Perry Rhodan 1629: Die blaue Schlange - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1629: Die blaue Schlange E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Neuer Run auf die Unsterblichkeit - auch die MAGENTA erscheint im Solsystem Am 3. August 1200 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das entspricht dem Jahr 4787 alter Zeit, materialisiert sich die von den Galaktikern lange befürchtete zweite Tote Zone im Raumsektor Arkon und legt, wie schon die erste Parese-Zone von Januar bis Mai das Solsystem und seine weitere Umgebung, diese Region der Milchstraße 5-D-technologisch lahm. Nichts, wofür der Hyperraum als Medium oder Quelle dient, funktioniert mehr. Das arkonidische Imperium ist vom Rest der Milchstraße abgeschnitten, und andere Mächte, in erster Linie die Akonen, versuchen daraus Kapital zu schlagen. Die galaktopolitische Lage ist angespannt wie lange nicht mehr - und das zu einer Zeit, als noch vollkommen unklar ist, wer oder was die Toten Zonen verursacht und was es mit den geheimnisvollen Ennox auf sich hat, die plötzlich wieder da sind und ihre Hilfe anbieten - gegen weitgehende Handlungsfreiheiten und politische Einflussnahme in der Milchstraße. Als gegen Ende Oktober Hunderte von Raumschiffen aller Völker im Solsystem auftauchen, weil die Superintelligenz ES noch zwei Unsterblichkeitschips zu vergeben hat, befindet sich unter ihnen auch die akonische MAGENTA. An Bord ist die geheimnisvolle Chefin der Blauen Legion, DIE BLAUE SCHLANGE ...

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Nr. 1629

Die Blaue Schlange

Neuer Run auf die Unsterblichkeit – auch die MAGENTA erscheint im Solsystem

von H. G. Francis

Am 3. August 1200 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das entspricht dem Jahr 4787 alter Zeit, materialisiert sich die von den Galaktikern lange befürchtete zweite Tote Zone im Raumsektor Arkon und legt, wie schon die erste Parese-Zone von Januar bis Mai das Solsystem und seine weitere Umgebung, diese Region der Milchstraße 5-D-technologisch lahm. Nichts, wofür der Hyperraum als Medium oder Quelle dient, funktioniert mehr.

Das arkonidische Imperium ist vom Rest der Milchstraße abgeschnitten, und andere Mächte, in erster Linie die Akonen, versuchen daraus Kapital zu schlagen. Die galaktopolitische Lage ist angespannt wie lange nicht mehr – und das zu einer Zeit, als noch vollkommen unklar ist, wer oder was die Toten Zonen verursacht und was es mit den geheimnisvollen Ennox auf sich hat, die plötzlich wieder da sind und ihre Hilfe anbieten – gegen weitgehende Handlungsfreiheiten und politische Einflussnahme in der Milchstraße.

Die Hauptpersonen des Romans

Henna Zarphis – Die Kommandantin der MAGENTA erfährt die Wahrheit über sich selbst.

Alnora Deponar – Mitglied des Großen Rates von Akon.

Tadar Deponar – Sein wissenschaftlicher Triumph wird zum Fluch.

Gendal Jumphar – Er ebnet der Blauen Schlange den Weg.

Saudra Panolo – Um einzig zu sein, geht sie über Leichen.

Perry Rhodan

1.

Demun Targ blieb vor der geschlossenen Tür stehen und lauschte. Es war still an Bord des Raumschiffs. Die Kommandantin und ihr Gast hatten sich zur Ruhe begeben, und auch die übrige Mannschaft schlief.

Targ war sicher, dass sie etwas fester ruhten als sonst. Er hatte es geschafft, einen intelligenten Tranquilizer in das Netzwerk der Wasserversorgung zu bringen. Dabei handelte es sich um ein Pharmakon, das in der Lage war, die kontrollierende Syntronik eigenständig zu überlisten. Es stammte aus den geheimen Labors der Kosmischen Hanse.

