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"Was versteht ein Wesen, das offenbar unsterblich ist, unter dem Begriff »bald«? Perry Rhodan weiß es nicht – die letzte Botschaft des Unbekannten, die Perry Rhodan bei der Expedition in die Vergangenheit des Planeten Ferrol in die Hände fiel, sagt nichts darüber aus, wie »bald« er, Perry, sich der nächsten Prüfung unterziehen muss, um das Geheimnis des ewigen Lebens zu erlangen. Der Herr der Dritten Macht weiß aber, dass die neue Prüfung, die ihn erwartet, alles bisher Erlebte weit in den Schatten stellen wird. Auch wenn den beiden Arkoniden das Risiko bereits zu groß zu werden beginnt, ist Perry Rhodan zum Durchhalten entschlossen – und nur diese Entschlossenheit kann die Expedition retten, als sie auf DIE GEISTER VON GOL stößt ..."
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Nr. 16
Die Geister von Gol
»Die Großen des Gol werden übermächtig, während du zögerst, Perry Rhodan!«
von KURT MAHR
Was versteht ein Wesen, das offenbar unsterblich ist, unter dem Begriff »bald«? Perry Rhodan weiß es nicht – die letzte Botschaft des Unbekannten, die Perry Rhodan bei der Expedition in die Vergangenheit des Planeten Ferrol in die Hände fiel, sagt nichts darüber aus, wie »bald« er, Perry, sich der nächsten Prüfung unterziehen muss, um das Geheimnis des ewigen Lebens zu erlangen.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Kommandant der STARDUST II und Herr der Dritten Macht.
Reginald Bull, genannt Bully – Rhodans Freund und Vertrauter.
Thora und Crest – Die beiden einzigen Überlebenden einer Raumexpedition des arkonidischen Imperiums.
Tanaka Seiko – Sein mutiertes Gehirn spricht auf elektromagnetische Vorgänge an.
Captain Chaney – Der Kommandant einer »Kaulquappe«.
Major Deringhouse – Er begleitet Rhodan bei den »Ausflügen« auf die Oberfläche des Planeten GOL.
Wuriu Sengu
1.
»Kommandant an alle Kaulquappen! Machen Sie Ihre Fahrzeuge startbereit! Start erfolgt um 9.20 Bordzeit. Ich wiederhole ...«
Rhodans harte Stimme, von den Telekomempfängern in die Gänge des gewaltigen Schiffes geschleudert, zerrissen die Ruhe, die die Kugel der STARDUST II ein paar Stunden lang erfüllt hatte.
Es war eine trügerische Art von Ruhe gewesen, unter deren Oberfläche die Nervosität gebrodelt hatte, vielleicht auch die Angst, aber ganz sicher die Gewissheit, dass man sich in Dinge eingelassen hatte, die des Menschen Gehirn nicht mehr zu begreifen in der Lage war. Noch nie war den fünfhundert Mann der STARDUST-Besatzung so klar gewesen, wie in den vergangenen Tagen und Stunden, in welch außergewöhnlichem Maße Wohl und Wehe des ganzen Schiffes nur an den Fähigkeiten eines einzigen Mannes hingen: Perry Rhodan.
Viele von den Fünfhundert wussten nicht, worum es bei Rhodans Aktionen ging. Rhodan hatte es nicht für nötig gehalten, sie darüber aufzuklären, und deshalb waren Gerüchte entstanden, wurden zunächst belächelt, durch noch haarsträubendere überboten und schließlich doch geglaubt.
Rhodans neuer Befehl bedeutete neue Aufregung für zweihundert Männer der Besatzung. Aber nachdem sie die nervösen Stunden unsicheren Wartens bis zur Neige ausgekostet hatten, wollten sie sich lieber kopfüber in die größte aller Aufregungen stürzen, als noch eine einzige Minute länger warten.
Kaulquappen waren die acht Beiboote der GOOD-HOPE-Klasse, die die STARDUST II an Bord trug. Niemand erinnerte sich mehr, wer den Namen aufgebracht hatte. Jetzt war er da und zur geläufigen Kode-Bezeichnung der Sechzig-Meter-Schiffe geworden.
*
Die Startklar-Meldungen kamen prompt. Rhodan saß im Pilotsitz des großen Kommandostandes und hörte dem Bordtelekom mit unbewegtem Gesicht zu. Es sah aus, als interessiere ihn das Gerede nicht; aber nachdem die achte Meldung eingelaufen war, beugte er sich über das Mikrophon und befahl: »Fliegen Sie nach den Daten Ihrer Steuerautomatiken. Halten Sie Ihr Schiff im jeweiligen Zielgebiet in Wartestellung und suchen Sie den Raum nach Strukturveränderungen ab. Halten Sie alle Strukturtaster ständig besetzt und geben Sie sofort Meldung, wenn sich eine Veränderung des Raum-Zeit-Gefüges bemerkbar macht!
