Perry Rhodan 182: Drei von der galaktischen Abwehr - Kurt Mahr - E-Book

Perry Rhodan 182: Drei von der galaktischen Abwehr E-Book

Kurt Mahr

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Beschreibung

Sie kennen das Geheimnis von Plophos - deshalb wartet der Tod auf sie... Seit dem 2. November 2328 kursiert die Nachricht vom Tode Perry Rhodans, Atlans und Reginald Bulls in der Galaxis. Die Unbekannten, die diese Meldung verbreiten, können auch mit Bildern von der völlig zerstörten CREST, des ehemals stolzen Flaggschiffs der Solaren Flotte, aufwarten. In Terrania weiß man, daß sich die drei wichtigsten Persönlichkeiten des Vereinten Imperiums zum fraglichen Zeitpunkt tatsächlich auf der CREST aufhielten. Die Todesnachricht läßt sich nicht dementieren, denn die Verschollenen, die sich - wie die Leser wissen - im Gewahrsam des Obmannes von Plophos befinden, können kein Lebenszeichen übermitteln. Während die Galaktische Allianz sich langsam, aber unaufhaltsam aufzulösen beginnt und die Mitglieder dieses Bundes in zunehmendem Maße ihre eigenen Interessen verfolgen, gehen Allan D. Mercants Agenten jeder Spur nach... Im Zuge dieser Maßnahmen erhält auch Arthur Konstantin auf Plophos einen Befehl - und DREI VON DER GALAKTISCHEN ABWEHR setzen alles auf eine Karte!

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Nr. 182

Drei von der Galaktischen Abwehr

Sie kennen das Geheimnis von Plophos – deshalb wartet der Tod auf sie ...

von KURT MAHR

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Epilog

Impressum

Seit dem 2. November 2328 kursiert die Nachricht vom Tode Perry Rhodans, Atlans und Reginald Bulls in der Galaxis. Die Unbekannten, die diese Meldung verbreiten, können auch mit Bildern von der völlig zerstörten CREST, des ehemals stolzen Flaggschiffs der Solaren Flotte, aufwarten.

In Terrania weiß man, dass sich die drei wichtigsten Persönlichkeiten des Vereinten Imperiums zum fraglichen Zeitpunkt tatsächlich auf der CREST aufhielten. Die Todesnachricht lässt sich nicht dementieren, denn die Verschollenen, die sich – wie die Leser wissen – im Gewahrsam des Obmannes von Plophos befinden, können kein Lebenszeichen übermitteln.

Während die Galaktische Allianz sich langsam, aber unaufhaltsam aufzulösen beginnt und die Mitglieder dieses Bundes in zunehmendem Maße ihre eigenen Interessen verfolgen, gehen Allan D. Mercants Agenten jeder Spur nach ...

Im Zuge dieser Maßnahmen erhält auch Arthur Konstantin auf Plophos einen Befehl – und DREI VON DER GALAKTISCHEN ABWEHR setzen alles auf eine Karte!

Die Hauptpersonen des Romans

Oberst Arthur Konstantin – Polizeichef und Spion für Terra.

Rhonda Konstantin – Sie ahnt nichts von dem eigentlichen Beruf ihres Mannes.

Felip Ardez und Peder Felje – Zwei Raumfahrer die in falschen Verdacht geraten.

Iratio Hondro – Präsident des Eugaul-Systems.

Kato Jennsen und Iko Kainnen

1.

»Ich möchte ihn behalten!«, erklärte Duval mit heiserer, aber fester Stimme und sah seinem Vater dabei in die Augen.

Duval hatte seit drei Tagen eine Erkältung, an der der Brizz schuld war. Da ihn das Sprechen schmerzte, machte er seitdem den Mund nur zum Essen auf, oder wenn er etwas besonders Wichtiges zu sagen hatte.

»Ich auch!«, krähte Patite und klatschte voller Begeisterung in die Hände.

Art Konstantin sah hinüber zu seiner Frau, die, den Stuhl ein wenig zur Seite geschoben, an dem runden Esstisch vor der runden Fensterwand saß und den Kindern zuschaute.

