Paradise of Passion - Ein Sommer in den Bergen - Diana Schwartz - E-Book
SONDERANGEBOT

Paradise of Passion - Ein Sommer in den Bergen E-Book

Diana Schwartz

0,0
4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Romantische Nächte in den Alpen: der prickelnde Liebesroman »Paradise of Passion – Ein Sommer in den Bergen« von Diana Schwartz als eBook bei dotbooks. Frische Bergluft, duftendes Gras und sagenhafte Sonnenuntergänge unter den Alpengipfeln – wer würde da nicht dahinschmelzen! Ulli hat das Leben in der Stadt satt und gönnt sich jeden Sommer ein besonderes Abenteuer: Statt im Büro zu schwitzen, arbeitet sie auf einer Alm und kümmert sich dort um das Wohl der Hüttengäste. Doch nun hat ihre Mitpächterin die Hütte aufgegeben und Ulli bleibt nur noch diese letzte Saison in den Alpen. Die will sie mit allen Sinnen genießen … und da trifft es sich ganz wunderbar, dass einer der neuen Besucher nicht nur atemberaubend attraktiv ist, sondern auch immer ein offenes Ohr für sie hat. Ob der passionierte Mountainbiker Bennett sich wohl genauso zu Ulli hingezogen fühlt, wie sie zu ihm? Aber da gibt es auch noch Isa, die zu einer zweiten Gruppe Mountainbiker gehört – und Bennett nur zu gerne in ihr Bett locken würde … Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der romantische Erotikroman »Paradise of Passion – Ein Sommer in den Bergen« von Diana Schwartz ist sexy wie die Bestseller von Louise Bay – denn wer bisher nur die Straßenschluchten von London und New York liebte, wird erstaunt sein, welche prickelnden Abenteuer im Hochgebirge warten ... Wer liest, hat mehr vom Leben! dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 311

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch:

Frische Bergluft, duftendes Gras und sagenhafte Sonnenuntergänge unter den Alpengipfeln – wer würde da nicht dahinschmelzen! Ulli hat das Leben in der Stadt satt und gönnt sich jeden Sommer ein besonderes Abenteuer: Statt im Büro zu schwitzen, arbeitet sie auf einer Alm und kümmert sich dort um das Wohl der Hüttengäste. Doch nun hat ihre Mitpächterin die Hütte aufgegeben und Ulli bleibt nur noch diese letzte Saison in den Alpen. Die will sie mit allen Sinnen genießen … und da trifft es sich ganz wunderbar, dass einer der neuen Besucher nicht nur atemberaubend attraktiv ist, sondern auch immer ein offenes Ohr für sie hat. Ob der passionierte Mountainbiker Bennett sich wohl genauso zu Ulli hingezogen fühlt, wie sie zu ihm? Aber da gibt es auch noch Isa, die zu einer zweiten Gruppe Mountainbiker gehört – und Bennett nur zu gerne in ihr Bett locken würde …

Über die Autorin:

Diana Schwartz ist das Pseudonym, unter dem eine bekannte deutsche Autorin ihre sinnlichen Romane veröffentlicht. »Es macht mir großen Spaß, auch diese Seite meiner Kreativität auszuleben – aber da ich mit meiner Familie in einer Kleinstadt lebe, mache ich es vorerst nicht unter meinem richtigen Namen. Eines Tages werde ich das Geheimnis lüften … und freue mich jetzt schon auf die überraschten Blicke einiger Nachbarn.« Bis dahin verwöhnt Diana Schwartz ihre Leser mit ebenso erotischen wie inspirierenden Geschichten.

Bei dotbooks erscheinen ihre Romane »Clubschiff Aphrodite«, »Verführerischer Fremder« und »Wild Passion«, die im Sammelband »Paradise of Love« zusammengefasst sind, sowie »Schwedische Nächte«.

***

eBook-Neuausgabe November 2021

Dieses Buch erschien bereits 2015 unter dem Titel »Adventures of Love – Unendliche Sehnsucht« bei Droemer Knaur.

Copyright © der Originalausgabe 2015 Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt, Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2021 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Covergestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / BLACKDAY / Reinhold Leitner / Anton Gvodikov / salajean / Bokeh Blur Background sowie © pixabay / kewl

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ae)

ISBN 978-3-96655-789-4

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Sind Sie auf der Suche nach attraktiven Preisschnäppchen, spannenden Neuerscheinungen und Gewinnspielen, bei denen Sie sich auf kostenlose eBooks freuen können? Dann melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an: www.dotbooks.de/newsletter.html (Versand zweimal im Monat – unkomplizierte Kündigung-per-Klick jederzeit möglich.)

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Paradise of Passion« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Diana Schwartz

Paradise of PassionEin Sommer in den Bergen

Roman

dotbooks.

Kapitel 1Letzte Ankunft

Bühne frei für den letzten Akt.

Ulli brummte zufrieden und wischte sich die vom Spülwasser nassen Hände an der Jeans ab. Mit einem letzten prüfenden Blick über die Schulter stieß sie die Schwingtür auf und verließ die Küche, um den Gastraum zu betreten. Auch hier war bereits alles perfekt, nichts mehr zu tun. Einer der sechs Tische aus hellem Kiefernholz war für vier Personen eingedeckt; Platzsets aus hellgrünem Stoff, dazu dezent blaugepunktetes Tongeschirr, perfekt abgestimmt auf die dunkelblauen Vorhänge und die robusten Zimmerpflanzen in grauen Übertöpfen auf dem Fenstersims.