Start zur vereinbarten Zeit. Ende.«
Mit einer harten, abrupten Handbewegung schaltete er das Telekom aus. Der Sessel knirschte, als er mit beachtlichem Schwung herumfuhr.
Außer ihm war nur Reginald Bull in der Zentrale – Kamerad auf dem ersten Flug zum Mond der Erde, und jetzt immer noch Kamerad, auf dem Weg ins Unbekannte.
Bull versuchte ein Lächeln, aber es wurde nur ein Grinsen. Fröhlichkeit stand niemandem gut zu Gesicht in diesen Tagen.
»Was erwartest du?«, fragte Bull. »Fremde Schiffe?«
Rhodan sah ihn eine Weile nachdenklich an. Dann schüttelte er heftig den Kopf und stand auf.
»Nein, keine Schiffe«, antwortete er.
Bull wartete. Er wartete so lange, bis er wusste, dass Rhodan von sich aus keine weitere Erklärung geben werde.
»Was dann, in Dreiteufelsnamen?«, fragte er grob. »Soll ich raten, oder willst du es mir lieber sagen?«
Rhodan blieb ernst.
»Ich erwarte eine Struktur-Erschütterung«, antwortete er. »Wie sie hervorgerufen wird, weiß ich nicht. Der Mann, hinter dem wir herlaufen, kann das Raum-Zeit-Gefüge verändern, wie es ihm beliebt.«
Bull lachte. Es klang nicht sehr lustig.
»Der Mann!«, spottete er. »Ich möchte ihn gerne sehen. Wahrscheinlich hat er eine Energiespirale an Stelle eines Schädels und zwei Zeitmaschinen an der Stelle, an der ich meine Arme habe.«
»Wir werden ihn zu sehen bekommen«, sagte Rhodan ruhig. »Dann werden wir wissen, ob er eine Spirale hat.«
Bull sah ihn von unten herauf an.
»Glaubst du das wirklich? Ich meine ...«
»Ja, ich glaube es!«, unterbrach Rhodan ihn. »Ich bin nicht der Narr, der sich wider seine Überzeugung in ein tödliches Abenteuer stürzt.«
Bull murmelte etwas, was Rhodan nicht verstand. Dann fragte er: »Und unsere Kaulquappen sollen feststellen, in welcher Gegend der Raum erschüttert wird, nicht wahr?«
»Genau!«
Bull schwieg eine Weile, dann nahm er einen neuen Anlauf.
»Hör zu, Chef! Du hast in der Vergangenheit – welch ein verrückter Gedanke: zehntausend Jahre in der Vergangenheit! – einen Metallzylinder erbeutet, ihn geöffnet und das zu entziffern versucht, was er enthielt. Du bist überzeugt davon, dass du richtig gelesen hast. Du hast gelesen: ›Der, der den Weg finden will, kann noch umkehren. Will er aber gehen, so sei ihm gewiss, dass ihm nicht mehr geholfen wird. Bald wird der Raum erschüttert werden ...‹ und was weiß ich noch alles.
Daraufhin lässt du dich ein paar Tage lang von niemandem mehr sehen, treibst die große Positronik bis zur Weißglut und kommst schließlich mit der Idee zum Vorschein, du müsstest alle Beiboote in den Raum hinausschicken und nach der Raumerschütterung Ausschau halten lassen.
Wenn man bedenkt, dass wir keineswegs sicher sein können, ob die Übersetzer bei derart komplizierten Aufzeichnungen einwandfrei arbeiten, meinst du dann nicht auch, dass wir uns in etwas eingelassen haben, womit wir nicht fertig werden können?«
Rhodan hatte ihm aufmerksam zugehört. Bull war ernst geworden, und Rhodan wusste, dass er eine ernsthafte Antwort erwartete.
»Nein, Bully«, sagte Rhodan leise und eindringlich. »Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen werden.«
Bulls Gesicht verwandelte sich von einer Sekunde zur anderen. Der Mund verzog sich, und der Kopf mit den roten Haarborsten senkte sich kampfeslustig.
»Dann komm her und sage es auch den anderen!«, knurrte er.
