Perry Rhodan 1638: In Sintas Bann - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1638: In Sintas Bann E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Die Geistermacht rekrutiert ihre Sklaven - zum Sturm aufs Universum Am 3. August 1200 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das entspricht dem Jahr 4787 alter Zeit, materialisiert sich die von den Galaktikern lange befürchtete zweite Tote Zone im Raumsektor Arkon und legt diese Region der Milchstraße 5-D-technologisch lahm. Nichts, wofür der Hyperraum als Medium oder Quelle dient, funktioniert mehr. Das arkonidische Imperium ist vom Rest der Galaxis abgeschnitten, und andere Mächte, in erster Linie die Akonen, versuchen daraus Kapital zu schlagen. Die galaktopolitische Lage ist angespannt, während noch vollkommen unklar ist, wer oder was die Toten Zonen verursacht und was es mit den Ennox auf sich hat. Sie ergreifen unterschiedlich Partei und stiften zusätzliche Verwirrung. Anfang Januar 1201 NGZ gelingt es endlich, die Spur der akonischen MAGENTA aufzunehmen, und Perry Rhodan versetzt der Blauen Legion mit der Aushebung ihres Hauptquartiers einen Schlag, von dem sie sich so schnell nicht wieder erholen wird - auch wenn der Kopf der Organisation, die Blaue Schlange, abermals mit der MAGENTA entkommen konnte. Unterdessen gewinnt eine andere, unheimliche Bedrohung der Galaxis und des gesamten Standarduniversums immer mehr an Gestalt. Zwischen den Pararealitäten verirrt, kämpfen Icho Tolot, Lingam Tennar und der Nakk Paunaro um die Heimkehr. Der ganze Kosmos, in dem sie sich befinden, ist IN SINTAS BANN.

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Nr. 1638

In Sintas Bann

Die Geistesmacht rekrutiert ihre Sklaven – zum Sturm aufs Universum

von H. G. Francis

Am 3. August 1200 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das entspricht dem Jahr 4787 alter Zeit, materialisiert sich die von den Galaktikern lange befürchtete zweite Tote Zone im Raumsektor Arkon und legt diese Region der Milchstraße 5-D-technologisch lahm. Nichts, wofür der Hyperraum als Medium oder Quelle dient, funktioniert mehr. Das arkonidische Imperium ist vom Rest der Galaxis abgeschnitten, und andere Mächte, in erster Linie die Akonen, versuchen daraus Kapital zu schlagen. Die galaktopolitische Lage ist angespannt, während noch vollkommen unklar ist, wer oder was die Toten Zonen verursacht und was es mit den Ennox auf sich hat. Sie ergreifen unterschiedlich Partei und stiften zusätzliche Verwirrung.

Anfang Januar 1201 NGZ gelingt es endlich, die Spur der akonischen MAGENTA aufzunehmen, und Perry Rhodan versetzt der Blauen Legion mit der Aushebung ihres Hauptquartiers einen Schlag, von dem sie sich so schnell nicht wieder erholen wird – auch wenn der Kopf der Organisation, die Blaue Schlange, abermals mit der MAGENTA entkommen konnte.

Die Hauptpersonen des Romans

Icho Tolot und Lingam Tennar – Die beiden Haluter im Kampf gegen die Geistesmacht.

Paunaro – Der Nakk wagt mit seiner TARFALA buchstäblich alles.

Sinta – Die Beherrscherin der Pararealitäten mobilisiert ihre Armeen.

Lounghar – Ein Corrax-Krieger und Sintas Werkzeug.

Tarc Bottam

1.

Die TARFALA flog mit ständig schwankender Geschwindigkeit durch die graugrünen Wirbel eines Dimensionstunnels.

»Was ist los?«, fragte Icho Tolot den Nakk Paunaro. »Hast du keinen Einfluss?«

»Negativ«, antwortete der Schneckenartige.

Icho Tolot wechselte einen kurzen Blick mit Lingam Tennar, der sich mit ihnen in der Hauptleitzentrale des Dreizackschiffs befand. Sie vernahmen ein eigenartiges Ächzen. Es hörte sich an, als verwinde das Raumschiff sich in sich selbst und als würde es dadurch aufs höchste belastet.

Der Nakk vergrößerte die Bildwand. Nun schien es, als könnten sie durch die Schiffswand direkt nach draußen sehen. Das wabernde Graugrün schien eine ins Unendliche führende Spirale zu bilden, und die TARFALA schien davon angezogen zu werden, um immer tiefer in sie hineinzustürzen. Sie wussten nicht, was an ihrem Ende war. Nur eines war ihnen klar: Sie würden wieder einmal auf eine Dimensionsebene einer Pararealität gleiten und mit einer ungewissen Wahrscheinlichkeit auf eine vergangene oder zukünftige Realität.

