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Sie erforschen den Planeten Afzot - und stoßen auf das galaktische Laboratorium... Man schreibt das Jahr 2113 irdischer Zeitrechnung. Für die Erdmenschen sind also seit der erfolgreichen Mondlandung einer Rakete mit chemischem Antrieb, dem Auftakt der echten Weltraumfahrt, noch nicht einmal anderthalb Jahrhunderte vergangen. Trotz dieser nach kosmischen Zeitmaßen unglaublich kurzen Spanne hat es das von Perry Rhodan geschaffene und geleitete Solare Imperium fertiggebracht, zu einem Eckpfeiler galaktischer Macht zu werden. Natürlich fanden die Terraner bei ihrer sich selbst gestellten Aufgabe wichtige Helfer - denken wir nur an den Arkoniden Crest und das Energiewesen von Wanderer, an Atlan, Harno, die Swoon und Gucky, den Mausbiber! - doch wäre diese Aufgabe nie vollbracht worden ohne den selbstlosen, opferbereiten Einsatz all der Terraner, die die Sehnsucht nach den Sternen im Herzen trugen. Die neue Bedrohung aus dem Interkosmos, dem Raum zwischen den Milchstraßen, stellt allerdings alle Verantwortlichen vor ein fast unlösbares Problem: Wie bekämpft man Aggressoren, deren Raumschiffe nahezu unzerstörbar sind? Ein erster wichtiger Hinweis auf dieses Problem wird auf der Welt Afzot entdeckt, wo ein Ara-Wissenschaftler im Auftrag der Akonen arbeitet. Die Geheimagenten von Terra stoßen auf das galaktische Laboratorium vor und begegnen dabei den BESTIEN DER UNTERWELT...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 136
Bestien der Unterwelt
Sie erforschen den Planeten Afzot – und stoßen auf das galaktische Laboratorium ...
von KURT MAHR
Man schreibt das Jahr 2113 irdischer Zeitrechnung. Für die Erdmenschen sind also seit der erfolgreichen Mondlandung einer Rakete mit chemischem Antrieb, dem Auftakt der echten Weltraumfahrt, noch nicht einmal anderthalb Jahrhunderte vergangen.
Trotz dieser nach kosmischen Zeitmaßen unglaublich kurzen Spanne hat es das von Perry Rhodan geschaffene und geleitete Solare Imperium fertiggebracht, zu einem Eckpfeiler galaktischer Macht zu werden.
Natürlich fanden die Terraner bei ihrer sich selbst gestellten Aufgabe wichtige Helfer – denken wir nur an den Arkoniden Crest und das Energiewesen von Wanderer, an Atlan, Harno, die Swoon und Gucky, den Mausbiber! – doch wäre diese Aufgabe nie vollbracht worden ohne den selbstlosen, opferbereiten Einsatz all der Terraner, die die Sehnsucht nach den Sternen im Herzen trugen.
Die neue Bedrohung aus dem Interkosmos, dem Raum zwischen den Milchstraßen, stellt allerdings alle Verantwortlichen vor ein fast unlösbares Problem: Wie bekämpft man Aggressoren, deren Raumschiffe nahezu unzerstörbar sind?
Ein erster wichtiger Hinweis auf dieses Problem wird auf der Welt Afzot entdeckt, wo ein Ara-Wissenschaftler im Auftrag der Akonen arbeitet.
Die Hauptpersonen des Romans
Meech Hannigan – Der Robotsergeant erlaubt sich zu scherzen.
Dor-Par und Adnil – Als die Terraner auftauchen, haben sie keine Chance.
Con-Ki – Eine junge Akonin in der »Verbannung« auf dem Planeten.
Ron Landry, Larry Randall und Lofty Patterson – Agenten der Abteilung III.
Kule-Tats – Ein Ara-Wissenschaftler, der seine Entführung herbeisehnt.
Nike Quinto
1.
Der graubraune Klumpen straffte seine Muskeln, blähte seinen formlosen Körper auf und trieb langsam an die Oberfläche der Nährflüssigkeit.
»Da oben ist etwas los«, sagte er.
Von einem, den er nicht sehen konnte, weil er keine Augen hatte, kam die Antwort:
»Ja ein ziemliches Durcheinander.«
Der Klumpen aber lauschte auf weitere Reaktionen; doch es kamen keine.
