Perry Rhodan 1604: Der Fluch von Rubin - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1604: Der Fluch von Rubin E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Wahnsinn und Machtrausch - die Tote Zone gibt einen Planeten frei Die Krise um die Superintelligenz ES, die nicht nur das Solsystem, sondern die ganze dazugehörige Mächtigkeitsballung ins Verderben zu ziehen drohte, liegt rund 26 Jahre zurück, und die Situation hat sich längst wieder stabilisiert. Kein Wunder daher, dass die Terraner Silvester 1199, die Jahreswende zum 13. Jahrhundert NGZ, feierlich begehen. Schließlich erwartet man, dass auch das neue Jahrhundert ebenso friedlich verlaufen wird wie die letzten 25 Jahre. Dies ist ein tragischer Irrtum, wie es sich am 10. Januar um 5 Uhr 33 Galaktischer Standardzeit herausstellt. Denn zu diesem Zeitpunkt bricht über die Welten des Solsystems und das benachbarte Raumgebiet eine Katastrophe herein, die die gesamte auf 5-D-Basis arbeitende Technik lahmlegt und somit eine "Tote Zone" erzeugt. Diese Tote Zone hat offenbar keine festen Grenzen, und unter all den Terranern, die sich am 10. 1. 1200 außerhalb des betroffenen Gebietes aufgehalten haben, ist auch Michael Rhodan alias Roi Danton. Sobald die Tote Zone einen Planeten freigibt, startet er, um nach dem Rechten zu sehen. Was er auf dieser Welt, die er besonders gut kennt, vorfindet, das ist DER FLUCH VON RUBIN ...

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Nr. 1604

Der Fluch von Rubin

Wahnsinn und Machtrausch – die Tote Zone gibt einen Planeten frei

von H. G. Francis

Die Krise um die Superintelligenz ES, die nicht nur das Solsystem, sondern die ganze dazugehörige Mächtigkeitsballung ins Verderben zu ziehen drohte, liegt rund 26 Jahre zurück, und die Situation hat sich längst wieder stabilisiert.

Kein Wunder daher, dass die Terraner Silvester 1199, die Jahreswende zum 13. Jahrhundert NGZ, feierlich begehen. Schließlich erwartet man, dass auch das neue Jahrhundert ebenso friedlich verlaufen wird wie die letzten 25 Jahre.

Dies ist ein tragischer Irrtum, wie es sich am 10. Januar um 5 Uhr 33 Galaktischer Standardzeit herausstellt. Denn zu diesem Zeitpunkt bricht über die Welten des Solsystems und das benachbarte Raumgebiet eine Katastrophe herein, die die gesamte auf 5-D-Basis arbeitende Technik lahmlegt und somit eine »Tote Zone« erzeugt.

Diese Tote Zone hat offenbar keine festen Grenzen, und unter all den Terranern, die sich am 10. 1. 1200 außerhalb des betroffenen Gebietes aufgehalten haben, ist auch Michael Rhodan alias Roi Danton. Sobald die Tote Zone einen Planeten freigibt, startet er, um nach dem Rechten zu sehen.

Die Hauptpersonen des Romans

Michael Rhodan – Der Unsterbliche soll getötet werden.

Bastar-Stredan – Eine rachsüchtige Anti.

Sasta-Punal – Ein Mann im Machtrausch.

Ketrion – Ein Howalgonium-Ingenieur.

Eva Kattuna

1.

»Sie sollen dafür zur Verantwortung gezogen werden«, sagte Bastar-Stredan. »Seit Jahrhunderten haben sie das Volk der Báalols unterdrückt. Oh, sie haben immer so getan, als sähen sie in den Báalols ein gleichwertiges und gleichberechtigtes Volk, doch sie haben nicht die Wahrheit gesagt. Tatsächlich haben sie den Verfall des Báalol-Reiches eingeleitet. Mit großer Beharrlichkeit haben sie unsere Entwicklung beeinflusst mit der Folge, dass wir unsere besonderen Fähigkeiten mehr und mehr verloren haben. Schon immer waren ihnen diese Fähigkeiten ein Dorn im Auge. Was lag also näher für sie, als dafür zu sorgen, dass wir sie verlieren?«

Die Anti hatte tiefschwarzes Haar, das ihr lang und glatt bis zu den Kniekehlen herabfiel, und einen samtbraunen Teint. Sie trug ein dunkelblaues Kleid, das an den Seiten mit goldenen Streifen versehen war und ihr von den Schultern bis auf die zierlichen Füße reichte, ihre Arme jedoch frei ließ.

