Perry Rhodan 1279: Insel der Sternensöhne - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1279: Insel der Sternensöhne E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Die Invasoren kommen - eine Welt in Panik Im Jahre 429 NGZ sind auf Terra, im Solsystem und andernorts viele Dinge von kosmischer Bedeutung geschehen. Da war zum Beispiel der Angriff der beiden letzten Elemente des Dekalogs. Doch er wurde abgewehrt, und die letzten Chronofossilien konnten aktiviert werden. Damit ergab sich eine neue Lage: Die Endlose Armada machte sich auf den langen Weg zurück. Und viele Menschen nahmen, von akutem Fernweh ergriffen, das Angebot der Reste des Virenimperiums an und brachen mit den aus Viren geformten Schiffen in ferne Bereiche des Kosmos auf. Gegen Jahreswende, Millionen Lichtjahre von Terra entfernt, wurde schließlich durch die Ritter der Tiefe das große Werk vollbracht. Der Frostrubin, dem die äonenlange Suche der Endlosen Armada galt, erreichte wieder seinen ursprünglichen Standort in der Doppelhelix des Moralischen Kodes. Aber auch Anfang des Jahres 430 tut sich einiges in der Milchstraße und ihrer Umgebung. Da sind politische Bestrebungen im Gange, die Sternenvölker im Rahmen des Galaktikums enger zusammenzubringen; da zieht Stalker, der Gesandte von ESTARTU, seine Fäden; und da beginnt sich wegen der Aberntung des Parataus von Fornax ein kriegerischer Konflikt zu entwickeln. Die Kartanin werden aktiv und führen ihren ersten Schlag gegen die INSEL DER STERNENSÖHNE ...

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Nr. 1279

Insel der Sternensöhne

Die Invasoren kommen – eine Welt in Panik

von H. G. Francis

Im Jahre 429 NGZ sind auf Terra, im Solsystem und andernorts viele Dinge von kosmischer Bedeutung geschehen.

Da war zum Beispiel der Angriff der beiden letzten Elemente des Dekalogs. Doch er wurde abgewehrt, und die letzten Chronofossilien konnten aktiviert werden. Damit ergab sich eine neue Lage: Die Endlose Armada machte sich auf den langen Weg zurück. Und viele Menschen nahmen, von akutem Fernweh ergriffen, das Angebot der Reste des Virenimperiums an und brachen mit den aus Viren geformten Schiffen in ferne Bereiche des Kosmos auf.

Gegen Jahreswende, Millionen Lichtjahre von Terra entfernt, wurde schließlich durch die Ritter der Tiefe das große Werk vollbracht. Der Frostrubin, dem die äonenlange Suche der Endlosen Armada galt, erreichte wieder seinen ursprünglichen Standort in der Doppelhelix des Moralischen Kodes.

Aber auch Anfang des Jahres 430 tut sich einiges in der Milchstraße und ihrer Umgebung. Da sind politische Bestrebungen im Gange, die Sternenvölker im Rahmen des Galaktikums enger zusammenzubringen; da zieht Stalker, der Gesandte von ESTARTU, seine Fäden; und da beginnt sich wegen der Aberntung des Parataus von Fornax ein kriegerischer Konflikt zu entwickeln.

Die Hauptpersonen des Romans

Dao-Lin-H'ay – Protektorin der MASURA.

Jarmin-Vyn-H'ay – Ein Sternmarschall der Kartanin.

Jammur-Trahl-L'agyr – Dao-Lins Assistentin.

Fessen-Kon-H'ay – Pilot der MASURA.

Leila Terra

1.

Jammur-Trahl-L'agyr trat lautlos wie immer ein. Sie blieb an der Tür stehen und wartete bis Dao-Lin-H'ay aufblickte.

»Jarmin-Vyn-H'ay ist zurück«, meldete sie. »Er wird gleich hier sein.«

»Er soll sofort zu mir kommen«, befahl die Protektorin der MASURA.

»Ich richte es ihm aus.« Die Assistentin H'ays verließ schnell die geräumige Kabine, durchquerte zwei weitere Räume und trat dann auf einen Gang hinaus. Sie war ruhig und beherrscht wie immer. Niemand konnte ihr ansehen, was sie empfand, und es gelang ihr sogar, ihre Gedanken vor der Chefin der Esper zu verbergen.

