Paula und die Zirkusbande - Alexander Oetker - E-Book
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Paula und die Zirkusbande E-Book

Alexander Oetker

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Beschreibung

Ein Samstagmorgen im Mai, endlich ist es warm genug fürs Freibad. Paula hat sogar schon von der großen Wasserrutsche geträumt. Doch Papa hat keine Zeit, in seiner Eisdiele ist die Hölle los. Und Mama? Ihr Handy klingelt, und das ist selten ein gutes Zeichen. Als Fernsehreporterin steht sie regelmäßig vor der Kamera und macht das, was Erwachsene am liebsten tun: arbeiten. Aber dieser Anruf lässt auch Paula aufhorchen: Elefantendame Emma vom Zirkus Honolulu ist krank. Paula liebt Tiere, besonders exotische. Klar, dass sie sich gleich aufmacht, um herauszufinden, was Emma fehlt. Schließlich ist Paula Detektivin! Gemeinsam mit den Zirkusjungen Matteo und Jacob und mit Clown Hugo begibt sie sich auf Spurensuche. Auch Löwe Leo und Würge­schlange Renate erweisen sich als äußerst nützlich bei den Ermittlungen. Das Gute an einer richtigen Zirkusbande: Jedes Kind kann etwas ganz Besonderes, und Paula und ihre neuen Freunde geben alles, damit Emma schon bald wieder in der Manege steht.

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Alexander Oetker

Paula und die Zirkusbande

Das Rätsel um die Elefantendame

Kinderkrimi

atlantis

Familie König

 

Paula ist 10-einhalb. Sie wäre gerne zwölf. Denn dann wäre sie schon richtig groß. Paula ist in Berlin geboren – und dort lebt sie auch. Sie mag die Schule, ihre beste Freundin Sofie und die Sterne. Paula könnte stundenlang durch ihr Fernrohr in den Nachthimmel sehen. Am liebsten aber ist Paula Reporterin – und findet mit den Jungs aus dem Zirkus Honolulu endlich die richtige Bande, um spannende Artikel über die verzwicktesten Fälle zu schreiben.

 

Bine ist Paulas große Schwester. Sie ist schon 19 Jahre alt und wohnt in einer eigenen Wohnung, nicht weit von Paulas Zuhause entfernt. Eigentlich will Bine studieren, sie weiß nur noch nicht genau, was. Deshalb arbeitet sie jeden Tag in der Eisdiele der Familie.

 

Mama Käthe ist ein Star – genauer gesagt: Die Starreporterin des Senders Berlin-TV. Jeden Abend flimmert Käthe König über die Fernsehschirme der Hauptstadt, deshalb wird sie sogar im Supermarkt erkannt. Sie berichtet über spannende Kriminalfälle – dabei ist sie nicht mal eine halb so gute Detektivin wie ihre Tochter Paula.

 

Papa Holger kümmert sich meistens um Paula, weil seine Frau abends immer im Fernsehstudio arbeitet. Mit ihm teilt Paula die Liebe zum Weltall, zur Chemie und zu Laboren. Doch die größte gemeinsame Liebe gehört dem Eis. Papa Holger ist der Inhaber von Eis-König, der beliebtesten Eisdiele im Bezirk. Nachts tüftelt er an neuen Rezepten, vormittags liefert er in seinem Eiswagen aus. Seine Lieblingssorte: Schoko-Wassermelone – mit dicken Schokostückchen.

 

Die Zirkusbande

 

Matteo ist zwölf – und damit der größere Bruder der beiden Zirkus-Jungs. Er ist ein hübscher Wuschelkopf, der gerne viel redet und Paula sofort in sein Herz schließt. Seine größte Liebe gilt aber den Tieren im Zirkus. Denn Matteo darf sie alle pflegen und dressieren. Die Löwen, die Kamele, am liebsten aber die Elefanten.

 

Jacob ist zehn und Matteos kleiner Bruder. Na ja, richtig klein ist er nicht, sondern sogar gleich groß – und sehr schlank und drahtig. Denn Jacob ist ein Artist: Er kann Schwünge unterm Zirkusdach, Einrad auf einem Seil fahren, und kein Baum der Welt ist vor ihm und seinen Affenarmen sicher.

 

Hugo ist der Sohn des Zirkusdirektors – und der lustigste Clown im ganzen Land. Ein Nachwuchs-Clown natürlich, aber mit seiner Lust auf Verkleidungen und auf kleine Zaubertricks bringt er Jung und Alt zum Lachen. Hugo liebt Süßigkeiten und überhaupt alles zum Essen – deshalb muss er sich den Bauch in seinem Clown-Kostüm gar nicht ausstopfen. Und er hat sich eine Geheimsprache ausgedacht, die der Zirkusbande oft wertvolle Dienste leistet.

