5,99 €
SÜSSE RACHE, HEISSE NÄCHTE von CAROLE MORTIMER Auf der Premierenfeier in London steht er endlich vor ihr: Luc Gambrelli – Hollywoodproduzent und Herzensbrecher. Schon lange wartet Darci darauf, sich für ihre Freundin an ihm zu rächen. Doch nun erkennt sie, dass sie sich bei diesem Spiel mit dem Feuer verbrennen könnte … EIN MILLIONÄR UND VERFÜHRER von LEANNE BANKS Mein Gott ist der sexy! Calista ist wie elektrisiert. Aber Leonardo Medici ist auch der Sohn des Mannes, der ihren Vater ruiniert hat! Und doch hat sie sich schon von seinem erotischen Lächeln verwirren lassen und muss verhindern, dass sie sich in den Feind verliebt … DREHBUCH FÜR EINE HEISSE AFFÄRE von SARAH MAYBERRY Zusammen mit Dylan muss Sadie an einem Drehbuch schreiben – ob sie will oder nicht. Und sie will nicht! Denn seit ihrer Schulzeit sind sie verfeindet. Aber plötzlich knistert es heiß zwischen ihnen. Was wird gewinnen: das aufregend neue Verlangen oder die alte Feindschaft?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 598
Carole Mortimer, Leanne Banks, Sarah Mayberry
ONLY YOU BAND 1
IMPRESSUM
ONLY YOU erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
Neuauflage 2024 in der Reihe ONLY YOU, Band 1
© 2008 by Carole Mortimer Originaltitel: „The Sicilian’s Innocent Mistress“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: SAS Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe JULIA, Band 1866
© 2010 by Leanne Banks Originaltitel: „Secrets of the Playboy’s Bride“ erschienen bei: Silhoutte Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Sarah Heidelberger Deutsche Erstausgabe 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe BACCARA, Band 1654
© 2007 by Small Cow Productions PTY Ltd. Originaltitel: „Take On Me“ erschienen bei: Harlequin Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Anke Laumann Deutsche Erstausgabe 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe TIFFANY SEXY, Band 39
Abbildungen: PrakarnJitwattanatum, Ivanova Nataliia / Getty Images, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2024 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751529679
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de
Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.
„Was meinst du, welcher Look wird einen Frauenhelden wie den Filmproduzenten Luc Gambrelli am ehesten aufmerksam machen?“ Darci zog ein weißes Kleid aus dem Schrank und drehte sich zu Kerry um. „Die verschämte Jungfrau?“
Sie hielt das Kleid vor sich. In einer geraden Linie fiel es Darci bis zu den Knien, und die schlichte Eleganz betonte ihre große, schlanke Statur. Sie strich die schwere rote Mähne aus ihrem herzförmigen Gesicht und schaute mit verschmitzt blitzenden moosgrünen Augen an sich herab.
Ihre Mitbewohnerin und langjährige Freundin Kerry lachte leise über diese Modenschau. „Was steht noch zur Verfügung?“
„Der sexy Vamp.“ Darci warf das weiße Kleid aufs Bett und brachte ein kleines Schwarzes zum Vorschein, mit dünnen Trägern und großzügigem Dekolleté, eng anliegend und kurz. Es ließ der Fantasie wenig Raum, als Darci es jetzt an sich drückte und mit verführerischem Augenaufschlag das Haar zurückschüttelte.
„Hm …“, Kerry verzog das Gesicht. „Es sollte irgendwo dazwischenliegen, glaube ich. Grant hat mir mal anvertraut, dass jeder Mann sich wünscht, eine Frau möge in der Öffentlichkeit lieblich und schön wie ein Engel sein und sexy wie der Teufel in seinem Bett.“
Darci zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Mein großer Bruder hat so etwas zu dir gesagt?“
„Vor Jahren, noch zu Uni-Zeiten.“ Kerry, eine grazile Brünette, lachte über Darcis perplexe Miene. „Wir waren alle gerade von einer Party zurückgekommen, und er beklagte sich, dass er wohl nie die perfekte Frau finden würde.“
„Na, vielleicht hat er da mit seinen Zweifeln sogar recht gehabt. Mit achtundzwanzig ist er noch immer Junggeselle. Und genau wie bei mir ist eine Beziehung für ihn vorerst wohl nicht in Sicht“, fügte Darci mit einem leichten Stirnrunzeln hinzu. „Sonst hätte er mich nicht gebeten, ihn auf die Filmpremiere zu begleiten.“
Ihr genau fünf Minuten älterer Zwillingsbruder war ein bekannter Regisseur. In den letzten vier Jahren hatte er sich in rasantem Tempo in den Hollywood-Himmel hochgearbeitet. Die letzten beiden Filme unter seiner Regie hatten enorme Gewinne an den Kinokassen eingespielt. Mit seinem jetzigen Film hoffte er, die Erfolgsserie fortsetzen zu können. Bei der morgigen Premiere würde auch der Produzent des Filmes anwesend sein – nämlich Luc Gambrelli.
Ein zu schöner Zufall, um sich die Chance entgehen zu lassen …
Kritisch begutachtete Darci die beiden Kleider. „Du denkst also, irgendwo dazwischen, ja? Hm … Es würde wohl helfen, wenn man wüsste, ob Luc Gambrelli Rothaarige, Brünette oder Blondinen bevorzugt.“
„Kommt wahrscheinlich auf den Wochentag an“, erwiderte Kerry hämisch. „Montags eine Blondine, dienstags eine Brünette und am Mittwoch dann einen Rotschopf – oder so ähnlich. Wenn man den Zeitungsberichten der letzten Jahre Glauben schenken will, soll er angeblich für jeden Tag eine andere Frau haben“, setzte Kerry erklärend hinzu, als sie Darcis verständnislose Miene sah.
Darci überlegte. „Dann können wir nur hoffen, dass er den Dienstag für Rotschöpfe freihält!“
Kerry lächelte schief. „Hast du wirklich vor, das morgen Abend durchzuziehen?“
„Und damit Luc Gambrelli von seiner eigenen bitteren Medizin zu kosten geben? Ja!“ Darci suchte schon wieder in ihrem Kleiderschrank nach dem perfekten Kleid für den nächsten Abend. „Er hat Mellie das Herz gebrochen, vergiss das nicht. Ich werde Grant dazu bringen, uns beide miteinander bekannt zu machen. Hoffentlich gelingt es mir, sein Interesse zu wecken. Denn dann werde ich das ausgesprochene Vergnügen haben, ihn abblitzen zu lassen! Es ist höchste Zeit, dass eine Frau diesem arroganten Luc Gambrelli einmal klarmacht, dass nicht jedes weibliche Wesen ihm willig zu Füßen sinkt.“
„Meinst du nicht, es könnte Grants Karriere schaden, wenn du dich mit einem so mächtigen Filmmogul wie Gambrelli anlegst?“, gab Kerry zu bedenken.
„Das ist ja das Schönste daran.“ Darci grinste. „Mein großer Bruder ist momentan der absolute Liebling der Filmwelt. Sie werden sich hüten, ihn anzugreifen.“
Kerry sah noch immer besorgt drein. „Die Welt des Films ist wankelmütig. An einem Tag noch der Liebling aller und am nächsten schon der Ausgestoßene.“
„Meinst du wirklich, Luc Gambrelli ist armselig genug, um seinen Ärger an Grant auszulassen?“
„Könnte möglich sein“, erwiderte Kerry.
Lachend beugte Darci sich zu Kerry und umarmte sie. „Du warst schon immer der Schwarzseher unter uns.“ Dabei wusste sie genau – hätte die Freundin sie nicht immer gewarnt und zur Vorsicht gemahnt, wäre sie in den letzten Jahren wahrscheinlich sehr viel häufiger auf die Nase gefallen. Vielleicht hatten ihr Temperament und ihre Spontaneität etwas damit zu tun, dass sie ein typischer hitziger Rotschopf war.
Sie dachte nicht daran, von ihrem Vorhaben abzusehen. Nicht nach dem, was Luc Gambrelli Mellie angetan hatte …
„Dir ist schon klar, dass er morgen wahrscheinlich in Begleitung erscheinen wird, oder?“, versuchte Kerry sie noch immer zu bremsen.
„Eben nicht!“, trumpfte Darci auf. „Grant hat mir erzählt, dass Luc Gambrelli den Begleiter für Jackie Tunbridge, die weibliche Hauptrolle, mimt. Sie ist wohl neu in dem Geschäft und ziemlich nervös, und Gambrelli scheint auch vorsichtiger geworden zu sein, wen er wohin mitnimmt.“ Darci hielt inne und überlegte kurz. „Grant sagt, Luc Gambrelli will nicht in der Ehefalle enden, so wie sein Bruder und sein Cousin – Graf Wolf Gambrelli und Cesare Gambrelli.“
„Er ist mit den beiden verwandt?“ Kerry schnappte beeindruckt nach Luft.
Darci nickte. „Sein Bruder ist niemand Geringerer als der Graf.“ Noch immer schob sie die Kleider im Schrank hin und her und seufzte schließlich frustriert. „Es hat keinen Zweck. Ich werde morgen wohl einkaufen gehen müssen, um etwas Passendes zu finden.“
„Ich dachte, du hasst es, Sachen zum Anziehen zu kaufen“, erinnerte ihre beste Freundin sie.
