ODYSSEE AUF DER VENUS - Vierter Roman der VENUS-Tetralogie - Edgar Rice Burroughs - E-Book

ODYSSEE AUF DER VENUS - Vierter Roman der VENUS-Tetralogie E-Book

Edgar Rice Burroughs

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Beschreibung

Der amerikanische Astronaut Carson Napier, dessen Raumschiff auf der Venus zerschellte, ist mehr denn je auf seine Findigkeit und Intelligenz angewiesen, um die Gefahren des wilden, urzeitlichen Planeten zu meistern. Gemeinsam mit Prinzessin Duare, seiner Gefährtin, geht er auf die Suche nach dem Land, das ihnen Asyl gewährt. Auf ihrem Weg lauern Sklaverei und Tod...

Der Amtor- oder Venus-Zyklus von Edgar Rice Burroughs gehört zu den bekanntesten Science-Fiction-Romanen des Tarzan-Autors. In seiner Reihe APEX SF-KLASSIKER veröffentlicht der Apex-Verlag diese vier Romane als durchgesehene Neu-Ausgabe (in der Übersetzung von Thomas Schlück). Der fünfte Band, Der Zauberer der Venus, erscheint als deutsche Erstveröffentlichung.

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EDGAR RICE BURROUGHS

Odyssee auf der Venus

Vierter Band der VENUS-Tetralogie

Roman

Apex Science-Fiction-Klassiker, Band 24

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

 

ODYSSEE AUF DER VENUS 

Vorwort 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

11. 

12. 

13. 

14. 

15. 

16. 

17. 

18. 

19. 

20. 

21. 

22. 

23. 

24. 

25. 

26. 

27. 

28. 

29. 

30. 

31. 

32. 

33. 

34. 

35. 

36. 

37. 

38. 

39. 

40. 

41. 

42. 

 

Das Buch

Der amerikanische Astronaut Carson Napier, dessen Raumschiff auf der Venus zerschellte, ist mehr denn je auf seine Findigkeit und Intelligenz angewiesen, um die Gefahren des wilden, urzeitlichen Planeten zu meistern. Gemeinsam mit Prinzessin Duare, seiner Gefährtin, geht er auf die Suche nach dem Land, das ihnen Asyl gewährt. Auf ihrem Weg lauern Sklaverei und Tod...

Der Amtor- oder Venus-Zyklus von Edgar Rice Burroughs gehört zu den bekanntesten Science-Fiction-Romanen des Tarzan-Autors. In seiner Reihe APEX SF-KLASSIKER veröffentlicht der Apex-Verlag diese vier Romane aus durchgesehene Neu-Ausgabe (in der Übersetzung von Thomas Schlück). Der fünfte Band, Der Zauberer der Venus, erscheint als deutsche Erstveröffentlichung.

Der Autor

Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.

Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten -  Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.

Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.

Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.

Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.

Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.

Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.

Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.

Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.

In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.

 In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.

Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.

Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.

E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“

Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück) sowie Neu-Übersetzungen des Tarzan-Zyklus.

ODYSSEE AUF DER VENUS

Vorwort

Wenn die Venus der Erde am nächsten steht, beträgt die Entfernung runde vierzig Millionen Kilometer - ein Katzensprung in der Leere des unendlichen Alls. Die Oberfläche dieses Planeten, die sich unserem Blick hinter dichten Wolkenschichten entzieht, hat bisher nur ein einziger Erdenmensch zu Gesicht bekommen - Carson von der Venus.

Dieses ist die vierte Folge der Venus-Abenteuer Carsons, von ihm persönlich auf telepathischem Wege an den Autor weitergegeben. Der Bericht ist in sich abgeschlossen, und eine Lektüre dieses Vorworts ist nur erforderlich, wenn Sie erfahren möchten, wie Carson durch den interplanetarischen Raum gereist ist, und wenn Sie sich für die Länder interessieren, die er dann kennenlernte, die Ozeane, die er befuhr, die wilden Tiere, die er bekämpfte, die Feinde, die er sich machte, und das Mädchen, das er trotz unüberwindlicher Schwierigkeiten für sich gewann.