1Wenn Paula sich aufs Wochenende freut und dann wieder alles anders kommt

Paula riss die Vorhänge zur Seite und strahlte.

»Jajajaja«, rief sie, als sie die Zaubersonne sah. Die war nämlich über dem kleinen Park vor ihrem Kinderzimmer aufgegangen. Der Himmel leuchtete hellblau, und es schwebten nur winzige Schäfchenwolken dort oben, so weich und luftig wie das Kissen, auf dem Paula bis eben wunderbar geschlafen hatte. In der Nacht hatte es gestürmt, und der Wind hatte an den Fensterläden gerüttelt. Aber nun waren die dunklen Wolken des Vortages wie weggeblasen.

Es war Mai und die Osterferien lagen schon eine Ewigkeit zurück. Außerdem hatte es während der ganzen Ferienwoche geregnet. Doch nun, nun endlich, kam der Sommer in ihre Stadt. Zum Glück war endlich Wochenende!

Paula hatte echt eine anstrengende Woche gehabt, fand sie. Auch wenn Mama immer sagte: »Ach, mein Schatz, genieß doch die Zeit in der Schule. Wenn du erst so groß bist wie wir, na dann beginnt aber wirklich der Ernst des Lebens.«

Paula glaubte das nicht so richtig. Wenn sie Mama genau beobachtete, dann schien die nämlich richtig viel Spaß zu haben in ihrem Leben als Erwachsene. Wenn sie arbeitete – und sie arbeitete als Reporterin ganz schön viel – dann war sie richtig fröhlich. Und wenn sie rasant mit ihrem kleinen Auto mit dem offenen Dach rumfuhr und ihre langen Haare im Wind flatterten, dann sah sie auch nicht besonders gequält aus. Darum hatte Paula beschlossen, ebenfalls Reporterin zu werden. Sie übte schon fleißig bei der Schülerzeitung und fand, dass ihre Artikel irgendwie die besten waren. Insgeheim freute sie sich sehr aufs Erwachsensein. Denn die Schule … oje, Paula seufzte.

Sie war eine gute Schülerin, niemand hätte was anderes behauptet. Nicht ihre Mama, nicht ihr Papa und auch nicht Frau Winkelmann, ihre Klassenlehrerin mit der dicken Brille. Aber in der letzten Woche hatte sie zwei lange Tage gehabt, von acht Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags. Und dazu hatte sie sogar noch einen Mathetest schreiben müssen und eine lange Arbeit in Englisch. Paula liebte Englisch. Arbeiten schreiben liebte sie aber gar nicht.

Jedenfalls fand sie, dass sie sich dieses Wochenende richtig doll verdient hatte. Ganz kurz vor dem Aufwachen hatte Paula sogar von der großen Wasserrutsche im Freibad Pankow geträumt. Die glänzte silbern und hatte drei sehr enge Kurven, und Paula war immer schneller geworden, als sie im Traum hinuntergerast war. Vielleicht hatte das Freibad schon wieder offen, nach dem langen Winter. Gleich würde sie Mama danach fragen. Doch jetzt hatte sie erst mal Hunger.

Paula riss die Tür ihres Zimmers auf und rannte die Treppe hinunter. Die Wohnung von Familie König hatte zwei Etagen und lag in einer wunderschönen kleinen Straße namens Amalienpark. Oben hatte Paula ihr eigenes Zimmer. Endlich. Davor hatte sie es sich zehn Jahre mit ihrer älteren Schwester Bine teilen müssen. Zehn lange Jahre. Sie liebte Bine, klar, aber das Zimmer war viel zu klein geworden für zwei Betten, zwei Schreibtische, zweimal Spielzeug und den ganzen Mädelskram. So war Paula anfangs echt froh gewesen, als Bine vor einem Jahr auszog. Doch jetzt musste sie zugeben, dass sie ihre große Schwester mittlerweile öfter vermisste, als ihr lieb war.

Unten in der Wohnküche herrschte schon die übliche Wochenendstimmung, die Paula so liebte: Papa mixte seine berühmte Mischung für Pancakes. »Geheim«, nannte er sie immer, dabei stimmte das gar nicht: Er hatte Paula vor ein paar Monaten in die Kunst des Pancake-Backens eingeweiht und sie konnte es schon fast genauso gut wie er.

