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Begegnung auf der Wasserwelt - zwei Toshins in Absantha-Shad Die Euphorie, mit der Zehntausende von Vironauten im Jahre 429 NGZ ihre heimatliche Milchstraße verließen, um in den zwölf Galaxien der Mächtigkeitsballung von ESTARTU das große Sternenabenteuer zu erleben, ist Mitte des Jahres 430 längst einer realistisch-nüchternen Beurteilung der Lage gewichen - bei denen jedenfalls, die sich ihr ungetrübtes Urteilsvermögen haben bewahren können. Die vielgepriesenen Wunder von ESTARTU haben ihr wahres Gesicht enthüllt - ein Gesicht, das mannigfache Schrecken und düstere, tödliche Drohung ausstrahlt. Die Vironauten haben bereits Dinge erlebt, die ihrer ganzen Einstellung zuwiderlaufen. Doch sie müssen nun mitmachen, ob sie wollen oder nicht, denn sie sind inzwischen vereinnahmt worden, zu Rädchen in einer gewaltigen Maschinerie geworden, die von den Ewigen Kriegern beherrscht und gelenkt wird. Es gibt allerdings unter den Vironauten auch eine kleine, aber gewichtige Gruppe von Außenseitern, die sich ihre Entscheidungsfreiheit bewahren konnten. Zu dieser Gruppe gehören die letzten Mitglieder der EXPLORER-Crew sowie Reginald Bull und Irmina Kotschistowa, die beiden Terraner, die das Toshin-Mal auf ihrer Stirn in ganz Estartu zu Geächteten und Vogelfreien gemacht hat. Von Gorim-Jägern verfolgt, suchen sie die Pläne der Ewigen Krieger zu durchkreuzen, wo sie nur können. Deshalb eilen sie auch nach Absantha Shad - dort erwartet sie DER GORIM VON AQUAMARIN ...
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Nr. 1298
Der Gorim von Aquamarin
Begegnung auf der Wasserwelt – zwei Toshins in Absantha-Shad
von Kurt Mahr
Die Euphorie, mit der Zehntausende von Vironauten im Jahre 429 NGZ ihre heimatliche Milchstraße verließen, um in den zwölf Galaxien der Mächtigkeitsballung von ESTARTU das große Sternenabenteuer zu erleben, ist Mitte des Jahres 430 längst einer realistisch-nüchternen Beurteilung der Lage gewichen – bei denen jedenfalls, die sich ihr ungetrübtes Urteilsvermögen haben bewahren können.
Die vielgepriesenen Wunder von ESTARTU haben ihr wahres Gesicht enthüllt – ein Gesicht, das mannigfache Schrecken und düstere, tödliche Drohung ausstrahlt. Die Vironauten haben bereits Dinge erlebt, die ihrer ganzen Einstellung zuwiderlaufen. Doch sie müssen nun mitmachen, ob sie wollen oder nicht, denn sie sind inzwischen vereinnahmt worden, zu Rädchen in einer gewaltigen Maschinerie geworden, die von den Ewigen Kriegern beherrscht und gelenkt wird.
Es gibt allerdings unter den Vironauten auch eine kleine, aber gewichtige Gruppe von Außenseitern, die sich ihre Entscheidungsfreiheit bewahren konnten. Zu dieser Gruppe gehören die letzten Mitglieder der EXPLORER-Crew sowie Reginald Bull und Irmina Kotschistowa, die beiden Terraner, die das Toshin-Mal auf ihrer Stirn in ganz Estartu zu Geächteten und Vogelfreien gemacht hat. Von Gorim-Jägern verfolgt, suchen sie die Pläne der Ewigen Krieger zu durchkreuzen, wo sie nur können.
Reginald Bull – Ein Toshin in Gefahr.
Bonifazio Slutch – Bullys Gefährte.
Hatchertoq – Ein Sicherheitsbeamter von Bonfire.
