Office Love - Verbotene Leidenschaft - Lola Lindberg - E-Book
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Office Love - Verbotene Leidenschaft E-Book

Lola Lindberg

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Beschreibung

Wenn der Chef verboten sexy ist: Der sinnliche Sammelband »OFFICE LOVE – Verbotene Leidenschaft« voller heißer Fantasien jetzt als eBook bei dotbooks. Gehen Sie etwa nur ins Büro, um zu arbeiten? Karin ist eine hervorragende Sekretärin – aber neuerdings kann sie sich kaum noch auf ihre Excel-Sheets konzentrieren: Der neue Chef ist so unendlich heiß, dass sie gar nicht anders kann, als sich erotischen Tagträumen mit ihm hinzugeben. Natürlich darf sie die auf keinen Fall ausleben … oder vielleicht doch? Auch Michael, der knackige Buchhalter, ist fest überzeugt, dass Sex am Arbeitsplatz keine gute Idee ist – bis seine Kollegin Saskia ihn in den Kopierraum lockt, um ihn nach allen Regeln der Kunst zu verführen! Vier aufregend erotische Romane und eine schamlos freche Bonusgeschichte: Genießen Sie diesen Sammelband! Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der erotische Sammelband »OFFICE LOVE – Verbotene Leidenschaft«, herausgegeben von Lola Lindberg, vereint die Romane »Schreibtischspiele« und »Ein heißer Job« von Katalin Sturm, »Gefällt dir, was du siehst« von Alex Bernhard, »Männer sind wie Erdbeereis« von Mia Voss und die Bonusgeschichte »Das Vorstellungsgespräch« von Inez Flambert – ein schamlos schönes Vergnügen für alle Fans von Hot Romance wie den Dirty-Office-Bestsellern von Vi Keeland. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 694

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Über dieses Buch:

Gehen Sie etwa nur ins Büro, um zu arbeiten? Eigentlich ist Frank ein seriöser Chef – aber wenn er seine scharfe Sekretärin sieht, wird ihm jedes Mal die Hose eng. Er würde alles dafür geben, das scharfe Luder richtig rannehmen zu dürfen! Aber natürlich sind Mitarbeiterinnen tabu … oder? Ein ganz anderes Problem hat Konstanze, die ihr Unternehmen mit eiserner Hand lenkt – und gerade ein Vorstellungsgespräch mit dem provozierend heißen Marc führt. Der erkennt auf den ersten Blick, dass sie es liebt, sich einem dominanten Mann lustvoll zu unterwerfen. Aber ist Konstanze wirklich geil genug, um sich auf ihrem eigenen Schreibtisch zur Sex-Sklavin abrichten zu lassen?

Vier aufregend erotische Romane und eine schamlos freche Bonusgeschichte: Genießen Sie diesen Sammelband!

Informationen über die einzelnen Autorinnen und Autoren dieses eBooks finden Sie am Ende dieses Buchs.

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eBook-Neuausgabe Oktober 2019

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Copyright © der Sammelband-Originalausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Lizenzausgabe 2019 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Sammelband-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Eine Übersicht über die Original-Copyrights finden Sie am Ende dieses eBooks.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: dotbooks GmbH, München, unter Verwendung eines Bildes von Adobe Stock / sakkmesterke

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-95885-685-1

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des venusbooks-Verlags

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Lola Lindberg (Hrsg.)

OFFICE LOVE – Verbotene Leidenschaft

Vier Romane in einem eBook

venusbooks

Katalin SturmSCHREIBTISCHSPIELE

Wie scharf kann eine Frau sein? Frank hält es kaum noch aus: Tag für Tag sitzt die ultimative Versuchung in seinem Vorzimmer – aber seine Sekretärin Karin, die nie ein privates Wort im Büro verliert, ist für ihn tabu. Trotzdem muss er ständig an sie denken: wenn er mit seiner rechten Hand alleine ist, wenn er sich in einer Bar eine schnelle Nummer für die Nacht aufreißt, wenn er ein teures Callgirl kommen lässt. Wenn Frank doch nur wüsste, dass es Karin nicht anders geht – und welchen Fantasien sie sich hinter ihrem Computer hingibt …

Kapitel 1Süße Träume

Während Karin die neuen Baustellen in eine Excel-Tabelle übertrug – eine stumpfsinnige Arbeit, die sie jeden Freitag nach der Teambesprechung erledigen musste –, gingen ihre Gedanken spazieren. Zu dieser Tätigkeit brauchte sie nur die Augen, die den Befehl unter Umgehung des Großhirns direkt an die Hände weiterleiteten, die in gewohnt atemberaubender Geschwindigkeit über die Tasten glitten. Ihre Gedanken hatten wenig zu tun mit dem ungeliebten Bürojob, auch wenn ihr Chef darin eine wichtige Rolle spielte. Lucas Schönherr, 42 Jahre, groß gewachsen, mit einem männlich markanten Gesicht und stoppelkurzen grauen Haaren, mit einem Ring am rechten Ringfinger, also verheiratet. Wobei sie auch schon bei dem Problem angekommen war, das sie nun seit einigen Monaten nicht mehr losließ.

Karin Balnack war gleich nach Abschluss ihres BWL-Studiums in diesen Malerbetrieb gekommen, zunächst, wie sie glaubte, nur vorübergehend, bis sie etwas Angemesseneres gefunden hätte. Denn unterfordert fühlte sie sich auch nach zehn Jahren noch. So abwechslungsreich ihre Tätigkeiten auch waren – dafür hätte sie nicht jahrelang studieren müssen. Doch irgendwie hatte sie den Absprung nie geschafft. Vielleicht fehlte ihr die Energie, sich nach etwas Neuem umzusehen, vielleicht traute sie es sich nicht zu, sich in ein völlig neues und anspruchsvolleres Arbeitsgebiet einzuarbeiten, Karin wusste es nicht. Nun war sie also immer noch hier und schlitterte allmählich in etwas hinein, was für sie früher nie in Frage gekommen wäre: in eine Beziehung mit einem verheirateten Mann.

Schlaglichtartig kamen ihr Szenen aus einem Traum letzte Nacht in den Sinn: wie Lucas sich im Büro zu ihr heruntergebeugt hatte, wie er ihren Nacken geküsst und leicht gebissen hatte, wie eine Gänsehaut ihren ganzen Körper überzogen hatte und es zwischen ihren Schenkeln ganz feucht geworden war. Wie, verdammt noch mal, war es dann weitergegangen? Sosehr Karin sich auch bemühte, es wollte einfach nicht vor ihrem geistigen Auge erscheinen. Oder war der Traum wieder einmal viel zu kurz gewesen, wie so oft in der letzten Zeit, oder eigentlich fast immer? Abbruch, noch bevor es richtig zur Sache gehen konnte?

Mist, jetzt hatte sie sich auch noch vertippt! Wie zum Teufel wurde diese blöde Straße noch mal geschrieben? Straßenverzeichnis im Telefonbuch oder doch lieber Internet? Noch bevor Karin zu einer Entscheidung gekommen war, betrat Lucas Schönherr das Großraumbüro. Er legte ihr ein Band auf den Tisch und bat sie, es vorzuziehen, da er darauf ein wichtiges Angebot diktiert hatte, das der Kunde noch am Vormittag erhalten sollte.

»Kein Problem«, lachte sie ihn an, »ich schreibe es gleich!«

Für ihn würde sie mit Freuden Überstunden machen, was er jedoch nie von ihr verlangte. Er lächelte unverbindlich zurück und bedankte sich.

Obwohl er jetzt an seinem Schreibtisch am anderen Ende des Büros saß und der Blick von einer großen Grünpflanze verstellt wurde, fiel es Karin schwer, sich auf das Band zu konzentrieren. Seine Stimme! Wenn er nur ihren Namen einmal so aussprechen würde wie den der Kundin! Wenn er nur einmal zu ihr solche netten Dinge sagen würde! Quatsch! Karin, jetzt übertreibst du aber, ließ sich da ihre innere Stimme vernehmen. Nein, es war wirklich nicht so, dass ihr Chef nicht nett zu ihr wäre. Aber es war diese unverbindliche Nettigkeit, wie man sie den Kollegen, den Nachbarn und dem Friseur entgegenbrachte, eben den Menschen, mit denen man nichts Näheres zu tun haben wollte.

Karin wies sich selbst zurecht. Wäre es dir lieber, wenn er als verheirateter Mann dem Klischee des sekretärinnenvögelnden Ehebrechers entsprechen würde? Nein, bestimmt nicht! Das widersprach zutiefst ihren moralischen, ethischen und sonstigen Grundsätzen. Verdammt, entscheide dich doch endlich! Was willst du denn überhaupt? Einen moralisch integren Vorgesetzten oder einen nach deinem Körper lechzenden Verführer? Beides zusammen geht in diesem Fall nicht. Ja, ja, das wusste sie doch alles. Warum zum Teufel träumte sie nur ständig von ihm in den letzten Wochen? Wusste ihr Unterbewusstsein das etwa nicht? Gab es hier eine Kluft, oder spiegelte ihr die dunkle Hälfte ihrer Seele nur ihre Sehnsüchte zurück, die sie während des Tages, wenn die Kontrollinstanz zuständig war, mehr schlecht als recht unter Verschluss hielt?

