Perry Rhodan 1554: Kinder des Monos - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1554: Kinder des Monos E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Sie sind Todgeweihte - doch sie kämpfen erbittert um ihr Leben Den ehemaligen Zellaktivatorträgern läuft die Zeit davon. Während sie Mitte 1171 NGZ davon ausgehen konnten, aufgrund der ihnen durch ES gewährten Zelldusche noch eine Lebensspanne von rund sechs Jahrzehnten zur Verfügung zu haben, wissen sie nun, dass die Uhren der Superintelligenz ganz anders gehen. Jedenfalls hat sich die ihnen zugestandene Gnadenfrist drastisch verringert, wie man ihnen zu verstehen gab. Sollen all ihre opfervollen Bemühungen, den genauen Aufenthaltsort von ES und seiner Kunstwelt zu bestimmen, umsonst gewesen sein? Die ehemaligen Unsterblichen und ihre Helfer wollen es nicht glauben. Sie setzen vielmehr auch weiterhin alles daran, Wege zu finden, der gestörten Superintelligenz zu helfen, um auf diese Weise letztlich auch sich selbst zu helfen. ES hingegen favorisiert neuerdings die Linguiden, was die Verteilung von Zellaktivatoren an 14 Friedensstifter eindeutig beweist. Sie sollen offensichtlich anstelle der Terraner die Funktion von Ordnungshütern in der Lokalen Mächtigkeitsballung übernehmen. Und so wird M 13, das Gebiet, das vormals zum Großen Imperium der Arkoniden gehörte, alsdann zum Schauplatz linguidischer Aktivitäten. Dabei treffen die Friedensstifter auf die KINDER DES MONOS ...

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Nr. 1554

Kinder des Monos

Sie sind Todgeweihte – doch sie kämpfen erbittert um ihr Leben

H. G. Francis

Den ehemaligen Zellaktivatorträgern läuft die Zeit davon. Während sie Mitte 1171 NGZ davon ausgehen konnten, aufgrund der ihnen durch ES gewährten Zelldusche noch eine Lebensspanne von rund sechs Jahrzehnten zur Verfügung zu haben, wissen sie nun, dass die Uhren der Superintelligenz ganz anders gehen. Jedenfalls hat sich die ihnen zugestandene Gnadenfrist drastisch verringert, wie man ihnen zu verstehen gab.

Sollen all ihre opfervollen Bemühungen, den genauen Aufenthaltsort von ES und seiner Kunstwelt zu bestimmen, umsonst gewesen sein? Die ehemaligen Unsterblichen und ihre Helfer wollen es nicht glauben. Sie setzen vielmehr auch weiterhin alles daran, Wege zu finden, der gestörten Superintelligenz zu helfen, um auf diese Weise letztlich auch sich selbst zu helfen.

ES hingegen favorisiert neuerdings die Linguiden, was die Verteilung von Zellaktivatoren an 14 Friedensstifter eindeutig beweist. Sie sollen offensichtlich anstelle der Terraner die Funktion von Ordnungshütern in der Lokalen Mächtigkeitsballung übernehmen.

Und so wird M 13, das Gebiet, das vormals zum Großen Imperium der Arkoniden gehörte, alsdann zum Schauplatz linguidischer Aktivitäten.

Die Hauptpersonen des Romans

Der General – Anführer der Monkin.

Ailka und Shohank – Bionten von Skiagatan.

Atlan – Der Arkonide interessiert sich für die Geschichte seines Volkes.

Perry Rhodan – Der Terraner startet eine Befreiungsaktion.

Dorina Vaccer

1.

»Er hat es gewagt«, sagte Ailka. Sie trat an den Schreibtisch des Generals heran und legte vier fingerdicke, vertrocknete Triebe vor ihn hin. Sie waren bräunlichgelb und etwa einen halben Meter lang. »Leider hat er keinen Erfolg gehabt. Diese Triebe sind nicht angewachsen.«

»Willst du damit sagen, dass es noch mehr gibt?«, fragte der alte Mann schockiert.