Volcayr – Ein Elfahder, der die Seiten gewechselt hat.
Perry Rhodan
Das hatte er nun davon.
Auf Neu-Mliron hatte er den Beteuerungen eines Elfahders geglaubt und sich auf den Weg gemacht, die Gorim-Station auf dem Planeten Bonfire zu besichtigen. Neu-Mliron lag in der Galaxis Siom Som. Bonfire gehörte zu Absantha-Shad, einer der beiden ineinander verschachtelten Galaxien, die man die Siamesischen Zwillinge nannte. Die Entfernung betrug knapp zwölfhunderttausend Lichtjahre. Das Virenschiff hätte sie in weniger als einem Tag überwinden müssen, wenn es Stronker Keen gelungen wäre, ihm das Gefühl der Eile zu vermitteln, das jedermann an Bord beseelte.
Aber die EXPLORER (Segment 1) war ängstlich geworden und hatte immer wieder davor gewarnt, Absantha-Shad mit Höchstgeschwindigkeit anzufliegen.
»Ich lausche auf sämtlichen Kanälen«, sagte sie auf Stronker Keens Vorhaltungen hin. »Die Nachricht ist im Umlauf, dass zwei Toshins zwischen den Galaxien unterwegs sind. Man wartet auf sie. In Absantha-Shad stehen Schwärme von Gardisten des Kriegers Ayanneh bereit, die Geächteten zu jagen.«
So war es gewesen. Seit zwei Wochen irrte die EXPLORER, an deren Leib die ÄSKULAP klebte, durch die Randbezirke von Absantha-Shad. Die Gardisten mussten einen sechsten Sinn entwickelt haben; denn wo immer die EXPLORER sich auf den grünen Bahnen der Psi-Feldlinien oder in der sternerfüllten Weite des vierdimensionalen Kontinuums sehen ließ, da tauchten ihre Fahrzeuge kurze Zeit später auf.
Absantha-Shad, schloss Reginald Bull, war eine gefährliche Gegend. Der Krieger Ayanneh hatte ein Kommunikationssystem eingerichtet, das an Effizienz seinesgleichen suchte. Abteilungen des Trosses am einen Ende der Galaxis wussten genau und binnen kürzester Zeit, was am anderen los war. Die Gardisten beherrschten ihre Enerpsi-Fahrzeuge, als wären es Virenschiffe.
Wenn Not am Mann war, dann natürlich entwickelte die EXPLORER ihre höchstmögliche Geschwindigkeit, und die war Gott sei Dank ein wenig höher, als was die Gardistenschiffe zu leisten vermochten. Aber Reginald Bull war es zuwider, immer nur davonlaufen zu müssen. Und außerdem: Wie sollte er Bonfire jemals erreichen, wenn ihm Ayannehs Soldaten hinter jeder Sonne auflauerten?
Inzwischen aber war Vi, die brave Seele des Schiffes, an der Arbeit gewesen. Sie hatte die Frequenzen katalogisiert, auf denen die Gardisten sich miteinander unterhielten, und ihren Informationskode entschlüsselt. Danach war es leicht, eine Meldung abzufassen, die mehrere Sichtungen der EXPLORER in einem achttausend Lichtjahre entfernten Raumsektor beschrieb, und den Text über die von den Gardisten benützten Kanäle abzustrahlen.
Der Erfolg des Manövers war beeindruckend. Vi registrierte hektischen Funkverkehr auf allen Frequenzen. Die Gardisten verständigten sich untereinander. Mit kodextreuem Eifer stürzten sie sich auf das Gebiet, in dem sie die EXPLORER zu finden hofften. Vi stachelte sie zusätzlich an, indem sie eine weitere Meldung absetzte, wonach weitere Virenschiffe in dem bezeichneten Raumsektor gesehen worden seien.