Karin schüttelte sich kurz und konzentrierte sich wieder auf das Schreiben des Angebotes. »… sichern wir Ihnen eine fach- und termingerechte Ausführung der Arbeiten zu.«

Bla, bla, bla, immer derselbe Scheiß! Vielleicht sollte sie sich doch aufraffen und eine anspruchsvollere Tätigkeit suchen. Dann wäre sie auch das Problem mit ihren Hormonen los.

Sie überflog das Geschriebene noch einmal und druckte das Angebot auf dem Papier mit dem Firmenbriefkopf aus. Es wäre unerträglich, wenn ihr Chef sie auf einen Schreibfehler aufmerksam machen würde. Sie, die Perfektionistin! Der Drucker stockte. Papierstau. So ein Mist, schon wieder! Fluchend öffnete sie die Abdeckungen, die auf dem Display angezeigt wurden, und fingerte aus dem Papierschacht ein zusammengeschobenes Blatt heraus. In letzter Zeit spann der Drucker so oft, dass wohl wieder mal ein Kundendienst fällig war. Vielleicht musste ein Verschleißteil ausgewechselt oder das Ganze musste mal wieder richtig durchgereinigt werden. Karin setzte diesen Punkt auf ihre gedankliche To-do-Liste.

»Kann ich Ihnen helfen?«, drang da seine Stimme zu ihr.

»Nein, danke, hab’s schon erledigt«, presste Karin zwischen den Lippen hervor. Wieso dachten immer alle Kerle, Frauen und Technik passten nicht zusammen, und für die Lösung aller diesbezüglichen Probleme könne nur der Sachverstand eines Mannes helfen? Da hatte sie schon ganz andere Dinge bewältigt. Von kompletten Wohnungsrenovierungen über das Ausbauen und Reinigen verkalkter Wasserhahnsiebe und Siphons bis hin zum Austauschen von Autobatterien. Selbst war die Frau; wenn er den Retter in der Not spielen wollte, musste er sich schon auf ein Gebiet begeben, wo er gegen einen technisch auf dem neuesten ergonomischen Stand befindlichen Vibrator antreten musste. O Karin, was für Gedanken du wieder hast!

Sie war froh, dass der Rest des Tages mit Arbeit gut gefüllt war, so dass sie ihre unzüchtigen und fruchtlosen Phantasien beiseiteschieben konnte. Doch was fing sie mit dem Abend an, was mit dem bevorstehenden Wochenende?

Als sie um fünfzehn Uhr ging, die Post des Tages unter dem Arm, saß ihr Chef noch vor seinem PC, wo er Dinge tat, die Karin nicht sehen konnte. Arbeitete er wirklich? Chattete er mit einer vollbusigen Polin? Traf er Verabredungen in Facebook? Sie wusste es nicht, und sie würde es nie wissen. Wahrscheinlich wartete er bloß, bis sie gegangen war, um dann an der Tankstelle noch einen Blumenstrauß für seine Frau zu kaufen. (War er so geschmacklos, dafür nicht in eines der angesagten Blumengeschäfte zu gehen?) Oder um in einem Spezialitätengeschäft noch eine Wildschweinsalami und einen Spitzenrotwein für das Abendessen mitzunehmen (von denen Karin nicht einmal die Namen kannte). Aber nein, er hatte ja bestimmt Kinder. (Wie alt waren die wohl? Warum stand auf seinem Schreibtisch kein Foto von seiner Familie?) Scheiße, was ging sie das an?! Ihr verdammter Chef konnte tun, was er wollte!

Die Verabschiedung war wie immer freundlich distanziert ausgefallen. »Ein schönes Wochenende, Frau Balnack!«, und: »Ebenso.« Keine Frage am Freitag, wie sie das Wochenende zu verbringen gedachte (Gott sei Dank, denn was hätte sie sich so schnell aus den Fingern saugen sollen? Sie konnte ihm schlecht erzählen, dass sie den Großteil des Wochenendes zu Hause auf der Couch verbrachte, mit Schokoladeneis und einigen romantischen Liebesfilmen, die ihr der Mann aus der Videothek stets mit bedauerndem Blick über den Tresen schob), und keine Frage am Montag, was sie denn am Wochenende Schönes gemacht habe. (Sie hätte ihm die köstlichen, wenn auch vorhersehbaren Verwicklungen sämtlicher angesagter Hollywood-Schauspieler schildern, ja sie ihm sogar vorspielen können, so oft hatte sie ihre Lieblingsfilme schon gesehen.)

Und auch sie fragte ihn nicht. Sie hatte keine Lust – falls er ihre Frage tatsächlich beantworten würde – auf Geschichten vom zahnenden Jüngsten und von der Einschulung der Ältesten, schlimmer noch: auf Schilderungen von Familien-Picknicks am See oder gemeinsamen Kino- oder Zoobesuchen. Scheiße, das war einfach eine ganz andere Welt. Und in die wollte und würde sie nicht einbrechen. Basta.

Kapitel 2In der Klemme

Endlich war sie weg! Endlich! Lucas Schönherr strich sich über seine stoppelkurzen Haare. Puh! Keine Sekunde länger hätte er es mit ihr in diesem Raum ausgehalten. Vorhin, als er ihr das Band hingelegt hatte und ihm ihr unvergleichliches Parfüm, vermischt mit ihrem Körperduft, in die Nase geweht war, hatte er sich so beherrschen müssen, nicht an ihrem Nacken zu schnüffeln, sie nicht zu berühren, dass es schon fast weh getan hatte. Wie konnte er fünf Jahre mit einer Frau zusammenarbeiten, ohne dass sich in ihm etwas geregt hatte, ja, ohne dass er sie überhaupt als weibliches Wesen wahrgenommen hatte, und nun, seit einigen Monaten, quälte ihn ihre Anwesenheit plötzlich unerträglich, und seine Gedanken waren nur auf ein Ziel gerichtet: sie auf den Boden zu werfen und derartig durchzubumsen, dass ihnen beiden Hören und Sehen vergehen würde. Was war passiert? Lucas konnte sich nicht an irgendeine Begebenheit erinnern, die dieses unerklärliche Begehren in ihm ausgelöst hätte. Karin Balnack war weder anders angezogen als in den ersten Jahren, noch war sie schöner geworden (das wäre ja auch das erste Mal, dass eine Frau mit den Jahren anziehender würde). Ihr Verhalten ihm gegenüber war absolut korrekt; er wusste nichts über sie und über ihr Leben, ob sie einen Freund hatte oder ob sie vielleicht sogar lesbisch war.

Ihr Intellekt und ihre Kompetenz zogen ihn dabei fast genauso an wie ihr Körper und ihr Gesicht, dieses immer ein wenig verschlafene und verträumte Gesicht, dem der dahinterwohnende wache Geist nicht anzusehen war. Bestimmt wurde sie von vielen unterschätzt, vermutete Lucas Schönherr. Er dagegen hatte sie erkannt, spät zwar, aber, wie er hoffte, nicht zu spät. Sie sprach nie über ihr Privatleben, hielt Privates und Dienstliches streng getrennt und würde ihn sicher erstaunt ansehen, wenn er ihr eine persönliche Frage, wie etwa die nach ihrem Wochenende, stellen würde. Wie war diese Frau zu knacken? Diese Frage beschäftigte Lucas Schönherr schon seit Wochen.

Als er sicher sein konnte, dass Karin Balnack nicht zurückkommen würde, weil sie vielleicht etwas vergessen hatte, ging er zu ihrem Schreibtisch und zog nacheinander alle Schubladen auf. Sie waren nicht verschlossen, warum auch, schließlich hatte sie keinen Grund, Geheimnisse vor ihm zu haben. Schreibtische konnten sehr viel aussagen über die Menschen, die dort arbeiteten. Lucas Schönherr führte dieses Ritual nicht das erste Mal durch. In der obersten, schmalen Schublade lagen die Büroklammern. Die verschiedenen Größen in unterschiedlichen Fächern. Karin Balnack schien ein ordnungsliebender Mensch zu sein. In anderen Fächern waren rote Gummis – wozu sie die wohl brauchte? Seine Sekretärin hatte zwar halblanges brünettes Haar, doch das trug sie nie offen – leider. Meist wurden die Haare von einer Spange am Hinterkopf zusammengehalten.

Ein Radiergummi, ein Tipp-Ex-Roller, ein paar Kugelschreiber und ein wenig Münzgeld. Lucas Schönherr schob die oberste Schublade zu und öffnete die darunterliegende. Telefonbücher. Das Örtliche, Gelbe Seiten, Postleitzahlenbuch (brauchte das heutzutage noch wer?).

In der Schublade darunter Register für die Mappen mit den Bauvorgängen und eine Liste mit Telefonnummern. Darunter Taschentücher, Slipeinlagen (!), ein Apfel, Tampons. Lucas Schönherrs Herz schlug schneller. Die Tampons waren letzte Woche noch nicht da gewesen. Hieß das, Karin hatte inzwischen ihre Periode bekommen? Er nahm die blau-weiße Packung o.b.s heraus und schaute hinein. Sie war noch etwa halbvoll.

