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Sie sind wieder da! Die griechischen Götter kehren aus dem Exil zurück und nehmen sogleich ihre Lieblingsbeschäftigung wieder auf: Die Menschen auf halsbrecherische Abenteuer zu schicken. Eine der Betroffenen ist die junge Studentin Lea, die sich unfreiwillig in einem blutigen Überlebenskampf wiederfindet als die Natur völlig überschnappt. Im Angesicht der Gefahr erwacht aber eine wahrhaft göttliche Kraft in ihr…
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
1
2
Wette, ihr dachtet, hier würde jetzt ne 3 stehen, was?
4
Wollt ihr meinen besten Freund kennenlernen?
6
Ihr hättet lieber gelesen, wie es bei Lea weitergeht, oder?
8
TÖÖÖÖRÖÖÖÖ… OKAY, Okay – ICH HABE KEINE Ahnung wie ein Horn macht.
10
Wooooooooosh!
12
WORTE, die kein Mann von Aphrodite hören möchte:
14
15
Starker Auftritt – aber jetzt hatte ich Glas im Haar
17
Hat jemand mal ein Handtuch? Die tropfen hier alles voll.
19
ALLTAG IM OLYMP
21
22
23
Ich war gerade in der Gegend. Reiner Zufall. Wirklich.
25
26
HYpnos‘ Bart kitzelt!
28
Psshht, ganz leise jetzt!
30
Was für eine Steilvorlage! Passt auf:
32
Wer braucht schon chronologische Abfolgen?
34
Tut mir leid, Kleiner
36
37
Epilog
Danksagung
Über den Autor
Für Evelyn, die Götter genauso mag wie ich.
Und für Bianca, die in meinen Augen selber eine ist.
»Heidi, du hast echt zu viel Holz vor der Hütte.« meinte Alfons und schob mit seinem Fuß einen runden Holzscheit zurück unter die Bank. Dann wanderte sein Blick die nackten Waden seiner Sitznachbarin hinauf, über den Saum ihres hellblauen, mit Gänseblümchen bestickten Kleides weiter und verweilte einen kurzen Moment auf Höhe der Brust, wo der Stoff gehörig spannte. Als er sich eines Besseren besann und seinen Kopf die letzten paar Grad zu Heidis Gesicht hochreckte, konnte er entspannt ausatmen und erleichtert grinsen. Heidis hübsches Gesicht mit den rosigen, runden Wangen starrte immer noch unverwandt und mit leuchtenden Augen gen Himmel.
»Oh, Alfons, ich bin ja schon so aufgeregt!« flüsterte sie begeistert, während ihr Blick zwischen den strahlend hellen Sternen am Nachthimmel umherwanderte.
»Frag mich mal…« brummte Alfons geistesabwesend und legte ihr langsam, sich auf die Unterlippe beißend, die Hand aufs Knie. Trotz des bereits auffrischenden Abends war ihre Haut angenehm warm, glatt und weich. Er wollte gerade mit festem Zupacken noch weitere Eigenschaften herausfinden als Heidi seine Hand ergriff, beherzt in die ihren nahm und tief seufzte. Ihr Kinn blieb unverwandt nach oben gereckt.
»Gleich müsste es doch losgehen, oder?«
»Das will ich schwer hoffen.« entgegnete Alfons, der sich Heidis Klammergriff nicht entreißen konnte und auf seinen anderen Arm auswich, den er ihr ungalant um die Schultern legte, bevor er sich näher an sie heranzog. Die ersten dunklen Haare kitzelten bereits seine Stirn und der Geruch von frischer Weide und noch frischerer Ziegenmilch stiegen ihm in die Nase. Ihr ganzer, schön gebräunter Hals lag direkt vor ihm als würde er sich geradezu anbieten. Alfons verstärkte den Griff um Heidis Schulter und beschloss die Sache endlich ins Rollen zu bringen, die er bereits seit vier geschlagenen Monaten mit Handbremse voranschob. Leicht geneigt und mit gespitzten Lippen schoss sein Kopf vorwärts genau auf die Stelle zu, die sich auch Dracula höchstpersönlich ausgesucht hätte.
Heidi schrie schrill auf.
»Ich glaube, das war eine!« rief sie freudig erregt »Hast du sie auch gesehen?«
Alfons rieb sich verdattert das schmerzende Kinn, gegen das Heidi mit geballten Fäusten geschlagen hatte als sie überrascht aufgesprungen war. Ihr weiter am Sternenhimmel klebender Blick zeugte nicht davon, dass sie irgendetwas von dem Missgeschick mitbekommen hatte. Oder von Alfons’ Annäherungsversuchen.
In seiner aufkeimenden Wut vergaß er sich und packte erneut Heidis Beine, dieses Mal ohne jegliche unsichere Vorsicht – ganz im Gegenteil: Mit einem groben Ruck zog er ihre Knie in seine Richtung und auch an ihrer Schulter zerrte er so kräftig, dass sie beinahe vornüber von der Bank gefallen wäre. Sich mit einer Hand auf seiner Brust abstützend, wie viele seiner Tagträume begonnen hatten, fing sie sich.
»Da! Ich hatte recht! Es geht los! Da sind noch zwei… nein! Drei!« rief Heidi lachend und mit unerschütterlichem Blick hinauf aus.
»Da hast du vollkommen recht« presste Alfons zwischen seinen Zähnen hervor und ließ die Hand dann am Bein hinauf unter ihr Kleid gleiten »Es geht los.« Auch seine andere Hand war das Warten leid und rutschte zielsicher von der Schulter auf ihre Seite hinab, wo sie sich mühsam streckend weiter auf Heidis Brust zubewegte. Sowohl um sie zu strafen als auch um seiner Erregung Dampf zu machen schoss sein Kopf zurück an ihren Hals und in Gedanken an den berühmten Vampir biss er ihr nicht allzu vorsichtig in die Haut. Zweifelsohne würde davon am nächsten Morgen ein gewaltiger Bluterguss übrigbleiben, aber Heidi reagierte überhaupt nicht – zumindest auf keine von Alfons’ Berührungen. Sie war vollkommen hypnotisiert und starrte nur ohne zu blinzeln mit leicht geöffnetem Mund hinauf. In ihren Augen spiegelten sich förmlich in Flammen stehende Sterne, die sich sekündlich vermehrten und immer größer wurden, sodass ihre eigentlichen Pupillen gar nicht mehr zu erkennen waren. Auf ihre Augen achtete derzeit aber ohnehin niemand mehr.
Mit vor Aufregung beinahe zitternden Händen riss Alfons ihr grob den Träger des Kleides von der Schulter und wanderte dort mit seinen Küssen und Bissen hinab, während sich seine rechte Hand weiter zwischen Heidis Schenkeln vorarbeitete und es immer wärmer wurde.
Tatsächlich wurde es regelrecht heiß, aber nicht nur an seiner Hand. Auch im Gesicht brannte es schon richtig und die anfängliche Vermutung, dass lediglich sein kochendes Blut den Weg in die benötigten Regionen suchte, entpuppte sich schnell als unsinnig. Dieselbe Hitze machte sich inzwischen auch auf seinen Armen breit und unter den Stoffen von Hemd und Hose brach ihm der Schweiß aus. Als es dann auch noch anfing zunehmend verbrannt zu riechen, hielt er das erste Mal in seinem Vorpreschen inne und öffnete die Augen. Heidis blaues Kleid glühte in einem flackernden Orange und auch ihre Haut hatte einen deutlich feurigeren Ton angenommen. Ähnliche Farben und hektische Bewegungen nahm er aus den Augenwinkeln wahr und wandte den Blick hinter die Bank zum Hüttenfenster hin.
Seine gerade noch so energisch beschäftigten Hände erschlafften, ähnlich wie sein Unterkiefer und andere Körperteile. Die Augen weiteten sich entsetzt und ehe er sich von der Spiegelung im Fensterglas abwenden konnte, sprang Heidi völlig unvorbereitet und wortlos auf, stieß sich von Alfons ab und stürmte davon. Während er sich nach dem überraschend kräftigen Stoß wieder aufrappelte, hörte er noch die hölzerne Hüttentür ins Schloss fallen – und er hörte es beben, noch einige Momente bevor er es fühlte.
Vor Hitze und vor Angst schwitzend stützte Alfons sich mit beiden Armen auf der Bank auf und hob wie in Zeitlupe den Kopf, um ihn wie Heidi gen Himmel zu recken. Doch er musste den Himmel gar nicht erst nach Sternen absuchen – alles war voll von ihnen. Und sie waren jetzt bereits deutlich näher als er sie je hatte sehen wollen.
Man musste es gar nicht poetisch ausmalen: Der Himmel brannte. Wohin man auch blickte, kein Fleck Schwarz war mehr zu erkennen. Die für diese Nacht angekündigten Sternschnuppen schossen nun in Hunderten auf die Erde herab, zogen lodernde Schweife hinter sich her und spiegelten sich sogar auf den umliegenden Alpen. Und am allerschlimmsten: Sie waren bereits verdammt nah. Tatsächlich waren sie bereits so nah, dass Alfons es weder schaffte zu Ende zu fluchen noch sich vollends einzunässen, bevor der Himmelskörper seinen Platz einnahm und nichts weiter als einen kleinen, stark glühenden Krater übrig ließ, an dessen Rändern das Gras und die Überreste der zerschlagenen Bank Feuer fingen. Überall auf der weiten Alm und in den umliegenden Felswänden fand dasselbe Schauspiel statt. Minutenlang folgte ein Aufschlag dem nächsten. Erde, Holz und Steine flogen kreuz und quer durch die Luft und ein Brandgestank breitete sich aus, der nach keinem Napalmangriff schlimmer hätte ausfallen können.
