Perry Rhodan 1644: Sturm auf Wanderer - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1644: Sturm auf Wanderer E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Sie halten sich für Spiegelgeborene - auf der Welt des Unsterblichen Im Sommer 1201 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das entspricht dem Jahr 4788 alter Zeit, ist die Situation in der Milchstraße nahezu unverändert. Seit fast einem Jahr besteht die zweite Tote Zone im Raumsektor Arkon, womit diese Region der Milchstraße 5-D-technologisch lahm gelegt ist. Nichts, wofür der Hyperraum als Medium oder Quelle dient, funktioniert mehr. Das arkonidische Imperium ist nach wie vor vom Rest der Galaxis abgeschnitten, Handel und Wirtschaft liegen brach. Immerhin ist die Gefahr, die von den Akonen ausging, gebannt: Die Humanoiden aus dem Sphinx-System haben ihre expansionistischen Bestrebungen beendet, das Netz der Blauen Legion ist weitgehend zerstört - auch wenn der Kopf der Organisation, die Blaue Schlange, mit der MAGENTA entkommen konnte. Während Perry Rhodan mit der ODIN und dem Medoschiff PARACELSUS auf dem Weg zur Galaxis NGC 7793 unterwegs ist, um in deren Nähe, rund 10,5 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, dem Geheimnis der Ennox auf die Spur zu kommen, zieht sich das Netz um die Blaue Schlange immer enger. Die Akonin, vom Gedanken an die Unsterblichkeit besessen, hat jetzt nur noch ein Ziel: einen jener Unsterblichkeits-Chips zu erringen, die von der Superintelligenz ES ausgelobt wurden. Sie hält sich für eine Spiegelgeborene und bläst zum STURM AUF WANDERER.

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Nr. 1644

Sturm auf Wanderer

Sie halten sich für Spiegelgeborene – auf der Welt des Unsterblichen

von H. G. Francis

Im Sommer 1201 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das entspricht dem Jahr 4788 alter Zeit, ist die Situation in der Milchstraße nahezu unverändert. Seit fast einem Jahr besteht die zweite Tote Zone im Raumsektor Arkon, womit diese Region der Milchstraße 5-D-technologisch lahm gelegt ist. Nichts, wofür der Hyperraum als Medium oder Quelle dient, funktioniert mehr.

Das arkonidische Imperium ist nach wie vor vom Rest der Galaxis abgeschnitten, Handel und Wirtschaft liegen brach. Immerhin ist die Gefahr, die von den Akonen ausging, gebannt: Die Humanoiden aus dem Sphinx-System haben ihre expansionistischen Bestrebungen beendet, das Netz der Blauen Legion ist weitgehend zerstört – auch wenn der Kopf der Organisation, die Blaue Schlange, mit der MAGENTA entkommen konnte.

Während Perry Rhodan mit der ODIN und dem Medoschiff PARACELSUS auf dem Weg zur Galaxis NGC 7793 unterwegs ist, um in deren Nähe, rund 10,5 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, dem Geheimnis der Ennox auf die Spur zu kommen, zieht sich das Netz um die Blaue Schlange immer enger.

Die Hauptpersonen des Romans

Alnora Deponar – Die Blaue Schlange der Akonen greift nach der Unsterblichkeit.

Henna Zarphis – Gegen ihren Willen unterstützt die Akonin ihre Schwester.

Gendal Jumphar – Der düstere Kommandant plant Böses.

Ronald Tekener und Michael Rhodan – Die Unsterblichen sichern den Raum um Wanderer.

Clare, Alpar und Hark

1.

Henna Zarphis blickte den Mann hasserfüllt an, der in ihre Kabine gekommen war. Niemandem sonst gegenüber empfand sie eine derartige Abneigung. Niemand sonst fürchtete sie so wie ihn.

»Ich sage kein Wort!«, stellte sie sofort klar.

Gendal Jumphar verzog keine Miene, soweit sie sein Gesicht erkennen konnte. Der selbstherrliche Akone war groß, spindeldürr und hatte tief in den Höhlen liegende, schwarze Augen in einem Schädel, der eher einem Toten als einem Lebenden zu gehören schien. Das dichte, schwarze Haar fiel wie ein Vorhang rund um den Kopf bis auf die Hüften herab. Es bedeckte auch das Gesicht, wodurch seine Erscheinung noch Furcht erregender wurde. Henna sah seine brennenden Augen immer nur, wenn er den Kopf bewegte und wenn dabei die Haarsträhnen mal zur einen oder zur anderen Seite glitten.

