Perry Rhodan 1537: Was die Götter schenken - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1537: Was die Götter schenken E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Das Puzzle von Palpyron - eine Maschine bewirkt das Chaos Gegenwärtig, d.h. im April des Jahres 1171 NGZ, beträgt die Lebenserwartung der Zellaktivatorträger nur noch wenig mehr als sechs Jahrzehnte, nachdem ES die Leben erhaltenden Geräte zurückgefordert hatte. Es ist klar, dass die Superintelligenz einen Irrtum begangen haben muss, denn ES gewährte den ZA-Trägern ursprünglich 20 Jahrtausende und nicht nur weniger als drei zur Erfüllung ihrer kosmischen Aufgaben. Die Superintelligenz aufzufinden, mit den wahren Fakten zu konfrontieren und dadurch wieder die eigene Lebensspanne zu verlängern, ist natürlich allen Betroffenen und denen, die ihnen nahe stehen, ein dringendes Anliegen. Und so läuft nicht nur in der Milchstraße, sondern auch im galaktischen Umfeld die Suche nach ES auf vollen Touren. Was die Expedition von Saedelaere, Ellert und Testare nach Fornax, zu den "Geburtshelfern" von ES, erbracht hat, ist derzeit in der Milchstraße noch nicht bekannt. Dort aber hat man inzwischen schon eine ganze Anzahl von Hinweisen erhalten, die mit Wanderer, der Heimstatt der Superintelligenz, zu tun haben. Ein möglicher neuer Hinweis präsentiert sich auf dem Planeten Palpyron in der Form eines Puzzles. Dort, wo das Mittelalter und die Moderne gleichermaßen beheimatet sind, kommt es zum Chaos durch das, WAS DIE GÖTTER SCHENKEN ...

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Nr. 1537

Was die Götter schenken

Das Puzzle von Palpyron – eine Maschine bewirkt das Chaos

H. G. Francis

Gegenwärtig, d.h. im April des Jahres 1171 NGZ, beträgt die Lebenserwartung der Zellaktivatorträger nur noch wenig mehr als sechs Jahrzehnte, nachdem ES die Leben erhaltenden Geräte zurückgefordert hatte.

Es ist klar, dass die Superintelligenz einen Irrtum begangen haben muss, denn ES gewährte den ZA-Trägern ursprünglich 20 Jahrtausende und nicht nur weniger als drei zur Erfüllung ihrer kosmischen Aufgaben. Die Superintelligenz aufzufinden, mit den wahren Fakten zu konfrontieren und dadurch wieder die eigene Lebensspanne zu verlängern, ist natürlich allen Betroffenen und denen, die ihnen nahe stehen, ein dringendes Anliegen. Und so läuft nicht nur in der Milchstraße, sondern auch im galaktischen Umfeld die Suche nach ES auf vollen Touren.

Was die Expedition von Saedelaere, Ellert und Testare nach Fornax, zu den »Geburtshelfern« von ES, erbracht hat, ist derzeit in der Milchstraße noch nicht bekannt. Dort aber hat man inzwischen schon eine ganze Anzahl von Hinweisen erhalten, die mit Wanderer, der Heimstatt der Superintelligenz, zu tun haben.

Die Hauptpersonen des Romans

Gench Oxnan – Eine Wissenschaftlerin unternimmt eine folgenschwere Expedition.

Decapitans – Feudalherrin auf Palpyron.

Gonoz Krejt – Ein palpyronischer Scout.

Morken Kattush – Leiter des Hanse-Kontors auf Palpyron.

Yemahan Burzelar

1.

Gench Oxnan rückte ihren Gürtel zurecht und griff sich dann an die Brust, um sich davon zu überzeugen, dass ihr Geldbeutel noch da war. Sie nickte zufrieden und blickte sich gleichzeitig suchend um. Sie war sicher, dass es keinem Taschendieb gelingen würde, sie zu bestehlen.

Sie befand sich vor dem mächtigen Tor einer Burg, vor der sich eine Vielzahl von Händler mit ihren Verkaufsständen, Männer, Frauen und Kinder sowohl palpyronischer als auch epsalpyronischer Herkunft eingefunden hatten. Die meisten davon drängten sich um die Stände, als gäbe es in den Geschäften der Stadt nichts zu kaufen, während andere mehr oder minder geduldig auf der Brücke vor dem Burgtor auf Einlass warteten.