»Aha«, dachte er. »Sie haben wieder einen hinausgeschafft.«
»Ja«, war die Antwort. »Sie weckten ihn mitten aus dem Schlaf. Ich hörte seine Angstschreie.«
»Irgendwann einmal wird es uns allen so ergehen. Aber ... was kann das dort oben sein?«
»Wenn ich meinen Bewusstseinsinhalt erforsche«, teilte der andere mit, »dann komme ich zu dem Schluss, dass die Terraner ihre Hände im Spiel haben müssen.«
»Ja, das ist richtig. Überall, wo der Ablauf der Dinge gestört wird, sind Terraner daran beteiligt.«
Seine Muskeln erschlafften. Er sank wieder auf den Grund des Gefäßes. Ob Terraner oder nicht, er konnte sowieso nichts daran ändern.
*
Der Himmel glühte blau. Wild zuckte das Licht über die zerrissene Oberfläche des kleinen Planeten. Zerklüftete Berge, tief eingeschnittene Schluchten und weite Sandflächen kamen und vergingen im Feuerzauber der Explosionen. Ron Landry starrte fasziniert auf das Schauspiel, das auf dem Bildschirm abrollte und fand vor lauter Aufregung keine Zeit zum Nachdenken.
Schweigen herrschte im Laderaum der kleinen Gazelle. Auf den Seitenbänken saßen die Männer, pressten den Rücken gegen die Wand und schauten zur Decke hinauf. Oder hielten die Augen geschlossen. Es war alles viel zu schnell gegangen. Das riesige Fragmentraumschiff war aus der Tiefe des Alls aufgetaucht, und jedermann an Bord der ANNINO hatte sofort gewusst, dass der beginnende Kampf nur mit der Vernichtung der zwanzig terranischen Schiffe enden konnte. Sie hatten nicht gezögert, die Konsequenz aus dieser Erkenntnis zu ziehen. Sie waren schon auf dem Weg zu den Beiboot-Hangars gewesen, jeder für sich, als Ron Landry auftauchte und sie zusammentrieb und in eine Gazelle verfrachtete. Die Gazelle war sofort gestartet, und jetzt befanden sie sich auf dem Weg nach Afzot.
Sie wussten nicht viel über Afzot. Aber selbst das Wenige machte sie wünschen, sie wären lieber auf der Erde geblieben und hätten irgendeinen langweiligen Posten hinter dem Schreibtisch einer Flottendienststelle. Afzot war merkurgroß und marsähnlich, außerdem unbewohnt. Eine scheußlichere Kombination konnte sich niemand vorstellen.
Die Tatsache, dass sie eine handfeste Aufgabe hatten, die sie dort unten auf Afzot erfüllen sollten, tröstete sie kaum. Über die Berechtigung des Attributs »unbewohnt« waren nämlich in letzter Zeit Zweifel entstanden. Afzot lag im Einflussbereich der Akonen. Sein Zentralgestirn, Frua, stand kaum mehr als zwanzig Lichtjahre vom Blauen System entfernt. Das Auftauchen des Fragmentraumers hatte dem terranischen Flottenkommando Gelegenheit gegeben, zehn Männer unter Führung von Major Ron Landry im Getümmel des Kampfes unbemerkt auf Afzot abzusetzen. Das heißt, dass es unbemerkt geschehen würde, war vorläufig nur eine Hoffnung. Im Augenblick bewegte sich die Gazelle in einer Höhe von zwanzig Kilometern über der Oberfläche des kleinen Planeten. Aber die Chancen standen gut. Wenn es auf Afzot wirklich Akonen gab, dann würden sie die Raumschlacht zwischen dem Fragmentschiff und zwanzig terranischen Einheiten beobachten und nicht das kleine Fahrzeug, das sich aus dem Durcheinander gelöst hatte und auf den Planeten herabstieß.
Sie hatten also eine Aufgabe – und gleichzeitig das Gefühl, sie hätten die dort oben, die sich voller Verzweiflung mit dem Fragmentschiff der Posbis herumschlugen, den Untergang deutlich vor Augen, feige im Stich gelassen. Deswegen schwiegen sie. Und bei jedem Blitz, der weißblau über den großen Bildschirm zuckte, fuhren sie vor Schmerz zusammen.