Eine unbekannte Kraft erfasste die TARFALA und ließ sie erbeben. Nur die syntronisch gesteuerten Andruckabsorber verhinderten, dass der Nakk und die beiden Haluter wie Spielbälle durch die Zentrale geschleudert wurden.

»Negativ«, erklärte der Nakk. »Kein Einfluss.«

»Und was ist mit dem Kurs?«, wollte Lingam Tennar wissen. »Können wir diesen Dimensionstunnel nicht an einer beliebigen Stelle verlassen?«

»Negativ«, antwortete das Schneckenwesen in seiner oft schwer verständlichen und undurchschaubaren Art. Es glitt auf seiner Kriechsohle von den Instrumenten weg, als wolle es bekunden, dass es doch nichts ausrichten könne. »Irritationskräfte wirken auf die TARFALA ein. Einfluss partiell irrational.«

Plötzlich endete der Dimensionstunnel. Das wabernde Graugrün verschwand, und das Raumschiff glitt ruhig in einen kosmischen Bereich mit nur wenigen Sternen.

»Dunkelwolke mit 102 Sternen«, erklärte der Nakk. »Kosmischer Staub leuchtet purpurviolett im Licht der Sterne.«

Icho Tolot wollte ihm sagen, dass er gar nicht so ausführlich zu sein brauchte. Sie konnten selbst sehen, dass der Raum überall im Bereich der Sonnen purpurviolett leuchtete.

»Wir müssen davon ausgehen, dass die Purpurwolke Bestandteil irgendeiner Pararealität ist«, bemerkte Lingam Tennar.

»Und nicht nur das«, fügte Icho Tolot hinzu. »Wir haben uns dem verhängnisvollen Einfluss Sato Ambushs entzogen.«

»Was gleichzeitig der Beweis dafür sein könnte, dass der Pararealist unrettbar verloren ist«, sagte Lingam Tennar. »Er ist das Opfer seines Ki geworden.«

»Möglicherweise«, schränkte Icho Tolot ein. »Solange wir keine Beweise haben, müssen wir diese Überlegung mit einem Fragezeichen versehen.«

»Das weiß ich auch!«, fuhr Lingam Tennar ihn an.

Icho Tolot blickte ihn verwundert an.

»Stimmt etwas nicht mit Ihnen?«, fragte er.

»Schon gut«, wiegelte der Galaktische Rat der Haluter ab. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie auf Korrekturen dieser Art verzichten würden.«

Icho Tolot setzte zu einer heftigen Antwort an, unterdrückte sie jedoch, als der Nakk sagte: »Realzeit annähernd bestimmbar. Der Bordrechner ermittelt Anfang September 1200 NGZ Standardzeit.«

Die beiden Haluter wandten sich ihm zu.

»1200?«, fragte Lingam Tennar.

»Bestätigung«, erwiderte Paunaro. »Realität mit hoher Wahrscheinlichkeit.«

Icho Tolot war nicht davon überzeugt, dass die ermittelte Zeit richtig war. Mit Hilfe seines Planhirns hatte er eine Zeit errechnet, die näher zum Jahresende hin lag. Er hatte den Eindruck, dass auch Lingam Tennar zu einem anderen Ergebnis gekommen war. Doch er sagte nichts, weil er glaubte, dass der leicht erregbare Kosmometer wegen der Pararealität unter starkem psychischen Druck stand und wiederum allzu heftig reagieren könnte. Er nahm sich vor, später Stellung zu nehmen.

Die Ortungsgeräte der TARFALA empfingen ein breites Spektrum hyperfrequenter Signale.

»Natürlichen Ursprungs?«, fragte Lingam Tennar. Für halutische Begriffe war er ein Zwerg. Er war nur 2,30 m groß und 1,80 m in der Schulter breit. Wie jeder andere Haluter hätte er die Möglichkeit der biophysischen Korrektur gehabt, um zu einem Aussehen zu kommen, das von den Halutern als normal angesehen wurde. Doch er hatte darauf verzichtet. Durch ständiges Training hatte er jedoch Kraft und Geschicklichkeit erworben, so dass er es jederzeit mit jedem anderen Haluter aufnehmen konnte. Er war zu einem Kämpfer geworden, der manchen das Fürchten beigebracht hatte.

