Paradiessehnsucht und das Problem der Zeiten in Alejo Carpentiers "Los pasos perdidos" - Nicolai Bühnemann - E-Book

Paradiessehnsucht und das Problem der Zeiten in Alejo Carpentiers "Los pasos perdidos" E-Book

Nicolai Bühnemann

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Romanistik - Lateinamerikanische Philologie, Note: 1,3, Freie Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Auch der Protagonist in Alejo Carpentiers Roman Los pasos perdidos unternimmt eine Reise, die ihn in die Vergangenheit führen wird. Wie Marlow, den Binnenerzähler in Conrads Heart of Darkness, fühlt er sich auf seiner Reise durch Südamerika in prähistorische Zeiten, in die „noche da las edades“ , versetzt. In einer westlichen Großstadt, die, wie er selbst, namenlos bleibt, auch wenn es eindeutige Hinweise darauf gibt, dass es sich um New York handelt , verdient er, ursprünglich Musikwissenschaftler, sein Geld damit für die musikalische Untermalung von Werbespots zu sorgen. Frustriert von der Eintönigkeit seines Berufs und von der Ehe mit der Theaterschauspielerin Ruth flüchtet er sich nachts in Alkoholexzesse in den Bars der Stadt oder in die Boheme-Kreise in denen seine Geliebte Mouche verkehrt. Sein Leben erfährt eine plötzliche Veränderung, als er auf der Straße zufällig auf einen alten Bekannten trifft, der Kurator ist und ihn damit beauftragt für die Sammlung der Universität in den abgelegenen Dschungelregionen eines lateinamerikanischen Landes nach seltenen archaischen Musikinstrumenten zu suchen. Zunächst widerwillig, tritt er gemeinsam mit Mouche die Reise an. Aus der Landeshauptstadt , wo er sich ins neunzehnte Jahrhundert versetzt fühlt, kommt er zunächst in das Städtchen Los Altos. Unterwegs zu dem Flusshafen Santiago de los Aguinaldos, lesen sie auf einem Bergpass eine fast erfrorene Frau auf, die Rosario heißt. Von einem Mann, der der Pionier (el adelantado) genannt wird, erfährt der Erzähler, dass er die gesuchten Instrumente in einem indianischen Dorf finden kann, das drei Tagesreisen auf dem Fluss entfernt liegt und nur durch einen geheimen, nur ihm bekannten Zugang zu erreichen ist. Weitere Begleiter auf der Schifffahrt in den Urwald sind der griechische Diamantensucher Yannes und der Kapuzinermönch Fray Pedro de Henostra. Mouche, die den Strapazen der beschwerlichen Reise immer weniger gewachsen ist und dem Protagonisten zunehmend zur Last fällt, wird eines Tages von Rosario, weil sie ihr bei einem gemeinsamen Bad an einem Wildbach lesbische Avancen macht, verprügelt. Der Erzähler beginnt nun eine Beziehung mit Rosario und die beiden schicken Mouche, die inzwischen an Malaria erkrankt ist mit einem Botaniker den sie im Urwald kennen gelernt haben, zurück in die Stadt...

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Zeit Lateinamerikas
2.1. Die Gleichzeitigkeit verschiedener Epochen in Lateinamerika bei Carpentier und Paz
2.2. Psychoanalytischer Exkurs: Das Paradies als (verlorene) Ureinheit, bei Paz, Rank und
3. Umkehrung der Zeit? Die Erzählung Viaje a la semilla
4. Vergangenheit? Gegenwart? Zukunft?
4.1 Zeit der Enttäuschung - Das Europa-Bild im Neunte(n) Symphonie-Kapitel
4.2 Gefangene der Zeit - Das Leben in New York.
4.3 Ausbruch aus der Zeit - Das Leben im Urwald
5. Schluss: Versuch einer Synthese der Zeiten

Page 1

Page 3

Going up that river was like travelling back to the earliest beginnings of the world [...]. You lost your way on that river as you would in a desert, and butted all day long against shoals, trying to find the channel, till you thought yourself bewitched and cut off forever from everything you had known once