Rhonda Konstantin war dreißig planetarische, also rund vierundzwanzig Standardjahre alt und eine Frau, um die Art von vielen Männern auf Plophos beneidet wurde. Rhonda war so groß, wie eine gutaussehende Frau sein sollte, eine Figur, deren Anblick einen schwindlig machte, langes, rotblondes Haar und kleidete sich nach der jüngsten terranischen Mode – was besagte, dass die Kleidung ihre natürliche Schönheit noch unterstrich und Art selbst nach sechs Ehejahren noch feststellen musste, er habe keine Frau gesehen, die besser aussah als Rhonda.

Art selbst war ein hochgewachsener, ruhiger Mann ohne auffallende Merkmale außer vielleicht dem, dass es unmöglich war, sein Alter zu schätzen. Je nachdem, in welcher Lage und unter welchen Umständen man ihn beobachtete, mochte er entweder fünfundzwanzig, vierzig oder fünfzig Jahre alt sein. Die Wahrheit lag irgendwo mittendrin. Art war zweiunddreißig.

Von den beiden Kindern schien Patite, die Dreijährige, nach ihrer Mutter zu werden. Sie war die Art von Kind, die das ganze Porzellan zertrümmern und mit weiter nichts als einem drohend erhobenen Zeigefinger davonkommen kann – ganz einfach, weil sie so hübsch und süß war. Duval dagegen mit seinen fünf Jahren war ganz Mann. Gewöhnlich gab er sich ernst. Und im Augenblick hatte er infolge seiner Erkältung noch eine rote Nase, als tränke er heimlich.

Die Szene spielte sich am Abend eines ungewöhnlich kalten Vorfrühlingstages im Hause der Konstantins am Rande der Stadt Four Rivers auf dem Kolonie-Planeten Plophos ab. Art war vor zwei Stunden vom Dienst heimgekommen. Wie immer, hatte er sich mit den Kindern befasst, denn in wenigen Minuten war Abendessenszeit, und danach winkte für Duval und Patite das Bett. Es waren diese zwei Stunden des Tages, die Art am meisten liebte. Er war Erdgeborener und verhältnismäßig spät nach Plophos gekommen. Als er Rhonda heiratete, drückten die Ärzte ihre Besorgnis aus, das Paar werde womöglich niemals Kinder haben können. Dreihundert Standardjahre waren verstrichen, seitdem Rhondas Vorfahren die Oberfläche des Kolonie-Planeten zum ersten Mal betreten hatten. Rhonda gehörte zur elften Generation. Veränderte Umweltbedingungen, erklärten die Ärzte, hätten zu einer Änderung der Erbmerkmale geführt. Insbesondere habe die härtere kosmische Strahlung, die vom Zentralgehirn des Plophos-Systems ausging, die Genstruktur der Chromosomen tiefgreifend umgewandelt. In der Tat waren viele der ursprünglichen Siedlergeschlechter ausgestorben, weil sie sich an die neue Umwelt nicht gewöhnen konnten und negative Erbmerkmale hervorbrachten. Die, die überlebten, stellten eine neue Rasse dar.

Art hatte die Bedenken in den Wind geschlagen. Damals war es ihm gleichgültig, ob Rhonda und er jemals Kinder haben würden. Er wollte Rhonda, das war alles. Ein Jahr später wurde Duval geboren, und die Ärzte hatten etwas zum Nachdenken. Patites Geburt bestätigte schließlich, dass die Toleranzen, innerhalb deren die Biologie des Erdmenschen die Pflicht des Überlebens erfüllen konnte, offenbar größer waren, als man bisher angenommen hatte.

Art Konstantin also war ein glücklicher Mensch, und die beiden Stunden im Kreis seiner Familie, während deren er mit seinen Kindern im behaglich eingerichteten Wohn- und Esszimmer umhertollte, gehörten zu den Dingen seines Lebens, die ihn glücklich machten.

