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Nicht Achtsamkeit allein, sondern »liebevolle Achtsamkeit« ist laut Ajahn Brahm der Schlüssel zu einem erfüllten, friedvollen Leben: Indem wir uns voller Mitgefühl mit uns selbst und unseren Mitmenschen verbinden, öffnet sich die Tür zu unserem Herzen. Wir erfahren dabei die grenzenlosen Möglichkeiten des gegenwärtigen Augenblicks und entwickeln eine innere Kraft, die nach außen strahlt und Gutes in die Welt bringt. Wie wir diese Geisteshaltung der liebevollen Achtsamkeit in uns entfalten können, zeigt der weltbekannte buddhistische Mönch auf einzigartige Weise: in klarer, alltagsnaher Sprache, gewürzt mit seinem sanften, unverwechselbaren Humor und illustriert durch sechs der berührendsten Geschichten aus seinen Bestsellern "Die Kuh, die weinte" und "Der Elefant, der das Glück vergaß".
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Seitenzahl: 85
Das Buch
Gerade in unserer getriebenen, unruhigen Welt kann Achtsamkeit das Leben wirksam entschleunigen und uns ganz bewusst im Hier und Jetzt verankern. Häufig gerät uns aber aus dem Blick, dass es dabei nicht nur um unser eigenes Leben geht, sondern dass wir in jedem Moment auch mit unserer Umwelt verbunden sind.
Indem wir »liebevolle Achtsamkeit« praktizieren, wenden wir uns voller Mitgefühl uns selbst wie auch unseren Mitmenschen zu. Wir entwickeln eine innere Kraft, die nach außen strahlt und Gutes in das eigene Dasein und in die Welt bringt. Mit Herz, Humor und praktischen Übungen leitet der große buddhistische Lehrer Ajahn Brahm dazu an, die Tür zu unserem Herzen zu öffnen und liebevolle Achtsamkeit zum Wegweiser unseres Lebens zu machen.
Der Autor
Ajahn Brahm, geboren 1951 in London, studierte Theoretische Physik an der Universität von Cambridge und ist seit mehr als 30 Jahren buddhistischer Mönch. Neun Jahre lang lebte, studierte und meditierte er in einem thailändischen Waldkloster unter dem Ehrwürdigen Meister Ajahn Chah. Heute ist Ajahn Brahm Abt des Bodhinyana-Klosters in Westaustralien und einer der beliebtesten und bekanntesten buddhistischen Lehrer unserer Zeit. Sein Buch Die Kuh, die weinte wurde weltweit zum Bestseller.
www.ajahnbrahm.org
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Inhalt
Vorwort
LIEBEVOLLE ACHTSAMKEIT
Nicht nur achtsam, sondern liebevoll achtsam
Liebevolle Achtsamkeit und Stille
Höchste Priorität: liebevolle Achtsamkeit
Ursache und Wirkung
Liebevolle Achtsamkeit nicht nur gegenüber Menschen
LIEBEVOLLES GEWAHRSEIN
PHASE EINS – Kommen Sie ins Jetzt
PHASE ZWEI – Jetzt-Gewahrsein
PHASE DREI – Stilles Jetzt-Gewahrsein des Atems
PHASE VIER – Beständiges, ungeteiltes Gewahrsein des Atems
PHASE FÜNF – Beständiges, ungeteiltes Gewahrsein des schönen Atems
LIEBEN UND AKZEPTIEREN IN GÜTIGER ACHTSAMKEIT
Die Tür Ihres Herzens öffnen
Ein warmes Feuerchen in Ihrem Herzen
PHASE EINS – Beginnen Sie mit etwas leicht zu Liebendem
PHASE ZWEI – Ein Mensch, der Ihnen sehr nahesteht
PHASEN DREI UND VIER – Ein guter Bekannter und eine Gruppe
PHASE FÜNF – Beziehen Sie auch sich selbst mit ein
Einfach zulassen: eine andere Form liebevoller Achtsamkeit
Wenn sonst nichts hilft ...
