Perry Rhodan 1881: Chaostage - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1881: Chaostage E-Book

H. G. Francis

3,0

Beschreibung

Sie sind Barbaren - und legen die Stadt in Schutt und Asche Seit die Nonggo - gegen den Willen der Menschheit - das Heliotische Bollwerk im Solsystem installiert haben, hat sich für die Terraner einiges verändert: Es kommt zum Kontakt zwischen der Galaxis der Nonggo und der Milchstraße, zu ersten Verhandlungen und zum Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse. Der Oktober 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, was dem Oktober 4876 alter Zeit entspricht, könnte somit eine neue Epoche in der terranischen Geschichte markieren: weit weg vom Streit zwischen den galaktischen Großmächten, hin zu einer Zusammenarbeit verschiedener Galaxien unter dem Dach der nach wie vor ominösen Koalition Thoregon. Wie es scheint, gehören die Terraner - verkörpert durch Perry Rhodan - nun zu dieser Koalition, ohne davon viel mehr zu kennen als einige wenige Angaben. Das Konstituierende Jahr, wie es die Nonggo genannt haben, steht bevor; die Heliotischen Bollwerke sind nur ein technisches Beiwerk. Doch dann läuft wohl aufgrund eines Attentats alles schief. Das Heliotische Bollwerk spielt verrückt, zuletzt vergeht es in einer gigantischen Explosion. Zwei sogenannte Faktordampf-Barrieren bleiben auf der Erde zurück - im Umfeld von Kalkutta und von Terrania. Und die Terraner werden mit neuen Nachbarn konfrontiert. Es sind die Dscherro. Auf den ersten Blick wirken die Fremden wie brutale, kampfeslüsterne Barbaren, deren Ziel es ist, die Erde zu tyrannisieren, die man aber nicht ernst zu nehmen braucht. Doch dass man Barbaren nicht unterschätzen kann, beweisen die Ereignisse des 10. Oktober - in Terrania drohen CHAOSTAGE …

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Nr. 1881

Chaostage

Sie sind Barbaren – und legen die Stadt in Schutt und Asche

von H. G. Francis

Seit die Nonggo – gegen den Willen der Menschheit – das Heliotische Bollwerk im Solsystem installiert haben, hat sich für die Terraner einiges verändert: Es kommt zum Kontakt zwischen der Galaxis der Nonggo und der Milchstraße, zu ersten Verhandlungen und zum Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Der Oktober 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, was dem Oktober 4876 alter Zeit entspricht, könnte somit eine neue Epoche in der terranischen Geschichte markieren: weit weg vom Streit zwischen den galaktischen Großmächten, hin zu einer Zusammenarbeit verschiedener Galaxien unter dem Dach der nach wie vor ominösen Koalition Thoregon.

Wie es scheint, gehören die Terraner – verkörpert durch Perry Rhodan – nun zu dieser Koalition, ohne davon viel mehr zu kennen als einige wenige Angaben. Das Konstituierende Jahr, wie es die Nonggo genannt haben, steht bevor; die Heliotischen Bollwerke sind nur ein technisches Beiwerk.

Doch dann läuft wohl aufgrund eines Attentats alles schief. Das Heliotische Bollwerk spielt verrückt, zuletzt vergeht es in einer gigantischen Explosion. Zwei sogenannte Faktordampf-Barrieren bleiben auf der Erde zurück – im Umfeld von Kalkutta und von Terrania.

Und die Terraner werden mit neuen Nachbarn konfrontiert. Es sind die Dscherro. Auf den ersten Blick wirken die Fremden wie brutale, kampfeslüsterne Barbaren, deren Ziel es ist, die Erde zu tyrannisieren, die man aber nicht ernst zu nehmen braucht.

Doch dass man Barbaren nicht unterschätzen kann, beweisen die Ereignisse des 10. Oktober – in Terrania drohen CHAOSTAGE …

Die Hauptpersonen des Romans

Katie Joanne – Eine kaltblütige Journalistin wittert erneut die Chance ihres Lebens.

Nora Mellors – Eine junge Mutter sucht nach ihrer Familie.

Taka Fellokk – Der Anführer der Dscherro bläst zum Angriff auf Terrania.

Cistolo Khan – Der LFT-Kommissar versucht den Widerstand zu organisieren.

Asman von Kynor

1.