»Oh, doch«, erwiderte er. »Du wirst alles sagen. Du wirst sogar darum betteln, mir alles sagen zu dürfen, was dir auf der Seele brennt, Verräterin!«

Henna Zarphis wich bis an die Tür zum Nebenraum zurück. Nach den Vorfällen im Taarnor-System war ihr eine andere Unterkunft zugewiesen worden. Vorher hatte sie in einer komfortabel eingerichteten Einheit gewohnt, in der sie vier große Räume zur Verfügung gehabt hatte. Diese hatte sie jederzeit verlassen und jeden Teil der MAGENTA aufsuchen können.

Damit war es vorbei.

Sie hatte nur noch zwei kleine Kabinen, dazu die sich anschließenden Serviceräume. Die Einheit stellte einen Hochsicherheitstrakt innerhalb der MAGENTA dar, und sie durfte sie nicht mehr verlassen.

Henna Zarphis war eine Gefangene an Bord der MAGENTA.

Sechs Monate waren vergangen, seit ihre Schwester Alnora Deponar sie eingesperrt hatte. Während dieser Zeit hatte sie mehrfach versucht, sich zu befreien, doch es war ihr noch nicht einmal gelungen, ihre Kabinen zu verlassen. Eine Flucht von der MAGENTA schien vollkommen unmöglich zu sein. Doch den Gedanken daran hatte sie nie aufgegeben, und wenn sie irgendwann einmal daran zu zweifeln begann, dass sie ihr gelingen könnte, dann brauchte sie nur an Gendal Jumphar zu denken, um neu motiviert zu werden.

Der Kommandant der MAGENTA war für sie ein fleischgewordener Dämon. Offiziell galt jetzt Alnora Deponar als Kommandantin des Raumschiffes, und vielleicht zog sie irgendwo auch die Fäden, doch der wahre Machthaber über die MAGENTA war Gendal Jumphar. Sie war die Blaue Schlange, und als solche operierte sie nach wie vor in der Galaxis, wenngleich mit stark eingeschränkten Möglichkeiten.

Seit der Zerschlagung des Hauptquartiers der Blauen Legion im Taarnor-System durch Yart Fulgen und der von Perry Rhodan organisierten Kampfflotte im Januar 1201 NGZ befand sich die Blaue Schlange auf der Flucht. Obwohl die Blaue Legion eigentlich gar nicht mehr existierte, gab es verschiedene geheime Stützpunkte, die noch nicht ausgehoben worden waren. Zurzeit war die MAGENTA, wie Henna Zarphis wusste, auf dem Flug zu einem dieser Stützpunkte, weil Alnora Deponar hoffte, dort Unterschlupf zu finden und sich für einige Zeit verstecken zu können.

»Wir könnten darüber streiten, wer wen verraten hat«, erwiderte Henna Zarphis. »Ich stelle nur fest, dass die Blaue Schlange ausgespielt hat, und das müsstest allmählich auch du begreifen.«

»Sei still!«, fuhr er sie an.

»Warum?« Sie rang sich ein Lachen ab. »Die Blaue Schlange gilt ganz offiziell als ›Galaktischer Feind Nr. 1‹. Welche Ehre für Alnora und dich!«

»Dein Hohn trifft mich nicht«, behauptete der düstere Akone. »Schrei nur! Es wird dir nichts helfen. Ich werde alle Informationen aus dir herausholen – und wenn ich dich wochenlang foltern muss, bis du nur noch ein geistig, seelisch und körperlich zermürbtes Wrack bist.«

»Diese Zeit bleibt dir nicht mehr! Deine Tage sind gezählt, Gendal Jumphar!«

»Wir haben genügend Zeit.« Jetzt lachte er. Es war ein eigenartiges, trockenes Lachen, das tief aus seiner Brust kam und die Haare vor seinem Gesicht erzittern ließ. Er öffnete den Mund dabei, aber er schien keine Zähne zu haben. Henna sah nur ein schwarzes Loch zwischen seinen Lippen.

Sie fühlte, wie es ihr kalt über den Rücken lief. Dieser Mann war ein Ungeheuer. Das wusste sie sehr wohl, und sie war sich klar darüber, dass ihm genügend Zeit verblieb, sie zu foltern. Ihre Worte waren lediglich Ausdruck ihrer Verzweiflung. Sie war Gendal Jumphar ausgeliefert, und sie hatte buchstäblich nichts, womit sie sich wehren konnte.