Gench Oxnan hatte einen günstigen Platz erwischt. Sie würde als Erste eingelassen werden.

Sie lehnte sich mit dem Rücken an das Tor. Ihre Blicke glitten über die Dächer und Türme der kleinen Stadt am Fuß einer gewaltigen Bergkette. In Trombanh war das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum dieser Region. Es hätte eine reiche Provinz sein können, wenn hinter den Mauern der Burg nicht eine wahre Blutsaugerin gehaust hätte, die alles aus dem Volk herauspresste, was möglich war. Gerüchte besagten, dass sie irgendwo tief im Süden nahe der Hauptstadt Palpyr-City einen prunkvollen Palast besaß, in dem sie ein zügelloses Leben führte.

Gench Oxnan gab nichts drauf. Es war ihr egal. Sie hatte einen Weg gefunden, viel Geld zu verdienen und möglichst wenig davon an die Feudalherrin abzugeben. Wenn andere stöhnten, an ihrem Leben verzweifelten und sich in Selbstmitleid ertränkten, dann ließ es sie kalt.

Das Tor öffnete sich, und im Burghof dröhnte eine Trommel. Die Männer und Frauen schwatzten aufgeregt durcheinander. Viele holten ihr Geld aus der Tasche, um es sich ein letztes Mal anzusehen, bevor sie es ablieferten.

Gench Oxnan raffte ihr Gewand zusammen, um ihre Schultern zu bedecken, betrat den Hof und blieb dann stehen, um sich tief zu verbeugen und dabei die Hände an die Waden zu legen. In dieser Stellung verharrte sie nahezu eine Minute. Dann richtete sie sich auf und eilte mit weit ausholenden Schritten auf die Epsalpyronerin zu, die auf einem mächtigen Holzstuhl zwischen zwei steinernen Säulen wartete. Die Frau trug ein schlichtes graues Gewand, das ein kleines Stück von ihrer Schulter sehen ließ. Dort war die Haut mit einer blauen Schildkröte tätowiert. Es war das Zeichen ihrer hohen Würde. Es wies sie als direkte Nachfahrin des Hauses Oblankhat, einer der einflussreichsten Familien des alten Epsal, und als Herrscherin der Region aus.

Gench Oxnan bezweifelte, dass sich ihre Ahnenreihe wirklich bis in die Zeit zurückverfolgen ließ, in der Epsal seine Blütezeit erlebt hatte. Doch auch an diese Frage verschwendete sie keinen Gedanken. Sie hatte ohnehin keine besonders hohe Achtung vor den Epsalpyronern, die sich als Herrscher dieses Planeten aufspielten und die Palpyroner zu Leibeigenen degradierten.

Die Frau auf dem Holzthron war etwa 1,70 Meter groß und ebenso breit. Hinter ihr stand ihr palpyronischer Sklavenmeister. Er hatte eine hellrote Hautfarbe, was ihn als Begnadeten Hallushcrans auswies, und lange, spitze Fledermausohren, die in dichten, silberweißen Haarbüscheln endeten. Sie waren die Ausstrahlungs- und Empfangsorgane für Ultraschallwellen, mit denen die Palpyroner sich zusätzlich orientieren konnten. Seine Augen waren rötlich wie die der alten Arkoniden. Großflächige Ekzeme überzogen seine Wangen.

Gench Oxnan verneigte sich erneut. Sie blickte auf den Boden, bis die Feudalherrin ihr befahl, den Kopf zu heben.

»Was kann ich für dich tun?«, fragte sie.

»Gnadengeborene Decapitans, ich bin Gench Oxnan«, antwortete die Wissenschaftlerin. Sie war kleiner als die Herrscherin, aber ungemein breit in den Schultern und so kräftig, dass sie zehn Palpyroner auf einmal hätte hochheben können. »Ich komme, weil der Yanozin-Vulkan vor einigen Tagen ausgebrochen ist.«

»Das ist nichts Neues«, erwiderte Decapitans. Gelangweilt betrachtete sie ihre Fingerspitzen. Sie hatte Fingernägel, die etwa so lang waren wie ihre Finger. »Der Yanozin-Vulkan hat große Mengen von Lava ausgestoßen und auf die Dörfer zu seinen Füßen geworfen. Hallushcran hat es gefallen, Hunderte meiner Untertanen zu sich zu rufen.«

Sie hob den Kopf. Mit der Spitze eines Seidentuchs tupfte sie sich eine Träne aus den Augenwinkeln.