Mama saß auf dem Sofa und las auf ihrem iPad die Morgenzeitungen, im Radio lief klassische Musik. Mama liebte klassische Musik, besonders so Stücke mit Harfen und viel Brimbamborium. Paula fand das einfach nur langweilig. Aber Beethoven, den liebte sie. Seine Sinfonien machten ein so schönes Beben im Bauch.

»Ich hab Hunger«, rief Paula, kaum dass sie zur Wohnzimmertür hinein war.

»Guten Morgen erst mal«, antwortete Mama, ohne von der Lektüre aufzusehen.

Papa hingegen legte sein breitestes Lächeln auf. »Pancakes in zehn Minuten! Will auch jemand ein Ei?«

»Hmm«, murmelte Paula, »also ein perfektes Fünfeinhalb-Minuten-Ei würde ich schon nehmen.« Fünf-einhalb-Minuten-Eier waren genau ihr Ding. Wenn das Gelbe so schön flüssig auf den Löffel floss und genau so schmeckte wie es aussah – gelb eben. Gelb und lecker.

»Das will ich auch«, sagte Mama. Nun hatte sie doch ihr iPad auf das Sofa gelegt und lächelte Paula an. »Na, mein Schatz?«

Paula gab ihrer Mama einen Kuss auf die Wange. »Was machen wir denn heute?«

Mama legte den Kopf schief. »Hast du eine Idee?«

»Jajaja«, rief Paula, »ich hab vom Freibad geträumt. Schaust du mal nach, ob es schon aufhat?«

»Paula, wirklich?« Ihre Mama zog die Stirn kraus. »Es ist doch noch viel zu kalt.«

»Gar nicht«, antwortete Paula entrüstet. Mit einem Ruck öffnete sie die Balkontür und zeigte nach draußen. »Hier, total warm. Komm mal her, komm, fühl mal.«

Es stimmte: Das Wetter war so schön, wie der Himmel es versprochen hatte. Die großen Eichen im Amalienpark dampften in der Sonne.

»Okay, wir frühstücken erst mal und dann sehen wir weiter, ja?«

Mama griff wieder zu ihrem iPad, und Paula zog einen Flunsch. Wenn ihre Mutter sagte: Dann sehen wir weiter, hieß das: Ich hoffe, du vergisst deine Idee gleich wieder. Aber das würde sie nicht. Zur Not musste sie eben Papa bearbeiten, doch erst, wenn die Pancakes fertig waren. Papa war nicht so gut darin, zwei Dinge gleichzeitig zu machen.

Paula ging erst mal auf den Balkon und stellte sich auf den Hocker. Sie durfte sich nicht zu weit vorbeugen, das wusste sie. Aber so konnte sie die gelbe Straßenbahn erkennen, die auf der Hauptstraße vorbeizuckelte, und die Autos, die in Richtung Innenstadt fuhren.

»Alles fertig!«, rief Papa endlich, und Paula stürmte zum Esstisch.

»Oh, cool«, rief sie, als sie die riesige Schale mit gezuckerten roten Früchten entdeckte.

»Ich habe die ersten Erdbeeren des Jahres bekommen«, sagte Papa stolz. Paula gab sich einen großen Löffel davon über den goldbraun gebackenen Pancake auf ihrem Teller. Hungrig nahm sie den ersten Bissen.

»Und, lecker?«

Paula konnte nur nicken und kauend »Hmm« murmeln. Es war nicht nur lecker, es war superlecker. Auch ihre Eltern langten kräftig zu. Mama legte sich schon den zweiten Pancake auf ihren Teller und gab reichlich Sirup darüber.

»Wie geht’s eigentlich Sofie?«, fragte Mama. »Ich habe ihren Papa gestern auf der Straße getroffen. Er hat erzählt, dass sie ganz krank ist?«

Paula nickte. »Ja, sie hat eine fiese Erkältung. Echt schade. Jetzt, wo es endlich warm wird.«

»Könnt ihr also heute gar nicht spielen?«

Paula wollte gerade antworten, als ein allzu bekanntes Geräusch die Unterhaltung durchbrach. Ein Geräusch, das Paula gar nicht gerne hörte. Besonders nicht am Wochenende.

Ihre Mama sagte: »Oh, Entschuldigung«, stand auf und ging in den Flur, wo ihr Handy auf der weißen Kommode lag.

