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Sie landen im Herzen des 2. Imperiums! - Der dritte Einsatz des Spezialisten Lemy Danger! Wie wenig die Weiten der Galaxis mit ihren Myriaden Sonnen und Planeten im Grunde genommen erforscht sind, obwohl sich Tausende von Explorerschiffen seit Jahren der Forschungsaufgabe widmen, zeigen die Ereignisse der Jahre 2326 und 2327 besonders deutlich. Obwohl die Terraner unter Perry Rhodan nunmehr seit Jahrhunderten die Sternfahrt praktizieren - zuerst mit den Transitionsraumern, dann mit den Kalup-Schiffen -, wurde erst im Jahre 2326 durch einen reinen Zufall die Existenz der Schreckwürmer und deren Nachkommenschaft, der Hornschrecken, entdeckt. Terranische Sonderkommandos - Wissenschaftler, Soldaten, Spezialisten und Mutanten - hatten bei dem Versuch, die Geheimnisse der Schreckwürmer zu enträtseln, schwere Schlappen hinnehmen müssen, bis es schließlich vier Männern der USO, der von Lordadmiral Atlan geleiteten "galaktischen Feuerwehr", gelang, Kontakt mit dem jungen Schreckwurm vom Planeten Euhja herzustellen. Dieser Schreckwurm gab das Geheimnis seiner Spezies preis und schloß mit den Terranern ein Bündnis gegen seine Herren, die "Huldvollen", die im Ostsektor der Milchstraße mit ihren unverwundbaren molkexgepanzerten Raumflotten ein großes Sternenreich beherrschen. Es ist ein seltsames Bündnis, das die Terraner mit den monströsen Intelligenzen eingegangen sind. Ein Bündnis mit einem großen Risiko. Doch Perry Rhodan weiß genau, was er tut! Er erkennt deutlich die riesengroße Gefahr, die von den expansionslüsternen Blues - so werden die Fremden aus dem Osten der Galaxis ob ihres Aussehens genannt - ausgeht. Und die Gefahr muß Perry Rhodan, der Großadministrator, bannen - wenn die irdischen Menschen und ihre interstellaren Verbündeten weiter bestehen wollen! DIE KLEINEN MÄNNER VON SIGA gehören zu diesen Verbündeten. Sie sind stolz darauf, dem Großadministrator Hilfe leisten zu können...
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Nr. 169
Die kleinen Männer von Siga
Sie landen im Herzen des 2. Imperiums! – Der dritte Einsatz des Spezialisten Lemy Danger!
von K. H. SCHEER
Wie wenig die Weiten der Galaxis mit ihren Myriaden Sonnen und Planeten im Grunde genommen erforscht sind, obwohl sich Tausende von Explorerschiffen seit Jahren der Forschungsaufgabe widmen, zeigen die Ereignisse der Jahre 2326 und 2327 besonders deutlich. Obwohl die Terraner unter Perry Rhodan nunmehr seit Jahrhunderten die Sternfahrt praktizieren – zuerst mit den Transitionsraumern, dann mit den Kalup-Schiffen –, wurde erst im Jahre 2326 durch einen reinen Zufall die Existenz der Schreckwürmer und deren Nachkommenschaft, der Hornschrecken, entdeckt.
Terranische Sonderkommandos – Wissenschaftler, Soldaten, Spezialisten und Mutanten – hatten bei dem Versuch, die Geheimnisse der Schreckwürmer zu enträtseln, schwere Schlappen hinnehmen müssen, bis es schließlich vier Männern der USO, der von Lordadmiral Atlan geleiteten »galaktischen Feuerwehr«, gelang, Kontakt mit dem jungen Schreckwurm vom Planeten Euhja herzustellen.
Dieser Schreckwurm gab das Geheimnis seiner Spezies preis und schloss mit den Terranern ein Bündnis gegen seine Herren, die »Huldvollen«, die im Ostsektor der Milchstraße mit ihren unverwundbaren molkexgepanzerten Raumflotten ein großes Sternenreich beherrschen.
Es ist ein seltsames Bündnis, das die Terraner mit den monströsen Intelligenzen eingegangen sind. Ein Bündnis mit einem großen Risiko.
Doch Perry Rhodan weiß genau, was er tut! Er erkennt deutlich die riesengroße Gefahr, die von den expansionslüsternen Blues – so werden die Fremden aus dem Osten der Galaxis ob ihres Aussehens genannt – ausgeht.