Der junge Akone ließ einen Teil der aus Formenergie bestehenden Wand verschwinden und betrat den dahinter liegenden Raum, in dem gerade Platz genug für einen Sessel vor einem Monitor war. In den vergangenen Tagen war es ihm gelungen, diesen Raum ausfindig zu machen und sein Geheimnis zu lüften. Er setzte sich vor den Monitor und nahm einige Schaltungen vor. Ein dreidimensionales Bild entstand und gewährte ihm Einblicke in ein Geschehen, das sich vor 48 Jahren ereignet hatte – im Jahr 1152 NGZ. Er sah einen syntronischen Computerfilm, der so detailgetreu war, dass er von einem Realfilm nicht zu unterscheiden war. Er begann im Jahr 1152 NGZ. Targblickte auf sein Chronometer. Heute war der 20.10.1200.

*

Tadar Deponar blickte befremdet auf, als die Tür seines Büros aufflog und sein Assistent Reged Anpar hereinstürzte.

»Kein Wort will ich hören«, rief er ihm entgegen. Dabei ignorierte er, wie erregt sein Mitarbeiter war. Er tat, als bemerke er nicht, dass sich Anpar am Rande einer Panik befand.

»Sie kommen«, rief sein Assistent. Er ging über den Protest Deponars hinweg, der sich nun empört aus seinem Sessel erhob. »Es ist, wie ich befürchtet hatte. Die Kosmische Hanse hat Wind von unseren Arbeiten bekommen. Sie greift ein.«

Tadar Deponar erbleichte. Er vergaß das in seinen Augen ungehörige Benehmen seines Mitarbeiters, denn er wusste, was die Nachricht zu bedeuten hatte. »Wir haben einen Verräter in unseren Reihen«, konstatierte er.

»Sonst hätte die Hanse nie von uns erfahren können. Ich will wissen, wer das ist.«

»Das ist doch nun vollkommen gleichgültig«, fiel ihm Reged Anpar ins Wort. Er war ein hochgewachsener, kräftiger Mann, der sich zumeist gut unter Kontrolle hatte. Nun aber konnte er seine Ungeduld kaum noch verbergen.

»Die Hanse-Spezialisten rücken heran, und sie werden die ganze Anlage schleifen.«

Tadar Deponar blickte ihn entsetzt an. Er war ein wenig weltfremd, und es fiel ihm schwer, sich in der Realität zurechtzufinden. Er hatte sich mit wissenschaftlichen Problemen beschäftigt, war brutal aus seinen Gedanken herausgerissen worden und hatte nun die allergrößte Mühe, rasch umzuschalten.

»Das wagen sie nicht«, behauptete er.

»Das ist jetzt vollkommen gleichgültig«, fiel ihm der Assistent ins Wort, bevor er noch mehr sagen konnte. »Wichtig ist, dass wir die Kinder in Sicherheit bringen.«

Deponar klammerte sich an die Schreibtischkante, und sein Gesicht verfiel. Er sah plötzlich grau und alt aus.

»Du hast recht«, bemerkte er hilflos. »Wir müssen etwas tun. Ihnen darf nichts passieren.«

Reged Anpar ging zu ihm und griff nach seinem Armen. Beschwörend blickte er ihn an.

»Bitte«, drängte er. »Es geht um Sekunden. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich brauche den Schlüssel, oder die Kinder sind verloren.«

Wie in Trance öffnete Tadar Deponar ein Fach seines Arbeitstisches und nahm einen syntronischen Schlüssel heraus. Er reichte ihn seinem Assistenten jedoch nicht, sondern umklammerte ihn mit eiserner Faust.

»Das übernehme ich selbst«, erklärte er. Dann eilte er zusammen mit Reged Anpar aus dem Raum und durch einen langen Gang in einen anderen Sektor der geheimen Forschungsanlage hinüber. Dabei musste er mit seinem speziellen Schlüssel mehrere Türen öffnen, bis sie endlich einen lichtdurchfluteten Raum betreten konnten, in dem sieben Kleinkinder in ihren Betten lagen. Sie waren alle etwa ein halbes Jahr alt. Eine junge Frau wachte über sie. Respektvoll erhob sie sich, als die beiden Männer eintraten.

»Schnell«, befahl Reged Anpar. »Die Kinder müssen sofort in ihren Gleiter gebracht werden. Wir haben nur etwa drei Minuten, dann müssen wir von hier verschwunden sein.«

Die junge Frau war gewohnt, dass man ihr Befehle erteilte, und sie stellte keine Fragen. Geschickt und schnell holte sie die Kinder aus den Betten und legte sie auf eine gepolsterte und mit Seitenwülsten versehene Antigravplattform. Tadar Deponar ließ mit seinem Spezialschlüssel eine Seitenwand des Raumes verschwinden und gab damit den Weg zu einem flachen Gleiter frei, der dahinter parkte. Zusammen mit der Betreuerin schob Reged Anpar die Plattform in den Gleiter, schloss ihn und stieg zusammen mit Tadar Deponar ein.