- somewhere - far away, in another existence perhaps. There were moments when one’s past came back to one [...] We were wanderers on prehistoric earth, on an earth that wore the aspect of an unknown planet. We could have fancied ourselves the first of men taking possesion of an accursed inheritance [...]. We could not understand because we were too far and could not remember, because we were travelling in the night of first ages, of those ages that are gone, leaving hardly a sign and no memories. Joseph Conrad1

1. Einleitung

Auch der Protagonist in Alejo Carpentiers RomanLos pasos perdidosunternimmt eine Reise, die ihn in die Vergangenheit führen wird. Wie Marlow, den Binnenerzähler in ConradsHeart of Darkness,fühlt er sich auf seiner Reise durch Südamerika in prähistorische Zeiten, in die „noche da las edades“2, versetzt.

In einer westlichen Großstadt, die, wie er selbst, namenlos bleibt, auch wenn es eindeutige Hinweise darauf gibt, dass es sich um New York handelt3, verdient er, ursprünglich Musikwissenschaftler, sein Geld damit für die musikalische Untermalung von Werbespots zu sorgen. Frustriert von der Eintönigkeit seines Berufs und von der Ehe mit der Theaterschauspielerin Ruth flüchtet er sich nachts in Alkoholexzesse in den Bars der Stadt oder in die Boheme-Kreise in denen seine Geliebte Mouche verkehrt. Sein Leben erfährt eine plötzliche Veränderung, als er auf der Straße zufällig auf einen alten Bekannten trifft, der Kurator ist und ihn damit beauftragt für die Sammlung der Universität in den abgelegenen Dschungelregionen eines lateinamerikanischen Landes nach seltenen archaischen Musikinstrumenten zu suchen. Zunächst widerwillig, tritt er gemeinsam mit Mouche die Reise an. Aus der Landeshauptstadt4, wo er sich ins neunzehnte Jahrhundert versetzt fühlt, kommt er zunächst in das Städtchen Los Altos. Unterwegs zu dem Flusshafen Santiago de los

1Vgl.: Joseph Conrad:Heart of Darkness,London 1992, S. 48ff.

2Vgl.: Alejo Carpentier:Los pasos perdidos,Buenos Aires 2004, S. 235. Alle Zitate beziehen sich auf diese Ausgabe und werden im Folgenden in Klammern im laufenden Text vermerkt.

3So erwähnt der Erzähler an einer Stelle den Central Park (331). Außerdem berichtet er mit der Fähre nach Hoboken zu fahren (335). Hoboken ist der Name einer Stadt, die in New Jersey am Ufer des Houdson Rivers, direkt gegenüber von Manhattan, liegt. In der Nachbemerkung weist Carpentier allerdings implizit auf den repräsentativen Charakter dieses Ortes als westliche Großstadt hin. „[…] el lugar de acción de los primeros capítulos del presente libro no necesita de mayor ubicación“. (357)

4Carpentier, der ab 1945 in Caracas ansässig war, verarbeitet inLos pasos perdidosu. a. die Erlebnisse, die er auf seinen zwei Orinokoreisen, zunächst mit dem Flugzeug 1947, dann 1948 mit Bus und Schiff, machte. In der Nachbemerkung zum Roman, im Originaltext „Nota“ überschrieben, gibt er Auskunft darüber, welche Orte ihn zu den verschiedenen Schauplätzen inspirierten, betont aber zugleich den prototypisch lateinamerikanischen Charakter, etwa der Landeshauptstadt, in der die Reise des Protagonisten ihren Ausgang nimmt oder der folgenden Provinzstädte, „son meros prototipos, a los que no se ha dado una situación precisa, puesto que los elementos que los integran son comunes a muchos paises“. Nach und nach werden die Orte allerdings konkretisiert: „El río descrito que, en lo anterior, pudo ser cualquier gran río de América, muy exactamente, el Orinoco en su curso superior.“ (357)