Da war Ron Landry noch besser dran. Und Captain Randall natürlich, der als Kopilot neben Landry saß. Sie hatten etwas zu tun. Sie brauchten an nichts anderes zu denken als daran, wie sie die Gazelle sicher nach unten brachten.
Einer hatte es am allerbesten. Sergeant Meech Hannigan. Er machte sich überhaupt keine Gewissensbisse. Das lag daran, dass er kein Gewissen hatte. Aber das wussten nur Ron Landry, Larry Randall und der graubärtige Lofty Patterson, der im halbdunklen Hintergrund saß und zu schlafen schien.
Meech war nämlich ein Roboter.
*
Mit beachtlicher Geschwindigkeit schoss das scheibenförmige terranische Fahrzeug zwischen die beiden Bergreihen hinein. Der Talgrund war eben, das Tal hatte die typische, schnurgerade, an beiden Enden leicht aufgewölbte Form der Kratzer, die mächtige Meteore im Vorbeiflug auf der Oberfläche eines fast luftleeren Himmelskörpers hinterlassen.
Das Tal war etwa dreißig Kilometer lang und schnitt einen ebenso breiten Gebirgsstock in zwei ungleiche Teile. Meech Hannigan hatte eine vorläufige Energieortung gemacht und festgestellt, dass es irgendwo in den Bergen zahlreiche Energieerzeuger und -verbraucher gab. Ihre Streufelder erreichten seine empfindlichen Wahrnehmungsorgane. Der Empfang war jedoch zu undeutlich, als dass er den Ort, von dem die Streufelder ausgingen, auch nur mit halbwegs annehmbarer Genauigkeit hätte bestimmen können.
Ron Landry war befriedigt. Wenn es hier ein Versteck der Akonen gab, dann war es sehr wahrscheinlich, dass der Zugang zwischen Bergen versteckt lag. Es wäre äußerst verwirrend gewesen, wenn Meech seine Ortung über flachem Wüstenland gemacht hätte. Vorläufig verhielten sich die Dinge also noch logisch.
In der Höhe hatte die Schlacht offenbar ein Ende gefunden. Der Himmel leuchtete in ruhigem, tiefem Violett. Die kleine, gelbgrüne Sonne sandte ihre Strahlen schräg zwischen den Berggipfeln hindurch in das Tal.
Ron bremste die Gazelle, als er in der westlichen Wand einen Einschnitt auftauchen sah. Der Einschnitt entpuppte sich als die Mündung einer Schlucht, deren Sohle etwa hundert Meter über dem Talboden lag. Die Wände standen weit genug auseinander, um einen Einflug zu ermöglichen.
Ron zögerte keine Sekunde. Jeder Augenblick über dem gut einsehbaren Talboden brachte zusätzliche Gefahr. Die erste Aufgabe war, ein Versteck für die Gazelle zu finden. Ron warf einen Seitenblick auf Larry Randall. Larry nickte und wies auf den Bildschirm.
»Scheint hinten noch besser zu werden«, beantwortete er die unausgesprochene Frage.
Er behielt recht. Nach zweihundert Metern wichen die Wände der Schlucht auseinander und formten einen Talkessel von etwa dem doppelten Durchmesser der Gazelle. Geometrisch gesehen war der Kessel das Innere eines Kegelstumpfes. Zur Höhe hin verengten sich die Wände konisch und endeten etwa dreihundert Meter über der Kesselsohle in einem Loch, das nicht viel mehr als zehn Meter Durchmesser haben konnte. Die Lichtverhältnisse im Kessel waren dementsprechend. Die gelbgrüne Sonne Frua verbreitete ohnehin schon ein nur geringes Maß von Helligkeit auf der Oberfläche des Einödplaneten. Auf dem Grunde des Kessels aber war es finster wie in einer mondlosen Erdnacht.
