Perry Rhodan 1668: Die Türme von Canaxu - Robert Feldhoff - E-Book

Perry Rhodan 1668: Die Türme von Canaxu E-Book

Robert Feldhoff

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Beschreibung

Atlan im Land der Trepeccos - im Bann sinnloser Bauwut Im Jahr 1206 NGZ, was dem Jahr 4793 alter Zeitrechnung entspricht, haben die Galaktiker, die mit der BASIS am Rand der Großen Leere operieren, erste Erkenntnisse gewonnen. Worin aber das "Große Kosmische Rätsel" besteht, das sie in diesem über 100 Millionen Lichtjahre durchmessenden Leerraum zu vermuten haben, ist ihnen immer noch nicht bekannt. Die Terraner und ihre Verbündeten fanden - rund 225 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt - die ersten "unglaublichen" Planeten. Mittlerweile entwickelte sich auch eine phantastische Verbindung zwischen der Großen Leere und der näheren Umgebung der Milchstraße: Eine ertrusische Kampfgruppe, die auf dem Sampler-Planeten Noman verschwunden war, kam auf dem Ennox-Planeten Mystery heraus und verunsicherte mit ihren Aktivitäten die Verantwortlichen in der Lokalen Gruppe. Perry Rhodan und die 12.000 Besatzungsmitglieder der BASIS bleiben davon noch unberührt. Sie forschen weiter in den bislang unbekannten kosmischen Regionen - und erhalten von dem Ennox Philip die Koordinaten der "unglaublichen" Planeten. Mehrere Expeditionen schwärmen aus. Reginald Bull und Michael Rhodan, Alaska Saedelaere und Gucky erforschen verschiedene Sampler-Welten, ebenso Perry Rhodan. Der uralte Arkonide Atlan und die Besatzung der ATLANTIS steuern den Planeten Canaxu an. Ohne es zu beabsichtigen, bringt ihre Landung unter einem Eingeborenen-Stamm ein furchtbares Unglück mit sich. Das Nomadenvolk der Trepeccos ist ohnehin von einem Geheimnis umgeben - sie bauen DIE TÜRME VON CANAXU ...

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Nr. 1668

Die Türme von Canaxu

Atlan im Land der Trepeccos – im Bann sinnloser Bauwut

von Robert Feldhoff

Im Jahr 1206 NGZ, was dem Jahr 4793 alter Zeitrechnung entspricht, haben die Galaktiker, die mit der BASIS am Rand der Großen Leere operieren, erste Erkenntnisse gewonnen. Worin aber das »Große Kosmische Rätsel« besteht, das sie in diesem über 100 Millionen Lichtjahre durchmessenden Leerraum zu vermuten haben, ist ihnen immer noch nicht bekannt.

Die Terraner und ihre Verbündeten fanden – rund 225 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt – die ersten »unglaublichen« Planeten. Mittlerweile entwickelte sich auch eine phantastische Verbindung zwischen der Großen Leere und der näheren Umgebung der Milchstraße: Eine ertrusische Kampfgruppe, die auf dem Sampler-Planeten Noman verschwunden war, kam auf dem Ennox-Planeten Mystery heraus und verunsicherte mit ihren Aktivitäten die Verantwortlichen in der Lokalen Gruppe.

Perry Rhodan und die 12.000 Besatzungsmitglieder der BASIS bleiben davon noch unberührt. Sie forschen weiter in den bislang unbekannten kosmischen Regionen – und erhalten von dem Ennox Philip die Koordinaten der »unglaublichen« Planeten. Mehrere Expeditionen schwärmen aus. Reginald Bull und Michael Rhodan, Alaska Saedelaere und Gucky erforschen verschiedene Sampler-Welten, ebenso Perry Rhodan.

Die Hauptpersonen des Romans

Niisu – Ein Trepecco überlebt das Chaos.

Hapt – Dieser Nomade ist völlig aus der Art geschlagen.

Atlan – Der uralte Arkonide sucht das eigentliche Geheimnis von Canaxu.

Colounshaba – Die Arcoana sucht nach der Quelle der Hyperimpulse.

Myles Kantor

1.

Das Kammkrallenpaar, das sich in penetranter Art immer wieder zum Grabog, der Trennlinie zwischen Kopf und Vorderkörper, vortastete, war alles andere als angenehm.

»Nicht jetzt, Pulandiopoul«, sang sie.

Unwillig ließ sich Colounshaba fallen.