Genug Landhausstil, um die Erwartung der Gäste einer Berghütte zu erfüllen, aber nicht so rustikal, dass Ulli es nicht ertragen hätte. Ihr Blick blieb an dem einzigen Bild im Raum hängen, einer knallbunten Comic-Collage des Motivs röhrender Hirsch. Sie konnte sich dieses verrückte Tier kaum ansehen, ohne zu lachen. Ein Bekannter hatte es vor zwölf Jahren bei der feierlichen Eröffnung des Alpenglühen extra gezeichnet. Sie sollte das Bild mitnehmen, wenn sie die Hütte zumachte, denn es war nicht Bestandteil der Einrichtung, sondern gehörte ihr und Saskia – oder nur noch ihr, denn die Freundin hatte es nicht mitnehmen wollen.

Das Bild hatte der Einrichtung einen weiteren modernen Touch gegeben, und auch sonst fanden sich nirgendwo in der Hütte karierte Tischwäsche, Trockenblumen oder Rüschen. Darin waren sie und Saskia sich immer einig gewesen – wie in so vielen anderen Dingen auch. Der gemeinsame Traum zweier starker Frauen. Der Betrieb der Berghütte inmitten der Alpen mit sechzehn Schlafplätzen in vier Räumen für Wanderer und Mountainbiker. War dieser Traum nun endgültig ausgeträumt?

Ulli lächelte wehmütig, angelte sich ihre Sweatshirtjacke von der Rückenlehne eines Stuhles und trat nach draußen vor die Tür in den hellen Spätsommernachmittag. Der Schotter knirschte unter ihren Sohlen, ansonsten war es ungewöhnlich still.

Sie streifte sich die Jacke über und wanderte ziellos ein paar Schritte hin und her. Ihr war klar, was fehlte: das beständige Bimmeln der Kuhglocken, wenn sich die Tiere im Umkreis der Hütte auf die Suche nach den saftigsten Gräsern machten. Der Unterstand in Sichtweite des Hauptgebäudes lag verwaist; nur ein paar vertrocknete Kuhfladen und einige Bündel Stroh erinnerten daran, dass die kleine Herde überhaupt hier gewesen war. Ihr Besitzer hatte sie vorzeitig abgeholt, damit Ulli sich nicht auch noch um die Tiere kümmern musste, während sie die Hütte dichtmachte.

Endgültig dichtmachte und nicht nur das Gebäude winterfest für die nächste Saison hinterließ, wie sie sich ins Gedächtnis rief. Bei diesem Gedanken zog sie unbehaglich die Schultern zusammen und rief sich innerlich sofort wieder zur Ordnung. Schlechte Laune oder gar Schwermut waren Zeitverschwendung. Es war eine tolle Erfahrung gewesen, aber sie war nun bald Vergangenheit. So war das eben. Sie würde neue Herausforderungen finden.

Sie grinste über ihr eigenes Bemühen, die Melancholie fernzuhalten. Leichter gesagt als getan, denn sie liebte dieses Fleckchen Erde einfach über alles. Es war ihr im Sommerhalbjahr zur Heimat geworden, und sie wollte es nicht aufgeben. Doch ihr blieb keine Wahl. Saskia hatte eine Entscheidung gefällt, und das war auch ihr gutes Recht. Auf die Freundin wartete ein Leben an der Seite eines Traummannes am Ufer des Gardasees; da konnte Ulli sie kaum dazu zwingen, die Hütte weiterzuführen. Das würde ihr selbst schließlich auch nicht einfallen, wenn sie an Saskias Stelle gewesen wäre. Und sie gönnte es ihrer Freundin von Herzen.

Ulli umrundete das kleine Gebäude und ließ dabei die Hand über das rauhe Natursteinfundament des Hauses gleiten. Auf der Seite mit dem Blick ins Tal standen verwitterte Holzbänke, auf denen Wanderer am Ende des beschwerlichen Pfades die grandiose Fernsicht genießen konnten. Die Mountainbiker hatten es einfacher, zur Hütte zu kommen. Sie konnten auf den letzten Metern den sandigen Zufahrtsweg nutzen, der auch Ulli, ihren Range Rover und ihre verbliebenen Habseligkeiten in wenigen Tagen nach Bozen bringen würde.

In der Saison war hier die Hölle los. Ulli liebte den krassen Gegensatz, die Wanderer mit den quengelnden Kindern, die halbstarken Biker, die sich auf der Zufahrt Wettrennen lieferten, die rüstigen Rentner mit ihren Hüten und Wanderstöcken.

Und dagegen sonst nur Natur und Kühe, die Berge und die sanft gewellten Almen knapp unterhalb der Baumgrenze, schroffer grauer Fels und der endlose Himmel. Es gab weder Pisten noch Loipen in der Nähe, was zum einen bedeutete, dass die Landschaft weitgehend unberührt war, zum anderen aber den Betrieb der Hütte im Winter zu schwierig und unwirtschaftlich machte.

»Mist, verdammter!«, knurrte sie, ließ sich auf eine direkt am Haus stehende, lehnenlose Bank fallen und räusperte sich missmutig. Es fiel ihr schwer, sich einfach so kampflos zu ergeben. Aber sie hatte niemanden gefunden, der mit ihr gemeinsam weitermachen wollte, und allein konnte sie es nicht schaffen. Sie hatte darüber nachgedacht, es einfach zu versuchen und die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Aber sie wusste aus Erfahrung, dass es nicht funktionieren würde. In den Sommermonaten brauchte sie eher noch eine dritte oder vierte Person. Zwar hatten Saskia und sie bislang immer Aushilfen gefunden, aber auch das war in den letzten Jahren schwieriger geworden. Sie konnten kaum etwas zahlen, und der Betrieb der Hütte hatte viel weniger mit Romantik als vielmehr mit harter und stressiger Arbeit zu tun. Die meisten warfen nach ein paar Tagen das Handtuch; eine Studentin war sogar eines Morgens einfach verschwunden.

Es ging nicht. Wenn sie selbst bei einer derart dünnen Personaldecke ein paar Tage krank wurde, würden die Gäste davonlaufen und ihren Unmut in Windeseile über das Internet verbreiten. Außerdem würden die Kühe verdursten. Nein, ohne Saskia funktionierte es einfach nicht. Zu zweit war man eben nicht allein.