Nachdenklich setzte er sich auf ihren Drehstuhl. Rollte damit zum Schreibtisch, nahm den Telefonhörer ab, roch daran, sah ihn genau an, suchte irgendwelche Spuren, die ihre Haut vielleicht hinterlassen hatte, Make-up (benutzte sie überhaupt welches? Er war sich nicht sicher); was auch immer, er fand nichts. Er legte den Hörer wieder auf den Apparat.

Seine Hand berührte die Maus, die auf einem Mousepad lag, das eine Meerlandschaft zeigte. Wellen, die über einen Strand leckten, in der Ferne Boote mit weißen Segeln. Hatte sie das Motiv aus einem bestimmten Grund ausgewählt? Fuhr sie gern ans Meer? Wo hatte sie ihre letzten Urlaube verbracht? Hatte er sie überhaupt schon einmal danach gefragt? Was wusste er überhaupt von ihr? Von einem Menschen, mit dem er den Großteil des Tages verbrachte.

Lucas Schönherr stützte den Kopf in die Hände und fuhr sich mit den Fingern immer wieder über sein stachliges Gesicht. Wo sie jetzt wohl war? Einkaufen, um für ihren Liebsten etwas Schönes zu kochen? In der Badewanne, um sich auf einen anregenden Abend vorzubereiten?

Einen Moment lang erschien vor seinem geistigen Auge das Bild zweier engumschlungener Gestalten. Tanzend, sich aneinander festhaltend. Er und sie. Aufseufzend erhob er sich. Er fuhr seinen Computer herunter, löschte die Lichter und schloss die Fenster. Dann sperrte er die Tür ab und ging zum Parkplatz. Als er in seinem Auto saß und den Zündschlüssel herumdrehte, wusste er noch immer nicht, wohin er fahren sollte.

Kapitel 3Home, sweet home

Nachdem Karin noch im Supermarkt für das Wochenende eingekauft hatte (noch immer gab es nicht genug Singlepackungen von Käse und Wurst, vom Fleisch ganz zu schweigen, und die Frau hinter der Wursttheke sah sie stets genauso mitleidig an wie der Mann hinter der Fleischtheke, wenn sie den Aufschnitt 50-Gramm-weise kaufte und die Schnitzel nicht im Kilo, sondern einzeln), schloss sie die Tür zu ihrer Wohnung im vierten Stock eines mittleren Hochhauses auf. Nur der Gedanke an ein baldiges Bad konnte verhindern, dass ihre Laune unter null sank. Schnell die Einkäufe in den Kühlschrank legen, dann raus aus den Klamotten und rein ins duftende Badewasser.

Die Gedanken verloren augenblicklich ihre Schwere, und das vor ihr liegende Wochenende fast seinen Schrecken. Irgendwie würde sie es schon hinter sich bringen. Sie musste ja nicht die ganze Zeit in der Wohnung hocken, nur um nicht den Familienausflüglern oder – noch schlimmer – den Liebespaaren zu begegnen. Sie könnte ja irgendwohin gehen, wo erfahrungsgemäß nicht so viel los war.

Während sie noch darüber nachdachte, wo das sein könnte, schlich sich ungebeten die Erinnerung an die Zeit in ihr Hirn, als auch sie jemanden gehabt hatte, mit dem sie im Park picknicken konnte oder mit dem sie Hand in Hand an der Spree entlangspaziert war. Karin Balnack war nicht die ganze Zeit als Single durchs Leben gegangen. Hätte sie einfach länger ausharren müssen? Bei dem unsensiblen Torsten, der gemeint hatte, wenn er nur ein Mal kurz ihre Klitoris berührte, ihre Brüste mechanisch streichelte und sie ins Ohrläppchen biss, würde sie während des danach folgenden stupiden und phantasielosen Rein-Raus schon zum Orgasmus kommen? Oder hätte sie sich den unverschämten Kontroll- und Besitzansprüchen von Gerd weiterhin unterwerfen sollen, für den es schon ein Sakrileg war, wenn er einmal drei Stunden nicht wusste, wo sie war, weil sie vergessen hatte, es ihm mitzuteilen? Und Andreas, steckte unter seiner kalten Schale in Wirklichkeit ein liebesfähiger Mensch, und sie war nur unfähig oder zu ungeduldig gewesen, diesen Teil seines Ichs hervorzulocken? Wollte sie zu viel?

Karin tauchte tief ein in das warme duftende Wasser und blieb unten, solange sie die Luft anhalten konnte. Prustend kam sie wieder nach oben und rieb sich den Seifenschaum aus den Augenwinkeln. Was soll’s, es ist eben so, wie es ist. Vielleicht bin einfach ich beziehungsunfähig. Und Kinder kann ich mir wohl auch abschminken. Dafür einen geeigneten Kandidaten zu finden, ist noch schwerer, als einen zu finden, der im Bett was taugt und mit dem man sich auch noch unterhalten kann.

Wobei sie mit ihren Gedanken direkt wieder bei Lucas Schönherr landete. Wie der wohl im Bett war? Schöne Hände hatte er, das war ihr schon aufgefallen. Nicht nur schön geformt, sondern auch sehr gepflegt. Entweder er ging zur Maniküre, oder er hatte im wahrsten Sinne des Wortes ein gutes Händchen für so was. Auch seine Zähne konnten sich sehen lassen. Auch die schien er sehr gut zu pflegen. Nie hatte sie auch nur den Anflug von schlechtem Atem aus seinem Mund wahrgenommen. Da hatte sie schon ganz andere Typen erlebt. Sowohl privat als auch beruflich.

Karin dachte zurück an ihren zweiten Chef, der kam, als ihr erster Chef in Rente gegangen war. Herr Getsche war fast zwei Köpfe kleiner als die – zugegebenermaßen – mit ihren eins achtzig ungewöhnlich große Karin. Am Anfang war ihr Verhältnis entspannt gewesen. Er war froh, dass Karin ihn mit den Abläufen des Jobs vertraut machte, ihm den Rücken freihielt und so manche schwierige Situation durch ihr diplomatisches Geschick und ihr gewinnendes Wesen Kunden und Mitarbeitern gegenüber meisterte. Mittags gingen sie oft zusammen zum Nobel-Italiener um die Ecke, auf Geschäftskosten natürlich, was Karin sehr gefallen hatte. Sie half ihm, der erst vor kurzem aus dem Norden in die Stadt gezogen war, ein passendes Fitnessstudio zu finden, begleitete ihn sogar zum Probetraining und beriet ihn in Einrichtungsfragen für seine neue Wohnung.

Irgendwann bemerkte Karin, dass in seinen Augen so ein merkwürdiger Glanz aufschien, wenn er sie wortlos anschaute. Dass er Single war, hatte er schon erzählt, alles andere hätte sie auch gewundert, doch auf den Gedanken, dass er ihr Avancen machen könnte, wäre sie nie gekommen. Schließlich war er – obwohl er mit seinem südländischen Touch nicht schlecht aussah – so klein, dass sie beide zusammen ein lächerliches Bild abgegeben hätten.

Bist du so auf Äußerlichkeiten fixiert?, fragte sie sich nicht zum ersten Mal. Auch ihr allererster Freund war einen halben Kopf kleiner gewesen als sie. Auf dem Dorf, wo sie aufgewachsen war, hatte es nicht gerade viel Auswahl gegeben. Und die gutaussehenden Jungs interessierten sich eher für die Mädchen, bei denen man schon Brüste und Hintern sehen konnte. In der Beziehung war Karin von der Natur leider etwas benachteiligt gewesen, weshalb sie sich sehr gefreut hatte, als ein Junge aus dem Nachbardorf Interesse an ihr gezeigt hatte. Da hatte sie es hingenommen, dass sie immer nur flache Schuhe tragen konnte und neben dem Trottoir auf der Straße ging, um den Größenunterschied optisch auszugleichen. Ihm schien das nichts auszumachen. Und nun diese Dreisprossenleiter, wie die Mitarbeiter ihn hinter seinem Rücken scherzhaft nannten. Manchmal sagten sie auch laufender Meter zu ihm. Karin fühlte sich zunehmend unwohl und ließ sich manchmal auch eine Ausrede einfallen, um nicht mehr mit ihm zum Essen gehen zu müssen.

Und dann schlug die ganze Sache plötzlich um. Er fing an, an allem, was sie tat und wie sie es tat, herumzumeckern, suchte überall nach Fehlern, und je mehr Karin versuchte, alles richtig zu machen, desto mehr Fehler unterliefen ihr tatsächlich. Es war das klassische Mobbing. Da er aber selbst nicht über jeden Zweifel erhaben war und da er vor allem durch seinen selbstherrlichen Umgang mit Kunden und Mitarbeitern – was wohl auf sein Minderwertigkeitsgefühl wegen seiner Größe zurückzuführen war – auf der Baustelle oft aneckte, gab es beim Firmeninhaber Beschwerden über sein Verhalten. Der sah sich die Bücher ein wenig genauer an, und Karin leitete ihm einige empörte Kundenreaktionen weiter, so dass der kleine Gernegroß seinen Pilotenkoffer packen und gehen musste. Mit ihm gingen auch Karins Kopfweh und ihre Bauchschmerzen, die ständigen Durchfälle und Darmkrämpfe. Sie wurde von einem Häufchen verunsichertem Elend wieder zu der selbstbewussten Frau, die sie vorher gewesen war.