»Ein schwerer Verlust«, fuhr sie fort. »Alle waren mit ihren Steuerzahlungen rückständig. Jetzt fehlt das Geld, das sie hätten zahlen müssen. Ich wollte, ich könnte es noch eintreiben.«

An die Palpyroner, die gestorben waren, schien sie nicht zu denken. Ihr schien auch nicht in den Sinn zu kommen, dass sich unvorstellbare Tragödien unter dem Vulkan abgespielt hatten. Sie dachte nur an den finanziellen Verlust, den sie erlitten hatte.

»Es heißt, dass der Vulkan nicht nur Asche und Lava ausgestoßen hat«, erklärte Gench Oxnan. »Einige der Überlebenden haben berichtet, dass der Vulkan auch einige seltsame und unerklärliche Göttergaben ausgespuckt hat.«

Decapitans lächelte herablassend.

»Wenn es wirklich Göttergaben wären, hätten es mir meine Priester längst erzählt«, erwiderte sie. »Da sie sich aber ausschweigen, habe ich meine Zweifel.«

»Ich bin Wissenschaftlerin«, eröffnete Gench Oxnan ihr. »Mein Ziel ist es, diese vorgeblichen Göttergaben zu untersuchen. Ich bin sicher, dass ich dir schon in einigen Tagen einen hochinteressanten Bericht übergeben kann.«

Sie beugte sich vor und lächelte listig. »Vielleicht lösen sich dann alle finanziellen Probleme von selbst, die sich durch den Vulkanausbruch ergeben haben«, fügte sie hinzu.

Die Feudalherrin spitzte die Ohren.

»Das lässt sich hören«, entgegnete sie. »Das bringt eine angenehme Saite in mir zum Schwingen.«

Gench Oxnan wartete gelassen ab. Ebenso wie die Feudalherrin gehörte sie zu den Nachfahren jener Epsaler-Klone, die vor fünfhundert Jahren nach Palpyron gebracht worden waren. Es hieß, dass Monos für diese Umsiedlungsaktion verantwortlich gewesen war. Diesen ersten Epsalern waren viele Generationen gefolgt, doch sie waren weitgehend gleich geblieben. Nach wie vor sah ein Epsalpyroner dem anderen täuschend ähnlich. Sie waren etwa 1,60 bis 1,70 Meter groß und ebenso breit. Ihre Molekulardichte hatte sich jedoch verändert. So waren Epsalpyroner bei weitem nicht so stark wie die früheren Epsaler. Sie hatten sich dem Planeten und seinen Schwereverhältnissen angepasst, und keiner von ihnen hätte ohne Gravo-Pak nach Epsal gehen und sich dort frei bewegen können.

Die Feudalherrin Decapitans fasste einen Entschluss.

»Ich bin einverstanden«, erklärte sie. »Ich erlaube dir, diese Expedition zu leiten.«

»Ich benötige Scouts.«

»Genehmigt.«

»Und zwölf Mitarbeiter.«

»Fünf, und für jeden fünf Prozent obendrauf!«

»Gnadengeborene«, stöhnte Gench Oxnan. »Das übersteigt unsere Kräfte. Könnten es nicht auch vier Prozent sein?«

Sie blinzelte. Gench Oxnan hörte es zischen, und dann klatschte eine Peitsche auf ihre Schultern herab. Der Schlag war nicht besonders heftig, doch der palpyronische Sklavenmeister hatte ihn gegen sie geführt. Das war eine ungeheure Demütigung für eine Epsalpyronerin!

»Sieben Prozent«, beschloss die Feudalherrin. »Und wenn du es noch einmal wagst, mir einen Handel anzubieten, kostet es dich deinen Kopf.«

Gench Oxnan war klug genug, sich nicht anmerken zu lassen, was sie empfand. Sie senkte den Kopf und schritt langsam rückwärts. Es wäre eine tödliche Beleidigung für Decapitans gewesen, wenn sie sich umgedreht hätte, denn dabei hätte sie Decapitans den Rücken zugewandt. Eine solche Geste der Verachtung hätte sie nicht überlebt.

Am Tor blieb sie stehen, bis einige andere Bittsteller an ihr vorbeigegangen waren und sich zwischen ihr und Decapitans befanden. Dann drehte sie sich um, nahm den Geldbeutel vom Hals und reichte ihn wortlos dem Epsalpyroner, der am Tor wachte.

»Hallushcrans Gnade für die Herrin«, grüßte sie und trat auf die Brücke hinaus.

