Perry Rhodan 1659: Falsches Spiel auf Makkom - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1659: Falsches Spiel auf Makkom E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Die Galactic Guardians werden aktiv - und die Aktivator-Jagd beginnt Zu Beginn des Jahres 1206 NGZ, was dem Jahr 4793 alter Zeitrechnung entspricht, hat die BASIS den Rand der Großen Leere erreicht, rund 225 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, in Richtung des Galaxienhaufens Coma Berenices gelegen. Die Reise, die dreieinhalb Jahre dauerte, gilt als bedeutendste gemeinsame Expedition in der bekannten Geschichte der Galaxis Milchstraße; von ihr erhoffen sich die Galaktiker wichtige Erkenntnisse über wesentliche Fragen des Universums. An der Großen Leere, jenem über 100 Millionen Lichtjahre durchmessenden Leerraum zwischen den Galaxienhaufen, der gigantischen Großen Mauer vorgelagert, wartet das angeblich "Größte Kosmische Rätsel" auf die Galaktiker, wobei natürlich keiner ahnen kann, was sich wirklich hinter dieser Bezeichnung verbirgt. Mittlerweile ist eine unglaubliche Verbindung zwischen der Großen Leere und der näheren Umgebung der Milchstraße entstanden: Eine ertrusische Kampfgruppe, die auf dem Sampler-Planeten Noman verschwunden ist, kommt auf dem Planeten Mystery heraus und beginnt mit mysteriösen Aktivitäten in der Lokalen Gruppe. Ronald Tekener mischt sich ein und entdeckt ein FALSCHES SPIEL AUF MAKKOM ...

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Nr. 1659

Falsches Spiel auf Makkom

Die Galactic Guardians werden aktiv – und die Aktivator-Jagd beginnt

von H. G. Francis

Zu Beginn des Jahres 1206 NGZ, was dem Jahr 4793 alter Zeitrechnung entspricht, hat die BASIS den Rand der Großen Leere erreicht, rund 225 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, in Richtung des Galaxienhaufens Coma Berenices gelegen. Die Reise, die dreieinhalb Jahre dauerte, gilt als bedeutendste gemeinsame Expedition in der bekannten Geschichte der Galaxis Milchstraße; von ihr erhoffen sich die Galaktiker wichtige Erkenntnisse über wesentliche Fragen des Universums.

An der Großen Leere, jenem über 100 Millionen Lichtjahre durchmessenden Leerraum zwischen den Galaxienhaufen, der gigantischen Großen Mauer vorgelagert, wartet das angeblich »Größte Kosmische Rätsel« auf die Galaktiker, wobei natürlich keiner ahnen kann, was sich wirklich hinter dieser Bezeichnung verbirgt.

Die Hauptpersonen des Romans

Ronald Tekener – Der ehemalige USO-Spezialist in geheimem Einsatz.

Trynt – Ein Hauri wagt ein gefährliches Spiel.

Karlanczer – Ein Anführer der Galactic Guardians.

Lyndara – Die Ertruserin taucht wieder auf.

Homer G. Adams

1.

Garra-Noe-S'ley ließ seine Pranke krachend auf den Tisch fallen. Die ausgefahrenen Krallen bohrten sich in die Tischplatte.

»Rakkaz!«, rief er, was bei dem Ark-Arz-Ar-Spiel so viel bedeutete wie Aus! oder Schachmatt!

In dem von Lashat-Narben zerfressenen Gesicht Ronald Tekeners bewegte sich kein Muskel. Der Smiler blickte den Karaponiden kühl und distanziert an. Er verstand sich ausgezeichnet mit dem oft polternden und schlitzohrigen Kommandanten der LEPSO, und hin und wieder spielte er mit ihm das Spiel.

Er hob seine Hand über das Spielbrett und bewegte eine der aus einem Halbedelstein bestehenden Figuren.

»Rott!«

Garra-Noe-S'ley zog seine Pranke langsam über den Tisch. Die Spitzen seiner Krallen erzeugten ein unangenehm schrilles Geräusch, doch auch jetzt war dem Galaktischen Spieler nicht anzusehen, was er dabei empfand.

»Du glaubst, dass du deinen Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen konntest?« Der Kommandant schnurrte leise und spöttisch. »Wie kann man nur! Du hast den falschen Steinen vertraut – den vermeintlich sicheren.«

Er bewegte eine der anderen Figuren, die nach einem komplizierten Muster und auch nur bei bestimmten Stellungen der anderen Steine über das Brett springen durfte.