»Wir waren dabei, das wohl bedeutendste Volk der Milchstraße zu werden und den Weg in die Weite des Universums anzutreten«, fuhr sie mit leidenschaftlichem Eifer fort. »Doch die Terraner haben uns gehindert. Sie betrachten sich in ihrem maßlosen Machtstreben als die Erben des Universums, und sie sehen sich sehr zu unserem Leidwesen durch ES darin bestätigt.«

»Wie recht du hast«, sagte Contok, ihr Sekretär. Er war deutlich kleiner als sie. Sein Haar war kurz und außerordentlich dicht. Es erweckte den Eindruck, als trage er eine samtene Kappe. In respektvoller Entfernung stand er hinter dem Arbeitstisch der Schriftstellerin, die der Überzeugung war, an dem wichtigsten Buch ihres Lebens zu arbeiten. Bastar-Stredan war eine galaxisweit bekannte Künstlerin, die bereits eine große Zahl von syntronischen Büchern veröffentlicht hatte, politischen Fragen in ihren Werken jedoch stets aus dem Weg gegangen war. »Zu solchen Dingen hast du jedoch noch nie Stellung genommen.«

Sie ging zu ihrem Schreibtisch und setzte sich. Jede ihrer Bewegungen war weich und fließend, und sie unterstrichen ihre elegante Erscheinung. Bastar-Stredan war fraglos eine Persönlichkeit von Format.

»Du solltest wissen, warum das so ist«, kritisierte sie ihren Mitarbeiter. »Ich habe die Terraner gehasst, solange ich denken kann. Mein ganzes Leben lang habe ich mir geschworen, gegen sie zu kämpfen.«

Sie streckte ihm die Arme entgegen und drehte die Handflächen dabei nach oben.

»Doch dies sind nur die Hände einer schwachen Frau. Sie waren hilflos gegen ihre Macht. Erst allmählich wurden sie kräftiger. Mit jedem Buch, das ich geschrieben habe, wurden sie stärker. Je bekannter ich wurde, desto einflussreicher wurden meine Worte. Ich habe gewartet. Geduldig gewartet, bis es endlich so weit war. Und heute fühle ich mich stark genug, um den Kampf aufzunehmen. Man kennt meinen Namen in der Galaxis, und man wird mein Wort respektieren. Die Terraner werden es zu spüren bekommen. Ihre Macht wird an meinem Wort zerbrechen!«

Sie nahm einen Degen von der Wand und ließ ihn mit unnachahmlicher Eleganz durch die Luft wirbeln.

Contok trat vorsichtshalber einige Schritte zurück.

»Ich wünsche es dir und unserem Volk von ganzem Herzen«, entgegnete er.

»Du wirst sehen, wir haben einen gigantischen Erfolg!« Ihre Augen leuchteten. Eine zwingende Kraft ging von ihnen aus.

»Davon bin ich überzeugt«, erklärte er. »Gerade deswegen sollten wir andere geschäftliche Aktivitäten zumindest vorübergehend einstellen.«

Sie ließ den Degen sinken und stützte sich mit beiden Händen auf den Griff. Überrascht blickte sie ihren Sekretär an.

»Warum?«

»Weil sie mit dem Gesetz nicht in Einklang zu bringen sind.«

»Ja – und?«

»Damit bieten wir unseren Feinden eine unnötige Angriffsfläche. Du musst damit rechnen, dass die Terraner sich wehren. Sie werden versuchen, deine Argumente zu entkräften, und sie werden in deinem Leben herumwühlen, um Informationen über dich zu gewinnen, die sie gegen dich verwenden können.«

»Sie können mir nichts anhaben.« Hochmütig blickte sie auf den Sekretär hinab.

»Vielleicht doch«, gab er zu bedenken. »Es wäre ein verhängnisvoller Fehler, die Terraner zu unterschätzen. Alle Völker, die das getan haben, mussten teuer dafür bezahlen. Auch wir Báalols!«

Sie legte den Degen auf die Platte ihres Arbeitstisches und setzte sich auf ein bequemes Antigravkissen. Sie war nachdenklich geworden.

Bastar-Stredan war die Vorsitzende eines Wohltätigkeitsfonds, den sie selbst ins Leben gerufen und der es sich zum Ziel gesetzt hatte, Drogenabhängigen zu helfen. Der Fonds war außerordentlich populär auf Taumond, dem Planeten der Linguidin Dorina Vaccer, denn bei den jugendlichen Linguiden und bei vielen Raumfahrern anderer Völker, die sich auf Taumond aufhielten, gab es schwere Drogenprobleme. Sie wurden hervorgerufen durch die Aktivitäten einer kriminellen Organisation, die nicht nur auf dieser Welt, sondern auch noch auf vielen anderen tätig war und die mit buchstäblich allen Mitteln dafür sorgte, dass die Sucht sich ausbreitete. Nur wenige Antis wussten, dass Bastar-Stredan der geheimnisvolle »Chef« dieser Organisation war. Sie alle gehörten zu ihren Mitarbeitern.

