Perry Rhodan 1143: Die Goon-Hölle - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1143: Die Goon-Hölle E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Im Herzen der Armadaschmiede - drei Gefangene in Not Die Menschheit hat es nicht leicht im 426. Jahr NGZ, das seit der Gründung der Kosmischen Hanse verstrichen ist. Das gilt für die Bewohner des Solsystems, die gerade erst die Porleyter-Krise überwunden haben, ebenso wie für die Galaktische Flotte unter der Führung Perry Rhodans. Während man auf Terra jederzeit eines neuen Anschlags von Seiten Vishnas, der abtrünnigen Kosmokratin, gewärtig sein kann, sieht die Lage für Perry Rhodan und seine Galaktische Flotte inzwischen wesentlich besser aus. Denn fast alle der rund 20.000 Einheiten, die, von der Endlosen Armada verfolgt, durch den Frostrubin gingen und dabei dem so genannten Konfetti-Effekt unterlagen, der sie innerhalb der Galaxis M 82 in alle Winde zerstreute, haben zusammengefunden und bilden wieder eine beachtliche Streitmacht. Und das ist auch gut so, denn schließlich gibt es in M 82 genügend Gefahren, mit denen sich die Galaktiker auseinanderzusetzen haben. Gegenwärtig gilt dies für Gucky, Ras Tschubai und Jen Salik in besonderem Maß. Die Mutanten und der Ritter der Tiefe haben beim "Unternehmen Armadaschmiede" zu viel riskiert und gerieten prompt in die Gewalt des Gegners. Jetzt lernen die Gefangenen der Armadaschmiede einen unheimlichen Ort kennen - DIE GOON-HÖLLE ...

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Nr. 1143

Die Goon-Hölle

Im Herzen der Armadaschmiede – drei Gefangene in Not

von H. G. Francis

Die Menschheit hat es nicht leicht im 426. Jahr NGZ, das seit der Gründung der Kosmischen Hanse verstrichen ist. Das gilt für die Bewohner des Solsystems, die gerade erst die Porleyter-Krise überwunden haben, ebenso wie für die Galaktische Flotte unter der Führung Perry Rhodans.

Während man auf Terra jederzeit eines neuen Anschlags von Seiten Vishnas, der abtrünnigen Kosmokratin, gewärtig sein kann, sieht die Lage für Perry Rhodan und seine Galaktische Flotte inzwischen wesentlich besser aus. Denn fast alle der rund 20.000 Einheiten, die, von der Endlosen Armada verfolgt, durch den Frostrubin gingen und dabei dem so genannten Konfetti-Effekt unterlagen, der sie innerhalb der Galaxis M 82 in alle Winde zerstreute, haben zusammengefunden und bilden wieder eine beachtliche Streitmacht.

Und das ist auch gut so, denn schließlich gibt es in M 82 genügend Gefahren, mit denen sich die Galaktiker auseinanderzusetzen haben.

Gegenwärtig gilt dies für Gucky, Ras Tschubai und Jen Salik in besonderem Maß. Die Mutanten und der Ritter der Tiefe haben beim »Unternehmen Armadaschmiede« zu viel riskiert und gerieten prompt in die Gewalt des Gegners.

Die Hauptpersonen des Romans

Parwondov – Kommandant der Armadaschmiede HORTEVON.

Catewnor und Meegoron – Parwondovs Kollegen.

Gucky, Ras Tschubai und Jen Salik – Die Mutanten und der Ritter der Tiefe in der Gewalt der Silbernen.

Schamar – Ein Pellack.

Schumirg

1.

»Wo sind wir eigentlich?«, fragte Ras Tschubai und blickte Gucky an.

»Kannst du mich nicht etwas leichteres fragen?«, entgegnete der Mausbiber.

Jen Salik fuhr sich mit beiden Händen über das bleiche Gesicht. Die Anstrengungen der letzten Tage und die Paralysierung hatten ihre Spuren hinterlassen. Der Ritter der Tiefe war erschöpft, und er brauchte noch etwas Ruhe, um sich erholen zu können. Er spürte die aufbauenden Impulse des Zellaktivators.

»Wir sind in der Armadaschmiede«, sagte er leise.

»Wie kannst du das wissen?«, erwiderte Ras.

