war es nicht, und das lag an der Ärztin, die mir zugeteilt wurde. Sie war jung, ziemlich unerfahren, aber voller Idealismus, und sie war klug, menschlich und mutig. Außerdem hatte sie erkannt, wie wichtig es war, manchmal das Nicht-Notwendige in den Vordergrund zu rücken.
Bei einer unserer ersten Begegnungen saß ich weinend im Aufenthaltsraum der Klinik. Wir hatten in dieser Woche – meiner ersten in der Klinik – mehrmals miteinander geredet und kannten uns bereits ein bisschen. Wir hatten keinen Termin, sie lief eilig in ihrem weißen Kittel über den Flur, vermutlich auf dem Weg zu irgendeiner wichtigen Besprechung. Ich weiß noch, dass es mich überrascht hat, dass sie stehenblieb, mich fragte, was denn nicht in Ordnung sei und warum ich weinte. Ich war noch nicht lange krank, aber trotzdem verblüffte mich die Normalität und Selbstverständlichkeit ihrer Reaktion. Auf dieser Station wurden Tränen gedeutet, analysiert und gewichtet, aber nur höchst selten mit einem einfachen »Was ist denn los?« kommentiert. Ich weiß nicht, was es war, das mich ganz ehrlich antworten ließ. Vielleicht hat mich ihr offenes Mitgefühl überrumpelt, vielleicht war ich zu traurig, um mich zu verstellen, oder eben einfach nur ein ganz normales, siebzehnjähriges Mädchen – auf jeden Fall sagte ich ihr, dass es draußen regnete. Das sah sie natürlich auch, aber ich redete weiter und sagte ihr – was tatsächlich stimmt –, dass ich unheimlich gerne im Regen spazieren ginge. Ich liebe das Geräusch und den Geruch des Regens, und die unzähligen kleinen Tropfen auf meiner Haut erinnern mich daran, dass ich am Leben bin. Ich fühle mich dann fast so lebendig, als würde ich mich schneiden und den sichtbaren Beweis dafür erhalten, dass mein Körper voller Blut ist. Der Regen ist ein wichtiger Teil von mir. Nur war der Regen eben leider nicht auch für die Pfleger wichtig, die an diesem Tag Dienst hatten. Sie fanden das Wetter schrecklich, und die anderen Patienten stimmten ihnen zu. Niemand hatte Lust, nach draußen zu gehen. Und ich, die immer nach draußen ging, wenn es regnete, war zum ersten Mal in meinem Leben eine Gefangene, eingesperrt. Der Regen trommelte an die Scheiben, aber die Fenster ließen sich nicht öffnen, und die Tür war verschlossen. Das Einzige, was ich tun konnte, war weinen. Natürlich habe ich das nicht alles der Ärztin gesagt, aber wohl genug, um mich zu verstehen. Sie fragte, ob sie mir vertrauen könne und ob ich ihr in die Hand versprechen würde, auch ganz sicher wieder zurückzukommen, wenn sie mir erlaubte, einen kleinen Spaziergang zu machen. Das war natürlich selbstverständlich. Wenn sie bereit war, so etwas für mich zu tun, würde ich ihr niemals Ärger machen und abhauen – zu einem anderen Zeitpunkt wäre das durchaus möglich gewesen, nicht aber als Reaktion auf ein solches Entgegenkommen. Sie stellte noch ein paar weitere Fragen, glaube ich. Bestimmt hat sie sich abgesichert, dass ich mich nicht verletzen würde und dass mich ein Spaziergang allein im Regen nicht noch trauriger machte, und vermutlich hat sie auch versucht herauszubekommen, ob ich in diesem Augenblick nicht von meinen Stimmen gesteuert wurde. Dann sagte sie den Pflegern, dass ich gehen dürfe, und fragte mich, ob ich Regenzeug bräuchte. Ich wusste ihr Mitgefühl zu schätzen, freute mich aber noch mehr darüber, dass sie – obwohl sie Ärztin war – meinen Wunsch akzeptierte, klatschnass zu werden. Sie lächelte nur und wünschte mir einen schönen Spaziergang. Und den hatte ich. Es gurgelte, tropfte und platschte überall. Die Straßenlaternen ließen jeden Tropfen glitzern, und die Pfützen, die vom Wind gekräuselt wurden und mich an sich anschleichende Leoparden denken ließen, zogen eine glänzende Hülle über das am Boden liegende goldene Herbstlaub. Gleich neben dem Krankenhaus war ein kleines Wäldchen, nicht wirklich ein Wald, aber dennoch ein paar Bäume mit genug Steinen, Heide und Erde, um einen saftigen, lebensbejahenden Duft auszuströmen. Sogar ein paar Blaubeeren fanden sich noch an den Büschen. Ich war bei dem schrecklichen Wetter allein unterwegs, aber ich war ja auch für verrückt erklärt worden und konnte es mir folglich erlauben, glücklich zwischen den Bäumen auf einem Stein zu sitzen und singend Blaubeeren zu futtern. Eine wilde, unordentliche Auszeit von dem sterilen, weißen System des Krankenhauses.
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