Sollte es denn wirklich niemanden mehr geben, der ein bisschen verrückt und wagemutig vom zeitweiligen Ausstieg träumte? Jemanden wie sie? Erwachsen und vernünftig werden konnte man schließlich irgendwann später.

Ulli spähte den Weg entlang, der sich als helle Linie zwischen den grünen Almen im Schatten der umliegenden Berge hinaufschlängelte. Sie glaubte, ein paar dunkle, sich bewegende Punkte auszumachen. Das mussten sie sein, die allerletzten Gäste, drei junge Männer und eine Frau. Ungefähr eine Stunde würde jetzt noch vergehen, bis sie an der Hütte eintrafen.

Ulli zog die Knie an, umschlang sie mit den Armen, lehnte sich zurück und genoss die Restwärme der starken Mauern in ihrem Rücken. Fast einhundert Jahre stand das Gebäude, das als Rifugio Enrosadira in den Wanderführern eingetragen war, doch weil das italienische Wort der Doppeldeutigkeit nicht gerecht wurde, hieß es unter Kennern mit einem wissenden Augenzwinkern Alpenglühen – und auch sie übernahm diesen Namen mittlerweile oft, wenn sie ihren Gästen die Hütte vorstellte.

Sie hob das Gesicht und genoss den milden Wind auf ihrer Haut. Eine hellbraune Haarsträhne löste sich aus dem Zopf, zu dem sie ihr Haar wie üblich geflochten hatte, und kitzelte ihr über die Wangen. Sie zupfte an der Strähne, wickelte sich das Haar um den Finger und lächelte still. Ja, sie sollte sich mit den schöneren Erinnerungen beschäftigen, nicht mit der ungewissen Zukunft. Mit der tieferen Bedeutung, die Stammgäste dem Alpenglühen eines Tages gegeben hatten, ohne dass sie oder Saskia dies zu Beginn beabsichtigt hatten.

Es hatte sich vielmehr einfach so ergeben.

Zum Beispiel mit Kyle, einem Australier, der jedem, ob er es hören wollte oder nicht, lachend erzählte, dass er auf Work and Travel Tour durch Europa wäre. Er war knapp zwei Wochen geblieben und hatte bewiesen, wie ernst er es mit der Arbeit meinte. Gegen Unterkunft und Essen hatte er nicht nur die Kühe versorgt, sondern auch Zäune ausgebessert, Holz gehackt und sich auf tausend andere Arten nützlich gemacht.

Eines Tages hatte Ulli ihn beim Holzhacken angetroffen und sich gewundert, dass er noch ein T-Shirt trug, obwohl es brüllend heiß gewesen war. Ulli grinste bei dem Gedanken daran, was folgte. Sie schloss die Augen, und der Wind streichelte sanft über ihre Wangen, während sie in der süßen Erinnerung dieses heißen Sommers versank.

»Wir sind hier nicht im Outback«, hatte sie ihm beruhigend erklärt, als sie ihn in der Sonne hatte schwitzen sehen, und ihm stattdessen eine Sonnencreme hingehalten. An Kyles Antwort mit seinem breiten Akzent erinnerte sie sich noch genau, und auch an das Funkeln in seinen Augen, das sie begleitet hatte: »Dann musst du mir den Rücken cremen.«

»Komm her«, hatte sie gesagt, ihn zu sich gewunken und dann …

legte er das Spaltbeil neben dem Hackklotz ab und zog sich beim Näherkommen das T-Shirt über den Kopf. Sein dunkelblondes Haar hatte einen Rotstich; die Haut war ebenso hell, und an den Schultern erkannte sie den schwachen Schatten von Sommersprossen. Seine Brust war unbehaart.

Er faltete das T-Shirt ordentlich zu einem kleinen Bündel und legte es auf seinen Trecking-Rucksack.

Ulli hatte bereits etwas Sonnenmilch in ihren Händen verteilt, als er ihr den Rücken zuwandte und sich ein wenig bückte. Sanft begann sie, die weiße Creme einzumassieren. Sie fühlte die weiche Haut unter ihren Fingern. Kyle war zwar nicht dick, aber auch nicht muskulös, sein ganzer Körper strahlte diese sanfte Freundlichkeit aus, die ihm zu eigen war. Er weckte in Ulli spontan den Wunsch, sich anzulehnen und die Wärme seines Körpers zu genießen.

Sie träufelte noch etwas Sonnenmilch auf ihre Fingerspitzen, ließ mit leichtem Druck die Handflächen kreisen, tat, als gebe sie sich besondere Mühe, alles gut zu verteilen, und wollte in Wahrheit einfach nur nicht aufhören.

Es war eine Weile her, dass sie mit einem Mann zusammen gewesen war. Der Betrieb der Hütte hatte alle ihre Ressourcen beansprucht.

Kyle brummte überrascht und richtete sich ein wenig auf.

»Am Saum ist es besonders kritisch, da verbrennt die Haut sehr schnell«, erklärte Ulli ihm ungefragt und ließ ihre Fingerspitzen den Hosenbund seiner Jeans entlanggleiten. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich traute, weiter zu gehen. Verstohlen schaute sie sich um. Sie waren allein, Gäste nicht vor dem Nachmittag zu erwarten und Saskia ins Tal gefahren, um Vorräte einzukaufen.

Was konnte passieren? Sie waren beide erwachsen. Kyle hatte nicht einmal eine Freundin, das hatte er vor ein paar Tagen erzählt. Und auch sie selbst war ungebunden, niemandem Rechenschaft schuldig über das, was sie tat.

Geschmeidig glitten ihre Finger über die Haut seiner Hüfte und an den vorderen Bund der Hose. Mit dem Daumen strich sie über den Knopf und verharrte schweigend.