Die Fäden des Netzes glitten vorbei, bis die Arcoano-Wissenschaftlerin zupackte und ihren Sturz stabilisierte. Kurz über dem Boden der Zentrale hing sie nun, schlecht gelaunt und mit einem sonderbaren Gefühl, das sie nicht erklären konnte.

»Bitte, Colounshaba ...«

Da war er wieder.

»Ich habe dir gesagt, dass ich Ruhe brauche.«

»Wegen diesen Gefühls? Ist ein Gefühl dir wichtiger als dein Gefährte? Habe ich dich dafür begleitet? Über mehr als einen Weltenlauf?«

Seine Gliedmaßen krallten sich am Rand ihres Leuban fest, der den gesamten Hinterleib als dünne Folie umschloss. Die sieben Taschen des Leuban enthielten alles, was ein Arcoana für einen ganzen Tag benötigte, vom Funkgerät bis zu kleinen Leckereien. Und wenn ihr Leuban zerplatzte und all das Zeug durch die Netze fiele, trüge das nicht zur Stimmung bei.

Mehr als einen Weltenlauf dauerte die Reise nun, Pulandiopoul hatte es ganz richtig festgestellt. In der Zeitrechnung der Menschen waren das rund vier Jahre.

Sie hatten die Große Leere erreicht und waren kurz darauf zu einem Zwischenziel, dem Planeten Canaxu, weitergeflogen. Die ATLANTIS, das Schiff des Arkoniden Atlan, die TARFALA mit Paunaro, dem Nakken, an Bord, dazwischen die LAMCIA der Arcoana, dazu die LAIRE ... Letzteres war ein Beiboot der mächtigen BASIS.

Und Canaxu? Sie hatten gewiss eine erstaunliche Welt gefunden. Aber ein unmöglicher Planet, das war Canaxu sicher nicht. Hier existierte offensichtlich nichts, was nicht auf natürlichem Weg entstanden und erklärbar wäre.

»Colounshaba ...«

Sie spürte die beängstigende, fordernde Nähe seines Körpers.

Mit einem raschen Schwung durch die Netze brachte sich die Konstrukteurin des alten Volkes in Sicherheit. Und in diesem Moment platzte ihr Leuban: Eine seiner Krallen blieb hängen und schlitzte das Gewebe auf. All die kleinen Utensilien lösten sich. Als Colounshaba zornig zum Boden hinunterhangelte, war ein sichtlich zerknirschter Pulandiopoul neben ihr.

»Hör zu, ich ...«

Aber sie dachte nicht daran, ihm so leicht zu vergeben. »Lass mich in Ruhe! Endgültig!«

Der Boden war rau und erinnerte an gewachsenen Fels, nicht an das blanke Metall einer Raumschiffswand, wie es so oft in anderen Schiffen das Tastgefühl ihrer Kammkrallen beleidigte. Da war das Funkgerät, da der Mikroorter – sie hatten alles. Mit den Überresten ihres Leuban zog sie sich empor. Plötzlich setzte dieses Gefühl wieder ein. Was sollte das? Unmöglich ... Arcoana galten als geniale Mathematiker, als begnadete Konstrukteure des Supraraums, doch durch besondere Sensibilität hatten sie sich noch nie hervorgetan. Und das war auch der Grund, weshalb das Gefühl sie so sehr in Unruhe stürzte.

Sie hatte keine Zeit, länger nachzudenken. Nicht, dass Pulandiopoul einen neuerlichen Vorstoß unternommen hätte; das wäre ihm schlecht bekommen. Stattdessen unterbrach eine Meldung des Bordcomputers ihren Gedankenfluss.

»Konstrukteurin! Soeben geht die TARFALA längsseits. Paunaro bittet, an Bord kommen zu dürfen.«

»Er sei willkommen«, entschied sie. »Ein Trikter soll gehen und ihn führen.«

*

Das Innere eines arcoanischen Raumschiffs bestand aus einem verwirrenden Durcheinander dunkler Tunnel. Sowohl die Böden als auch die Wände waren, ebenso wie die Decke, von einem allgegenwärtigen Netz überzogen. Zum einen verschaffte das den beiden Arcoana ein Gefühl von Geborgenheit, vergleichbar dem Innern eines Baus. Und zum anderen war es eine Frage der Raumnutzung. Mehrmals hatte sie sich an Bord der ATLANTIS begeben.