Das ist allemal gut genug
VOM UMGANG MIT HINDERNISSEN, DIE DER LIEBEVOLLEN ACHTSAMKEIT IM WEG STEHEN
Sich an Störungen nicht stören
Frieden schließen mit der stumpfen Trägheit
Reue
Unrast und Zufriedenheit
Vielerlei Zweifel
Aversionen
Zorn vor Gericht
Der Wut verzehrende Dämon
Vielerlei Wut verzehrende Dämonen
Wenn Schwierigkeiten auftreten ...
Wenn sich Ihr Geist wie ein wütender Elefant aufführt
Energie aufbringen
Die Schlangen erkennen und meiden
Der nörgelnde Geist
Der EVL-Code
Was zu vermeiden ist
Spotlight auf die Wirklichkeit
IN LIEBEVOLLER ACHTSAMKEIT VORANSCHREITEN
Dem Pfad zu folgen ist nicht schwer
Über den Autor
Vorwort
Kümmert man sich um sich selbst, besagt eine alte Lehre, dann kümmert man sich auch um andere – und dadurch, dass man sich anderer annimmt, nimmt man sich zugleich seiner selbst an. Liebevolle Achtsamkeit, das Kernthema des vorliegenden Büchleins, stellt eine wunderbare Möglichkeit dar, diese Wahrheit im Alltag zu erfahren.
Anhand von Geschichten und unmittelbaren Unterweisungen werde ich Sie mit der liebevollen Achtsamkeit vertraut machen und Ihnen eine wirksame Methode nahebringen, in Güte dessen gewahr zu werden, was ich den »schönen Atem« nenne. Diese Praxis entfaltet sich im Laufe der Zeit und spielt sich in fünf Phasen ab, die ich Ihnen eingehend erläutern werde. Ebenso werde ich Ihnen geschickte Wege zeigen, sich auf jeder dieser Stufen mehr in liebevoller Achtsamkeit zu üben. Das gütige Gewahrsein, ein Bestandteil der Praxis, stärkt in der Begegnung mit dem schönen Atem unsere Fähigkeit, uns unserer selbst anzunehmen – und dadurch, dass wir uns liebevoll um unseren Geist kümmern, können wir auch zunehmend liebevolle Vorkämpfer für das Gute in der Welt werden.
Im anschließenden Teil des Buches richten wir das Augenmerk auf die Liebe, darauf, wie wir die Türen unseres Herzens immer weiter öffnen können. Auch dieser Prozess besteht aus fünf Phasen, die ich Ihnen einzeln erklären werde, während wir lernen, die liebevolle Achtsamkeit in unseren Herzen zu wecken, und die Fähigkeit erwerben, sie auszustrahlen, überallhin, grenzenlos, in die gesamte Welt. Achtsam zu lieben ist eine starke, zugewandte Art, sich um andere zu kümmern – und Sie werden, da bin ich mir ganz sicher, bald selbst erkennen, um wie vieles herrlicher und schöner Ihr eigenes Leben wird, sobald Sie beginnen, sich anderer liebevoll anzunehmen.
Ajahn Brahm
Liebevolle Achtsamkeit
Nicht nur achtsam, sondern liebevoll achtsam
Eines Abends brach eine wohlhabende Dame zu ihrem Meditationskurs auf. Da es in der Nachbarschaft in der letzten Zeit vermehrt zu Einbrüchen gekommen war, befahl sie dem Wachmann am Tor vor ihrem Anwesen, besonders gut aufzupassen.
Als sie wieder nach Hause kam, war die Villa ausgeraubt. »Ich habe Ihnen doch extra noch gesagt, dass Sie achtsam sein sollen«, beschimpfte sie den Wachmann. »Sie haben mich sehr enttäuscht!«
»Aber ich war achtsam, Ma’m«, verteidigte sich der Wachmann. »Als ich sah, dass die Einbrecher in die Villa eingedrungen sind, habe ich genau registriert: ›Einbrecher gehen ins Haus. Einbrecher gehen ins Haus.‹ Als ich sie dann mit Ihrem ganzen Schmuck wieder rauskommen sah, habe ich registriert: ›Der Schmuck wird entwendet. Der Schmuck wird entwendet.‹ Danach sind sie wieder rein, und als sie mit dem Safe rauskamen, habe ich genau registriert: ›Der Safe wird geklaut. Der Safe wird geklaut.‹ Da sehen Sie mal, wie achtsam ich war.«
Achtsamkeit allein genügt offenbar nicht!