»Ja, König?« Ihre Stimme klang jetzt geschäftsmäßig, und es folgten einige Momente Stille, dann sagte ihre Mama: »Ja, natürlich. Wo ist das?«

Na klar, dachte Paula enttäuscht. Wenn Mama schon fragte, wo etwas los war, dann war sie bald unterwegs.

»Und was hast du gesagt? Ein Elefant?«

Nun wurde Paula hellhörig. Was hatte ihre Mama denn mit einem Elefanten zu tun?

»Gut, ihr schickt mir ein Kamerateam – und die SNG, ja? Ich bin in einer halben Stunde da.«

Paula schloss die Augen für einen Moment, und die Pancakes schmeckten plötzlich gar nicht mehr. SNG – das stand für Satellitenübertragungswagen. Es war ein riesiger LKW, der mithilfe der Satellitenschüssel auf dem Dach Bildaufnahmen von ihrer Mutter auf die Fernsehschirme des Landes übertrug. So hatte Mama ihr das zumindest erklärt, als sie sie mal zu einer Live-Schalte mitgenommen hatte. Das klang spannend, hieß aber für Paula einfach nur: Mama musste arbeiten – und zwar gleich.

Da kam ihre Mutter ins Wohnzimmer zurück, sie hatte ihre kleine Schminktasche in der Hand und rief: »Ihr glaubt es nicht! Da ist ein Elefant, der ist so krank geworden, dass gleich die Tierrettung vom Zoo kommen musste. Und niemand weiß, woran es liegt. Ich muss da sofort hin.«

»Ein Elefant mitten in Berlin?«, fragte Papa.

»Na, der Zirkus Honolulu ist doch in der Stadt. Hast du das große Zelt nicht gesehen? Es steht im Schlosspark. Egal, ich muss jetzt los. Ihr kommt klar, oder? Paula …« Sie trat näher und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Nicht böse sein, wir machen morgen was Schönes, ja?«

»Och nee«, stöhnte Paula. »Wir wollten doch ins Freibad!«

Papa sagte: »Käthe, wirklich? Wir hatten doch besprochen, dass heute nichts dazwischenkommt. Ich muss doch auch runter ins Labor und …«

»Wenn der Sender ruft, dann ruft er. Du weißt doch, wie das ist. Was soll ich denn machen? Es ist ein Notfall.«

»Nein, ich finde …«

Doch Paula rief dazwischen: »Hört auf. Am Wochenende ist Streitverbot!«

Ihre Eltern sahen sie erstaunt an.

»Das wisst ihr ganz genau. Am Wochenende streiten wir nicht. So, und nun geh. Ein Elefant ist krank. Das ist ja wohl wirklich eine Nachricht. Kein Wunder übrigens, wenn er in einem Zirkus leben muss.«

Ihre Mama strahlte sie erstaunt und auch ein bisschen schuldbewusst an. »Danke, mein Engel«, sagte sie und verschwand durch die Tür.

Paula und Papa sahen ihr nach.

»Und nun sitzen wir beide wieder hier.«

»Ja … Aber sag mal: Musst du wirklich ins Labor?«

»Eigentlich wollte ich eine neue Sorte ausprobieren. Wegen der Eröffnung morgen.«

»Ich kann doch mitkommen.«

Paula liebte die Eismaschinen, die im Keller des Hauses standen. Sie arbeitete so gern mit ihrem Papa an neuen Sorten und stellte literweise leckeres Eis her. Ihr Papa war nämlich der Chef von Eis-König. Das war die Eisdiele, die sich genau am Bahnhof Pankow befand – ein echtes Paradies für jedes Kind in ihrem Viertel. Der erste offene Tag in diesem Jahr war morgen und wurde von allen Bewohnern schon sehnlichst erwartet.

»Nein, heute gehen wir ins Freibad«, sagte Papa niedergeschlagen. »Wenn du dir das so sehr wünschst. Eis machen können wir auch noch am Abend.«

»Hmm.« Paula dachte an den armen Elefanten und sah nachdenklich aus dem Fenster. Das würde bestimmt auch einen tollen Artikel für die Schülerzeitung abgeben … Die Sonne war hinter einer Wolkendecke verschwunden. Da nahm eine Idee in ihrem Kopf Gestalt an. »Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass wir ins Freibad können. Guck mal …«

Sie zeigte hinaus und Papa flüsterte: »Ach du jemine.« Draußen sah es plötzlich gar nicht mehr frühsommerlich aus. Dicke dunkle Wolken waren über dem Amalienpark aufgezogen, und da klatschten auch schon die ersten Regentropfen gegen die Fensterscheibe.

