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Sie springen Lichtjahr um Lichtjahr - bis die Terraner neugierig werden... Am 10. Mai des Jahres 2328 irdischer Zeitrechnung schließt Perry Rhodan, der Großadministrator des Vereinten Imperiums der Menschheit und seiner galaktischen Verbündeten, mit den völlig geschlagenen Blues vom Planeten Gatas einen Friedensvertrag. Das Ende der galaxisweiten Auseinandersetzung mit den Gatasern bedeutet einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte aller Völker der Milchstraße, denn nun, da die gefährliche Bedrohung für den Bestand von Perry Rhodans Galaktischer Allianz nicht mehr existiert, muß es sich erst erweisen, ob die G. A. auch in Friedenszeiten einen inneren Zusammenhalt besitzt. Es scheint, als habe sich Perry Rhodan zuviel von der Allianz der galaktischen Völker erhofft. Kaum ist der Krieg beendet, da tanzt man schon aus der Reihe - und DIE TODESKANDIDATEN VON AKON beginnen ihr Werk der Vernichtung...
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Nr. 178
Die Todeskandidaten von Akon
Sie springen Lichtjahr um Lichtjahr – bis die Terraner neugierig werden ...
von KURT MAHR
Am 10. Mai des Jahres 2328 irdischer Zeitrechnung schließt Perry Rhodan, der Großadministrator des Vereinten Imperiums der Menschheit und seiner galaktischen Verbündeten, mit den völlig geschlagenen Blues vom Planeten Gatas einen Friedensvertrag.
Das Ende der galaxisweiten Auseinandersetzung mit den Gatasern bedeutet einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte aller Völker der Milchstraße, denn nun, da die gefährliche Bedrohung für den Bestand von Perry Rhodans Galaktischer Allianz nicht mehr existiert, muss es sich erst erweisen, ob die G. A. auch in Friedenszeiten einen inneren Zusammenhalt besitzt.
Die Hauptpersonen des Romans
Fred Heidinger, Jay Fenwick und Lester Pitts – Überlebende eines Schreckwurm-Transporters.
Ak-Ther Chaan, Kerim Chmal und Adan – Die Todeskandidaten von AKON.
Themul Paiin – Er überwacht die Todeskandidaten.
Oberst Peter Whitman – Ein terranischer Flottenkommandant, dem weitreichende Vollmachten erteilt werden.
1.
Fred Heidinger betrachtete mit Wohlgefallen die völlig glatte Grasfläche, auf der er den Koloss der AKOLUS soeben sicher gelandet hatte. Er nahm die Hand vom Hauptschalthebel und drehte sich um. Er wollte eine Bemerkung über die gelungene Landung machen, aber bevor er dazu kam, explodierte ihm der Boden unter den Füßen.
Von einer Sekunde zur andern versank die Welt im Chaos. Weiße, wabernde Lichtflut brach von den Bildschirmen. Krachender Donner sprengte die Trommelfelle. Fred Heidinger bekam einen mörderischen Schlag gegen den Schädel. Er wurde von den Beinen gerissen und davongeschleudert. Sekundenlang verlor er die Übersicht. Er wusste nicht mehr, was um ihn herum vorging – nur noch, dass etwas schiefgegangen war!
Er krallte sich irgendwo fest und brachte es fertig, den neuen Standort bis zum Ende der Katastrophe zu halten. Der Lärm ebbte ab. Das Schiff kam wieder zur Ruhe. Die Bildschirme hatten aufgehört zu arbeiten. Das Licht war erloschen. Dunkelheit herrschte ringsum.
Dann flackerten die Röhren der Notbeleuchtung. Fred kam taumelnd auf die Beine. Vor ihm lag Jerome Chapis, sein Erster Offizier, auf dem Rücken und den Kopf in einem unnatürlichen Winkel zur Seite gedreht. Leer starrten seine Augen an Fred vorbei.
Fred stieg über ihn hinweg. Der Fußboden führte steil in die Höhe. Fred klammerte sich an eine Stützsprosse in der Wandverkleidung und verschaffte sich festen Halt. Er sah sich um. Der Kommandostand war eine Wüste von Trümmern. Die Schaltpulte umgestürzt und aus den Halterungen gerissen. Unter einem Wust verbeulter Bleche ragte ein Arm hervor. Der Ärmel der Montur war zerschlissen und blutig.
Trevor Shane, der Funker!
Fred schüttelte wütend den Kopf, um das lästige Singen in den Ohren loszuwerden. Ringsum knisterte und knackte es in den Wänden. Fred fing an, laut vor sich hinzufluchen. Es war gut, die eigene Stimme zu hören. Das machte Mut.