Und die Gefahr muss Perry Rhodan, der Großadministrator, bannen – wenn die irdischen Menschen und ihre interstellaren Verbündeten weiter bestehen wollen!
Die Hauptpersonen des Romans
Major Lemy Danger – Ein siganesischer Leichtgewichtler.
Oberleutnant Melbar Kasom – Ein ertrusischer Schwergewichtler.
Perry Rhodan – Der Großadministrator spricht von einem Einsatz, der »über Sein oder Nichtsein der Menschheit entscheiden kann«.
Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.
Niko Hefeter, Artho Tosonto, Argus Monoe und Mikel Umigo – Die letzten terranischen Überlebenden eines Spezialkommandos.
Koko
Prolog
Ich habe jetzt Zeit – sehr viel Zeit! Auf der Panzerplastschleuse unseres Geheimstützpunktes lasten die warmen Fluten eines Ozeans, der weder zu meiner Heimatwelt Siga noch zum Mutterplaneten der Menschheit in irgendeiner Beziehung steht.
Die Wissenschaftler und Techniker meines Volkes haben die Unterwasserhöhle in zahlreiche Räume aufgeteilt. Wir müssen die Energie eines mittelgroßen Fusionsreaktors aufwenden, um die besonders geräumige Unterkunft der fünf Terraner mit Sauerstoff versorgen zu können. Diese Giganten benötigen unglaublich viel Atemluft, die wir durch die elektrolytische Zerlegung des Wassers gewinnen.
Ich habe mir ein bescheiden großes Abteil als Arbeitszimmer reserviert. Niemand, auch ich nicht, kann wissen, was die kommenden Tage und Nächte bringen werden.
Die Befehle des Großadministrators waren eindeutig. Wir haben so lange in unserem Stützpunkt zu warten, bis weitere Anweisungen erfolgen. Deshalb habe ich jetzt so viel Zeit, um mit der Niederschrift meines Berichtes zu beginnen.
Seit meinem letzten Einsatz hatte ich kaum Gelegenheit, mit terranischen Freunden in Verbindung zu treten. Ich weiß daher nicht mit Bestimmtheit, ob meine Erzählung über die Geschehnisse auf der Barbarenwelt Eysal zur Erde gelangt ist.
So will ich mich vorsichtshalber nochmals vorstellen, obwohl ich annehme, dass Sie mich bereits kennen. Lordadmiral Atlan, mein höchster Vorgesetzter und gleichzeitig Oberbefehlshaber der USO, hatte mir jedenfalls versprochen, meinen Tatsachenbericht zum Abdruck freizugeben und für die Beförderung des Manuskriptes nach Terra zu sorgen. Da man uns Siganesen nachsagt, wir wären ein gewissenhaftes Volk, will ich diesen Ruf untermauern und nochmals erklären, wer zu Ihnen spricht.
Ich wage es auf die Gefahr hin, jene Freunde, die mich bereits kennen, etwas zu befremden. Andererseits sage ich mir, dass es des Guten nur dann zu viel sein kann, wenn es alltäglich ist.
Ich, Major Lemy Danger, Spezialist der United Stars Organisation, in Kurzform USO genannt, bin aber nicht alltäglich. Trotz der vielfältigen Geräusche des Stützpunktes höre ich ganz deutlich die schweren Atemzüge der terranischen Riesen. Unsere Mediziner haben ihnen zahlreiche Injektionen zur Stabilisierung und Kräftigung des Kreislaufs verabreichen müssen. Dazu war es erforderlich gewesen, maschinell bewegte Spritzen zu verwenden.
Wenn Sie sich bitte vorstellen wollen, dass ich mit meiner Körperhöhe von 22,21 Zentimetern der größte und stärkste Mann unter den zweihundert Besatzungsmitgliedern des Sigakreuzers LUVINNO bin, wird es Ihnen verständlich erscheinen, dass wir mit den Terranern unsere liebe Not haben.
Es ist uns trotzdem gelungen, die Erdgebundenen zu betreuen. Allerdings berührte uns das Gelächter der Riesen sehr schmerzlich. Ich verstehe nicht, weshalb man in fast beleidigender Art lachen muss, wenn ein Siganese eine Leiter besteigt, nur um einem Terraner eine Spritze in den Oberschenkel geben zu können. Ich finde es durchaus nicht lächerlich!