Kyle erstarrte ebenfalls, aber er hatte zweifelsohne kapiert, was sie beabsichtigte, und er schien nichts dagegen zu haben.

Ulli lehnte den Kopf gegen seinen Rücken und sog mit einem wohligen Schaudern das Aroma seiner sonnenwarmen Haut ein, vermischt mit dem fruchtigen Duft der Creme. Wie von allein bewegten sich ihre Finger und öffneten die Hose. Als sie über die härter werdende Wölbung streichelte, ging Kyles Atem schneller. Er lehnte sich ein wenig nach hinten und legte seine Hände über die ihren.

»Du bist … hungrig?«, flüsterte er.

»Ja.« Ulli versagte die Stimme, so nervös wurde sie. Wie kam sie dazu, einen Gast zu verführen? Sie zögerte, überlegte, wie sie einen eleganten Rückzieher machen konnte. Doch da ergriff Kyle ihre Hand und führte sie unter den Saum seiner Shorts. Ulli keuchte überrumpelt, als ihre Fingerspitzen seine heiße Haut streiften. Ohne weiter darüber nachzudenken legte sie die Hand um seinen Schaft und begann, ihn zu massieren. Kyle schloss die Augen und stöhnte zufrieden.

Ulli ließ alle Bedenken fahren. Sie schob seine Hose ein Stück nach unten. Seine Männlichkeit richtete sich auf und wurde unter ihren Fingern schnell hart. Kyle bewegte sein Becken, streckte sich ungeduldig ihrer Hand entgegen. Der Bann war gebrochen, alles Zögern dahin.

Sie drängte sich enger an ihn, rieb ihren Schoß an seinem Hintern; ihre Erregung wuchs mit jedem Moment und prickelte durch ihren Körper. Seine Haut roch nach Schweiß, Holz und Sommer, steigerte ihre Vorfreude darauf, ihn gleich in sich aufzunehmen. Immer schneller glitten ihre Finger über seine Haut, während sie ihre Wange an seinen Rücken presste. Erst jetzt wurde sie sich bewusst, dass sie selbst laut keuchte. Dabei hatte er sie noch nicht einmal berührt …

Wieder ergriff Kyle ihre Hand und zwang sie dieses Mal, innezuhalten. Behutsam löste er ihren Griff um seine Erektion und drehte sich um.

Ullis Blick wanderte von seiner Brust, die sich von seinem heftigen Atem hob und senkte, über seinen Bauch zu seinem harten Schwanz. Verdammt, der Kerl hat einiges zu bieten! Sie erschauderte und trat einen Schritt zurück. Dabei stieß sie mit den Oberschenkeln gegen die Werkbank hinter sich.

Kyle lächelte beruhigend und auffordernd zugleich, und einen Moment später wusste Ulli nicht mehr, wie er es geschafft hatte, ihr so schnell die Hose abzustreifen und sie auf die Werkbank zu setzen. Das rauhe Holz scheuerte unter ihrem nackten Hintern, als er ihr mit einer fließenden Bewegung die Beine spreizte und sich vor sie hinkniete. Gierig stieß er seine Zunge zwischen ihre feuchten Schamlippen. Ulli warf den Kopf zurück und hielt sich an der Kante der Werkbank fest. Am liebsten hätte sie vor Wonne laut aufgeschrien. Jede seiner Berührungen jagte ihr heiße Lust durch den Körper. Sie zitterte, war bereits viel zu erregt von seinen wenigen Berührungen, als dass sie seine Liebkosungen lange ertragen hätte. Tief tauchte seine Zunge in sie und saugte an ihrer Klitoris, bis sie es nicht mehr aushielt und seinen Kopf von sich stieß.

Kyle richtete sich auf. Um seinen Mund glänzte Feuchtigkeit. Er lächelte, und Ulli lehnte sich zurück. Sehnsüchtig beobachtete sie, wie er seinen Schwanz in die Hand nahm, ihn massierte und sich ihr quälend langsam näherte. Sie spreizte die Beine weiter, ruckte mit dem Becken nach vorn, zeigte ihm, dass sie bereit war, ihn aufzunehmen.

Endlich war er heran, ließ seine Erektion wie zufällig über ihren Kitzler streifen und drang sofort in sie ein. Seine Stöße waren hart, schnell und kurz.

Ulli spürte den Orgasmus, noch bevor Kyle richtig in ihr war, hielt sich an der rauhen Kante der Werkbank fest und ließ das köstliche Gefühl über sich hinwegrollen. Mit jedem Stoß steigerte er ihr Verlangen, und sie schrie auf, befreit und glücklich. Dann kam auch er, entlud sich mit einem letzten harten Stoß in ihr.

Befriedigt beobachtete sie, wie er sich zurückzog. Sein Glied zuckte noch, nass von ihren Säften.

Freundlich schaute Kyle sie an, lächelte und schwieg.

Auch Ulli war damals nichts eingefallen, was sie Passendes hätte sagen können, aber sie hatte gewusst, dass sie mehr wollte, viel mehr als diese kleine Nummer hinter dem Viehunterstand.

Und das war erst der Anfang gewesen.

Gedankenversunken schaute Ulli auf die überwältigende Kulisse der Berge, die sie so liebte. Kyle war der erste, aber lange nicht der letzte Gast gewesen, dem sie oder Saskia ein Bett abseits der Gasträume angeboten hatten. Oder auch sie und Saskia. Wie es sich eben ergab. Es war nie ein Problem gewesen – ein Blick, ein Wort, und sie hatten einander blind verstanden.

Ja, das waren gute Zeiten gewesen …

Resolut schob sie diese wehmütigen Gedanken von sich. Die dunklen Punkte auf dem Weg hatten sich derweil tatsächlich als vier Mountainbiker entpuppt, die sich die letzten Meter den Wanderweg hinaufquälten und dann auf den Fahrtweg einbogen. Ulli erhob sich, um ihren Gästen ein Stück entgegenzugehen, als sie einen fünften Radfahrer sah, der ihr bisher gar nicht aufgefallen war. Er würde die Vierergruppe noch weit vor der letzten Kurve eingeholt haben.