Sie war eine L'agyr, gehörte mithin einer der zehn großen Familien der Kartanin an. Es war schon demütigend genug für sie gewesen, dass die Familie ihr den Befehl gegeben hatte, auf der MASURA zu dienen und dort von einer H'ay zu lernen. Sie hatte akzeptiert, nachdem sie erfahren hatte, dass sie im Triebwerksbereich arbeiten sollte und keine direkten Kontakte mit Dao-Lin-H'ay haben würde. Doch mittlerweile war viel geschehen an Bord der MASURA. Das Sternenschiff der Kartanin musste sich vor jenen Wesen aus dem »Fernen Nebel« verstecken, und die Lage an Bord war alles andere als rosig.

Die MASURA war das erste Fernraumschiff, das nach dem Dritten Giftatmer-Krieg den langen und gefährlichen Weg von der Heimatgalaxis nach Fornax zurückgelegt hatte. Die Aufgabe war, die Tränen N'jalas einzusammeln, jenen einzigartigen Stoff, der die Kartanin zur beherrschenden Lebensform in ihrer Galaxis gemacht hatte, und von dem die gesamte Zivilisation abhing. Die Paratau-Vorräte in der Heimat waren fast aufgebraucht. Nachschub wurde dringend benötigt, denn nur der Paratau verlieh den weiblichen Kartanin Esper-Fähigkeiten, und nur die Esper waren in der Lage, den Todfeind – die Gift atmenden Maakar, in Schach zu halten.

Doch als die MASURA ihr Ziel erreicht hatte, mussten sie feststellen, dass sich Fremde an die Entsorgung der Tauregionen gemacht hatten, Fremde mit einer beneidenswert und bedrohlich hoch entwickelten Technik. Es kümmerte die Fremden nicht, dass der Paratau den Kartanin gehörte. Jammur-Trahl-L'agyr stand den Fremden ziemlich gleichgültig gegenüber, nicht aber ihrer Technik.

Sie war außer sich vor Freude gewesen, als es der Besatzung der MASURA gelungen war, den Fremden eines ihrer Raumschiffe wegzunehmen. Mit welchen Hoffnungen hatte sie diese Aktion begleitet. Sie war ganz sicher gewesen, dass sie die Gelegenheit erhalten würde, die Technik der Fremden an Ort und Stelle zu studieren.

Doch Dao-Lin-H'ay hatte nicht daran gedacht, eine Angehörige der L'agyr-Familie in das Schiff der Fremden zu lassen. Sie wollte das Wissen für ihre eigene Familie.

Damit Jammur keinerlei Möglichkeit blieb, an Bord des fremden Raumers zu gelangen, hatte die Protektorin sie zu ihrer persönlichen Assistentin bestellt.

Jammur-Trahl-L'agyr hasste sie dafür. Und sie hasste auch Jarmin-Vyn-H'ay, den großen, muskulösen Chef der Sternsöldner, dessen Gesicht die Gegner in seinen zahllosen Kämpfen mit ihren Krallen tiefe Spuren hinterlassen hatten. Die rechte Gesichtshälfte schien nur aus Narben zu bestehen. Jarmin-Vyn-H'ay hatte graue, kalte Augen, die in einem scharfen Kontrast zu seinem schwarzen Fell standen. Er war Sternmarschall, konnte überaus autoritär gegenüber seinen Untergebenen sein und besaß eine männliche Ausstrahlung, die im matriarchalischen System der Kartanin schon fast provozierend war.

Jammur-Trahl-L'agyrs Stimme schwankte leicht, als sie diesem Mann auf dem Gang begegnete. Sie hasste ihn, und dennoch hätte sie nichts dagegen gehabt, wenn er sie in seine Arme gezogen hätte.

»Dao-Lin-H'ay wartet auf dich«, sagte sie. »Sie will sofort wissen, wie die Expedition ausgegangen ist.«

»Ich bin auf dem Weg zu ihr«, antwortete der Sternmarschall mit einem ironischen Lächeln. »Sollte dir das nicht aufgefallen sein?«

Sie trat schweigend zur Seite, und ihre Augen wurden dunkel vor Zorn. Sie empörte sich über die Haltung des Sternsöldners.

Das wagt er nur, weil er ein H'ay ist und ich eine L'agyr, dachte sie. Bei passender Gelegenheit werde ich es ihm heimzahlen.

Jarmin-Vyn-H'ay blickte sie kurz an, als er die Tür schloss. Er lächelte und gab ihr damit zu verstehen, dass er ziemlich genau wusste, wie es in ihr aussah. Er hatte seinen Kampfanzug abgelegt und trug jetzt eine blütenweise Uniform mit dem schwarzen Symbol der Heimatgalaxis.