»Na, hoffentlich hat Mama einen Schirm dabei«, murmelte Papa.

»Also, ich weiß was«, sagte Paula, nachdem sie eine Weile in den Regen gestarrt hatten.

»Was denn?«

»Du gehst in den Keller und machst Eis. Und ich besuche Sofie und spiele mit ihr. Die wird sich allein fühlen, wenn sie so erkältet ist.«

Papa sah Paula an und sie konnte das Fragezeichen auf seiner Stirn fast sehen. Warum vergab sie eine Chance, beim Eismachen mitzuhelfen und alle Sorten durchzuprobieren? Paula biss sich auf die Lippe und versuchte, möglichst unschuldig dreinzuschauen.

»Okay, Paula«, seufzte Papa schließlich. »Aber nicht, dass du dich ansteckst, ja?«

»Ich pass auf, Papa, versprochen.«

Paula würde sich nicht anstecken. Soviel war sicher. Sie hatte nämlich gar nicht vor, zu Sofie zu gehen …

2Als Paula den Elefanten sucht und neue Freunde findet

Was für ein Park. Paula war so gerne hier. Sie liebte es, sich mit dem Rücken an die großen Bäume zu lehnen. Dann wurde sie sofort ganz ruhig. Auf dem gepflegten Rasen kickte sie manchmal mit Sofie ewig den Fußball hin und her, oder sie versteckten sich zwischen den Büschen. Und da war dieses verwunschene Schloss mit dem roten Dach und den schönen Fenstern aus weißem Holz. Sie stellte sich vor, wie eine Prinzessin darin zu leben. Oder besser noch wie eine Königin. Wer brauchte schon einen Prinzen? Aber heute war sie nicht hier, um zu spielen. Sie war aus dem gleichen Grund hier wie ihre Mutter: Um herauszufinden, was es mit dem kranken Elefanten auf sich hatte – und um darüber einen spannenden Artikel für ihre Schülerzeitung zu schreiben.

Heute war der Schlosspark verändert. Nicht nur, weil es regnete. Paula huschte von Baum zu Baum und verharrte für einen Moment unter dem dichten Blätterwerk, damit die großen Tropfen sie nicht erwischten. Dann rannte sie weiter, zum nächsten Baum. Dort vorne stand das große Zelt, ein echtes Zirkuszelt. Eine rote Dachplane, dazu die weißen Wände aus Leinwand. Dicke Schnüre spannten sich zu den Holzpflöcken, die in den Boden gerammt worden waren. An der Seite prangten in riesiger Leuchtschrift die Worte:

Zirkus Honolulu.

Zirkus: Das hieß laute Musik, Clowns und Artisten, die auf Einrädern oder Seilen herumturnten – eigentlich war das ja sehr lustig. Früher war sie gerne im Zirkus gewesen. Aber nur so lange, bis sie verstanden hatte, was es bedeutete, dass der Zirkus auch Tiere hielt. In kleinen Käfigen, die ständig von Stadt zu Stadt gefahren wurden. Das war doch Tierquälerei, dachte sie jetzt – und deswegen fand sie den Zirkus gar nicht mehr so toll – und hatte auch keine Lust mehr, ihn zu besuchen. Paula liebte Tiere – wer tat das nicht? Und deshalb war sie noch gespannter, was sie nun herausfinden würde.

Das Zelt des Zirkus Honolulu stand in der Mitte des Platzes. Es parkten zwei Polizeiwagen davor, ein Absperrband flatterte im Regen, und dahinter warteten Männer in ihren blauen Uniformen und machten sehr ernste Gesichter.

Genau vor dem Absperrband stand der Sendewagen mit dem Senderlogo ihrer Mutter: Berlin-TV. Oben auf dem Dach fuhr gerade eine riesige Satellitenschüssel hoch, um die Übertragung vorzubereiten. Genau daneben ein zweiter Wagen. Paula musste grinsen. Es war das Auto von TV24. Das bedeutete Ärger. Mama konnte den Sender nämlich gar nicht leiden. Dort arbeitete Klaus Schmidtchen. Der hieß wirklich so. Schmidtchen war ein ganz gewiefter Reporter und Mamas größter Konkurrent. Die beiden wetteiferten immer darum, wer als Erster bei den wichtigen und aufsehenerregenden Geschichten vor Ort war und berichtete.

Irgendwas Ernstes musste hier vor sich gehen. Doch wie sollte sie hinter das Absperrband gelangen? Die Polizisten hatten sie sicher längst im Blick.