Wir Siganesen sind nun einmal die kleinsten Menschen der Galaxis, obwohl wir von ganz normalen Terranern abstammen, die im Jahre 2003 von der Erde abflogen, um den schönen Sauerstoffplaneten Siga im System von Gladors Stern zu besiedeln.
Nun schreiben wir das Jahr 2327. Seit der Kolonisierung sind 324 Jahre Terrazeit vergangen, und die Nachkommen der galaktischen Auswanderer wurden von Generation zu Generation kleiner.
Weshalb das so ist, kann niemand ergründen. Wir ertragen unseren Schrumpfprozess mit heiterer Gelassenheit. Was ist schon dabei, wenn die Neugeborenen immer winziger werden! Mein lieber Sohn – er ist erst wenige Monate alt – ist so groß wie ein auf Terra gebräuchlicher Fingerhut. Wir, das heißt meine Frau und ich, umsorgen unser Kind mit Liebe und Fürsorge, auch wenn wir genau wissen, dass unser Junge höchstens drei Zentimeter groß werden kann. Die Terraner werden meine Enkelkinder wahrscheinlich mit der Lupe suchen müssen.
Trotz allem aber sind wir Menschen! Wir sind stolz darauf, von terranischen Ureinwohnern abzustammen und lassen uns den hohen Titel »Mensch« unter keinen Umständen streitig machen.
An dieser Stelle sei warnend gesagt, dass ich zu einem rasenden Ungeheuer werden kann, wenn irgendwelche Dummköpfe mein Menschentum anzweifeln. Ich habe schon mehr als einem vorwitzigen Terraner mit schwächster Energieladung in die großen Zehen schießen müssen, um durch die entstehenden Brandblasen zu beweisen, wie gefährlich ein Siganese sein kann.
Wir werden überhaupt allgemein verkannt. Auf meiner Welt bin ich der stärkste Mann aus der letzten Reifegeneration. Meine Lebenserwartung beläuft sich auf achthundert bis neunhundert Jahre, und jetzt zähle ich fast 93 Jahre.
Natürlich gelte ich bei den Weisen meines verehrungswürdigen Volkes noch als Jüngling, dem es wohl ziemt, im Kreise der Erfahrenen zu schweigen. Dennoch kann mir niemand abstreiten, dass ich der erste Siganese bin, der vom Lordadmiral Atlan für würdig befunden wurde, die USO-Akademie zu besuchen.
So wurde ich zu einem Spezialisten der »galaktischen Feuerwehr«, wie man die USO ebenfalls bezeichnet.
Der Titel »Spezialist« bedeutet viel mehr als mein militärischer Rang. Das aber werden Sie im Verlauf meiner Erzählung intensiver empfinden, ohne dass ich nun den Versuch zu einer weitläufigen Erklärung machen muss.
Wenn ich ganz ehrlich sein soll, so muss ich gestehen, dass der Umgang mit den terranischen Riesen nicht sehr einfach ist. Ich bin den Menschen gönnerhaft zugetan und bemühte mich immer, sie großherzig und wohlwollend zu behandeln.
Um so schmerzlicher berührt es mich, wenn einige Dummköpfe, die man bekanntlich überall finden kann, über mich lachen und meine Fähigkeiten anzweifeln.
Ihnen möchte ich in aller Bescheidenheit sagen, dass ich nicht nur ein jahrzehntelang geschulter Spezialist der USO bin, sondern obendrein noch Meister aller Klassen auf Siga! Das liegt natürlich in meiner enormen Größe, meiner erstaunlichen Schulterbreite von 63,32 Millimeter und in meinem Schwergewicht von 852,18 Gramm begründet.
Oberst Tilta, Kommandant des Schweren Kreuzers LUVINNO, klopft gegen die Tür und bittet um Einlass.
Ich erhebe mich höflich von dem Faltstuhl und sehe dem älteren Offizier lächelnd entgegen. Wie gewohnt, bemühe ich mich, den nur 19,11 Zentimeter großen Kosmonauten nicht fühlen zu lassen, welch ein Gigant ich im Verhältnis zu ihm bin.