»Es ist nur logisch.«

»Das ist es«, bestätigte der Ilt. »Armadaschmiede, das hört sich nach Dampfhammer an.«

Jen Salik lächelte.

»Hast du dich schon umgehört?«, erkundigte er sich.

Gucky schüttelte den Kopf, und seine Augen verdunkelten sich.

»Ich kann nichts hören, und ich kann nichts bewegen.«

Der Mausbiber kauerte wie ein Häuflein Elend auf einem gepolsterten Hocker, der in der Ecke stand.

»Sie haben psionische Sperren errichtet«, stellte er fest. »Damit sind wir erledigt.«

Der Ritter der Tiefe blickte ihn überrascht an.

»Ich kenne dich als unverbesserlichen Optimisten. Und jetzt redest du daher, als wären wir am Ende.«

Gucky zuckte zusammen.

»So ein Unsinn.«

Diese Worte sollten zuversichtlich klingen, doch sie kamen Gucky nur matt über die Lippen.

Der Ilt begriff sich selbst nicht, was mit ihm geschah. Hatten ihre Gegner so etwas wie einen Emotiostrahler, mit dem sie ihn beeinflussten?

Ja, so musste es sein. Wie sonst hätte er sich erklären können, dass er unter Todesahnungen litt?

»Kleiner, reiß dich zusammen«, bat Ras Tschubai. »Ich kann ebenso wenig teleportieren wie du. Sie haben uns in der Falle, mehr aber nicht. Und sie wollen uns nicht umbringen, denn sonst hätten sie es längst getan. Sie wollen etwas von uns, und das macht uns stark.«

»Sie haben uns paralysiert und dann hierher gebracht«, bekräftigte Jen Salik. »Glaubst du wirklich, dass sie sich die Mühe gemacht hätten, wenn sie uns das Lebenslicht ausblasen wollten?«

»Natürlich glaube ich so etwas nicht.« Gucky raffte sich mühsam auf. »Wie kommt ihr nur auf so einen Blödsinn? Ich weiß gar nicht, was Furcht ist. Ich bin doch kein Mensch! Schon vor meiner Geburt war klar, dass ich mich niemals fürchten würde.«

Er brach seine Rede ab, weil die Tür sich geöffnet hatte, und ein fremdartiges Wesen hereinkam. Der raupenähnliche Körper des Geschöpfes war etwa zwei Meter lang, und der vordere, steil aufgerichtete Teil anderthalb Meter hoch. Neugierig streckte es seinen Kopf vor, der die Gefangenen seiner spitzen Form wegen an einen Delphinkopf denken ließ. Die Stielaugen hoben sich in einer Länge von etwa 20 Zentimetern aus dem Kopf empor und blickten Gucky in einer Weise an, die ihn seltsam berührte. Dann senkte das Wesen den Kopf und eilte quer durch den Raum, wobei es schien, als könne es sich nicht mehr auf den vier Beinen halten. Doch es fiel nicht. Es erreichte die gegenüberliegende Wand und strich mit seinen Händen wie suchend darüber hinweg. Es hatte an jeder Hand drei knorpelige Finger, die gut ausgebildet waren.

Plötzlich öffneten sich mehrere kleine Fächer, in denen dunkle Kugeln lagen. Das fremde Wesen nahm sie heraus und eilte wortlos aus dem Raum, wobei es den Ilt abermals eingehend musterte.

»Wir hätten ihn uns schnappen sollen«, bemerkte Ras Tschubai.

»Du weißt, dass das nichts gebracht hätte«, winkte Jen Salik ab. »Wir müssen erst einmal unsere Situation klären. Danach sehen wir weiter.«

Überrascht stellte er fest, dass Gucky nicht zugehört hatte. Der Ilt blickte auf die Tür, als sei er von dem fremden Wesen überwältigt, das nur kurz bei ihnen gewesen war.

*

Catewnor und Meegoron unterbrachen ihr Gespräch, als Parwondov eintrat. Der Kommandant machte aufgrund seiner Figur einen etwas schwerfälligen Eindruck, der jedoch täuschte. Parwondov war ein kühler, berechnender Mann, der alles andere als ungeschliffen oder gar plump war.

»Die Gefangenen haben die Paralyse überwunden«, erklärte er, während er zu seinem Kommandostand ging und alle Informationen über den Bildschirm abrief, die in den letzten Stunden eingegangen waren.