»Welchen anderen?«
»Wer an Bord dieses Schiffes würde sich erlauben, gegen deine Anweisungen zu opponieren – außer den beiden Arkoniden?«
*
Für Captain Chaney war dieser Flug eine zwiespältige Angelegenheit. Captain Chaney befehligte Kaulquappe Nr. 5. Um 9.20 Bordzeit war er mit den sieben anderen Kaulquappen zusammen von Bord der STARDUST II gestartet, hatte in seiner Steuerungsautomatik die von Kommandant Rhodan eingegebenen Kurswerte vorgefunden und war nach diesen Werten bis zu einer Position geflogen, die nicht mehr als eine astronomische Einheit von der Bahn des fünfzehnten Wega-Planeten entfernt war.
An dieser Stelle verhielt er befehlsgemäß sein Schiff und begann zu warten. Zunächst hatte er geglaubt, dass sich in den nächsten Stunden etwas tun würde; aber die Stunden waren vergangen, und nichts geschah, außer, dass sich der fünfzehnte Planet der Wega, der bei Ankunft der Kaulquappe nicht weiter als fünfzig Millionen Kilometer entfernt gewesen war, sich um ein paar Millionen Kilometer weiter davongerollt hatte.
Captain Chaney hatte sich hingelegt und zu schlafen versucht; aber das war ihm nicht gelungen. Er stand wieder auf, setzte sich an seinen Platz und starrte mit brennenden Augen auf die Anzeigeschirme der optischen Geräte und der Strukturtaster.
Captain Chaney hatte noch nicht oft Gelegenheit gehabt, mit einem solchen Schiff zu fliegen. Er kannte es zwar in- und auswendig; aber diese Kenntnis rührte mehr von einer intensiven Hypnoschulung her als von der anschaulichen Praxis.
Chaney hatte einige Kreuzflüge im irdischen Sonnensystem unternommen, und allein, das war eine schwere seelische Belastung für ihn gewesen, nachdem er anderthalb Jahre zuvor noch als First Lieutenant auf einem Überschall-Düsenjäger geflogen war und geglaubt hatte, dass es noch Jahrzehnte dauern würde, bis der Mensch mit seinen feuerspeienden Raketen wenigstens den Mars und die Venus erreicht haben würde.
Es gab daher Augenblicke, in denen er zu träumen glaubte. Es gab Minuten, in denen er sich einzureden versuchte, dass alles nicht wahr sei, was er erlebte. Dann schrillte ein Warnsignal, oder ein Ortungsgerät meldete sich summend und mit blitzenden Lampen – und er glaubte wieder an die Wirklichkeit.
Ich bin ein Träumer, dachte er müde.
»Ortung an Kommandant!«, bellte die harte Stimme. »Unbekanntes Objekt aus null – eins – acht Grad horizontal, zwo – sechs – sechs Grad vertikal.«
Chaney fuhr auf. Auf der Skaleneinteilung unter dem Zentralschirm schob er die Marke auf 18 Grad H und 266 Grad V. Der Schirm flirrte und kam wieder zur Ruhe. Im Zentrum zeigte sich ein gleißender Punkt. Er veränderte seine Helligkeit in regelmäßigen Abständen.
»Was ist das?«, fragte Chaney rau.
»Nicht auszumachen, Sir.«
»Geschwindigkeit?«
»Dreiundzwanzigtausend Meter pro Sekunde, Sir. Kommt auf uns zu.«
»Geringster Abstand?«
»Dreitausend Kilometer, Sir, in etwa vierzig Minuten!«
Chaney wartete. Dreitausend Kilometer war eine geringe Entfernung, wenn man sich im freien Raum befand. Aus dreitausend Kilometern sollte man erkennen können, was das für ein Ding war, das sich da mit veränderlicher Helligkeit durch den Raum trieb.
Vierzig Minuten waren eine lange Zeit. Chaney spähte sich die Augen wund; aber sein Bildschirm arbeitete nicht genau genug, als dass er die Umrisse des Objektes hätte ausmachen können.
Dafür meldete sich der Orter.
»Falscher Alarm, Sir. Es ist ein Schiffswrack aus der Zeit der Topsid-Invasion, ein Ferron-Schiff, Sir.«
Chaney fühlte sich betrogen.
»In Ordnung«, sagte er müde.
Dann stand er auf.
»Leutnant Forge, übernehmen Sie meinen Posten! Ich gehe schlafen. Ich glaube, es wird noch eine Weile dauern, bis wir etwas wirklich Interessantes zu sehen bekommen.«
*
Rhodan verschaffte sich mit einer herrischen Handbewegung Ruhe.