»Mag sein, dass wir zurzeit gewisse Schwierigkeiten haben«, räumte der Düstere ein, »aber wir können nach wie vor sicher sein, von unserem Volk unterstützt zu werden.«

»Aus Angst vor Repressalien!«

»Ich spreche nicht von der Qualität der Unterstützung und auch nicht von dem Motiv unseres Volkes, sondern lediglich von einer Tatsache, die sich nicht leugnen lässt.«

Sie war in der Tat nicht zu leugnen. In den vergangenen sechs Monaten hatte die MAGENTA einige Stützpunkte aufgesucht, und Gendal Jumphar war großzügig genug gewesen, Henna Zarphis weiter mit Informationen zu versorgen. Mit Hilfe ihres Syntrons hatte sie sich in die verschiedenen Systeme einschalten können, um sich darüber zu unterrichten, wo sie waren und was auf dem jeweiligen Stützpunkt geschah. Ein Sicherheitsprogramm des Zentralsyntrons hatte aber dafür gesorgt, dass ihr der Zugang zu geheimen Informationen verschlossen blieb. So hatte sie immer wieder mal einen schwarzen Bildschirm vor sich gehabt. Doch das hatte sie nicht weiter gestört. Wichtig war ihr lediglich gewesen, dass sie überhaupt eine Verbindung nach außen erhielt.

»Auch damit wird es bald vorbei sein«, sagte sie voraus.

Sie drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand neben der Tür. Die Isolationshaft zeigte Wirkung. Viel zu lange war sie nun schon allein an Bord der MAGENTA. Dass sie hin und wieder von Gendal Jumphar oder von ihrer Schwester Alnora Deponar aufgesucht wurde, änderte nichts an ihrer Einsamkeit. Sie wurde unsicher.

Henna Zarphis war Galakto-Soziologin und stammte von der akonischen Kolonialwelt Tourred. Sie war 1,80 Meter groß und sehr schlank, wirkte aber dennoch überaus weiblich. Sie hatte den samtbraunen Teint der Akonen, schwarzes Haar und ausdrucksvolle dunkle Augen mit langen, samtenen Wimpern. Der ein wenig zu breit geratene Mund mit den geschwungenen, sinnlichen Lippen hatte während der Zeit ihrer Gefangenschaft das Lächeln verlernt.

Immer wieder musste sie an die Bilder denken, die sie in den verschiedenen Stützpunkten gesehen hatte. Alnora Deponar hatte dort Unterstützung erfahren, das war wohl richtig, doch immer wieder hatte sie es auch mit Widerstand zu tun gehabt. Auf ihrem Monitor hatte Henna Zarphis verfolgen können, wie Gendal Jumphar mit jenen umging, die es wagten, ihnen die Unterstützung zu verweigern. Es waren eben diese Eindrücke, die ihre psychische Stabilität mehr und mehr ins Wanken gebracht hatte.

Sie wusste, was Gendal Jumphar meinte, wenn er ihr mit Folter drohte!

»Je früher ihr begreift, dass die Blaue Schlange am Ende ist, desto besser für euch«, fügte sie in der Hoffnung hinzu, Alnora Deponar und Gendal Jumphar könnten schließlich einsehen, dass es keinen Sinn hatte, den Kampf gegen das Galaktikum fortzusetzen. »Ich an eurer Stelle würde die Milchstraße verlassen. Hier findet ihr nirgendwo Sicherheit. Warum rüstet ihr die MAGENTA nicht für einen längeren Flug aus und fliegt irgendwohin, wo ihr vor Verfolgung sicher seid?«

Wieder lachte Gendal Jumphar in unheimlicher Weise. Dabei näherte er sich ihr um einige Schritte. Sie war versucht, durch die Tür in den Nebenraum zu flüchten, aber er blieb stehen, als er noch etwa zwei Meter von ihr entfernt war.