»Nur partiell«, antwortete Paunaro. »Nicht nur natürlichen Ursprungs.«

Als er nicht fortfuhr, wurde Lingam Tennar unruhig.

»Lass dich nicht alles zweimal fragen«, erregte er sich. »Wir empfangen also auch andere Signale?«

»Positiv«, ertönte es aus der Sicht-Sprech-Maske des Nakken, »ein erheblicher Teil der Signale stammt von Quellen, die über eine hoch entwickelte Hi-Technik verfügen.«

Das war ein beachtenswerter Satz, denn nur selten gab Paunaro einmal so viele Worte auf einmal von sich. Meistens mussten ihm die Haluter in der Tat jedes Wort entlocken, und nur selten entschloss er sich, auch einmal etwas von sich aus zu sagen. Obwohl sie nun schon so lange mit ihm zusammen waren, blieb er undurchschaubar für sie, wobei seine Loyalität von allen Zweifeln auszunehmen war. Er nahm einige Schaltungen vor.

»Einige Funksprüche werden in der Crounagger-Sprache gesendet«, meldete er.

Keiner von ihnen hatte diesen Begriff vorher benutzt, doch die beiden Haluter fanden, dass er treffend war. Sie waren dem »letzten Feldherrn« aus dem Volk der Corrax begegnet und hatten sich mit ihm verständigt, bevor er sich selbst in die Luft gesprengt und dabei getötet hatte. Daher verfügten ihre Sprachsyntrons über ausreichende Informationen für eine Verständigung.

»Somit haben wir wenigstens einen Anhaltspunkt dafür, dass wir uns in einer Pararealität befinden, die einen Bezug zum Volk der Corrax hat«, bemerkte Lingam Tennar. Er warf Icho Tolot einen flüchtigen Blick zu, als erwarte er Widerspruch und sei fest entschlossen, diesen zurückzuweisen.

Icho Tolot war irritiert. Er hatte Lingam Tennar noch nie so aggressiv erlebt. Der offizielle Held von Halut war leicht erregbar, doch hatte er eine Grenze der Aggressivität bisher nie überschritten. Sie hatten viele Auseinandersetzungen vor allem wissenschaftlicher Art gehabt, dabei die Meinung des anderen jedoch stets respektiert, auch wenn sie den eigenen Vorstellungen widersprach.

Vielleicht liegt es an dieser Dimension der Pararealität, dachte Icho Tolot.

Der Kosmometer war in besonderer Weise von dieser Welt der Wahrscheinlichkeiten fasziniert, bot sie ihm doch Forschungsmöglichkeiten wie kaum eine andere.

»Kannst du einige Funksprüche herausfiltern?«, fragte Lingam Tennar. »Ich möchte wissen, um was es geht.«

»Positiv!«

»Yuba wird uns helfen, alles zu verstehen«, behauptete der Galaktische Rat.

Icho Tolot ließ sich in einen der Sessel sinken.

»Jetzt werden Sie uns einen Vortrag über die Göttin halten, die über die Kleinen wacht«, seufzte er.

Lingam Tennar fuhr herum. Mit funkelnden Augen blickte er den großen Haluter an.

»Ganz recht«, keifte er mit schriller Stimme. »Yuba ist die Göttin der Kleinen. Für einen hässlichen Klotz wie Sie es sind, macht sie keinen Finger krumm.«

Icho Tolot erstarrte für Bruchteile von Sekunden, doch dann fing er sich wieder. Er lachte brüllend und entblößte dabei die Doppelreihen seine kegelförmigen Zähne.

»Yuba soll von mir aus die Göttin der Wichte bleiben«, erwiderte er.

»Ungehobeltes Ekelpaket«, schrie der Kosmometer.

Icho Tolot hob abwehrend seine vier Arme.

»Können wir jetzt hören, was die Funksprüche enthalten?«, fragte er mit tiefer, betont ruhiger Stimme. »Das interessiert mich erheblich mehr als Ihre unpassenden Feststellungen.«

Lingam Tennars Lippen zuckten. Er ballte seine Hände zu Fäusten, drehte Icho Tolot dann jedoch den Rücken zu und wandte sich an den Nakk.

»Manchmal hat selbst er recht«, murmelte er.

Paunaro hatte schweigend abgewartet. Jetzt schaltete er den Syntron mit seinen 5-D-Sinnen, und mehrere Stimmen hallten aus den Lautsprechern der Zentrale. Es waren die Stimmen der Corrax, deren Klangbild allerdings verändert worden war, damit sie leichter zu verstehen waren.