»Es ist besser, wenn du die Anlage jetzt verlässt«, riet er der jungen Frau. »Hier wird es Ärger geben.«

Dann startete er die Maschine und lenkte sie ins Freie. Über ein Rasenstück hinweg schwebte der Gleiter auf die ungemein dichte Blätterwand eines Waldes zu, durchbrach sie und schob sich in einen Tunnel im Grün. Nun gewann die Maschine schnell an Fahrt. Rasch entfernte sie sich von dem gefährdeten Gebiet, wobei sie ständig im Unterholz des Dschungels blieb. Sie erreichte schon bald einen schräg in die Tiefe führenden Tunnel und entzog sich damit jeder Ortung.

Reged Anpar schaltete einen der Monitore auf dem Armaturenbrett ein. Das Gerät zeigte aus der Perspektive einer hoch angebrachten Kamera eine Fabrikanlage mitten im Dschungel. Es war die Anlage, die sie fluchtartig verlassen hatten. Von allen Seiten schossen gepanzerte Gleiter heran und landeten bei der Fabrik. Hanse-Spezialisten in SERUNS sprangen aus den Maschinen und stürmten die Gebäude.

»Wir haben verbotene Gen-Experimente gemacht«, stellte der Assistent fest. »Und wir haben immer damit gerechnet, dass die Kosmische Hanse es erfährt. Jetzt ist es so weit. Sie werden die Gen-Fabrik zerstören.«

Tadar Deponar antwortete nicht. Er wusste, dass sein Mitarbeiter recht hatte.

Er war ein kleiner, zierlich wirkender Mann mit schmalen Schultern und geradezu kindlich kleinen Händen. Doch er war keineswegs schwach. Oft genug hatte er in den vergangenen Jahren bewiesen, dass in seinem Körper mehr Energie steckte als in denen seiner Mitarbeiter.

»Es sind Ignoranten und Dummköpfe«, bemerkte er kopfschüttelnd. »Ich werde nie verstehen, dass sie solche Experimente verbieten. Wenn man die Forschung fesselt, leitet man zunächst die Stagnation und dann den Rückschritt ein.«

Er drehte sich um und betrachtete die Kinder. Er lächelte. Wenigstens sie hatte er in Sicherheit gebracht.

»Was geschieht mit ihnen?«, fragte Reged Anpar.

»Eines von ihnen werde ich adoptieren«, erwiderte Deponar, nachdem er minutenlang nachgedacht hatte. »Die anderen muss ich weggeben. Für einige von ihnen habe ich bereits Adoptiveltern.«

Tadar Deponar entstammte einer der einflussreichen Familien der Post-Monos-Zeit. Er war eine Art Graue Eminenz und hatte großen Einfluss auf das Volk der Akonen, nicht nur auf dem Kolonialplaneten Tourred, auf dem er die Gen-Fabrik errichtet hatte, sondern auch auf Sphinx, dem Zentralplaneten des Akon-Systems. Reged Anpar glaubte ihm vorbehaltlos, dass er es schaffen würde, sechs Familien zu finden, die seinen hochgestellten Ansprüchen genügten, und alle Kinder gut unterzubringen.

Auf dem Monitor konnten die beiden Wissenschaftler verfolgen, wie die Hanse-Spezialisten das Personal der Gen-Fabrik aus den Gebäuden führten und dann die gesamte Anlage mit Hilfe von großen Desintegratorstrahlern vernichteten.

*

Demun Targ lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er horchte. Es war nach wie vor still an Bord. Das Raumschiff näherte sich dem Solarsystem, angelockt von dem Aufruf, den Ernst Ellert über die öffentlichen Medien erlassen hatte. Darin hatte er die beiden »Spiegelgeborenen« aufgefordert, sich auf Wanderer einzufinden, um die Unsterblichkeit entgegenzunehmen. Targ war sicher, dass er die geheimen Aufzeichnungen ungefährdet weiterverfolgen konnte. Ihm blieben einige Stunden. Danach würde er das Schiff verlassen. Er betätigte einige Tasten. Er enthielt Einblick in das Jahr 1158 NGZ.