Und was bin ich jetzt?, fragte sich Karin, als sie aus der Wanne stieg und sich in ihr großes angewärmtes Badetuch wickelte. Eine hoffnungslose Romantikerin, die tief im Inneren daran glaubte, dass solche Geschichten wie in Pretty Woman tatsächlich möglich waren. Wo, verdammt, war ihr Richard Gere?

Bewaffnet mit einer Schachtel Karamelleis, setzte sie sich auf die Couch und legte die Füße auf ein Kissen vor sich auf den niedrigen Glastisch. Ob dieses Wochenende jemand bei ihr anrufen würde? Wahrscheinlich genauso wenig wie an den anderen Wochenenden, dachte sie. Ihre Freundinnen hatten alle inzwischen Kinder, waren verheiratet oder wieder geschieden; jedenfalls kannte sie keine, die mit ihr um die Häuser ziehen oder ins Kino gehen würde. Dabei wollte sie so gern den neuen Julie-Delpy-Film 2 Tage New York sehen. Den Vorgänger, in dem Julie Delpy mit ihrem Freund in ihre alte Heimat Paris fährt und ihr Lover von einem Schock in den anderen fällt, hatte sie mit Vergnügen angeschaut. In dem neuen Film kamen nun ihre französischen Verwandten nach New York, um sie zu besuchen. Notfalls würde sie eben allein ins Kino gehen und so tun, als würde sie sich nichts daraus machen, dass sie nicht in Begleitung war. Wieder ein wenig besserer Stimmung, überlegte Karin, ob sie noch an diesem Abend oder erst am Samstag gehen sollte. Eigentlich war sie müde. Es war gerade so schön gemütlich. Sie würde den heutigen Abend mit einem Gläschen Wein vor der Glotze verbringen, hoffentlich süße Träume haben und sich am Samstag für das wochenendliche Putzen mit einem schönen Kinoabend belohnen. Ja, das war ein guter Plan, und den Sonntag würde sie auch noch irgendwie rumkriegen.

Kapitel 4Secretary

Was für ein beschissenes Wochenende! Lucas Schönherr saß auf seinem schwarzen Rolf-Benz-Sofa und nippte an seinem Drink. Aus der Bang-&-Olufsen-Anlage perlten sphärische Klänge durch den Raum, entlassen aus versteckten Boxen in den vier Ecken des Raumes. Er fröstelte. Das lag sicher nicht daran, dass er die Klimaanlage zu kühl eingestellt hatte. Er fühlte sich einfach einsam. Keine Sau rief ihn an, niemand interessierte sich dafür, wie es ihm ging. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, in den letzten fünf Jahren nur für den Job zu leben, sämtliche Freundschaften einschlafen zu lassen und Frauen immer auf Distanz zu halten. Wütend zog er den goldenen Ring vom Ringfinger der rechten Hand und warf ihn auf den Glastisch. Mit einem Klirren rollte der Ring über die Platte und fiel schließlich auf den dicken weißen Teppich. Was hatte ihn bloß geritten, als er meinte, das sei eine gute Idee? Glaubte er wirklich, das Klischee, jede Sekretärin versuche nur, sich an ihren Chef ranzuschmeißen, um gesellschaftlich aufzusteigen, hätte irgendetwas mit der Wirklichkeit zu tun? Wieso hatte er Karin Balnack jahrelang nur als graue Schreibmaus und intelligente Ratgeberin erlebt, und plötzlich sah er in ihr eine begehrenswerte Frau? Eine verdammt begehrenswerte sogar!

Was sollte er nur anfangen mit diesem Samstagabend? Was würde Karin Balnack tun? Bestimmt war sie mit Freunden unterwegs. Tanzen, essen, Kino. Kino. Ja, das könnte er auch mal wieder machen. Für die Spätvorstellung in seinem Programmkino müsste es gerade noch reichen. Lucas Schönherr warf einen Blick auf seine Uhr und brach in plötzliche Geschäftigkeit aus. Schnell die legeren Joggingklamotten gegen Jeans und T-Shirt tauschen, Lederjacke drüber, kurz mit Gel durch die Haare fahren, ein prüfendes Schaben über das schon wieder stopplige Gesicht; egal, zum Rasieren hatte er jetzt keine Zeit mehr.

Was für ein Film lief, wusste er nicht, aber sein Kino hatte ihn da noch nie enttäuscht. Dort wurden seltene, aber immer sehr anregende Filme gespielt. Anregend für den Geist, für das Gemüt und manchmal auch für die Libido. Sollte Letzteres zutreffen, nahm Lucas sich vor, dann würde er, wie schon so oft, noch in seiner Bar vorbeischauen und versuchen, irgendeine Tussi für die Nacht abzuschleppen. Bis jetzt hatte er das noch immer geschafft. Unkomplizierter Sex zur beiderseitigen Befriedigung, das war es, was er dringend mal wieder brauchte. Allein bei dem Gedanken, dass er vielleicht schon in wenigen Stunden seinen Schwanz in einer warmen feuchten Grotte versenken würde, regte sich dieser in freudiger Erwartung.

Mit ausgreifenden Schritten ging Lucas Schönherr die Straße hinunter in Richtung Kino. Ein weiterer Vorteil war, dass es nur wenige Minuten zu Fuß entfernt lag.

Vor dem Schaukasten blieb er stehen, um sich über den Film zu informieren. Als er das Plakat sah und den Filmtitel las, stockte ihm der Atem. Secretary. Der kurze schwarze Rock und die Beine in Nahtstrümpfen und in High Heels machten seinen Hals trocken und lösten eine schmerzhafte Erektion aus, die sich innerhalb von Sekunden aufgebaut hatte. Mit klopfendem Herzen kaufte er sich eine Karte und wartete auf den Einlass. Das konnte ja heiter werden!

Obwohl die Schauspielerin im Film überhaupt keine Ähnlichkeit mit Karin Balnack hatte und obwohl der größte Teil des Films eher problembeladen war, stellte sich Lucas Schönherr seine Sekretärin in jeder der heißen Szenen vor, die da über die Leinwand flimmerten. Wie er hinter ihrem herausgestreckten Po stehen würde, während sie die Unterarme auf der Schreibtischplatte abstützte, wie er ihr den Rock hochschöbe, die Strumpfhose und den Slip nach unten, wie er dann sich selbst befriedigen würde angesichts des wohlgeformten Gesäßes, o ja! Er würde sie nicht schlagen, wie dieser kranke Typ aus dem Film, und er war sich sicher, dass Karin Balnack dabei auch kein Vergnügen empfinden würde wie diese kranke Frau aus dem Film, aber sich zu siezen, während man täglich im Büro miteinander zu tun hatte, das war schon irgendwie geil. Zu wissen, man musste sich zusammenreißen – schließlich konnte jederzeit ein Kunde oder Mitarbeiter hereinkommen –, und gleichzeitig daran zu denken, dass die Sekretärin, die da gerade so engagiert auf ihre Tastatur einhämmerte, unter dem Rock keinen Slip trug …

Als er aus dem Kino wieder auf die Straße trat, dürstete er nur nach zwei Dingen: nach einem hochprozentigen Drink und nach einem weiblichen Wesen, in das er sich hineingraben konnte. Beides hoffte er in seiner Stammbar zu finden, die zum Glück nicht weit vom Kino entfernt war. Als er um kurz vor Mitternacht die Tür aufstieß, umfing ihn sofort der typische Duft von Parfüm, vermischt mit den Ausdünstungen schwitzender erregter Körper.

Er sog die Luft tief ein und war wieder einmal froh, dass seit dem Rauchverbot nicht noch Schwaden von Nikotin die anderen Gerüche überlagerten.

Es war voll. Lucas ging zuerst zur Theke, wo er sich einen Martini bestellte, den er auf ex austrank. Jetzt ging es ihm schon besser, er entspannte sich allmählich und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Auf der kleinen runden Tanzfläche drückten sich einige Paare aneinander, und die Musik war für sie nur ein Alibi dafür, dass sie auf Tuchfühlung gehen konnten. Beim Tanzen merkte man sofort, ob die Chemie stimmte, ob man sich riechen konnte. Lucas hatte es sich zur Regel gemacht, erst an mehr zu denken, wenn dieser Test zur Zufriedenheit ausgefallen war.

Auch die meisten der kleinen runden Tische waren besetzt, einige Frauen kannte er, die Männer streifte sein Blick nur flüchtig. Es gab auch ein paar Frauen, die noch keinen Mann gefunden zu haben schienen. Eine davon stand nicht weit von seinem Platz an der Bar und hielt sich an einem Glas mit blauer Flüssigkeit fest. Er hatte sie noch nie hier gesehen, die schulterlangen blonden Haare fielen ihr ins Gesicht, so dass er zunächst nur die Figur einer Musterung unterziehen konnte. Was er sah, entlockte ihm ein anerkennendes Grunzen. Jetzt warf sie den Kopf in den Nacken, als ob sie spürte, dass jemand sie betrachtete. Das Profil war klassisch, sie war nicht mehr die Jüngste, aber auch er war ja nicht mehr ganz jung. Er war längst davon abgekommen, Frauen abzuschleppen, die seine Töchter sein könnten. Die hatten sich nur allzu oft als totale Katastrophe entpuppt. Keine Erfahrung und jede Menge Skrupel und Hemmungen. Nichts, was Spaß brachte. Er wollte nicht länger überreden müssen, als die ganze Sache dann dauerte. Er wollte schnellen, unkomplizierten Sex. Diese Blonde sah so aus, als suchte sie genau dasselbe. Ein bisschen sophisticated, diesen Touch mochte er. Umso mehr befriedigte es ihn, wenn diese abweisenden Kühlen dann im Bett schrien und kreischten und nach »mehr, mehr« bettelten. Zum Glück hatte er keine lärmempfindlichen Nachbarn.