Als Carson in seinem gigantischen Raketenschiff von der Insel Guadalupe startete, war sein Ziel eigentlich der Mars. Doch obwohl die Berechnungen mit größtmöglicher Genauigkeit vorgenommen worden waren, wurde ein entscheidender Faktor übersehen - die Anziehungskraft des Mondes.

Der Erdtrabant begann das Projektil schon kurz nach dem Start in seinen Bann zu ziehen, begann es vom Kurs abzulenken, so dass es knapp am Mond vorbeiraste. Einen Monat lang schien es Carson, als müsste er in die Sonne stürzen, und er hatte schon alle Hoffnung auf gegeben, als plötzlich die Venus vor ihm aufleuchtete. Mit unvorstellbarer Geschwindigkeit raste das Raumschiff auf die Wolkenfelder in der Atmosphäre zu. Carson blieb nichts anderes übrig, als die für den Mars vorgesehenen Landemaßnahmen einzuleiten, und löste eine Reihe von Fallschirmen aus, die den Fall des Schiffes weitgehend abbremsten; dann nahm er seinen Sauerstoff tank und eine Sauerstoffmaske und sprang ab.

Bei seiner Landung in einem gigantischen Wald, dessen Stämme bis zu anderthalb Kilometer Höhe reichten, geriet er sofort in das erste von vielen Abenteuern auf Amtor, wie der Planet von den Venusbewohnern genannt wird. Er wurde von wilden Tieren angegriffen, ehe er die Baumstadt Kooaad erreichte und gegen seinen Willen Gast König Minteps wurde.

Hier lernte er Duare, die Tochter Minteps, kennen und verliebte sich sofort in sie. Aber für ihr Volk war sie eine Heilige, und nur Männer des hohen Adels durften sie überhaupt zu Gesicht bekommen. Dann wurde er von Feinden Minteps gefangengenommen. Auf dem Schiff, das ihn in die Sklaverei entführen sollte, zettelte er eine Meuterei an und verwandelte sich in einen Piraten. Er rettete Duare, die jedoch seine Liebe nicht erwiderte. Immer wieder beschützte er sie und rettete ihr mehr als einmal das Leben - aber sie blieb immer die unantastbare Königstochter.

Schließlich wurde er von den Thoristen gefangen genommen, konnte sich jedoch aus dem Raum der Sieben Türen befreien. Nach wilden Kämpfen mit Tharbans fand er Duare in Kormor, der Stadt der Toten. Er gelangte in der Stadt Havatoo zu Berühmtheit, als er das erste Flugzeug baute, das jemals am amtorischen Himmel aufgestiegen war. In dieser Maschine floh er mit Duare schließlich vor einem Justizirrtum. Nun gestand ihm das Mädchen endlich seine Liebe.

Die beiden gelangten in ein Land namens Korva - in ein Land, das unter der Herrschaft Mephis', eines wahnsinnigen Diktators, stand. Liier fanden sie Duares Vater als zum Tode Verurteilten vor. Nach dem Sturz von Mephis floh Duare mit ihrem Vater in ihre Heimat zurück, in der Annahme, dass Carson nicht mehr am Leben wäre. Hier wurde sie zum Tode verurteilt, weil sie einen Mann unter ihrem Stande liebte.

Carson folgte ihr und erreichte nach vielen Abenteuern schließlich Kooaad, die Baumstadt. Durch eine List gelang es ihm, Duare zu retten, und beide flohen mit dem einzigen Flugzeug, das es auf der Venus gab.

Die weiteren Abenteuer der beiden Liebenden wird Carson jetzt durch seinen Mittelsmann berichten.

  1.

Auf einer guten Venuskarte müsste zu erkennen sein, dass der Kontinent Anlap nordwestlich von Vepaja liegt - die Insel, die Duare und ich gerade fluchtartig verlassen hatten. Auf Anlap liegt Korva, das Land, das ich jetzt ansteuerte.

Allerdings gibt es keine gute Venuskarte - jedenfalls habe ich noch keine gesehen -, denn die Wissenschaftler der südlichen Hemisphäre des Planeten, auf die ich zufällig verschlagen worden war, haben eine recht falsche Vorstellung von der Gestalt ihrer Welt. Sie glauben, dass Amtor - wie sie den Planeten nennen - die Form einer flachen Scheibe hat, die auf einem Meer aus geschmolzenem Gestein schwimmt... Wie sonst wären die Lavaausbrüche der zahlreichen Vulkane zu erklären?