»Wie spät ist es?«

»13:01 am Samstag, dem 10. Oktober 1289 NGZ – wenn du es ganz genau wissen willst.«

»Du übertreibst mal wieder, schließlich weiß ich, welchen Tag und welches Jahr wir haben.«

»Kein Grund zur Aufregung. Ich hatte dich unterbrochen. Wo waren wir stehengeblieben?«

»Bei einem Zitat: Die Gesetzesbücher treffen so viele Vorkehrungen gegen die Gewalt, und unsere Erziehung ist dermaßen in der Absicht geleitet, unsere Tendenzen zur Gewaltsamkeit abzuschwächen, dass wir instinktiv zu den Gedanken geführt werden, dass jede Handlung der Gewalt die Kundgebung eines Rückschritts zur Barbarei sei.«

»Wer hat das gesagt?«

»George Sorel in seinen Réflexions sur la violence.«

»Aber du bist nicht seiner Meinung?«

»Oh, doch. Ich hasse Gewalt. Sie ist für mich tatsächlich Ausdruck der Barbarei.«

»Weil du schwach bist!«

»Du willst mich beleidigen? Das kannst du nicht. Gewaltverzicht ist in meinen Augen auch nicht Schwäche, sondern ein Ausdruck von innerer Stärke.«

*

Das Wesen war etwa eineinhalb Meter groß und an den Schultern – unglaublich! – fast ebenso breit. Es war annähernd humanoid und hatte aufgrund seiner Statur eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Epsaler.

Arved Shoa spürte, wie es ihm beim Anblick dieses Geschöpfes kalt über den Rücken lief. Für ihn war es Gestalt gewordene Gewalt.

Der Fremde hatte ein nahezu vierzig Zentimeter langes Horn auf der Stirn, in sich gewunden wie ein Korkenzieher. Der Hinterkopf war von einer knöchernen Platte bedeckt, in die ein Totenkopf dieser fremden Art eingeschnitzt und mit blau leuchtender Farbe nachgezeichnet worden war.

Die Haut des Wesens war giftgrün, doch war davon nur wenig zu sehen, da der füllige Körper nahezu vollständig von einem Wams mit gelb-schwarzen Streifen bedeckt war. Allerdings stand es an der Brust weit offen, so dass die Kleidung Einblick auf die Muskelstränge gewährte. Sie machten auf einen wenig trainierten Mann wie Arved Shoa einen geradezu erschreckenden Eindruck.

Die stämmigen Beine mit den breiten Füßen steckten in einem hauteng sitzenden, lederartigen Material. Es umspannte sie so eng, dass beinahe jede Hautfalte und die Krallen an den drei nach vorn gerichteten Zehen und der einen nach hinten zeigenden Fersenkralle zu sehen waren. Beide Fersenkrallen waren offenbar als tödliche Waffen eingesetzt worden, denn sie waren blutverschmiert.

Mit rotem Blut. Menschlichem Blut.

Arved Shoa wandte seine Blicke zur Seite. Er ertrug den Anblick dieser Sporne nicht, machte er doch zweifelsfrei deutlich, auf welche Weise die Opfer gestorben waren. Doch es half nichts, sich abzuwenden.

Er verspürte einen unangenehmen Druck in der Magengegend. Die Muskulatur zog sich ihm in diesem Gebiet zusammen, als wollte sie sich schon jetzt dem Dorn entgegenstemmen.

Der Terraner machte sich heftige Vorwürfe.

Beim Prall-Skating und beim Anblick der Faktordampf-Barriere war ihm der Gedanke gekommen, er könne herausfinden, was sich hinter der Barriere verbarg und was aus den 400 Mann geworden war, die dahinter verschwunden waren. Er war rasch über die Absperrungen hinweggeflogen, die Cistolo Khans Soldaten am Rande der Barriere errichtet hatten, und er hatte ebenso alle Verbote ignoriert, die in letzter Zeit ausgesprochen worden waren. Zwar war eine Zone entlang der Barriere eingerichtet worden, aus der ein großer Teil der Bevölkerung evakuiert worden war, aber das alles hatte Shoa nicht beachtet.

Vielleicht hatte ihn seine Sportart in eine Stimmung versetzt, in der sein Urteilsvermögen getrübt war.