Duvals Energie und Patites Begeisterung galten übrigens einem merkwürdigen, winzigen Wesen, das Art, als er nach Hause kam, aus der Tasche gehoben und auf den Boden gesetzt hatte. Auf den ersten Blick wirkte es wie eine Missgeburt. Der Kopf mit den großen Augen hatte etwa denselben Umfang wie der restliche Körper. Das ganze Gebilde war etwa acht Zentimeter lang, hüpfte auf zwei springgewaltigen Hinterbeinen wie eine Heuschrecke umher, trug ein mausgraues, weiches Fell und quiekte in hohen, schrillen Tönen.

»Was ist es?«, wollte Rhonda wissen.

Art zuckte mit den Schultern.

»Ich habe es von einem Straßenhändler gekauft«, antwortete er. »Er behauptet, es käme von einem fremden, geheimnisvollen Planeten. Wahrscheinlich hat er es irgendwo draußen im Wald gefangen.« Er lachte, um die Befangenheit zu unterdrücken, die ihn jedes Mal befiel, wenn er seine Frau anlügen musste.

»Wie heißt es?«, fragte Duval.

»Er nannte es Tecko«, sagte Art. »Ich weiß nicht, ob das sein Name ist oder eine Gattungsbezeichnung.«

»Und ich kann es behalten?«, rief Patite.

»Nein, mein Schatz, das kannst du nicht«, belehrte sie Rhonda sanft. »Papa wird es mit sich tragen. Er braucht schon lange einen Talisman.«

Patite fing an zu schluchzen.

»Wozu braucht man einen Talisman?«, fragte Duval.

»Gegen die Pestschlangen«, erklärte Rhonda. »Sie sind acht Meter lang, und wenn sie einen erwischen, dann schlingen sie sich um einen und drücken einem die Luft ab. Wenn man aber trotzdem davonkommt, kriegt man kurze Zeit später eine Hautkrankheit, die sich wie die Pest ausbreitet und gegen die es nur furchtbar teure Medikamente gibt.«

»Aber wie kann ein so kleines Tier«, krächzte Duval in aufgeregtem Protest, »einem gegen eine so große Schlange helfen?«

»Früher«, sagte Rhonda, »waren es wirklich ganz winzige Tiere, die den Menschen gegen die Pestschlangen halfen. Sie spritzten einen Saft aus, der die Schlange tötete, bevor sie den Menschen noch anfallen konnte.«

»Aber es waren keine Teckos, wie?«, erkundigte sich Duval misstrauisch.

»Nein.«

»Wozu braucht Papa dann ...«

»Es gibt keine Pestschlangen mehr«, unterbrach ihn Rhonda geduldig. »Also brauchen die Menschen eigentlich keine Beschützer mehr. Aber die Sitte hat sich eingebürgert, und die meisten tragen immer noch irgendein kleines Tier mit sich herum. Sie nennen es ihren Talisman. Das Ganze hat keine praktische Bedeutung mehr. Man nennt es Tradition, verstehst du?«

Duval schüttelte den Kopf.

»Nein«, sagte er.

Art musste lachen. Im selben Augenblick sagte der Tecko: »Sie haben Gerrimer umgebracht.«

*

Art verschluckte sich und fing an zu husten. Hinter der vorgehaltenen Hand musterte er Rhonda und die beiden Kinder. Sie schienen nichts gehört zu haben. Patite schluchzte immer noch, Duval sah verdrossen vor sich hin, und Rhonda beschäftigte sich mit ihren Fingernägeln.

»Wer hat Gerrimer umgebracht?«, fragte er unhörbar zurück.

»Das weiß ich nicht. Sein Signal brach plötzlich ab.«

Der Tecko hupfte munter auf dem Fußboden hin und her. Die Kinder beachteten ihn nicht mehr, weil sie ihn nicht behalten durften.

»Von woher kam das Signal zuletzt?«

»Nähe Stadtmitte.«

»Sind Kup und Adrian noch in Ordnung?«

»Unveränderte Anzeige.«

»Gut. Die Sache ist gefährlich. Wir müssen ihr sofort nachgehen.«

»Wie schön, dass du selbst daraufkommst. Ich hätte es dir sonst sagen müssen.«

»Du bist ein unverschämtes Mistvieh«, sagte Art lautlos und griff nach dem Tecko.

Zwei Sekunden später hatte er ihn in seiner Tasche verstaut und stand auf.