Einer der Trümmerhaufen geriet in Bewegung. Die Hälfte eines Schaltpults folgte dem Zug der Schwerkraft und rutschte den schiefen Fußboden herunter. Polternd kam sie in dem Blechgewirr zum Halten, unter dem Trevor Shane lag. Danach war Trevors Arm nicht mehr zu sehen, aber dort, wo früher das halbe Pult gelegen hatte, war mittlerweile Jay Fenwicks rundes, zerschundenes Gesicht zum Vorschein gekommen.
»Mein Gott ...!«, stöhnte Jay.
Fred stieß sich den Zeigefinger ins rechte Ohr und fing an zu bohren. Das Singen ließ nicht nach.
»Kannst du allein da 'raus?«, fragte er Jay.
Jay starrte ihn nur an.
»Hörst du das?«, murmelte er. Sein klobiger Schädel ruckte hin und her. Dann, schreiend und von Angst gepeitscht: »Fred, hörst du das? Strahlenalarm!«
Fred nahm den Finger aus dem Ohr. Deswegen konnte er das Singen nicht loswerden. Es kam nicht von innen. Es waren die Sirenen des Strahlenalarms – draußen, irgendwo in einem weniger schwer beschädigten Teil des Schiffs.
»Technik an Kommandostand! Technik an Kommandostand!«, sagte ein Lautsprecher. »Ist da noch jemand?«
»Ja!«, schrie Fred. »Was ist los?«
»Wir sind auf einer Bombe gelandet. Das Ding ging in die Luft, als wir aufsetzten. Das Schirmfeld hat mehr als neunundneunzig Prozent der Wirkung abgehalten. Der Rest kam durch. Die Schirmfeldgeneratoren arbeiten nicht mehr. Das Feld wird aus Vorräten gespeist. In zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten ist es hin. Die Bombe hat einen Kernbrand gezündet, der sich vom Explosionsort nach allen Richtungen hin ausbreitet. Ein Beiboot ist noch intakt, aber wir müssen in einer Viertelstunde draußen sein, sonst hilft es uns nichts mehr.«
Fred krallte sich so fest an die Strebe, dass ihm die Nägel die Handfläche aufrissen.
»Evakuieren!«, knurrte er. »So schnell wie möglich. Beiboot startet in einer Viertelstunde – egal, wer bis dahin an Bord ist. Ranghöchster Offizier oder Unteroffizier übernimmt das Kommando. Auf die Ladung wird keine Rücksicht genommen. Klar?«
»Klar, Fred! Danke und aus!«
Jay hatte sich inzwischen unter dem restlichen Gerümpel hervorgearbeitet. Rutschend und stolpernd kam er den Abhang herunter. Fred schloss sich ihm an. Es graute ihm, wenn er an die Ladung dachte – und die Folgen, die daraus entstehen konnten, dass man sie im Schiff ließ. Der Himmel mochte wissen, was der Kernbrand daraus machen würde, wenn das Schirmfeld erst einmal zusammengebrochen war.
Dabei war Fred nicht einmal so sicher, ob er sich darüber überhaupt Gedanken zu machen brauchte. Er hatte den Technik-Offizier angewiesen, das Beiboot in genau einer Viertelstunde zu starten.
Und er war keineswegs sicher, ob es Jay und ihm gelingen würde, bis dahin den Hangar zu erreichen.
*
Die Entwicklung, die zu solchen Ereignissen führte, hatte geraume Zeit früher und an einem Ort begonnen, zu dem Fred Heidinger keine Beziehungen hatte. Die Serie der Ereignisse war zunächst statistischen oder doch ziemlich willkürlichen Regeln gefolgt, bis Zufall und Ironie das von zwei Seiten her begonnene Werk schließlich damit krönten, dass sie beide Phänomene, die Explosion der Kernbrand-Bombe und die Landung der AKOLUS, am gleichen Punkt der Raum-Zeit erzeugten.
Wirklich begonnen aber hatte es so ...
*
Am achtzehnten Tag des Fünfteljahres Shahalom stand Ak-Ther Chaan, der Wissenschaftler, auf der hauchdünnen, vollkommen durchsichtigen Scheibe eines kreisförmigen Antischwerkraftfeldes von nicht mehr als einer halben Mannslänge Durchmesser. Um ihn herum war die glatte, von unsichtbaren Lampen hell bestrahlte Wand des schmalen Schachts, in den das Feld eingepasst war. Der Schacht war dicht über Aks Kopf zu Ende.
Unter dem Feld jedoch reichte er endlos weit in die Tiefe.