Nachdem er der Dame einen Drink bestellt und ihr zugeprostet hatte, stand er auf und ging zu ihr. Ihr Lächeln hatte zumindest nicht abweisend ausgesehen.

»Hi, ich bin Lucas. Ich habe Sie hier noch nie gesehen. Sind Sie zum ersten Mal hier?«

Er hielt nichts von gespielt originellen Anmachsprüchen; damit war er schon ziemlich aufgelaufen. Er schien den richtigen Ton getroffen zu haben.

»Ja, Sie haben recht. Ich bin heute zum ersten Mal hier. Ich heiße übrigens Astrid. Danke für den Drink.«

»Wollen wir tanzen?«

Lucas Schönherr hielt auch nichts von unnötigen Gesprächen, schließlich waren die meisten aus einem anderen Grund hier. Das schien die Blondine genauso zu sehen, denn sie folgte ihm bereitwillig zur Tanzfläche. Sie zierte sich nicht, als er sie an seinen Körper drückte. Ihr Busen war weich und doch straff. Er hatte gerade die richtige Größe. Lucas mochte es nicht zu klein, aber die richtig großen Brüste schreckten ihn eher ab, als dass sie ihn erregten. Sie roch auch gut. Nicht zu viel Parfüm, das mit ihrem Körperduft genau die richtige Verbindung eingegangen war.

»Du riechst gut«, flüsterte er ihr ins Ohr. Ihre Haarsträhnen kitzelten ihn an der Nase. Sie sagte nichts darauf. Gut. Er mochte es nicht, wenn Frauen zu viel quatschten. Man musste nicht immer alles ausdiskutieren. Es reichte, wenn beide wussten, was sie wollten. Und wenn es dasselbe war, umso besser. Jetzt musste er nur das richtige Timing hinkriegen. Nicht zu früh fragen, das konnte alles kaputt machen. Er brachte sie zurück zur Bar und fragte sie, was sie wünschte.

Sie überraschte ihn. »Hast du zu Hause auch was zu trinken?«

Als sie sein entgleistes Gesicht sah, huschte ein spitzbübisches Grinsen über ihre Mundwinkel.

»Ähmmm, ja klar, meine Hausbar ist gut sortiert.«

»Na dann lass uns doch zu dir gehen!«

Das ließ sich Lucas Schönherr nicht zweimal sagen. Er zahlte seine und ihre Getränke, und beide verließen die Bar.

Kaum eine Stunde hatte es gedauert. Persönlicher Rekord, beglückwünschte er sich. Der Rest dürfte ein Kinderspiel sein. Sie gingen zu Fuß das Stück bis zu seinem Apartmenthaus, und Lucas überschlug schnell, ob es in der Wohnung arg chaotisch aussah. Aber nein, erst gestern war seine Putzfrau da gewesen; die Unordnung dürfte sich in Grenzen halten. Schon im Fahrstuhl küssten sie sich. Auch hier ging die Initiative von ihr aus. Seltsam, dachte er noch, sie sieht gar nicht aus wie ein Vamp, eher wie eine schüchterne Dame der Upper Class. Schuhe und Handtasche, das hatte sein geübter Blick bereits gesehen, waren nicht aus dem Kaufhaus.

Er bot ihr einen Platz auf der Couch an und ging zur Hausbar. »Auf was hast du Lust?«

»Mhmmmm, lass mich überlegen. Langsam lecken, dann ganz langsam eindringen und schön lange drinbleiben, denke ich. So was in der Art.«

Lucas glaubte, er habe sich verhört. Die ging aber ran! Grinsend drehte er sich um. »Nichts dagegen, hört sich nach einem guten Plan an. Was willst du vorher trinken?«

»Egal, mix mir was zusammen, was aufputscht. Irgendwas mit Wodka. Mit viel Wodka.«

Als Lucas mit zwei Gläsern zur Couch zurückging, hatte Astrid bereits ihr Jäckchen ausgezogen. Darunter trug sie ein spitzenbesetztes Top, das einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté gewährte. Wirklich nicht von schlechten Eltern, dachte Lucas.

Er setzte sich neben sie auf die Couch, und sie stießen mit ihren Gläsern an. »Schön hast du’s hier.«

Er strich mit dem Finger über die zarte Haut unterhalb des Halses. »Du auch!«

Sie lachte gurrend. »Zeigst du mir das Bad?«

Während Astrid im Bad war, räumte Lucas im Schlafzimmer ein paar herumliegende Kleidungsstücke in den Schrank und zog die Tagesdecke von dem großen Doppelbett. Dann knipste er die indirekte Beleuchtung an, die ein warmes, unaufdringliches Licht durch das Zimmer fluten ließ. Die Drinks hatte er auf das kleine Glastischchen gestellt. Er hatte gar nicht bemerkt, wie Astrid das Zimmer betreten hatte. Bei ihrem Anblick stockte ihm der Atem. Sie trug Strapse, und ihr Tanga teilte einen knackigen Arsch in zwei Hälften. Ihr BH war aus der gleichen schwarzen Spitze wie das Höschen. Das sah lecker aus, und in seiner Jeans schien noch jemand dieser Meinung zu sein. Langsam wurde es eng. Astrid kam mit wiegendem Gang in ihren High Heels auf ihn zu. Ein sibyllinisches Lächeln im Gesicht.

»Gefalle ich dir?« Sie erwartete keine Antwort, denn sie verschloss seinen Mund sofort mit einem Kuss. Und was für einem Kuss! Dann fuhren ihre Hände zu seinem Gürtel und öffneten die Schnalle. Langsam zog sie ihn aus, bis er nur noch in Shorts vor ihr stand. Ihre Hand bedeckte sein pralles Geschlecht, und anerkennend schnalzte sie mit der Zunge. Dann legte sie sich aufs Bett und öffnete ihre Schenkel. Lucas verstand die Geste richtig und machte es sich zwischen ihren Beinen bequem. Ihr Slip war bereits gut durchfeuchtet, und Lucas schob das störende Stück Stoff mit den Zähnen beiseite. Auch dort roch sie gut. Sie war komplett enthaart, was Lucas besonders gefiel. Er begann das Spiel mit Zunge und Fingern, und das Stöhnen von Astrid wurde immer lauter. Sie warf den Kopf auf dem Kissen hin und her, und aus ihrer Möse tropfte immer mehr Lustsaft. Lucas konnte sich nicht länger beherrschen und zog seine Unterhose aus. Sein harter Schwanz sprang ihm förmlich entgegen und wippte auf und ab. Aus der Nachttischschublade fingerte er ein Kondom heraus, riss die Verpackung auf und zog es sich über den steifen Schaft. Dann küsste er sie, während er sich links und rechts neben ihrem Oberkörper mit den Armen abstützte. Schließlich schob er ihn langsam in das feuchte tropfende Loch, was sie mit einem Aufbäumen ihres Unterleibs und mit einem lauten Stöhnen beantwortete.

Danach lagen beide erschöpft und schwer atmend nebeneinander, ohne sich zu berühren. Wieder einmal kam Lucas das Zitat in den Sinn, an dessen Urheber er sich nicht erinnerte: Post coitum omne animal triste est. Hoffentlich wollte sie nicht die Nacht in seinem Bett verbringen. Das wäre dann doch zu viel. Mehr Nähe als das, was eben gewesen war, mehr als diesen hitzigen Austausch von Körperflüssigkeiten wollte er nicht. Nicht mit dieser Fremden, die in dem Moment, wo ihre Körper sich voneinander gelöst hatten, wieder zur Fremden für ihn geworden war.

Astrid erhob sich und ging ins Bad. Dort rumorte sie eine Weile herum, bevor sie vollständig angezogen wieder ins Zimmer trat. Lucas atmete innerlich auf. Keine umständlichen Erklärungsversuche; sie schien genauso zu ticken wie er.

Mit einem Lächeln öffnete sie die Lippen. »Ich nehme an, du legst auch keinen besonderen Wert darauf, die Intimität deiner Nacht mit mir zu teilen.«

Bevor er etwas erwidern, beschwichtigen konnte, hob sie abwehrend die Hand. »Nein, ist schon okay, ich sehe das genauso. War richtig schön mit dir. Und wenn du mal wieder Lust auf ein unverbindliches Abenteuer hast, ich hab dir im Bad meine Nummer aufgeschrieben. Ach ja, wärst du so nett und würdest mir ein Taxi rufen?«

Mit einem Satz war Lucas aus dem Bett. Er schämte sich jetzt fast seiner Nacktheit. Er griff zum Handy, das auf dem Garderobentischchen lag, und bestellte ein Taxi zu seinem Haus. Dann entschuldigte er sich und verschwand im Bad. Auf dem Spiegel war mit Lippenstift eine Telefonnummer notiert. Er würde sie wegwischen, sobald Astrid die Wohnung verlassen hatte. Schnell schlüpfte er in seinen Bademantel und ging zurück ins Schlafzimmer. Astrid wartete bereits im Flur. Er wagte kaum, ihr ins Gesicht zu blicken. Er ahnte, was er dort sehen würde. Leere und Verbitterung. Hätte er sie zum Bleiben überreden sollen? Hatte sie das insgeheim gehofft? Spielte sie ihre Stärke und Selbständigkeit nur, um nicht noch mehr verletzt zu werden? Lucas schob die unangenehmen Gedanken weg. Keiner hatte dem anderen etwas vorgemacht. Beide hatten bekommen, was sie wollten. War das wirklich so?