»Ich halte es nach wie vor für falsch, dass sie hierher gebracht worden sind«, sagte Catewnor. »Die Gefangenen haben hier nichts zu suchen. Zwei von ihnen haben Fähigkeiten, mit denen sie uns gefährlich werden können, wenn sie außer Kontrolle geraten.«

»Ich weiß«, erwiderte der Kommandant ohne jegliche Gefühlsregung. »Erstens sind unsere psionischen Sperrmaßnahmen voll wirksam, so dass sie ihre Fähigkeiten nicht ausspielen können. Zweitens haben wir in den Pellacks Helfer, auf die wir uns verlassen können, und darüber hinaus benötigen wir die drei hier, wenn wir die Terraner in eine Falle locken wollen.«

Er blickte Catewnor abweisend an.

»Wir haben lange genug über die drei diskutiert. Es reicht.«

»Wir haben nicht ausreichend bedacht, dass wir hier das Wett haben.«

»Die Fremden könnten sich dessen bedienen.«

»Catewnor, ich erkenne dich nicht wieder«, bemerkte Parwondov. Er ging zu seinem Sessel und setzte sich. »Du bist ein Mann schneller Entscheidungen. Und ausgerechnet du willst noch einmal alles überdenken? Wir verfügen über einen Apparat, der uns zur stärksten Macht in dieser Galaxis macht, und du kommst mir mit solchen Bedenken?«

Catewnor antwortete nicht. Er sah sich als zweiten Mann in HORTEVON an, und er empfand sich als Stellvertreter des Kommandanten. Er fühlte sich Parwondov in einigen Punkten unterlegen, in anderen jedoch klar überlegen. So war richtig, dass er sich in den meisten Fällen schneller entscheiden konnte, und er war überzeugt davon, dass diese Fähigkeit von lebenswichtiger Bedeutung war.

Er meinte, es nicht verantworten zu können, die Gefangenen in dieser Anlage zu belassen.

»Ich sehe, du hast begriffen«, sagte Parwondov, ohne noch einmal auf die Einwände einzugehen, die Catewnor erhoben hatte. »Überlegen wir also, wie wir die Terraner und ihre Flotte mit Hilfe unserer Gefangenen in eine Falle locken können.«

»Was ist mit Schovkrodon?«, fragte Meegoron. »Wir haben nichts mehr von ihm gehört.«

»Auch das werden wir zu klären haben«, erwiderte der Kommandant. »Und dann müssen wir vor allem eine geeignete Strategie für unseren Angriff auf das Armadaherz erarbeiten.«

Catewnor ließ sich in einen Sessel sinken. Es fiel ihm plötzlich schwer, sich zu konzentrieren, und er wusste auch, warum. Allzu lange schon hatte er auf weibliche Gesellschaft verzichten müssen. Er konnte nicht so völlig abschalten wie Parwondov oder Meegoron, deren Selbstdisziplin und Gefühlskälte auf ihn zuweilen erschreckend wirkten. Er brauchte eine emotionelle Bindung, und sei es auch nur für ein paar Stunden.

»Catewnor!«

Der Angesprochene fuhr auf.

»Entschuldige, Parwondov«, sagte er verstört. »Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.«

»Das habe ich gemerkt. Stimmt etwas nicht? Könnte es sein, dass einer der Gefangenen dich beeinflusst?«

»Nein, bestimmt nicht«, wehrte Catewnor ab.

»Bist du sicher?«, fragte Parwondov.

Catewnor verkniff sich eine wütende Entgegnung. Für einen kurzen Moment war er versucht zu behaupten, dass ein psionischer Einfluss bestehe, doch er verzichtete darauf, weil er eine solche Aussage durch nichts beweisen konnte.

»Wenden wir uns also Schovkrodon zu«, sagte der Kommandant. »Ich fürchte, er ist tot. Allzu lange haben wir schon nichts mehr von ihm gehört.«

»Wenn er tot ist, dann sind die Terraner schuld«, bemerkte Meegoron.

»Ein Grund mehr, dieses Problem ein für allemal zu lösen«, betonte Parwondov. »Darf ich um Vorschläge bitten ...?«

*

Der Pellack Schamar eilte aufgewühlt über den Gang, der zu seiner Unterkunft führte.