Die Amtorier glauben auch, dass Karbol (das Kalte Land) an der Peripherie dieser Scheibe liegt, während es sich dabei in Wirklichkeit um das antarktische Gebiet handelt, das den Venus-Südpol umgibt. Es lässt sich schon erkennen, wie sehr das geographische Weltbild hierdurch verzerrt wird, was sich in den Karten natürlich entsprechend niederschlägt.

Jemandem, der auf der Venus reisen will und dabei auf eine amtorische Karte angewiesen ist, wird es dadurch nicht gerade leicht gemacht. Dabei sollte man aber berücksichtigen, dass die Bewohner dieser Welt den Himmel noch nie zu Gesicht bekommen haben. Die dichten Wolkenschichten verwehren den Blick auf die Sonne, auf die Planeten und auf all die anderen zahllosen Sterne am Nachthimmel. Wie sollten die Amtorier also Kenntnis haben von der Astronomie, wie sollten sie auf den Gedanken kommen, dass sie nicht auf einer Scheibe, sondern auf einem Globus leben? Vergessen wir nicht, dass auch der Mensch seine Welt schon sehr lange bewohnte, ehe er auf den Gedanken kam, dass sie kugelförmig ist; und dass vor noch gar nicht langer Zeit Menschen der Inquisition unterworfen wurden, weil sie derartige Theorien vertraten. Und all das, obwohl der Blick auf den Himmel frei war!

Wie falsch die Theorie auch war, nach der die Kartographen der Venus arbeiteten: ich verstand die Karten einigermaßen zu lesen, obwohl dazu eine gehörige mathematische Akrobatik erforderlich war. Mit Hilfe eines Kompasses steuerte ich also nach Nordwesten und war einigermaßen sicher, dass wir in absehbarer Zeit Anlap und Korva erreichen würden. Wie sollte ich wissen, dass uns in Kürze eine meteorologische Katastrophe in neue Abenteuer stürzen würde, die nicht minder gefährlich waren als das eben überstandene?

Seit dem Start hatte Duare kaum ein Wort gesagt. Ich verstand sie recht gut und fühlte mit ihr. Ihr eigenes Volk, ihr eigener Vater, den sie nicht nur als Vater, sondern auch als Jong verehrte, hatte sie zum Tode verurteilt, weil sie sich mit dem geliebten Mann zusammengetan hatte. Sie alle mochten das rigorose Gesetz der Dynastie ebenso wenig wie das Mädchen, aber sie fühlten sich der Tradition derart verpflichtet, dass nicht einmal der Jong selbst eine Ausnahme machen durfte.

Ich ahnte Duares Gedanken und legte beruhigend meine Hand über die ihre. »Man wird morgen früh sehr erleichtert sein, wenn man deine Flucht entdeckt - erleichtert und glücklich.«

»Ich weiß«, sagte sie.

»Dann sei nicht traurig, meine Liebe.«

»Ich liebe mein Volk, mein Land - aber ich darf niemals dorthin zurückkehren. Deshalb bin ich traurig. Meine Trauer dauert sicher nicht lange, denn ich habe dich, und ich liebe dich mehr als mein Volk und mein Land - mögen mir meine Vorfahren verzeihen.«

Ich drückte ihr die Hand, und wir schwiegen. Im Osten erhellte sich der Horizont; ein neuer Tag zog herauf.

»Woran denkst du?«, fragte Duare.

»An meine Heimat, meine Freunde«, sagte ich. »Aber ich fühle mich nicht einsam - ich habe ja dich und viele gute Freunde in Korva - wo mir auch eine Zukunft winkt.«

»Und was ist, wenn dich Mephis in die Gewalt bekommt?«

»Oh, ich habe dir ja noch nichts von den neuesten Ereignissen in Korva erzählt«, sagte ich. »Mephis ist tot - und Taman ist jetzt Jong von Korva.« Ich berichtete ihr in allen Einzelheiten von meinen Erlebnissen und erzählte, wie mich Taman, der keinen eigenen Sohn hatte, aus Dankbarkeit für die Rettung seiner Tochter Nna adoptierte.