Und dann war es wieder still.
Kaum hörbar unter der nächtlichen Brise schlugen noch ein paar winzige Flammen um sich, die das Umfeld in leichtes, flackerndes Licht tauchten, doch auch die Sterne waren nun wieder zu sehen und spendeten ihr allabendliches Licht. Keiner von ihnen fehlte. Was auch immer da auf die Erde gefallen war – sie waren es nicht.
»Deiner Landung würde ich allenfalls eine 6,3 geben.« ertönte eine raue Stimme von irgendwo auf der gelöcherten Wiese.
»Achja? So sehr wie du dich verheddert hast, das hätte nicht mal Minotaurus geschafft, wenn er über Ariadnes Faden gestolpert wäre.« hustete jemand anders seinen Konter.
Eine dritte Stimme von weiter weg schaltete sich ein: »Ihr habt euch bei euren Landungen beide nicht mit Ruhm bekleckert. Seid wohl schon ganz schön aus der Übung. Nur gut, dass wir endlich wieder Zuhause-« Der Redner stockte. Vernehmlich wandte er sich mehrfach um und zunehmendes Rascheln ließ vermuten, dass noch Dutzende Andere in der Umgebung es ihm gleichtaten.
»Wo zum Geier sind wir?«
»Was meinst du? Na, auf dem Oly- Hey! Wo zum Geier sind wir?!«
»Das kann doch jetzt nicht euer Ernst sein, oder? Wir haben uns allen Ernstes verflogen?«
»Fairerweise muss man sagen, dass es durchaus eine Weile her ist…«
»Wir haben einen Gott für jeden Quatsch! Wieso ist in all den Jahrtausenden noch nie jemand von euch auf die Idee gekommen einen Navigationsgott zu zeugen?«
Gerade als eine weitere Stimme etwas entgegnen wollte, ließ ein lautes Quietschen sie verstummen. Weiteres Rascheln als sich alle Anwesenden zur Hütte umwandten. Kreidebleich und mit weit aufgerissenen Augen streckte Heidi den Kopf heraus und beäugte fassungslos den alfonsförmigen Krater auf ihrer Veranda.
»Uuh, perfekt! Ich mache mich gleich an die Arbeit!« rief eine lachende Stimme aus der Dunkelheit und ließ Heidi zusammenzucken »In ein paar Tagen kriegst du den besten Navigationsgott, den du dir nur vorstellen kannst.«
Schallendes Gelächter stimmte mit ein.
»Von dir? Die arme Kleine wird tot umfallen, wenn sie ein Kind mit hundert Augen und Tentakeln zur Welt bringt!«
»Das war ein Mal! Und wenigstens wird’s kein Pferd!«
Eine Stimme von zuvor seufzte. »Olymp oder nicht – alles beim Alten.«
Lea betrachtete sich mit nachdenklichem Blick im Spiegel. Es dauerte einige reglose Minuten, bevor sie eine Hand auf ihre linke Brust legte und dann die andere auf die Stelle, an der noch letzte Woche ihre rechte gewesen war. Das Gewebe kaum berührend strich sie über die frische Narbe. Einmal hin. Einmal zurück.
Sie ließ die Arme wieder sinken, drehte sich zur Seite, musterte ihren neuen Körper im Profil und fragte sich, ob sie sich nun darin fremd fühlte. Sie fand darauf keine Antwort, wandte sich mit einem letzten Blick vom Spiegel ab und griff nach dem neuen BH auf der Stuhllehne.
»Hat jeder jetzt ein Referatthema zugeteilt bekommen?« Der Dozent versuchte sich noch ein letztes Mal über das geräuschvolle Stühlerücken und Taschepacken bemerkbar zu machen, die auf das heiß ersehnte Klingeln folgten. »Ich gehe die Liste nächste Woche durch, Leute – heute ist Schweigen also allenfalls Blei und ihr werdet damit untergehen.« Als keiner seiner Studenten reagierte, zuckte er die Achseln, griff ebenfalls nach seiner Tasche und schritt gut gelaunt aus dem kleinen Hörsaal.
»Hey Lea, wir haben dich schon vermisst.« rief Johnny breit grinsend aus und beugte sich über die Stuhllehne zu ihr nach hinten »Alles gut bei dir?«
Lea strich sich freundlich lächelnd eine Strähne langen schwarzen Haares aus dem Gesicht und nickte schüchtern, während sie den Blick abwandte und ihr Unterrichtsmaterial zusammenpackte. »Ja, mir geht es gut. Ich war nur… ich hatte…«
Doch als Lea ins Stocken geriet und den Satz nicht zu beenden wusste, beschloss Johnny, dass es offenbar nicht übermäßig relevant war, was das hübsche junge Mädchen nun war oder hatte – viel wichtiger war schließlich, was es sein und haben würde.
»Die Germanisten schmeißen heute Abend eine Fete auf dem Campus – du bist doch dabei, oder?«
Lea verstaute ihren Füller im dafür vorgesehenen Fach und ließ die Schnallen ihrer schwarzen Ledertasche zuschnappen. Den Blickkontakt für einige Sekunden aufrechterhaltend, zuckte sie nur mit einer Schulter.
»Ich weiß nicht, Johnny, heute bin ich wirklich nicht-«
»-in der Lage mir eine Ausrede auszudenken? Hervorragend. Wir holen dich um Zehn ab. Und bring Brooke mit!« Ohne eine Antwort abzuwarten sprang er auf und lief seinen Jungs hinterher, die den Saal noch vor dem Dozenten verlassen hatten. Um Lea herum taten die anderen Studenten es ihnen gleich, während sie noch etwas überrumpelt die Tasche auf ihrem Schoß umklammerte. Doch dann verging der Moment und ihr entwich ein angenehmes Schmunzeln, das so guttat, dass sie auf dem Weg zum nächsten Seminar Brooke per Textnachricht die neuen Abendpläne aufhalste.
»Habe ich euch heute, an diesem wundervollen Abend, bereits ein Kompliment für euer umwerfendes Outfit ausgesprochen?« lallte Johnny, der sich mit seiner ikonischen, wenn auch etwas abgetragenen College-Jacke zwischen die beiden Frauen quetschte und jeder von ihnen jeweils einen schweren Arm auf die Schultern legte.
»Du weißt doch, von Komplimenten mit Alkoholfahne können wir nie genug bekommen.« flötete Brooke gespielt verführerisch, bevor sie Lea auf der anderen Seite des Sportlers zuzwinkerte. So getrübt Johnnys Sinne aber auch sein mochten, Brooke sah an diesem Abend – wie an jedem anderen mit feierlichem Anlass – wirklich schlichtweg umwerfend aus. Der dunkelblaue Jumpsuit lag ihrem Körper an wie Body Painting und der tiefe diagonal verlaufene Ausschnitt zog nicht nur aufgrund seines außergewöhnlichen Schnitts die Blicke auf sich. Ihre kastanienbraunen Haare waren zu einem irrsinnigen Kunstwerk hochgesteckt und schimmerten rötlich im Schein der Campuslaternen. Nicht minder Kunst war das Laufen auf den hohen Absätzen, deren Klackern bei jedem Schritt zwischen den Universitätsgebäuden hinaufhallte. Overdressed war kein Wort in Brookes Wortschatz.
»Geh doch schon mal vor und bestell deinen umwerfenden und vor allem durstigen Begleitungen zwei Drinks, hm?« schlug sie vor und schob Johnny mit Nachdruck in die richtige Richtung, damit die betäubten Synapsen nicht überfordert wurden.
»Dein Anzug ist wirklich der Hammer, Brooke.« meinte Lea anerkennend und zupfte dabei am Ärmel ihres weiten, aber schicken Pullovers, dessen Designerin gerade anwesend war.
»Oh, danke, Schatz!« lachte Brooke, legte ihrer Freundin den Arm um die Hüfte und drückte ihr dann einen kräftigen Kuss auf die Wange, dessen Spuren sie direkt im Anschluss entschuldigend mit dem Daumen zu entfernen versuchte. »Ich habe ihn gerade heute Mittag fertigbekommen und mir schon den Kopf zerbrochen, wohin ich ihn zuerst ausführen sollte. Deine Nachricht kam also wie gerufen. Auch, wenn ich etwas überrascht war.«
Lea zog die Brauen hoch, doch verstand sogleich als Brooke sie nur mit Nachdruck ansah. Lächelnd schüttelte sie den Kopf und winkte ab: »Mir geht es gut, wirklich. Und du weißt ja, wie Johnny sein kann – ich hatte nicht wirklich eine Wahl.«
»Ach, Schatz – die hättest du, wenn man deine Widerworte mal hören würde. Aber in diesem Fall will ich mich mal nicht beschweren. Einen weiteren Abend mit Netflix und Tinder hätte ich wirklich nicht verkraftet.«
Hinter der nächsten Abbiegung schallte ihnen laute Musik entgegen und zwischen den am Ständer festgeketteten Fahrrädern lag bereits die erste vernehmlich schnarchende Gestalt.