*

Tadar Deponar begegnete dem Ehepaar Zarphis in einem Park auf dem Planeten Tolomore. Pedron und Aia Zarphis standen – bewacht von vier Leibwächtern und einem schwebendem Roboter in Größe eines Fußballs – am Rande eines Teichs und sahen ihrer Adoptivtochter zu, die voller Freude einige Wasservögel fütterte.

Deponar begrüßte sie lächelnd und wandte sich dann dem Kind zu. Er hatte es geschafft, alle sieben Mädchen in Sicherheit zu bringen. Sechs waren bei hochgestellten und wohlhabenden Familien auf verschiedenen Kolonialplaneten Akons untergekommen, eines hatte er behalten. Er hatte es auf den Namen Alnora getauft.

»Ich sehe das Glück in euren Augen leuchten«, bemerkte er, nachdem er Pedron und Aia Zarphis begrüßt hatte. »Ihr scheint mit der Entwicklung eurer Tochter zufrieden zu sein.«

»Das sind wir«, bestätigte ihm Pedron, ein diszipliniert wirkender Mann von hoher Intelligenz.

»Wir werden dir ewig dankbar sein für das Geschenk, das du uns mit Henna gemacht hast«, erklärte Aia. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Wir möchten jedoch, dass Henna niemals erfährt, dass wir nicht ihre richtigen Eltern sind.«

»Sie braucht nicht zu wissen, dass ihre Eltern bei einem Unglück ums Leben gekommen sind«, fügte Pedron Zarphis, ein Industrieller, hinzu.

»Ich werde schweigen wie ein Grab«, versprach Tadar Deponar, der Zarphis nicht die Wahrheit über die Herkunft der Adoptivtochter gesagt hatte. »Nichts soll ihr Glück trüben.«

Er war nicht zufällig in den Park gekommen, sondern gezielt zu diesem Treffen erschienen. Ihm ging es darum, »seine Kinder« im Auge zu behalten. Er beobachtete nicht nur Henna, sondern auch die anderen Kinder, die in seiner Gen-Fabrik entstanden waren. Er war darauf bedacht, sie sich möglichst frei entwickeln zu lassen. Seine Geschöpfe waren eineiige Siebenlinge, die alle gleiche Erbanlagen und die gleiche Genstruktur hatten. Alle wuchsen jedoch unter verschiedenen Einflüssen und Umweltbedingungen auf. Er hatte sie auf verschiedene Planeten verteilt, um die Gefahr möglichst gering zu halten, dass sie sich irgendwann begegneten und der Wahrheit auf die Spur kamen.

Ihn als Wissenschaftler interessierte, wie sie sich menschlich, charakterlich und intellektuell entwickelten, ob es Unterschiede gab, welche dies waren, und wie gravierend sie waren. Sein Experiment war nicht damit abgeschlossen, dass die sieben Kinder das Labor verlassen hatten. Für ihn ging es weiter, und es würde erst mit seinem oder mit dem Tod der Kinder enden.

Er unterhielt sich noch einige Minuten lang mit dem Ehepaar, wobei er Henna kaum aus den Augen ließ, dann verabschiedete er sich.

Im Jahr 1163 NGZ beobachteten Tadar Deponar und sein Freund Gendal Jumphar das Mädchen Saudra Panolo, dem sie schon seit Jahren besondere Aufmerksamkeit schenkten. Überraschend war das elfjährige Mädchen mit seinen Eltern nach Tourred gekommen. Der Wissenschaftler erfuhr es erst, als es schon zu spät war, um eine Begegnung mit Alnora zu verhindern.

Zusammen mit Gendal Jumphar besuchte Tadar Deponar eine Sportveranstaltung, an der Alnora teilnahm. Das Mädchen hatte für die Disziplin Bodenturnen gemeldet, bei der sie eine hohe Vollkommenheit erreicht hatte. Bei ihrem Start arbeitete sie spielerisch mit drei Bällen und führte Figuren vor, die Publikum und Kampfgericht begeisterten.