Das gab den Ausschlag. Die EXPLORER trat aus dem Ortungsschatten der Sonne hervor, in deren Schutz sie die vergangenen dreißig Stunden verbracht hatte, und machte sich auf den Weg nach Bonfire. Soweit die psionischen Taster reichten, war kein einziges Gardistenschiff mehr zu sehen. Bonfire lag 1800 Lichtjahre entfernt. Die EXPLORER legte sie in kürzester Zeit zurück. Eile war geboten, denn es war so gut wie sicher, dass die Gardisten den Trick bald durchschauen würden. Wenn sie den Raumsektor, in den sie gelockt worden waren, leer vorfanden, würden sie binnen kurzer Zeit ermitteln, dass man sie genarrt hatte.
Die Sonne Arsko war ein sterbender Stern vom Aldebaran-Typ. Der mächtige Sonnenball leuchtete in rötlicher Glut. Arsko besaß einen einzigen Planeten, der in Sothalk, der Sprache der Krieger, Erskursu hieß. Das war das Rätsel, an dem Reginald Bulls Gedanken seit dem Aufbruch von Siom Som bohrten. Volcayr, der Elfahder, der auf der Holoaufzeichnung in der Gorim-Station zu ihnen sprach, hatte den Planeten Bonfire genannt. Wie kam ein Elfahder dazu, einer Welt in der Galaxis Absantha-Shad, die von der Milchstraße rund 40 Millionen Lichtjahre entfernt war, einen altterranischen Namen zu geben? Dass der Planet im Reich ESTARTUS Erskursu genannt wurde, hatten die Vironauten erst unterwegs erfahren, als sie aufmerksam alle erreichbaren Psikom-Kanäle abhörten.
Dabei hatten sie manches in Erfahrung gebracht, was ihr Interesse weckte. Bonfire war erst vor kurzem besiedelt worden, vor zwei- oder dreitausend Jahren. Früher hatte es hier wahrscheinlich eine eingeborene Zivilisation gegeben. Sie musste ausgestorben oder ausgewandert sein, als Arsko durch eine ihrer Kältephasen ging, während sie von einem thermonuklearen Brennmodus auf den anderen umstellte. Die rote Sonne stand im letzten Zyklus ihres Lebens. Noch ein paar Millionen Jahre, und sie würde in sich zusammenfallen und explodieren, den größten Teil ihrer Substanz in einer gigantischen Eruption von sich schleudernd.
Darüber allerdings machten sich die gegenwärtigen Bewohner der Welt Bonfire keine Gedanken. Sie waren zum größten Teil Händler, zum kleineren Handwerker, Künstler und Gelehrte. Einige unter ihnen mochten auch Plünderer und Piraten sein, die die Sicherheit des Freihafens Erskursu zu schätzen wussten. Sie kamen nicht nur aus Absantha-Shad, sondern auch aus den übrigen Galaxien der Mächtigkeitsballung Estartu. Aber so verschieden sie auch sein mochten, eines war ihnen allen gemeinsam: der Wunsch nach Unabhängigkeit, die Sehnsucht nach Freiheit. Auf Bonfire, obwohl es im Herzen des Reiches lag, über das der Ewige Krieger Ayanneh herrschte, galten die Gesetze des Kriegers nicht, und die Gebote des Kodex waren etwas, worüber man lachte. Andererseits stand Bonfire nicht unter dem Schutz des Kriegers.
Warum der Krieger die Existenz einer solchen Welt duldete, war unklar. Hatte er in einem Augenblick humaner Einsicht erkannt, dass es in seinem Reich wenigstens einen Ort geben müsse, an dem die Unzufriedenen sich zusammenfinden und seelischen Dampf ablassen konnten? Oder dachte er daran, dass es rebellisch Gesinnte in erster Linie nach Bonfire ziehen würde und dass er dort nur ein Nest von Spitzeln zu unterhalten brauchte, um alle revolutionären Umtriebe auszukundschaften und die Revoluzzer unschädlich zu machen? Man wusste es nicht. Dass Ayannehs Spione auf Bonfire tätig waren, galt jedoch als sicher.