»Eine Germanisten-Party, hast du gesagt?«
»Jupp.«
»Haben die nicht immer diese witzigen Mottos?«
»Jupp.«
»Wie lautet das heutige?«
»Ich glaube, das war… Ey, wer bist Duden?«
Brook verzog verwirrt das Gesicht, bevor der für Wortwitze zuständige Teil ihres Gehirns einsprang. Dann prustete sie los. »Wenn wir heute den Dichter dieser Mottos kennenlernen, kriegt er einen Kuss von mir.«
»Egal wie dicht du bist« zitierte Lea daraufhin den Slogan des letzten Semesters »Goethe war Dichter.«
Beide brachen in herzhaftes Gelächter aus und stürzten sich ins Getümmel. Keiner von ihnen ahnte, dass der kreative Namensgeber der Party bereits mit einer Pedale im Gesicht und einem Arm in den Speichen zur Nachtruhe eingekehrt war.
Der späte Abend und die halbe Nacht verstrichen wie im Flug und es wurde getanzt, getrunken und sich gegenseitig vor baggernden Verehrern geschützt. Doch irgendwann zwang die nachlassende Ausdauer zumindest Lea zum Verschnaufen an einen Tisch mit Hockern in der Ecke des Raums. Amüsiert und fassungslos beobachtete sie ihre unermüdliche Freundin, die mit den bordsteinhohen Pfennigabsätzen unbeirrt über die Tanzfläche schwebte.
Brooke war schon immer so gewesen und Lea liebte sie dafür. Gerade als Kind und Jugendliche hatte sie Brookes leichtfüßiges Gemüt, ebenso wie ihre spontane Unternehmungslust häufig in Schwierigkeiten gebracht, aber – und das musste man ihr besonders hoch anrechnen – sie hatte sie stets auch wieder daraus befreit und im selben Atemzug den nächsten Supergau ausgetüftelt. Lea konnte sich an keinen langweiligen Tag an Brookes Seite erinnern und genauso wenig an einen traurigen. Trauer endete grundsätzlich, wenn Brooke den Raum betrat und somit verlief auch Leas Kindheit, allen Schicksalsschlägen zum Trotz, äußerst ausgelassen und glücklich. Auf sie war Verlass und das war an wenigen Tagen so notwendig gewesen wie an diesem.
»Deine Freundin ist ein ganz schönes Stück Arbeit.«
Lea fuhr erschrocken zusammen und bemerkte erst jetzt die im Schatten am selben Tisch sitzende Gestalt. Ob sie schon die ganze Zeit dort saß oder sich erst gerade niedergelassen hatte, konnte sie nicht sagen.
»Keine Sorge – es ist normal, dass du mich nicht bemerkt hast. Das tut niemand.« Die Gestalt legte ihren Arm auf dem Tisch ab und lehnte sich vor, um den Kopf mit der Hand abzustützen. Dabei kam ein hagerer junger Mann zum Vorschein, dessen breites Brillengestell einen Großteil seines Gesichts verbarg und dessen zerzauste Haare zu chaotisch waren, um eine modische Entscheidung zu sein. Ähnliches galt für sein Outfit. Gelangweilten Blickes beobachtete er das wilde Treiben auf der Tanzfläche und trommelte mit seinen Fingerspitzen auf der Wange herum.
»Entschuldige, ich war nur in Gedanken.« log Lea verlegen und wandte sich zu ihrem Tischnachbarn um »Ich heiße Lea.«
»Hoch erfreut.« entgegnete der Junge in einem das Gegenteil unterstreichenden Tonfall »Warum bist du hier?«
Lea wich verdutzt etwas zurück. Die Frage hatte einen herausfordernden, wenn nicht sogar vorwurfsvollen Unterton und sie wusste beim besten Willen nicht, was für eine Entgegnung ihr Gegenüber darauf erwartete. Eines Blickes würdigte er sie aber nicht, so als wäre ihm die Antwort ohnehin egal. Lea war versucht den komischen Kauz zu ignorieren, doch die vier Worte hatten wirklich einen Nerv getroffen und beschäftigten sie nun. Warum bist du hier? Eine so einfache und so tiefgründige Frage zugleich.
Weil Johnny sie dazu überredet hatte? Weil sie nicht schnell genug reagiert hatte, um abzulehnen? Weil Brooke so begeistert von dem Vorschlag war herzukommen? Weil sie die Ablenkung gerade gut gebrauchen konnte?
Oder weil sie Glück gehabt hatte? Weil sie den Knoten bemerkt und auf ihr unwohles Bauchgefühl gehört hatte? Weil ihr Arzt schnell und richtig reagiert hatte? Weil…
»Brauchst du einen Telefonjoker?«
Leas Gegenüber riss sie aus ihren Gedanken. Als ihr Blick nachdenklich zur Decke gewandert war, hatte das seinen endlich auf sie gezogen – so viel Langeweile und Gleichgültigkeit er auch nach wie vor ausstrahlte. Ratlos sah sie ihm in die Augen. Dann zog sie die Brauen zusammen, runzelte ihre Nase und grinste frech.
»Ich schätze, ich wollte einfach nur einen Whiskey-Cola.«
Schweigend hielt der Junge dem Blick stand, als würde er in ihren Pupillen nach der Wahrheit suchen und kurz bevor Lea sich sicher war, dass er sie jeden Moment finden müsste, wandte er sich schnaubend ab und lehnte sich zurück in den Schatten. »Zu dumm, dass die Germanisten immer nur Rum besorgen und nicht mischen können.«
»Das erklärt auch, warum draußen an den Fahrradständern einer von ihnen rum-liegt.« entgegnete sie stolz. Wenn sie auf einer Party schlechte Wortwitze zum Besten geben durfte, dann auf der Fortsetzung von Natural Born Schillers. Erwartungsvoll blickte sie in den Schatten auf der anderen Tischseite. Lea hatte fest mit einer abfälligen Bemerkung und einem demonstrativen Augenrollen gerechnet, dass das unvermeidliche Lachen kaschieren sollte, doch sie erntete lediglich Schweigen.
Ihr Grinsen verwandelte sich in ein ernstgemeintes Schmollen und mit zusammengekniffenen Augen beugte sie sich über den Tisch. »Na, sag mal, du bist aber ganz schön miesepetrig, was?« Sie stockte.
Sie sprang auf die vom Tanzen schmerzenden Beine, ging um den Tisch herum und erkannte nun im Schatten der Raumecke den leeren Stuhl. Sie blickte sich um, konnte den Jungen mit den zerzausten Haaren und der Brille aber nirgendwo ausmachen – und viel kurioser: Sie konnte sich nicht erklären, wie er unbemerkt aus der Ecke verschwunden sein konnte. Ein wenig an ihrem Geisteszustand oder zumindest an ihrem Alkoholpegel zweifelnd, streckte sie schon die Hand aus, um nachzufühlen, ob die Sitzfläche überhaupt warm war als jemand nach ihren Fingern griff und sie enthusiastisch herumwirbelte.
»Hey Girl!« brüllte Brooke ihr ins Gesicht und zog dabei die Vokale besorgniserregend in die Länge »Was machst du hier? Da drüben spielt die Musik!« Sie zog Lea zurück auf die Tanzfläche und stützte sich gleichzeitig bei ihr ab. »Ist ja ganz reizend von dir, dass du mir das Feld überlassen möchtest, aber mit allen Kerlen werde selbst ich alleine nicht fertig. Ein bisschen Hilfe, bitte?«
Mit gespitzten Lippen, halb geschlossenen Augen und viel zu wenig Abstand starrte Brooke ihrer Freundin schelmisch ins Gesicht.
Lea atmete tief ein und seufzte dann resigniert. Brooke nickte mit der ausladensten Bewegung, die ihre Halswirbel zuließen. Die Antwort reichte ihr vollkommen. Mit Lea im Schlepptau verschwand sie wieder in der tanzenden Menschenmenge, die just in diesem Moment im Chor das frisch aufgelegte nächste Lied begrüßte.
Die zwitschernden, offenkundig gut gelaunten Vögel kündigten bereits den baldigen Sonnenaufgang an als Lea mit Brooke im Arm in die Straße ihrer Wohnung einbog. Wenn sich die Beine der jungen Modedesignerin nicht tatsächlich bewegen würden, hätte Lea darauf geschworen, dass sie bereits vor einer Viertelstunde stehend eingeschlafen war. Kein Wort hatte sie in der Zeit gehört und die Augen waren auch nicht ein einziges Mal geöffnet gewesen. Lea meinte sogar eine ruhigere, schlafähnliche Atmung zu hören. Und dann hörte sie noch etwas, direkt hinter der alten Steinmauer neben ihnen.
Ihren eigenen Atem anhaltend blieb sie stehen und spähte in die tiefschwarzen Büsche hinter der brusthohen Ziegelwand. Die Nacht war windstill und nichts regte sich, aber dennoch spürte Lea, dass etwas da war – ein völlig neues Gefühl für sie, das ihr eiskalt den Rücken hinunterlief. Ihre Augen wanderten wie automatisch langsam über die Schatten der diversen Gewächse, fest davon überzeugt etwas Lebendiges zu verfolgen. Dann drang endlich ein kaum hörbares Rascheln an ihr Ohr, worauf Leas Augen verharrten. Wer oder was auch immer dort im Gebüsch lauerte, es bewegte sich nicht mehr. Es hatte sich verraten und wusste es. Selbst Brooke schien gespannt den Atem anzuhalten, doch dann brach der Schnarcher aus ihr hervor, der im Rachen festgesteckt hatte.
»Komm raus.« befahl Lea mit einer leisen aber nachdrücklichen Stimme, die ihr ebenso fremd war wie die beängstigend ausgeprägte Wahrnehmung.