Winzige Energiezellen unter den Sohlen seiner Stiefel schufen Prallfelder, die ihn anhoben und etwa zwei Zentimeter über dem Boden schweben ließen. Da die Felder klein waren und punktuell wirkten, gehörten gute Balance und perfekte Körperbeherrschung dazu, sich auf ihnen zu bewegen. Der Körperschwerpunkt musste stets über ihnen bleiben, wanderte er aus ihrem Wirkungsbereich aus, kam es unweigerlich zum Sturz.

Kraft gehörte nicht dazu, diesen Sport auszuüben. Es kam auf das feine Zusammenspiel von Muskeln, Nerven und Sinnen an. Gelang es, sie in Einklang zu bringen, stellte sich ein geradezu euphorisches Erfolgsgefühl ein.

Shoa lag hinter einem Felsen verborgen auf der Innenseite der Barriere, und der Dscherro war keine fünf Meter von ihm entfernt. Er stand neben einer der Flugmaschinen der Fremden, anscheinend eine Art von Truppentransporter, der bis zu fünfzig Kämpfer befördern konnte.

Die Maschinen hatten sich leicht in den trockenen, marsroten Boden gedrückt, der nur von wenigen Flechten überdeckt wurde und ansonsten keine Vegetation zu kennen schien. In langer Reihe stampften die Dscherro heran, um die Flugmaschine zu besteigen.

Hundert Meter weiter stand die nächste Maschine und nicht weit davon die nächste und wahrscheinlich viele weitere, eine schier endlose Kette von Flugmaschinen, die in regelmäßigen Abständen voneinander parkten. Er konnte sie nicht sehen, da sie in nebelhaftem Dunst verborgen waren, doch die Geräusche, die er vernahm, waren eindeutig.

Ob nördlich oder südlich von ihm – überall war es dasselbe.

Ebenfalls in greifbarer Nähe schien die Burg der Dscherro zu sein, wie Arved Shoa das merkwürdige Gebäude nannte. Es erhob sich einige Kilometer hoch wie ein gigantischer Termitenhügel, eine Bastion voller Vorsprünge, Schründe, Plattformen, Einbuchtungen und Unregelmäßigkeiten. Er schätzte, dass auf den größten Plattformen sogar Raumschiffe mit einem Durchmesser von annähernd 500 Metern landen konnten – falls die Fremden überhaupt Raumschiffe besaßen. Das Ganze wirkte doch sehr primitiv und barbarisch.

Das Äußere der Burg bestand offensichtlich aus einer hochwertigen Metalllegierung. Doch das war es nicht, was Shoa einen Schauder des Entsetzens über den Rücken jagte und was ihn bedauern ließ, dass er den Vorstoß unternommen hatte.

Sosehr er als Reporter von dem Anblick des gigantischen Gebildes fasziniert war, so sehr fürchtete er sich. Noch einmal ließ er seine syntronisch gesteuerten Teleskopaugen, die er an einem Tragegurt am Kopf befestigt hatte, vor seinen echten Augen niedergehen. Dann sah er es: Überall an den Außenwänden des Baus waren Trophäen drapiert, von den Skeletten vermutlich getöteter Feinde und Tiere bis hin zu Raumanzügen, Rüstungen, Wracks aller nur denkbaren Gefährte, heraldischen Symbolen, Krimskrams und Waffen – Souvenirs überstandener Kämpfe.

Unter der Burg und dem umgebenden Gelände gab es fraglos ein Netz von unterirdischen Stollen, denn überall tauchten die gedrungenen Wesen wie aus dem Nichts heraus auf. Sie schnellten sich aus dem Boden hervor und eilten zu den Transportfahrzeugen.

Etwa zweihundert Meter von dem heimlichen Beobachter entfernt arbeiteten robotische Maschinen. Da sie sich in den Boden wühlten, ließ ihre Tätigkeit darauf schließen, dass sie die Stollen weiter vorantreiben wollten – unter der Faktordampf-Barriere hindurch in die Stadt Terrania hinein.

Ich muss nach draußen!, beschwor der Reporter sich selbst. Cistolo Khan und die anderen müssen wissen, was hier wirklich geschieht.

Arved Shoa vernahm aus verschiedenen Richtungen die Stimmen. Sie klangen rau und guttural, und die Sprache war geprägt von vielen Ch- und Sch-Lauten. Die Fremden sprachen es plärrend, fast bellend.