Während Jammur-Trahl-L'agyr in ein Verwaltungsbüro ging, um dort einige Arbeiten zu erledigen, betrat Jarmin-Vyn-H'ay die Kabine der Protektorin. Diese kam ihm bereits ungeduldig entgegen.

»Du hast lange nichts von dir hören lassen«, tadelte sie ihn.

»Ich hielt es für richtig, auf Funksprüche zu verzichten. Damit könnten wir die Fremden aus dem Fernen Nebel auf uns aufmerksam machen.«

Sie kehrte mit katzenhaft geschmeidigen Bewegungen zu ihrem Platz hinter dem Arbeitstisch zurück.

»Was hast du zu melden?«, fragte sie kühl und distanziert. Sie schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Blicke ließen keinen Zweifel darüber offen, wer hier das Kommando führte.

»Es wird ein schwieriges Unternehmen werden«, erklärte der Sternsöldner. »Darf ich mich setzen?«

»Du bleibst stehen.«

»Wie du möchtest.«

»Weiter.«

»Auf dem Planeten, den die dortige Intelligenz Scora nennt, gibt es mehrere Fabriken, die die benötigten Teile für uns herstellen könnten, wenn wir dabei helfen.«

»Ausgezeichnet. Wo ist die Schwierigkeit?«

»Die Aggressivität der Scoraner. Zwischen ihnen und uns muss es irgend etwas geben, was sie herausfordert und reizt. Wo auch immer wir mit ihnen Berührung hatten, haben sie uns sofort und mit härtesten Mitteln angegriffen, und ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass wir für sie Besucher von den Sternen sind. Wir haben mehrere von ihnen gefangen genommen, um uns mit ihnen zu verständigen. Wir haben mit friedlichen Mitteln versucht, sie zu beruhigen. Vergeblich. Die Scoraner haben alle getobt wie die Wahnsinnigen. Sie haben sich verhalten, als wären wir etwas ungeheuer Entsetzliches für sie. Am Ende haben alle den Verstand verloren. Wir haben sie ärztlich versorgt, und es ist uns wahrscheinlich gelungen, sie zu heilen, nachdem wir sie betäubt haben. Jedenfalls haben wir den gestörten Stoffwechsel in ihren Hirnen wieder in Ordnung gebracht und sie dann irgendwo abgesetzt, wo ihnen nichts passieren konnte.«

»Du glaubst also nicht, dass wir uns mit ihnen einigen können?«

»Völlig ausgeschlossen. Wir können ihre Gedanken nicht espern!«

»Ihre Gedanken bleiben uns verborgen? Vielleicht kommen wir dennoch zu einer Zusammenarbeit?«

»Niemals. Es gibt wenigstens vierunddreißig verschiedene scoranische Völker. Keines von ihnen hat auch nur einigermaßen vernünftig auf uns reagiert. Bei keinem konnten wir die Gedanken lesen.«

»Sie haben also eine Psi-Sperre? Das ist übel. Ich habe mich bereits gewundert, dass ich keinerlei telepathische Kontakte hatte.«

Auf der Flucht vor den technisch überlegenen Fremden war ein Teil der Triebwerke ausgefallen. Damit war die MASURA in extremer Weise gefährdet. An Bord befanden sich Werkstätten für alle möglichen Arbeiten. Nahezu jeder Schaden konnte von diesen Werkstätten behoben werden. Dieser jedoch nicht. Es ging um eine tonnenschwere Keramikwelle, die extrem hitzebeständig sein musste. Ein solches Stück konnte nur in einer großen Fabrik hergestellt werden.

Aber selbst wenn es gelang, die Welle herzustellen und einzubauen, waren damit die Probleme noch nicht gelöst.