Es klingelte an der Haustür. Erleichtert umarmte Lucas die blonde Frau. Wortlos. Was hätten sie auch sagen können, was nicht banal, nicht falsch geklungen hätte? Als sie die Tür hinter sich zugezogen hatte, fiel ihm noch ein, dass er ihr das Taxigeld hätte anbieten können. Aber vielleicht hätte sie das in den falschen Hals gekriegt. Nicht auszudenken!

Als Erstes putzte er den Spiegel. Dann zog er die Bettwäsche ab und stopfte sie in die Waschmaschine. Nachdem er das Bett frisch bezogen hatte, duschte er ausgiebig und setzte sich dann mit einem Drink an seinen Schreibtisch.

Zehn Minuten und einen weiteren Drink später konnte er die Augen nicht mehr davor verschließen, dass sich etwas verändert hatte. Er war sich nur noch nicht sicher. Doch er würde es herausfinden. Gleich am Montag würde er in seiner Agentur anrufen, einer Begleitagentur, die ihm schon des Öfteren eine heiße Frau für alle möglichen Spielchen geschickt hatte, und würde diesmal eine Sekretärin buchen. Mit der würde er einige Szenen aus dem Film nachspielen, am Abend, in seinem Büro, und dann würde er wissen, ob ihm dabei diese Karin Balnack immer noch im Kopf und sonst wo herumspukte. Falls ja, habe ich ein Problem, dachte er, bevor er sich endlich in sein frisch bezogenes Bett legte und sofort einschlief.

Kapitel 5Büroalltag

Das Wochenende war vorbei. Endlich! Karin Balnack schloss die Bürotür auf. Wie immer war sie die Erste, und sie ging gleich in die Teeküche, um Kaffee zu machen. Der Sonntag hatte sich gezogen wie Kaugummi. Irgendwann war jeder Winkel der Wohnung geputzt, das Pflichttelefonat mit ihrer Mutter erledigt, Wäsche gewaschen und gebügelt, und in ihrem Buch kam sie auch nicht weiter. Irgendwie zog es sich mit uninteressanten Landschaftsbeschreibungen dahin und kam nicht zum Punkt. Wahrscheinlich würde es eines der wenigen Bücher werden, die sie nicht zu Ende las. Vertane Lebenszeit. Karin lachte bitter auf. Lebenszeit? Davon hatte sie wahrlich genug. So viel, dass sie nicht wusste, wie sie sie außerhalb ihrer Arbeit sinnvoll ausfüllen sollte.

Der Film war zwar ganz unterhaltsam gewesen, aber nicht so witzig wie der erste Teil. Viel Klamauk und Lärm, wenig Originalität. Da war die Szene mit der elektrischen Zahnbürste noch eine der besten. Auch Karin hatte darüber gegrübelt, ob Julie alias Marion die Kopulationsgeräusche im Bad mit den Geräuschen ihrer elektrischen Zahnbürste in den richtigen Zusammenhang brachte. Und, falls sie recht hatte mit ihren Überlegungen, in welcher Weise Julies, also Marions, Schwester und deren Freund die Zahnbürste in ihr Liebesspiel einbezogen hatten. Denn auch Karin hatte schon allerhand Dinge als Ersatzpenis verwendet, wenn gerade kein echter zur Hand gewesen war und auch ihr Vibrator nicht – schließlich nahm sie ihn nie mehr in den Urlaub mit, seit er einmal im Koffer losgegangen war und sie an der Kofferkontrolle alles auspacken und den grinsenden Beamten mit hochrotem Kopf ihren Lustspender vorzeigen musste. Aber es mit der Zahnbürste zu versuchen, auf die Idee wäre sie nicht einmal im Traum gekommen. Obwohl – ihre Träume entwickelten in der letzten Zeit ein Eigenleben. Mehr als früher, von Mal zu Mal verrückter und verruchter. Wahrscheinlich würde selbst die Zahnbürste irgendwann darin auftauchen. Es war schon ein paarmal vorgekommen, dass sie aufgewacht war und mit einigem Erstaunen bemerkt hatte, wie ihr Finger gerade heftig an der Klitoris rieb und sie kurz vor dem Orgasmus war (den sie in wachem Zustand nie allein durch Stimulation ihrer Lustperle erreichte). Anscheinend hatten erotische Träume doch eine sehr starke Wirkung auf die Erregungskurve.

Karin schüttelte die unpassenden Gedanken ab und begab sich an ihren Schreibtisch, wo sie den Computer hochfuhr. Wollen doch mal sehen, wo sich der Chef in dieser Woche so rumtreibt!

Sie öffnete ihr Outlook, nachdem sie sich mit ihrem Passwort ins System eingeloggt hatte. Zu gern wäre sie auf der Festplatte von Lucas Schönherr spazieren gegangen, doch sein PC war nicht nur durch ein Passwort geschützt, sondern auch durch einen Fingerabdruck. Wenn sie ihm also nicht den Finger abhacken (sie wusste nicht einmal, welchen er auf das Symbol pressen musste) und ein paar Millionen Möglichkeiten der Buchstaben-Zahlen-Kombinationen ausprobieren wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als zu versuchen, aus seinem Kalender, zu dem sie notwendigerweise Zugang hatte, irgendwelche Informationen zu bekommen. Die farbige Wocheneinteilung öffnete sich. Wie fast immer waren nur dienstliche Termine eingetragen. Oh! An diesem Abend stand ab 20 Uhr Privat drin. Interessant. Was er da wohl vorhatte? Kino, Theater, mit Frau? Es fiel Karin schwer, sich ihren Chef im Anzug vorzustellen. Oder gar mit Schlips oder Fliege. Im Geschäft war er immer leger gekleidet. Auch mal in Jeans und T-Shirt, meistens jedoch in Stoffhose und Hemd. Und es fiel ihr noch schwerer, ihn sich an der Seite einer Frau vorzustellen, geschweige denn mit Kindern. Nein, sie wollte ihn sich nicht so vorstellen. Die paar Mal, als sie ihn zufällig in der Stadt getroffen hatte, war er immer allein gewesen. Das Haus, in dem er wohnte, war auch nicht gerade die bevorzugte Ecke für Familien. Weder Garten noch Terrasse. Der nächste Spielplatz war meilenweit entfernt. Sie wollte nicht stalken, sie verachtete Stalker, aber in letzter Zeit fand sie sich auffällig oft in der Nähe seiner Wohnung wieder, meist wusste sie nicht einmal, wie sie dahin gekommen war. War sie dabei, die Kontrolle über ihr Leben, schlimmer noch, ihren Verstand zu verlieren?

Karin nahm sich die erste Bauakte vor, die auf ihrem Schreibtisch lag. Ein säumiger Zahler, dem sie eine Mahnung schreiben musste. Zum Glück kam das nicht allzu oft vor; die meisten ihrer Kunden hatten eine vorbildliche Zahlungsmoral. Leider passierte es auch ab und zu, dass ein Unternehmen, das ihnen noch Geld schuldete, Insolvenz anmelden musste. Dann hatte sie die ganzen, mit einer Insolvenz verbundenen Forderungen, die Kontakte mit dem Insolvenzverwalter und mit den Rechtsanwälten am Hals. Sie hasste das!

Karin Balnack war so in ihr Schreiben vertieft, dass sie nicht bemerkte, wie Lucas Schönherr das Büro betrat. Erst als sie seinen warmen Atem im Nacken spürte, schrak sie auf und fuhr mit einem kleinen Ausruf herum. »Haben Sie mich aber erschreckt!«

»Oh, Verzeihung, das wollte ich nicht.« Er trat einen Schritt zurück. Sein Aftershave wehte ihr noch um die Nase. »Haben Sie schon einen Kaffee für mich?« Das war eine rein rhetorische Frage, wahrscheinlich, um die Verlegenheit zu überspielen, die sich plötzlich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. Er wusste, dass es immer ihr erster Gang war, die Kaffeemaschine anzuwerfen. Und es war ein altes Ritual, dass sie ihm, sobald er sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, eine Tasse Kaffee, schwarz, hinstellte. Nicht irgendeine Tasse. Er hatte sich selbst eine besonders schöne aus dünnem Porzellan mit Aufdrucken von James Rizzi mitgebracht. Sie hatte jedes Mal Angst, wenn sie die Spülmaschine einräumte, die Tasse käme zerbrochen wieder heraus.