Ak war kaum mehr Herr seiner Sinne. Er hatte über Exekutionsschächte gehört. Er wusste, dass man kilometerweit stürzte, bei hellem Bewusstsein und ungewiss, wann das Ende käme. Er war immer der Ansicht gewesen, dass für ein Volk wie das seine eine solche Art der Hinrichtung barbarisch sei. Er hatte auch aus seiner Meinung kein Hehl gemacht.
Er hatte nichts erreicht. Die Exekutionsschächte gab es immer noch. Nur stand er jetzt selbst über einem – unter den Füßen das schwache Antigravfeld, das sie gleich ausschalten würden.
Er wusste, dass sie ihn beobachteten. Die glatte Wand verbarg eine Tür, sie hatte Platz für mehr als ein Dutzend Horch- und Sichtgeräte. Nur das Bewusstsein, dass man ihn sah, bewahrte Ak vor dem Zusammenbruch. Er biss die Zähne in die Lippen und versuchte das Zittern der Knie zu unterdrücken. Er wagte nicht, die Hand zu heben und sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen, aus Angst, die Bewegung könnte zu hastig ausfallen.
Wenn sie sich nur nicht soviel Zeit ließen!
Er zwang sich dazu, in den Schacht hinunterzusehen. Von hier aus wirkte er endlos. Es würde lange dauern, bis er unten aufschlug. Wie lange? Er machte einen verzweifelten Versuch, das Problem von der analytischen Seite her anzugehen, und nahm sich vor, während des Sturzes zu zählen.
Es gelang ihm nicht, sich abzulenken. Die Angst saß ihm im Nacken.
In einem plötzlichen Entschluss drehte er sich um und fing an, gegen die Wand zu trommeln. Er schrie. Er klopfte sich die Fäuste wund. Er wollte leben! Was hatte er schließlich verbrochen? Nichts!
»Sie möchten da gerne 'raus, nicht wahr?«, sagte plötzlich eine ruhige Stimme.
Ak zuckte zusammen und sah sich um. Wie dumm von ihm! Sie hatten ihre Geräte überall, und einen gut getarnten Lautsprecher konnte niemand finden.
»Ja, natürlich!«, krächzte er.
»Gut. Wir geben Ihnen eine Möglichkeit.«
»Ja ...?«
»Sie werden eine lange Reise unternehmen, mit zwei anderen Leuten zusammen, die ebenfalls den Tod verdient haben. Ihre Aussicht, von dieser Reise zurückzukehren, ist nicht viel größer als die, den Sturz in den Schacht zu überstehen. Nehmen wir die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bei dem Sturz in den Schacht ums Leben kommen, als eins an, dann ist Ihre Chance im anderen Falle etwa null-Komma neun neun neun neun ...«
»Das ist mir gleich!«, schrie Ak. »Ich will 'raus!«
Die Stimme zögerte eine Weile.
»Angenommen«, antwortete sie dann. »Verlassen Sie den Schacht. Man wird Sie einweisen.«
*
Sie erklärten ihm überhaupt nichts. Sie nahmen ihn in die Mitte, vier schwerbewaffnete Polizisten, und verfrachteten ihn in einen gelblackierten Gleiter. Der Gleiter benutzte die Sonderbahn der Funkleitstraße und legte die Entfernung von der Strafanstalt bis zum Raumhafen, zu der ein Privatfahrzeug wenigstens einen halben Hauptteil gebraucht hätte, in einem Zehntelteil zurück. Ohne jegliche Kontrolle schoss der Wagen durch eine Öffnung der Pfortenpositronik hindurch auf das Start- und Landefeld hinaus. Ak hatte nie gewusst, wie groß der Hafen eigentlich war. Jetzt bekam er ihn zu sehen. Der gelbe Gleiter brauchte mehr als einen Hauptteil, um das andere Ende zu erreichen. Dort stand einsam und verlassen ein Gigant von einem Raumschiff. Wie alle Konstruktionen der neuen Flotte war es eine stark abgeplattete Kugel. Es ragte wenigstens achthundert Längen weit in den Himmel, und das war mehr, als man selbst vom höchsten Turm auf diesem Planeten sagen könnte.
Die Polizisten machten mit Ak weiter keine Umstände. Sie ließen ihn aussteigen und trieben ihn ein schräges Antigravfeld hinauf, das im unteren Drittel der Schiffshöhe in ein offenes Schleusenluk mündete. Mit seiner Eskorte marschierte Ak eine Zeitlang durch menschenleere Gänge, glitt auf leise summenden Rollbändern entlang und fuhr mit sieben oder acht Etagenaufzügen. Dann wurde vor einer Tür, die sich von den anderen des gleichen Ganges in nichts unterschied, haltgemacht. Die Tür rollte auf. Ak bekam einen derben Stoß und stolperte in den Raum hinter der Tür hinein.