»Rakkaz!«, wiederholte er.

Ronald Tekener lehnte sich in seinem Sessel zurück, und nun stahl sich ein kleines Lächeln über seine Lippen.

»Es ist kaum zu glauben«, sagte er. »Du hast gewonnen.«

»Das erste Mal seit unserem Start«, betonte Garra-Noe-S'ley nicht ohne Stolz.

Sie waren Anfang Oktober des Jahres 1206 NGZ mit dem 300-Meter-Trimaran LEPSO aufgebrochen und in die zur Lokalen Gruppe gehörende Galaxis NGC 6822 geflogen. NGC 6822 war vom Typ her eine irreguläre Galaxis mit einem bescheidenen Durchmesser von nur 7500 Lichtjahren, sie war etwa 1,6 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt.

Wegen ihrer Verbrechen im Zusammenhang mit den Aktivitäten der irregeleiteten linguidischen Friedensstifter waren vor dreißig Jahren viele Überschwere in diese Sternenballung verbannt worden.

Die Medien hatten ausführliche Berichte über die Coma-Expedition in alle Teile der Galaxis verbreitet, sodass auch Tek über deren Reise unterrichtet war. Doch der Mann mit den Lashat-Narben neidete Mike Rhodan und den anderen Gefährten die Möglichkeit zu exotischen Abenteuern nicht. Auch er hatte sich über Langeweile nicht zu beklagen, denn er hatte in der Lokalen Gruppe ein Betätigungsfeld gefunden, das ganz nach seinem Geschmack war. Seit drei Jahren machte er Jagd auf Gruppen organisierter Verbrecher, die in den letzten Jahrzehnten auf beängstigende Weise an Macht und Einfluss gewonnen hatten. Dabei handelte er weitgehend auf eigene Faust, genoss aber die finanzielle und politische Unterstützung Terras.

Die mafiaähnliche Verbrecherorganisation, gegen die er vor allem den Kampf aufgenommen hatte, nannte sich Galactic Guardians. Ihr war es gelungen, ihr Netz über alle Galaxien der Lokalen Gruppe und auf manchen anderen Planeten auszubreiten. Ronald Tekener wusste, dass ihr Einfluss auf vielen Planeten bis in die höchsten Regierungsstellen reichte.

Die GaGuas, wie die Abkürzung der Organisation lautete, verübten alle klassischen und modernen Verbrechen und waren auf vielen Planeten so einflussreich, dass keine einzige der Regierungsfunktionen ohne ihre Zustimmung – und finanzielle Beteiligung – aufrechterhalten werden konnte.

Die illegalen Guardians durften nicht mit offiziell zugelassenen und ehrbaren Guardian Angels verwechselt werden. Doch auch bei diesen mussten mittlerweile einige Einschränkungen gemacht werden. Der Smiler hatte Informationen erhalten, aus denen hervorging, dass sich die Grenzen zwischen den illegalen GaGuas und den Guardian Angels zu verwischen begannen.

Die LEPSO war auf dem Flug nach Neu-Paricz, dem sechsten der insgesamt 13 Planeten der Sonne Geyczack im Zentrum von NGC 6822, allerdings hatte Tekener nicht vor, den Planeten direkt anzufliegen.

Er verfolgte eine heiße Spur, und er wusste, dass er nicht als Ronald Tekener auf Neu-Paricz auftreten durfte. Einen solchen Auftritt hätte er kaum überlebt, denn der Planet Neu-Paricz war nicht nur die wichtigste Welt, auf der die aus der Milchstraße ausgesiedelten Pariczaner Fuß gefasst hatten, sondern galt auch als Hochburg der Paylaczer Guardians, die sich PayGuas nannten. Nach den Tek vorliegenden Informationen bildete dieser Planet sogar das Hauptquartier der Verbrecherorganisation.

»Wenn du dich dort unmaskiert blicken lässt«, hatte der Syntron der LEPSO diagnostiziert, »dann hast du eine Lebenserwartung von nicht mehr als 38 Sekunden.«

Das war nicht weiter verwunderlich. Das von Lashat-Narben gezeichnete Gesicht des unsterblichen Galaktischen Spielers war auf vielen Planeten der Lokalen Gruppe so bekannt wie das Einmaleins, und vor allem jenen, die auf der anderen Seite des Gesetzes standen, war bekannt, womit Tek sich befasste. Seine Taten als USO-Spezialist waren mittlerweile Legende, und auf manchen Planeten gab es sogar TV-Serien über ihn als USO-Spezialist.