Sein Ngrur, das Nervenzentrum der Gefühle, befand sich in Aufruhr. Was einer der Gefangenen gesagt hatte, passte nicht in das Bild, das er sich bisher von ihnen gemacht hatte, und es ließ ihn in seinem Willen, stets den erteilten Befehlen zu gehorchen, schwankend werden.

Ein weibliches Wesen kam ihm mit geschmeidigen Bewegungen entgegen. Es trug den Kopf besonders hoch und blickte mit leuchtenden Augen um sich. Ein verführerischer Duft stieg ihm in die Nase. Schamars Herz klopfte schneller. Er erkannte, dass sich die junge Pellack-Frau in der siebenjährigen Orschan-Periode befand, in der sie Nachwuchs bekommen konnte.

Er senkte den Kopf und atmete tief durch die Nase ein. Plötzlich fühlte er sich leicht und beschwingt, und von dem Ngrur an seinem Körperende gingen Impulse des Glücks aus.

Die junge Frau glitt vorbei, ohne ihn zu beachten. Er blickte ihr nach, bis sie um die nächste Gangecke verschwand, und allmählich erinnerte er sich wieder an sein Vorhaben. Er seufzte. Am liebsten wäre er der Frau gefolgt, doch er wusste, dass er keine Zeit verschwenden durfte.

Eine überaus wichtige Frage musste geklärt werden, danach konnte er sich immer noch anderen Interessen widmen.

Minuten später betrat er eine Halle, in deren Mitte eine blau schimmernde Kugel schwebte. Unter ihr lagen vier junge Männer auf dem Boden und seufzten gelangweilt, als er sich ihnen näherte.

Sie vertrieben sich die Zeit mit einem Stäbchenspiel, und es missfiel ihnen sichtlich, dass sie gestört wurden.

»Was willst du?«, fragte einer von ihnen, obwohl ihm doch klar sein musste, weshalb er hier war.

Schamar unterdrückte seinen Ärger und erwiderte so ruhig, wie es ihm möglich war: »Ich muss den Hadr sprechen. Es ist wichtig.«

Sein Gegenüber verdrehte die Stielaugen, um damit auszudrücken, wie lästig ihm der Besuch Schamars war.

»Er hat keine Zeit«, erklärte er, und als die anderen ihn dazu aufforderten, setzte er sein Spiel fort.

»Ich habe das Recht, den Ältesten zu sprechen«, betonte Schamar. »Wenn er jetzt keine Zeit hat, werde ich eben warten.«

Mit einem Fluch warf der Wächter, mit dem er bisher gesprochen hatte, die Stäbchen weg, erhob sich und drückte einige Tasten an der blauen, schwebenden Kugel. Er flüsterte etwas, und dann öffnete sich eine Tür in der schimmernden Fläche des Hadr-Sitzes.

Schamar trat wortlos ein. Über einen engen Gang kam er in eine von düsterem Licht erfüllte Kammer, in der ein alter Pellack auf dem Boden lag.

»Ich muss mit dir reden, Schumirg«, sagte Schamar. »Es tut mir leid, dass ich dich störe.«

Der Hadr antwortete nicht. Mit wachen Augen musterte er ihn, dann gab er ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er sich auf eines der Kissen setzen sollte, die auf dem Boden lagen.

Schamar war zum ersten Mal bei seinem Hadr. Er hatte viel von ihm gehört, ihn aber noch nie gesehen. Daher schockierte ihn der Anblick des Alten. Die normalerweise graue und schwach geschuppte Haut war bei Schumirg schlohweiß, faltig und völlig schuppenlos. Besonders auffallend war, wie sehr das Ngrur, das Gefühlszentrum am Körperende des Hadr, zusammengeschrumpft war. Bildete es bei einem jungen und gesunden Pellack eine stramme Kugel, so war bei dem Hadr nur noch ein faustgroßes, verschrumpeltes Gebilde übrig.

War dieser klägliche Ngrur-Rest Ausdruck für das verkümmerte Gefühlsleben des Ältesten?

Es konnte nicht anders sein.

Schumirg ist ein eiskalter Bursche, der wahrscheinlich überhaupt nicht mehr versteht, dass ich Gefühle habe, mit denen ich leben muss, fuhr es Schamar durch den Kopf, und er fragte sich, ob es unter diesen Umständen überhaupt Sinn hatte, mit dem Hadr zu sprechen.