Beim Anblick der jungen Frau stockte ihm gleich der Atem, und für einige Atemzüge schien er die vertrockneten Triebe der Asor-Pflanze vergessen zu haben, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Sie war nur wenig kleiner als er selbst und hatte keine äußerlich sichtbaren Missbildungen, abgesehen davon, dass sie zu groß geratene Ohrmuscheln besaß, die sie unter dem dunklen Haar zu verbergen versuchte. Ihre Haut war glatt, jung und makellos. Sie trug ein blaues Top, das ihr nur knapp bis über die Brüste reichte, und eine eng anliegende Hose, deren Gürtelsaum eine Handbreit unter dem Bauchnabel endete. Das Stück zwischen ihm und dem Top war unbedeckt. Es zog seine Blicke magisch an, und er wünschte sich nichts mehr, als seine Hände auf ihre Hüften legen zu dürfen und sie an sich zu ziehen.

Ein spöttisches Lächeln schwebte auf ihren Lippen, und in ihren Augen schimmerte es eigenartig.

Dem General war, als wolle sie ihm mit jeder Geste, mit jeder Bewegung, mit jedem Blick zu verstehen geben, dass er zu alt für sie war. Doch so alt war er noch nicht.

Ein schrecklicher Verdacht kam in ihm auf. Hatte sie ihm die vertrockneten Asor-Triebe auf den Tisch gelegt, um ihm damit zu bedeuten, was sie von ihm hielt?

Nein!

Er verwarf diesen Gedanken. Es konnte nicht sein. Kein Monkin hätte es gewagt, ihn derart zu provozieren.

»Danke!«, sagte er mit dunkler Stimme. »Du hast gute Arbeit geleistet, Ailka, auch wenn es dir nicht gelungen ist, eine männliche Asor zu uns zu bringen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass du eine nahezu unlösbare Aufgabe zu bewältigen hattest. Damit bist du im engeren Kreis der Rose-Kandidaten – zumal du mir diese Triebe als Beweisstücke gebracht hast.«

»Das hatte ich gehofft.« Jetzt entblößte sie ihre Zähne zu einem strahlenden Lächeln. »Es tut mir Leid, dass ich keine lebende Asor auf Skiagatan landen konnte.«

»Ich weiß«, erwiderte er. »Es bleibt das Geheimnis der Asor, weshalb sie eine Landung nicht überstehen. Ich selbst wäre daran fast verzweifelt.«

»Shohank hat es mir erzählt«, eröffnete sie ihm. Dann hob sie entschuldigend eine Hand, als wolle sie im Vorhinein seine Vorwürfe abwehren. »Ich soll dir ausrichten, dass er gleich kommen wird. Er möchte mit dir reden.«

»Das muss er wohl auch«, entgegnete der General mit einem bezeichnenden Blick auf die vertrockneten Triebe.

Rückwärtsschreitend begab sie sich zur Tür, dort neigte sie kurz ihren Kopf und eilte hinaus.

Der alte Mann lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er spürte eine Kraft in sich, die er schon lange vermisst hatte, und mehr denn je wurde er sich dessen bewusst, dass er nicht mehr lange leben würde. Der Schatten des Todes lauerte schon irgendwo hinter ihm, doch er war entschlossen, ihn zurückzudrängen.

Vielleicht half ihm das Licht dabei, das diese junge Frau in sein Leben bringen würde – wenn es ihm gelang, sie für sich zu gewinnen.

Der General wusste nicht genau, wie alt er war. Irgendwann hatte er es aufgegeben, die Jahre zu zählen. Ihm war jedoch klar, dass er ungefähr 70 Jahre alt sein musste. Doch zuweilen fühlte er sich wie ein Greis.

Er erhob sich und trat durch eine Glastür auf eine Empore hinaus, von der aus er nahezu die ganze Schlucht einsehen konnte, in der die Monkin, wie sie sich nannten, ihr kleines Paradies errichtet hatten.

Skiagatan war eine der zwölf Monkin-Stützpunkte, und sie hatten sein Herz, die Schlucht Parais, zu einer eigenen, besonders schönen Welt gemacht, die so gut wie nichts mehr mit der lebensfeindlichen Umwelt auf dem Planeten gemein hatte.

Skiagatan war der fünfte Planet der Sonne Plaun. Er war annähernd 1200 Lichtjahre in Richtung Milchstraßenperipherie von Arkon entfernt und lag etwa 1000 Lichtjahre außerhalb von M 13. Es war eine karge, sauerstoffarme Welt, in der sich Menschen ohne Hilfsmittel kaum lange halten konnten. Parais war die einzige Oase in dieser Welt, und in ihr lebten über neunzig Prozent aller Monkin, die es auf Skiagatan gab.