Ronald Tekener überprüfte die Lage am Spielbrett noch einmal und stellte fest, dass es wirklich kein Entkommen mehr aus der Falle gab. Er hatte verloren.

»Was ist los mit dir?«, fragte Garra-Noe-S'ley. »Du hast zwei Fehler gemacht, die dir nicht hätten unterlaufen dürfen. Bist du nicht in Form?«

Ronald Tekener erhob sich, um sich die Beine zu vertreten.

»Gegen einen so raffinierten Hund wie dich darf man sich eben keine Patzer erlauben«, erwiderte er.

Garra-Noe-S'ley streckte ihm die drohend ausgefahrenen Krallen entgegen.

»Reiß dich zusammen!«, fauchte er. »Wenn du mich noch einmal einen Hund nennst, ziehe ich dir die Krallen durch das Gesicht, dass du dich für einen umgepflügten Acker hältst.«

»Verzeih mir, Kater«, spöttelte Tek. »Es ist mir so rausgerutscht.«

»Wiederum ein Patzer, der nicht sein dürfte.« Der Kommandant erhob sich ebenfalls. In lässiger Haltung lehnte er sich gegen den Tisch. »Das ist ein böses Omen, Tek.«

»Unsinn«, wiegelte der Terraner ab.

»Deine Maske muss perfekt sein«, beharrte der Karaponide. »Und damit meine ich nicht das Äußere, sondern vor allem deine psychische Situation. Oder um es mal salopp zu sagen: Du musst ausgeschlafen sein, mein Junge!«

Damit hatte der Kommandant der LEPSO fraglos Recht. Nicht die geringste Schwäche durfte Tek sich leisten, wenn er sich auf dem Planeten Neu-Paricz bewegte, denn nirgendwo waren die PayGuas aufmerksamer und misstrauischer als in ihrem Hauptquartier. Wenn er dort agieren wollte, musste er überzeugend auftreten, damit er gar nicht erst in den Verdacht geriet, maskiert zu sein. Auf einem Planeten der Pariczaner war dies zweifellos ein überaus schwieriges Unterfangen.

»Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen.« Tek lächelte. »Auch ein Mann wie ich kann mal ein Spiel verlieren. Die Spiele wären ohne Reiz für mich, wenn von vornherein klar wäre, dass ich gewinne.«

»Es ist die Art, wie du verloren hast«, blieb der Kommandant bei seiner Meinung.

»Auf Neu-Paricz werde ich gewinnen.«

»Ich habe meine Zweifel daran.«

»Ich würde gar nicht erst dorthin gehen, wenn ich Zweifel hätte.«

»Du wagst ein Spiel mit hohem Risiko.«

»Das Leben ist ein Spiel mit unendlich vielen Varianten«, erwiderte der Smiler. »Manche spielen mit einem unkalkulierbaren Risiko in der Hoffnung, das Schicksal werde es schon gut mit ihnen meinen, manche meiden jedes Risiko und merken dabei nicht einmal, wie sie an Langeweile sterben. Dazwischen gibt es viele andere Möglichkeiten, seinem Leben die nötige Würze zu geben.«

Garra-Noe-S'ley setzte sich wieder. Ungewohnt ernst blickte er den Freund an.

»Wenn wir am Brett spielen, ist eine Niederlage nicht weiter tragisch«, stellte er fest. »Wenn du aber nach Neu-Paricz gehst, dann geht es um ein Spiel um Leben und Tod, und wenn du da verlierst, lässt sich nichts mehr korrigieren. Dann gibt es kein weiteres Spiel mehr, bei dem du deine Niederlage wettmachen kannst.«

»Ich verstehe deine Sorge«, entgegnete der Terraner, »doch sie ist unbegründet. Ich will den obersten Boss der PayGuas, und ich werde nicht nur herausfinden, wer es ist, sondern ich werde ihn auch erledigen. Danach werde ich heil und gesund zurückkehren. Du kannst dich darauf verlassen. Und jetzt muss ich schlafen. In zwei Stunden beginnt die kosmetische Veränderung, danach werde ich kaum noch zur Ruhe kommen.«

Tekener verließ den Raum.

»Nur noch eine Frage!«, rief Garra-Noe-S'ley.

In der Tür drehte sich der Galaktische Spieler um.