»Ich muss noch einmal fort«, sagte er zu Rhonda, die ihn erstaunt ansah. »Hab' was Wichtiges vergessen.«

Rhonda begleitete Art zur Tür.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie leise.

Art lachte.

»Keine Angst, Schöne. Ich bin bald wieder hier. Muss nur schnell ins Büro ... vielleicht noch ein Abstecher zum vierzehnten Bezirk, das ist alles.«

Rhonda lächelte gezwungen.

»Musste ich mir ausgerechnet einen Polizisten aussuchen?«

Art gab ihr einen Kuss, der hastiger ausfiel als sonst. Dann lief er über den gefrorenen, raschelnden Rasen hinüber zur Garage, in der die beiden Gleiter standen. Im Laufen legte er die Hand auf die Tasche, in der der Tecko steckte. Wieviel war das Tier jetzt noch wert?

Jetzt, nachdem sie Gerrimer umgebracht hatten, der ihm den Tecko verkauft hatte?

*

Das Polizeipräsidium lag an der Straße nach Paris. Diese Straße durchzog die Stadt in ihrer ganzen, vom Lauf der vier Flüsse bestimmten Länge. Sie war mit mehreren Funkleitbändern ausgelegt, und außer auf den beiden Außenbahnen bewegte sich der Verkehr auf ihr mit einer Mindestgeschwindigkeit von 100 km/h.

Art nahm das Zentralband und schoss mit etwa 200 km/h dahin. Das Polizeipräsidium war eines der wenigen Ziele in Four Rivers, auf das die kürzlich eingerichtete Adressomatik ansprach. Art hatte die Kodenummer des Präsidiums in die Wählscheibe gedreht und dem Autopiloten überlassen, das Ziel zu finden. Er hatte ein paar Minuten Zeit zum Nachdenken, aber seine Gedanken jagten einander, und es gelang ihm nicht, sich aus der Lage ein Bild zu machen.

Gerrimer war also tot. Erst am Tag zuvor hatte Art auf dem üblichen Weg die Nachricht erhalten, er werde am 9. November, also heute, Gerrimer in der Montur eines Straßenhändlers an der Ecke Straße nach Paris/Weg nach Boston finden. Gerrimer hielt, so besagte die Information, kleine Tiere zum Verkauf. Er, Art, war angewiesen, den Tecko zu kaufen und sich das winzige Gerät, das er als Freigabe dazu erhielt, in die vorbereitete Hautfalte hinter dem rechten Ohr zu stecken.

Art war den Anweisungen gefolgt und hatte mit dem Tecko eine Anzahl überraschender Erfahrungen gemacht. Jetzt aber war Gerrimer tot. Hatte das mit dem Tecko zu tun, oder waren sie ihm schon länger auf der Spur gewesen? Art fühlte sich um so unbehaglicher, je länger er über die Dinge nachdachte. Das alles hatte mit dem geheimnisvollen Funkspruch begonnen, dessen Aufzeichnung Art eines Morgens, als er ins Büro kam, dem Speicher seines geheimen Mikroempfängers entnommen hatte. Der Spruch musste über Nacht eingetroffen sein und besagte: »Sehen Zusammenhang zwischen dort und Beauly. Informatiose akut.«

Der Text war unverschlüsselt, da der Spruch selbst in Kode gesandt worden war. Mit »dort« war Plophos gemeint, über die Affäre Beaulys Planet hatte Art aus den routinemäßigen Nachrichtensendungen erfahren, und als Informatiose bezeichnete der Sprachgebrauch des Geheimdienstes einen Notstand, sozusagen eine Krankheit, deren wichtigstes Symptom der Mangel an Informationen war. Der Spruch enthielt also die Anweisung an Art Konstantin, so rasch wie möglich Informationen über den Zusammenhang zwischen der Raumflotte von Plophos und den Geschehnissen auf Beaulys Planet zu liefern.

Bislang hatte Art nichts dergleichen getan. Das politische System, das Plophos beherrschte, machte es so gut wie unmöglich, Aufschluss über die inneren Zusammenhänge der Politik der Regierung zu erlangen – selbst für einen Mann wie Art, der es im Laufe der Jahre bis zum höchsten Polizeioffizier von Four Rivers gebracht hatte.