Das Gelass war leicht zu überblicken. An der rechten Seitenwand stand ein dreistöckiges Bett. Es maß rund zweieinhalb Längen und füllte damit die Wand fugenlos aus. In der Mitte des Raumes stand ein Automattisch mit drei Stühlen. Die Tischplatte war kreisrund, und jemand hatte sich die Mühe gemacht, die Stühle in gleichen Abständen voneinander aufzubauen. Links in der Wand gab es eine Tür, die vermutlich zum Waschraum und anderen sanitären Einrichtungen führte. Von der Decke herab strahlte grell eine Gasröhre. In der Wand gegenüber der Tür hing ein quadratischer Bildschirm, wahrscheinlich Ausblick und Sichtsprech zugleich. Der Boden war glatt und kahl. Wände und Decke übrigens auch. Der Eindruck der Gefängniszelle war vollkommen.
Ja – und da waren noch zwei Leute. Sie standen hinter dem Tisch, ein Mann und eine Frau. Sie erwiderte seinen Blick ohne Scheu, fast ein bisschen zu dreist, wie es Ak erschien.
Er musterte den Mann. Der war leichter zu klassifizieren. Schwarzhändler oder sonst irgendein Schieber. Verschlagen. Niedrige Stirn und unsympathischer Blick. Nicht allzu groß, aber kräftig und stiernackig.
»Ich bin Kerim Chmal«, sagte der Stiernackige. »Delikt: Schwarzhandel mit verbotener Ware Klasse eins. Nicht besonders achtenswert. Aber mit dir in einem Boot. Komm dir ja nicht besser vor, verstanden?«
Ak zog die Brauen in die Höhe. Dann wandte er sich der Frau zu.
»Und Sie?«, fragte er.
»Adan, das genügt. Delikt: Rauschgiftvertrieb.«
»Das meine ich nicht. Was halten Sie von Kerims Begrüßung?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Bin seiner Ansicht. Bilden Sie sich nur nichts ein – bloß weil Sie Wissenschaftler sind.«
Ak sah sich kurz um. Die Tür hinter ihm hatte sich längst geschlossen. Die Polizisten waren draußen geblieben. Er trat an dem Tisch vorbei.
»Na schön«, sagte er. »Ich bin Ak-Ther Chaan, Wissenschaftler des zweiten Grades. Delikt: Dekadente Ideologie, wie Sie es nennen. Und wisst ihr was?« Er trat einen Schritt näher auf Kerim zu. »Ich komme mir trotzdem besser vor als ihr beide.«
Er holte aus und schmetterte Kerim die Faust gegen das Kinn. Kerim hob sich ein Stück weit vom Fußboden und stürzte nach hinten über. Ak blieb über ihm stehen, vornübergebeugt und die Hände geballt.
Kerim schüttelte den Kopf und sah ihn verwundert an.
»Schon gut«, murmelte er. »So schlimm war's nicht gemeint.«
*
Ak setzte sich an den Tisch. Kerim erhob sich ächzend. Adan war bis an die Kante des Bettes zurückgewichen. Ihre Augen waren zu schmalen Schlitzen geschlossen.
»Also«, sagte Ak, »hat einer von euch eine Ahnung, was wir hier sollen?«
»Ich nicht«, brummte Kerim und ließ sich auf den zweiten Stuhl fallen.
Ak sah das Mädchen an. Wortlos bewegte Adan die linke Hand ein Stück weit waagrecht durch die Luft. Sie wusste auch nichts.
»Man wird es uns sagen«, schloss Ak. »Weiter ...«
In diesem Augenblick leuchtete der Bildschirm auf. Eine überraschend freundliche Stimme unterbrach Ak mitten im Satz.
»Sie haben recht, Chaan. Man wird es Ihnen sagen. Ich schicke mich soeben dazu an.«
Ak sah auf und gab sich Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Von dem Mann, der zu ihm sprach, waren auf dem Bildschirm nur Kopf und Schulterpartie zu erkennen. Fasziniert betrachtete Ak das Gesicht. Es war lang und schmal, mit einer überdurchschnittlich hohen Stirn. Auf den ersten Blick wirkte es jung. Aber die drei schimmernden Kreise auf der Kragenklappe verrieten den Verbandskommandanten, und Verbandskommandant wurde kein junger Mann.
Das Gesicht war hübsch. Einen Augenblick lang fühlte Ak sich zu dem Fremden hingezogen. Dann begann die Stimme wieder, und ihr süßlicher, überfreundlicher Klang stieß den Wissenschaftler ab.