Reginald Bull befand sich im Kontrollraum, als der Lichtpunkt des Planeten hinter der riesigen Scheibe der Sonne hervortrat. Er glänzte in einem unwirklichen roten Licht wie eine Flamme im Dunkel der Nacht. Es war unterwegs zu hören gewesen, dass Bonfire infolge einer ständig geschlossenen Wolkendecke eine hohe Albedo besaß und den größten Teil des sichtbaren Lichts, das von Arsko auf ihn einstrahlte, reflektierte. Das war gut so, denn Arsko war ein mächtiger Strahler, und sonst wäre es auf Bonfire viel zu hell gewesen. Zu warm war es ohnehin schon.
Stronker Keen saß an den Kontrollen. Er trug das helmähnliche Gebilde, das ihm direkten psionischen Kontakt mit der Seele des Schiffes vermittelte. Lavoree, Stronkers Gefährtin, hatte sich zur Ruhe begeben. Und drüben, an Bord der ÄSKULAP, war Irmina Kotschistowa damit beschäftigt, eine provisorisch zusammengebaute Apparatur zur Herstellung weiterer Portionen des kostbaren Antikodex-Serums zu veranlassen.
Das rote Leuchtfeuer der fremden Welt kam näher. Aus dem grellen Lichtpunkt wurde eine glühende Scheibe. Von der Oberfläche war auf optischem Weg nichts zu sehen: Bonfires Wolkendecke war lückenlos. Um so deutlicher zu erkennen waren dafür Scharen glitzernder Lichtpunkte, die sich hoch über dem Planeten bewegten.
»Ganz schöner Betrieb hier«, murmelte Stronker Keen.
Reginald Bull schätzte die Zahl der Raumschiffe, die über Bonfire im Orbit schwebten, auf zweitausend. Es war offenbar, dass man hier auf Landeerlaubnis warten musste. Bull erwog soeben, ob die EXPLORER einen Versuch unternehmen solle, sich auf Bonfire zu melden, da ließ sich unvermittelt eine kräftige Stimme hören, die Sothalk sprach:
»Raumkontrolle Erskursu an fremdes Schiff. Identifizierung ist erforderlich.«
Reginald Bull winkte Stronker Keen zu, um ihm anzudeuten, dass er das Antworten übernehmen wolle. Laut sagte er:
»Raumschiff EXPLORER, Herkunftsort ...«
»Das interessiert mich nicht«, fiel ihm die Stimme der Raumkontrolle ins Wort. »Wie viele Passagiere? Wie viele wollen landen?«
»Vier, zwo«, antwortete Bull verblüfft.
»Wenig genug«, kommentierte die Stimme. »An euch ist kein Geld zu verdienen. Landung wie? Mit dem ganzen Schiff, oder habt ihr Beiboote?«
»Ein Beiboot landet«, knurrte Bull.
»Auch kein Profit«, maulte die Stimme. »Ich sag' dir was: Reih dich auf der obersten Warteebene ein, Abstand von der Oberfläche vier Zehntellichtsekunden. Sobald unten Platz ist für einen Habenichts wie dich, erhältst du Landeerlaubnis.«
»Schätzungsweise wann wird das sein?«, erkundigte sich Bull.
»Nach achtzehn Tagen lokaler Standardzeit«, lautete die Antwort.
»Dass dich der Teufel hole!«, schrie Bull voller Zorn. »Ich habe eine wichtige Verabredung. Ich kann nicht so lange warten.«
»Dann musst du dir ein lohnenderes Angebot einfallen lassen, Freund«, sagte die Stimme ungerührt. »Wir auf Erskursu leben schließlich nicht von der Luft.«
»Wie geht das ...«
»Kode Zet sieben Be«, sagte die Stimme. »Melde dich, wenn dir etwas Brauchbareres eingefallen ist.«
Bevor Reginald Bull seiner Entrüstung weiter Lauf lassen konnte, war die Verbindung unterbrochen. Stronker Keen grinste unter seinem Helm hervor.
