Perry Rhodan 1911: Die Flotte der Feiglinge - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1911: Die Flotte der Feiglinge E-Book

H. G. Francis

0,0

Beschreibung

Nur eine Handvoll Terraner - sie verteidigen ein Sonnensystem Seit Perry Rhodan die mysteriöse Brücke in die Unendlichkeit betreten hat, wurde die Menschheit immer stärker in einen Konflikt kosmischer Mächte hineingezogen. Seit Ende des Jahres 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist Perry Rhodan zudem als Sechster Bote der Koalition Thoregon unterwegs. Dieses Thoregon wird von einem bislang unbekannten Gegner bedroht. Dessen Handlanger Shabazza regte unter anderem die Invasion der Tolkander an, die in der Milchstraße Milliarden von intelligenten Wesen töteten. Seine Aktivitäten sorgten dafür, dass Tod und Vernichtung in weitere Galaxien getragen wurden. Wenn Perry Rhodan und seine Gefährten dagegen etwas tun wollen, müssen sie auf die Spur Shabazzas kommen. Ein Hinweis darauf ist die legendäre SOL, das ehemals terranische Hantelraumschiff, das zuletzt in der Doppelgalaxis Whirlpool gesichtet wurde. Die SOL soll zum offiziellen Schiff des Sechsten Boten werden. Die Menschen auf der Erde können von Perry Rhodans Aktivitäten gar nichts wissen. Und vor allem ahnen jene Menschen nichts davon, die nach der Explosion der Heliotischen Bollwerke in fremde Galaxien verbannt wurden. Zu ihnen gehören die Bewohner des Stadtteils Terrania-Süd. Während an Stelle des Stadtteils auf der Erde die gewalttätigen Dscherro materialisierten, verschlug es die Menschen in die Galaxis DaGlausch, wo sie auf dem Planeten Thorrim mit einer neuen Umgebung fertig werden müssen. Um sich gegen Angriffe der Dscherro zu rüsten, bleibt den Terranern nur eines übrig: Sie brauchen DIE FLOTTE DER FEIGLINGE …

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 1911

Die Flotte der Feiglinge

Nur eine Handvoll Terraner – sie verteidigen ein Sonnensystem

von H. G. Francis

Seit Perry Rhodan die mysteriöse Brücke in die Unendlichkeit betreten hat, wurde die Menschheit immer stärker in einen Konflikt kosmischer Mächte hineingezogen. Seit Ende des Jahres 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist Perry Rhodan zudem als Sechster Bote der Koalition Thoregon unterwegs.

Dieses Thoregon wird von einem bislang unbekannten Gegner bedroht. Dessen Handlanger Shabazza regte unter anderem die Invasion der Tolkander an, die in der Milchstraße Milliarden von intelligenten Wesen töteten. Seine Aktivitäten sorgten dafür, dass Tod und Vernichtung in weitere Galaxien getragen wurden.

Wenn Perry Rhodan und seine Gefährten dagegen etwas tun wollen, müssen sie auf die Spur Shabazzas kommen. Ein Hinweis darauf ist die legendäre SOL, das ehemals terranische Hantelraumschiff, das zuletzt in der Doppelgalaxis Whirlpool gesichtet wurde. Die SOL soll zum offiziellen Schiff des Sechsten Boten werden.

Die Menschen auf der Erde können von Perry Rhodans Aktivitäten gar nichts wissen. Und vor allem ahnen jene Menschen nichts davon, die nach der Explosion der Heliotischen Bollwerke in fremde Galaxien verbannt wurden.

Zu ihnen gehören die Bewohner des Stadtteils Terrania-Süd. Während an Stelle des Stadtteils auf der Erde die gewalttätigen Dscherro materialisierten, verschlug es die Menschen in die Galaxis DaGlausch, wo sie auf dem Planeten Thorrim mit einer neuen Umgebung fertig werden müssen. Um sich gegen Angriffe der Dscherro zu rüsten, bleibt den Terranern nur eines übrig: Sie brauchen DIE FLOTTE DER FEIGLINGE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Mandreko Tars – Der terranische Dieb bleibt gerne unsichtbar.

Jar Makromeer – Der Statthalter des Thorrimer-Königs wird diplomatisch.

Gia de Moleon – Die TLD-Chefin versucht eine Stadt zu regieren.

Alaska Saedelaere – Der Aktivatorträger macht gegen die Dscherro mobil.

Benjameen von Jacinta – Der junge Arkonide träumt von Dscherro-Angriffen.