»... die letzte Schlacht von Courill ist nicht vergessen«, erklärte einer der Sprecher, von dem sie vermuteten, dass es ein Corrax war.

»Nicht nach so kurzer Zeit«, rief ein anderer.

»Solange wir unsere geistige Freiheit bewahren, wird sie in unserer Erinnerung bleiben«, fügte ein dritter Corrax hinzu.

»Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass es eine endgültige Niederlage war.« Icho Tolot glaubte, die erste Stimme erkennen zu können.

»Irgendwann in ferner Zukunft werden wir uns wieder erheben ...«

Die Stimmen klangen aus. Starke Überlagerungen machten sie zunehmend unverständlich.

»Hast du noch mehr?«, fragte der Galaktische Rat.

Paunaro antwortete auf seine Weise.

»Alle Krieger der Corrax finden sich auf dem Sammelplatz ein«, hallte eine monoton klingende Stimme aus den Lautsprechern. Icho Tolot hatte das Gefühl, dass sie nicht von einem lebenden Wesen stammte, sondern künstlichen Ursprungs war, obwohl man versucht hatte, ihr eine bestimmte Charakteristik zu geben. Vielleicht hatte man es getan, damit sie eine gezielte Wirkung auf die Corrax ausübte. »Bereitet euch auf eure Rekrutierung vor.«

Diese Aufforderung wurde in kurzen Abständen wiederholt.

»Und sonst?«, fragte Lingam Tennar.

»So gut wie nichts«, erwiderte Paunaro. Mit Hilfe des Syntrons filterte er eine Reihe von Stimmen aus, fing jedoch nur Satzfetzen auf, mit deren Inhalt sie nichts anfangen konnten.

Irgendwann kamen die ersten Stimmen noch einmal auf die letzte Schlacht von Courill zurück, doch etwas Neues erfuhren der Nakk und die beiden Haluter nicht. Es ging abermals um die Niederlage, die die Corrax bezogen hatten.

»Wozu die Aufrufe, sich am Sammelplatz einzufinden?«, fragte der Galaktische Rat. »Sie haben nur formellen Charakter.«

»Richtig«, bestätigte Icho Tolot. »Die eigentliche Rekrutierung der Kriegersklaven findet durch geistige Unterdrückung statt. Eine mächtige Entität übt sie in großem Maßstab aus.«

»Diese Entität ist Sinta«, erklärte der Nakk.

»Davon bin ich auch überzeugt«, stimmte der kleine Haluter zu. »Sinta ist die beherrschende Macht.«

Am eigenen Leibe hatte Paunaro erlebt, wie die geheimnisvolle Geistesmacht ihre Fühler ausgestreckt und ihn in ihren Bann geschlagen hatte. Damals hatte sie von ihren Maanva genannten Hilfstruppen Bastionen in einer Raumzeitfalte errichtet und von dort an zum Sturm aufs Standarduniversum angesetzt. Die Strangeness war seinerzeit das einzige Hindernis gewesen, das sich den Machtbestrebungen Sintas entgegengestellt hatte.

»Die Strangeness muss auch in dieser Pararealität ein noch nicht zu überwindendes Hindernis für die Geistesmacht sein«, bemerkte er zum Abschluss seiner Gedanken. Die beiden Haluter wussten nicht, was ihm vorher durch den Kopf gegangen war, aber sie erfassten dennoch, was er meinte.

»Es gibt einen Unterschied zu damals«, stellte Icho Tolot leidenschaftslos fest.

»Richtig«, bemerkte Lingam Tennar, bevor er aussprechen konnte, was er meinte. Er schien es ihm nicht überlassen zu wollen, auf eine wichtige Tatsache hinzuweisen. »Der Sturm von Sintas Hilfstruppe, der Maanva, aufs Standarduniversum war ein reales Geschehen, die Rekrutierung der Corrax ist jedoch lediglich das Produkt einer Pararealität!«

»Exakt«, betonte Paunaro.

»Mit anderen Worten«, fuhr der zwergenhafte Haluter fort, »diese Entwicklung könnte Wirklichkeit werden, wenn gewisse Voraussetzungen eintreffen und wir Sinta nach Belieben schalten lassen. Es gibt aber Möglichkeiten, eine solche Entwicklung zu verhindern.«

Dem widersprach niemand.

»Yuba, die Göttin der Schwachen und der Zwerge, könnte aktiv werden«, bemerkte Icho Tolot. Er ließ sich im Sessel weit nach hinten sinken und lachte brüllend auf.

Lingam Tennar drehte sich langsam zu ihm um, so, als könne er nicht fassen, was er gehört hatte.