»Fangen wir von vorn an!«, sagte er bitter und verteilte seinen Ärger gleichermaßen auf Crest und Thora: »Sie kamen mit einem Forschungskreuzer, wahrscheinlich dem letzten, den Arkon auf die Beine zu bringen imstande war, in diesen Sektor der Galaxis, um hier nach jener geheimnisvollen Welt zu suchen, auf der Sie das Rätsel der permanenten Zellerhaltung gelöst zu finden hofften.
Ihre Expedition schlug zunächst einmal fehl; aber auf Umwegen und trotzdem wahrscheinlich nicht viel langsamer, als Sie es selbst bewerkstelligt hätten, näherten Sie sich mit uns zusammen wiederum dem Ziel.
In der Gruft unter dem Roten Palast von Thorta fanden wir Hinweise. Wir haben eine Menge Anstrengungen unternommen, um ihnen nachzugehen, und haben neue Hinweise gefunden. Wir kommen dem Ziel schrittweise näher, und jetzt wollen Sie plötzlich aufgeben!
Warum?«
Das Wort zuckte wie ein Peitschenschlag. Bull, der in der Nähe saß, fuhr zusammen. Er erinnerte sich nicht, Rhodan jemals so zornig erlebt zu haben, wie in diesen Minuten.
Crest antwortete nicht. Er hielt den hohen, schmalen Kopf gesenkt und starrte zu Boden. Thora war in ihrem Sessel ein wenig nach vorne gerückt und sah Rhodan an. Aus ihren roten Augen leuchtete Feindseligkeit.
»Ich will Ihnen sagen, warum«, fuhr Rhodan etwas ruhiger nach einer Weile fort: »Sie haben Angst!«
Crests weißhaariger Schädel fuhr hoch.
»Und wenn das so wäre?«, fragte er leise. »Halten Sie es für feige, in einer Situation wie dieser, Angst zu haben?«
»Ja«, antwortete Rhodan, »und ich will Ihnen sagen, warum: Sie haben geglaubt, das Geheimnis des ewigen Lebens sei irgendwo in der Galaxis billig zu haben. Ihnen war gesagt worden, irgendeine bisher unbekannte Rasse habe das Rätsel gelöst und werde froh sein, Ihnen die Lösung verraten zu dürfen.
Es stellt sich heraus, dass das nicht so ist. Die Leute, die das Geheimnis der Zellerhaltung kennen, wissen es zu behüten. Wer es von ihnen erfahren will, muss sich mit ihnen raufen – nach ihren Spielregeln.
Weil Sie aber nach zehntausendjähriger Gewöhnung glauben, es müsse Ihnen alles in den Schoß fallen, deshalb möchten Sie jetzt gern aus dem Spiel aussteigen. Eines Tages, wenn wir mehr Zeit haben, will ich Ihnen die Fabel vom Fuchs erzählen, dem die Trauben zu sauer waren.
Im Augenblick kann ich Ihnen nur sagen, dass es Ihnen freigestellt ist, ob Sie das Ende unserer Aktion draußen im Freien in Sicherheit abwarten, oder ob Sie mit uns kommen wollen.«
Thora sprang auf. Reginald Bull hielt den Atem an. Er kannte Thoras Impulsivität, und einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle sie Rhodan an den Hals fahren. Sie machte ein, zwei Schritte auf ihn zu. Dann blieb sie stehen und ließ die Schultern sinken.
»Barbar!«
Rhodan nahm ihrer Wut die Wirkung, indem er zu lachen anfing.
»Wenn es barbarisch ist, die Notwendigkeit zu erkennen, und kultiviert, feige zu sein, dann möchte ich allerdings lieber ein Barbar bleiben.«
Crest stand ebenfalls auf.
»Sie werden uns ein paar Stunden Bedenkzeit zugestehen«, sagte er ernst. »Die Sache ist es wirklich wert, dass man sich den Kopf darüber zerbricht. Ich werde mich mit Ihren Argumenten auseinanderfetzen, Rhodan.«
»Ein paar Stunden«, antwortete Rhodan, »haben Sie nur dann Zeit, wenn unsere Boote sich nicht früher melden.«
Crest nickte. Dann verließ er mit langsamen Schritten den Raum. Thora zögerte.
»Sind Sie vielleicht schon mit dem Nachdenken fertig?«, fragte Rhodan spöttisch.
Da wandte sie sich ab und lief hinaus. Hinter ihr glitt die automatische Rolltür zischend in die Verriegelung.