Hätte der Wachmann seiner Arbeitgeberin gegenüber nicht nur Achtsamkeit walten lassen, sondern auch liebevolle Güte, hätte er die Polizei gerufen. Wenn wir nun beides zusammenfügen, erhalten wir das, was ich »liebevolle Achtsamkeit« nenne.
Vor Jahren hatte ich einmal eine Lebensmittelvergiftung. In meiner Traditionslinie sind wir Mönche auf die Lebensmittelspenden angewiesen, die uns unsere Laienunterstützer täglich zukommen lassen. So wissen wir nie, was genau wir eigentlich zu uns nehmen, und stecken uns oft Dinge in den Mund, mit denen der Magen nicht klarkommt. Gelegentliche Bauchschmerzen gehören für uns also zu den Berufsrisiken.
Diesmal aber war es schlimmer als ein normales Magengrummeln. Ich wurde von den quälenden Krämpfen einer waschechten Lebensmittelvergiftung geschüttelt.
Und das bewog mich, die Kraft der liebevollen Achtsamkeit zu mobilisieren.
Ich widerstand der natürlichen Neigung, den Schmerzen auszuweichen, und spürte so intensiv wie möglich in die Empfindung hinein. Das heißt Achtsamkeit: ein Gefühl möglichst exakt wahrzunehmen, ohne in irgendeiner Weise darauf zu reagieren. Dann fügte ich liebevolle Güte hinzu. Ich öffnete den Schmerzen die Tür zu meinem Herzen und begegnete ihnen mit emotionaler Wärme. Daraufhin signalisierte mir die Achtsamkeit, dass sich meine Eingeweide aufgrund der liebevoll-gütigen Beachtung, die ich den Schmerzen schenkte, etwas entspannten und es schon ein bisschen weniger wehtat. Also ließ ich noch mehr liebevolle Güte einfließen. Und während sie beruhigend auf meine Verdauungsorgane einwirkte, wurden die Schmerzen immer erträglicher. Nach nur zwanzig Minuten waren sie vollkommen verschwunden. Ich fühlte mich so gesund und entspannt, als hätte ich nie eine Lebensmittelvergiftung gehabt.
Nun mag der eine oder die andere vermuten, bei meiner Genesung seien bestimmt noch andere Faktoren im Spiel gewesen, aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Entscheidend war die liebevolle Achtsamkeit. Keine Medikamente, kein Wasser, keine Massagen – schlicht und einfach nur die Therapie der liebevollen Achtsamkeit. Natürlich hatte ich mich seit mehr als vierzig Jahren darin geübt – vielleicht war die Wirkung deshalb so durchschlagend. Die Krämpfe hatten dermaßen höllisch wehgetan, dass ich mich gewunden und zusammengekrümmt habe – aber diese Schmerzen bekamen es mit der vollen Wucht meiner gütigen, liebevollen Achtsamkeit zu tun, die sie in ihre Schranken verwies. Was mit den Bakterien war, die die Lebensmittelvergiftung verursacht hatten, weiß ich nicht, aber das war mir auch egal. Die Schmerzen waren vollkommen verschwunden. Dies ist nur ein persönliches Beispiel für die Macht der liebevollen Achtsamkeit.
Liebevolle Achtsamkeit führt zu Entspannung. Sie verschafft sowohl dem Körper als auch dem Geist Erleichterung. Und der Welt. Denn liebevolle Achtsamkeit ermöglicht Heilung. Seien Sie also nicht nur achtsam, sondern liebevoll achtsam.
Liebevolle Achtsamkeit und Stille
Heutzutage versuchen es viele mit der Meditation. Und meistens ist das Problem dabei, dass sie ihren Geist partout nicht gezähmt bekommen. Egal, wie sehr sie sich auch anstrengen, sie können einfach nicht aufhören zu denken. Warum das so ist? Lassen Sie mich Ihnen dazu eine Geschichte erzählen.
Eines Nachmittags klingelte bei einer Frau das Telefon. »Hallo, hier ist K.F. Hast du nachher Zeit und Lust, einen Kaffee mit mir trinken zu gehen?«
»Klar«, antwortete sie.