Die MASURA konnte den Abgrund zwischen den Galaxien nicht überwinden, wenn sie keine zusätzlichen Antriebsblöcke erhielt und damit zu einem Stufenschiff wurde. Bisher war Dao-Lin-H'ay davon ausgegangen, dass sie die MASURA in einem seit langer Zeit bestehenden Stützpunkt mit diesen Antriebsblöcken für den Heimflug ausrüsten konnte. Der Stützpunkt war vor sechsundzwanzig Jahren zu Beginn des Dritten Giftatmer-Kriegs geräumt, und der Schiffsverkehr zwischen Fornax und M 33 war eingestellt worden, um den Maakar keine Hinweise auf den Ursprungsort der Esper-Macht zu liefern. Irgendwann im Verlauf der letzten 25 Jahre musste es in der Nähe des Stützpunkts zu einer spontanen Entladung einer Tauregion gekommen sein. Der daraus resultierende Psi-Sturm hatte den Stützpunkt vernichtet. Damit war der MASURA der Heimweg versperrt. Die bordeigenen Lineartriebwerke hatten nur eine Reichweite von knapp 700.000 Lichtjahren – und auch das nur, wenn es gelang, den Schaden im Triebwerk zu beheben. Ohne eine solche Reparatur beschränkte sich die Reichweite auf noch nicht einmal tausend Lichtjahre.

»Hilfe aus der Heimat ist nicht zu erwarten«, bemerkte Jarmin-Vyn-H'ay. »Sie kann – falls sie überhaupt kommt – erst in mehreren Monaten eintreffen.«

»Wir sind allein in einer Galaxis voller Feinde«, stellte die Protektorin fest. »Und dazu ist die MASURA auch noch angeschlagen.«

»Wie stellst du dir die weitere Entwicklung vor?«, fragte Jarmin-Vyn-H'ay.

»Einfach wird es ganz bestimmt nicht, aber wir werden es schaffen«, erwiderte sie. »Wir geben nicht auf.«

»Notfalls könnten wir es mit dem erbeuteten Raumschiff versuchen.«

Sie schüttelte den Kopf.

»Der Gedanke ist zweifellos verführerisch«, entgegnete sie. »Du weißt jedoch selbst, dass wir noch sehr weit davon entfernt sind, dieses Raumschiff zu beherrschen. Damit einen Sprung zu einer anderen Galaxis zu wagen, wäre für uns ein selbstmörderisches Abenteuer, auf das ich mich auf keinen Fall einlasse. So etwas werden wir erst wagen, wenn meine anderen Pläne gescheitert sind.«

»Deine anderen Pläne? Würdest du mir etwas darüber verraten?«

»Warum nicht?« Sie setzte sich wieder. »Zunächst bleiben wir hier in diesem Sonnensystem. Wir werden eine Keramikwelle für das Triebwerk herstellen, und danach werden wir die Zusatztriebwerke bauen, die wir für den Sternenflug benötigen. Und während ein Teil unserer Mannschaft damit beschäftigt ist, werden wir den Stützpunkt der Fremden überfallen, die sich Terraner nennen. Wir werden ihnen die dort gehorteten Paratau-Vorräte abnehmen.«

Jarmin-Vyn-H'ay blickte die Kommandantin fassungslos an. Er war gewohnt, dass sie kühne Ideen entwickelte, aber dies überstieg alles, was er sich hatte vorstellen können.

»Ich habe dir gesagt, wie die Scoraner reagieren«, bemerkte er vorsichtig. »Wenn wir auch nur den ersten Teil deines Planes verwirklichen wollen, dann müssen wir eine Fabrik besetzen, alle Scoraner daraus entfernen und die Herstellung der Keramikwelle übernehmen. Wenn wir das tun, bringen wir die Scoraner der ganzen Welt gegen uns auf. Sie werden militärisch gegen uns vorgehen und mit allen Mitteln versuchen, uns aus der Fabrik zu vertreiben.«

»Nicht nur das.« Dao-Lin-H'ay lächelte unbeeindruckt. »Wir müssen auch einen Teil der Rohstoffe besorgen. Allein damit werden wir allerhand Aufsehen erregen. Aber das ist kein Grund zur Aufregung. Wir haben dreitausend Raumfahrer, zweitausend Sternsöldner und 450 Esper an Bord.«

»Das sind fünftausendvierhundertfünfzig Kämpfer. Sie stehen einer Bevölkerung von schätzungsweise zwei Milliarden gegenüber.« Er lächelte nun ebenfalls. »Ein fast ausgeglichenes Verhältnis.«

»Spare dir deine Ironie«, verwies sie ihn in schneidend scharfem Ton. »Wir nehmen den Kampf auf, selbst wenn wir dazu nur zehn Frauen und Männer einsetzen könnten. Wir haben überlegene Waffen. Und wir nehmen Projektoren mit, so dass wir einen Energiezaun errichten können.«

Ihre Augen blitzten unternehmungslustig.

»Wie du befiehlst«, sagte er.