»Vertraue mir«, forderte der Alte ihn auf. »Ich weiß, dass mein Anblick überraschend für dich ist. Alte werden draußen kaum beachtet. Mich aber kannst du nicht übersehen.«

Er hatte eine brüchige Stimme, die den Eindruck von Schwäche erweckte.

Ob die anderen beiden Hadr auch so schwach sind?, fragte Schamir sich unwillkürlich. Er wusste, dass es noch die Hadrs Orkisch und Yaschcan gab. Aber sie lebten in einer Welt, die Schamar auf ewig verschlossen bleiben würde.

»Dir ist bekannt, dass die Silbernen Gefangene gemacht haben?«

»Ja – drei.«

»Ich weiß nicht, welche Pläne die Herren mit ihnen haben, aber da sie Gefangene sind, müssen wir sie als Feinde ansehen.«

»Das ist richtig.«

»Aber das kann ich nicht.«

Der Hadr blickte ihn verwundert an.

»Du kannst nicht? Ich habe mich wohl verhört? Es sind Fremde, denen du nie wieder in deinem Leben begegnen wirst. Sie kommen aus der Unendlichkeit, und sie sind Feinde der Armada. Wieso sind sie nicht deine Feinde?«

»Sie haben die gleichen ethischen Grundsätze wie wir. Ich habe gehört, wie sie miteinander gesprochen haben.«

Schumirg richtete sich ächzend auf. Dabei bewegte er sich so schwerfällig, dass es schien, als ob er unter der eigenen Körperlast zusammenbrechen müsse. Doch er hielt sich aufrecht.

»Was hast du gehört? Heraus damit.« Jetzt war seine Stimme kraftvoll und stark. Sie ließ die ganze Autorität des Hadr erkennen.

Schamar stand auf und wich unwillkürlich einen Schritt zurück.

War er zu weit gegangen? Stand es ihm überhaupt zu, darüber nachzudenken, ob er den Gehorsam verweigern durfte?

»Sie haben über das ungeborene Leben gesprochen«, erwiderte er. »Und über seinen geistigen Inhalt.«

Schumirg ließ sich wieder auf den Boden sinken.

»Ich will genau wissen, was du gehört hast«, sagte der Hadr. »Wenn die Fremden zu jenen gehören, die das ungeborene Leben verehren und schützen, die in seiner ungewissen Entwicklung eine göttliche Herausforderung sehen, dann müssen wir uns näher mit ihnen befassen, denn dann denken und empfinden sie wie wir.«

Schamar überlegte lange, bevor er antwortete. Er wollte keinen Fehler machen und etwas Falsches sagen.

»Die Worte waren: ›Ich bin doch kein Mensch! Schon vor meiner Geburt war klar, dass ich mich niemals fürchten würde.‹«

»Das ist seltsam«, wunderte sich Schumirg. »Du tatest recht daran, mich zu informieren. Dies ist die vielleicht wichtigste Nachricht, die ich jemals erhalten habe. Hat dieses Wesen noch mehr gesagt?«

»Mehr habe ich nicht gehört.«

Jetzt senkte der Alte den Kopf und verharrte minutenlang brütend in dieser Stellung, so dass Schamar schon fürchtete, er habe ihn vergessen. Dann aber hoben sich die Stielaugen, und der Hadr blickte den jungen Pellack durchdringend an.

»Ich habe noch nie davon gehört, dass jemals ein Pellack den Herren den Gehorsam verweigert hat«, erklärte er. »Wir sind immer treue und absolut zuverlässige Diener gewesen. Und wir haben niemals vor Problemen wie diesen gestanden. Es wäre falsch, sofort eine Entscheidung zu treffen. Ich muss nachdenken.«

»Und was ist, wenn in der Zwischenzeit etwas mit den Gefangenen geschieht?«

Der Alte ging nicht auf diesen Einwand ein.

»Geh zu ihnen«, befahl er. »Informiere dich. Wir müssen mehr über sie wissen, und solange du keine gegenteiligen Befehle hast, kannst du ihnen auch sagen, wo sie sind, und mit wem sie es zu tun haben.«

»Ich danke dir, Hadr.«

2.