»Du bist also jetzt der Tanjong von Korva«, sagte sie, »und wenn Taman stirbt, bist du Jong. Du hast dich gemacht, Erdenmensch.«

»Oh, das ist noch nicht alles!«

»Ja, und?«

Ich zog sie an mich und küsste sie. »Ich habe die heilige Tochter eines amtorischen Königs geküsst.«

Sie lachte. »Sind alle Erdenmenschen so albern wie du?«

Duare war es gelungen, ihre Melancholie abzuschütteln, und wir scherzten und lachten, während wir weiter über dem riesigen amtorischen Ozean dahinflogen. Manchmal löste mich Duare an den Kontrollen ab, denn sie war inzwischen eine ausgezeichnete Pilotin.

Oft gingen wir ganz tief hinunter, um das fremdartige Tierleben in Augenschein zu nehmen, das manchmal im Wasser zu beobachten war - riesige Tiefseeungeheuer, die teilweise die Größe von Ozeandampfern erreichten, und Millionen kleiner Tiere, die vor den großen die Flucht ergriffen. Wir verfolgten Auseinandersetzungen zwischen riesigen Leviathanen, die oft zum Tode beider Kontrahenten führten.

Es war Nachmittag, als wir eine erste Vorahnung der Ereignisse zu spüren bekamen, das unser Leben verändern sollte. Vor uns zuckte der Himmel auf.

»Was war das?«, fragte Duare.

»Es sieht aus, als wollte die Sonne durch die Wolkenschichten dringen«, sagte ich. »Ich bete zu Gott, dass das nicht geschieht.«

»So etwas hat es schon gegeben«, erwiderte Duare. »Natürlich wissen meine Landsleute nichts von der Sonne, die du mir beschrieben hast. Sie hielten ihr Licht für das allesumschlingende Feuer, das sich aus der geschmolzenen Masse erhob, auf der Amtor angeblich schwimmt. Wenn die schützenden Wolkenschichten aufbrachen, sind die Flammen durchgeschlagen und haben alles Leben unter dem Wolkenriss zerstört.«

Ich zog das Flugzeug in eine scharfe Kurve und ging auf Nordkurs. »Wir verschwinden von hier«, sagte ich. »Die Sonne hat eine der Wolkenschichten schon durchbrochen; vielleicht überwindet sie auch die zweite.«

  2.

Wir beobachteten das Zunehmen der Helligkeit zu unserer Linken. Bald waren der ganze Himmel und der Ozean erleuchtet, wobei sich das gleißende Licht an einer Stelle konzentrierte. Bisher unterschied sich der Schimmer nicht von hellem Sonnenschein, wie wir ihn auf der Erde gewohnt sind. Dann brach jedoch das Licht plötzlich wie Feuerflammen durch! In beiden Wolkenschichten hatte sich ein Riss gebildet!

Fast sofort begann der Ozean zu kochen, was auch aus dieser Entfernung noch deutlich zu erkennen war. Gewaltige Dampfwolken stiegen auf, und die Hitze nahm zu und wurde bald unerträglich.

»Das ist das Ende«, sagte ich und beschleunigte das Flugzeug. Ich hielt nach Norden, weil der Riss in der Wolkendecke südwestlich von uns lag und der Wind aus dem Westen kam. Hätte ich Ostkurs eingeschlagen, hätte uns der Wind die Hitze hinterhergetragen. Unsere einzige Hoffnung lag also im Norden. »Solange wir noch leben, dürfen wir nicht an den Tod glauben«, fügte ich lächelnd hinzu. »Ich muss an Danus' Worte denken. Als er mir das Unsterblichkeitsserum gab, sagte er, dass ich mit dieser Injektion noch mindestens tausend Jahre leben würde. Ich bin neugierig zu erfahren, ob er recht hatte.«

»Du bist albern«, sagte sie. »Aber deine Albernheit beruhigt mich.«

Gewaltige Dampfwolken stiegen im Südwesten auf, erreichten die Wolken und dämpften das Sonnenlicht. Ich konnte mir die vernichtende Wirkung vorstellen, die die Hitze auf das Meer hatte. Schon entdeckte ich unter mir zahlreiche Meerestiere, die vor der Katastrophe flohen - und sie flohen ebenfalls nach Norden! Neue Hoffnung belebte mich.