„Um den ach so unwiderstehlichen Luc Gambrelli in seine Schranken zu verweisen, mache ich eine Ausnahme. Kerry, ich weiß, du hältst es für keine gute Idee. Aber man kann es dem Mann doch nicht einfach durchgehen lassen, was er mit Mellie gemacht hat. Er darf nicht ungestraft das Herz einer meiner besten Freundinnen brechen!“
Kerry, Mellie und Darci waren seit der Schulzeit Freundinnen und hatten auch Kontakt gehalten, nachdem sie in London alle verschiedene Karriererichtungen eingeschlagen hatten. Kerry hatte sich für ein Geschichtsstudium entschieden, Mellie war zur Schauspielschule gegangen, und Darci war Ärztin geworden. Grant, der Darcis Freundinnen ebenfalls von klein auf kannte und auch in London die Universität besucht hatte, hatte während der Studienzeit mit den Mädchen zusammen in einem Haus gewohnt. Die Jahre hatten die vier zusammengeschweißt, sie standen einander so nah wie eine Familie. Wenn einer von ihnen verletzt wurde, dann litten alle anderen mit.
Und vor sechs Wochen war Mellies zartes Herz von Luc Gambrelli gebrochen worden.
Grant war nach dem Examen nach Los Angeles gegangen, und die drei jungen Frauen hatten sich gemeinsam eine andere Wohnung in London gesucht. Vor sechs Monaten war Mellie, nach ersten Erfolgen auf der Bühne, ebenfalls nach L. A. übergesiedelt, um Chancen auf eine große Filmrolle zu erhalten. So war sie mit dem berühmten Produzenten Luc Gambrelli in Kontakt gekommen und hatte sich prompt in ihn verliebt.
Die beiden waren sich auf einer Party begegnet, Luc Gambrelli musste Mellie scheinbar völlig damit überrascht haben, sie sei angeblich die perfekte Besetzung für die Hauptrolle in seinem nächsten Filmprojekt.
Durch lange Telefonate und E-Mails über den Großen Teich hinweg waren Kerry und Darci auf dem Laufenden gehalten worden. Mellie hatte sich gar nicht schwärmerisch genug über den italienischen Filmproduzenten auslassen können. Luc Gambrelli hatte sie im wahrsten Sinne von den Füßen gerissen, hatte sie unablässig umworben und mit Blumen und Geschenken überhäuft, bis er sich seiner Eroberung sicher sein konnte und Mellie, verliebt bis über beide Ohren, willig in sein Bett gefallen war.
Danach war der Mistkerl sang- und klanglos verschwunden und mit ihm die Hoffnung auf die Hauptrolle in seinem Film. Mit gebrochenem Herzen musste Mellie erkennen, dass sie auf den ältesten Trick der Filmbranche hereingefallen war – die Casting-Couch. Nun, im Falle von Luc Gambrelli war es wohl eher ein großes Bett mit Seidenlaken gewesen!
Wenn Darci Grant also dazu bekam, dass er sie Luc Gambrelli vorstellte, und sie dann dessen pompösem Ego den wohlverdienten Dämpfer versetzen könnte, wäre Darci sehr zufrieden. Natürlich würde sie nichts davon erwähnen, dass sie Mellies Freundin war. Es wäre zu erniedrigend für Mellie, wenn Luc Gambrelli erfuhr, dass sie sich wirklich hoffnungslos in ihn verliebt hatte.
Besser wäre es natürlich noch, wenn Mellie Grant zu der Premiere begleiten würde, doch dann hätten sie Grant einweihen müssen, und das wollte Darci der Freundin ersparen.
„Ich halte es für komplett verrückt, dass du dich auch nur in zehn Meter Entfernung dieses tödlichen Charmeurs begibst“, meinte Kerry. „Denn es besteht ja auch immer die Möglichkeit, dass du dir damit ins eigene Fleisch schneidest.“
„Du meinst, er hat nichts für Rothaarige übrig?“
Kerry musterte Darci kritisch, bevor sie antwortete. „Auf jeden Fall wird er etwas für diese Rothaarige hier übrighaben. Du bist unglaublich schön und äußerst sexy – wie die Legionen von gebrochenen Herzen beweisen, die du über die Jahre hinter dir zurückgelassen hast.“
Falls das stimmen sollte, so hatte Darci es nie bewusst darauf angelegt. Sie hatte sich ganz auf ihre Ausbildung und ihre Karriere konzentriert und überhaupt nicht an eine Beziehung gedacht, schon gar nicht an eine feste. „Was meinst du dann mit ‚ins eigene Fleisch‘ schneiden?“, fragte sie nachdenklich.
Kerry seufzte. „Hast du schon mal daran gedacht, dass du, wenn du den Mann triffst, selbst seinem südländischen Charme erliegen könntest, so wie alle anderen Frauen auf diesem Planenten auch?“, warnte sie.
„Keine Chance!“, versicherte Darci überzeugt. „Sizilianische Playboys mit mehr Geld als Anstand reizen mich nicht im Geringsten!“
„Hast du diesen sizilianischen Playboy überhaupt schon mal gesehen?“
Natürlich hatte Darci Fotos von ihm gesehen. Es stand ja ständig etwas über den Mann in den Klatschspalten, wenn mal wieder die nächste schöne Schauspielerin an seinem Arm hing. Er war gut eins neunzig groß, hatte schulterlanges Haar von der Farbe dunklen Goldes, und sein braun gebranntes Gesicht wirkte wie von Künstlerhand gemeißelt, markant und mit ausgeprägten Zügen. Es war ein Gesicht, das allein beim Anblick den Puls jeder Frau in die Höhe schnellen ließ. Luc Gambrelli war nicht nur einer der begehrtesten Junggesellen der Welt, er war auch einer der attraktivsten.
Trotzdem … Luc Gambrelli, der millionschwere Sizilianer, der seine Frauen so oft wie seine Seidenhemden wechselte, würde schon bald die eine Frau treffen, die nicht vorhatte, auf seinen überwältigenden Charme hereinzufallen und sich seiner unwiderstehlichen Ausstrahlung zu ergeben.
Er stand kurz davor, die unnachgiebige und unnahbare Darci auf ihrem Rachefeldzug kennenzulernen.
„Hast du Mellie in Los Angeles eigentlich öfter gesehen?“, fragte Darci ihren Bruder.
„Mellie?“ Grant hatte bisher den Blick über die schillernden Partygäste im Saal nach der Premiere schweifen lassen, drehte jetzt aber das Gesicht zu Darci.
„Ja, Mellie.“ Sie lächelte spöttisch. „Du weißt schon, meine alte Schulfreundin? Vor ein paar Jahren haben wir alle mal eine Zeit lang zusammen gewohnt.“
„Sehr lustig, wirklich“, meinte Grant gedehnt. „Ich fragte mich nur, warum dich das interessiert.“
Weil sie wissen wollte, ob Grant über die freudlose Angelegenheit zwischen Mellie und Luc Gambrelli im Bilde war! „Aber vielleicht schwebt der große Regisseur Grant Wilde ja jetzt in höheren Gefilden, sodass er sich an seine alten Freunde nicht mehr erinnern kann?“, frotzelte sie ihren Bruder weiter an.
„Du wirst immer lustiger, ehrlich“, wehrte er sich. „Ja, wir haben uns ein paarmal getroffen, aber … Oh hallo!“ Lächelnd begrüßte er den Mann, der sich nun zu ihnen gesellte.
„Grant, sei doch so nett und mache mich mit der Schönheit bekannt, die dich heute Abend begleitet“, bat Luc Gambrelli den jungen Regisseur mit charmant heiserer Stimme. Sein Blick lag unverwandt auf der berauschend schönen Frau, die neben Grant stand und Champagner nippte. Denn seit die Party in vollem Gange war, floss dieser reichlich.
Laut den ersten Kritikerstimmen, die bei der Premiere zu hören waren, schien der Film ein glänzender Erfolg zu werden. In den Zeitungen morgen früh würde man dann wohl weitere Details erfahren.
Luc war der aufsehenerregende Rotschopf an Grant Wildes Seite sofort aufgefallen, kaum dass die beiden Arm in Arm vor dem Kino angekommen waren. Die Frau war viel zu schön, um nicht aus der Menge herauszustechen – selbst in einer so illustren Gemeinde wie heute Abend. Ihr langes rotes Haar erinnerte an die Gemälde Raffaels, ihre Augen waren von einem klaren, strahlenden Grün, ihre Haut makellos hell, außer ein paar winzig kleinen Sommersprossen auf ihrer Nase. Ergänzend dazu ein sinnlicher voller Mund und schließlich eine hinreißende Figur, die das eng anliegende giftgrüne Kleid bestens zur Geltung brachte.
Sie war schlank, mit endlos langen Beinen. Und während sie eine wespenschmale Taille hatte, so zeichneten sich ihre Brüste prall und fest deutlich unter dem anschmiegsamen Stoff ab, und der großzügige Ausschnitt gewährte zudem einen Blick auf das schimmernde, makellose Dekolleté.
Schon vorhin hatte sie seine Neugier erregt, als sie ihren Blick kühl und fast ein wenig gelangweilt über die Menge im Foyer hatte schweifen lassen. Dieser Blick hatte auch für einen Moment auf ihm gelegen, bevor sie dann desinteressiert weggeschaut hatte.
Dieser Moment hätte gereicht, um das Interesse eines jeden Mannes zu wecken, insbesondere aber das eines Mannes, der so oder so schon interessiert war.
Vor dem Film war leider keine Gelegenheit mehr gewesen, sich miteinander bekannt zu machen, doch Luc war fest entschlossen gewesen, sie nach dem Film auf der Party zu treffen.