»Yuba ist nicht die Göttin der Zwerge«, erklärte er leise und drohend.

»Nein, mehr die Göttin der Giftzwerge«, spottete Icho Tolot.

Der Kosmometer stürzte sich auf ihn und machte Anstalten, ihn an den Armen zu packen. Im letzten Moment beherrschte er sich jedoch und begnügte sich damit, ihn mit funkelnden Augen anzustarren.

»Dafür werde ich Sie bestrafen«, kündigte er an.

»Halt!«, forderte Paunaro. »Die Situation könnte durch Sinta beeinflusst sein.«

»Was hast du gesagt?«, fragte Lingam Tennar. Er wandte sich dem Nakk zu, und dann beruhigte er sich plötzlich. Er hatte verstanden.

Icho Tolot erhob sich betont langsam.

»Er hat recht«, sagte er. »Ihr ungehöriges Benehmen könnte auf eine Provokation der Geistesmacht zurückzuführen sein. Ich verzeihe Ihnen.«

»Wie großmütig!« Der Galaktische Rat schien zu wachsen, so, als ob er sich auf die Zehenspitzen gestellt hätte. »Erst beleidigen Sie mich und meine Göttin, und dann verzeihen Sie mir?«

»Ich bin eben nicht nachtragend.«

Der Koloss durchquerte die Zentrale und wischte den sichtlich überraschten Lingam Tennar mit einer Handbewegung zur Seite. Der Kosmometer landete in einem der Sessel, schnellte sich jedoch sofort wieder hoch. Bevor er sich jedoch auf Icho Tolot stürzen konnte, hatte dieser laut lachend die Zentrale verlassen.

»Beruhige dich«, ermahnte Paunaro den zwergenhaften Haluter. »Es ist Sinta, die auf diese Weise für Unruhe und Uneinigkeit sorgen will.«

Doch so schnell konnte Lingam Tennar sich nicht beruhigen. Er blieb im Sessel sitzen, verkrampfte die vier Hände ineinander, schloss die Augen und verharrte minutenlang in dieser Stellung.

Er horchte in sich hinein.

Hatte Paunaro recht? Versuchte die geheimnisvolle Geistesmacht, sie zu einem Streit zu veranlassen, damit sie sich gegenseitig schwächten?

Er konnte keinerlei geistige Beeinflussung feststellen, spürte jedoch, dass da irgendetwas war. Es lauerte im Hintergrund, verborgen in der purpurvioletten Materiewolke der 102 Sonnen.

Lingam Tennar fühlte, wie die Wut in ihm aufstieg. Doch dieses Mal richtete sich sein Zorn nicht gegen Icho Tolot, mit dem er sich noch nie zuvor gestritten hatte. Eine tiefe Abneigung gegen Sinta baute sich in ihm auf, und ohne Beweise dafür zu haben, machte er sie für das Verhalten Icho Tolots und für sein eigenes Verhalten verantwortlich.

»Es kann keine andere Erklärung geben«, sagte er leise. »Es sei denn, dass dieser ungehobelte Klotz den Verstand verloren hat. So etwas ist in einer Welt der vielfältigen Wahrscheinlichkeiten keineswegs ausgeschlossen. Wir sollten ihn untersuchen lassen.«

Paunaro reagierte nicht auf diesen Vorschlag. Er lenkte die TARFALA tiefer in die Purpurwolke hinein. Als Ziel hatte er sich das Sonnensystem ausgesucht, das ihnen am nächsten war und das am Rande der Wolke lag. Es war nur etwa zwei Lichtjahre von ihnen entfernt.

Lingam Tennar beobachtete ihn. Er war sicher, dass der Nakk alles tat, um den Sirenengesängen Sintas aus dem Weg zu gehen, sich nicht wieder in ihre Gewalt bringen zu lassen und auch Icho Tolot und ihn davor zu schützen, sofern ihm das möglich war. Sie alle drei waren anfällig für die Geistesimpulse der fremden Macht und daher im höchsten Maße gefährdet.

Auch Tolot machte sich entsprechende Sorgen. Er horchte in sich hinein und suchte nach Anzeichen einer Beeinflussung, ohne irgendwelche Spuren zu finden. Zugleich steigerte sich seine Aggressivität.

In einem Gang eilte er zu seinen Räumen, um sich für eine Weile von den anderen zurückzuziehen. Allzu deutlich spürte er, dass er sich einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit Lingam Tennar näherte, und ihm schien, dass sie unvermeidlich war.

Er wollte sie so lange wie möglich hinausschieben.