»Die Blaue Schlange ist lange nicht am Ende«, sagte er. »Sie legte eine Atempause ein, aber sie hat noch einige Trümpfe im Ärmel, wie man so schön sagt.«

»Dann spielt sie halt aus.«

»Ein guter Spieler setzt Akzente! Er legt seine Trümpfe genau dann auf den Tisch, wenn er sicher sein kann, dass sie größte Wirkung erzielen.«

»Jetzt verstehe ich.« Sie lachte, doch war es ein recht verkrampftes Lachen, mit dem sie ihn nicht täuschen konnte. »Du hältst dich für einen Spieler.«

Jetzt trat er so nahe an sie heran, dass er ihr die Arme auf die Schultern legen konnte. Zu spät versuchte sie auszuweichen. Näher kam der skelettiert erscheinende Schädel, und sie meinte, seine brennenden Blicke bis in die Tiefen ihres Körpers spüren zu können.

»Mir bleibt nichts verborgen, Henna«, sagte er leise, fast flüsternd. »Erinnerst du dich an das Taarnor-System? Weißt du noch, wie das war mit Accoma?«

Sie ertrug seine Nähe nicht länger. Sie ließ sich in die Hocke sinken, rückte dann schnell zur Seite und entwich ihm so.

Er lachte.

»Ich werde deinen schönen Körper zerstören müssen«, kündigte er an. »Wenn es vorbei ist, wird sich kein einziger Mann mehr an dir erfreuen mögen. Wenn dir andere danach noch Gefühle entgegenbringen, dann wird es nur Mitleid sein!«

Er drehte sich um und ging zur Tür hinaus, ohne das geringste Geräusch zu verursachen.

Seine Schuhe hatten weiche Sohlen, die lautlos über den Boden glitten, und die edlen Stoffe, aus denen seine Bluse und die weite Hose bestanden, schienen seinen dürren Körper schwebend zu umgeben, als bestünden sie aus reiner Energie.

Henna Zarphis ließ sich erschöpft in einen Sessel sinken, als sie wieder allein war.

Wie sie Gendal Jumphar hasste! Und wie sie diesen Mann verachtete, dessen dämonische Ausstrahlung jedes einzelne der fünfzig Besatzungsmitglieder zum Befehlsempfänger ohne eigenes Profil degradierte.

*

Gendal Jumphar blieb kurz vor der Tür der Kabineneinheit stehen. Er war mit sich und seinem Auftritt bei Henna Zarphis zufrieden. Er wusste, dass er sie beeindruckt hatte und dass er ihren Widerstand brechen konnte.

Ein hochrangiger Kämpfer der Blauen Schlange kam wenige Schritte von ihm entfernt aus einem Antigravschacht.

»Es ist so weit«, sagte er. »Wir landen.«

Der Kommandant nickte ihm zu, stieg in den Antigravschacht und schwebte drei Decks nach unten. Danach betrat er die Hauptleitzentrale der MAGENTA, in der sich nur Alnora Deponar, der Ortungsspezialist Hakat Akkart und der Offensivwaffenlenker Yrgaf Yaark aufhielten. Der Defensivwaffenstand war nicht besetzt. Er wurde von der zentralen Syntronik überwacht. An ihm wurden die Techniker erst tätig, wenn das Raumschiff in Kampfhandlungen verwickelt wurde.

Auf dem großen Monitor konnte Gendal Jumphar den Planeten Veryn sehen, eine grüne Sauerstoffwelt, die von nur wenigen Kolonisten bewohnt wurde. Auf Veryn hatte die Blaue Schlange einen so genannten Schlafenden Stützpunkt eingerichtet, der noch nie in Anspruch genommen worden war.

»Von Veryn können die Galaktiker nichts wissen«, hoffte Gendal Jumphar, als er sich neben Alnora Deponar in einen Sessel setzte. »Hier werden wir einige Zeit Ruhe haben. Wir müssen die MAGENTA überholen. Zahlreiche Systeme müssen ausgetauscht werden. Außerdem müssen wir unsere Vorräte ergänzen.«

»Ich weiß«, erwiderte sie. »Was das betrifft, sind wir ziemlich am Ende. Wir brauchen dringend eine Ruhepause von einigen Wochen, in denen wir ungestört arbeiten können.«

»Wenn wir die nicht bekommen ...«

»Daran denken wir gar nicht erst«, unterbrach sie ihn.

»Richtig«, stimmte er zu. »Das ist besser so!«

Er war keineswegs beleidigt, weil sie ihm über dem Mund gefahren war. Sie hatte recht. Es führte zu nichts, wenn sie sich mit Eventualitäten beschäftigten.