*
Captain Chaney erwachte von einem Geräusch, das er noch nie zuvor gehört hatte. Mit einiger Mühe und der Hilfe zweier Tabletten war es ihm gelungen, einzuschlafen, und im Augenblick hatte er keine Ahnung, wie lange er im Bett gewesen war.
Er stand auf und hielt den dröhnenden Kopf unter den Wasserspender in seiner Kabine. Während ihm das Wasser in die Ohren rauschte, begann das Telekom zu plärren: »Kommandant an alle! Kommandant an alle! Das Schiff befindet sich in höchster Alarmbereitschaft!«
Chaney prustete sich das Wasser aus dem Gesicht und stürmte aus der Kabine.
In der Zentrale stand Leutnant Forge und hatte das Mikrophon immer noch vor dem Mund.
»Was ist los?«, schrie Chaney. »Warum weckt mich niemand?«
Forge bewies, dass er eine straffe Schulung genossen hatte. Er sagte seinen Rundspruch zu Ende, dann legte er das Mikrophon zurück und stand stramm.
»Starke Strukturveränderungen in unmittelbarer Nähe, Sir. Nach meiner Meinung muss eine ganze Flotte fremder Schiffe aus der Transition gekommen sein.«
»Konnten Sie sie orten?«
»Nein, Sir, bis jetzt noch nicht.«
Chaney erinnerte sich, dass ihn ein unbekanntes Geräusch aus dem Schlaf gerissen hatte. Jetzt war es nicht mehr zu hören.
»Was war das für ein Lärm vorhin?«, wollte er wissen.
Forge zuckte mit den Schultern und machte ein ratloses Gesicht.
»Das weiß ich nicht, Sir. Offenbar ist die Schiffshülle in Vibration geraten.«
»Die Schiffshülle in Vibration!«, schrie Chaney. »Haben Sie keine Schutzschirme angelegt?«
»Doch, Sir!«
»Dann warum, zum Donnerwetter ...«
Es riss ihn fast von den Beinen. Die Zentrale begann zu schwanken, und das Material, aus dem die Wände gebaut waren, ächzte in den Fugen. Auf der Schalttafel des Co-Piloten gab es einen zuckenden Blitz, dem eine schwarze, stinkende Qualmwolke folgte. Das Geräusch der Explosion konnte man nicht hören, weil die Außenwandung des Schiffes zu dröhnen angefangen hatte.
Chaney erkannte das Geräusch wieder. Es hatte ihn geweckt.
Auf schwankenden Beinen ging er zu seinem Sitz hinüber und verband sich mit dem Orter.
»Was gibt es?«, schrie er.
»Starke Strukturveränderungen in nächster Nähe, Sir!«, krächzte die Stimme aus dem Empfänger.
»Bringen Sie heraus, wo sich die Veränderungen bemerkbar machen, und liefern Sie mir eine genaue Entfernungsangabe!«
Der Spuk verschwand so schnell, wie er gekommen war. Das Schiff beruhigte sich. Das Dröhnen hörte auf, und Chaney konnte wieder gerade auf den Beinen stehen. Er ging zum Sitz des Co-Piloten hinüber und untersuchte die Schalttafel.
Die Explosion hatte ein Messinstrument in tausend Teile zerrissen und nichts als ein fausttiefes Loch in der Plastikplatte zurückgelassen.
»Was für ein Instrument war das?«, fragte Chaney und deutete auf das Loch.
Forge kam heran.
»Die Anzeige des kleinen Strukturtasters, Sir.«
Chaney unterdrückte die aufsteigende Panik. Was mussten das für Gravitationsstöße sein, die einen Strukturtaster zum Durchbrennen brachten!
Er wandte sich ab und befahl dem Funkoffizier, ein Hypergespräch nach Ferrol vorzubereiten.
Bevor er jedoch sprechen konnte, kam eine neue Meldung des Orters.
»Die Richtung ist null – null – acht Grad horizontal und eins – acht – neun Grad vertikal, Sir. Entfernung vier Komma drei astronomische Einheiten.«
»Können Sie in dieser Gegend etwas ausmachen?«
»Ja, Sir. Den vierzehnten Planeten der Wega!«
Chaney hatte plötzlich den Eindruck, dass das Hypergespräch ungeheuer dringend sei. Er fuhr seinen Funkoffizier an, er solle sich beeilen.
*
»Wir hätten Sie gerne gesprochen«, sagte Crest ein wenig zaghaft und blieb im Schott stehen, damit es sich nicht sofort wieder schloss.
Rhodan nickte.
»Kommen Sie herein!«