Abgesehen davon, dass so ungefähr alles in Atlans Raumschiff zweckdienlich schien, also kalt und abstoßend, nutzten die Arkoniden dort nur den Boden. Fast alle Decken waren kahl, an den Wänden gab es allenfalls Bedienungselemente. In der LAMCIA sah das anders aus. Die Arcoana hangelten oder liefen, wo es ihnen gerade passte. Dafür waren ihre Körper ausgelegt.

Paunaro dagegen war ein sehr unbewegliches Geschöpf. Sein Körper ähnelte den Schneckenwesen, die man überall im Kosmos fand, und er war außerstande, sich durch Netze zu hangeln. Paunaro hatte nicht einmal Arme. Seine Beweglichkeit erhielt er durch die Rüstung, die seinen Körper umschloss. Er war ohne technischen Beistand praktisch nicht lebensfähig. Mit Hilfe dieser Rüstung, seines Exoskeletts, schwebte Paunaro durch die Tunnel der LAMCIA.

Colounshaba erwartete ihn. Sie hing mit dem Kopf nach unten an dreien ihrer Gliedmaßenpaare. Das vierte bewegte sie zum Gruß des Nakken.

»Ich freue mich, dich zu sehen«, sang sie freundlich.

»Und ich spüre etwas.«

Das war Paunaros Art. Höflichkeit existierte nicht für ihn, weil sein Geist die Ebene der Sterblichen längst verlassen hatte. Seine Sinne reichten direkt in den Supraraum, und das war es, womit er selbst Arcoana verblüffte. Die Arcoana waren jedoch diejenigen, die den Supraraum technisch erfassten. Sie hatten die Mathematik, sie hatten die Geräte und Sensoren – und er hatte den Blick.

»Ich möchte wissen, was du spürst.«

»Schwierig. Es gibt keine Worte dafür«, antwortete der Nakk. »Nennen wir es eine Präsenz. Ein hyperphysikalisches Spannungsfeld.«

»Wo?«, fragte die Konstrukteurin.

»Ich weiß nicht. Die Ausstrahlung ist diffus.«

»Hast du mit der TARFALA die Quelle nicht entdecken können?«

»Nein. Ich halte es für besser, so wenig Streustrahlung wie möglich um mich zu haben.«

»Ich dachte, die TARFALA wäre isoliert.«

»Das ist sie. Aber sie wirft einen Schatten. Den mächtigsten Schatten, den wir im Universum ... Nein. Es gibt keine Worte.«

Als er dieses Wort sagte – Schatten –, fühlte sich ihr Hinterleib völlig schutzlos an. Als spreche der Nakk von Dingen, die nicht einmal eine Arcoana verstand.

»Können wir diesem Schatten entgehen?«

»Ja.«

»Wirft auch die LAMCIA einen Schatten?«

»Nein. Aber sie ist schlecht ... isoliert.«

»Dann würde es helfen, wenn wir die beiden Schiffe verlassen?«

»Ja.« Paunaro wirkte auf seltsame Art regelrecht erleichtert.

»Du glaubst, dass du dann die Quelle dieser Präsenz aufspüren könntest?«

»Es wäre denkbar.«

»Gut. Warte in deinem Schiff. Ich lasse uns von den Trikter-Robotern einen Antigravschlitten zusammenbauen. Wir zwei gehen auf die Suche.«

*

Die Konstruktion durchmaß drei Fadenlängen, was die Terraner »knapp zehn Meter« genannt hätten, und war kreisrund. Es gab einen Antigrav, ein altertümliches Impulstriebwerk ohne 5-D-Strahlung, einen Seitenschutz aus Formenergie und einen Impulsstrahler zur Selbstverteidigung. Hinzu kamen Vorräte für mehrere Weltenläufe.

Zwei kleine Kästchen vervollständigten die Ausrüstung. Das eine war Pogeum, der Rechner; dies war ihr wichtigstes Instrument. Denn anders als der Nakk war auch eine große Konstrukteurin der Arcoana außerstande, in den Supraraum zu blicken. Sie brauchte die Krücke – allein um nachzuvollziehen, was Paunaro sah. Der beste Rechner war ohne Daten wertlos. Und um diese Daten einzuholen, hatte sie Mgiraneas bringen lassen. Dieser zweite kleine Kasten war besser als alles, was die ATLANTIS besaß. Es war ein Orter, und zwar einer der besten Sorte.