Tim Routhioruke

1.

Die kleinen Diebe hängt man, die großen werden geehrt.

Mandreko Tars war ein unscheinbarer Mann mit einer bemerkenswerten Fähigkeit. Er konnte sich in einer Menge unsichtbar machen. Erstaunlicherweise brachte er es sogar unter Thorrimern fertig, nicht bemerkt zu werden.

Tars hatte verschiedene Ausbildungsstufen auf mehreren Schulen in Terrania durchlaufen, doch kaum einer seiner ehemaligen Mitschüler erinnerte sich an ihn.

Angetan mit einer sehr weiten Hose, die ihm bis auf die Füße reichte, und einem cremefarbigen Poncho sowie einem staubgrauen Tuch, das er sich um den Kopf gewickelt hatte und mit dem er seine Nase bedeckte, schob er sich durch eine Menge von thorrimschen Männern, Frauen und Kindern und folgte dem Gewirr der Gassen der Hauptstadt Zortengaam.

Der schwere, süßliche Schweißgeruch der humanoiden Thorrimer hing in der Luft, die in dem Gewirr der Gassen, winzigen Plätzchen, Arkaden, auf- und absteigenden Treppen und teilweise offenen Kavernensystemen durch keinen Windhauch bewegt wurde. Der Geruch war keineswegs unangenehm, was vermutlich an der vegetarischen Nahrung der Thorrimer lag.

Zu dieser späten Stunde erhellten unzählige kleine Laternenkörper die Stadt und schufen eine Atmosphäre, die Mandreko Tars als durchaus romantisch empfand. Dieser Eindruck wurde durch Marktstände verstärkt, wie man sie auf der Erde schon lange nicht mehr kannte. Nachrichtenkommentatoren standen auf kleinen Plätzen und erläuterten allen, die dafür bezahlten, die Hintergründe öffentlicher Informationen.

Und doch war es anders als sonst. Angst lag über der Stadt der Thorrimer; er konnte sie buchstäblich riechen.

Er konnte sich denken, woran das lag.

Der Terraner betrat den Zentralpalast König Corn Markées, ohne von irgend jemandem daran gehindert zu werden.

Eine Gruppe von schlicht gekleideten Männern ging an ihm vorbei. Die Thorrimer redeten miteinander über das Faktorelement, in dem sich Alashan befand, der ehemalige Stadtteil Terrania-Süd, und über die Dscherro. Sie sprachen untereinander Glausching, die Lingua franca dieser Galaxis; warum sie das taten, wurde ihm nicht klar. Vielleicht wollten sie damit den hohen Stand ihrer Bildung hervorheben.

Für Tars war das eine Erleichterung, da er das Glausching aufgrund seiner ungewöhnlichen Sprachbegabung recht gut verstand.

Er wunderte sich nicht darüber, dass sich die Thorrimer mit Alashan und den Gehörnten befassten, die sich erneut über den Planeten hermachen wollten. Er wäre erstaunt gewesen, wenn sie es nicht getan hätten.

Der Stadtteil Terrania-Süd war in einer den Terranern bislang unbekannten Galaxis materialisiert. Niemand im TLD-Tower oder dem dazugehörigen Teil von Terrania wusste, wie weit man vom Solsystem und der Heimat Terra entfernt war, ob es überhaupt jemals wieder dorthin zurückging und – falls dies der Fall war – wann es geschehen würde.

Seine Freunde hatten Mandreko Tars davor gewarnt, das Faktorelement zu verlassen. Tatsächlich ging er das Risiko ein, dass Alashan plötzlich vom Planeten Thorrim und aus dem Thorrtimer-System verschwand. Wenn das während seiner Abwesenheit geschah, hatte er wohl keine Chance mehr, jemals zur Erde zurückzukehren.

Er glaubte nicht daran, dass dieses von vielen herbeigesehnte Ereignis so schnell eintreten würde – und schon gar nicht, während er sich außerhalb des Faktorelements befand.

Sicherlich würde sich Alashan irgendwann wieder dort einfügen, wo es von Anfang an gewesen war. Davon waren alle Menschen in Alashan überzeugt. Niemand konnte sich vorstellen, dass er bis zu seinem Lebensende in dieser Galaxis und auf diesem Planeten bleiben musste.

Mandreko Tars wollte etwas von Thorrim mitnehmen, wenn die Stunde des Abschieds gekommen war. Ein Souvenir von einem Abstecher in eine fremde Galaxis.