Aus der Nähe konnte er sehen, dass sie noch schöner war, als er zuerst gedacht hatte. Haut wie Milch und Honig, die grünen Augen geradezu hypnotisierend unter den langen dunklen Wimpern, und die Locken, von einem höchst ungewöhnlichen Rot, ergossen sich seidig über die bloßen Schultern. Zudem hatte Luc aus der Nähe einen äußerst verführerischen Einblick in ihr Dekolleté, denn obwohl sie sehr groß war, überragte er sie noch um Haupteslänge.
Seine Augen begannen zu glühen, als er sie anschaute und sich diesen großartigen Körper ohne das grüne Kleid vorstellte. Er stellte sich vor, wie es sein würde, sie zu küssen, sie zu schmecken, sie überall zu berühren …
Immer wieder von den schönsten Frauen der Welt umschwärmt, hatte er es manchmal für kurze Zeit zugelassen, von ihnen verführt zu werden. Jetzt empfand Luc seine spontane Reaktion auf die Schönheit dieser fremden Frau als eine Neuigkeit. Obwohl … bereits jetzt wusste er, dass die Neuigkeit in dem Moment ihren Reiz verlieren würde, da er diese Frau in seinem Bett gehabt hatte.
Falls es ihm überhaupt gelingen sollte, sie dorthin zu locken!
Denn die kühle Gleichgültigkeit, mit der sie ihn vorhin angeschaut hatte, lag auch jetzt in ihren Augen, da er vor ihr stand und sie ihm direkt ins Gesicht sah.
„Aber natürlich, gern“, antwortete Grant jetzt. „Das ist meine Zwillingsschwester Darci. Darci, darf ich dich mit Luc Gambrelli bekannt machen“, stellte er die beiden einander vor.
Grants Schwester? Diese Frau war Grants Zwillingsschwester?
Die beiden hätten unterschiedlicher nicht sein können. Grant war blond, während die Frau an seiner Seite eindeutig eine natürliche Rothaarige zwar. Das Einzige, was die beiden gemein hatten, war die überdurchschnittliche Größe und diese grünen Augen.
„Darci.“ Mit einem unmerklichen Nicken hielt Luc ihren Blick gefangen, doch anstatt die Hand, die sie ihm entgegenstreckte, zu schütteln, führte er sie an seinen Mund und fuhr mit den Lippen flüchtig über den Handrücken.
Ihre Haut fühlte sich weich und warm an, ihre Finger waren lang und schlank, und ihr Duft hüllte sofort alle seine Sinne ein.
Darci verfolgte jede seiner Gesten mit konzentrierter Aufmerksamkeit unter halb gesenkten Wimpern hervor. Still beglückwünschte sie sich, dass sie nicht einmal darum hatte bitten müssen, Luc Gambrelli vorgestellt zu werden, sondern dass er aus eigenem Antrieb zu ihr gekommen war.
Überraschend kam es nicht für sie. Sie hatte seinen dunklen Blick schon auf sich liegen gespürt, als sie mit Grant vor dem Kino angekommen war, und dann noch einige Male öfter. Zweifelsohne hatte es daran gelegen, dass sie in einem Saal voll berühmter Persönlichkeiten das wohl einzige unbekannte Gesicht war.
Allerdings mischte sich ein Wermutstropfen in den ersten Erfolg, als er sich über ihre Hand beugte und mit den Lippen darüberstrich, während seine dunklen Augen offen mit ihr flirteten. Kerrys Warnung kam ihr wieder in den Kopf …
Luc Gambrelli musste Mitte dreißig sein, und die Fotos in den Zeitungen hatten nicht gelogen – er war verboten attraktiv. Aus der Nähe war seine Ausstrahlung allerdings hundertmal stärker. Der Mann in Fleisch und Blut, der da vor ihr stand, strahlte eine eisern kontrollierte Energie aus, die ein Foto niemals einfangen könnte. Sein Körper war schlank und durchtrainiert, und in dem schwarzen Abendanzug mit schneeweißem Hemd sah er einfach umwerfend aus. Das dunkelblonde Haar bildete einen auffälligen Kontrast zu den schokoladenbraunen Augen und der gebräunten Haut. Als er jetzt den Kopf hob, schenkte er Darci ein raubtierhaftes und gleichzeitig bewunderndes Lächeln, ohne ihre Hand loszulassen.
Doch es waren sein Ruf und die eiskalte Art und Weise, in der er Mellie erst ausgenutzt und dann fallen gelassen hatte, die Darcis Entschluss, sich von seinem Aussehen und seinem überwältigenden Charme nicht blenden zu lassen, jetzt nur noch verstärkten.
„Mr Gambrelli.“ Sie entzog ihm ihre Hand und hielt seinem Blick ungerührt stand.
„Nennen Sie mich doch Luc“, bat er und sah sie mit leicht zusammengekniffenen Augen abschätzend an.
„Wenn Sie wünschen …“ Sie nickte knapp, bot ihm aber bewusst nicht die gleiche Gefälligkeit an.
„Haben Sie auch mit dem Filmgeschäft zu tun, Darci?“, fragte er jetzt. „Sind Sie vielleicht Schauspielerin?“
„Tut mir leid, nein.“ Ihre Erwiderung war völlig unpersönlich, während sie seinen flirtenden Blick ungerührt erwiderte.
Und genau das fachte Lucs Interesse nur noch mehr an. „Sieht ganz danach aus, als könnte Jackie etwas Unterstützung mit den Reportern gebrauchen, Grant“, hob Luc an, ohne jedoch den Blick von Darci zu wenden.
„Teufel!“, entfuhr es Grant, als er sich umdrehte und sah, wie die junge unerfahrene Schauspielerin, die durch den Film über Nacht zum Star geworden war, von einigen der berüchtigtsten Reporter belagert wurde. „Ich sollte sie wohl wirklich besser retten. Darci …“
„Ich werde dafür sorgen, dass Darci sich während deiner Abwesenheit nicht langweilt“, versicherte Luc. Damit fasste er erneut nach Darcis Hand und legte sie in seine Armbeuge.
Dieser Mann nutzt schamlos jeden Trick aus! dachte Darci düster, als sie sich an Lucs Seite gezogen fühlte. Die Wärme und Nähe seines Körpers waren verstörend.
Grant grinste ihn an. „Halte dich bei meiner kleinen Schwester zurück, verstanden, Luc?“, warnte er trocken.
Luc nickte zustimmend, dabei war er sich voll bewusst, wie jäh Darci sich versteift hatte. Eigentlich war er sich jedes auch noch so kleinen Details bewusst, das sie betraf. Angefangen bei ihrem herrlichen roten Haar, in dem er am liebsten sein Gesicht bergen wollte, bis hin zu den rot lackierten Fußnägeln, die aus den zierlichen Abendsandaletten hervorlugten und die er liebend gern geküsst hätte. Und dann würde er sich langsam, von unten nach oben, über ihren gesamten Körper arbeiten, hin zu den verführerischen festen Brüsten …
Grants Grinsen wurde breiter. „Ich sollte dich vorwarnen, Luc. Es braucht schon eine ganze Menge, um meine kleine Schwester zu beeindrucken“, sagte er noch, bevor er sich aufmachte, um seine Hauptdarstellerin vor der hungrigen Meute zu retten.
Darci sah ihrem Bruder mit einem leicht zerknirschten Lächeln nach. Da ließ er sie allein mit diesem Wolf – im Wolfspelz! –, ohne sich auch nur noch einmal umzudrehen!
Aber Grant wusste ja auch nichts über ihre zwiespältigen Gefühle in Bezug auf den sizilianischen Filmproduzenten. Manche Dinge beichtete man eben nicht einmal seinem Zwillingsbruder, und Mellies Erniedrigung durch Luc Gambrelli gehörte zu diesen Dingen.
Dennoch … ihr Bruder musste wissen, welcher Ruf Luc Gambrelli vorauseilte. Aber wenn sie es recht bedachte, dann amüsierte Grant sich wahrscheinlich königlich darüber, welch großartiger Streich ihm eingefallen war, indem er sie in Gesellschaft dieses Mannes mit dem umwerfenden Charme zurückließ. Nur, wem dieser Streich gelten sollte, ihr oder Luc Gambrelli, konnte sie nicht sicher sagen.
Sie drehte sich zu dem Mann um, der nun so nah bei ihr stand. „Ich gehe davon aus, dass Sie das absichtlich gemacht haben“, murmelte sie spöttisch.
„Stimmt.“ Er klang keineswegs reumütig. „Aber stimmt es auch, was Grant über Sie gesagt hat?“ Er machte nur einen kleinen Schritt, stellte sich aber so vor sie hin, dass sie praktisch vom restlichen Saal abgetrennt war.
„Was? Dass ich nicht leicht zu beeindrucken bin? Welcher Meinung sind Sie denn?“, fragte sie provozierend.
Er hob anzüglich die Brauen. „Ich glaube nicht, dass Sie schon bereit sind, sich meine Meinung anzuhören“, konterte er heiser.
Darci blinzelte unwillkürlich. Die Provokation hatte er ihr zehnfach zurückgegeben. Denn sein vertraulicher Ton sagte ihr klar und deutlich, in welche Richtung seine Gedanken gingen.
Als wäre dieser abschätzende Blick aus den dunklen Augen, den er von Kopf bis Fuß über ihren Körper wandern ließ, nicht schon deutlich genug!
Nun, sie war kein verschüchtertes Mauerblümchen, auch keine relativ unbekannte Schauspielerin, die sich Hoffnungen auf den großen Durchbruch machte. Sie war eine achtundzwanzig Jahre alte Ärztin, und es würde ihr den größten Spaß bereiten, diesem Mann zu zeigen, dass sie sich durch nichts, was ihn betraf, beeindrucken lassen würde.