Tiltas lindgrüne Haut ist verfärbt; ein Zeichen von Aufregung. Besorgt schaue ich ihn an und schiebe ihm den zweiten Klappstuhl hin. Apathisch nickend nimmt er Platz.
»Bruder Danger, ich muss mich beklagen«, sagt Tilta. »Dieser ertrusische Überriese, mit dem du in unbegreiflicher Freundschaft verbunden bist, bringt die medizinische Besatzung meines Schiffes in Gefahr. Doktor Albu ist soeben ums Haar eingeatmet worden, als er sich in lobenswerter Weise bemühte, dem erschöpften Ertruser den Schweiß von der Stirn zu wischen. Es muss etwas unternommen werden.«
Ich nickte bedrückt. Es war das alte Klagelied eines Siganesen, der mit Terranern umgehen muss.
Von einem normalen Menschen hätte Dr. Albu, ein nur 14 Zentimeter großer Bruder, nicht eingeatmet werden können, wohl aber von dem umweltangepassten Giganten Melbar Kasom, der von dem 3,4-Gravo-Planeten Ertrus stammt.
Ich versuche, den Kommandanten zu beruhigen; verspreche ihm, mit Kasom zu reden und komplimentiere Tilta sodann in höflicher Form hinaus.
Erzürnt nehme ich erneut hinter meinem provisorischen Schreibtisch Platz.
Melbar Kasom ...! Dieser Koloss, auf dessen Pranke zehn starke Männer von meiner Art bequem Platz gefunden hätten, ist der zweite USO-Spezialist im Unterseestützpunkt. Fragen Sie nicht, welche Mühe wir hatten, ihn durch die Schleuse zu bugsieren! Natürlich musste Kasom obendrein noch allerlei Unfug treiben, was so ganz seiner primitiven Art entspricht.
So erdreistete er sich, unser Raumschiff durch einen Tritt seiner ungeheuren Füße aus der Verankerung zu reißen und es in die Tiefen des Meeres zu stoßen. Ich sehe jetzt noch Kasoms grinsend verzogene Lippen vor mir – wahre Fleischgebirge. Der 2,51 Meter große und fast ebenso breite »Unhold« behauptete anschließend, er hätte unser Schiff – einen Schweren Kreuzer! – mit einem »Korallenbröckchen« verwechselt, an dem er lediglich hätte Halt suchen wollen. Dabei durchmisst die Kugelzelle der LUVINNO sechs Meter!
Ich ahne, dass uns der Ertruser noch vor einige Probleme stellen wird. Seine Herzensbildung ist mangelhaft, und seinen Hang zum Protzen empfinde ich als menschenunwürdig.
Immerhin bin ich Kasoms Vorgesetzter. Ich werde mich bei nächster Gelegenheit vor ihn stellen und ihn im Kommandoton so zurechtweisen, dass seine plumpen Beine vor Furcht zu zittern beginnen.
Draußen beginnt der große Versorgungsreaktor zu donnern. Er ist doppelt so hoch als ich und leistet 20 Megawatt.
Ich habe den Entschluss gefasst, einen verschlüsselten Rafferimpuls an den Regierenden Lordadmiral zu senden. Atlan ist noch nicht über den Ausgang unseres Unternehmens informiert.
Zwanzig Megawatt sind für einen Hyperfunkspruch sehr wenig; aber mit höherer Leistung dürfen wir wegen der Ortungsgefahr nicht arbeiten.
Ich erhebe mich, verschließe meine handschriftlichen Notizen im Schreibtisch und schreite nach draußen.
Die Besatzung der LUVINNO ist noch in voller Alarmbereitschaft. Vor der durchsichtigen Druckblase, die uns von den Fluten des Ozeans trennt, treiben Ungeheuer ihr Wesen. Sie schwimmen heran, prallen gegen die Panzerplastfolie und bringen sie zum Erzittern.
Ein junger Mann der Besatzung ist ohnmächtig geworden. Die Ärzte bemühen sich um ihn. Mir wird mitgeteilt, der Besinnungslose hätte direkt in den Rachen eines wenigstens zwei Meter langen Seeungeheuers geschaut.
Beunruhigt begebe ich mich zum Funkraum. Die Brüder springen auf und nehmen Haltung an. Ich sehe auf sie nieder, grüße und überprüfe dann den vorbereiteten Spruch, der noch gerafft und verschlüsselt werden muss.