Nichts passierte. Lea wartete noch einige weitere Augenblicke angespannt, dann lockerten sich endlich wieder ihre Schultern und sie konnte ausatmen. Nervös kicherte sie vor sich hin. Es war spät, sie war müde und obwohl sie nicht viel getrunken hatte, war doch mit Sicherheit noch Alkohol in ihrem Blut. Sie sah in der einsamen Dunkelheit Gespenster – so neu war das Gefühl also gar nicht.
Ein Astknacken durchschnitt die Stille und begleitet von nun deutlich lauterem Blätterrascheln sprang eine dunkle Gestalt mit leuchtend weißen Augen auf die Mauer. Lea hatte ihre Freundin vor Schreck losgelassen und konnte sie noch gerade so auffangen, als sie bereits mit ihrem herunterhängenden Kopf auf Bauchhöhe gerutscht war. Beschämt stellte Lea fest, dass sie sich hinter Brooke versteckte und an ihrer glitzernden Haarspange vorbei zur Mauer schaute. Den Blick fokussierend konnte sie schnell die Silhouette ausmachen und erkannte mit jedem Blick weitere Details.
Es war ein Wiesel. Das helle Fell am Bauch reflektierte das ferne Straßenlaternenlicht und der dunklere Rest ging beinahe nahtlos in die hinter ihm liegende Dunkelheit über. Die unheimlichen völlig weißen Augen waren unverwandt auf sie gerichtet, während das Tier wie ein Erdmännchen auf der Mauer hockte, den Schwanz pendelgleich von Seite zu Seite schwingen ließ und genau wie ein Mensch die kurzen Arme vor der Brust verschränkte.
Lea richtete sich wieder auf und zog die dösende Brooke mit sich nach oben. Die Angst war vollkommen verflogen. So unheimlich die weißen Augen auch sein mochten, Tiere bereiteten ihre keine Angst – sie waren ein größeres Seelenpflaster für Lea als das schwere Mädchen in ihren Armen.
»Hallo, kleiner Kerl.« begrüßte sie ihn mit betont sanfter Stimme, aus der – wie sie hoffte – jeglicher Anflug von Bedrohlichkeit verschwunden war. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
Das Wiesel nickte knapp.
Es hatte genickt. Lea war sich ziemlich sicher. Das Tier vor ihr hatte mit verschränkten Armen genickt und klopfte nun ungeduldig mit einer Hinterpfote auf die Mauer wie ein langsamerer Klopfer aus Bambi. Sie schüttelte energisch den Kopf, um die Reste Alkohol daraus zu vertreiben, die sie offenbar immer noch ein wenig benebelten.
»Ähm… woher kommst du denn?«
Das Wiesel trat zur Seite, blickte über die Schulter nach hinten ins Gebüsch und wandte sich dann wieder ihr zu.
Lea starrte es mit aufgerissenen Augen an.
»Es versteht mich.« hauchte sie fassungslos vor sich hin.
Das Wiesel legte den Kopf schief und hörte auf mit dem Fuß zu klopfen.
»Wartest du auf etwas?« fragte Lea, nachdem sie sich wieder gefasst und kurz überlegt hatte, wie sie dieses höchst interessante und überaus einseitige Gespräch fortführen konnte.
Das Wiesel blickte nachdenklich zum Nachthimmel hinauf, dann schüttelte es kurz angebunden den spitz zulaufenden Kopf. Die runden Ohren zuckten kurz.
»Verfolgst du… uns?«
Ein Laut, der entfernt wie ein verhaltenes Lachen klang, ertönte aus dem Rachen des Tieres. Dann breitete es die kurzen Arme aus und zuckte mit den Schultern. In all den Jahren, die sie nun schon mit Tieren arbeitete hatte sie so etwas noch nie gesehen. Nicht einmal einem Äffchen konnte man solche Tricks beibringen. Die Verwunderung wich langsam aber sicher einem lodernd aufflammenden beruflichen und persönlichen Interesse.
Sie kam sich dumm dabei vor, aber dennoch fragte sie höflich: »Möchtest du… mit rauf kommen?«
Wieder dieser Lachlaut, dieses Mal allerdings lauter. Das Wiesel ließ sich zur Seite fallen und landete mit den Vorderpfoten auf der Mauer, bevor es eleganter als jede Katze über die Ziegel stolzierte und Eins mit dem Schatten wurde. Beinahe vergaß sie erneut Brooke an ihrer Seite als sie nach vorne schnellte, um dem Tier hinterherzujagen. Ihre Freundin hatte die Ruhepause genutzt, um noch tiefer ins Koma zu fallen und bewegte ihre Beine nun so gut wie gar nicht mehr aus eigenem Antrieb. Mühsam zerrte Lea sie weiter den Weg entlang, in die dunkle Nacht spähend, doch nach ein paar Metern endete die Mauer und von dem Wiesel war keine Spur zu sehen.
Das zuvor entweder ausgeblendete oder tatsächlich verstummte Vogelgezwitscher setzte wieder ein und passend dazu kündigte die Sonne am Horizont einen neuen Tag an. Im gewonnenen Licht ließ Lea noch einmal sorgfältig den Blick über das leere Grundstück, über die Vorgärten, die Bürgersteige und die Straße gleiten, doch es war weg. Im Schatten verschwunden.
Das Wiesel mit dem Brillenmuster um die Augen und dem chaotisch zerzausten Fell auf dem Kopf.
Brooke presste sich leidvoll stöhnend eine Armladung Kissen auf den Kopf, um das laute Mahlen der elektrischen Kaffeemühle zu dämpfen, die sie aus dem tiefen Schlaf gerissen hatte. Von sich selbst angewidert rückte sie von der kalten Stelle weg, die sie in der kurzen Nacht mit Speichel getränkt hatte.
Das laute Dröhnen verstummte und vorsichtig lockerte Brooke den Druck auf die Kissen. Kurz bevor sie wieder ins Reich der Träume einkehrte, ließ das Geräusch von gut gefülltem Porzellan auf Holz direkt neben ihr sie erneut aufschrecken. Sie wollte ihr schrecklich unruhiges Umfeld ausblenden und ignorieren, aber der Duft, der sich zwischen den Kissen hindurch in ihre Nase schob, hielt sie bei Bewusstsein. Allen Anstrengungen zum Trotz konnte sie nun nicht mehr einschlafen. Wütend schleuderte sie sämtliche Kissen von sich und setzte sich auf, um nach dem frischen Kaffee auf dem Nachtisch zu greifen.
»Guten Morgen, Sonnenschein.« rief Lea im Vorbeihuschen aus dem Flur. Brooke antwortete mit einem wortlosen aber unmissverständlichen Grummeln.
»Ich muss jetzt los, aber du kannst gerne bleiben.« bot sie ihrer Freundin an und schlüpfte in eine ausgefallen geschnittene Jeansjacke mit markantem Stehkragen.
»Das ist ein Brooke-Couture!« kam es aus dem Bett gerufen und der unermüdlich Achten drehende Zeigefinger deutete auf das Kleidungsstück. Lea griff nach dem Saum links und rechts vom offenen Reißverschluss, zog die Jacke mit ausgebreiteten Armen auf und drehte sich mit wehendem Haar um die eigene Achse.
»Mein Lieblings-Brooke-Couture sogar.«
Brooke winkte ab und schlürfte von ihrem heißen Kaffee. »Das alte Ding. Damals wusste ich noch nicht mal auf welcher Seite einer Nähmaschine man sitzt.«
»Ich finde, das spricht nur für dein Talent.« konterte Lea und streckte ihr verspielt die Zunge heraus. »Vergiss nachher nicht die Tür zuzuziehen.«
»Nicht nötig – ich werde dieses flauschige Rechteck heute unter gar keinen Umständen verlassen.« meinte Brooke und fischte mit der freien Hand nach einem der heruntergestoßenen Kissen.
»Mir ist das recht« rief Lea von der Wohnungstür »aber ich glaube, du hast heute in deinem Design-Seminar Abgabe. Viel Glück!« Breit grinsend lauschte sie noch dem mitleiderregenden Stöhnen der aufkeimenden Erinnerung und ließ dann die Tür ins Schloss fallen.
Was auch immer am Ende der vergangenen Nacht passiert oder nicht passiert war (darüber war sie sich immer noch nicht vollends im Klaren), sie war froh und dankbar, dass sie das Haus verlassen hatte. Obgleich sie deutlich zu wenig Schlaf gehabt hatte, ging es ihr so gut wie seit einem Monat nicht mehr. Sie war mit einem strahlenden Lächeln aufgewacht, leichtfüßig durch die Wohnung gesprungen, hatte sich singend die Haare gewaschen (Journey – Don’t Stop Believin‘) und beim Anziehen des BHs vor dem Spiegel nicht einmal gezögert oder innegehalten. Auch ihr Lächeln war nicht versiegt.
Sie war sich nicht sicher, welcher Moment dieser Nacht ausschlaggebend dafür gewesen war, aber mit dem Aufschlagen der Augen hatte sich eine Erkenntnis in ihr breitgemacht, die vielleicht Brooke und Johnny zu verdanken war, vielleicht dem merkwürdigen Jungen am Tisch neben der Tanzfläche oder dem noch viel merkwürdigeren Wiesel auf der Mauer. Vielleicht hatten sie auch alle ihren Teil dazu beigetragen und Lea geholfen die Teile zusammenzufügen.