Ron setzte die Gazelle in einen Winkel des Kessels, so dass sie vom Eingang der Schlucht selbst dann nicht bemerkt werden konnte, wenn der Gegner Scheinwerfer benutzte. Die Aggregate wurden vollständig ausgeschaltet. Ron wusste, dass er damit ein Risiko einging. Ein Blitzstart war von nun an ausgeschlossen. Die Generatoren brauchten wenigstens fünf, die Triebwerke acht Minuten Vorwärmung. Auf der anderen Seite aber war gewiss, dass die Akonen Geräte zur Energieortung ebenso besaßen wie die Terraner. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, wann sie die arbeitenden Aggregate der Gazelle entdeckt und angepeilt hätten.
Die Männer rührten sich nicht, als das Summen der Geräte erstarb. Ron betrachtete sie der Reihe nach. Er kannte ihre Gedanken. Er wusste, dass sie sich umsonst Gewissensbisse machten; aber er hütete sich, es ihnen zu sagen. Er schnallte sich los und stand auf.
»Sergeant Hannigan!«, befahl er.
Meech erhob sich elegant und rasch. Der Boden zitterte ein wenig unter seinem gewaltigen Gewicht.
»Nehmen Sie Ihre Geräte, verlassen Sie das Boot und versuchen Sie gleich, draußen eine genauere Peilung vorzunehmen!«
»Jawohl, Sir«, antwortete Meech und klemmte sich einen Plastikkanister unter den Arm, der angeblich »seine Geräte« enthielt.
Er ging zur Schleuse, deren Innenschott sich bereitwillig vor ihm öffnete und verschwand. Augenblicke später sah man seinen Schatten auf dem Bildschirm auftauchen. Er hielt auf den Ausgang des Talkessels zu. Die Finsternis im Kessel war so vollkommen, dass selbst die empfindliche Fernsehkamera ihn nach ein paar Schritten aus den Augen verlor.
Ron setzte sich wieder hin und drehte seinen Sessel so, dass er sein Schaltbrett vor sich hatte. Ohne weitere Warnung beseitigte er mit einem Knopfdruck das künstliche Schwerefeld, das das Innere des Fahrzeugs bisher erfüllt hatte. Auch ein Schwerefeld erzeugt Rand- und Streuerscheinungen. Das geringste Risiko, dass die Akonen das Boot anpeilten, musste ausgeschaltet werden.
Der Übergang war unangenehm. Ron hatte das Gefühl, der Magen drehe sich ihm um. Er würgte und schnappte nach Luft. Hinter ihm hustete jemand. Ron hielt die Luft an, drückte sich tief in den Sessel und zählte langsam bis zehn. Er hatte sich diese Taktik selbst ausgedacht, und bisher hatte sie bei plötzlichem Schwerkraftwechsel immer geholfen.
Er blies die Luft langsam aus und wandte sich vorsichtig um. Die Männer hinter ihm hatten blasse Gesichter. Jemand stöhnte und grinste dabei. Lofty Patterson stand auf und machte einen raschen Schritt, dessen Rückwirkung ihn fast bis hinauf an die Decke beförderte.
Gemächlich kam er wieder herunter und brummte: »Null-Komma-zwei-normal, das ist nichts für mich!«
*
Für Meech bedeutete die geringe Gravitation nichts weiter, als dass er sich schneller bewegen konnte. Seinen Kanister hatte er schon kurz hinter dem Ausgang des Talkessels deponiert. Er brauchte ihn nicht. Die Geräte, die für eine Energieortung nötig waren, trug er in seinen Körper eingebaut. Mit weiten, hohen Sprüngen schnellte er sich vorwärts und erreichte nach weniger als einer Minute die Schluchtmündung in der Wand des Meteor-Tals.
Er brauchte ein paar Sekunden, um herauszufinden, dass niemand in der Nähe war. Einen völlig normalen Menschen – also einen, der über keinerlei außerordentliche Geistesgaben verfügte – hätte er zwar nicht wahrnehmen können. Aber er nahm als sicher an, dass in dieser fast luftleeren Einöde sich niemand ohne irgendein Schutzmittel ins Freie getraute. Und selbst die Heizvorrichtung eines normalen Schutzanzugs hätte er ohne weiteres anpeilen können. Denn, um sich nichts entgehen zu lassen, hatte er sämtliche Geräte – außer dem Helm-Sende- und Empfangsaggregat – seines eigenen Schutzanzugs ausgeschaltet. Die grimmige Kälte von minus dreiundachtzig Grad, die sich langsam durch die schützende Hülle fraß, machte ihm wenig aus.