Darci trat zurück und zog gleichzeitig auch ihre Hand von seinem Arm. Erstaunlich, wie viel leichter ihr das Atmen fiel, jetzt, da sie die Wärme seines Körpers nicht mehr fühlte. „Lassen Sie es doch einfach drauf ankommen.“
Luc gefiel die Herausforderung scheinbar, denn er grinste. „Eine detaillierte Aufzählung oder nur ein allgemeiner Überblick?“
Darci nippte an ihrem Champagner, tat, als überlegte sie. Am liebsten hätte sie ihm das freche Grinsen vom Gesicht gewischt, doch noch war es nicht der richtige Zeitpunkt. Noch nicht.
Sie war fest entschlossen, den Schlag so hart wie möglich für ihn zu machen. Ihm sollte klar werden, dass er nicht jede Frau haben konnte. Die wenigen Minuten, die sie jetzt mit ihm verbracht hatte, bewiesen, dass er Interesse an ihr hatte. Ganz offensichtlich ein so starkes Interesse, dass sie sich fragte, ob sie ihren Plan nicht noch einen Schritt weiterführen sollte. Natürlich gab es da noch ein paar offene ‚Falls‘ …
Falls Luc Gambrelli sie tatsächlich um ein Wiedersehen bitten sollte.
Falls sie die Nerven hatte, dann zuzusagen, in dem vollen Wissen, dass sie nicht vorhatte, die Verabredung einzuhalten.
Sie sah ihm nun direkt in die Augen. „Die ausführliche Version, denke ich“, lautete ihre Antwort.
Grant Wildes Schwester überraschte und faszinierte Luc mehr und mehr, wie er sich still eingestand. Zu diesem wunderbaren Körper gehörten also auch eine erfrischend scharfe Zunge und ein offensichtlich ebenso scharfer Verstand. Da sie Grants Zwilling war, konnte Luc sich ausrechnen, dass sie Ende zwanzig sein musste. Mit ihrem Aussehen musste sie mehr als genug an männlicher Bewunderung genossen haben. Erfahrung, wie sie damit umzugehen hatte, schien sie auf jeden Fall ausreichend zu besitzen.
Luc neigte den Kopf leicht zur Seite. „Vielleicht sollten wir uns besser ein Plätzchen suchen, wo wir dieses Gespräch in Ruhe weiterführen können?“
Darcis Blick lag noch immer kühl auf seinem Gesicht. „Ich hatte lediglich vorgeschlagen, dass Sie mir Ihre Gedanken mitteilen, Mr Gambrelli. Nicht, dass Sie sie auch in die Tat umsetzen.“
„Ah.“ Er lächelte. „Entschuldigen Sie, mein Irrtum.“
„In der Tat“, gab sie spitz zurück, und ihre grünen Augen funkelten warnend.
Darci Wilde faszinierte Luc von Minute zu Minute mehr. Ihre weibliche Erscheinung stand in krassem Gegensatz zu der scharfen Zunge. Er wollte mehr über sie herausfinden …
Doch vielleicht sollte er diese Idee besser aufgeben. Noch vor einem Jahr hatte es drei Gambrelli-Junggesellen gegeben: Cesare, sein Cousin, sein Bruder Wolf und er selbst. Doch dann hatte Cesare sich in Robin verliebt, und vier Monate später hatte er geheiratet. Und gerade erst vor drei Monaten hatte Wolf mit seiner angebeteten Angel Hochzeit gefeiert. So war Luc nun der einzig übrig gebliebene freie Mann.
Ein Status, den er unbedingt beibehalten wollte!
Seit der Hochzeit seines Bruders hatte er jegliche Beziehung vermieden. Obwohl … Darci Wilde zu sagen, dass er mit ihr schlafen wollte, hatte ja nichts mit einer Beziehung zu tun, oder?
„Also gut, wenn Sie darauf bestehen …“ Er senkte die Stimme zu einem heiseren Flüstern. „Zuerst einmal möchte ich Sie küssen. Ihr Mund ist so verlockend.“ Sein Blick blieb auf ihren vollen Lippen haften. „Weich, fest, sinnlich. Ja, ich würde Sie sehr gerne küssen. Ihren Geschmack erkunden, meine Zunge einen erotischen Tanz mit der Ihren tanzen lassen.“
Darci fühlte Hitze in sich aufsteigen. Seine samtene Stimme schien über ihren Körper zu streichen, sie zu liebkosen und zu erregen. Sie konnte fühlen, wie ihre Brüste zu spannen begannen und wie die Erregung ihren Körper durchzog. Eine solche Reaktion war eindeutig nicht in ihrem Plan vorgesehen gewesen!
„Und während ich Sie küsse“, fuhr Luc Gambrelli mit dieser sinnlichen Stimme fort, „würde ich gern meine Finger mit Ihrem wunderschönen Haar spielen lassen, mit dieser seidigen Fülle, und den Kuss immer mehr vertiefen. Dann würde ich langsam den Reißverschluss Ihres Kleides an Ihrem Rücken öffnen, mit den Fingerspitzen flüchtig über die zarte Haut fahren und sie streicheln, während das Kleid an Ihren Seiten herab zu Ihren Füßen gleitet. Unter dem Kleid tragen Sie nichts außer einem verführerischen Spitzenhöschen – schwarz, würde ich vermuten – und schimmernde Seidenstrümpfe …“
„Versuchen Sie, mich zu schockieren, Mr Gambrelli?“, fiel Darci ihm ins Wort. Sie hoffte, er spürte nichts von dem mulmigen Gefühl, das sich in ihr auszubreiten begann. Denn er hatte genau erraten, was sie unter ihrem Kleid trug – oder eben nicht trug. Allerdings besaß ein erfahrener Liebhaber wie Luc Gambrelli wohl durchaus das Talent, eine Frau mit den Augen auszuziehen.
„Gelingt es mir denn?“ Seine dunklen Augen blitzten mutwillig auf.
Darci war darauf vorbereitet gewesen, dass Luc Gambrelli verboten attraktiv war. Und das war er auf jeden Fall. Sie hatte auch gewusst, dass er arrogant war. Und er hatte es ihr bereits bestätigt.
Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, war sein Humor. Dreist, übermütig – und vor allem äußerst reizvoll!
Sie führte das Champagnerglas an die Lippen. „Leider nicht“, behauptete sie gelassen.
„Umso besser, denn ich bin ja noch gar nicht bis zum besten Teil gekommen.“ Seine Augen funkelten amüsiert. „Also, wenn ich Ihnen erst das Kleid ausgezogen habe, dann würde ich mich vor Sie hinknien, um mich hingebungsvoll Ihren wunderbaren Brüsten zu widmen, mit Zunge und Händen, dann würde ich Ihnen langsam das Spitzenhöschen von den Hüften ziehen und …“
„Faszinierende Fantasien, Mr Gambrelli.“ Ihr beißender Ton behauptete genau das Gegenteil. „Aber das ist es, was sie sind, nicht wahr? Nur Fantasien.“
„Im Moment noch“, stimmte er aufgeräumt zu, wobei sein Blick auf ihren Lippen verweilte.
Darci kannte die Wirkung, die ihr Aussehen auf Männer ausübte. Ihre Größe, ihre Oberweite und ihr rotes Haar schienen es vielen Männern unmöglich zu machen, sie ernst zu nehmen. Ihr ganzes Leben lang kämpfte sie schon gegen dieses Vorurteil, vor allem, seit sie damals die medizinische Ausbildung begonnen hatte. Selbst heute noch musste sie sich mit sämtlichen männlichen Kollegen in der Klinik auf die eine oder andere Weise auseinandersetzen. Nicht nur mit den Kollegen, oftmals auch mit den männlichen Patienten. Die Jungen flirteten schamlos, und die Älteren hatten häufig Bedenken, sich von einer so attraktiven Ärztin behandeln zu lassen.
Dass Luc Gambrelli sich ebenfalls nach dem ersten Blick in die Gruppe derjenigen eingereiht hatte, die sie nicht ernst nahmen, ärgerte sie maßlos und machte sie noch entschlossener, ihm eine Lektion zu erteilen.
„Wie Sie bereits sagten, Luc, dies ist nicht der richtige Ort für diese Art der Konversation.“ Ihr Ton besaß eine Leichtigkeit, von der sie selbst weit entfernt war. Ihr verräterischer Körper hatte auf Lucs Worte mit allen Zeichen sexueller Erregung reagiert.
„Welchen Ort würden Sie denn für passend halten?“, forderte er sie heraus.
Keinen! „Nun, so faszinierend diese kleine Unterhaltung mit Ihnen auch war, Luc, ich denke, ich sollte mich wieder zu Grant gesellen. Ich …“ Sie schaute mit gerunzelter Stirn auf die Hand an ihrem Arm, mit der er sie festhielt. „Was denken Sie eigentlich, was Sie da tun?“
Ja, was tat er da, fragte Luc sich ebenfalls in Gedanken. Darci Wilde war schön, sicher. Begehrenswert. Intelligent. Geistreich genug, um sein Interesse wachzuhalten. Aber war es nicht genau das, was er unterbinden wollte? Der Schock, dass Wolf und Cesare quasi Fahnenflucht begangen und tatsächlich geheiratet hatten, saß ihm immer noch in den Knochen.