Der Terraner erkannte, dass er nicht mehr länger in der Deckung des Felsens bleiben musste. Er wunderte sich ohnehin, dass ihn die Fremden nicht wahrnahmen. Aber wahrscheinlich waren sie so von ihrer Arbeit eingenommen, dass sie seinen »Einflug« nicht bemerkt hatten.

Shoa war schon viel zu lange hiergeblieben. Längst hätte er den Durchbruch nach draußen versuchen müssen, um die Bewohner von Terrania zu warnen.

Sie waren zum größten Teil ahnungslos. Davon war er fest überzeugt.

Wie hätten sie auch auf den Gedanken kommen können, dass sich unsichtbar für sie hinter der Faktordampf-Barriere eine gewaltige militärische Maschine aufbaute und sich möglicherweise anschickte, die Stadt zu überrollen?

Shoa nahm seine ganze Kraft zusammen, sprang auf, schaltete die Prallfelder ein und jagte los. Er war ein guter Läufer, der mit jedem Gleitschritt großen Raumgewinn erzielte. Vor ihm erschien die Barriere; er wusste, dahinter kam die Umgebung von Terrania. Einzelheiten waren jedoch nicht zu erkennen. Durch die Barriere drang kein Licht, sie wirkte wie eine graue Mauer.

Einige Sekunden lang schien es so, als könne er es schaffen, den Unheimlichen zu entkommen.

Dann ertönte hinter ihm ein Schrei.

Der Terraner blickte zurück.

Eines der bulligen Wesen stürzte sich auf ihn, wirbelte um seine Achse und schlug mit seinem rechten Bein nach ihm. Der Dorn an seiner Ferse schien sich zu verlängern.

Arved Shoa schrie sein ganzes Entsetzen heraus. In höchster Verzweiflung versuchte er der tödlichen Waffe auszuweichen.

Er schaffte es nicht mehr.

Geschickt ließ er sich fallen, rollte sich zur Seite, sprang auf und streckte die Arme in die Höhe. Er sah ein, dass er seinem Gegner unter diesen Umständen nicht entfliehen konnte.

Sein Gegenüber leckte sich die Lippen. Er hatte eine dunkle, fast schwarze Zunge, und er schlürfte dabei, als sei ihm beim Anblick einer kulinarischen Köstlichkeit das Wasser im Mund zusammengelaufen.

»Ich ergebe mich«, stammelte Shoa. »Ich habe keine Waffe bei mir, und ich laufe nicht weg.«

Der Fremde bewegte sich unglaublich schnell, so dass der Terraner nicht in der Lage war, jede Phase zu verfolgen. Shoa wähnte sich in einem Film, in dem einige Bilder einer Sequenz herausgeschnitten waren, so dass sich verkürzte Bewegungsabläufe ergaben.

Ihm schien, als habe der Fremde mehrere kleine Teleportersprünge unternommen, um sich ihm zu nähern, und bevor er erfasste, was wirklich geschah, war es bereits zu spät.

Der Fersendorn fuhr ihm quer über die Brust und drang zugleich tief in ihn ein. Er stürzte zu Boden, und plötzlich schwand die Angst.

Er wusste, dass er nur noch wenige Augenblicke zu leben hatte, und ein seltsamer Friede erfasste ihn. Er schien von aller Erdenschwere befreit zu sein. Überraschenderweise empfand er keinen Schmerz, und er bedauerte noch nicht einmal, dass er Abschied nehmen musste vom Leben.

Der Dscherro beugte sich über ihn und starrte ihm in die Augen. Seine Lippen verzogen sich, und Shoa hatte den Eindruck, dass er lachte, seinen Sieg genoss und ihm beim Sterben zusehen wollte. Alles in ihm sträubte sich dagegen, doch er konnte es nicht verhindern.

*

Cruno DeFaas, Leitender Redakteur des Terrania-Fernsehsenders SolTel, lag mehr in seinem Sessel, als dass er saß. Die lang ausgestreckten Beine hatte er auf die Tischkante gelegt. Ausdruck seiner Entspannung und zugleich seiner Verachtung jenen gegenüber, die ihm untergeben und somit von ihm abhängig waren.

Auf seinem Bauch ruhte ein großer Teller mit Salatblättern, verschiedenen Gemüsen und einer gelben Soße. Während er lautstark von einer Mohrrübe abbiss und die Bruchstücke anschließend bei geöffnetem Mund zermalmte, so dass auch im hintersten Winkel des Konferenzraumes noch deutlich zu hören war, was er tat, griff er nach einem Glas Rotwein und hielt es hoch, um die funkelnde Flüssigkeit darin gegen das Licht zu betrachten.

