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"Sternenhimmel. Tagsüber. Glitzerlippen. Um vier nachmittags. Seifenblasen. In der Sonne. Glitzerkonfetti. Überall. Lollis. Überall ..." "... Sie hörte, wie im Bad die Dusche aufgedreht wurde. Das leise Rauschen des Wassers machte sie schläfrig. Isabel schloss die Augen und atmete tief ein. Sog den süßen Duft der Leidenschaft in sich auf, der noch immer in der Luft hin, ebenso wie die Hitze ihrer angespannten Körper, als sie das Hotelzimmer betraten ..." Reales. Surreales. Leben. Träume. Anke Breuer und Iris Boden schreiben Kurzprosa und Kurzgeschichten, die uns mal auf humorvolle, mal auf satirische und oft auch auf melancholische Art und Weise "die Welt erklären". Gedacht war dieses Booklet als Begleitung zu ihrer gemeinsamen Lesung. Dann aber beschlossen die beiden Autorinnen, ihre Texte auch für andere Interessierte in die Welt zu schicken.
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Seitenzahl: 46
1971 in Wülfrath geboren. Lebt heute in Köln. Dazwischen einige Jahre Umweg über Bulgarien. Die Autorin ist aktives Mitglied im Literaturkreis ERA in Ratingen und hat verschiedene Texte in Anthologien veröffentlicht.
1966 in Köln geboren. Von 2009 bis 2011 absolvierte sie den Studiengang Belletristik an der Hamburger Akademie für Fernstudien. Die Autorin lebt und schreibt in Dormagen.
Im BoD-Verlag bereits erschienen:
Das Leben ist ein Regenbogen
Schau in den Spiegel, wenn du dich traust
Papierregenschirme
Eine durchtriebene Nacht
Der beste Kaffee seines Lebens
Vernissage
Auge um Auge, Zahn um Zahn
Von Glatzen und Ohren
Eis am Stiel
Edgars zweite große Liebe
Zersplitterte Mandeln
Liebe geht durch den Magen
Schillerstraße
Freundschaft
Anke Breuer
Sternenhimmel. Tagsüber.
Glitzerlippen. Um vier nachmittags.
Seifenblasen. In der Sonne.
Glitzerkonfetti. Überall.
Lollis. Einfach so.
Mein Bauch grummelt. Mein erstes Mal. Mein erstes Mal hier oben. Also oben, oben war ich schon oft. In Gedanken. Zum Üben. Auf Sprunghöhe.
Meine Schuhe drücken. Sie sind weiß. Sie sind noch weiß. Vermutlich werden danach erste Spuren zu sehen sein. Auf dem Stoff. An den Gummis. Unter der Sohle.
Mein Kostüm glänzt. In allen Farben. Sitzt eng. Sitzt eng am Oberkörper. Am Unterkörper. An den Armen. Wickelt sich um mich herum.
Ich hätte das Popcorn vorher nicht essen sollen. Das klebrige Zeug hält sich an meinen Eingeweiden fest. Die gerade ihrer Angst entkommen möchten.
Ich steige auf die kleine Leiter. Einen doppelten Boden brauche ich nicht. Wenn ich falle, falle ich weich. Weich auf meinen Popcornbauch. Ich spreize meine Zehen nach vorne. Rechter Fuß zuerst. Ich schätze, das Seil hat einen Durchmesser von anderthalb Zentimetern. Großzügig gedacht.
Ich höre Musik. Schnelle Musik.
Ich höre Klatschen. Aufforderndes Klatschen.
Ich höre das Knirschen. Der Gummisohle auf dem Drahtseil.
Ich höre mein Herz. Bum. Bum. Bum.
Menschen sitzen auf Monoblockstühlen.
Ihre Köpfe schauen hoch. Zu mir.
Ihre Augen geweitet. Starren mich an.
Ihre Münder geöffnet. Atmen in den Kunstnebel.
Ein Clown mit zu großer Krawatte hält die Schweinwerfer auf mich.
Mein Kostüm. Mein Herz. Meinen Bauch. Meine Schuhe.
Ein anderer Clown mit zu großem Hut reicht mir meinen pinken Papierregenschirm. Der einem Regen nicht standhielte. Aber ja nur für den Applaus gemacht wurde.
Ich ziehe meinen linken Fuß nach. Balanciere. Auf dem Drahtseil. Zwischen Seifenblasen. Glitzerkonfetti. Lollis.
Augen. Atem. Kunstnebel. Sternen. Musik. Klatschen.
Zu großer Krawatte. Zu großem Hut.
Der Gummisohle auf dem Drahtseil. Meinem Bauch. Meinem Herz.
Ein Kind lässt seinen Lolli fallen. Schreit.
Ich erschrecke mich. Falle.
Ich brauche keinen doppelten Boden.
Ich falle weich. In mein Bett.
Mein Herz rast. Und auf meinem Bauch kleben Popcornreste.
Iris Boden
Sie hatte es wieder getan. Wieder hatte sie nicht nein gesagt. Dabei hatte Isabel sich fest vorgenommen, standhaft zu bleiben und Mirko aus dem Weg zu gehen. Es war missglückt. Wieder einmal.
Sie hörte, wie im Bad die Dusche aufgedreht wurde. Das leise Rauschen des Wassers machte sie schläfrig. Isabel schloss die Augen und atmete tief ein, sog den süßen Duft der Leidenschaft in sich auf, der noch immer in der Luft hing, ebenso wie die Hitze ihrer angespannten Körper, als sie das Hotelzimmer betraten. Ungeduldig. Voller Spannung. Erwartungen, die erfüllt werden wollten.
Isabel lag rücklings auf dem riesigen Bett, das nahezu das gesamte Zimmer einnahm. Der Morgen dämmerte bereits und tauchte das Zimmer in diffuses Licht. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufging. Sie betrachtete die Lampe an der Zimmerdecke über sich, an der kleine Spiegelkacheln baumelten, die ihren nackten Körper auf eine abstruse Weise wiedergaben. Sie musste lächeln, als sie an ihr erstes Treffen mit Mirko in diesem Zimmer dachte. Er hatte sie eines Tages damit überrascht, und Isabel war von dem Gedanken so sehr erregt gewesen, dass sie ohne zu zögern eingewilligt hatte. Damals hatte sie keinen einzigen Gedanken an Pia verschwendet. Doch je länger die Affäre andauerte, desto mehr plagte Isabel das schlechte Gewissen. Pia vertraute ihr. Pia vertraute auch Mirko. Wie verletzt würde sie sein, wenn sie erführe, dass ihre beste Freundin und ihr Mann …
Unwirsch schob Isabel den Gedanken beiseite. War es nicht Pia gewesen, die immer behauptete, dass jede Frau das Recht hätte, sich den Mann zu nehmen, den sie wollte? War sie es nicht, die immer nach diesem Grundsatz gelebt hatte? Zumindest bis sie Mirko kennenlernte. Mirko, dieser große, sportliche Mann mit den sanften grünen Augen und kräftigen Händen. Mirko, der immer wusste, was er wollte und auch stets seinen Willen durchsetzte. Mirko, in den Isabel sich schon damals unsterblich verliebt hatte.
Die Dusche im Badezimmer wurde abgedreht. Isabel tastete nach der Decke neben sich, konnte sie jedoch nicht finden und kapitulierte. Stattdessen überließ sie sich den Flügelschlägen der erwachenden Schmetterlinge in ihrem Bauch, die bald ihren ganzen Körper ergriffen, sie vorbe