Ulli blinzelte angestrengt, doch auf die Entfernung konnte sie nichts Genaueres erkennen. Ein einzelner Fahrer, der Statur nach ein Mann, doch Helm und eine dunkle Fahrradbrille verdeckten das meiste seines Gesichts. Ulli lächelte. Was sollte sie gegen einen weiteren Gast einzuwenden haben? Sie war gespannt, wer er war.

Kapitel 2Ein unerwarteter Gast

Ulli wanderte gemächlich um die Hütte herum, um sich dort den Schlussspurt anzusehen. Sie konnte den Weg hier nicht weit überblicken, da eine letzte steile Serpentine den Blick versperrte.

Kaum war sie auf Höhe des schmalen Platzes vor dem Eingang der Hütte angelangt, schoss auch schon der erste Fahrer um die Kurve, trat wild in die Pedale und hielt mit Mühe die Spitzenposition.

Im nächsten Moment waren die anderen heran, auch der Fremde und selbst das Mädchen hielten auf dem Steilstück noch mit.

Beachtlich, dachte Ulli, sie muss eine gute Kondition haben. Eigentlich war das logisch, denn andernfalls hätten ihre drei Begleiter sie gar nicht erst mitgenommen. Ulli jedenfalls kannte kein Beispiel, bei dem gemischtgeschlechtliche Gruppen funktionierten, wenn die Frauen nicht einigermaßen mitkamen. Sobald die Leistungsunterschiede zu groß wurden, gab es nur Frust und Streit. Das hatte sie oft genug erleben müssen, wenn Paare, bei denen die Frau nur mitfuhr, um dem Mann einen Gefallen zu tun, gemeinsam auf Tour waren.

Kaum hatte Ulli diesen Gedanken zu Ende gebracht, fiel die junge Frau hinter den anderen zurück, und gleichzeitig gab einer ihrer Begleiter die Verfolgung auf.

Ulli lachte. Das war also der »Gentleman« der Gruppe, der sich aus Rücksicht auf seine Mitfahrerin zurücknahm, in Wirklichkeit aber froh war, wenn er eine Ausrede fand, um sich nicht verausgaben zu müssen. Diese Gruppen funktionierten einfach immer alle gleich.

Trotzdem wurde es jetzt interessant, weil die verbliebenen beiden Fahrer bemerkten, dass der Fremde nach der Kurve nicht nur aufgeschlossen hatte, sondern jetzt sogar zum Überholen ansetzte. Alle drei Fahrer hoben sich aus den Sätteln. Ulli konnte sogar das Krachen der Gangschaltungen hören. Hinter ihnen rief das Mädchen lachend etwas, worauf der vorderste Fahrer grimmig das Gesicht verzog.

Ulli stellte sich auf den Randstreifen und zeigte winkend auf den Boden, markierte damit eine imaginäre Ziellinie.

Im gleichen Moment blieb ihr fast das Herz stehen.

Der führende der beiden Fahrer aus der Gruppe schien seinen Sieg nicht so leicht aufgeben zu wollen und drängte den herankommenden Fremden an die Böschung ab. Dessen Rad bewegte sich gefährlich nah an der Kante des steil abfallenden Weges. Doch statt das Überholmanöver abzubrechen, lehnte sich der Fahrer mit dem ganzen Körper nach innen zu seinem Konkurrenten – und der versuchte ein weiteres Mal, ihn abzudrängen!

Beide waren inzwischen so nah, dass Ulli Einzelheiten ausmachen konnte. Der fremde Fahrer war wesentlich älter als seine Konkurrenten; trotzdem hielt er mühelos mit.

Viel entscheidender war jedoch die grimmige Anspannung in den Gesichtern der beiden. Das war jetzt kein Spaß mehr …

Der zweite jüngere Fahrer hatte sich zurückfallen lassen und schrie etwas, während er mit der flachen Hand vor seinem Gesicht wedelte, um anzuzeigen, wie bescheuert er das Verhalten der beiden fand. Wenigstens einer, der erkannte, wie riskant die beiden fuhren.

Kies platzte unter den Reifen weg und kullerte die Böschung hinunter. Ulli hielt den Atem an und fluchte leise. Jeden Augenblick erwartete sie, dass der Radfahrer abrutschte und stürzte, oder sogar beide die Balance verloren.

Da riss der ältere Fahrer seinen Lenker mit einem Ruck nach innen und gab seinem Konkurrenten gleichzeitig einen harten Stoß mit der Schulter. Der Jüngere kam ins Schlingern und musste ausweichen, wenn er das Gleichgewicht nicht verlieren wollte.

Das reichte: Der Weg war frei.

Der ältere Fahrer schaltete ein letztes Mal und trat kraftvoll in die Pedale, gewann jetzt Meter für Meter an Boden. Ulli sah die Anspannung in seinem Körper – von den kräftigen Oberschenkeln bis zu dem verbissenen Zug um den Mundwinkel, obwohl der Sieg nun klar und deutlich vor ihm lag. Mit mehreren Radlängen Vorsprung überfuhr er die »Ziellinie«, blieb direkt danach stehen, beugte sich schwer atmend über seinen Lenker und nahm den Helm ab. Volles silbrig glänzendes Haar kam darunter zum Vorschein.

Verstohlen ließ Ulli ihren Blick tiefer gleiten, bewunderte den straffen Oberkörper des Siegers in dem enganliegenden Trikot. Schweiß glänzte auf der nackten Haut an Armen und Waden, doch insgesamt sah der Kerl nicht so aus, als hätte ihn dieser Sieg seine letzten Reserven gekostet. Seine selbstsichere Haltung zeigte vielmehr, dass er es gewohnt war, in allen Bereichen zu gewinnen – und sich dessen bewusst war.