Mit großen, eiligen Schritten ihrer langen Beine erreichte sie im Handumdrehen das Ende der Straße und bog in den dort beginnenden Park ein. Strahlend winkte sie dem älteren Herrn auf einer Parkbank zu, der sich dort von seinem Morgenspaziergang erholte und den Gruß freundlich erwiderte. Ein Stück weiter huschte ein Eichhörnchen über den Weg und mit flinken Spiralbewegungen einen Ahornbaum hinauf. Von einem Ast aus blickte es der munter pfeifenden Frau hinterher (Don’t Stop Belieeevin‘), die erkannt hatte, dass das Leben ihr eine zweite Chance gegeben und noch so viel mehr zu bieten hatte.
Sie ahnte noch nicht, wie Recht sie damit hatte.
Der Tierpark, in dem Lea neben dem Studium arbeitete, lag von Bäumen umgeben am Rande eines Waldes. Sie tauschte ein paar Worte mit der älteren Dame im Kassenhäuschen und schlüpfte dann voller Tatendrang durch den Mitarbeitereingang ins Innere des Parks. Immer noch pfeifend verstaute sie ihre Tasche im Spint und hielt kurz inne, als sie die ausgedruckten Bilder einer Immobilienanzeige sah, die bereits seit Monaten auf der Innenseite der Tür klebten. Das Gebäude war zwar alt, aber wunderschön – zumindest in Leas Vorstellung, in der es wieder komplett in Schuss gebracht wurde. Das Dach mit neuen Ziegeln und einer Solaranlage, schönen bodentiefen Fenstern in den beiden Gauben. Die geradezu antike hölzerne Doppeltür am Eingang frisch restauriert und gestrichen, genauso wie die wunderbar altmodischen Fensterläden. Die aktuell noch bröckelnde Fassade in einem auffälligen und einladenden Himmelblau gestrichen, der Weg von der breiten Einfahrt zur Haustür mit kleinen Natursteinen in kunstvollem Mosaik gepflastert, das eine richtige Geschichte erzählen konnte. Am liebsten träumte sie aber von der riesigen, einen kleinen Hügel hinaufführenden Wiese hinter dem Haus, die Platz genug bot für großflächige Ausläufe mit sämtlichen bedürftigen Tieren darin, die sie sich nur vorstellen konnte. Die alte Scheune mit dem eingestürzten Dach müsste man abreißen, aber man könnte wunderbare Schlafplätze an ihre Stelle setzen – vielleicht sogar mit dem einen oder anderen Element der Scheune als charaktervolle Dekoration. Zwischen den Pinienbäumen auf dem Hügel wäre genug Platz für mehrere riesige Außenkäfige, in denen sich Vögel oder Wildtiere mehr als wohlfühlen würden, die auf ihre Auswilderung warteten.
Alle paar Wochen warf Lea mit zusammengekrampften Magen einen Blick auf die Immobilienseite im Internet und stellte bisher jedes Mal erleichtert fest, dass der alte Hof noch immer keinen Käufer gefunden hatte. Es war eine Träumerei, das war ihr durchaus bewusst – allein der Kaufpreis überstieg sämtliche Mittel, die sie in ihrem ganzen Leben zusammengenommen besessen hatte, von den Renovierungen und laufenden Kosten ganz zu schweigen. Aber das Träumen tat gut und gab ihr etwas, an das sie sich klammern konnte. Ein Ziel, auf das es sich lohnte hinzuarbeiten. Sie wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn die Anzeige irgendwann verschwand. Wahrscheinlich würde es ihr Traum dann auch.
Doch für derartig negative Gedanken war neben ihrem wiedergefundenen Lebensmut kein Platz, also warf sie ihre Tierparkjacke über, schlüpfte in die kniehohen Gummistiefel und schloss den Spint hinter sich, bevor sie das Gebäude verließ. Im Vorbeigehen schaute sie bei den Ziegen nach dem Rechten und grüßte überschwänglich die Otter, die mit im Wasser plantschenden Schwänzen zurückwinkten. Im Kleintierhaus sah sie bei den Meerschweinchen nach dem Rechten und vergewisserte sich, dass das zuvor erkrankte Stachelschwein wieder zu Kräften kam. Durch eine versteckte Hintertür betrat sie dann schließlich die kleine Pferdekoppel, die zu ihrem Arbeitsbereich gehörte. Mit Schubkarre und Schaufel entfernte sie die überall herumliegenden Pferdeäpfel, füllte die Futtertröge nach und gab den drei freudig angetrabt kommenden Stuten ein paar extra Leckereien in Form von Apfelhälften und Möhren. Lea redete sanft auf sie ein und bürstete ihr Fell, was sie mindestens genauso genossen wie das schmackhafte Futter.
Sie legte die Bürste gerade am Hals des zweiten Tiers an als eine aufgeregte Stimme über die Koppel schallte: »Lea, Gott sei Dank, du bist schon da!«
Sie warf einen Blick über die Schulter und erblickte am hohen Zaun im Besucherbereich die Geschäftsführerin Esther, die auf die unterste Holzlatte klettern musste, um überhaupt hinüberblicken zu können. Lea lächelte und wollte ihr gerade zuwinken, als sie den entgeisterten Gesichtsausdruck ihrer Chefin bemerkte. Hastig legte sie die Bürste weg und lief zum Rand der Koppel.
»Doktor Müllers Wagen steckt in einer Totalsperrung auf der Autobahn fest – wir brauchen dich!« sagte Esther außer Atem und sprang schon wieder vom Zaun herab »Lady bekommt ihr Junges!«
Lady war das arrogante Lama-Weibchen, das aufgrund ihrer hochnäsigen Art zum inoffiziellen Maskottchen des Tierparks geworden war. Das wusste Lea ebenso gut, wie dass sie noch keine zertifizierte Veterinärin war. Hastig kletterte sie mühsam über den Zaun, um Esther nicht aus den Augen zu verlieren.
»Ich bin noch mitten im Studium, Esther! Ich kann doch nicht-«
»Ach, papperlapapp! Du brauchst doch nur noch ein Semester, oder?« winkte die Leiterin ab und huschte erstaunlich schnell mit ihren kurzen Beinen an verdutzt dreinschauenden Besuchern vorbei »Damit weißt du wahrscheinlich schon doppelt so viel wie jeder alte Tierarzt bereits wieder vergessen hat. So oder so: Du bist die Einzige, Kindchen. Ich würd’s ja selber machen, aber mit meiner Ausbildung könnte ich höchstens Ladys Steuererklärung zur Welt bringen.«
Ohne, dass Lea zu Wort kommen konnte, erreichten sie das Lamagehege, Esther öffnete das Tor und schob ihre Mitarbeiterin hinein. Ermunternd klopfte sie ihr noch kurz auf den Rücken, bevor sie das Tor wieder schloss. »Mach dir keine Sorgen, das wird schon. Die Natur findet immer einen Weg.«
Eine interessante Weisheit. Allerdings keine, die sie in ihrem Studium behandelt hatte. Mit leicht zittrigen Händen und unnötig kleinen Schritten marschierte Lea auf den Stall zu.
»Wenn du noch länger brauchst, schiebt einer dieser Lustböcke Lady noch einen Braten hinterher!« rief Esther und nickte zu den teilnahmslos kauenden Lamas am Zaun hinüber. Ein gewisses Amüsement war deutlich aus ihrer Stimme herauszuhören.
So unangenehm der Geruch in dieser Ecke des Parks auch war, atmete Lea tief ein, nickte ganz für sich selbst und lief dann eilig durch die nur angelehnte Tür in den Stall, wo bereits messbare Aufregung herrschte. Zwei weitere Tierpfleger hockten neben der auf allen Vieren knienden Lady, die nervös mit dem Kopf schwankte und immer wieder schaurige Schmerzlaute von sich gab. Lea wusste sofort, dass etwas nicht stimmte – eine Lama-Geburt war in der Regel ein ganz unkompliziertes und vor allem ruhiges Ereignis, das üblicherweise nicht einmal die Anwesenheit eines Tierarztes erforderte.
»Ich glaube, es hat sich irgendwo verfangen.« quietschte die junge Tierpflegerin, die sich mit kreidebleichem Gesicht an die Wand drückte und sichtlich überfordert war. Ihr Kollege Mike war als Tierpark-Urgestein glücklicherweise gefasster und reichte Lea ohne Umschweife die Packung mit den Gummihandschuhen, bevor er loszog, um weitere Utensilien zu besorgen, die möglicherweise von Nutzen sein konnten.
Das leidende Tier sehend fiel augenblicklich sämtliche Angst und Besorgnis von Lea ab, die sich routiniert die langen Handschuhe überstreifte und sich einen Eindruck von der Situation machte. So wenig Hilfe sie darüber hinaus auch war, die andere Tierpflegerin schien recht zu haben – neben dem Kopf des Jungtiers ragte nur ein Bein aus Lady heraus. Üblicherweise erblickten die im Duett das Licht der Welt. Lea nickte sich wieder selbst zu. Das war keine reibungslose Geburt, aber auch kein Weltuntergang. Etwas Derartiges musste sie bereits im Praxisunterricht bewältigen – zwar nicht bei einem Lama, aber doch bei einem nicht allzu entfernten Verwandten.