Beim Trinken war er ein Gourmet, beim Essen ein Gourmand.

Das Chronometer über ihm zeigte 13.04 Uhr an.

»Seht doch mal raus aus dem Fenster, Leute«, schlug er den versammelten Journalisten vor. »Was sticht euch ins Auge? Na, was? Muss ich euch auch das noch sagen? Die Barriere! Ja, was glaubt ihr denn? Bildet ihr euch wirklich ein, alle Einwohner von Terrania sind damit einverstanden und alle fühlen sich wohl? Ich will verdammt sein, wenn die meisten kein Muffensausen haben!«

Er stellte den Teller mit dem Salat zur Seite, ließ das Glas mit dem Rotwein unter seiner Nase hin und her wandern, um das Aroma zu prüfen, und trank dann einen kräftigen Schluck.

»Seit einigen Stunden wissen wir, dass der Teufel hinter der Faktordampf-Barriere lauert. Spätestens seit den Berichten dieser Clara Mendoza, einer Kollegin, die euch allen eine Nase voran war. Das Experiment Heliotisches Bauwerk, bei dem wir es mit einem angeblich fortschrittlichen Beförderungssystem zu tun haben, ist zum Glück gründlich gescheitert.«

»Zum Glück?«, fragte Katie Joanne befremdet. »Das Heliotische Bauwerk ist explodiert und hat die Stadtteile Terrania-Süd und Kalkutta-Nord in unbekannte Regionen des Kosmos versetzt.«

»Na und?« Er zog die Augenbrauen hoch auf die Stirn hinauf.

»Vom Faktorelement Süd geht eine deutliche Bedrohung aus. Wenn nicht alles täuscht, sind 500 Soldaten getötet worden. Inzwischen hat sogar eine Truppe von gehörnten Wesen die Faktordampf-Barriere durchbrochen. Und du sprichst von glücklichen Umständen?«

Cruno DeFaas drehte lächelnd das Glas in seinen Händen und trank erneut einen Schluck.

»Bist du naiv oder einfach nur doof?«, entgegnete er, stellte sein Glas zur Seite, nahm die Füße vom Tisch, richtete sich auf und schlug die Faust krachend auf den Tisch. »Verdammt noch mal, als ich noch an der Front gearbeitet habe, habe ich vor Freude einen Epsaler in den Boden gerammt, wenn eine solche Katastrophenmeldung kam. Je schlimmer die Nachricht, desto besser für uns. SolTel wird einen Bericht bringen, in dem es nur so fetzt.«

»Es sieht aber nach Friedensbemühungen aus«, wandte Occar Singh ein.

Der angesehene Journalist war stets um Niveau bemüht und tendierte dazu, es möglichst hochzuschrauben.

»Ist mir scheißegal!«, fuhr der Chefredakteur ihn an. Seine Gestalt straffte sich, und die vielen Falten in seinem schmalen Gesicht vertieften sich. »Ich sehe Kampfhandlungen voraus. Die Gehörnten sind die perfekten Monster für uns. Sie werden uns geile Bilder liefern.«

»Zweifellos«, stimmte Singh zu.

»Damit scheuchen wir auch den letzten Bewohner von Terrania aus dem Bett und fesseln ihn an unser Programm. Die Leute sollen Blut und Wasser schwitzen. Eine Horrormeldung wird die andere jagen, bis wir die höchste Sehbeteiligung erreicht haben, die dieser Sender je gesehen hat.«

Cruno DeFaas ließ sich langsam zurücksinken. Er stellte den Teller mit dem Salat auf seinen Bauch und verzehrte ein Blatt, nachdem er es in die gelbe Soße gedippt hatte.

»Ich will Berichte, in denen Blut fließt«, schloss er seine Forderungen. »Oder muss ich erst rausgehen wie früher, um euch zu zeigen, was eine Harke ist?«

»Natürlich nicht«, murmelten die Männer und Frauen in der Runde.

Insgesamt neunzehn Mitarbeiter nahmen an der Besprechung teil. Sie alle hatten Zeitverträge. Und sie alle waren heilfroh, sich überhaupt in einem Beruf behaupten zu können. Arbeit steigerte das soziale Ansehen.