Ulli schluckte ihre Empörung über sein riskantes Überholmanöver hinunter. Schließlich hatte sie mit der Definition der »Ziellinie« selbst ihren Teil dazu beigetragen, den Wettbewerb anzuheizen. Nach all den vielen Jahren, die sie gerade die männlichen Gäste der Hütte hier hinauffahren sehen hatte, hätte sie es besser wissen müssen.

Nun bremsten auch die beiden jüngeren Verfolger neben Ulli ab, dass der Schotter zu allen Seiten spritzte.

»Pech, Jul, hast mal wieder einen Meister gefunden!«, rief der Größere von beiden lachend, stieg vom Rad und nahm seinen großen Trekkingrucksack vom Rücken. Sein Freund tat es ihm gleich und knurrte dabei missmutig: »Kein Wunder. Hast du das Fahrrad gesehen? Sechstausend Euro, mindestens. Und im Gegensatz zu uns hat der Typ kaum Gepäck dabei.«

Juls Freund lachte. »Jetzt hab dich nicht so. Verlier wie ein Mann!«

Der Fremde war ebenfalls abgestiegen und kam auf die Gruppe zu. Er schien die letzten Worte gehört zu haben und winkte spöttisch grinsend ab. »Ich bin ja auch den Fahrtweg hinaufgekommen. Aber du kannst gern eine Revanche haben. Grüngemüse wie dich putz ich jederzeit von der Strecke.«

Bevor der harmlose Wortwechsel sich zu einer handfesten Rivalität auswachsen konnte, hob Ulli beide Hände und trat auf die Männer zu. Inzwischen waren auch die letzten beiden heran und bremsten hinter den anderen. »Bevor ihr euch für weitere Wettrennen verabredet, würde ich euch lieber erst einmal im Alpenglühen willkommen heißen. Ihr seid die Gruppe, die die Übernachtung gebucht hat, oder? Wer von euch ist denn Max Braumann?«

»Ich. Hallo! Du bist Ulrike Bönninger? Wir haben telefoniert. Freut mich!« Es war der Größere der beiden, der seinen Kumpel aufgefordert hatte, die Niederlage sportlich zu nehmen. Er nahm seine dunkle Fahrradbrille ab und streckte Ulli freundlich lächelnd die Hand entgegen.

Der, den er Jul genannt hatte, tat es ihm mit einem missmutigen Seitenblick auf den Fremden nach; die anderen winkten ihr freundlich zu. Der fünfte Gast jedoch trat zögernd an Ulli heran, während er sein Rad neben sich herschob. »Übernachtung buchen? Hätte ich reservieren müssen, um hierzubleiben?«

»Manchmal ist das besser, vor allem in der Hochsaison«, entgegnete Ulli freundlich. »Du hast nämlich Glück: offiziell ist die Hütte seit 15. September geschlossen. Ich bin aber noch bis Ende des Monats hier oben, und wer Quartier sucht, wird nicht abgewiesen. Aber wie du siehst, sind außer euch keine weiteren Gäste mehr da. Du kannst also sogar ein Zimmer für dich allein belegen.«

»Da sag ich nicht nein. Bennett Johannson aus Hamburg«, stellte er sich vor und gab Ulli ebenfalls die Hand.

»Dann auch dir herzlich willkommen. Du kannst mich Ulli nennen. Passt auf, hier links hinter dem Haus ist ein Unterstand, dort könnt ihr eure Bikes abstellen. Falls ihr Bedenken habt, sie über Nacht draußen zu lassen, könnt ihr sie auch mit ins Zimmer schleppen. Seit ich die Hütte leite, hat sich aber noch niemand hierhin verirrt, um Fahrräder zu klauen.«

Die Gäste nickten zustimmend, sahen sich erstmals richtig um, und Ulli bemerkte, wie sie realisierten, dass sie das Etappenziel für den heutigen Tag erreicht hatten. Erleichterung und Stolz mischten sich auf ihren Gesichtern mit Erschöpfung, und Ulli, die diesen Vorgang schon kannte, lächelte verständnisvoll: »Ich mach gleich das Abendessen fertig. Im ersten Stock sind die Zimmer. Schaut einfach, in welchem die Betten bezogen sind. Bennett, dir mach ich noch eines der freien Zimmer fertig. Duschen könnt ihr oben im Bad oder einmal durch den Gastraum neben der Sauna. In einer Stunde könnt ihr essen.«

»Klasse, danke!«, rief Max.

Bennett hob nur wortlos den Daumen in die Höhe.

»Sauna?« Jul hielt inne, wandte sich noch einmal um und wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn.

Ulli lachte über seinen verdutzten und zugleich sehnsüchtigen Gesichtsausdruck. »Das lohnt sich leider nicht mehr, die heute Abend in Betrieb zu nehmen. Wenn ihr morgen fahrt, versetze ich hier alles in den Winterschlaf, und dann ist in ein paar Tagen offiziell Schluss mit dem Alpenglühen. Für immer.« Für die letzten Worte hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Das fehlte noch, dass sie vor Gästen ihr Herz ausschüttete!

»Schade.« Jul zuckte mit den Schultern und ging weiter.