Lea ging noch ein letztes Mal um das Tier herum, legte ihm beruhigend die Hand auf den Hals und strich in langsamen Bewegungen das Fell glatt. »Mach dir keine Sorgen, Lady, das ist alles weit weniger schlimm als es sich jetzt gerade noch anfühlt.« Das Lama stellte die unruhigen Kopfbewegungen ein und öffnete die zusammengekniffenen Augen, um Lea anzusehen. »Deinem Kleinen und dir wird es gut gehen, das verspreche ich dir. Und in einer Stunde hast du schon wieder deine blendende Figur zurück. Aber du musst mir versprechen, jetzt die Zähne zusammenzubeißen und stark zu sein, ja?«
Lady nickte und ließ demonstrativ ihre Zähne zuschnappen. Verdutzt hob Lea die Brauen und fragte sich, was da gerade passiert war, doch das Wimmern der jungen Tierpflegerin an der Wand riss sie aus den Gedanken und als Mike mit Handtüchern und einem Eimer warmen Wasser zurückkehrte machte sie sich an die Arbeit.
»Es ist wirklich schade, dass das Cria ein Männchen ist – ich hätte es wirklich gerne nach dir benannt.« meinte Esther und legte der verschwitzten Lea einen Arm um die Schultern, während die sich die Gummihandschuhe abstreifte. »Was hältst du stattdessen von Leon? Close enough?«
»Cria? Aber es ist doch ein Lama?« kam es kleinlaut von hinter ihnen, wo gerade die junge Tierpflegerin aus dem Stall torkelte und schlimmer aussah als Lea und das Muttertier zusammengenommen. Esther warf ihr über die Schulter einen missbilligenden Blick zu.
»Und wie heißen Lama-Jungtiere?«
Das Mädchen zögerte. »Babys?«
»Sie ist die Nichte meines Mannes. Ihre Anwesenheit hier ist eng verwoben mit unserem Haussegen.« gestand die Parkleiterin Lea mit nicht ausreichend gesenkter Stimme. »Ich bin stolz auf dich, Kindchen. Das sollten wir nachher gebührend feiern. Und jetzt an die Arbeit.«
Erneut schickte sie ihre Mitarbeiterin mit einem beherzten Rückenklopfer in Richtung ihrer nächsten Aufgabe. Mit einem gespielt empörten Blick wandte Lea sich um, doch Esther schlenderte bereits davon und machte Grimassen vor einem Kleinkind auf den Schultern seines Vaters. Schmunzelnd und sich den Schweiß von der Stirn wischend entsorgte sie die Handschuhe im nächsten Mülleimer und kehrte zur Pferdekoppel zurück, um ihre Arbeit dort zu beenden.
Jeden Muskel in ihrem Rücken merkend, streckte Lea sich genüsslich und musterte zufrieden die bis unter die Decke aufgestapelten Heuballen und Futtersäcke, die sie über die letzten zwei Stunden ins Lagerhaus getragen hatte. Brooke verfluchte ihre ausgeprägten Muskeln jedes Mal, wenn sie ein neues Design an ihr ausprobieren wollte und feststellte, dass ihre eleganten Kleider und Tops für ein schmaleres Kreuz genäht wurden.
Esther hatte sich vor einer Weile bereits entschuldigt und die Baby Shower Party auf unbestimmte Zeit vertagt – die Ereignisse im Stall hatten den Magen der Nichte ihres Mannes eingeholt und Esther musste sie dringend heimbringen, um die Sanitäranlagen des Parks zu schützen.
Die letzten Besucher waren bereits vor einer halben Stunde von einer Durchsage aus dem Park gebeten worden und entsprechend würde das Eingangstor wohl gerade geschlossen werden. Ein letzter Kontrollgang entlang der ihr zugeteilten Gehege und dann hieß es auch für sie Feierabend – und nach der kurzen Nacht zweifelsohne ein baldiges Schlafengehen an diesem Abend.
Die Pferde grasten noch im hinteren Teil der Koppel, die Ziegen hatten sich bereits zum größten Teil in ihren Stall zurückgezogen. Auch von den Kleintieren war kaum noch eins aktiv und das Stachelschwein schlief friedlich unter seiner Wärmelampe, was Lea besonders erfreute. Ihre Arme in alle Richtungen dehnend machte sie halt am einzigen Raubtiergehege des Parks. Fleischfresser waren nicht gerade lukrativ für einen so kleinen Park – sie brauchten trotz sehr geringer Zahl ein sehr großes Gehege und waren nur zur Futterzeit wirklich aktiv, während sie sich davor und danach meist zum Dösen in irgendein Versteck zurückzogen und dem Besucher den Eindruck eines leeren Auslaufs vermittelten. Lea warf aber immer gerne kurz vor Feierabend einen Blick hinein, weil die beiden Wölfe dann meist am Wassergraben entlangpirschten als wüssten sie, dass die ganzen nervigen Schaulustigen verschwunden waren. Heute sah sie nur einen von ihnen, aber es war ihr Liebling. Jacob hatte herrliches weißgraues Fell, durch das sie nur zu gerne mal ihre Hand fahren würde. Der hübsche Kopf war meist stolz erhoben und die spitzen Ohren lauschten immer nach Geräuschen im Unterholz. Trotz dem Aufwachsen in Gefangenschaft hatten diese Tiere ihre Jagdinstinkte nicht verloren und Lea faszinierte das ungemein. Jacob bemerkte sie, hielt inne und sah zum Geländer hinter dem Wassergraben hinauf, an dem sie lehnte und ihm zulächelte.
»Du wärest gerne da draußen, was?« rief sie ihm zu und seufzte traurig. Das Gehege musternd nickte sie zu einem tellergroßen Stein hinüber, der inmitten des Wassergrabens aus der Oberfläche hervorschaute. Eine kleine Bronzeschildkröte klebte an der Seite und präsentierte sich als zweifelhafte Dekoration. »Wenn du ein Zirkuswolf wärest, dann würdest du es bestimmt schaffen mit etwas Anlauf auf diesen Stein zu springen, dich mit einem Satz kräftig von der Wand da vorne abzustoßen und genau hier übers Geländer zu segeln. Dann wärest du da draußen schon ein gehöriges Stück näher.«
Weiterhin traurig lächelnd legte sie ihren Ellbogen auf dem Geländer und ihren Kopf in der Handfläche ab. Der Wolf löste endlich seinen Blick von ihr und wandte sich dem Wassergraben zu – einer ganz bestimmten Stelle davon. Neugierig folgte Lea seinem Blick und erwartete auf dem Wasser eine Ente entlangschwimmen zu sehen, doch da war nichts. Nichts, mit Ausnahme des Steins. Lea richtete sich auf, als der Wolf nun die Wand und anschließend das Geländer betrachtete. Er hatte den Kopf schiefgelegt, so als würde er intensiv über die ihm dargebotene Möglichkeit nachdenken. Doch dann wandte er sich ab und schlenderte wieder tiefer ins Gehege hinein. Lea atmete erleichtert aus. Es war furchtbar albern, aber nachdem bereits das Wiesel und Lady so sonderbar auf ihre Worte reagiert hatten, war sie ein wenig verunsichert. Dass der Wolf sich nun auf der Stelle umdrehte, in Angriffsposition überging und den Stein im Wasser anvisierte, trug nicht zur Besserung dieses Umstandes bei.
»Hey, hey, hey! Ruhig, Junge, ganz ruhig!« rief sie ihm zu und wedelte wild mit den Armen, um Jacobs Aufmerksamkeit wieder auf sie zu ziehen. »Was hältst du von einem saftigen Stück Steak? Du hattest deine Ration zwar schon, aber wir wollen mal nicht so sein, was? Die Chefin ist nicht mehr da, also bin ich mir sicher-«
Entweder interessierte den Wolf eine zusätzliche Futterration herzlich wenig oder er war inzwischen schon so fokussiert, dass Leas Worte einfach ungehört an ihm abprallten. So oder so streckte er die Vorderläufe und zog den Kopf ein. Für ein paar lange Sekunden stand die Zeit still. Dann schnellte er wie ein Kanonengeschoss vor und rannte als hätte er den saftigsten Hasen seines Lebens gewittert – nur, dass es eher eine Schildkröte war.
»Bitte bleib stehen!« rief Lea panisch und umklammerte das Geländer bis die Farbe genauso aus ihren Knöcheln wie aus ihrem Gesicht wich. Doch auch davon ließ Jacob sich nicht beeindrucken. Er preschte das Ufer hinunter und keinen Zentimeter, bevor seine Krallen das Wasser berührt hätten, stieß er sich mit aller Kraft vom Boden ab und segelte wie ein weißer Blitz durch die Luft. Die nächsten Bewegungen nahmen kaum zwei Sekunden in Anspruch, aber Lea sah sie in panischer Zeitlupe. Jacobs Vorderpfoten landeten eng beieinander direkt neben der Schildkrötenfigur und mit geradezu unnatürlich gebeugtem Rücken fanden auch seine Hinterläufe noch auf dem Stein Platz. Bevor der Schwung seiner Landung ihn vornüber ins Wasser befördern konnte, stieß der Wolf sich bereits ein zweites Mal ab und flog nun auf die Wand zu, von der Lea nur Augenblicke zuvor gesprochen hatte. Die vorderen Klauen fanden genug Halt an der glatten Betonwand, um sich ein gutes Stück hinaufzuziehen, bevor die hinteren Pfoten landeten und er sich damit – genau wie beim Stein – sofort wieder mit aller Kraft abstieß. Besonders die darauffolgende Bewegung war ein wahres Spektakel in Zeitlupe: Der Wolf streckte sich zu seiner vollen Länge, die Vorderläufe nach vorne und die hinteren parallel zu seinem Schwanz und drehte sich dabei um die eigene Achse. Rotierend flog er auf den oberen Rand des Geländers zu, das im rechten Winkel zur Wand verlief und Leas verzweifelte Rufe verstummten vollends als sie sah, dass lediglich das Fell seines Bauchs die Metallstange streifte. Beinahe geräuschlos setzte er an einer Stelle auf, an der eine Stunde zuvor wahrscheinlich noch ein enttäuschter Junge vergeblich mit seinem Vater nach den versprochenen Wölfen Ausschau gehalten hatte. Er lief einmal langsam im Kreis, warf einen Blick durch die Geländerstäbe zurück in sein bisheriges Zuhause und richtete seine intelligenten Augen dann auf die nur wenige Meter weiter stehende Lea, die sich immer noch verkrampft an der Brüstung festklammerte.