»Pulandiopoul«, sagte sie. »Du redest mit Atlan. Berichte den Galaktikern, dass ich gemeinsam mit Paunaro einen Ausflug unternehme.«

»Wie du willst.«

Der Klang seiner Kieferrudimente war dumpf, ein bisschen eingeschnappt.

Die LAMCIA und das Dreizackschiff fielen mit hoher Geschwindigkeit auf die Welt Canaxu nieder. Als Zielgebiet wählte Paunaro denselben Sektor, den Atlan schon bei seinem ersten Ausflug angesteuert hatte. Dieser Ausflug hätte fast in einer Katastrophe geendet. Größte Vorsicht, nahm sich Colounshaba vor, und zwar für den Nakken mit. In fremder Umgebung war Paunaro hilflos.

Hundert Fadenlängen über dem Boden stoppten sie. Die Konstrukteurin kletterte durch dunkle Tunnel bis zum Hangar. Nach Pulandiopouls Verfehlung verzichtete sie darauf, sich von ihrem Gefährten zu verabschieden. Sie bestieg den Schlitten, öffnete die Schleuse und steuerte das Gefährt hinaus.

Die Biotope dieser Welt erstreckten sich unter ihr in den wildesten Farben, unterschiedlich von Höhenzug zu Höhenzug. Colounshaba steuerte den Schlitten auf die TARFALA zu. Trotz der heftigen Höhenwinde hingen die Schiffe bewegungslos in der Luft. Am unteren Kugelende öffnete sich ein Luk. Vorsichtig steuerte sie den Schlitten heran. Paunaro kroch mit derselben Vorsicht auf die Plattform – oder war es seine Unbeholfenheit, die ihn achtsam erscheinen ließ?

Der Nakk kam ohne Instrumente. Er brauchte auch keine.

Sie wies ihm einen Platz am Rand der Scheibe zu, warf einen letzten Blick auf die schwebenden Schiffe und ließ die Plattform fallen. 30 Fadenlängen über dem Boden fing sie den Sturz auf und nahm Kurs in Richtung Norden. Der Himmel über dieser Welt war violett, und grüne Wolkenfelder zogen mit hoher Geschwindigkeit am Horizont entlang. Die Atmosphäre war atembar, die Temperatur erträglich. Eine gelbe, bisher namenlose Sonne schien mit harter Ultraviolettstrahlung, die den Bewohnern dieser Welt eine hohe Widerstandsfähigkeit abverlangte.

»Spürst du jetzt etwas?«, fragte sie den Nakken mit erhobener Stimme.

»Ja«, hörte sie gegen den Flugwind dessen Antwort.

»Von wo kommt es?«

»Ich weiß nicht.«

Damit waren sie genauso weit wie vorher. Colounshaba schlug willkürlich eine Richtung ein. Der Landstrich, den sie überflogen, lag etwas über Normalnull. Ein Meeresspiegel in dem Sinne existierte auf Canaxu zwar nicht, wohl aber ein Durchschnittswert. Es war ein grünes Land, mit endlosem Dickicht und felsigen Einsprengseln, wenigen Lichtungen und ohne offenes Wasser. Sie hielt direkt auf das Gebirge zu. Die Spitzen der Berge waren von weißem und rotem Schnee bedeckt; außerdem braute sich ein Sturm zusammen, man konnte es aus dieser Höhe sehen. Die ganze Zeit über schaute Colounshaba nach unten. Und die Felsen ...

Der Anblick weckte einen seltsamen, rückschrittlichen Instinkt in ihr. Sie fühlte den Drang, sich zwischen die Nischen und Überhänge zurückzuziehen, ein Netz zu bauen und fetter Beute aufzulauern.

Colounshaba rieb ihre Kieferzangen unmelodiös gegeneinander.

»Was sagst du, Konstrukteurin?«

»Nichts, Paunaro. Ich habe gelacht.«

Keine Antwort, aber sie hatte auch keine erwartet. Stattdessen befragte sie Mgiraneas, den Orter. Zunächst checkte sie den aufziehenden Sturm und stellte fest, dass es besser war, dem Wetter auszuweichen. Die Windgeschwindigkeit war ungeheuer, jedenfalls für eine Sauerstoffwelt. Und sie war jetzt schon gespannt auf die Lebewesen, die solche Gewalten überstanden.