Karin erhob sich etwas zu brüsk, so dass sie mit dem Saum ihres langen Rockes an den Rollen des Schreibtischstuhls hängenblieb und stolperte. Lucas Schönherr fing sie geradewegs auf, und eine Sekunde lang war sie ihm so nah wie noch nie zuvor. Sie war kurz versucht, sich vollends in seine Arme sinken zu lassen, doch dann riss sie sich zusammen und zog den Rock unter der Rolle hervor, wo er sich verklemmt hatte. Die Hitze war ihr ins Gesicht gestiegen, bestimmt sah sie einer Tomate ziemlich ähnlich. Aber ein Blick in sein Gesicht zeigte ihr, dass auch ihn diese unverhoffte Tuchfühlung nicht kaltgelassen hatte. Kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet, er atmete heftig. War es ihm peinlich?

»Ich habe mir schon so oft vorgenommen, keinen langen Rock mehr ins Büro anzuziehen«, versuchte Karin, sich zu entschuldigen. »Aber irgendwie mag ich diesen Rock besonders.«

Lucas Schönherr musterte, jetzt aus sicherer Distanz, ihren bunt bedruckten Rock. »Ja, der ist wirklich schön. Und er passt irgendwie zu Ihnen.«

Das war so ziemlich das erste persönliche Wort, das ihr Chef in den letzten fünf Jahren zu ihr gesagt hatte. Egal, wie sie angezogen war, egal, was für Experimente ihr Friseur wieder mit ihr angestellt hatte, sie hatte den Eindruck, er nehme ihre äußere Erscheinung überhaupt nicht wahr. Wahrscheinlich würde er nicht einmal bemerken, wenn sie eine Faschingsmaske vor dem Gesicht hätte.

»Ich bringe Ihnen gleich Ihren Kaffee, er ist noch in der Küche«, beeilte sich Karin zu sagen, um die angespannte Situation zu entschärfen. Bevor sie in die Küche ging, machte sie einen Abstecher auf die Toilette. Aus dem Spiegel sah ihr ein derangierter verstrubbelter Kopf mit glänzenden Augen entgegen. Als wäre sie auf Speed – dabei hatte sie noch gar keine Erfahrungen mit Drogen gemacht.

Kurzerhand spritzte sie sich ein paar Hände kaltes Wasser ins Gesicht und tupfte es vorsichtig mit dem harten Papier aus dem Spender ab. Dann zog sie ihren BH und ihr T-Shirt zurecht, erleichterte ihre Blase und achtete darauf, dass der Rock richtig saß. Mit einem tiefen Atemzug trat sie wieder hinaus auf den Flur.

In der kleinen Teeküche nahm sie die Tasse aus dem Schrank und die Warmhaltekanne von der Platte. Zum Glück bestand ihr Chef nicht auf eine der neumodischen Kaffeemaschinen. Es war ein Gerücht, dass der Kaffee daraus besser schmeckte. Wenn es nicht gerade eine dieser sündhaft teuren Profimaschinen war, die auch in guten Cafés standen.

Im Büro füllte sie die Tasse und brachte sie ihm an seinen Schreibtisch. Er sah von seinem Bildschirm auf und lächelte sie an. »Danke.«

Das hatte er noch nie gemacht, meist hatte er nur irgendetwas Unverständliches geknurrt, ohne den Blick vom Bildschirm zu heben; manchmal hatte er ihren kleinen Freundschaftsdienst völlig ignoriert. Was war nur plötzlich los? War sie in eine der Geschichten geraten, die bis zum Erbrechen in seichten Telenovelas geschildert wurden: Amor oder das Schicksal oder was auch immer schießt seine Pfeile auf zwei Menschen ab, die sich bis dahin bestenfalls flüchtig, wenn überhaupt, kannten. Beide entbrennen auf der Stelle in Liebe und fallen übereinander her. Nein, das wusste sie spätestens seit dem Ende der Pubertät: So etwas gab es einfach nicht. Das war nicht das wahre Leben, die Wirklichkeit. Hier auf diesem Planeten gab es jede Menge Singles, die alle einsam und alkoholgefährdet in ihren Wohnklos saßen und entweder auf den flimmernden Schirm eines Plasmafernsehers oder auf den eines Computers blickten.

Und es gab jede Menge Paare, verheiratet oder nicht, die in Gewohnheit erstarrt waren und die bestenfalls kaum mehr mitbekamen, dass der andere überhaupt da war.

Bist du wirklich schon so abgeklärt? Karin Balnack erschrak über sich selbst. Sah das Leben so aus? Welchen Platz hatte sie für sich darin vorgesehen?

Zum Glück gab es jede Menge Arbeit. Die Baumappen stapelten sich auf ihrem Tisch. Abrechnungen, Kostenvoranschläge, und die Listen musste sie auch wieder einmal durchschauen. An welche Kunden musste sie eine Abschlagsanforderung schicken, weil die Kosten explodierten? Auf welcher Baustelle war schon längere Zeit nicht mehr gearbeitet worden und konnte deshalb vielleicht abgerechnet werden?

Sie behielt den Überblick, Lucas Schönherr verließ sich in dieser Hinsicht voll und ganz auf sie. Und das sollte er auch in Zukunft nicht bereuen. Entschlossen schlug sie den ersten Ordner auf und vertiefte sich in die Abrechnungsunterlagen.

Kapitel 6Vorstellungsgespräch

Sie betrat das Büro wie der fleischgewordene feuchte Traum jedes Mannes. Groß, schlank und dabei wohlproportioniert. Zu einem anthrazitfarbenen, leicht schimmernden Kostüm trug sie eine weiße Spitzenbluse, schwarze Strümpfe mit Naht und dunkle Nubuk-Pumps. Ihre schmale Handtasche hatte sie unter den rechten Arm geklemmt.

»Sie suchen eine Sekretärin?« Ihr Augenaufschlag war perfekt. Unterwürfig und herausfordernd zugleich. Auf jeden Fall verheißungsvoll. Man sah ihr die Professionelle nicht an.

Lucas Schönherr trat ein paar Schritte auf sie zu und gab ihr die Hand. »Ich hoffe, Sie haben Referenzen dabei?«

Sein Blick verriet nichts, so hoffte er. Nichts davon, dass er nervös war, nichts davon, dass er sich nicht sicher war, ob das hier eine gute Idee war. Wie sollte er jemals wieder in diesem Büro arbeiten können, wenn sich hier heute Abend eine ganz heiße Nummer abspielen würde?

Die Dame lächelte leicht. »Aber sicher, Herr Schönherr, ich gehe nie unvorbereitet zu einem Vorstellungsgespräch.«

Er gab ihre Hand frei und bot ihr einen Stuhl im Eingangsbereich an. Sie setzte sich und schlug ihr rechtes Bein über das linke, wobei der Rock ein Stück nach oben rutschte, so dass er den Rand der Spitzenborte des Strumpfes sah. Ihr rechter Fuß wippte leicht, und sie sah ihn herausfordernd an. Während sie sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe fuhr, versuchte Lucas Schönherr vergeblich, sich an ihren Namen zu erinnern.

»Ich würde gern eine Probe Ihres Könnens sehen«, versuchte er, sich aus der peinlichen Situation zu retten.

»Aber gern. An was hatten Sie da so gedacht?« Sie schwang das übergeschlagene Bein wieder zurück und spreizte leicht die Schenkel. Zum Glück stand der Tisch zwischen ihnen, so dass Lucas Schönherr nicht in Versuchung geriet, hinzuschauen. Ob sie einen Slip darunter trug? »Ähhh, vielleicht könnten Sie ein Band schreiben?«

»Sicher, alles, was Sie wollen. Sie sind der Boss.«

Lucas Schönherr ging zu seinem PC und wollte ein Dokument in Word öffnen, als ihm bewusst wurde, dass das Abspielgerät für die Kassetten bei Karin Balnack stand. Er zögerte kurz. Er hatte keinen Zugang zu ihrem Computer, er kannte ihr Passwort nicht.

»Entschuldigen Sie, aber wären Sie bitte so freundlich, die Stecker unter dem Tisch auszustecken, damit wir das Gerät an meinem PC anschließen können?«

Er zog den Schreibtischstuhl weg, damit die Sekretärin unter den Tisch kriechen konnte. Das tat sie auch vorsichtig, wobei sie ihr Hinterteil provozierend in die Höhe reckte. Unter dem Stoff des Rockes zeichnete sich keinerlei Rand eines Slips ab, was Lucas Schönherr zu dem Schluss brachte, dass sie entweder einen Tanga trug oder gar keine Unterwäsche.

Mit hochrotem Kopf und mit dem Stecker in der Hand kam sie wieder unter dem Tisch hervor.

»Den Fußschalter brauchen wir auch«, entschied Lucas Schönherr, und die Dame musste sich noch einmal auf die Knie niederlassen.

Während er das Abspielgerät und die Kopfhörer trug, kam sie mit dem Fußschalter hinterher. Am Arbeitsplatz von Lucas Schönherr wurde alles wieder aufgebaut, und endlich konnte Sonja, der Name war ihm wieder eingefallen, Platz nehmen. Ihre langen roten Fingernägel sahen allerdings nicht so aus, als wären sie für derlei Tätigkeit geeignet.

Bevor sie sich hinsetzte, hatte Sonja ihre Jacke ausgezogen. Aufrecht sitzend, mit durchgedrücktem Rücken, fing sie an zu schreiben. Lucas stand hinter ihr und schloss die Augen. Nur das Klicken der Nägel auf der Tastatur und das schnarrende Geräusch des stoppenden und wieder anlaufenden Abspielgerätes waren zu hören. Wie sollte es jetzt weitergehen?