Der General blickte zu dem lichtgrünen Geflecht hinauf, das die Schlucht etwa tausend Meter über ihm überspannte. Es reichte von Gipfel zu Gipfel und schloss die Schlucht nahezu hermetisch gegen die Außenwelt des Planeten ab. Er selbst hatte die beiden Asor-Pflanzen aus einem fernen Sonnensystem mitgebracht, nachdem er von ihren Eigenschaften erfahren hatte. Mehr als tausend Pflanzen beiderlei Geschlechts hatte er an Bord seines Raumschiffs gehabt, als er nach Skiagatan zurückgekehrt war, doch nur zwei hatten die Landung überlebt. Alle anderen waren eingegangen, noch bevor er die Schleusen geöffnet hatte. Doch diese beiden hatten sie auf den Gipfeln der Berge eingepflanzt, die die Parais-Schlucht begrenzten, und das Wunder war geschehen. Die Pflanzen waren gediehen, und sie waren schnell gewachsen. Sie hatten zwei riesige Schirme gebildet, die sich schließlich mitten über der Schlucht getroffen und miteinander vereinigt hatten.

Von diesem Tag an hatte Parais ein gewaltiges, natürliches Dach gehabt, das nicht nur vor der Außenwelt schützte, sondern auch Kohlendioxyd in organische Produkte verwandelte, die es nach unten abgab. Auf diese Weise war ein blühendes Paradies entstanden, in dem sich alle Monkin ohne Atemhilfsgeräte bewegen konnten, und in denen alles wuchs, was die Bewohner von Parais zum Leben brauchten.

Das war der Anfang gewesen. Von da an war es aufwärts gegangen. Der General hatte einen kühnen Entwicklungsplan entworfen, den er in den folgenden Jahren nicht nur eingehalten, sondern sogar noch um wesentliche Teile erweitert hatte.

Parais war danach nicht nur zu einem landwirtschaftlichen Zentrum geworden, in dem buchstäblich alles erzeugt werden konnte, was verlangt wurde, sondern Skiagatan war darüber hinaus auch in die Lage versetzt worden, die anderen Stützpunkte der Monkin mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Ein blühendes Gemeinwesen war entstanden, das sich auf dem Tauschweg alle Güter für den täglichen Bedarf beschaffen konnte, und das darüber hinaus Luxusgüter erstand, die auf anderen Stützpunkten weitgehend unbekannt waren.

Kleine Fabrikations- und Entwicklungsstätten waren entstanden, die technische Dinge für den Handel entwickelten, mit deren Hilfe der Wohlstand von Parais weiter gesteigert werden konnte.

Mehr als fünfundzwanzig Jahre lang hatte der General an der. Spitze der Todgeweihten gestanden, unermüdlich für sie gearbeitet und nur selten an sich gedacht. Die Arbeit war ihm Erfüllung gewesen und hatte ihm über all die Jahre hinweg nicht nur hohes Ansehen, sondern auch eine tiefe Befriedigung verschafft.

Der Wohlstand der Monkin von Skiagatan hatte den Neid anderer erregt und für einen steten Zustrom von Siedlern gesorgt. Zunächst hatten sich die Skiagataner gegen die Zuwanderung gesträubt, doch da sie selbst keine Nachkommen zeugen konnten, hatten sie nach und nach eingesehen, dass sie ihren Wohlstand nur erhalten konnten, wenn die immer wieder entstehenden Lücken in ihren Reihen von außen aufgefüllt wurden.

Doch vielen Monkin war immer noch nicht gut genug, was sie in Parais hatten. Sie sahen sich als Todgeweihte, und sie wussten, dass ihr Leben nur kurz sein würde. Sie entflohen der Sicherheit nur zu gern, um auf anderen Welten Raubzüge durchzuführen und dabei ihre Abenteuerlust zu befriedigen.

Der General hatte sie stets gewähren lassen, und einige Male hatte er selbst an solchen Piratenüberfällen teilgenommen. Er hatte keine Gewissensbisse dabei empfunden. Sollten die »Normalen« ruhig etwas von ihrem Besitz abgeben. Sie würden lange genug leben, um die Verluste hundertfach wieder ausgleichen zu können.