Nur war Darci so faszinierend schön, und allein darüber zu reden, wie er sie lieben würde, hatte ihn schon erregt. „Ich frage mich, ob Sie nicht mit mir zum Dinner ausgehen wollen.“ Er war alles andere als sicher, ob es wirklich weise war, diese Frau wiederzusehen. Doch gegen das Verlangen, das in seinem Körper tobte, schien sein Verstand wenig ausrichten zu können.
Lange sah Darci ihn abschätzend an. Einerseits verspürte sie ein großartiges Triumphgefühl, dass Luc Gambrelli sie tatsächlich zum Dinner einlud, andererseits begann sie zu begreifen, dass Kerry mit ihrer Warnung durchaus nicht unrecht gehabt hatte.
Nicht, dass jemals die Chance bestünde, dass sie sich in Luc Gambrelli verlieben könnte. Zugegeben, der Mann war verboten attraktiv, aber nach der Geschichte mit Mellie …
„Vielleicht sollte ich Ihnen meine Zusicherung geben, dass Sie nicht auf der Speisekarte stehen werden“, fügte er spöttisch hinzu, weil sie sich so lange Zeit mit ihrer Antwort ließ.
Darcis Lippen wurden schmal. „Oder sollte ich besser Ihnen diese Versicherung geben“, gab sie spöttelnd zurück.
Lucs dunkle Augen funkelten auf. „Also dann morgen Abend? Acht Uhr?“
„Morgen habe ich schon etwas vor.“ Das konnte sie mit größter Befriedigung behaupten, denn es stimmte – sie hatte Nachtdienst in der Klinik. Doch selbst wenn sie freigehabt hätte, würde sie sich einen Vorwand einfallen lassen. Schließlich wollte sie ihm zeigen, wie wenig Interesse sie hatte, ihn wiederzusehen.
Als sie sah, wie das Funkeln in seinen Augen erlosch und er die Lippen zusammenpresste, wusste sie, dass ihre Absage einen wunden Punkt getroffen hatte.
Zweifelsohne war er an enthusiastischere Reaktionen gewöhnt, und zweifelsohne würden die meisten Frauen alle anderen Termine verschieben, um mit ihm auszugehen. Nun, Luc Gambrelli würde erkennen müssen, dass Darci nicht wie die meisten Frauen war.
Nur gut, dass sie vorgewarnt war! Sonst wäre sie sicher vollkommen hingerissen von seinem Charme gewesen, auch wenn sie Beziehungen gegenüber immer vorsichtig eingestellt war. Er hätte sie wahrscheinlich überwältigt, wüsste sie nicht, was für ein herzloser und kalter Mistkerl er war.
„Dann Samstag“, schlug er kurz angebunden vor.
Absichtlich gab Darci sich den Anschein, als müsse sie überlegen. Und stellte mit heimlicher Befriedigung fest, dass der von sich selbst so eingenommene Luc Gambrelli alles andere als erfreut über ihr Zögern war.
Er würde noch weniger erfreut sein, wenn sie nicht zum vereinbarten Zeitpunkt auftauchte!
„Na schön, warum nicht“, akzeptierte sie schließlich gleichgültig. „Solange Sie mich in ein sündhaft teures Restaurant ausführen.“ Sie fragte sich, wie ihm die Vorstellung gefiele, dass sie in ihm nur das Ticket für eine freie Mahlzeit sah.
Seiner Miene nach zu schließen gefiel es ihm überhaupt nicht. Doch sofort kaschierte er den Ausdruck und zuckte lässig mit einer Schulter. „Ich bin sicher, ich kann etwas entsprechend Sündhaftes finden.“
„Sündhaft teuer“, korrigierte sie. Bezog dieser Mann denn immer alles auf dieses eine Thema?
„Natürlich.“ Jetzt lächelte er wieder, und er ließ auch ihren Arm los. Allerdings nicht, ohne vorher noch mit den Fingerspitzen leicht über ihre bloße Haut zu streichen.
Darci stockte der Atem, ihr schwindelte von der Berührung. Ihre Haut prickelte, und als sein Daumen ihre Handfläche streichelte, zuckten ihre Finger und verkrampften sich.
Reine Absicht, sagte sie sich. Dieser Mann hat es darauf angelegt, sie zu verführen, schließlich war er ein Meister darin. Wahrscheinlich hing sogar ein gerahmtes Diplom in seinem Schlafzimmer an der Wand, und in den Bettpfosten hatte er Kerben für all seine Eroberungen eingeritzt!
Allerdings half es ihr wenig, dass sie sich das sagte, als er seine Finger mit ihren verschränkte und erneut ihre Hand an seine Lippen führte. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Handrücken, und sein dunkler Blick hielt ihren gefangen, als er mit der Zungenspitze über ihre Fingerknöchel fuhr, so als wollte er ihren Geschmack erkunden.
Ein Meister der Verführung? Vor diesem Mann sollte öffentlich gewarnt werden!
Kein Wunder, dass die arme Mellie ihm auf den Leim gegangen war!
„Dann also bis Samstagabend, Darci“, bestätigte er noch einmal, bevor er ihre Hand freigab und sich aufrichtete. „Ist das ‚Garstang’s‘ sündhaft teuer genug für Sie?“
In diesem Luxusrestaurant war Darci noch nie gewesen – das Gehalt einer jungen Assistenzärztin reichte nicht aus, um in Lokale zu gehen, die es nicht einmal nötig hatten, Preise auf die Speisekarte zu setzen. Aber natürlich hatte sie davon gehört, und sie wusste, dass Grant schon ein paarmal dort gegessen hatte.
„Hört sich gut an“, stimmte sie zu.
„Ich hole Sie ab.“
„Nein, treffen wir uns um acht im Restaurant.“ Dass dieser Mann zu ihrer Wohnung kam, gehörte ganz bestimmt nicht zu ihrem Plan.
Aber ansonsten war das Garstang’s genau richtig. Allein die Tatsache, dass Luc Gambrelli so absolut sicher war, einen Tisch zu bekommen, obwohl man normalerweise auf Monate im Voraus reservieren musste, machte es zu dem perfekten Schauplatz für die Erniedrigung, die Darci ihm zugedacht hatte.
Sie sah es schon jetzt vor sich – wie Luc Gambrelli in dem schicken Lokal allein am Tisch saß und auf sie wartete.
Und wartete.
Und wartete.
Bis ihm endlich klar wurde, dass sie nicht kommen würde. Bis allen endlich klar wurde, dass der legendäre Frauenheld versetzt worden war.
Eine sündhaft ergötzliche Vorstellung!
„Bist du sicher, dass du nicht mit Michael und mir zu der Party kommen willst?“
Auf dem Weg nach unten, um ihren Verlobten zu treffen, drehte Kerry sich an der Wohnungstür noch einmal zu Darci um.
„Absolut sicher.“ Darci lächelte ihrer Mitbewohnerin vom Sofa aus zu. Sie trug einen alten bequemen Schlafanzug und hatte sich gemütlich in eine Decke eingewickelt. „Ich habe heute meinen freien Abend, meinen Lieblingsfilm geliehen“, sie hielt eine DVD hoch, „und eine Schüssel mit frischem Popcorn. Was mehr kann eine Frau sich wünschen!“
„Luc Gambrelli?“, fragte Kerry grinsend.
„Vergiss es!“
„Und es stört dich wirklich nicht, dass du mit ihm heute Abend ausgehen könntest, anstatt allein zu Hause zu sitzen, dich mit Popcorn vollzustopfen und dir einen Film anzusehen, den du mindestens schon ein Dutzend Mal gesehen hast?“
„Im Gegenteil. Hier zu sitzen und mir vorzustellen, wie Luc Gambrelli im Garstang’s auf mich wartet, ist schon Unterhaltung für den Abend genug.“
Kerry schaute skeptisch drein. „Du wolltest anrufen und Bescheid sagen lassen, wenn du nicht kommst.“
Richtig, dem hatte Darci zugestimmt, nachdem Kerry sich zwei Tage lang Sorgen gemacht hatte. Nur hatte sie nicht gesagt, wann genau sie das tun würde.
Zwanzig nach acht schien ihr eine gute Zeit, vielleicht noch fünf Minuten später. Das müsste reichen, damit den anderen Gästen und den Kellnern klar wurde, dass Luc Gambrellis Verabredung für den heutigen Abend ihn versetzt hatte.
„Mach dir keine Sorgen, Kerry, ich werde schon anrufen und mich entschuldigen“, versprach Darci.
„Ach, das hab ich ganz vergessen, dir zu sagen!“, rief Kerry aus. „Mellie hat vorhin angerufen. Sie wollte wissen, wie die Premiere von Grants Film war.“
Darci runzelte die Stirn. „Hat sie?“
„Sieh nicht so kritisch drein, Darci“, beruhigte die Freundin. „So dumm bin ich nicht, dass ich ihr von deinem Plan erzählt hätte.“
„Gut.“ Darci atmete erleichtert aus.
„Wahrscheinlich hätte ich ihr davon erzählen sollen“, fügte Kerry nachdenklich hinzu. „Sie hätte dir sicher geraten, es sein zu lassen.“
„Ich lasse es ja sein.“ Darci grinste. „Nach dem heutigen Abend werde ich ganz bestimmt nichts mehr von Luc Gambrelli hören.“
„Hoffentlich!“ Kerry schlug die Augen zur Decke auf.
„Geh und amüsiere dich, und lass mich meinen Film gucken und mein Popcorn essen.“ Sie lachte, als Kerry mit einer Grimasse zur Tür hinaus verschwand.