Er beugte sich vor, so dass er Einblick in ihren zum Verweilen einladenden Busen hatte. Üppig und von feiner weißer Spitze eingerahmt. Die Bluse war etwas geöffnet, so dass der Rand des BHs zu sehen war. Die blonden Haarspitzen fielen auf die Erhebungen, und fast konnte Lucas Schönherr das Kitzeln spüren, das diese auf der zarten Haut verursachen mussten.

Seine Hand entwickelte ein Eigenleben und legte sich auf die rechte Wölbung. Sonja schien sich nicht daran zu stören, denn sie schrieb weiter. Lucas’ Finger glitten in den Ausschnitt, unter den elastischen Stoff des BHs, bis sie endlich die Erhebungen des Warzenhofes fühlten. Wie geil das war! Er berührte zart den Nippel, der daraufhin sofort steif wurde. Ebenso wie das, was er jetzt in seiner Hose schmerzhaft pochen fühlte. Seine zweite Hand ließ nun der anderen Brust dieselbe Berührung angedeihen. Er presste den Unterleib fest gegen die Lehne seines Schreibtischstuhls. Um ein bisschen mehr Bewegungsfreiheit zu haben, knöpfte er die Bluse auf, indem er sich über Sonjas rechte Schulter beugte. Dann öffnete er den BH, der praktischerweise den Verschluss vorne hatte. Außerdem schob er den Rock nach oben, so dass der schwarze Spitzenrand der hauchzarten Strümpfe zu sehen war. Und noch ein Streifen Haut. Was für eine Verlockung!

Im Bildschirm spiegelte sich Sonjas makelloser Oberkörper. Er sah seinen Händen dabei zu, wie sie die perfekt geformten Brüste mit den kleinen dunklen Brustwarzen kneteten. Sonja schien unbeeindruckt und schrieb und schrieb. Wie gern würde er dasselbe mit Karin Balnack tun, sie verwöhnen und sie zwingen, passiv zu genießen. Der Druck, den er in seinem Unterleib spürte, war kaum noch auszuhalten.

Er nahm Sonja die Kopfhörer von den Ohren und legte sie neben die Tastatur. Dann drehte er den Stuhl zu sich herum und hob Sonja auf den Tisch. Er schob ihren Rock nach oben und spreizte ihre Beine, die mit den hohen Absätzen kaum Halt auf der glatten Schreibtischplatte fanden. Ein betörender Duft entströmte ihrem Venusdreieck, das von keinem Stück Stoff bedeckt war.

Er konnte nicht widerstehen und vergrub sein Gesicht zwischen ihren Schenkeln. Als er sie mit der Zunge befriedigte, entrang sich ein dunkel grollender Laut ihrer Kehle. Es war ihm egal, ob sie die Erregung nur spielte oder ob sie seine Zungenspiele wirklich genoss. Nun konnte er nicht mehr länger warten und zog aus der obersten Schublade das bereitgelegte Kondom, das er sich mit fahrigen Fingern schnell überstreifte. Er legte ihre Beine über seine Schultern und drang in sie ein. Dabei sah er die große Grünpflanze an, die seinen Schreibtisch von dem seines Mitarbeiters trennte. Er schaute nach unten, auf sein schwarz glänzendes Glied, das immer wieder herausglitt, um gleich darauf wieder in der weichen Höhle zu verschwinden. Es war ein Bild, das er sich einprägen wollte. Die schwarze Spitze der Strümpfe, das schwarze Dreieck der Haare und dazwischen ein feuchter Mund, in den sein schwarz verhüllter Schwanz immer wieder hineinfuhr. Ihr Gesicht konnte er nicht sehen, da sie sich mit dem Oberkörper auf die Schreibtischplatte gelegt hatte und ihr Becken höher war als ihr Kopf. Und selbst wenn er es hätte sehen können, es wäre doch immer nur ein anderes Gesicht gewesen.

Kapitel 7Verwandlungen

Es machte sie fertig, dass sie nicht wusste, was für einen privaten Termin ihr Chef an diesem Abend hatte. Montagabend, nicht gerade der typische Ausgehtag. Ob er sich endlich in einem Fitnessstudio angemeldet hatte? Nein, das hatte er überhaupt nicht nötig; so wie er gebaut war, betrieb er bestimmt exzessiv irgendeine Sportart.

Wieso wusste sie so wenig über ihn? Doch das ließe sich ändern. Karin hatte eine Idee. In der Stadt gab es eine Kneipe, wo die Mitarbeiter nach einem harten Arbeitstag auf dem Bau gern ihr Bier zischten. Oder auch zwei. Es war zwar schon sieben, weil sie zuvor in der Stadt noch ein paar Besorgungen gemacht hatte, doch vielleicht schaffte sie es noch, dort jemanden von der Truppe zu finden und in ein Gespräch zu verwickeln. Mit geschickt eingestreuten Fangfragen müsste es ihr doch möglich sein, herauszukriegen, wie es sich nun mit seinen familiären Verhältnissen verhielt.

Eine halbe Stunde später betrat sie Eckis Kneipe. Eine urige Schenke, in der es kein Problem war, in weißer farbbekleckster Malerkleidung einzukehren. Gleich als sie eintrat, entdeckte sie Hubert Scholz und Daniel Weiß zusammen mit zwei anderen Männern, die sie nicht kannte, an einem Tisch in der Ecke. Auch die hatten sie gesehen, und aufgeregt winkte Hubert Scholz sie an den Tisch.

»Das ist ja mal eine nette Überraschung«, begrüßte er sie und stellte sie den zwei anderen Handwerkern vor. »Was machen Sie denn hier in dieser Kaschemme?«

»Ich hab Durst«, gab sie zurück und ließ sich auf dem Holzstuhl nieder, den Daniel Weiß inzwischen vom Nachbartisch herangezogen hatte.

»Ecki, mach mal ʼne neue Runde, und hier für unsere Kollegin – was trinken Sie denn immer so?«, wandte er sich an Karin.

»Ein Bier wäre schön«, antwortete sie, und Hubert beendete seine Bestellung.

»Der Chef lässt Sie doch hoffentlich nicht so lange schaffen?«, wollte Daniel Weiß mit anzüglichem Unterton wissen.

Karin Balnack schüttelte den Kopf. »Nein, einen besseren Chef kann ich mir nicht vorstellen. Ehrlich! Seine Frau ist bestimmt froh, dass sie so ein Prachtexemplar von Mann abgekriegt hat!« Huch, das ging aber leicht!

Hubert glotzte sie mit feuchten Augen an, denen man ansah, dass er nicht erst ein Bier getrunken hatte.

»Frau? Was für eine Frau? Ich hab den noch nie mit ʼner Schnitte gesehen. Du, Daniel?«

Auch Daniel Weiß schüttelte den Kopf. »Nö, hab ihn zwar schon öfter in der Stadt gesehen oder auf seinem Rennrad, aber ʼne Frau war nie dabei. Ach ja, als wir ihm die Wohnung renoviert haben, letztes Jahr, war auch nirgends eine zu sehen. Und – ehrlich gesagt – die Wohnung hat auch nicht so ausgesehen, als wenn dort eine Frau leben würde.«

Fragend schaute Karin den Malermeister an.

»Na ja, Sie wissen schon, man sieht doch an allem die Hand einer Frau sozusagen. So an der Einrichtung und so. Und an der Gemütlichkeit. Beim Chef ist es so gemütlich wie in ʼner Kühlkammer.«

Das Bier kam, und alle prosteten Karin zu. Sie nahm einen kräftigen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund. Soso, das waren ja interessante Neuigkeiten. Während sie das Bier trank, unterhielten sich die Männer noch mit ihr über die mangelhafte Organisation auf den Baustellen, machten Verbesserungsvorschläge im Hinblick auf die Materialbestellung und -lieferung und äußerten den Wunsch nach einer Kaffeemaschine im Pausenraum.

Na, das wird ein guter Anlass, mich beim Chef wieder einmal ins rechte Licht zu rücken. Das Bindeglied zwischen Baustelle und Büro, die Kummerkastentante.

Als Karin Balnack sich verabschiedete, winkten ihr die vier Männer hinterher und wünschten ihr einen guten Heimweg. Der führte Karin noch einmal am Bürogebäude vorbei, obwohl sie eigentlich in eine andere Richtung fahren musste. Im Vorbeifahren sah sie, dass der Audi von Lucas noch auf dem Parkplatz stand. Interessant. Dann handelte es sich wohl doch um einen dienstlichen Termin. Aber warum hatte er dann »Privat« geschrieben?

Karin überlegte, ob sie ihm einen Überraschungsbesuch abstatten sollte unter dem Vorwand, dass sie etwas vergessen habe. Nein, das klänge zu konstruiert.

Während sie das dritte Mal um den Kreisverkehr am Gebäude herumfuhr, sah sie, wie eine blonde Frau aus dem Haupteingang trat und zur Bushaltestelle vor dem Haus schlenderte.

Langsam bog Karin in die Straße ein, die dort entlangführte, und fuhr im Schritttempo an der Haltestelle vorbei. Verdammt, sah die Frau gut aus! Das Kostüm war eine Augenweide! Und die Pumps! Hatte sie etwa den Chef besucht?