Die schöne Anti-Schriftstellerin verdiente jedoch nicht nur mit den Drogen Geld, sondern auch mit dem Wohltätigkeitsfonds, dem sie vorstand. Der Fonds machte immer wieder durch Spendenaufrufe auf sich aufmerksam und konnte über mangelnde Einnahmen nicht klagen. Bastar-Stredan dachte jedoch gar nicht daran, alle eingehenden Mittel für die Bekämpfung der Sucht auszugeben, sondern ließ den größten Teil des Geldes verschwinden. Ihre ausgezeichneten Verbindungen zur Presse und punktuell angesetzte Bestechungen sorgten dafür, dass die Öffentlichkeit nichts über den Missbrauch der Organisation erfuhr, die alles andere als wohltätig war. Darauf hatte Contok aufmerksam machen wollen.

»Wir benötigen die Mittel aus diesen Geschäften für unseren Kampf gegen Terra«, behauptete sie, und sie beide wussten, dass sie log. Die Gewinne aus den Spenden und den kriminellen Aktivitäten wurden hauptsächlich zur Finanzierung ihres überaus luxuriösen Lebens verwendet oder auf wirtschaftlich interessanten Planeten für lukrative Beteiligungen ausgegeben.

»Niemand erfährt etwas«, erklärte Bastar-Stredan. »Die Terraner schon gar nicht. Sie werden sich auf die Schriftstellerin konzentrieren.«

Sie lächelte zynisch.

»Du weißt doch, wie das ist«, fuhr sie fort. »Schriftsteller liest man, hält sie aber für zu schwachsinnig, um ihnen auf anderen Gebieten als denen des Schreibens irgendeine Aktivität zuzubilligen. Genau das ist meine Stärke. Von mir erwartet niemand, dass ich noch etwas anderes kann als schreiben!«

Sie packte den Degen und fuhr sich sanft mit der Klinge über den Hals.

»Die geballte wirtschaftliche Macht, die wir repräsentieren, wird uns helfen, die Terraner zu vernichten!«

Es krachte und donnerte plötzlich im Haus. Türen flogen auf, und die schweren Schritte einer vorwärts stürmenden Gruppe klangen auf. Irgendjemand war ins Haus eingedrungen und näherte sich nun in beängstigendem Tempo dem Arbeitszimmer.

Bastar-Stredan sprang erschrocken auf. Mit fester Hand umklammerte sie den Degen, während ihr Sekretär zu einem Schrank flüchtete und versuchte, eine Schusswaffe daraus hervorzuholen. Die Tür flog auf, und die Schriftstellerin stieß einen Schrei des Entsetzens aus. Die hochgewachsene Gestalt eines Terraners betrat das Zimmer.

»Michael Rhodan«, stammelte sie. »Du wagst es, hier einzudringen?«

Irgendwo im Haus fielen Schüsse. Gegenstände stürzten polternd um.

»Bastar-Stredan, es wird Zeit, dir das schmutzige Handwerk zu legen«, sagte der Terraner. Er trug einen grünen Anzug mit engen Hosen und einer weiten, bequemen Jacke. Den Kopf bedeckte ein Hut mit breiter Krempe, der mit einer riesigen Feder verziert war. In der Hand hielt Danton einen Säbel mit schmaler, aber schwerer Klinge.

»Was fällt dir ein?«, schrie die Anti. »Dafür werden die Linguiden dich vernichten!«

»Im Gegenteil. Sie werden mir einen Orden verleihen«, lächelte er. »Ich bin nicht allein hier. Dies ist eine Aktion der linguidischen Polizei. Ich helfe nur ein bisschen dabei nach. Es war mir schon immer wichtig, Drogen-Bossen ins Handwerk zu pfuschen!«

Sie musste an die warnenden Worte ihres Sekretärs denken. Contok hatte die Gefahr richtig erkannt, doch die Warnung war zu spät gekommen. Bastar-Stredan wusste, dass sie verloren hatte. Im Keller ihres Hauses lagerten mehrere Tonnen der Droge, und die Polizei würde sie finden. Danach würden alle Bestechungsversuche fruchtlos bleiben.