Als sie wenig später einen Obststand erreichte, trat ein dunkelhaariger Epsalpyroner an ihre Seite. Er kaufte zwei faustgroße Früchte bei dem palpyronischen Händler und reichte ihr eine.

»Wie ist es gelaufen?«, fragte er, während sie zusammen weitergingen.

»Sie hat die Expedition genehmigt, Phoran«, antwortete sie, und sie spuckte verächtlich aus. »Die dümmste Kuh, die es auf diesem Planeten gibt. Bei ihr schämt man sich, auch Epsalpyroner zu sein.«

»Nicht so laut«, warnte Phoran erschrocken. »Sie ist zwar schrecklich dumm, aber auch unerhört gefährlich. Ihr Geheimdienst hat tausend Ohren. Eine einzige Bemerkung kann schon deinen Tod bedeuten.«

Sie erreichten einen Feldweg, der zu einigen strohbedeckten Häusern hinüberführte.

»Sie hat mich von ihrem Sklavenmeister schlagen lassen«, empörte sich Gench Oxnan. »Noch nie zuvor in meinem Leben bin ich derart gedemütigt worden.«

Ein funkelnder Gleiter näherte sich ihnen und landete neben ihnen. Seine Scheiben spiegelten, und silbern schimmernde Schmuckleisten blitzten im Licht der hoch stehenden Sonne. Lautlos glitt eines der Fenster hinunter und gab den Blick in das Innere der Maschine frei.

Gench Oxnan und Genness Phoran waren stehen geblieben. Sie kannten den Epsaler in der Maschine. Es war Morken Kattush, ein energischer und erfolgsgewohnter Mann, bei dem sie schon einige Male zu Gast gewesen waren und mit dem sie stundenlang Diskussionen geführt hatten. In ihren Augen war er ein hochgebildeter Mann, der klüger war als alle Großgrundbesitzer des Planeten zusammen. Er konnte es mit jedem Feudalherrn aufnehmen. Aber er stammte ja auch nicht von Palpyron, sondern kam von Epsal, von dem ursprünglich auch alle Epsalpyroner gekommen waren.

Er bekleidete das hoch angesehene Amt eines Chefs des Hanse-Kontors. Seine Möglichkeiten schienen unbegrenzt zu sein, und er schien die Absicht zu verfolgen, Palpyron endlich aus der kulturellen und zivilisatorischen Stagnation heraus- und in eine bessere Zukunft zu führen. Dass er dabei äußerst behutsam vorgehen musste, stand außer Zweifel, denn die Großgrundbesitzer stemmten sich gegen neue Entwicklungen, sie bekämpften alles, was ihre Position gefährden konnte, und sie schreckten auch nicht vor einem Mord zurück, wenn sie damit einen Feind aus dem Weg räumen konnten. Da es niemand auf Palpyron gab, der sie für eine derartige Tat zur Rechenschaft ziehen konnte, war es ratsam, sich vorsichtig zu verhalten.

»Hallo«, sagte Morken Kattush. Er winkte lässig mit der Rechten. »Hast du es dir überlegt, Gench? Wirst du den Vortrag halten?«

»Über die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten einer feudalistischen Gesellschaft?«, entgegnete Gench Oxnan. »Ich komme gerade von Decapitans. Es ist deprimierend. Sie wird nie begreifen, dass es ihr umso besser geht, je mehr die Wirtschaft blüht, dass sie ihren Untertanen die Möglichkeit geben muss, wohlhabend zu werden, damit sie hohe Abgaben leisten können. Und damit sie endlich Frieden geben. Sie ist das dümmste Weibsbild, das mir je untergekommen ist.«

Sie spuckte verächtlich in den Sand.

Neben dem Kontoristen tauchte ein kleiner Kopf auf. Es war der Kopf eines katzenähnlichen Wesens, das ein feuerrotes Fell, grün leuchtende Augen, eine weiße Nase und lange, spitze Ohren hatte. Seine unbehaarten, menschenähnlichen Hände stützten sich auf den Rahmen der Tür.

»Richtig«, rief das zierliche Wesen mit piepsiger Stimme. »Wer die Gans nicht mästet, bevor er sie frisst, ist der dümmste Esel auf diesem verrückte Hühnerhof!«

Gench Oxnan zuckte zusammen. Das katzenähnliche Wesen hatte seine Meinung zwar mit dünner, aber gut verständlicher Stimme verkündet. Verstohlen sah sie sich um, doch niemand schien auf sie zu achten.