Mit dem Zusammenwachsen der beiden Pflanzen über Parais aber war auch Streit entstanden. Sehr bald hatte man gemerkt, dass es zwei weibliche Pflanzen waren. Eine Fortpflanzung war nicht möglich, solange ein männliches Exemplar fehlte. Daran aber hatten sich die Auseinandersetzungen entzündet. Die Monkin mit Shohank an der Spitze wollten mehr. Die Todgeweihten wollten sich nicht mit der Tatsache zufriedengeben, dass es auf dem ganzen Planeten Skiagatan nur diese eine Schlucht mit so wundervollen Lebensbedingungen gab. Sie wollten nicht nur eine Oase des Wohlstands. Sie hätten am liebsten den ganzen Planeten erschlossen, damit alle Monkin auf Skiagatan leben konnten.

Der General drehte sich um und betrachtete sich in der spiegelnden Scheibe der Tür. Er war 1,86 Meter groß, aber das feuerrote Haar, das seinen Schädel als mächtige Mähne umgab, ließ ihn größer erscheinen. Seine linke Schulter hing merklich tiefer als die rechte. Auf der Stirn trug er die Ansätze zwei weiterer Augen, die jedoch nicht funktionsfähig waren. Er war ein wenig füllig geworden, wobei vor allem die kurzen Beine Fett angesetzt hatten, so dass sie noch stämmiger wirkten als in seinen jüngeren Jahren.

Er trat ein wenig näher an die Tür heran, und seine Fingerspitzen strichen sanft über die tiefen Falten, die sich von den Augenwinkeln über die Wangen bis zu den Kinnladen herabzogen. Die gelblich schimmernden Augen lagen tief in den Höhlen, umgeben von Kränzen zahlloser Falten. Sie ließen ihn alt aussehen, jedoch nicht greisenhaft.

Er atmete tief durch und richtete sich zugleich höher auf.

Er war stolz auf das, was er geleistet hatte.

Parais war allein sein Werk. Niemand außer ihm hatte es geschafft, eine lebende Asor-Pflanze auf einen anderen Planeten zu bringen und dort anzusiedeln.

Seit es ihm vor nahezu drei Jahrzehnten gelungen war, sich zum General über die Monkin von zwölf Stützpunkten zu machen, hatte er seine Macht ausgebaut. Jetzt war er ihr unumschränkter Herrscher. Über ihm stand nur noch der Stratege, aber von dessen Existenz wusste kaum jemand außer ihm. Noch weniger bekannt war, dass der Stratege ein ehemaliger Mitarbeiter der Organisation WIDDER war.

Ein bitteres Lächeln glitt über die Lippen des Generals, als er an den Strategen dachte. Sein ursprüngliches Ziel war gewesen, selbst Stratege zu werden, doch er wusste, dass seine Lebenskraft dafür nicht mehr ausreichte. Das Ende nahte. Er konnte die Schatten des Todes vielleicht noch einmal zurückdrängen, aber endgültig verbannen konnte er sie nicht. Das konnte niemand.

Wirklich niemand?

Ein Gedanke durchzuckte ihn, und er fühlte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken lief.

Oh, doch, es gab jemanden, der das konnte!

Er hörte, dass Shohank sein Arbeitszimmer betrat. Der junge Mann war leicht an seinem Gang zu erkennen. Sein rechter Fuß war nahezu doppelt so groß und schwer wie der linke. Daher trat er mit ihm viel kräftiger auf und schleifte ihn dann hinter sich her.

Der General presste die Lippen zusammen, und seine Augen schlossen sich für einen kurzen Moment. Er wusste, dass Shohank Ailka umwarb und für sich gewinnen wollte. Sein einziger Vorteil war seine Jugend, und den glaubte der General durch vieles andere wettmachen zu können.

Aber das war nicht das einzige Ziel Shohanks. Der General war sich dessen sicher, dass er auch sein Nachfolger werden wollte. Sein Verhalten deutete darauf hin, und die Tatsache, dass er einer der beiden Asor-Pflanzen Triebe entnommen hatte, war ein untrügliches Anzeichen dafür.