»Ich wette meinen Kopf, dass sie den Wettbewerb gewinnt«, flüsterte Gendal Jumphar. »Keines der anderen Mädchen turnt mit einem so hohen Schwierigkeitsgrad und dazu praktisch fehlerfrei.«

Tatsächlich trat Alnora mit einer Eleganz auf, mit der sie ihre Konkurrentinnen deutlich übertraf. Sekunden nur noch waren zu turnen, als es geschah. Sie zuckte plötzlich zusammen und griff sich mitten in der Übung an den Schenkel. Es war eine flüchtige und nur sehr kurze Bewegung, stellte jedoch eine unübersehbare Unterbrechung dar und führte dazu, dass sie einen der hochgeworfenen Bälle nicht mehr rechtzeitig auffangen konnte.

Damit war der elegante Fluss der Übung unterbrochen.

Sekunden später, als Alnora die Wettkampffläche verließ, flossen die Tränen. Tadar Deponar beobachtete, dass sie sich erneut an den Schenkel griff, und dass sie Blut an den Händen hatte. Während das Kampfgericht seine Wertung bekannt gab, die weit unter der erhofften Zahl lag, schob sich Tadar Deponar nach vorn zu seiner Tochter.

»Was ist los?«, fragte er sie.

Mit tränenfeuchten Augen blickte sie ihn an. Dabei zeigte sie auf ihren Schenkel, in dem eine kleine Wunde zu erkennen war.

»Es tat plötzlich so weh«, antwortete sie.

Tadar Deponar zögerte keine Sekunde. Er ordnete eine Untersuchung durch den Turnierarzt an.

»Ein Fremdkörper«, teilte ihm der Mediziner bald darauf mit. »Jemand muss ihr etwas ins Bein geschossen haben.« Der Wissenschaftler schüttelte zweifelnd den Kopf.

»Ein Irrtum ist ausgeschlossen?«, fragte er.

Wortlos zeigte ihm der Arzt den Edelstein, den er aus dem Bein des Mädchens entfernt hatte. Er war etwa anderthalb Zentimeter lang, war blau und hatte die Form einer gefiederten Schlange.

Schockiert und sehr nachdenklich kehrte Tadar Deponar zu Gendal Jumphar zurück.

»Wer kann denn so was getan haben?«, fragte der Freund. Der etwa 1,95 m große, überaus schlanke Akone machte einen selbstherrlichen Eindruck. Er hatte tief in den Höhlen liegende, schwarze Augen, in denen ein Feuer zu lodern schien. Seine Haut war auffallend dunkel und spannte sich über dem knochigen Gesicht. Sein Haar war tiefschwarz, sehr dicht und fiel ihm wie ein Vorhang rundum vom Kopf bis nahezu zu den Hüften hinab. Es bedeckte den größten Teil seines Gesichts und gab seiner Erscheinung etwas Furchterregendes.

Jumphar war ein geheimnisvoller Mann. Mit niemandem war er so eng befreundet wie mit Tadar Deponar, aber selbst ihm vertraute er nicht alles an. Der Wissenschaftler wusste, dass der Freund einer Geheimdienstorganisation vorstand, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem legendären Energiekommando hatte, war über deren Aktionen jedoch nicht informiert. Er plante insgeheim, Gendal Jumphar für seine Ideen einzuspannen und ihm seine Tochter Alnora anzuvertrauen sobald sie zwanzig Jahre alt geworden war.

Erregt und zutiefst empört blickte er in die Runde. Mehr als tausend Zuschauer saßen in der Halle und verfolgten die Wettkämpfe. Jeder von ihnen kam in Frage.

»Vielleicht ein allzu ehrgeiziger Vater?«, erwiderte er. »Oder eine Wettkampfteilnehmerin? Ich weiß es nicht.«

Der Wissenschaftler dachte vergeblich darüber nach, wer den Anschlag auf Alnora verübt haben konnte. Nach etwa einer Stunde verließ er zusammen mit den anderen Zuschauern die Halle. Als er sich seinem Gleiter näherte, stolperte er beinahe über ein junges schwarzhaariges Mädchen, das die gleiche knabenhafte Figur wie Alnora hatte. Das Mädchen bückte sich nach einer Puppe, die ihren Händen entfallen war. Als sie sich aufrichtete, blickte sie Tadar Deponar an. Sie hatte eine gerade Nase, ein spitzes Kinn, einen kleinen Mund und kleine, braune Augen. Tadar Deponar war so überrascht, dass er kein Wort hervorbrachte.