»Vergeudetes Temperament«, sagte er spöttisch.
»Wie meinst du das?«
Keen wies auf ein Gerät, das eine Analyse der fremden Stimme angefertigt hatte. Die Fourier-Transformation der Lautaufzeichnung, auf einer kleinen Bildfläche dargestellt, besaß einen beeindruckend glatten Verlauf, der nur hier und da von einzelnen, steil aufragenden Zacken unterbrochen wurde.
»Eine mechanische Stimme«, sagte Stronker Keen. »Du hast dich mit einem Roboter gestritten.«
*
Die EXPLORER schwebte 120.000 Kilometer über der wolkenverhangenen Oberfläche der fremden Welt. Es gab offenbar genug Bonfire-Besucher, denen es entweder an der Laune oder an den Mitteln mangelte, den Roboter der Raumkontrolle durch lukrative Angebote zu beeindrucken. Der Raum rings um das Virenschiff wimmelte von Fahrzeugen. Es gab insgesamt vier Warteebenen, in Abständen von 30.000 Kilometern übereinander gestaffelt.
»Wir sollten versuchen, uns mit der LIVINGSTONE in Verbindung zu setzen«, schlug Stronker Keen vor.
»Davon rate ich entschieden ab«, meldete sich das Schiff.
»Warum nicht?«, erkundigte sich Reginald Bull.
»Alles Aufsehen muss vermieden werden«, antwortete die Seele des Schiffes. »Es ist ohnehin die halbe Galaxis Absantha-Shad hinter uns her. Man muss davon ausgehen, dass die LIVINGSTONE als absonderlicher Schiffstyp identifiziert worden ist. Wenn wir sie ansprechen und unser Spruch abgehört wird, richtet sich die allgemeine Aufmerksamkeit sofort auf uns.«
»Sie hat recht«, sagte Bull nach kurzem Nachdenken. »Aber wie sollen wir sonst Kontakt mit der LIVINGSTONE aufnehmen?«
»Wenn die LIVINGSTONE keinen Umweg geflogen ist, ist sie seit wenigstens fünfzehn Tagen hier in der Gegend. Nehmen wir an, sie hat sich ebenso zum Warten eingereiht wie wir. Dann befindet sie sich inzwischen auf einer der tieferen Ebenen. Seht dort das Bild. Die Fahrzeuge der unteren Niveaus fahren wie auf Parade an uns vorbei. Wir brauchen nur zu warten, bis die LIVINGSTONE auftaucht, und sie per Radiokom anzufunken.«
Der Vorschlag wurde akzeptiert. Auf der EXPLORER begann das Warten. Das Schiff selbst allerdings beschäftigte sich eifrig mit allen Aspekten der planetaren und orbitalen Kommunikation. Es entzifferte die Funksprüche, die hin und her eilten, und machte sich ein allgemeines Bild der Verhältnisse auf Bonfire. Der Eindruck, der dabei entstand, ließ viele Züge der Ungebundenheit und Unbekümmertheit vermissen, die man eigentlich auf der Welt der Freifahrer und Freihändler zu finden erwartet hätte. Die Wahrung der Unabhängigkeit war offenbar ein durchaus ernstes Geschäft. Die EXPLORER kam im Lauf ihrer Untersuchungen mehreren Fällen auf die Spur, in denen einem wartenden Fahrzeug die Landeerlaubnis verweigert wurde. Die Gründe für die Verweigerung waren klar. Sie mussten die Tätigkeit der Spitzel, die für den Krieger Ayanneh arbeiteten, in Grenzen halten. Sie hatten auf der anderen Seite guten Anlass, darauf zu achten, dass aufrührerische und revolutionäre Elemente keine Gelegenheit erhielten, sich auf Bonfire breitzumachen. Das letzte, was man sich auf der Welt der Unabhängigen leisten konnte, war, den Ewigen Krieger herauszufordern.