»Ist noch nicht alles gesagt?«

»Die PayGuas sind raue Burschen. Was machst du, wenn einer dieser Überschweren dich in einen Kampf verwickeln will?«

»Ich schlage zurück!«

Plötzlich lag jenes eigenartige Lächeln auf den vernarbten Lippen, das Tek den Beinamen der Smiler eingetragen hatte und schon oft dafür gesorgt hatte, dass seinen Feinden und Gegnern ein Schauder der Furcht über den Rücken gelaufen war.

Garra-Noe-S'ley fürchtete sich nicht vor dem Terraner, aber das Lächeln machte ihm deutlich, dass er noch tagelang reden konnte, ohne Tek von seinem Plan abbringen zu können.

»Ein Spiel mit dem Feuer«, konstatierte er.

»Immerhin ein Spiel«, erwiderte der Galaktische Spieler. »Und so was liebe ich nun mal.«

Der Karaponide blickte auf das Ark-Arz-Ar-Brett, auf dem die Steine unverändert die Niederlage Tekeners anzeigten.

*

Parf lächelte voller Stolz.

Klatschend schlugen die kleinen Fäuste auf die ebenso kleinen Hände, und mit jedem Treffer stieg die Punktezahl an.

Die versammelten Eltern jubelten. Sie hatten lange keinen so schönen Kampf gesehen wie diesen. Immerhin war Parfjun erst sieben Jahre alt, und niemand erinnerte sich daran, dass jemand in so jungen Jahren schon so hervorragend gekämpft hatte.

Etwa zweihundert Eltern verfolgten das Spiel der Kräfte und Reflexe. Sie standen auf den Stufen des arenaartigen Kampfplatzes im Herzen der Stadt Pontazsan, der Hauptstadt von Neu-Paricz. Sie alle hatten ihre Kinder in den Wettstreit geschickt, doch nur Parfjun und Konstjun waren übrig geblieben. Sie kämpften um den ersten Platz.

Sie standen sich in der Mitte der kreisrunden Arena gegenüber. Beide waren bis auf eine kleine Badehose unbekleidet, sodass man das Spiel ihrer Muskeln verfolgen konnte.

Der Kampf hatte einfache Regeln, erforderte jedoch höchste Konzentration. Der Angreifer hatte die Aufgabe, mit blitzschnellen Faustschlägen die Deckung seines Gegenübers zu durchbrechen. Der Verteidiger musste die heranfliegenden Fäuste mit seinen offenen Händen auffangen. Gelang es ihm, erzielte er einen Punkt, gelang es ihm nicht, ging der Punkt an den Angreifer, der aber mit seinen Fäusten den Körper seines Gegners nicht berühren durfte.

Parfjun führte eindeutig, obwohl sein Gegenüber ein Jahr älter war und den Kampf eigentlich für sich hätte entscheiden müssen. Er verfügte jedoch über ein so gutes Auge und über so hervorragende Reflexe, dass er alle Erwartungen weit übertraf.

Der Zufallsgenerator gab ein Signal, und die Rollen wechselten. Plötzlich war Parfjun der Verteidiger, und da er blitzschnell umschaltete, ohne einen weiteren Schlag auszuteilen, gingen fünf Punkte an ihn. Konstjun reagierte schlecht. Er gab seine Verteidigerrolle zu spät auf und kassierte dafür fünf Minuspunkte.

Das war die Entscheidung. Als Parfjun noch drei weitere Punkte gewonnen hatte, war der Kampf zu Ende, und Parf sprang jubelnd in die Höhe.

Der Beifall schlug über den Kindern zusammen, die sich erschöpft trennten. Ihre Arme fielen kraftlos an ihren Seiten herab. Sie hatten alles gegeben, was in ihnen steckte.

»Großartig!«, jubelte Parf, während er seinen einzigen Sohn umarmte. »Ich bin stolz auf dich.«

Parfjun lächelte mühsam. Er schaffte es kaum, die Arme zu heben und den Zuschauern auf diese Weise für ihren Beifall zu danken.

»Du wirst eines Tages Champion von Neu-Paricz sein«, lachte sein Vater, ein hoch gewachsener, schwergewichtiger Mann. »Ach, was sage ich, du wirst der Beste in der ganzen Galaxis sein, und niemand wird in der Lage sein, dir deinen Rang streitig zu machen.«

Er ließ sich in die Hocke sinken, um mit seinem Sohn auf gleicher Augenhöhe zu sein.