Michael Rhodan schritt mit erhobenem Degen auf sie zu, und sie schnellte sich ihm entgegen. Mit geschickt angesetzten Schlägen versuchte sie, seine Deckung zu durchbrechen, merkte jedoch sehr schnell, dass ihre Waffe zu leicht war, um gegen seine bestehen zu können. Sie griff nach einem Kissen und schleuderte es nach ihm, und während er es mit erhobenem Arm abwehrte, fuhr sie herum, flüchtete zu der großen Terrassentür und drückte eine Taste am Türrahmen. Aus dem Fußboden hob sich eine Keramikwand. Sie stieg so schnell zur Decke auf, dass der Terraner sie nicht mehr überwinden konnte.

Bastar-Stredan stieß die Terrassentür auf und sah sich um. Nicht weit vom Haus entfernt waren Dutzende von Kampfgleitern gelandet. Die meisten gehörten zur Polizei der Linguiden, zwei der Maschinen aber waren mit MB gekennzeichnet. Sie kamen von der MONTEGO BAY, die auf dem größten Raumhafen von Taumond stand.

Bastar-Stredan zögerte kurz, rannte dann zu einem der Gleiter hinüber und blieb an seinem Heck stehen. Sie blickte zum Haus zurück. Als sie sicher war, dass niemand sie bemerkt hatte, öffnete sie den Gepäckraum der Maschine und kletterte hinein. Rasch schloss sie das Schott hinter sich. Sie hörte, wie beim und im Haus gekämpft wurde. Immer wieder fielen Schüsse, und als es endlich still wurde, näherten sich Schritte. Sie vernahm die Stimmen einiger Männer, die voller Begeisterung über den Drogenfund waren, mit dem ihre Schuld bewiesen werden konnte, und die lebhaft bedauerten, dass es nicht gelungen war, Bastar-Stredan zu verhaften.

Bebend vor Hass und Zorn auf Michael Rhodan wartete sie, und während die Minuten verstrichen, ohne dass etwas geschah, schwor sie bei allem, was ihr heilig war, dass sie sich an ihm rächen würde. Er sollte nicht überleben. Sobald sie die Möglichkeit dazu hatte, würde sie ihn töten.

»Du wirst dafür bezahlen, Terraner«, flüsterte sie, als der Gleiter startete und zur MONTEGO BAY flog. Sie harrte in ihrem Versteck aus. Stunden vergingen. Dann endlich verließ sie es, eilte unbemerkt durch den Hangar – und schien sich in Luft aufzulösen. Als kurz darauf einige Techniker in den Hangar kamen, war nichts mehr von ihr zu sehen.

*

»Ihr werdet sie fangen«, sagte Michael Rhodan zu Dorina Vaccer. »Sie kann den Planeten nicht verlassen.«

Er verabschiedete sich von der Friedensstifterin, die mittlerweile 55 Jahre alt, aber geistig noch sehr vital war. Sie galt als weise Frau und war so etwas wie ihr eigenes lebendes Denkmal geworden. Junge Friedensstifter scheuten sich nicht, nach Taumond zu kommen, um sich von ihr beraten zu lassen. Auch Michael Rhodan, der Unsterbliche, der insgesamt 1700 Jahre in zwei Etappen übersprungen und so der Zeit ein – unfreiwilliges – Schnippchen geschlagen hatte, fühlte sich in ihrer Schuld. Er hatte viel von ihr gelernt.

Während des vergangenen Jahres hatte er die Eastside der Galaxis bereist, jedoch nicht nur Kontakte mit den Blues-Völkern gepflegt, sondern die meiste Zeit bei den Linguiden verbracht. Dort war eine neue Generation herangewachsen, deren Maxime es war, sich nicht in die galaktischen Belange einzumischen. Die Linguiden führten ein sehr zurückgezogenes Leben und hatten ihr Sternenimperium nicht mehr vergrößert. Selbst zu den benachbarten Blues im Simban-Sektor hatten sie kaum Kontakte.

Als Roi Danton hatte er davor während eines Vierteljahrhunderts in den Galaxien der Lokalen Gruppe als eine Art moderner Robin Hood agiert und das Unrecht bekämpft, wo immer es ihm begegnet war. Es waren 25 Jahre voller Gefahren und Abenteuer gewesen, und er hatte diese Zeit voll ausgekostet. Aber dann hatte er es für nötig gehalten, etwas für Geist und Seele zu tun, und dabei hatte er in der Eastside die Erfüllung gefunden. Nach vielen Gesprächen mit Dorina Vaccer hatte er sich selbst schon für abgeklärt und weise gehalten, was nach einem Vierteljahrhundert einer Sturm-und-Drang-Zeit kaum verwunderlich war.