Er betrat den Königspalast, der aus einer Ansammlung von kastenförmigen Gebäuden unterschiedlicher Größe und einer Reihe von Kuppeln und Türmen bestand. Dabei schritt er wie ein Schatten an einigen Männern vorbei, die sich an seinem Eingang aufhielten.

Es waren im weitesten Sinne Wachen. Sie waren unbewaffnet, weil für die Thorrimer vollkommen ausgeschlossen war, dass irgend jemand von ihnen mit Waffengewalt gegen den König vorgehen könnte. Ihre Aufgabe war lediglich, Bittsteller abzuweisen oder in die richtigen Wege zu leiten. Außerdem waren die Wege zum König auf besondere Weise gesichert.

Auf Waffen verzichteten sie dennoch. Diese waren gegenüber ihren eigenen Leuten ohnehin unnötig. Zudem hüteten sich die Wachen, möglicherweise bald auftauchenden Dscherro bewaffnet gegenüberzutreten. Auf einen Kampf mit den Plünderern wollten sie sich auf gar keinen Fall einlassen. Eine derartige Haltung entsprach nicht ihrer Mentalität.

Der Zentralpalast war nicht nur Wohnsitz des Königs Corn Markée, sondern auch Sitz der Verwaltung. Die königliche Familie bewohnte lediglich einen Teil des Palastes.

Im Volk war der König außerordentlich beliebt und geachtet. Er war in vieler Hinsicht Vorbild, und einer weit überwiegenden Mehrheit der Thorrimer war recht, dass er auf zahlreichen Gebieten Einfluss auf Entwicklungen und Entscheidungen nahm.

Mandreko Tars hatte sich so gut wie möglich informiert, bevor er aufgebrochen war. An einem öffentlichen Informationsstand hatte er sich unbemerkt sogar einen Plan des Palastes besorgt, um diesen eingehend zu studieren. Nun hätte er seinen Weg fast mit geschlossenen Augen verfolgen können. Doch das tat er nicht. Er hielt die Augen offen, wusste immer wieder Thorrimern geschickt auszuweichen.

Der Zugang zu jenem Teil der Anlage, in welcher der König lebte, war durch eine große Tür mit einem komplizierten Schloss gesichert.

Mandreko Tars öffnete es binnen wenigen Sekunden, schlüpfte durch die Tür und ging weiter.

Auf dem Weg zu seinem Ziel musste er zehn weitere Türen öffnen, und jede war mit einem Schloss anderer Bauart gesichert. Das war anscheinend die Spezialität des Königs, mit der er sich und seinen Lebensbereich sicherte. Die Thorrimer trieben einen lebhaften Handel im engeren Umfeld ihrer Galaxis, und auf ihren Handelsfahrten hatten sie von einigen Planeten Schlösser mitgebracht.

Obwohl das Prinzip der Verriegelung überall gleich war, hatten die verschiedenen Planetenvölker die unterschiedlichsten Schlösser entwickelt. König Corn Markée ging wohl zu Recht davon aus, dass keiner seiner Untertanen in der Lage war, alle Varianten ohne die dazu passenden Schlüssel zu öffnen.

Mit einem Mann wie Mandreko Tars hatte er offensichtlich nicht gerechnet. Ihm gelang es mühelos, alle Hindernisse zu überwinden, die sich ihm in den Weg stellten. So gelangte er erstaunlich schnell bis in die königlichen Gemächer.

»Nicht schlecht, Mandreko«, lobte er sich selbst, nachdem er es geschafft hatte, an einer Gruppe von Frauen vorbeizukommen, die sich in einem Patio aufhielten und sich mit Wasserspielen die Zeit vertrieben. »Andere benötigen einen Deflektor, um das zu schaffen. So was hast du nicht nötig.«

Er betrat die privaten Räume des Königs, die mit Kostbarkeiten aus allen Teilen des Planeten angereichert waren. Unter ihnen sah er einige kunstvolle Statuen, die dicht auf dicht mit Edelsteinen besetzt waren und dabei eine Ausstrahlung besaßen, als ob sie lebten.

Obwohl die Thorrimer und auch ihr König von den Dscherro heimgesucht worden waren, gab es anscheinend nach wie vor einen beträchtlichen Schatz. Der Terraner hatte einige Mühe, sich davon nicht gefangen nehmen zu lassen. Gern wäre er vor den Gemälden stehengeblieben, um sie sich in aller Ruhe anzusehen. Noch lieber hätte er sich eingehend mit den Statuen befasst, die offenbar Figuren aus den Mythen und Legenden des thorrimschen Volkes darstellten.