Seine Begleiterin hingegen blieb bei Ulli stehen und gab ihr nun auch die Hand. »Ich bin Isa. Danke auch für den tollen Empfang. Machst du das hier alles ganz allein?«

Ulli schüttelte bedauernd den Kopf. »Allein schaffst du das hier oben nicht. Wir waren zu zweit, und im August hatten wir meistens noch eine Aushilfe. Aber meine Partnerin ist ausgestiegen.«

Isa blickte sich aufmerksam um, und Ulli erkannte in ihren glänzenden Augen, dass auch die junge Frau spürte, was Ulli selbst all die Jahre täglich empfunden und so sehr genossen hatte: Die weite Aussicht auf die Berge, die die Alm mit der Hütte umrahmten, so dass man sich klein und fern und doch dem Himmel so nah fühlte. Die sanften Wiesen, die sich bis an den Waldrand mit den hohen Lärchen erstreckten. Scheinbar harmlos funkelten sie im Sonnenlicht, aber wer einmal in den Bergen von einem Wetterumschwung überrascht oder in ein Gewitter geraten war, der wusste um die unterschwellige Gefahr dieses Paradieses. Die Berge und das Leben in dieser Höhe waren selbst in einer Zeit, wo mancher Wanderweg mit den Menschenmassen zur Autobahn wurde und die Bergrettung in Windeseile mit einem Hubschrauber zur Stelle sein konnte, eine Herausforderung; und manch einer, der sie auf die leichte Schulter nahm, hatte seinen Irrtum bereits mit dem Leben bezahlt. Ulli hatte zweimal erleben müssen, wie leichtsinnige Wanderer mit falschem Schuhwerk und einem ungesunden Maß an Selbstüberschätzung gerettet werden mussten, und das reichte ihr vollkommen.

Isa, das erkannte sie deutlich, war sich der Schwierigkeiten trotz aller Faszination bewusst. Einen Moment sah Ulli sich selbst da stehen, als sie die Schlüssel zum Alpenglühen von ihren Vorgängern übernommen hatte. Sie war nur wenige Jahre älter als Isa gewesen.

»Das muss toll sein, hier die gesamte Saison zu leben. Sicherlich ist es manchmal hart, aber dieser Ausblick … das wiegt eine Menge auf«, murmelte die junge Frau.

»Ich hätte noch Bedarf an einer Co-Wirtin«, sagte Ulli leichthin und kam sich zugleich lächerlich vor, als sie merkte, wie gleich wieder die Hoffnung in ihr aufkeimte. Als ob eine Wildfremde, die ein paar nette Worte über ihre Hütte sagte, ihre Rettung sein könnte! Auf der anderen Seite: Wer wusste schon, ob es nicht doch noch einen Ausweg vor der endgültigen Schließung gab?

»Das wäre toll, ganz sicher.« Isas Lachen brach Ullis Anspannung. »Aber ich sollte wohl erst einmal mein Studium beenden. Ich bin im letzten Semester vor meiner Bachelorarbeit. Das schmeiß ich ganz sicher nicht einfach über Bord. Und was passiert im Winter? Was machst du im Winter?«

»Ach so, ja.« Ulli machte eine vage Handbewegung. »Ich bin Skilehrerin in einem Hotel in Bozen. Also bleibe ich der Bergwelt zumindest in dieser Zeit erhalten, was immer der nächste Sommer bringen wird.«

»Wow, daher deine sportliche Figur!« In Isas Stimme schwang ehrliche Bewunderung, und Ulli lächelte geschmeichelt. Die junge Dame gefiel ihr, und sie fühlte sich ihr auf eine angenehme Art verbunden.

»Die Wirtin dankt«, gab sie lachend zurück. »Und gibt einen Rat dazu: Ich würde mich an deiner Stelle beeilen. Sonst haben die Herren der Schöpfung gleich alle Duschen belegt.«

Seufzend verdrehte Isa die Augen. »Meine drei Jungs machen aus allem einen Wettbewerb. Da komme ich lieber zu spät zum Essen, als dem siebenundachtzigsten Schwanzvergleich des Tages im Weg zu stehen.«

»Aha.« Ulli grinste belustigt.

Isa schien das falsch zu verstehen und schaute verlegen zu Boden. »’tschuldigung für diesen Ausdruck. Ist aber so. Wir sind seit fünf Tagen unterwegs, und langsam ist es echt ein wenig anstrengend.«

Ulli klopfte ihr beruhigend auf den Unterarm. »Mach dir keine Sorgen. Ich verstehe genau, was du meinst. Aber jetzt haben sie ja einen zusätzlichen Konkurrenten.«

»Das wird sie eher anstacheln.« Isa zuckte mit den Schultern. »Aber na ja … eigentlich ist es ganz unterhaltsam und macht Spaß. Nur manchmal wünsche ich mir eine Verbündete. Die eine Hälfte der Zeit vergessen sie, dass ich dabei bin, und führen Männergespräche, die ich nicht hören will, und die andere Hälfte buhlen sie um meine Aufmerksamkeit. Verstehst du, was ich meine?«

»Nur zum Teil. Aber ich leihe dir gern den ganzen Abend ein offenes Ohr. Besonders der Teil mit den Männergesprächen interessiert mich.« Ulli zwinkerte ihr zu und reizte Isa zu einem weiteren Lachen. Dann verabschiedete sie sich in Richtung Küche, um sich um die deftige Kartoffelsuppe zu kümmern.

***

Ulli schaute sich aufmerksam in der Küche um, während sie in der Suppe rührte. Still lächelte sie vor sich hin, weil sich wieder einmal ungefragt eine Erinnerung aufdrängte. Dort drüben, vor der Anrichte mit dem Frühstücksgeschirr, hatte es Saskia erwischt, und das konnte man durchaus wörtlich verstehen.

Eines Morgens, vor etwa einem halben Jahr, war Ulli ahnungslos in die Küche gekommen und hatte ihre Freundin in Ricos Armen erwischt – ganz in einem leidenschaftlichen Kuss versunken. Die beiden hatten sie gar nicht kommen hören. Erst als Ulli sich geräuspert hatte, weil sie sich das Lachen nicht mehr verbeißen konnte, waren die beiden erschrocken auseinandergefahren und hatten sich verlegen wie Teenager zu ihr umgesehen.