Die Seele des Schiffes verpackte die Information, die sie während der eintönigen Stunden des Wartens sammelte, in eine kleine Memoscheibe, von der sie zwei Exemplare anfertigte. Es stand seit einiger Zeit fest, dass Reginald Bull und Irmina Kotschistowa diejenigen sein würden, die auf Bonfire landeten, um das Rendezvous mit Volcayr wahrzunehmen. Beiden ließ sie je eine Kopie der Memoscheibe zukommen.
Auf den Digitaluhren der EXPLORER rollte der 14. Juni 430 zu Ende und machte dem 15. Platz. Jedes Mal, wenn Reginald Bull die Anzeige betrachtete, erfasste ihn eine leise Wehmut. Er dachte an die alte Erde, die so weit entfernt war, dass der Verstand ins Stolpern geriet, wenn er sich die Distanz vorzustellen versuchte. Er fragte sich, ob es weise gewesen war, dem Fernweh nachzugeben, sämtlicher Verantwortung zu entsagen und sich Hals über Kopf auf die Reise ins Nichts zu machen.
Die Stimme des Schiffes schreckte ihn aus seinen trüben Gedanken.
»Seht doch – dort!«
Ein Ausschnitt des Bildes wurde vergrößert. Ein rötlich schimmernder Lichtpunkt löste sich in seine Umrisse auf. Ein pyramidenförmiges Gebilde kam zum Vorschein.
»Die LIVINGSTONE!«
Stronker Keen hatte die Worte kaum ausgestoßen, da sprach der Radiokom-Empfänger an.
»LIVINGSTONE an EXPLORER. Könnt ihr uns hören?«
Reginald Bull war aufgesprungen.
»Wir empfangen euch ausgezeichnet«, antwortete er. »Was gibt's Neues über Volcayr?«
»Volcayr ist vor fünf Tagen von Bord gegangen und auf Bonfire gelandet«, kam die Antwort. Es gab keine Bildverbindung, aber Reginald Bull erkannte mühelos die Stimme des Ara Jas-Tenn, der an Bord der LIVINGSTONE den Sprecher der Vironauten machte. »Seitdem haben wir kein Wort mehr von ihm gehört.«
»Warum ist ihm denn niemand gefolgt?«
»Volcayr erhielt eine Sondergenehmigung. Unsere Landeerlaubnis wurde erst vor ein paar Minuten erteilt. Wie lange müsst ihr noch warten?«
»Mindestens achtzehn Tage, hat uns die Raumkontrolle gesagt.«
»Die Entfernung der LIVINGSTONE beträgt im Augenblick zweiundsiebzigtausend Kilometer und verringert sich laufend«, warf an dieser Stelle die Stimme des Schifies scheinbar unmotiviert ein.
Bull hatte dieselbe Idee ein paar Sekunden zuvor gehabt.
»Legt noch nicht ab!«, rief er Jas-Tenn zu. »Ihr müsst uns mitnehmen.«
»Wir haben nicht viel Zeit«, antwortete der Ara warnend. »Wir müssen im Lauf von vierzig Minuten unten sein, oder unsere Landeerlaubnis erlischt.«
»Wartet auf uns«, drängte Bull. »Wir kommen auf dem schnellsten Weg.« An das Schiff gewandt, fuhr er fort: »Ich brauche eine Verbindung mit Irmina, sofort!«
»Ich versuche es schon seit einer halben Minute«, antwortete die Seele des Schiffes. »Ein Roboter antwortet. Irmina ist mit etwas Wichtigem beschäftigt und darf nicht gestört werden.«
Reginald Bull blieben nur wenige Sekunden, seine Entscheidung zu treffen.
»Ich gehe allein«, stieß er hervor. »Macht das kleinste Beiboot fertig.«