Doch damit hielt er sich erst gar nicht auf.

»Bevor die Dscherro bei einem neuen Angriff endgültig alles abräumen, bediene ich mich lieber«, bemerkte er leise. »Ich stehle den Thorrimern also nichts, und ich entwende auch dem König nichts, sondern ich verringere nur die Beute der Gehörnten ein wenig – und das sollte doch wohl erlaubt sein!«

Er gönnte sich ein flüchtiges Lächeln. Dann sammelte er eine Reihe von kleineren Gegenständen aus Gold und Edelsteinen ein und stopfte sie unter seinem Poncho in die Taschen einer Jacke, die er eigens für diesen Zweck angezogen hatte. Er arbeitete ruhig und gelassen, und seine Finger zitterten noch nicht einmal, als er zwei Brillanten einsteckte, die größer waren als Hühnereier. Sie steckten in den Augenhöhlen einer goldenen Statue und ließen sich leicht herauslösen.

Derartige Kostbarkeiten waren ihm noch nie zuvor in die Hände gefallen, und doch behielt er die Nerven, wurde nicht euphorisch oder leichtsinnig, sondern nahm nur das, was er sicher transportieren konnte.

Es konnte sein, dass er irgendwann auf seinem Rückzug schnell laufen musste. Dann durfte ihn seine Beute nicht durch ihr Gewicht behindern, und er durfte nichts davon verlieren. Fatal wäre gewesen, wenn irgend etwas klirrend auf den Boden geprallt wäre. Das hätte dann garantiert die Thorrimer auf ihn aufmerksam gemacht – auch wenn er sonst unbehelligt blieb.

König Corn Markée betrat den Raum zusammen mit seinem Statthalter Jar Makromeer, der für ihn die Amtsgeschäfte führte. Die beiden Männer waren in ein Gespräch vertieft und bemerkten den terranischen Dieb ebenso wenig, wie er anderen zuvor aufgefallen war.

Sie redeten über die Dscherro. Beide zeigten sich absolut überzeugt, dass die Gehörnten bald erneut angreifen würden. Beide sprachen das Glausching in auffallend singender Art und Weise; so war es für den Terraner noch leichter verständlich.

Jar Makromeer berichtete, dass große Teile des königlichen Schatzes an sicherer Stelle vergraben und unersetzliche historische Aufzeichnungen in den fernen Bergen eingemauert worden waren.

»Die Dscherro werden nichts davon finden«, argumentierte er. »Leider konnten wir nicht alles verschwinden lassen. Die Gehörnten müssen Beute machen, und die darf nicht zu klein sein, oder sie verwüsten unseren ganzen Planeten und bringen uns zu Hunderttausenden um.«

»Richtig«, bestätigte der König. »Auf einen Kampf lassen wir uns nicht ein.«

Mandreko Tars stand ruhig zwischen zwei Säulen und blickte die beiden nur kurz an. Er wusste aus Erfahrung, dass es ihm um so besser gelang, sich unsichtbar zu machen, je weniger er seine Aufmerksamkeit auf andere richtete.

Immerhin hatte er gesehen, dass die Haut des Königs nicht etwa samtig braun waren wie bei anderen Thorrimern, sondern hell, beinahe gelblich und von kleinen, dunklen Flecken übersät war.

Er erinnerte sich daran, von irgend jemandem gehört zu haben, dass Corn Markée unter der Sorge um sein Volk derart litt, dass sich allergische Reaktionen eingestellt und zu entzündlichen Hautveränderungen geführt hatten.

Unter normalen Umständen wäre es kein Problem gewesen, das Leiden des Herrschers zu behandeln. Dazu brauchte man nur Kräuter vom Planeten Xes in Wasser zu einem Getränk aufzubereiten und ihm zu trinken zu geben. Doch die Kräuter standen nicht mehr zur Verfügung, denn Xes war von einem anderen Clan der Dscherro erst vor wenigen Jahren überfallen und restlos ausgeplündert worden. Die Plantagen mit den Kräutern waren in Flammen aufgegangen, so dass nun keine Heilmittel von dort mehr geliefert werden konnten. Es würde noch Jahre dauern, bis die Wirtschaft der kleinen unbedeutenden Welt wieder aufblühte.

Die beiden Thorrimer schritten keine drei Meter von dem Terraner entfernt an dem Eindringling vorbei. Danach eilte Mandreko Tars lautlos aus dem Raum, während König Corn Markée und sein Statthalter sich in eine Ecke setzten, um miteinander zu diskutieren.