Ansonsten gab Mgiraneas nicht die geringste Andeutung von sich. Die hyperphysikalische Präsenz, von der Paunaro gesprochen hatte, fiel nicht in den messbaren Bereich. Hyperraum, so nannte es Paunaro. Sie selbst sagte Supraraum dazu. Der Begriff war an sich egal. Zeit und Raum waren Bestandteile des Supraraums; durch seine Existenz wurden sie aufgehoben, obwohl dies paradox klang. Wenn Paunaro etwas wahrnahm, so spielte theoretisch die Entfernung keine Rolle. Genauso wenig die Zeit. In der Praxis jedoch sah das ganz anders aus. Es hing immer von der Art der Energie ab oder von der Art der Begebenheit.

So machte es durchaus Sinn, Canaxu zu überfliegen und »Ausschau« zu halten. Eine Vielzahl von Biotopen existierte. Gebirge und Vulkanhöhen, Trockensteppen neben Flussdeltas, 400 Netzstrecken lange Flüsse, Eisgebiete, Seenplatten, Todeswüsten. Colounshaba beneidete niemanden, der dort unten leben musste.

Zwei Stunden trieben sie dahin.

Die Konstrukteurin umflog den Sturm, änderte den Kurs wieder und ließ die Scheibe über das Gebirge treiben. 3500 Fadenlängen Höhe erreichte mancher Gipfel, was eine ganze Menge war. Mgiraneas verwies auf konzentrierte Mineralstoffe und Mikrolebewesen im roten Schnee. Es war pures Gift. Aber was den einen Körper umbrachte, diente dem anderen als Nahrung.

»Noch immer nichts?«

»Nichts«, gab der Nakk kurz zurück.

2.

Die Trepeccos starrten nach oben, gegen die tief stehende Sonne, und zwar bevor die Scheibe sie erreicht hatte. Sie verfügten über einen scharfen Blick. Mgiraneas holte sie für Colounshabas Knopfaugen nahe heran. Sechzehn Gestalten waren es, davon schienen drei seltsam deformiert, mit einem klobigen Auswuchs im Nacken. Es handelte sich nicht um Auswüchse, sondern um eigenständige Wesen, die auf den Schultern der Nomaden-Läufer hockten.

Frauen, dachte sie. Eine Laune der Natur hat sie verkümmern lassen. Dennoch kommt ihnen eine wichtige Bedeutung zu, weil die Männer sie sonst nicht tragen würden. Auf einer Welt wie Canaxu gab es keinen Raum für Sentimentalität. Wer nicht seinen Beitrag zum Überleben leistete, war hier so gut wie tot.

Unbeirrt steuerte sie abwärts, in flachem Bogen auf die Gruppe zu. Zehn Fadenlängen entfernt ging der Schlitten nieder.

»Ich grüße euch!«, sang sie laut. Ihr Translator stieß dumpfe Laute aus, die einem arcoanischen Gehör wenig schmeichelten. »Mein Name ist Colounshaba. Ich komme in friedlicher Absicht.«

Doch die Antwort fiel ganz anders aus, als sie erwartet hatte.

»Kommst du aus dem Jenseits-Land?«

Einen Augenblick lang war sie sprachlos. Pogeum, der Rechner, registrierte die Äußerung, ohne jedoch dem Ausdruck Jenseits-Land etwas hinzuzufügen.

»Nein«, erwiderte die Konstrukteurin, »wir haben mit eurem Jenseits-Land nichts zu tun.«

»Dann haltet uns nicht auf.«

»Ihr werdet ein paar Minuten Zeit haben.«

Jetzt sprach die Frau, die auf der Schulter des größten Läufers hockte. Ihre Haltung interpretierte Colounshaba als feindselig, ihren Tonfall als von Ungeduld diktiert.

»Kannst du diese Felseninsel dahinten sehen?«

Colounshaba erkannte eine Art Hügel, nicht besonders groß, ohne Vegetation oder Wasservorkommen.

»Ich sehe sie.«

»Dann musst du wissen, dass wir nur zwei Stunden Frist haben, die Insel zu erreichen.«

»Weshalb?«

»Weil wir sonst sterben. Ein Sturm ist im Anzug.«

Colounshaba beugte sich zu Mgiraneas hin und befragte den Orter. Das Ergebnis war eindeutig: Es gab keinen Sturm, in weitem Umkreis nicht.

»Du täuschst dich«, sagte sie.

»Nein«, gab die Trepecco-Frau stur zurück, »ich habe die Frucht gegessen. Ich kann mich nicht täuschen.«