Endlich allein, holte Darci erst einmal tief Luft. Zwar hatte sie das Gefühl, dass Kerry recht mit ihrer Vermutung hinsichtlich Mellies Rat haben könnte, aber sie hatte ja auch nicht vor, noch weiter mit dem Sizilianer zu tun zu haben.
Darci wartete bis halb neun, bevor sie im Garstang’s anrief und darum bat, Mr Luc Gambrelli die Nachricht zu überbringen, dass sie sich nicht wohlfühle, und sie bei ihm zu entschuldigen. Das Angebot, man würde das Telefon zu ihm bringen, damit sie persönlich mit ihm reden könne, lehnte sie ab. Sie wollte diese verführerische tiefe Stimme nie wieder hören!
Was nicht hieß, dass sie während der letzten beiden Tage nicht oft an den Mann gedacht hätte, vor allem, wie ihr Körper auf ihn reagiert hatte. Auch jetzt dachte sie an ihn – mit schlechtem Gewissen. Sie stellte sich vor, wie er den neugierigen Blicken ausgesetzt war, ein Bild, das sich sogar während ihres Lieblingsfilms vor ihre Augen schob. Aber sie hatte es ja nur getan, weil Luc Gambrelli ihre Freundin so gedankenlos verletzt hatte. Der Mann hatte einfach nicht das Recht, achtlos Herzen zu brechen.
Und warum fühlte sie sich dann immer unwohler in der eigenen Haut?
Das war albern! Luc Gambrelli hatte genau das bekommen, was er verdiente!
Als es um kurz nach neun an der Wohnungstür klingelte, war Darci regelrecht dankbar für die Ablenkung von den quälenden Gedanken. Sie hielt den Film an und ging zur Tür, um zu öffnen. Jeder Besucher wäre jetzt eine willkommene Abwechslung.
Das dachte sie, bis sie die Tür aufzog und Luc Gambrelli auf der Schwelle stehen sah.
Sprachlos, mit offenem Mund, starrte sie ihn an. Er trug schwarze Hosen und ein schwarzes Seidenhemd, darüber eine Wildlederjacke, die die gleiche Farbe wie sein Haar hatte. Sein Aufzug ließ sein markantes Gesicht noch ausdrucksvoller erscheinen, und das leichte Lächeln, das um seine Lippen spielte, erinnerte Darci automatisch an einen griechischen Halbgott.
Umso schlimmer, da sie selbst nur einen uralten gestreiften Männerpyjama trug! Ihre Knie wollten nachgeben.
„Ich … Was … Wieso …“ Sie stotterte wie ein Idiot und merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss! Sie musste sich zusammennehmen! „Was tun Sie hier?“, brachte sie endlich einen vollständigen Satz heraus.
Luc hatte ihre Erscheinung mit einem schnellen Blick registriert – das wirre Haar, die roten Wangen, die fiebrig leuchtenden Augen. Und natürlich den Männerpyjama. Er fragte sich, wem der wohl gehören mochte.
Er zuckte mit einer Schulter. „Ich habe mir Sorgen gemacht, nachdem mich Ihre Nachricht im Restaurant erreichte. Also rief ich Grant an und fragte nach Ihrer Adresse.“
Ihre Augen wurden groß. „Und er hat sie Ihnen so einfach gegeben?“
„Warum sollte er nicht? Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass wir beide eigentlich zum Dinner verabredet waren, zeigte er sich äußerst entgegenkommend“, erwiderte Luc glatt. „Darf ich hereinkommen?“
„Ich … nun, sicher.“ Eher unwillig trat sie beiseite, um ihn einzulassen.
Luc bemerkte die Decke auf dem Sofa, bevor er sich an Darci wandte. „Der Ober im Garstang’s sagte mir, dass Sie Fieber haben.“
„Richtig.“ Sie konnte nur hoffen, dass ihre roten Wangen als Fieberwangen durchgingen. Denn Luc Gambrelli füllte ihre geheiligte Privatsphäre mit seiner verstörenden Präsenz. Er war so groß, dass das Wohnzimmer plötzlich kleiner wirkte, und er strahlte eine verhaltene Kraft aus, die Darci einen unguten Schauer über den Rücken jagte.
Glaubte er ihr, dass sie krank war? Oder war er nur hier, um sie dafür, dass sie ihn im Restaurant versetzt hatte, zahlen zu lassen?
„Haben Sie einen Arzt verständigt?“, erkundigte er sich.
„Ich bin selbst Ärztin“, teilte sie ihm mit, was ihn erstaunt die Augenbrauen in die Höhe reißen ließ. Nicht in ihren wildesten Träumen hätte sie damit gerechnet, dass er hierher zu ihrer Wohnung kommen würde. Denn hätte sie auch nur die leiseste Ahnung gehabt, hätte sie die Tür verbarrikadiert und sich im Schlafzimmer verkrochen.
Nun, ihr Pulsschlag hatte sich inzwischen beruhigt. Jetzt musste sie ihn nur noch davon überzeugen, dass sie kein Fall für das Krankenhaus war, und dann würde er hoffentlich wieder gehen.
Er musste unbedingt gehen!
Ihn hier in ihrer Wohnung zu haben war beunruhigender und bedrohlicher als alles, was sie bisher erlebt hatte. Das Licht ließ sein Haar seidig schimmern, während es die markanten Züge seines aristokratischen Gesichts betonte. Das reichte aus, um die Sinne einer Frau – jeder Frau! – zu verwirren.
Darci war sich gar nicht mehr sicher, ob sie nicht tatsächlich Fieber hatte!
„Und wie lautet Ihre Diagnose, Frau Doktor?“ Luc fragte sich noch immer, warum er über ihren Beruf so überrascht war. Allerdings, so führte er zu seiner Verteidigung an, hatten die Ärzte, die er bei den seltenen Gelegenheiten in seinem Leben konsultieren musste, nie so ausgesehen wie Darci Wilde. Ihr Aussehen reichte doch aus, um den Blutdruck eines jeden Mannes lebensbedrohlich in die Höhe zu treiben!
Auch seiner stieg an, als ihm jetzt bewusst wurde, dass sie unter dem Pyjama nichts weiter trug …
Dieses Monstrum müsste eigentlich alles andere als sexy wirken. Der Schlafanzug gehörte ganz offensichtlich jemandem, der sehr viel größer war als Darci. Die Schultern hingen über die Arme herunter, die Ärmel fielen über die schmalen Hände, und die Hose blieb überhaupt nur auf den Hüften sitzen, weil sie mit einem Band eng zusammengezogen worden war. Grün und beige gestreift, konnte man dieses Unding nun wirklich nicht als verführerisch bezeichnen.
Und doch konnte Luc sich nichts Erotischeres vorstellen, als Knopf für Knopf zu öffnen und die weiche helle Haut darunter freizulegen, um sich dann ausgiebig den festen Rundungen und harten Knospen mit Lippen und Händen zu widmen …
„Meine Diagnose?“ Darci befeuchtete sich die trockenen Lippen. Es brachte sie aus dem Konzept, dass Luc diese Bewegung mit funkelnden Augen verfolgte. „Bei mir ist eine Erkältung im Anzug“, antwortete sie endlich brüsk, um die intime Atmosphäre zu zerstören, die sich um sie beide herum aufzubauen schien.
Oh, wo war nur die übervorsichtige Kerry, wenn sie sie am nötigsten brauchte?!
Allerdings würde Kerry wohl nur wenig Mitgefühl für Darcis prekäre Lage haben. Weil Darci die alleinige Verantwortung trug. Kerry hatte Luc Gambrelli nie getroffen, und doch hatte sie Darci davor gewarnt, sich einzumischen. Scheinbar hatte sie instinktiv gewusst, wie gefährlich es sein würde, einen schlafenden Tiger zu wecken.
Zu schade, dass Darcis Instinkte nicht ebenso verlässlich funktionierten!
Und sie hätte daran denken sollen, Grant zu instruieren, ihre Adresse nicht herauszugeben!
Allerdings hätte sie auch nie vermutet, Luc Gambrelli könnte besorgt um sie sein und sie aufsuchen, nachdem er im Garstang’s auf sie gewartet hatte. Der Mann war überhaupt nicht einzuschätzen!
„Ihnen ist sicherlich bekannt, dass es für die gemeine Erkältung keine Behandlung gibt außer Ruhe und Wärme. Außerdem ist es eine extrem ansteckende Krankheit. Sie sollten also nicht einmal im selben Zimmer mit mir sein.“
Luc lächelte schmal. Er erkannte ihre nervöse Fahrigkeit als genau das, was es war. „Ich kann Sie doch nicht einfach alleinlassen, wenn Sie krank sind“, entgegnete er gedehnt. „Leben Sie hier allein?“ Für eine Person war die Wohnung doch viel zu groß.
„Mein Mitbewohner ist heute Abend ausgegangen“, ließ Darci ihn wissen. „Eigentlich wohnen wir hier zu dritt, aber einer von unserem Trio ist im Moment außer Landes.“
Luc hob fragend eine Augenbraue. „Männliche oder weibliche Mitbewohner?“
„Natürlich beides Frauen“, antwortete sie schnippisch. „Ich denke, Sie sollten jetzt wirklich gehen, Luc.“
„Und ich denke, jemand sollte sich um Sie kümmern, zumindest, bis Ihre Mitbewohnerin wieder zurück ist.“ Er zog sich die Jacke aus und legte sie achtlos über einen Sessel. „Wo ist Ihre Küche? Ich hole Ihnen etwas zu trinken. Bei einer Erkältung soll man doch viel Flüssigkeit zu sich nehmen, nicht wahr?“
Darci brachte vorerst keinen Ton heraus. Der Anblick des perfekten männlichen Oberkörpers in dem schwarzen Seidenhemd hatte ihr die Sprache verschlagen. Vielleicht hatte sie ja erhöhte Temperatur? Das würde die Symptome erklären, unter denen sie plötzlich litt – Kurzatmigkeit, brennende Wangen, Schweißperlen auf der Stirn und eine raue Kehle.