Er blickte ins Tal und freute sich über die grünenden Wälder, die goldgelben Kornfelder und die blau, rot und gelb blühenden Nuss-Plantagen, auf denen die wohl wichtigsten Nahrungsmittel der Monkin gezogen wurden. Sie waren sein Werk. Ohne seinen Ideenreichtum, ohne seine Überzeugungskraft und ohne seine Initiative wäre dies alles nicht entstanden. Alle Monkin wären rund um die Uhr damit beschäftigt gewesen, für ihre Ernährung zu sorgen und dem unwirtlichen Planeten irgendetwas Essbares abzuringen. Niemand hätte Zeit für ein paar Mußestunden gehabt, die allen nun schon selbstverständlich geworden waren, und an Luxus hätte niemand zu denken gewagt.

Er drehte sich um und kehrte in sein Arbeitszimmer zurück, wo Shohank in trotziger Haltung vor dem Schreibtisch wartete.

Der General setzte sich, beugte sich vor und blickte den jungen Mann schweigend an.

Shohank hatte schwarzes Haar, das er straff von links nach rechts über den Schädel gekämmt hatte, um es über dem rechten Ohr mit einer Metallspange zu einem Zopf zusammenzuklemmen. Seine blauen Augen waren groß und ausdrucksvoll. Ein wenig zu groß, wie der General fand. Er hatte zwei Mundöffnungen. Eine auf der linken, eine auf der rechten Wange. Beide waren lippenlos, und wenn er sprach, dann bewegte er mal den einen, mal den anderen Mund.

»Was hast du dir dabei gedacht?«, fuhr der General den jungen Mann an. Schwer ließ er seine Hand auf die Schreibtischplatte herabfallen. »Ich habe dir und allen anderen verboten, die Asor-Pflanzen anzurühren. Aber du wolltest dich nicht fügen. Du hast Triebe entnommen.«

»Ich bin noch nicht tot«, erwiderte Shohank.

»Was willst du damit sagen?«

»Genau das, was ich gesagt habe. Du hast Parais geschaffen. Oh, ja! Und wir alle sind dir dankbar dafür. Wir können in einer angenehmen Umwelt leben. Aber was geschieht mit uns? Wir leben nicht, sondern wir richten uns auf ein langsames, aber unausweichliches Sterben ein.«

Shohank trat einen Schritt vor. Er beugte sich nach vorn und stützte sich mit beiden Fäusten auf die Schreibtischplatte.

»Sieh doch mal hinaus!«, rief er. »Und achte nicht nur auf die grünen Bäume, auf die Felder und die Blumen. Sieh dir die Monkin an. Überall begegnen dir Sterbende. Niemand hat die Kraft, sich gegen das Schicksal aufzulehnen. Niemand ist bereit zu kämpfen. Wach endlich auf! Wir sind in einem Paradies der Sterbenden! Wir stagnieren in unserer Entwicklung, und Stagnation ist für uns gleichbedeutend mit Sterben.«

»Na und?«, fragte der General. »Willst du lieber draußen in der Wildnis leben, wo nur wenige ohne Atemhilfsgeräte überleben können, wo es kaum Vegetation gibt, wo du so gut wie keine Tiere siehst?«

»Nein«, erwiderte Shohank. »Ich will, dass wir weitere Schluchten erschließen. Ich will, dass wir weitere Paradiese schaffen, in denen viele von uns leben können. Ich will, dass wir Aufgaben haben, für die wir uns einsetzen können. Ich will, dass wir Skiagatan zu einer Welt aufbauen, auf der wir mehr tun können, als uns auf das Sterben vorzubereiten.«

»Und was wäre das?«

»Forschung!« Der junge Mann schrie ihm diesen Begriff förmlich entgegen. »Wir müssen endlich herausfinden, warum wir eine so niedrige Lebenserwartung haben. Wir müssen klären, was uns umbringt. Wir müssen uns einen Weg in die Zukunft öffnen. Wir müssen hoffen!«

»Flammende Worte!« Spöttisch verzog der General die Lippen. »Wie schön sich das alles doch anhört. Da möchte man ja sofort in Begeisterung ausbrechen.«

»Und was hindert dich daran?«

»Die Realität!«

Shohank war verwirrt. Er blickte den General unsicher an.

»Was für eine Realität?«, fragte er besorgt.