»Pssst, ein bisschen leiser bitte. Pirrts«, flüsterte sie.

Das Wesen stieß ein schrilles Lachen aus.

»Schultern wie ein Ochse, Arme wie ein Haluter, ein Hintern wie ein Saurier, aber Mut wie eine Laus«, schrie Pirrts. Sein Fell sträubte sich und schien dabei noch greller zu werden.

»Halt die Klappe«, forderte Morken Kattush ärgerlich. »Und verzieh dich in deine Ecke, sonst gibt's die nächsten zwei Wochen keinen Mäuseauflauf.«

»Laus«, schrie Pirrts und rollte sich auf den Polstern des Gleiters zusammen. »Er tut, als sorgte er für mich. Dabei muss ich jede Maus selbst fangen.«

Er schloss die Augen und schnaufte, als hätten ihn diese Worte bis an der Rand der Erschöpfung gebracht.

»Mach dir nichts draus. Er spinnt mal wieder«, lächelte der Chef des Hanse-Kontors. Pirrts begleitete ihn fast ständig. Das katzenähnliche Wesen war ein Olltrocc und stammte vom Planeten Kastral im Somas-System. Es verfügte über eine gewisse Intelligenz und behauptete von sich, in dieser Hinsicht könne es jeden Palpyroner in die Tasche stecken. Oxnan war sich dessen nicht sicher, ob es wirklich so war, schloss es jedoch auch nicht aus. »Wirst du den Vortrag halten?«

»Ich werde«, versprach sie. »Allerdings verschiebt sich der Termin um eine Woche. Es tut mir Leid. Es geht nicht früher.«

»Spielt keine Rolle.« Morken Kattush lachte. »Das geht schon in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.«

»Die spinnt, die Alte«, zischte Pirrts mit schriller Stimme. »Die ist bloß zu faul zum Reden.«

Morken Kattush lachte. Er bedeutete der Wissenschaftlerin mit einer Geste, dass sie nichts auf das Gerede des kleinen Wesens geben sollte.

»Worum geht es denn?«, fragte er.

»Eine wissenschaftliche Expedition«, antwortete Gench Oxnan. »Es heißt, dass es gewisse Göttergaben in der Wüste zu finden gibt. Wir werden uns darum kümmern.«

Der Kontorist lachte schallend.

»Göttergaben? Gench, ich bitte dich! Wie kann man so naiv sein, an so etwas zu glauben?«

Lautlos glitt das Fenster hoch, und ebenso geräuschlos entfernte sich der Gleiter.

Phoran seufzte.

»So eine moderne Maschine müssten wir auch haben«, sagte er. »Dann wären wir besser dran.«

Gench Oxnan zuckte mit den Schultern.

»Ist mir egal«, erwiderte sie. »Ich fliege auch mit der größten Schrottkiste von Palpyron. Wichtig ist nur, dass wir zum Yanozin-Vulkan kommen und uns dort umsehen können.«

Genness Phoran legte ihr eine Hand auf den Arm.

»Glaubst du, dass der Vulkan wirklich Göttergaben herausgeschleudert hat?«, fragte er.

»Es muss etwas dran sein an den Gerüchten.« Sie drehte sich um und blickte zur Burg zurück. Ein verächtliches Lächeln glitt über ihre Lippen. »Die Burg ist für mich das Symbol des Mittelalters. Vielleicht hat der Höllenschlund des Yanozin-Vulkans die neue Zeit ausgespuckt. Könnte doch sein, dass Hallushcran die Nase voll hat von diesen Feudalherren, die nichts anderes im Kopf haben, als den allerletzten Blutstropfen aus uns und den Palpyronern herauszupressen, damit sie selbst in Luxus und Überfluss leben können.«

»Falls Hallushcran so etwas wie eine Nase hat«, lächelte Phoran. »Bei einem Gott kann man das schließlich nicht wissen – oder?«

*

Gench Oxnan dachte an die blitzende und funkelnde Maschine, die Morken Kattush geflogen hatte, als sie den Transporter sah, dem sie und fünf weitere Forscher sich anvertrauen sollten. Dass auch noch drei Scouts von den Palpyronern dabei waren, spielte keine Rolle in seinen Überlegungen. Tatsächlich brachten sie zusammen noch nicht einmal so viel Gewicht auf die Waage wie einer der Epsalpyroner.