Saskia war das vor allem und ausschließlich deshalb peinlich, weil sie abends zuvor noch behauptet hatte, nichts für Rico zu empfinden. Er war ein Freund aus Kindertagen, der Sohn eines Hoteliers in Limone am Gardasee, den sie zufällig nach vielen Jahren wiedergetroffen hatte. Sie hatte Rico, inzwischen Inhaber des Familienbetriebs, in der festen Absicht angeschleppt, ihn mit Ulli zu verkuppeln, weil er gut zu ihr passen würde. Von Beginn an hatte Ulli gedacht, dass vielmehr das Gegenteil zutraf: Rico war eher Saskias Typ. Der Italiener war ihr zwar grundsätzlich sympathisch gewesen, doch es war nicht der kleinste Funke zwischen ihnen übergesprungen.

So war es anders gekommen, und das war völlig in Ordnung so. Ulli hatte nie etwas davon gehalten, dass Saskia ihr einen Mann auswählte, zumindest nicht, um sich verkuppeln zu lassen. Über solche Dinge wollte sie lieber selbst entscheiden.

»Kann ich dir helfen?«

Die Stimme riss Ulli aus ihren Gedanken, und sie fuhr herum. Max hatte den Kopf durch die Schwingtür gesteckt und sah sich neugierig in der Küche um, wagte jedoch nicht, hineinzukommen.

Ulli überlegte kurz, während sie begann, das Brot aufzuschneiden. »Nein, eigentlich nicht, es ist alles so weit fertig. Aber du kannst reinkommen und mir Gesellschaft leisten.«

Ihr fiel auf, wie sehr sie sich nach einem Gespräch sehnte. Ohne Saskia war es nicht dasselbe. Diese Einsamkeit war einfach nichts für sie. Dabei war sie erst seit drei Tagen ganz allein hier oben, und sie hätte zu den Gampers gehen können, die kaum einen strammen Fußweg entfernt eine Molkerei betrieben. Aber die beiden Betreiber, Vater Antonio und Sohn Giovanni – oder besser Johnny –, waren im Moment gut beschäftigt, auch ohne dass Ulli ihnen auf den Füßen herumstand.

Max zögerte. »Darf ich denn in die Küche?«

»Bin ich die Chefin von dem Laden hier? Wer sonst will dir das verbieten?« Ulli grinste. »Nein, ganz im Ernst, kein Problem. Der vordere Teil ist sogar für Selbstversorger. Wenn ich für jeden Gast, der morgens in aller Herrgottsfrühe aufbrechen möchte, mit aufstehen würde, bekäme ich vermutlich gar keinen Schlaf mehr. Außerdem muss ich nicht auf den letzten Metern pingelig werden.«

»Ja, stimmt.« Max war herangetreten und griff, ohne noch einmal zu fragen, nach den angerichteten Käse- und Aufschnittplatten, um sie in den Gastraum zu tragen.

Ulli schmeckte die Suppe ab. Noch ein wenig Sahne und Pfeffer, dann war sie perfekt. Dem Urteil der Gäste nach konnte sie nicht die schlechteste Köchin sein.

Da Max bei seiner Rückkehr nichts entdeckte, was er sonst noch tun könnte, schob er die Hände in die Taschen seiner bequemen Trainingshose und lehnte sich an ein Küchenboard. »Isa hat mir erzählt, dass du hier komplett dichtmachst, sobald wir weg sind?«, fragte er.

Ulli nickte stumm und beobachtete den jungen Mann aus den Augenwinkeln. Er war fast eineinhalb Köpfe größer als sie, und seine Schultern waren breit und kräftig. Sein dunkelblondes Haar war beinahe so kurz wie die dichten Stoppeln seines struppigen Dreitagebartes. Eigentlich sah Ulli es lieber, wenn Männer ihr Haar länger trugen – zumindest auf dem Kopf. Aber Max stand dieser etwas militärisch anmutende Schnitt hervorragend und bildete einen interessanten Kontrast zu den ruhig dreinblickenden Augen unter den dichten Brauen.

»Und dann?«

»Wie bitte?« Ulli schreckte aus ihren Gedanken auf und bemerkte, dass sie seine Frage noch gar nicht beantwortet hatte.

»Was machst du, wenn du die Hütte nicht mehr betreibst?«

»Ich weiß es nicht«, gab sie mit wesentlich mehr Gelassenheit zu, als sie verspürte. »Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, dass ich nächsten Sommer wirklich nicht wiederkomme. Die Hütte hat jedenfalls bisher keinen neuen Pächter und wird nicht wiedereröffnet.«

Und ich klammere mich an die Möglichkeit, dass immer noch ein Wunder geschieht, ergänzte sie stumm.

Max lächelte aufmunternd. »Du findest eine neue Lösung, da bin ich sicher.«

»Ja, ich weiß. Ich sollte mich nicht so hängenlassen. Aber es fällt mir verdammt schwer, und ich drehe mich seit Tagen nur im Kreis.« Sie biss sich erschrocken auf die Lippen und starrte verbissen in den Kochtopf, während sie noch etwas Sahne unterrührte. Jetzt heulte sie auch noch bei Wildfremden herum, das ging deutlich zu weit!

Da legte sich plötzlich ein Arm um ihre Schultern. Ganz einfach so, ohne Worte. Und sie merkte, wie gut das tat. Sie lehnte sich ein wenig zurück, schloss die Augen und genoss die Nähe des großen Mannes, der ihr ganz selbstverständlich etwas Trost spendete. Das Bild eines märchenhaften Riesen kam ihr in den Sinn, den alle wegen seiner Größe fürchteten, obwohl er in Wahrheit nur freundlich zu allen sein wollte.

Sie spürte ihre alte Tatkraft zurückkehren, ergriff die Hand an ihrer Schulter und drückte sie kurz, ehe sie sie resolut zurückschob. Die Bewegung jagte ihr einen kleinen wohligen Schauer über den Rücken.

»Danke«, murmelte sie, wandte sich um und lächelte zu Max hinauf.