Dann kam, gestern also, die Anweisung, von einem Straßenhändler den Tecko zu kaufen. Art hatte nicht gewusst, was es mit dem Tier auf sich hatte. Weisungsgemäß hatte er den Tecko in die Tasche gesteckt und gespürt, wie das Tier sich dort flach machte, so dass es von außen nicht zu sehen war. Er hatte das Mikrogerät in die Hautfalte hinter dem Ohr praktiziert und plötzlich eine Stimme gehört, die ihm klarmachte, dass die angeforderten Informationen über den Fall Beaulys Planet unverzüglich beschafft werden müssten und dass der Tecko auf keinen Fall in die Hände eines Unbefugten geraten dürfe. Art war eine Zeitlang verwirrt gewesen, bis er begriff, dass es der Tecko selbst war, der zu ihm sprach. Das Tier hatte anschließend ein paar Erklärungen dazu gegeben, wieso es sich mit einem Menschen verständigen konnte und wozu es da war. Art hatte vor lauter Überraschung nicht viel davon verstanden. Nur, dass er sich mit dem Tecko unterhalten konnte, solange er das Gerät hinter dem Ohr trug, und dass das Tier ein paar Gaben besaß, die ihm nützlich sein würden, das wusste er.

Die nächsten zweieinhalb Stunden waren ereignislos verstrichen. Dann hatte der Tecko die Nachricht von Gerrimers Ermordung gebracht. Art wusste nicht, woher er sie hatte, aber er zweifelte nicht daran, dass sie der Wahrheit entsprach.

Sein Gleiter verließ die Straße und schwang in sanftem Bogen in die unterirdische Garage des Polizeipräsidiums hinunter. Am Eingang der Garage erlosch der Befehl, den die automatische Steuerung bislang befolgt hatte. Art nahm das Steuer selbst in die Hand und dirigierte den Wagen zu dem in der Nähe des Straßenausgangs gelegenen Parkplatz mit der Nummer eins. Er blies die Antigravkissen ab und stieg aus. Direkt hinter seinem Parkplatz lag in der Wand der unterirdischen Halle der Einstieg eines Schwerkraftaufzugs. Art trat hinein und schwebte in die Höhe. Dies war sein Privatlift. Er konnte, wenn er auf der Schaltplatte am Einstieg die notwendigen Einstellungen vornahm, damit jede beliebige Etage des zwanzigstöckigen Gebäudes erreichen. Tat er jedoch nichts dergleichen, dann beförderte ihn der Aufzug auf dem raschesten Wege zum zwanzigsten Stockwerk hinauf und setzte ihn zwei Meter vor dem rückwärtigen Eingang seines Büros ab.

Als Art ausstieg, richtete sich der Strahl einer kräftigen Handlampe auf ihn. Er erschrak, fasste sich aber im nächsten Augenblick und befahl ärgerlich: »Nehmen Sie das Ding weg, Wärter!«

Der Lichtkegel schnellte zur Decke und beleuchtete den kleinen Vorraum mit diffuser Helligkeit.

»Es lebe der Obmann, Herr Oberst«, sagte eine teilnahmslose Stimme. »Tut mir leid, dass ich Ihnen lästig werden musste. Aber es ist nun mal meine Pflicht, hier oben aufzupassen.«

Der Wärter war ein älterer Mann. Er trug eine alte Uniform, die ihm wenigstens um zwei Nummern zu groß war. Der Gurt mit der Waffe hing tief auf den Hüften, als wollte er jeden Augenblick vollends herunterfallen.

Art winkte ab.

»Schon gut, Porg. Es lebe der Obmann. Was ist mit dem Wachrobot?«

Porg machte eine wegwerfende Geste.

»Ach, der. Der ist schon wieder kaputt. Sie sollten ihre Robots lieber von der Erde beziehen, anstatt sie hier selbst zusammenzubasteln. In den letzten drei Wochen ist jeder Robot im Gebäude mindestens einmal ausgefallen.«

Art gab ihm im stillen recht. Plophos' Bemühungen um eine eigene Robotindustrie waren ebenso ehrgeizig wie – wenigstens bisher – stümperhaft.