Er untersuchte die beiden Schluchtwände und stellte fest, dass sie ausreichende Möglichkeit für einen Aufstieg boten. Ohne Zögern machte er sich auf den Weg und erreichte nach kurzer Zeit den oberen Talrand. Hinter dem Rand erhob sich ein sanft geneigter Geröllhang, der sich zum Fuß eines Berggipfels hinaufzog. Meech untersuchte mit seinen scharfen Augen die östliche Bergflanke und stellte fest, dass er dort wohl kaum hinaufkommen würde. Das Gestein war glatt und fugenlos. Er entschloss sich, seinen Standort dort zu beziehen, wo die östliche und südliche Flanke am oberen Rand der Halde in einem scharfen Knick zusammenstießen, und führte diesen Entschluss auch sofort aus.
Auf dem Weg zu seinem Posten betrachtete er seine Umgebung und machte sich ein Bild von der Oberfläche einer Welt, in der Kälte und Gravitation einander die Waage halten mussten, damit das letzte bisschen Atmosphäre nicht auch noch davonflog. Er »machte sich« tatsächlich »ein Bild«. Denn alles, was er sah, hielt das komplizierte Linsensystem seiner Augen auf einem Mikrofilm fest.
Er vermerkte es als den Wahrscheinlichkeitsvorhersagen seiner positronischen Kombinatorik widersprechend – mit anderen Worten: überrascht – dass es auf Afzot Vegetation gab. Sie war aber wenig dazu geeignet, Bewunderung zu erwecken. Graue Flechten, die sich in gewundenen Strängen über den Fels zogen und dünne Moosteppiche, ebenfalls grau, waren überall zu sehen. Meech gewann die für ihn neue Erkenntnis, dass die Natur bestrebt sei, überall, wo auch nur die geringste Lebensmöglichkeit bestand, etwas zu schaffen. Auf der Rangleiter der Pflanzenwelt standen Moose und Flechten nicht gerade auf der niedrigsten Sprosse. Es war immerhin bemerkenswert, wie erfolgreich die Natur in dieser lebensfeindlichen Umgebung gewesen war.
Durch diese Beobachtung aufmerksam gemacht, hielt Meech auch nach tierischem Leben Ausschau. Aber er fand nichts. Er schloss, dass, wenn selbst in der Umgebung ausgebreiteter Pflanzensiedlungen keine Tiere zu finden seien, es auf Afzot überhaupt keine Fauna gebe.
Mit dieser Erkenntnis setzte er seinen Weg fort. Von da an achtete er nur noch auf die Anzeigen, die die Instrumente der Energieortung lieferten. Die ganze Zeit über hatte er jene unbestimmte Streustrahlung empfangen, die Ron bewogen hatte, in diesem Gebirgsmassiv nach einem Versteck zu suchen. Jetzt bemerkte er, dass der Empfang um so deutlicher wurde, je höher er stieg.
Als er sein Ziel erreichte, legte er sich auf den Boden, und sein grauer Raumanzug verschmolz mit der Umgebung. Überraschenderweise fiel hinter der Bergkante das Gelände ziemlich steil wieder ab. Meech hatte auf diese Weise einen weiten Ausblick über das nächste Tal und die Wildnis der Berge ringsum. Er suchte die Umgebung ab, Falte für Falte, Stein für Stein, Gipfel für Gipfel. Aber nirgendwo gab es ein Anzeichen für das Vorhandensein intelligenten Lebens. Die Akonen hatten sich gut versteckt.
Allerdings nicht vor Meech Hannigans empfindlichen Körperorganen. Er hatte die Streustrahlung ihrer Maschinen jetzt deutlich im Empfänger, und er konnte fast auf den Meter genau sagen, wo sie herkam.