Nur wusste sie auch, dass sexuelle Erregung diese körperlichen Reaktionen ebenfalls hervorrufen konnte – ziehende Brüste und die sinnliche Wärme in ihrem Unterleib.
Darci schluckte schwer. „Es ist nicht nötig, dass Sie bleiben, Luc. Ich wollte sowieso gerade ins Bett gehen …“ Abrupt brach sie ab und starrte entsetzt vor sich hin. Hatte sie gerade von „ins Bett gehen“ gesprochen?
Luc lächelte wissend über ihre offensichtliche Verlegenheit. „Darci, Sie glauben doch nicht ernsthaft, ich würde Ihren geschwächten Zustand ausnutzen, oder?“ Dabei hatte er eigentlich genau das vorgehabt!
Seit vollen zwei Tagen konnte er an nichts anderes denken als daran, diese Frau in sein Bett zu holen. In den letzten achtundvierzig Stunden hatte er immer wieder diesen sinnlichen Mund und die herausfordernden grünen Augen vor sich gesehen. Darci jetzt hier in diesem überweiten Pyjama vor sich stehen zu sehen, half ihm mit seiner Selbstbeherrschung keinen Deut weiter!
„Natürlich nicht“, konterte sie scharf und fing sich ein wenig. „Im Kühlschrank steht Saft.“ Eher unwillig zeigte sie ihm die Richtung.
Ganz dem georgianischen Baustil entsprechend, war die Küche lang und geräumig. In der Mitte stand ein großer Tisch, an einem Ende war eine Frühstücksbar errichtet worden. In einem solchen Raum fand normalerweise das Leben der Bewohner statt. Die Pfannen und Töpfe, die an der Wand hingen, bewiesen auch, dass sie häufig benutzt wurden. Das Gewürzregal direkt über dem Herd deutete ebenfalls darauf hin.
Luc, selbst ein ganz passabler Koch, konnte sich bestens vorstellen, hier ein raffiniertes Essen mit Darci zusammen vorzubereiten – mit oder ohne Pyjama.
Vorzugsweise ohne!
Sein Körper reagierte sofort auf das Bild einer nackten Darci, die sich geschmeidig in der Küche bewegte …
Als er heute Abend pünktlich im Garstang’s angekommen war und Darci nicht zur verabredeten Zeit erschien, war er zuerst verärgert und dann besorgt gewesen. Mit jeder Minute allerdings war die Sorge wieder in Ärger umgeschlagen, der immer weiter angewachsen war, als nicht einmal eine Nachricht von ihr kam.
Es war fast eine Erleichterung gewesen, als James, der Ober, an seinen Tisch gekommen war und ihm Darcis Nachricht überbracht hatte, dass sie sich nicht wohlfühle und nicht kommen könne.
Fast. Denn Luc ließ sich nicht eine Sekunde lang täuschen. Er war sogar ziemlich sicher, dass James diese Erklärung ebenfalls nicht geglaubt hatte. Die Augen des Mannes hatten nämlich keineswegs die gleiche Ausdruckslosigkeit besessen wie seine regungslose Miene. Luc hatte genau gewusst, dass Darci früher angerufen hätte, um sich zu entschuldigen, wäre sie wirklich krank.
Was also bedeutete, dass sie ihn absichtlich im Garstang’s versetzt hatte. Die Frage war, warum?
Als sie es vor zwei Tagen bei seiner Einladung zur Bedingung gemacht hatte, dass er sie in ein Luxusrestaurant ausführen solle, war Luc leicht verstimmt gewesen. Die Tatsache, dass sie dann gar nicht zu der Verabredung kam, hatte ihn zu dem ungewöhnlichen Schritt bewegt, Grant anzurufen und nach der Adresse seiner Schwester zu fragen.
Grants Erstaunen, als er erfuhr, dass seine Zwillingsschwester und Luc zum Dinner verabredet waren, war sogar noch auffälliger gewesen und hatte die zweite Frage aufgeworfen. Wieso hatte Darci ihrem Bruder nichts davon gesagt, dass sie mit Luc ausgehen würde?
Eigentlich hatte Luc viele Fragen, die Darci Wilde betrafen. Und er war fest entschlossen, auf die eine oder andere Weise Antworten auf diese Fragen zu finden.
„Hier, trinken Sie das. Das wird Ihnen guttun.“
Mit gerunzelter Stirn nahm Darci, die im Schneidersitz auf dem Sofa saß, das Glas Orangensaft von Luc an. Sie kam sich vor wie eine Betrügerin. So viel Nettigkeit hätte sie von ihm nie erwartet.
Wer hätte überhaupt damit rechnen sollen, dass der herzlose Luc Gambrelli, nachdem er erfahren hatte, dass Darci sich nicht wohlfühlte, herkommen und anbieten würde, sich um sie zu kümmern, bis Kerry wieder zurückkehrte?
Darci auf jeden Fall nicht. Es passte so gar nicht zu dem Image des egoistischen Playboys. Sie nippte an dem gekühlten Saft. Vielleicht …
„Ich habe Ihnen auch das hier mitgebracht“, murmelte Luc, bevor er ihr etwas an die Stirn hielt.
Dieses „das hier“ war eine Eispackung, bestehend aus Eiswürfeln, die er in Zellophan eingewickelt hatte. Darci versteifte sich unwillkürlich, als die Kälte fast schmerzhaft an ihre erhitzte Haut drang.
„Grundgütiger!“ Sie schnappte nach Luft und rappelte sich erschreckt auf. Es wirkte nicht nur ungelenk, sondern führte auch dazu, dass die eingewickelten Eiswürfel aus der behelfsmäßigen Packung herausrutschten – auf ihr Pyjamaoberteil.
„Ach du meine Güte!“, entfuhr es Luc zerknirscht. Allerdings genoss er den Anblick, der sich ihm bot, als Darci hektisch ihr Oberteil von sich abzog und schüttelte, um das kalte Eis von ihrer Haut fernzuhalten. Dabei erhaschte er einen Blick auf nackte feste Brüste und rosige Spitzen, und sein Körper reagierte prompt. Er trat einen Schritt auf das Sofa zu. „Soll ich Ihnen helfen?“
„Wagen Sie es ja nicht!“, wehrte Darci sofort ab. Endlich gelang es ihr, aufzustehen. Gut ein halbes Dutzend Eiswürfel fielen auf den Teppich zu ihren Füßen. „Das haben Sie absichtlich gemacht!“, fauchte sie ihn mit blitzenden Augen an.
Sicher, sie war wütend, doch das Funkeln könnte auch von sexueller Erregung her stammen …
„Ich wollte nur helfen, Darci“, widersprach er. Ihr Oberteil war an mehreren Stellen nass und haftete an ihrem Körper.
„Indem Sie bei mir einen Herzinfarkt verursachen?! Wohl kaum!“
Ehrlich gesagt, das glaubte er auch nicht. Als er Eiswürfel für den Saft aus dem Gefrierfach genommen hatte, hatte er sich überlegt, dass ein kühler Schock das Mindeste war, was Darci für ihr Nichterscheinen verdient hatte.
Denn inzwischen war er davon überzeugt, dass sie es ganz bewusst geplant hatte. Erstens war ihm ihre völlig entsetzte Miene aufgefallen, als sie die Tür aufgezogen hatte, dann hatte er die fast leere Schüssel Popcorn auf dem Tisch gesehen, und schließlich hatte er auch noch bemerkt, dass der DVD-Spieler auf „Pause“ stand. Sie war ebenso wenig krank wie er, sondern hatte es sich auf dem Sofa mit Popcorn und einem Film gemütlich gemacht!
Die Tatsache, dass sie weiter an der Täuschung mit ihrer angeblichen Krankheit festhielt, hatte in ihm das Bedürfnis geweckt, es ihr irgendwie heimzuzahlen. Daher hatte er die Eiswürfel nicht gerade sehr sorgfältig eingewickelt, noch dazu in Zellophan …
„Was, um alles in der Welt, könnte ich denn damit beabsichtigt haben?“, fragte er gespielt unschuldig. „Dass die Eiswürfel fallen?“
Nun, das wusste Darci auch nicht so recht zu sagen. Luc hatte doch hoffentlich nicht erraten, dass ihre Ausrede komplett erfunden war? Dummerweise hatte sie aber genau dieses Gefühl. „Nun, weil …“ Sie wich zurück, als er auf sie zutrat. Sie konnte seine Absicht in seinem Blick erkennen – Luc Gambrelli würde sie küssen! „Ich sagte bereits, Sie sollen es nicht wagen“, warnte sie ihn scharf und wich weiter zurück. So weit, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand, vor sich einen scheinbar fest entschlossenen Luc Gambrelli.
„Bleiben Sie mir vom Leib!“, stieß sie atemlos aus.
Doch davon ließ er sich nicht aufhalten. „Sind Sie sicher, dass es das ist, was Sie wirklich wollen, Darci?“ Noch ein Schritt, und er stand gefährlich nahe vor ihr.
Es gab rein gar nichts mehr, dessen Darci sich sicher war – außer, dass Luc Gambrelli sie auf keinen Fall küssen durfte! Denn entgegen aller Warnungen ihrer Vernunft, entgegen besseren Wissens wollte sie, dass er sie küsste!