»Gut, machen Sie weiter, Porg«, empfahl Art freundlich. »Ich habe noch ein wenig zu tun.«

Porg salutierte nachlässig, wandte sich um und schlurfte in den Gang hinaus, der den kleinen Vorraum mit dem Rest der zwanzigsten Etage verband. Art trat in sein Büro.

Er war schon oft mitten in der Nacht hiergewesen. Das gehörte zu seinen Pflichten als oberster Polizeioffizier der Stadt Four Rivers. Er empfand längst nichts mehr beim Anblick des geräumigen, luxuriösen Zimmers, in dem, bevor er hier einzog, ein Mann residiert hatte, der jetzt, nachdem man ihn in einen Zustand offensichtlicher Geistesgestörtheit versetzt hatte, so dass der Obmann ihn suspendieren musste, auf Kosten der Regierung des Imperiums einen geruhsamen Lebensabend verbrachte. Den vorgesetzten Behörden war damals nichts anderes übriggeblieben, den damaligen Stellvertretenden Polizeipräsidenten und Polizeimajor Arthur Konstantin auf den Posten des so plötzlich verrückt Gewordenen zu berufen. Art hatte sich darüber niemals Gewissensbisse gemacht. Er brauchte diesen Posten, um seine Aufgabe erfüllen zu können, und seine Aufgabe diente einem höheren Ganzen als der diktatorischen Regierung der Siedlerwelt Plophos.

Er ließ sich in dem weißen Ledersessel nieder, der hinter seinem quer vor eine der Ecken des Raumes gestellten Arbeitstisch stand und starrte eine Zeitlang auf die breite, dunkle Fensteröffnung, durch die ein paar ferne Lichter der Stadt heraufschimmerten. Ohne sie wirklich zu sehen, streifte der nachdenkliche Blick die Reihe der Aktengestelle, den kleinen runden Tisch in der gegenüberliegenden Ecke und die drei Besuchersessel, die Tür in der Seitenwand, hinter der die Sekretärin ihren Arbeitsraum hatte, und den Umriss des Wandschranks, in dem sich die Speiseautomatik befand, eines der wenigen Robotgeräte, die von der Erde eingeführt wurden und infolgedessen fehlerfrei funktionierten.

Art griff nach der Wählscheibe des Bildsprechgeräts. Mechanisch drehte er eine vierstellige Ziffer. Der kleine Bildschirm oberhalb der Wählscheibe leuchtete auf. Ein grünes, dreieckiges Signal erschien. Das Signal verblasste nach wenigen Sekunden, und das Gesicht eines jungen Mannes erschien.

»Guten Abend«, sagte Art. »Störe ich?«

»Du nie«, grinste der Junge. »Was gibt's?«

»Gerrimer ist tot!«

Das Lächeln auf dem Gesicht des anderen verschwand.

»Wer ...?«

»Keine Ahnung. Hat dein Tecko dir nichts gesagt?«

»Nein.«

Art dachte über die Antwort nach. Das bedeutete, dass er einen besonderen Tecko bekommen hatte. Er als der Leiter des hiesigen Unternehmens. Nicht, dass die Sache dadurch einfacher würde.

»Es sieht nach Ärger aus, Kato«, brummte er. »Halte die Augen offen. Ich gebe dir Bescheid, sobald ich etwas erfahre.«

Kato blieb ernst.

»Okay«, antwortete er und schaltete ab.

Art wählte eine zweite Nummer, abermals vierstellig. Diesmal dauerte es etwas länger, bis er Antwort bekam. Das Gesicht einer Frau erschien.

»Hallo, Süßer!«, flüsterte eine dunkle Stimme.

»Hör' auf mit dem Quatsch«, knurrte Art gereizt. »Gerrimer ist tot. Was weißt du davon?«

Die Frau verzog keine Miene.

»Nichts. Ich glaub's nicht einmal.«

»Wie funktioniert dein Tecko?«

»Der?« Sie lachte. »Das ist das verrückteste, hinterhältigste ...«

»Ja, schon gut. Er weiß nichts von Gerrimer?«