Die Wasseroberfläche wurde aufgepeitscht, als Todfeinde in panischem Entsetzen nebeneinander flohen. Die Stärkeren stießen die Schwächeren zur Seite. Ich wusste nicht, wie die Tiere

gewarnt worden waren, aber schon weit vor uns zeigte sich Bewegung, obwohl wir viel schneller vorwärtskamen als die Meeresbewohner.

Die Lufttemperatur blieb konstant, und ich begann mich schon zu freuen, als plötzlich der Wind umschlug und in gewaltigem Stoß von Süden heranwehte. Er brachte eine derartige Hitze mit sich, dass wir fast erstickten. Dampfwolken wirbelten um uns herum und machten die weitere Orientierung fast unmöglich.

Ich zog das Flugzeug in die Höhe, um aus der Dampfwolke herauszukommen - schaffte es aber nicht. Der Wind hatte sich inzwischen zu einem Sturm entwickelt, der uns weiter nach Norden trieb - fort von der kochenden See und der tödlichen Sonnenhitze. Wenn nur der Spalt in der Wolkenschicht nicht größer wurde!

Ich blickte zu Duare hinüber, die mit zusammengepressten Lippen nach vorn starrte, obwohl es dort nichts zu sehen gab. Sie schien meinen Blick zu spüren, denn sie drehte sich um und lächelte mich an.

»Es passiert uns doch immer wieder etwas«, sagte sie.

»Wenn du dir ein ruhiges Leben gewünscht hast, dann bist du an den falschen Mann geraten. Ich lande anscheinend immer wieder in Abenteuern. Aber das will nicht viel heißen. Einer meiner Freunde, der zahlreiche wissenschaftliche Expeditionen in entlegene Gegenden der Erde unternommen hat, ohne jemals etwas zu erleben, ist der Meinung, dass Abenteuer ein Zeichen von Dummheit und Unfähigkeit sind.«

»Das glaube ich nicht«, sagte Duare. »Was hat es mit Dummheit und Unfähigkeit zu tun, dass jetzt gerade die Wolken aufreißen mussten?«

»Ein wenig mehr Intelligenz hätte mich wahrscheinlich davon abgehalten, überhaupt eine Marsreise zu planen - aber dann hätte ich dich nie kennengelernt. Ich bin also froh, dass ich nicht intelligenter bin.«

»Ich auch.«

Die Hitze blieb konstant. Nur der Wind nahm weiter zu. Mit der Stärke eines Hurrikans schleuderte er unseren Anotar wie eine Feder hin und her. Ich konnte nicht viel dagegen tun, weil die Maschine bei solchem Wetter kaum auf die Kontrollen reagierte. Ich konnte nur hoffen, dass wir hoch genug flogen, um nicht gegen irgendwelche Berge geworfen zu werden. Sollte sich uns allerdings einer der gigantischen amtorischen Wälder in den Weg stellen, dann war guter Rat teuer. Ich konnte eben noch den Propeller erkennen. Der Sturm musste uns gewaltig vorangetrieben haben, und wir waren wahrscheinlich schon nicht mehr über dem Wasser. Vielleicht ragte eine Bergkette drohend vor uns auf, vielleicht rasten wir gleich gegen einen Baumstamm. Ich fühlte mich äußerst hilflos.

»Ich würde alles darum gebe, wenn ich jetzt etwas sehen könnte!«, sagte ich laut.

Und als ob mein Wunsch erhört worden wäre, öffnete sich die wirbelnden Nebelschwaden vor uns und gaben den Blick frei auf einen Felshang, der drohend vor uns aufragte. Ich betätigte die Kontrollen.

Ich versuchte das Flugzeug zur Seite zu ziehen, aber der gewaltige Druck des Windes trieb uns weiter - unserer Vernichtung zu. Duare blieb ruhig; nichts verriet die Angst, die sie sicherlich verspürte.