»Lea, ich habe dich schreien gehört. Ist alles in Ord-«
Mike bog rennend um die Ecke und kam dann schlitternd zum Stehen als er das große Tier zwischen sich und seiner Kollegin bemerkte, das sich ihm mit zusammengekniffenen Augen zuwandte. Die Lefzen wanderten nach oben und entblößten lange, scharfe Fangzähne, die begleitet wurden vom bedrohlichsten Knurren, das der Tierpark je gehört hatte.
»So-soll ich rennen?« stammelte Mike mit vor Panik bebender Stimme. Dass er seine Instinkte in dieser Situation in Frage stellte, verdiente Hochachtung. Lea ging fieberhaft sämtliche Informationen in ihrem Kopf durch, die sie auf die Schnelle über Wölfe abrufen konnte. Was wurde für ein Aufeinandertreffen mit Wölfen empfohlen? Und trafen Textbücher überhaupt auf dieses Exemplar zu? Lea war sich sicher, dass kein Experte die gerade beobachtete Akrobatiknummer für möglich gehalten hätte.
»Mach dich groß und klatsch laut in die Hände. Ruf irgendwas, um ihn zu verscheuchen. Geh dabei langsam zur Seite, um ihm Raum zum Vorbeilaufen zu lassen.« sagte Lea ohne die Stimme unnötig zu heben.
Mike schluckte sichtbar, nickte aber. Er streckte die Wirbelsäule und schlug die schwitzigen Hände laut zusammen. »Verschwinde einfach und tu mir nichts!« brüllte er mit einer Stimme, die ruhig etwas fester hätte sein können. Mit Bewegungen, die Lea nicht in Zeitlupe erschienen, sondern tatsächlich so langsam waren, schob er sich ganz an den Rand des Weges und drückte sich in die Äste der dichten Hecke hinein.
Der Wolf jedoch ließ ihn nicht aus den Augen und auch das Knurren nahm nicht ab – ganz im Gegenteil: Das Klatschen und Rufen schien ihn genauso wenig zu beeindrucken wie Mikes ausgestreckte 1,85m, es reizte ihn eher noch mehr. Lea bemerkte erschrocken, wie Jacob die Vorderläufe streckte und den Kopf einzog. Sämtliche Muskeln in seinem Körper spannten sich an.
»NICHT!« schrie sie und ehe sie sich versah hatte sie bereits zwei große Schritte auf das Tier zugemacht. Nur ein weiterer und sie könnte endlich die Hand durch das lange weiße Fell fahren lassen. Zur Überraschung beider Tierpfleger entspannte der Wolf sich etwas und blickte nach hinten zu Lea. Seine Zähne versteckte er dafür wieder.
»Tu Mike bitte nichts.« flehte sie verzweifelt »Er hat schon so vielen Tieren geholfen, die ohne ihn gestorben wären. Er ist ihr Freund. Er ist dein Freund.«
Mikes Gesicht ließ vermuten, dass ihm nichts ferner läge als Freundschaft mit diesem Zähnefletscher zu schließen, aber die gesamte Aufmerksamkeit des Wolfs weilte auf Lea. Er hatte sich inzwischen mit dem gesamten Körper zu ihr umgewandt und als sie keine Anstalten machte zurückzuweichen, setzte er sich sogar hin. Immer noch wachsam und mit stolzem, erhobenem Haupt, aber so ungefährlich wie ein Wolf allenfalls beim Schlafen wirken kann. Lea atmete tief ein und sank dann auf ein Knie auf seine Augenhöhe hinab.
»Das war wirklich beeindruckend, was du da vorhin geleistet hast. Ich denke nicht, dass mir das jemals irgendwer glauben würde.« sprach sie klar und deutlich aber leise genug, dass der festgefrorene Mike sie nicht verstehen konnte. Auch wenn der sich gerade wahrscheinlich vollkommen darauf konzentrierte seine Blase nicht zu entleeren, wollte sie nicht vor ihm wie eine Verrückte dastehen, die mit einem Tier diskutierte.
»Also… was hast du jetzt vor? Willst du dorthin?« fragte Lea und deutete zum Wald hinter dem Wolfgehege hin. Jacob folgte ihrem Finger und legte wieder den Kopf zum Überlegen schräg. Dann wandte er sich wieder ihr zu und seine Zähne blitzten auf. Dieses Mal allerdings nicht in einem bedrohlichen Knurren, sondern vielmehr in einem fröhlichen Lächeln, dem auch noch eine heraushängende Zunge und ein über den Boden wedelnder Schwanz folgte.
»Aber du hast dein ganzes Leben hier drin verbracht… meinst du, du würdest da draußen ganz alleine klarkommen? Ohne Fütterung, ohne alles?«
Zur Antwort zuckten seine Ohren und aus der Hecke kam eine kleine Maus herausgehuscht, die schnurrgerade über den Weg eilte. Jacobs Pfote schoss schneller nach vorne als Lea gucken konnte und als sie hinabsah hielt er mit seiner Wolfskralle den kleinen Nager gefangen, der sich entweder totstellte oder tatsächlich tot war. Doch als er sichergestellt hatte, dass Lea ihre Antwort bekommen hatte, hob er die Pfote wieder und sofort flitzte die Maus außer Sichtweite.
»Okay, das sollte dir also keine Probleme bereiten« meinte Lea beeindruckt »Und mit deinen Kletterfähigkeiten könntest du sogar Eichhörnchen jagen. Aber was ist mit denen, die dich jagen werden? Selbst wenn wir dich aus dem Park lassen – die Stadt wird dich nicht einfach frei herumlaufen lassen. Sie werden versuchen dich wieder einzufangen und wenn du dich zu sehr wehrst, dann werden sie…«
Der Wolf erhob sich, plusterte seinen Brustkorb auf und ließ dann ein markerschütterndes aber wunderschönes Heulen in den Wald hinaus. Ein herausfordernder Ruf, der sagte »Kommt doch und holt mich!«. Ein Ruf der sagte, dass auch ein kurzes Dasein in Freiheit es wert wäre, gelebt zu werden. Ein Ruf der sagte, dass das Leben doch mehr zu bieten haben müsste.
»Was sagen wir Esther und den Behörden?« fragte Mike und blickte zusammen mit Lea an seiner Seite in den Wald hinein. Sie standen beide vor dem Mitarbeitereingang zum Park und konnten das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder aufatmen.
»Für wie wahrscheinlich hältst du es, dass sie uns die Wahrheit abkaufen?« entgegnete Lea müde lächelnd und hielt zwischen den Baumstämmen Ausschau nach aufblitzendem grauen Fell. Mike legte ihr kurz seine Hand auf die Schulter, dann machte er kehrt und ging zum Kassenhäuschen, um das unvermeidliche Telefonat zu tätigen.
»Was, um Gottes Willen, passiert hier nur?« flüsterte Lea kopfschüttelnd und umklammerte ihre eigenen Arme. Sie hatte dabei nicht einmal den Anflug einer Ahnung, dass ihre Aussage den Nagel auf den Kopf traf – und noch weit weniger Ahnung hatte sie davon, dem Willen welchen Gottes sie auf den Leim gegangen war.
Hatschi!
Verzeihung, da muss wohl gerade jemand über mich geredet haben. Darf ich mich vorstellen? Ihr kennt mich vielleicht aus Geschichten wie Der Bezwinger des Riesen Argos, Der Verkuppler des Zeus oder Berater des Perseus. Vielleicht habt ihr aber auch von mir gehört als Führer aus der Unterwelt und schnellem Blitz am Himmel. Mal eben nach dem Nachmittagstee habe ich irgendwann auch mal Odysseus ganz beiläufig nebenher gerettet und dann locker flockig 500 Kilo gestemmt. Mit einer Hand versteht sich – die andere brauchte ich, um einen teumessischen Fuchs aus einem Baum zu retten.
Hi, ich bin Hermes, Götterbote des Olymps und selbst zuständig für eine wahrhaft unfassbare Vielzahl an ungemein wichtigen Bereichen. Ich bin Schutzgott der Reisenden, Kaufleute, Hirten und des Verkehrs (wenn ihr versteht, was ich meine) und darüber hinaus noch Gott der Redekunst (wie euch zweifelsohne bereits aufgefallen sein wird), der Diebe (wobei ich selbst natürlich ausschließlich Herzen stehle) sowie der Gymnastik (die zwangsläufig darauf folgt).
Und das vorhin war natürlich nur ein Scherz – ich habe absolut nicht das Geringste zu tun mit all den mysteriösen, unerklärbaren Geschehnissen, die diesem armen Menschen dort unten wiederfahren – Ehrenwort! Ich war nur rein zufällig gerade in der Nähe, um ihr Flüstern hören zu können.
Ich kann die Kleine wirklich verstehen – an ihrer Stelle würde ich mich auch fragen, was gerade nur passierte. Und direkt im Anschluss würde ich wieder zum üblichen Tagesprogramm der Selbstbeweihräucherung zurückkehren und mir überlegen, wie ich es schaffen könnte, in diesem zerbrechlichen Menschenkörper mit einer Hand eine halbe Tonne zu stemmen.