Das Tal vor ihm war schmal und tief eingeschnitten. Die sinkende Sonne erreichte den Grund nicht mehr. Er verschwand in undurchdringlicher Finsternis. Die gegenüberliegende Seite des Tals war keine geschlossene Wand. Sie bestand aus den steil ansteigenden Flanken der Berge, die manchmal dichter, manchmal weniger dicht beieinander standen. Ein paar schoben ihre Ausläufer bis in die Talmitte herein, andere endeten mit schroffen Abstürzen weit im Hintergrund. Es war ein Gelände, wie man es sich verschachtelter und unübersichtlicher nicht mehr vorstellen konnte. Auch ohne Energieortung hätte Meech auf den Gedanken kommen müssen, dass die Akonen den Eingang zu ihrem Stützpunkt, der sicherlich unterirdisch lag, wenn überhaupt irgendwo, dann hier angelegt hatten.
Seine Wahrnehmung wies auf einen Punkt hin, der auf der Ostseite des Tals etwa dreißig Meter über der Talsohle lag. Der Punkt befand sich inmitten einer weiten Fläche grauen Felsgesteins, das sich fast senkrecht aus dem Tal erhob und weiter oben eine schlanke Felsnadel formte, die tausend oder mehr Meter in die Höhe ragte. Meech nahm die Felswand noch einmal gesondert in Augenschein. Aber auch jetzt gelang es ihm nicht, Spuren der Bearbeitung zu finden. Die Akonen hatten sich vorzüglich getarnt.
Meech nahm das Bild in seinem photographischen Gedächtnis auf und machte sich auf den Rückweg. Er hatte seine Aufgabe erfüllt.
*
Weit vom Schauplatz des Geschehens auf Afzot entfernt, wurde dem Administrator des Solaren Imperiums, Perry Rhodan, folgende Botschaft überbracht: »Die akonische Regierung ist mit Beratungen über die Bildung einer galaktischen Koalition zur Abwehr der außergalaktischen Gefahr einverstanden. Es wird vorgeschlagen, mit den Beratungen so bald wie möglich zu beginnen. Als Beratungsort wird die Hauptstadt des akonischen Mutterplaneten vorgeschlagen.«
Der Administrator konnte ein spöttisches Lächeln nicht unterdrücken, als er den entschlüsselten Text las. Der Überbringer der Botschaft war Reginald Bull, Perry Rhodans alter Kampfgenosse und zweitwichtigster Mann im Solaren Imperium.
Er blieb stehen und beobachtete Perry Rhodans Reaktion.
»Ein einziges Fragmentraumschiff über Afzot ...«, spottete er.
»... und natürlich ein paar wirksame Bomben auf die Oberfläche einer unbewohnten Welt!«, fügte der Administrator hinzu.
»Und schon sind die Herren zum Einlenken bereit!«
Perry Rhodan erinnerte sich an die vergangenen Tage und Wochen, in denen er immer wieder versucht hatte, die Akonen zu Koalitions- oder Bündnisverhandlungen mit Terranern und Arkoniden an einen Tisch zu bringen. Die Galaxis war bedroht – von halb mechanischen, halb organischen Intelligenzen aus den Tiefen des intergalaktischen Raums. Man hatte sie Posbis genannt, positronische Roboter mit einem bisschen organischer Substanz in einer Nebenzelle des Gehirns, die sie zu emotionellen Regungen befähigte. Ihre Technik übertraf alles, was Terraner und Arkoniden zu bieten hatten. Soweit die terranische Abwehr Bescheid wusste, hatten auch die Akonen den Posbis nichts Gleichwertiges gegenüberzustellen. Nur die gemeinsame Aktion, der Austausch aller Kenntnisse, konnte die Galaxis vor der Unterwerfung durch die Posbis retten.
Die Akonen jedoch hatten den Ernst der Lage nicht erkannt. Sie hatten Verhandlungen als »wenig versprechend und nutzlos« abgelehnt.
Bis das Fragmentschiff über dem System Frua auftauchte. Wenigstens soviel wussten die Akonen über die drohende Gefahr, dass sie das eigenartige Raumfahrzeug, den gewaltigen Würfel mit den verschobenen Kanten und den Tausenden von scheinbar sinnlosen Auf- und Anbauten, richtig erkannten. Das Fragmentschiff, offenbar auf der Suche nach Rohmaterialien, belegte die vereiste Oberfläche des äußersten der vier Frua-Planeten mit Fusionsbomben im Hundert-Gigatonnen-Bereich und saugte die in die Höhe geschleuderten Dampf- und Glutmassen in sich auf.