»Ich bin Themul Paiin, Verbandskommandant mit besonderer Order. Ihr seid drei Todeskandidaten, die sich bereit erklärt haben, für die neue Flotte einen Auftrag auszuführen. Dieser Auftrag wird uns Taugende von Lichtjahren von der Heimat fortführen. Ihr werdet mit einem kleinen Raumfahrzeug auf einem fremden Planeten landen und Bomben auslegen. Ihr werdet die Bomben zünden und euch dann auf den Rückweg machen. Dieses Schiff und eine Reihe anderer werden in angebrachter Entfernung vom Ziel auf euch warten. Eure Chancen, unversehrt zurückzukehren, sind nicht groß. Das Ziel liegt mitten im Gebiet des Vereinigten Imperiums. Die terranische Flotte hat starke Wacheinheiten in der Nähe stationiert. Unsere Schiffe müssen Lichtjahre weit von der Zielwelt entfernt bleiben, um nicht bemerkt zu werden. Den Anflug eures Bootes wird man nicht bemerken, dafür aber die Explosion der Bomben. Die terranischen Wachschiffe werden euch dicht auf den Fersen sein. Es hängt von eurer Geschicklichkeit ab, ob ihr sie abschütteln und ihnen entrinnen könnt. Das Abschütteln ist wichtig für euch. Denn der Verband zieht sich weiter zurück, wenn er Gefahr läuft, durch Verfolgerschiffe entdeckt zu werden.
Man hat euch im Exekutionsschacht gesagt, dass der Ausweg, den ihr wähltet, nicht viel mehr Aussichten zum Überleben bietet als der Schacht selbst. Ihr habt euch so entschieden, also werdet ihr den Auftrag ausführen.«
Es sah so aus, als hätte Themul seine Ansprache beendet. Er lehnte sich zurück. Eine Spanne lang sah Ak die eingenähten Auszeichnungen auf der Brust seiner Montur. Dann, als sei ihm zu guter Letzt noch etwas eingefallen, kam der Kommandant in einer eleganten Bewegung wieder nach vorne zum Aufnahmegerät.
»Noch etwas. Ihr könntet vielleicht auf die Idee kommen, es wäre immer noch besser, jetzt nein zu sagen. Nun ...«, er lächelte grausam, »... im Falle einer verspäteten Ablehnung ist für euch eine andere Todesart vorgesehen. Man wird euch in die innere Konverterzelle sperren, wo eine Strahlungsdichte herrscht, die innerhalb von fünf Tagen tödlich wirkt.«
Der Bildschirm erlosch. Ak starrte vor sich hin auf die Tischplatte. Eine Zeitlang herrschte tiefe Stille. Dann räusperte sich Kerim und brummte: »Da haben wir uns ein Seelchen geangelt ...!«
*
Eine Zeitlang verging, bis Ak seines Zorns Herr wurde. Er stieß den Stuhl mit den Kniekehlen zurück und stand auf.
»Wir werden ein paar Tage unterwegs sein«, sagte er so ruhig, als hätte er Themul nie sprechen hören. »Das erfordert ein paar Regeln, an die wir uns vorläufig halten müssen.« Er musterte das Bett. »Adan, du schläfst ganz oben. Kerim, du nimmst das unterste Bett. Ich ...«
»Einen Augenblick!«, protestierte Kerim. »Ich sehe nicht ein, warum ich ...«
Aks durchdringender Blick brachte ihn zum Schweigen.
»Du wirst von jetzt an alles einsehen, was ich dir sage«, erklärte ihm Ak. »Verstanden?«
Kerim hielt dem Blick stand, aber er gab keine Antwort. Ak fuhr fort: »Ihr wisst ebenso wie ich, dass Themul oder einer seiner Leute uns fortwährend beobachtet und abhorcht. Wir können nichts daran ändern. Aber wir können uns so benehmen, dass sie wenigstens nicht über uns zu lachen haben.«
Er schwieg und starrte vor sich hin. Nach einer Weile erhob Kerim sich seufzend.
»Also gut«, brummte er. »Ich glaube, du hast recht.«
»Natürlich hat er recht!«, antwortete Adans dunkle Stimme. »Er ist überhaupt ein intelligenter Mann. Du hörst doch, Kerim, er ist Wissenschaftler.«
*
»Was ist eigentlich dekadente Ideologie?«, fragte Adan.
Sie saßen am Tisch. Eine der drei täglichen Mahlzeiten war soeben beendet. Die Servomechanik hatte das schmutzige Geschirr abgefahren und in der Zentralsäule des Tisches verschwinden lassen.