Wieder einmal wird mir bewusst, welche Verantwortung ich als Kommandant des Stützpunktes zu tragen habe. Ich lasse den Streifen durch meine Finger gleiten und erinnere mich an den Beginn dieses Einsatzes, der – nach Perry Rhodans Worten – über Sein oder Nichtsein der Menschheit entscheiden konnte.
Anfänglich hatte ich Rhodans Definition nur mit einem ungläubigen Lächeln zur Kenntnis genommen, obwohl ich sehr genau weiß, dass dieser große und verehrungswürdige Terraner niemals übertreibt.
Schon wenig später aber erkannte ich, dass der Großadministrator eher unter- als übertrieben hatte. Es ging um die Existenz der Menschheit.
»Sendung in einer Viertelstunde«, sage ich zum Orteroffizier des Sigakreuzers, der von der Bruderschaftsregierung für den Spezialeinsatz zur Verfügung gestellt worden war.
Anschließend gehe ich zum Schlafsaal der Terraner hinüber. Die vier unglücklichen Erdgeborenen sind von dem umweltangepassten Ertruser in eine Ecke gepresst. Die behandelnden Ärzte tragen Ohrenschützer, denn Kasoms Schnarchkonzert ist so laut, dass die überempfindlichen Gehörorgane eines Siganesen davon zerstört werden können.
Ich presse die Handflächen über die Ohren. Nachdem ich vergeblich versucht habe, Kasom durch Rufe aus dem Schlaf zu reißen, ziehe ich mich zurück. Das Schnarchgetöse wird leiser.
Dr. Albu folgt mir auf dem Fuße. Ächzend zieht er jenseits der Schall-Schutzwand die Polster von den Ohren. Sein schwarzes Haar, so seidig und locker wie meins – also ein Zeichen vornehmer Herkunft – ist schweißdurchnässt.
»Ich werde dich ablösen lassen, Bruder«, sage ich mitleidig. »Du solltest zukünftig nicht mehr versuchen, dem Ertruser die Stirn abzutupfen.«
Albu nickte erschöpft. Er ist 51 Jahre alt und erst vor knapp zwölf Monaten großjährig geworden. Jünglinge von seiner Art müssen behutsam behandelt werden.
»Ich werde mit den Technikern sprechen«, meint Albu mit wiederkehrender Energie. »Die Abwässer des Riesen, Körperausscheidungen aller Art, müssen beseitigt werden. Wir benötigen ein Pumpwerk. Ich bitte um Entschuldigung, Dinge medizinischer Art erwähnt zu haben.«
Albu sieht errötend zur Seite. Ich klopfe ihm wohlwollend auf die Schulter.
»Ich werde es veranlassen, mein Freund. Bemühe dich nicht. Bis später!«
Ich gehe in mein Quartier zurück. Als Kommandant des Stützpunktes hat man vielerlei Dinge zu tun. Die Nahrungsbeschaffung für die Terraner ist problematisch. Wahrscheinlich werde ich einige verwegene Männer meines Volkes zum Fischfang nach draußen schicken müssen. Melbar Kasom benötigt bei seinem Körpergewicht von 16,3 Zentnern eine tägliche Ration von etwa dreißigtausend Kalorien. Mit Konzentraten allein ist ihm nicht gedient. Ich kenne schließlich den Appetit dieses »Spezialisten«, von dem behauptet wird, er äße die USO arm.
Nun aber will ich meine Vorstellung beenden. Der Dienst ruft.
Mit herzlichen Grüßen bin ich
1.
»Manöveralarm, alle Mann auf Station – Manöveralarm, Stationen besetzen.«
Die dröhnende Lautsprecherstimme traf mich mit der Wucht eines Keulenschlages. Ich fuhr von der Luftmatratze auf, sah mich verwirrt um und presste die Handflächen gegen meine Ohren, um das Getöse wenigstens etwas mildern zu können.
Es dauerte einige Augenblicke, bis ich wieder normal hören konnte. Die Geräusche an Bord der kosmischen Außenstation waren mir bereits vertraut. Ich konnte sie einigermaßen ertragen. Wenn allerdings die riesigen Kraftwerke der ESS-1 anliefen, war es ratsam, die Kopfschützer überzuziehen.
Das Tosen ließ nach. Jemand rannte an meiner provisorischen Behausung vorbei, die ich mir in einer Ecke des Rechenraumes II eingerichtet hatte.