»Abgesehen natürlich von den intellektuellen Leistungen, zu denen du fähig bist, mein Kleiner.«

»Ich muss mal«, sagte Parfjun.

»Dann verschwinde.« Parf lachte laut und gab seinem Sohn einen Klaps aufs Hinterteil. »Aber vergiss nicht – gleich ist Siegerehrung, und dann musst du wieder hier sein.«

»Es dauert nur eine Minute«, versprach Parfjun. Er eilte durch die jubelnde und Beifall klatschende Menge davon, während Parf sich gönnerhaft an Konstjun, den Verlierer der Partie, wandte.

Parfana kam zu ihrem Mann und tippte ihn an. Er zog sie an sich und strich ihr flüchtig mit den Lippen über die gerötete Wange. Zu weiteren Zuneigungsbeweisen war er in der Öffentlichkeit nicht bereit.

»Ein großartiger Tag«, flüsterte er ihr zu. »Zehn Minuten vor dem Kampf habe ich das Geschäft meines Lebens abgeschlossen. Eine ganze Kuppelstadt habe ich verkauft, und das zu einem Preis, der sich sehen lassen kann. Damit sind wir nicht nur unsere Schulden los, wir sind auch gleich saniert.«

»Und die PayGuas?«, fragte sie ebenso leise.

»Erwähne sie nicht«, erwiderte er hastig. »Das ist gefährlich. Sie bekommt ihren Anteil wie immer. Man kann auf Neu-Paricz nun mal keine Geschäfte ohne sie machen. Für uns bleibt mehr als genug übrig. Kümmere dich nicht drum. Freu dich lieber über den Sieg unseres Sohnes.«

Parf strich sich mit der Hand über den Hinterkopf, wo er sein Haar zu einem Knoten zusammengebunden und mit einem kaum sichtbaren Netz umspannt hatte. Das Netz war mit funkelnden Edelsteinen besetzt.

Minuten später verflog seine gute Laune: Ihm fiel auf, dass sein Sohn noch immer nicht aus den Sanitärräumen zurück war. Beunruhigt schickte er seine Frau auf die Suche. Sie kehrte schon Sekunden später mit allen Anzeichen des Entsetzens zurück. Da sie sich nicht durch die Menge der Zuschauer drängen konnte, winkte sie ihm aufgeregt zu.

Parf kämpfte sich zur Wettkampfleitung durch, wobei er von einer Reihe von befreundeten Eltern Glückwünsche entgegennehmen musste.

»Einen Moment noch!«, rief er dem obersten Kampfrichter zu. »Mein Sohn kommt gleich.«

Dann endlich war er bei seiner Frau.

»Was ist los?«, fragte er hastig.

Sie ergriff schweigend seine Hand und zog ihn mit sich. Parf eilte zu den Sanitärräumen, und dann sah er seinen Sohn. Der siebenjährige Junge saß weinend auf einer Bank. Er wurde bereits von einem zweibeinigen Medosyn versorgt. Zu seinen Füßen schimmerte eine große Blutlache.

»Was ist passiert?«, stammelte Parf. Er war so entsetzt, dass er Mühe hatte, die Worte zu formulieren.

»Das waren deine Freunde, diese PayGuas«, tobte seine Frau. Hysterisch umklammerte sie ihren Sohn, obwohl sie den behandelnden Roboter dabei behinderte. »Sie haben ihm die Sehnen aller Finger der rechten Hand durchgeschnitten!«

Nach dieser Eröffnung fühlte Parf eine derartige Schwäche in den Beinen, dass er sich setzen musste.

»Warum?«, fragte er. »Warum haben sie das getan? Ich habe immer alle Prozente an sie gezahlt, die sie von mir verlangt haben. Niemals bin ich auch nur eine einzige Stunde mit einer Zahlung in Verzug gewesen.«

Er war verzweifelt und so durcheinander, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte.

»Die Verletzung ist kein Problem«, stellte der Medosyn fest. »Es sind zwar alle Sehnen durchschnitten worden, doch sie lassen sich leicht reparieren. Noch nicht einmal eine Narbe wird übrig bleiben.«

»Es gibt Narben an der Seele, die niemand sehen kann«, fuhr Parf den Roboter an.

»Das ist eine Bemerkung, deren Qualität ich allerdings bestätigen muss«, gab der Medosyn zurück. »Doch auch dafür gibt es bewährte Behandlungsmethoden.«

»Ich werde darüber nachdenken«, versprach Parf, der sich allmählich erholte.