Jarmin-Vyn-H'ay bewunderte die Protektorin, deren Mut und Unternehmungsgeist grenzenlos zu sein schien. Sie war – ebenso wie er – eine Angehörige der Familie H'ay und gehörte damit zur absoluten Elite der Kartanin.

Er dachte an Jammur-Trahl-L'agyr, und ein leichtes Lächeln glitt über seine Lippen. Die Assistentin von Dao-Lin-H'ay neidete ihnen ganz sicher ihre elitäre Stellung.

»Du warst auf Scora«, fuhr die Kommandantin fort. »Deshalb wirst du einen Einsatzplan entwickeln. In zwei Stunden treffen wir uns im Konferenzraum neben der Zentrale. Dann will ich wissen, welche Strategie du entwickelt hast.«

»Du kannst dich auf mich verlassen«, erwiderte er.

Die ihm gesetzte Frist war denkbar knapp angesichts der umfangreichen Planung, die für einen solchen Einsatz notwendig war. Er wagte es jedoch nicht, ihr zu widersprechen oder auch nur eine Verlängerung der Frist zu erbitten. Der Befehl war eindeutig gewesen, und der Befehl einer Protektorin wurde grundsätzlich nicht diskutiert.

Er hob die rechte Hand zum Gruß und fuhr dabei die rasiermesserscharfen Krallen aus. Sie erwiderte den Gruß in gleicher Weise.

Jarmin-Vyn-H'ay verließ die Kabine und eilte zur Zentrale. Dieses Mal beachtete er Jammur-Trahl-L'agyr nicht, als sie durch eine Tür auf den Gang heraustrat. Sie blickte ihm nach, und ihre Gesichtszüge wurden eigenartig weich.

Fessen-Kon-H'ay, der Pilot, hielt sich in der Zentrale auf. Er arbeitete an der Bordelektronik, und Jarmin-Vyn-H'ay bemerkte auf den ersten Blick, dass er weitere Schäden im Triebwerksbereich gefunden hatte.

»Wir machen es auf Scora«, berichtete der Sternsöldner. »Wir besetzen eine Fabrik.«

»Ausgezeichnet«, lobte Fessen-Kon-H'ay. Er griff nach einem Becher mit Tee und trank ihn auf einen Zug aus. Fessen-Kon-H'ay hatte immer Tee neben sich stehen, und wenn er sich aus der Zentrale entfernte, klemmte er sich meistens eine Isolierflasche mit Tee unter den Arm, um jederzeit auf diesen Vorrat zurückgreifen zu können.

Fessen-Kon-H'ay war bereits sechzig Jahre alt und hatte ein graues Fell. Er galt als Zyniker, der durch nichts zu beeindrucken war.

»Und dann?«, fragte er. »Wenn wir das Triebwerk in Ordnung gebracht haben, wie geht's dann weiter?«

Jarmin-Vyn-H'ay sagte es ihm, und der Pilot hörte zu, ohne eine Miene zu verziehen.

»Sie geht ran«, stellte er anerkennend fest, als der Sternsöldner seinen Bericht beendet hatte. »Das gefällt mir. Also der Stützpunkt der Terraner ist dran? Wetzen wir die Krallen. Die Terraner werden es uns nicht leicht machen.«

Jammur-Trahl-L'agyr hatte die letzten Worte gehört. Sie war hereingekommen und hatte sich in einen Sessel gesetzt. Weder Fessen-Kon-H'ay, noch Jarmin-Vyn-H'ay hatten sich veranlasst gesehen, ihr Gespräch abzubrechen.

»Das ist doch Wahnsinn«, sagte die Assistentin der Protektorin jetzt. »Die Terraner sind uns in jeder Hinsicht weit überlegen. Wir können ihren Stützpunkt nicht überrennen. Ein solches Unternehmen muss ganz einfach scheitern.«

»Wahnsinn?«, entgegnete der Pilot. »Für dich vielleicht. Du bist eine L'agyr. Wir sind H'ays. Das macht den Unterschied.«

*

»Die Fabrik liegt auf einer Insel, die siebenhundert Kilometer vom nächsten Kontinent entfernt ist«, berichtete Jarmin-Vyn-H'ay zwei Stunden später einer aufmerksam lauschenden Kommandantin, dem Piloten Fessen-Kon-H'ay und zwanzig weiblichen Offizieren, die an dem ovalen Tisch im Konferenzraum Platz genommen hatten.