Fairerweise muss man sagen, dass sich in den letzten Tagen eine Menge Menschen dieselbe Frage gestellt haben und das zweifelsohne noch die eine oder andere Woche so weitergehen wird. Ich find’s zum Kotzen! Vater und der Rest der alten Spaßbacken haben sich wieder mal irgendein hirnverbranntes Spielchen gegen ihre Langeweile ausgedacht und wer hat damit – wie immer – die meiste Arbeit? Der allseits beliebte, gutaussehende und charmante Götterbote Hermes.
Ich meine, wir hatten noch nicht mal die Zeit gefunden nach Hause zu kommen – also wirklich nach Hause. Zurück auf der Erde zu sein war schon mal ein super Anfang (es gibt in diesem Universum keinen spaßigeren Ort, vertraut mir), aber der Olymp! Das gute alte Griechenland! Weiße Marmorsäulen, eine frische Meeresbrise und Zatziki! Nostalgisch ist neben mir aber offenbar niemand geworden. Meine Brüder, Schwestern, meine Eltern, Cousins und Cousinen und der Rest des vollkommen unübersichtlich verzweigten Stammbaums haben es sich gleich auf Ort und Stelle gemütlich gemacht und einfach einen neuen Olymp gegründet. Ist das zu fassen? Einen neuen Olymp! Das ist so als wenn ein Taxifahrer euch zu eurer schicken Penthouse-Wohnung mit Panoramablick bringen sollte, euch dann aber an einer Hundewiese im Ghetto rauslässt und ihr euch denkt: »Hm, auch schön. Dann lebe ich jetzt hier.« Unfassbar, wirklich.
Ein bisschen kann ich sie aber auch verstehen (das muss aber unter uns bleiben). Viele von ihnen haben sich beim letzten Mal nicht übermäßig mit Ruhm bekleckert und so ein frischer Neuanfang ein paar tausend Kilometer weiter nordwestlich fühlte sich schon wie ein schneeweißes Blatt Papier an. Die vollgeschriebenen Seiten mit all ihren Dummheiten verwahrte ich natürlich gut in meiner Schreibtischschublade, aber den meisten von ihnen gönnte ich es auch. Es war schrecklich für einen Gott mit anzusehen, wie er Schritt für Schritt, Jahrhundert nach Jahrhundert, weiter in Vergessenheit geriet und seine Anhängerschaft verlor. Ich möchte gar nicht daran zurückdenken, wie viele von ihnen Suizid begingen – erfolglos natürlich, wir sind schließlich unsterblich (Na gut, an den Versuch von Helios denke ich schon gerne zurück. Wie er da vom Baum hing mit dem Strick um seinen Hals und nach jemandem rief, der ihn runterholen mochte. Wie ein Pendel schwang er gleichmäßig von der einen zur anderen Seite und er und sein Schatten bildeten damit eine ganz neue Art von Sonnenuhr. Es hat schon Spaß gemacht ihn anzuschupsen). Umso unerklärlicher war für mich nun, warum sie alle direkt wieder mit denselben kindischen Spielereien anfingen, die sie schon damals in Hades‘ Küche gebracht hatten (ein übrigens sehr ordentliches Zimmer – Onkel Hades bestellt meistens von auswärts). Aber das ist wohl einfach unsere Natur – nicht umsonst sind damals die ersten von uns aus dem Chaos entstanden.
Wie dem auch sei. Als die ersten Polizeiwagen am Tierpark eintrafen, wurde es mir zu langweilig (die Beamten hatten mir eindeutig zu wenig Fangzähne und haarig genug waren sie ebenso wenig – wobei der süßen Blondine in ihrer blauen Uniform genau das wirklich hervorragend stand) und ich kehrte heim. Ein Vorteil davon, Gott zu sein, waren die herrlichen Spielsachen, mit denen wir uns gegenseitig beschenkten. Besonders ans Herz gewachsen waren mir meine geflügelten Sandalen, die mich im Handumdrehen überall hinbrachten – Unterwelt inklusive. Seit meiner Rückkehr auf die Erde musste ich allerdings ein paar Änderungen vornehmen, um mit der Mode zu gehen – ich bin schließlich ein hipper Gott, wie die coolen Menschen-Kids sagen. Sandalen trugen in dieser Zeit nämlich offenbar nur noch merkwürdige Kreaturen, die Öko-Hipster genannt wurden und alte Leute. Dann aber auch wirklich nur mit Socken. Ich sag euch, es erforderte einiges an gründlicher Recherche, um mich nach all der Abwesenheit modisch wieder auf den neusten Stand zu bringen und einige Entwürfe musste ich schweren Herzens aufgrund neuer Erkenntnisse wieder verwerfen. Beispielsweise die großartigen Badeschlappen mit dem plüschigen Kunstfell darauf – scheinbar die moderne Antwort auf Sandalen. Hat mir gut gefallen, doch beim ersten Salto in der Luft bin ich rausgerutscht und habe mir den Kopf gestoßen (leider vermied Unsterblichkeit nicht das Wachsen unangenehm zwickender Beulen). Deutlich mehr Halt und noch einmal eine gehörige Portion mehr Plüsch erarbeitete ich mir dann im zweiten Versuch, abgeguckt von einer beeindruckenden Anzahl von Menschen. Zu spät erkannte ich, dass der Schuh in erster Linie von Frauen getragen wurde und Männer darin von Artgenossen grundsätzlich verhöhnt wurden. Mit einem widerwilligen Schluchzen (»Uggs!«) schlüpfte ich also auch aus dieser wolkengleichen Gemütlichkeit und suchte weiter. Das trendige Paar Treter, das sich nun an meine göttlichen Füße schmiegte, kam mir lediglich zwei Dutzend weitere Fehlversuche später im Schlaf. Na gut, im Beischlaf – die Nymphe hatte den Fernseher laufen lassen und da sie gerade den Mund voll hatte, konnte ich mich auf einen sogenannten Science-Fiction-Film mit dem stattlichen Menschen Will Smith konzentrieren. Die schamlose Schleichwerbung der Marke Converse darin traf voll ins Schwarze, wodurch mir auch gleich die Farbwahl abgenommen wurde.
Einen freudigen Doppelsalto drehend landete ich auf der Kometenwiese, wie sie von irgendwem getauft worden war, nachdem wir vor ein paar Wochen alle dort eingeschlagen waren. Ich schritt auf die unscheinbare Holzhütte mit der zersplitterten Bank davor zu als meine göttliche Wahrnehmung mich innehalten ließ. Vielleicht war es auch das laute Musik spielende Handy in der Tasche des Wanderers, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es zumindest ein Zusammenspiel aus beidem war. Die Träger seines voll beladenen Rucksacks umklammernd stand der junge, vollbärtige Mann inmitten der saftig grünen Wiese und starrte auf den äußersten, nur einen Meter vor ihm liegenden Krater.
Ich musste grinsen, denn mir war völlig klar, was der unwissende Sterbliche wirklich sah. Aus seinen Augen stand er vor einem drei Meter hohen Metallzaun, auf dem zahlreiche in Signalfarben bedruckte Schilder vor Hochspannung und dahinter ausgebrochener Radioaktivität warnten. Ein simpler Illusionszauber, der mir noch vor dem Frühstück eingefallen war (Hatte ich erwähnt, dass ich auch der Gott der Magie war? Es ist einfach so schwer sich all diese Großartigkeiten zu merken.) und bisher ausnahmslos funktionierte. Sollte ein Mensch aus irgendeinem selbstzerstörerischem Grund versuchen gegen den imaginären Zaun zu springen, würde er die Illusion durchbrechen und zwischen all den götterförmigen Kratern aufschlagen – nur wenige Dutzende Meter vom Zugang zum heiligsten Ort der Welt entfernt. Doch auch dieser Wanderer wich nach dem Durchlesen des Schilds erschrocken zurück, blickte noch einige Mal verwirrt auf seine Karte und beschloss dann eine alternative Route zu finden. Sein Glück – die Harpyien waren angewiesen jeden Menschen restlos zu zerfleischen, der auch nur den kleinen Zeh auf die Kometenwiese setzte. Ich winkte ihnen freundlich zu, ignorierte ihr verhasstes Fauchen und bewegte mich mit federnden Schritten über die in Mitleidenschaft gezogene Veranda durch die Tür der Holzhütte.
So sehr ich unter den Anderen ein bisschen mehr den Drang dazu begrüßt hätte, die alte Heimat in Griechenland doch zumindest einmal zu besuchen (ihr wisst schon, nur um nach dem Rechten zu sehen – kurz checken, ob Hestia den Herd angelassen hat, eben Dionysos‘ Blumen gießen, vielleicht mal durchfegen), so war der Olymp praktischerweise nicht an irgendeinem mystischen Ort verwurzelt, sondern tatsächlich ziemlich flexibel. Dass irgendwelche Wichtigtuer das Gebirge an der Ostküste Olymp genannt hatten, war ein rein menschlicher Fehlgriff. Das Göttlichste, das auf diesen Bergen je passiert war, musste wohl der ausgerenkte Rücken von Zeus gewesen sein, der zwischen den Felsen die Tochter eines Ziegenhirten vernaschen wollte. Ironischerweise brauchte er danach die Rückenmassage mit zwei Paar Ziegenhufen von thailändischen Satyrn. Und seine Frau Hera stand Wache, um sicherzugehen, dass es für Vater nicht mehr so schnell ein Happy End gab.