Mitte Januar hatte Dorina Vaccer ihm jedoch zu verstehen gegeben, dass es ihr lieber wäre, diese Verbindung zu beenden. Sie wollte die ihr verbleibende Zeit ausschließlich sich selbst und ihren Artgenossen widmen.

Die Aktion gegen Bastar-Stredan war für Michael Rhodan ein Rückfall in alte Zeiten gewesen. Sie sollte ihm den Abschied ein wenig leichter machen, und das hatte sie getan.

Doch noch etwas anderes veranlasste ihn, Taumond zu verlassen und sich auf den Weg nach Terra zu machen.

Nachrichten waren eingetroffen, in denen es hieß, dass der weitere Solsektor von der übrigen Galaxis durch ein bisher unerklärliches Hyperphänomen abgeschnitten sei. Angeblich gehe innerhalb dieser Sphäre nichts mehr überlichtschnell. Die Linguiden unterrichteten ihn davon, dass es urplötzlich keinen Kontakt mehr mit Terra und den benachbarten Sonnensystemen gab. Seine Bemühungen, mit den Hyperfunkanlagen der MONTEGO BAY Verbindung mit Terra aufzunehmen, waren gescheitert. Es war, als habe die Erde aufgehört zu existieren.

Unter diesen Umständen wollte Michael Rhodan nicht in der Eastside bleiben. Eine Stunde nach seinem letzten Besuch bei Dorina Vaccer startete er mit seinem Raumschiff MONTEGO BAY und verließ Taumond.

Noch im Januar erreichte Michael Rhodan den Planeten Olymp, von dem aus Atlan agierte. Hier waren mittlerweile auch die BASIS, die HALUTA und eine ganze Flotte von Hilfsschiffen eingetroffen. Der Arkonide leitete die Vermessung der Toten Zone und setzte dafür alle verfügbaren Kräfte ein. Etwa vier Wochen nach der Ankunft Michael Rhodans auf Olymp war die Vermessung abgeschlossen, und die Wissenschaftler des Planeten hatten erste Theorien über die Natur der Toten Zone aufgestellt. Dabei herrschte keineswegs Einigkeit. Sicher war lediglich, dass sich die Lichtgeschwindigkeit um einen geringen Wert vermindert hatte und dass sich dies auch auf andere Naturkonstanten auswirken musste. Es war kaum verwunderlich, dass dieses Phänomen die Wissenschaftler aufs äußerste beunruhigte. Derartiges war niemals zuvor in der Geschichte der Galaktischen Völker geschehen. Nachforschungen ergaben sehr schnell, dass selbst bei den ältesten Hochkulturen der Galaxis keine Aufzeichnungen über eine solche Veränderung vorhanden waren.

In Bezug auf die Tote Zone sprachen die Wissenschaftler von einer Art Trägheit des Hyperraums. Sie führte ihrer Ansicht nach zu dem Versagen der Hypergeräte.

»Es ist theoretisch durchaus denkbar, dass wir neue, anders geartete Hypergeräte bauen«, sagte Atlan bei einem Abschiedsgespräch, das er mit Michael Rhodan führte, da dieser Olymp verlassen wollte. »Überlichtantriebe, Transmitter und Funkgeräte müssten entwickelt werden, die unter den neuen Gesichtspunkten funktionieren.«

»Wie ich hörte, reden sich unsere Spezialisten darüber die Köpfe heiß«, bemerkte Michael.

»Allerdings«, bestätigte der Arkonide. »Bisher ist alles nur graue Theorie. Leider ist es nicht so einfach, wie es sich anhört, die vorhandenen Geräte auf die veränderte Naturkonstante umzustellen oder völlig neue Geräte zu entwickeln.«

Atlan reichte Michael die Hand. Sie hatten ein Abfertigungsgebäude des Raumhafens von Olymp durchquert.

»Du siehst, unter den gegebenen Umständen lohnt es sich schon, darüber nachzudenken, ob es nicht einfacher sein könnte, auf den Hyperraum Einfluss zu nehmen und zu versuchen, die ursprüngliche Dynamik wiederherzustellen.«

»Hört sich ungeheuer schwierig an«, sagte Michael.

»Ist es auch. Die Wissenschaftler beschreiten beide Wege. Es wird sich ja zeigen, welcher sich als der bessere und kürzere erweist. Vorläufig jedenfalls haben wir keinen Grund zum Optimismus.«