Ich ging vor den wirbelnden Füßen in Deckung, wartete die Druckwelle ab und richtete mich dann wieder auf.
Der Rechenraum war leer. Die Geräte standen still. Sie begannen nur dann zu laufen, wenn die mathematische Zentrale wegen Überlastung auf die positronischen Zusatzgehirne der Nebenstation umschaltete.
Da dies nicht geschah, so war daraus zu folgern, dass ESS-1 weder angegriffen noch sonstwie behelligt wurde.
Ich schaute auf die Uhr. Es war 12:46 Uhr am 10. Juli 2327 Standardzeit. Die Lautsprecher dröhnten immer noch. Unter meinen Füßen begann der Boden zu erzittern. Da wurde mir klar, dass die Ankunft meines Teams bevorstand.
Ich räusperte mich gemessen, nahm einen Spiegel aus meinem Gepäck und betrachtete meine stattliche Gestalt. Die Uniform saß tadellos. Männer meines Volkes müssen immer auf größte Sauberkeit bedacht sein. Wenn man schon so klein ist, dass unvernünftige Mitmenschen dummdreiste Witzeleien nicht unterlassen können, so sollte man wenigstens in seiner äußeren Erscheinung keinen Anlass zu begründeten Rügen geben.
Mein Gepäck bestand nur aus einer Tragtasche. Außer der eleganten Ausgehuniform, die ich zum Zeitpunkt meiner überstürzten Abreise getragen hatte und den notwendigsten Habseligkeiten hatte ich nichts bei mir.
Ich ließ die Luft aus der für meine Körpergröße berechneten Matratze, reckte mich und dachte schaudernd an den langen Weg, der nun wieder einmal vor mir lag.
Die kosmische Geheimstation ESS-1 war auf der Kugelzelle eines Schlachtschiffes aufgebaut worden. Es stammte noch aus der Hinterlassenschaft der arkonidischen Eroberer und hatte demnach für den aktiven Einsatz nicht mehr getaugt. Lordadmiral Atlan hatte das Schiff zum Umbau zur Verfügung gestellt, aber seine gigantischen Ausmaße waren dadurch nicht verringert worden.
Schon großgewachsene Terraner beginnen zu stöhnen, wenn sie ein achthundert Meter durchmessendes Raumfahrzeug zu Fuß durchstreifen müssen. Infolge der Umbauarbeiten waren viele der ehemaligen Lifts und Transportbänder weggefallen. Für mich bedeutete ein Gang zur Befehlszentrale einen Marsch von wenigstens einer Stunde. Außerdem musste ich immer auf der Hut sein, um nicht von einem unaufmerksamen Tölpel zertrampelt zu werden.
In klarer Erfassung der Sachlage zog ich meine atomare Impulswaffe, stellte sie auf schwächste Leistung ein und schob die Sicherung auf die Rotmarke. Wahrscheinlich würde ich mehr als einem Besatzungsmitglied der ESS-1 einen Warnschuss vor die Füße feuern müssen, wenn ich nicht das Schicksal eines Wurmes erleiden wollte, der sich ausgerechnet unter der Schuhsohle eines Terraners sein Ruheplätzchen ausgesucht hat.
Damit will ich selbstverständlich nicht sagen, dass ich mich für einen Wurm halte! Ich bin immerhin 22,21 Zentimeter groß und wiege fast ein Kilogramm! Außerdem würde es mich sehr schmerzlich berühren, wenn Sie auch nur einen Augenblick lang auf die Idee kämen, Spezialist Lemy Danger mit einem dummen Geschöpf zu vergleichen.
Das Tosen der Leistungsreaktoren verstärkte sich. Ich konnte mir vorstellen, was nun weit über mir geschah. Der Transmitterbogen wurde aufgebaut. Dazu muss ich erwähnen, dass die Eastside-Station Nr. 1, kurz ESS-1 genannt, nichts anderes war, als eine fliegende Sende- und Empfangszentrale für hyperenergetische Transportgut-Beförderung.
Um den akonischen Großtransmitter aufbauen zu können, war es erforderlich gewesen, die obere Kugelhälfte des Schiffes völlig umzugestalten. Die Waffenleitstellen waren entfernt worden, um Platz für die neuen Anlagen zu schaffen.