Mich bedrückte in diesen letzten Sekunden vor allem der Gedanke, dass das wunderbare Wesen neben mir jetzt am Fels zerschellen würde. Ich dankte Gott, dass ich das nicht mehr miterleben musste. Am Fuße des Steilhanges würden wir beide gleichzeitig den Tod finden.

Wir waren dicht vor der Felswand, als wir plötzlich von einem starken Aufwind ergriffen und in die Höhe gerissen wurden. Der Sturm warf uns wie ein Spielzeug herum. Die Winde, die auf das steile Hindernis stießen, wurden nach oben abgelenkt und hoben uns über die Berge hinweg, und Sekunden später rasten wir über eine Hochebene dahin. Der Wasserdampf war in unzählige kleine Wolkenfetzen zerrissen, und wir konnten endlich wieder etwas erkennen.

Aber noch waren wir nicht in Sicherheit. Der Tornado hatte nicht nachgelassen. Ich warf einen Blick über die Schulter - die gewaltige Helligkeit war verschwunden. Der Wolkenriss hatte sich offenbar wieder geschlossen.

Ich beschleunigte - in dem vergeblichen Bemühen, das Flugzeug einigermaßen still zu halten. Aber der Wind warf uns noch immer wild hin und her, und mehr als einmal stellte sich die Maschine auf den Kopf, so dass wir nur durch unsere Sicherheitsgurte vor dem Hinausstürzen bewahrt wurden.

Wie lange wir so mit den Elementen kämpften, weiß ich nicht, aber die Morgendämmerung zog schon herauf, als der Wind etwas nachließ und wir uns ein wenig ausruhen konnten.

Seit Stunden hatten wir kein Wort mehr gewechselt, denn das Heulen des Sturmes hätte unsere Stimmen übertönt. Ich konnte sehen, dass Duare am Ende ihrer Kräfte war, doch ich konnte nichts dagegen tun. Richtig ausruhen konnten wir uns erst, wenn wir eine Landestelle gefunden hatten.

Der neue Tag enthüllte uns eine unbekannte Welt. Wir flogen an einem riesigen Ozean entlang, und es waren riesige Ebenen zu erkennen - Ebenen mit Wäldern und Flüssen - und dahinter eine Kette schneebedeckter Berge.

Wo mochten wir sein? Die Gewalt des Windes musste uns Tausende von Kilometern nach Norden getragen haben, so dass ich einigermaßen sicher war, dass wir den Äquator überquert hatten und uns nun in der gemäßigten Klimazone der nördlichen Venushalbkugel befanden. Wo Korva lag, konnte ich nur vermuten.

  3.

 

 

 

Plötzlich war der Sturm zu Ende; es herrschte eine Ruhe wie im Paradies.

»Du bist sicher müde«, sagte Duare. »Lass mich an die Kontrollen. Du hast jetzt zwei Nächte nicht geschlafen.«

»Dasselbe gilt für dich, und gegessen und getrunken haben wir seit unserem Abflug von Vepaja auch nicht!«

»Da unten ist ein Fluss, und es gibt sicher auch Wild«, sagte Duare. »Ich weiß gar nicht, wie mir zumute ist. Ich bin hungrig und durstig und schläfrig zugleich.«

»Wir werden das alles in der richtigen Reihenfolge beheben«, sagte ich.

Ich zog das Flugzeug herum und hielt nach Zeichen menschlicher Existenz Ausschau, denn nach meiner Erfahrung mussten wir uns vor den Menschen am meisten in Acht nehmen. Wo es keine Menschen gibt, ist man relativ sicher - auch in einer Welt voller wilder Tiere.

In einiger Entfernung entdeckte ich einen Binnensee. Die Ebene unter uns war hier und da von Bäumen bestanden.

Große Tierherden grasten. Ich ging tiefer, um mir ein Opfer auszusuchen und es vom Flugzeug aus abzuschießen.

Mein Plan war ausgezeichnet, klappte aber nicht. Die Tiere entdeckten uns zu früh und ergriffen die Flucht, ehe wir uns ihnen nähern konnten.

»Da verschwindet unser Frühstück«, sagte ich.

»Und das Mittag- und Abendessen auch«, sagte Duare.

»Das Wasser läuft uns jedenfalls nicht weg«, fügte ich hinzu und setzte bei einem kleinen Fluss zur Landung an.