Er blickte auf die Monitore. Sie zeigten grünes Licht. Das bedeutete, dass man von ihrer Ankunft auf dem Stützpunkt wusste und dass man sich dort auf sie vorbereitete.

»Was ist mit meiner Schwester?«, fragte Alnora Deponar.

»Kein Problem.«

»Sie ist nicht auf unserer Seite.«

»Eine Frage der Zeit.«

»Wirklich?« Sie blickte ihn zweifelnd an. Sie hatte schon einige Male versucht, ihre Schwester für die Blaue Schlange zu gewinnen, bisher jedoch jedes Mal eine Abfuhr erhalten.

»Und eine Frage der Behandlung.« Er lächelte zynisch. »Ich habe noch nie jemanden kennen gelernt, der sich mir auf Dauer widersetzen konnte. Irgendwann ist jeder zerbrochen.«

»Als Gebrochene nützt sie uns nicht viel.«

»Ich werde sie nicht vernichten, sondern ihr nur das nehmen, was uns schaden könnte.«

Alnora Deponar lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Für einige Sekunden schloss sie die Augen.

»Unterschätze sie nicht«, warnte sie.

»Ich habe noch nie jemanden unterschätzt!«

Wie wahr!, dachte sie.

In Gendal Jumphar hatte sie einen unvergleichlichen Kämpfer gefunden. Ohne ihn wäre vieles von dem nicht möglich gewesen, was sie erreicht hatte. Und sie war entschlossen, ihren Weg auch weiterhin mit Gendal Jumphar zu gehen.

Sie hatte nicht aufgegeben! Sie fühlte sich nach wie vor als die Blaue Schlange, und sie träumte davon, das Volk der Akonen zur führenden Nation in der Milchstraße zu machen und ihm damit die Basis für einen beispiellosen Aufstieg auch in anderen Galaxien zu geben.

Kein anderes Volk des Universums sollte jemals so strahlend gewesen sein wie das der Akonen!

Dass sie zwischenzeitlich einige Niederlagen hatte einstecken müssen, störte Alnora Deponar zwar erheblich, irritierte sie hinsichtlich ihrer Langzeitpläne überhaupt nicht. Sie war sich von Anfang an klar darüber gewesen, dass sie bei ihrem Weg in die große Zukunft der Akonen immer wieder mal das eine oder andere Gefecht verlieren würde. Am Ende aber würde ein Sieg stehen.

Ihre Gedanken gingen zu den Anfängen zurück.

Nach Monos' Tod hatte der akonische Genetiker Tadar Deponar auf der akonischen Kolonialwelt Tourred eine Reihe von Gen-Spezialisten um sich geschart, für verbotene Experimente in einer geheimen Gen-Fabrik. Aus diesen Experimenten waren sieben weibliche Klone hervorgegangen, die alle ein und demselben Genmaterial entstammten. Tadar Deponar hatte sie in Sicherheit bringen und vor dem Zugriff der Kosmischen Hanse bewahren können.

Sie – Alnora Deponar – war im Hause des Wissenschaftlers aufgewachsen, während ihre Klonschwestern zu anderen Familien gebracht worden waren. Eine von ihnen – Saudra – hatte es nicht ertragen, nur eine von sieben zu sein. Sie hatte zu töten begonnen und vier ihrer Schwestern umgebracht.

Alnora Deponar hatte das Bild noch vor Augen, als es zum Kampf mit Saudra gekommen war. Sie hatte Saudra getötet, war jedoch selbst schwer dabei verletzt und im Gesicht vollkommen entstellt worden. Eine kosmetische Operation hatte ihr ein völlig neues Gesicht beschert. Danach hatte ihr Aufstieg als Blaue Schlange begonnen.

Schon damals hatte sie versucht, ihre Klonschwester Henna Zarphis für sich zu gewinnen. Henna war völlig ahnungslos gewesen. Erst von ihr hatte sie erfahren, dass sie aus einem Gen-Experiment hervorgegangen war. Es war ein schwerer Schock für sie gewesen, und sie hatte sich lange gegen die Wahrheit gewehrt, zumal äußerlich keine Ähnlichkeit zwischen ihnen bestanden hatte. Doch dann hatte Henna akzeptiert, dass Alnora nach der Operation anders aussah als sie. Ein pfenniggroßes, sternförmiges Muttermal am Halsansatz, das sie beide hatten, war schließlich zum Beweis ihrer Gen-Verwandtschaft geworden.