Der Dieb hatte die beiden Thorrimer kaum beachtet. Doch neben der Hauterkrankung war ihm noch etwas aufgefallen: König Corn Markée war ungewöhnlich groß. Der Terraner schätzte, dass er wenigstens 1,75 Meter erreichte und somit wohl 99 Prozent aller Thorrimer deutlich überragte.

»Vielleicht muss ein König so sein«, sagte er leise, während er schattenhaft an den Frauen im Patio vorbeiglitt.

Er setzte seinen Rückzug fort. Dabei gelang es ihm, die Stadt Zortengaam mit seiner Beute zu verlassen, ohne von den Thorrimern bemerkt oder aufgehalten zu werden.

Er pfiff leise vor sich hin, als er die nebelhafte Wand der Faktordampf-Barriere durchschritt und sich Alashan näherte.

»Ein bisschen schwerer hätten es die Thorrimer mir eigentlich machen können«, versetzte er, als er wenig später die ersten Häuser des ehemaligen Stadtteils Terrania-Süd erreichte. »Der Thrill wäre größer gewesen, wenn wenigstens der eine oder andere etwas gemerkt hätte.«

Der Terraner lachte, da er sich sehr wohl dessen bewusst war, dass es ihm auf alles andere ankam als auf Thrill. Ein Diebeszug, wie er ihn gerade überstanden hatte, war aufregend genug für ihn, und er hätte ihn nie und nimmer auf sich genommen, wenn er nicht die Fähigkeit gehabt hätte, sich anderen gegenüber buchstäblich unsichtbar zu machen.

*

Alaska Saedelaere richtete sich auf. Er lag in einem Krankenbett und wusste ein paar Sekunden lang nicht, wo er genau war. Dann erinnerte ihn die Haut – der Parasit, den er seit Monaten trug – daran, dass er in den Händen der Dscherro gewesen und verletzt worden war.

Ebenso wie Benjameen von Jacinta!

Der Aktivatorträger blickte auf seine Wunde. Sie lag offen vor ihm. Die Haut hatte sich als verdickte Gallertmasse darübergezogen und antibakteriell auf sie eingewirkt, um so die Impulse des Zellschwingungsaktivators zu unterstützen.

»Das ist ja mal was ganz Neues«, kommentierte der Träger der Haut.

Ein Impuls außerordentlicher Zufriedenheit war die Antwort. Ich bin doch zu etwas nutze, meldete die Haut.

Alaska erhob sich, bis er durch eine transparente Scheibe in einen Nebenraum sehen konnte. Dort lag der junge Arkonide auf seinem Krankenlager. Auf dem Monitor des Medosyns zeichneten sich seine Lebensdaten ab. Auf den Terraner wirkten sie beruhigend.

Alaska wandte sich einem anderen Fenster zu und blickte auf Alashan hinunter. Die Nebelwand der Faktordampf-Barriere machte ihm augenblicklich klar, dass dieser Stadtteil des südlichen Gebietes von Terrania sich noch immer auf dem Planeten Thorrim befand.

Er erkannte die Bedeutung dieser Tatsache, und sie bereitete ihm körperliches Unbehagen.

Wenn Alashan auf Thorrim war, dann war die Burg der barbarischen Dscherro aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Erde gelandet!

Es war geschehen, und er konnte nichts mehr daran ändern. Für eine Warnung war es längst zu spät.

Unwillkürlich fragte er sich, was die Dscherro auf der Erde anrichten würden, und dabei war ihm eines augenblicklich klar: Die Terraner würden sich anders verhalten als die Thorrimer, die in seinen Augen geradezu feige auf die Dscherro reagierten, sich nicht gegen die Plünderungen wehrten, sondern die Köpfe einzogen und hofften, dass die Gehörnten irgendwann wieder abzogen und sich mit dem zufriedengaben, was sie erbeutet hatten.

Doch bis dahin war längst alles Wasser in den Flüssen, Seen und Bächen von Alashan versiegt, denn der nächste Angriff der Dscherro stand bestimmt kurz bevor.

Er weigerte sich, die drohende Plünderung eines ganzen Planeten anders zu nennen als einen Angriff, denn nicht mehr und nicht weniger als eben dies unternahmen die Dscherro.

Gia de Moleon betrat den Raum. Die Chefin des Terranischen Liga-Dienstes blickte ihn prüfend an.