„Das glaube ich nämlich nicht, Darci.“ Sein Blick hielt den ihren gefangen. Luc streckte die Hand aus und schob ihr die langen Locken über die Schulter zurück, dann strich er mit den Fingerspitzen über ihren Hals, hinunter zu ihrem Schlüsselbein, um anschließend mit einem Finger eine brennende Spur zwischen ihre Brüste zu ziehen.
Sie konnte nicht mehr atmen, konnte sich einfach nicht mehr erinnern, wie man Luft holte! Sie war wie erstarrt, als er den Kopf endlos langsam vorbeugte und seinen Mund auf ihre Lippen presste, sanft, zärtlich, verlockend. Und als er dann seine harten Schenkel an die ihren presste, ließ dies keinen Zweifel über den Zustand seiner Erregung.
Darci wusste nicht, wie ihr geschah. Ihr Körper schien einen eigenen Willen entwickelt zu haben und bog sich willig dem seinen entgegen, erfüllt von einer Sehnsucht, die sie nie zuvor erlebt hatte. Alles in ihr verlangte nach seiner Berührung …
Sein Kuss wurde drängender, und Darci vergaß alles um sich herum und nahm nur noch ihn wahr. Ihre Hände lagen flach auf seiner Brust. Sie spürte die Wärme seiner Haut an ihren Handflächen und die harten Muskeln, während er ihren Mund eroberte. Ihre Zungen tanzten einen erotischen Tanz, und Darci neigte automatisch den Kopf ein wenig zur Seite, als Luc den Kuss unterbrach, um eine Spur heißer Küsse über ihren Hals zu zeichnen, hinunter zu der schimmernden Rundung ihrer Brust. Mit fiebrigen Fingern machte er sich daran, die Knöpfe des Pyjamaoberteils zu öffnen. Ein Leuchten erhellte sein Gesicht, als er anschließend den Blick über ihre Brüste gleiten ließ.
„Du bist schön“, stöhnte er heiser und senkte den Kopf.
Darci blieb nur Zeit für einen kurzen Atemzug, bevor sein Mund sich um eine harte Knospe schloss. Eine Flutwelle des Verlangens brandete in ihr auf, und leise Laute des Vergnügens entfuhren ihrer Kehle.
Jetzt machte sich Luc an dem Band ihrer Pyjamahose zu schaffen, löste die Schleife, sodass die Hose an Darcis Beinen hinab zu Boden fiel. Er wollte sie an ihrer geheimsten Stelle berühren, denn er fühlte ihre erregte Hitze. Als er sie dort behutsam liebkoste, klammerte Darci sich an seinen Schultern fest und öffnete die Beine ein wenig. Mit den Fingern reizte und streichelte er sie, bis der Strudel sie mitriss und sie sich ihm entgegenbog, ihr Körper von Schauern geschüttelt.
Doch die losgelöste Erleichterung wandelte sich in Entsetzen, als Darci mit einem Schlag in die Wirklichkeit zurückkehrte und ihr wieder bewusst wurde, wessen Arme sie hielten und wessen Hände ihren Körper erkundet hatten.
Unter schweren Lidern hervor schaute sie Luc Gambrelli an. Seine glühenden Augen und die roten Wangen zeugten auch von seiner Erregung. Eine Erregung, die nicht erfüllt worden war.
Darci machte sich von ihm los und schloss das Oberteil, das ihr bis zu den Schenkeln reichte, über der bloßen Brust. Ihre Beine zitterten, ausgelöst von den Gefühlen, die er gerade in ihr ausgelöst hatte.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Luc. Er konnte sehen, welchen Kampf sie wegen dieser kleinen Episode mit sich ausfocht.
Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, so weit zu gehen. Er hatte Darci nur zeigen wollen, wie unnütz ihr Versuch gewesen war, ihn abzuweisen. Doch stattdessen hatte er sich mitreißen lassen – von ihrer Erregung und von seiner eigenen. Die Versuchung, sie zu berühren und zu streicheln, war zu groß gewesen, und er hatte nicht die Kraft gehabt zu widerstehen.
Sie hatte sich ihm hingegeben, doch diese Kapitulation hatte ihr Misstrauen ihm gegenüber nur noch wachsen lassen, der Wut und Selbstverachtung in ihrer Miene nach zu schließen.
Luc holte tief Atem, um das rasende Verlangen in seinem Körper unter Kontrolle zu bekommen. „Was hier soeben passiert ist, Darci, war letztendlich unvermeidlich.“
„Für dich vielleicht“, erwiderte sie schneidend und schloss den letzten Knopf. „Aber nicht für mich!“
Falls Darci davon ausging, dass das geschlossene Oberteil sie weniger verlockend machte, so irrte sie. Denn die langen Beine schauten noch immer verführerisch nackt unter dem hüftlangen Pyjamatop hervor.
„Was tust du unter solchen Umständen, Luc?“, fragte sie provozierend. „Schnitzt du dann nur einen halben Strich in deinen Bettpfosten anstatt einen ganzen?“
Düster sah er sie an. „Beleidigungen bringen uns in dieser Situation nicht weiter.“
„Du hältst das für eine Beleidigung? Glaub mir, Luc, ich habe noch nicht einmal angefangen, dich zu beleidigen.“
„Keiner hat dich gezwungen, so zu reagieren, verdammt!“ Er verlor die Beherrschung, und das eigene unerfüllte Verlangen toste schmerzhaft durch seinen Körper.
„Natürlich, eine solche Bemerkung hatte ich erwartet“, schleuderte sie ihm wütend entgegen. „Welche Chance hätte ich denn gegen den großen Liebhaber und Verführer Luc Gambrelli, der entschieden hat, sein gesamtes Können einzusetzen?“
„Ich würde dir raten, besser aufzuhören, Darci.“ Ein Muskel zuckte in seiner Wange.
„Warum sollte ich?“, fuhr Darci auf. „Du musstest dir beweisen, dass du jede Frau haben kannst, nicht wahr? Konntest einfach nicht verkraften, dass es vielleicht eine Frau in diesem Universum geben könnte, die nicht von dem legendären Luc Gambrelli beeindruckt ist …“
„Ich sagte, hör auf, Darci!“, stieß er warnend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Natürlich, und gehorchen soll man dir auch! Nun, willkommen in der realen Welt, Luc! Du bist der letzte, der absolut letzte Mann, dem ich je gehorchen würde. Weder jetzt noch in Zukunft!“
Ihre Unbeherrschtheit ließ ihn innehalten. Mit schmalen Augen musterte er sie und versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was genau passiert war, seit er sie getroffen hatte.
War es denkbar, dass ihre kühle Distanziertheit am Donnerstagabend genau geplant gewesen war? Um sein Interesse zu wecken? War ihre gleichgültige Reaktion auf seine Dinnereinladung und dann ihre Bedingung, sie in ein sündhaft teures Restaurant zu führen, ebenso kalkuliert gewesen?
Hatte sie das mit voller Absicht getan – ihn im Garstang’s sitzen lassen, um ihm dann erst eine halbe Stunde später Bescheid zu geben, dass sie nicht kommen würde? War es möglich, dass sie nie die Absicht gehabt hatte, die Verabredung einzuhalten?
Doch, diese Möglichkeit bestand durchaus.
Nur das Warum war ihm völlig schleierhaft. Umso mehr, nachdem sie soeben derart hingebungsvoll auf ihn reagiert hatte.
Nun, es war offensichtlich, dass sie ihre Reaktion zutiefst bereute und dass das Vorgefallene ihre Feindseligkeit ihm gegenüber nur verstärkt hatte. Der Grund für ihre Feindseligkeit war allerdings unklar. Luc war absolut sicher, dass er Darci nie vorher getroffen hatte – daran würde er sich definitiv erinnern! Grant hatte ganz sicher auch nichts damit zu tun, die Zusammenarbeit zwischen ihnen bei Turning Point hatte hervorragend funktioniert. So gut, dass sie bereits über das nächste gemeinsame Projekt sprachen.
Was also war der Auslöser für Darcis Antipathie?
„Sag, Darci“, fragte er offen, „was habe ich getan, um dich so zu verärgern?“
Sie stutzte und blinzelte. Schlagartig wurde ihr klar, dass sie durch ihr Verhalten viel zu viel preisgegeben hatte. Wenn sie etwas auf gar keinen Fall beabsichtigt hatte, dann das Vertrauen ihrer Freundin zu enttäuschen und Luc Gambrelli zu verraten, wie sehr er Mellie vor sechs Wochen verletzt hatte.
„Ist diese erotische Episode von vorhin nicht Grund genug?“, behauptete sie so würdevoll wie möglich.
„Nein“, erwiderte er prompt. „Denn deine Ablehnung war von Anfang an da.“
Darci befeuchtete sich die trockenen Lippen und wünschte sich, sie wäre wenigstens angezogen. „Das ist doch Unsinn, Luc …“
„Nein, ist es nicht“, widersprach er sofort, die Augen abschätzend zusammengekniffen.
„Natürlich ist es das. Du hast behauptet, du seist hergekommen, weil du dir Sorgen um mich gemacht hast, und dann …“
„Du bist ebenso wenig krank wie ich, Darci“, fiel er ihr ins Wort. „Ich bin überzeugt, du bist kerngesund.“
Vor allem, wenn man die Reaktion ihres Körpers auf Luc in Betracht zog! Allein bei der Erinnerung flammten die gleichen Gefühle wieder auf, und ihre Wangen begannen zu brennen.