Perry Rhodan 1941: Wenn Welten verstummen - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1941: Wenn Welten verstummen E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Zwischen Curayo und Na'Call - die Träumerin plant den Großangriff Zu verschiedenen Zeiten verschwanden insgesamt vier Aktivatorträger aus der heimatlichen Milchstraße: zuerst die zwei Terraner Michael Rhodan und Julian Tifflor, dann der Haluter Icho Tolot und der Ilt Gucky. Auf dem Planeten Curayo in der Galaxis Puydor trafen sie sich wieder - sie sollten im Auftrag eines Wesens namens Shabazza handeln. Was keiner von den vier Galaktikern wissen konnte: Shabazza ist derzeit der gefährlichste Feind der Menschheit. Sein Ziel scheint zu sein, die Koalition Thoregon zu vernichten, bevor sich diese gründen kann. Und zum sechsten Mitglied Thoregons sollen die Terraner werden, mit Perry Rhodan in der Rolle eines Sechsten Boten. Shabazzas Aktivitäten brachten Angst und Schrecken über die Milchstraße sowie über andere Galaxien, die von Thoregon-Völkern besiedelt werden. Zuletzt trugen seine Attacken dazu bei, dass Menschen von der Erde nun in der Galaxis DaGlausch um ihr Überleben kämpfen müssen. Dort ist mittlerweile auch Perry Rhodan eingetroffen. Den vier Aktivatorträgern in Puydor sind diese Geschehnisse alle unbekannt. Es gelang ihnen, Jii'Nevever aus ihrem Zeitgefängnis zu befreien. Dabei konnten sich Icho Tolot, Julian Tifflor und Gucky aus dem Bann Shabazzas befreien. Sie erkannten, dass sie manipuliert worden waren - nur Michael Rhodan blieb auf der Seite Jii'Nevevers, der Träumerin von Puydor. Während Perry Rhodans Sohn der Träumerin dabei hilft, die ganze Galaxis unter ihre Kontrolle zu bekommen, versuchen seine ehemaligen Freunde alles, um eben dies zu unterbinden. Doch bisher scheiterten all ihre Pläne. Währenddessen geht die Offensive Jii'Nevevers weiter, was sich an einem Zeichen bemerken lässt: WENN WELTEN VERSTUMMEN …

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Nr. 1941

Wenn Welten verstummen

Zwischen Curayo und Na'Call – die Träumerin plant den Großangriff

von H. G. Francis

Zu verschiedenen Zeiten verschwanden insgesamt vier Aktivatorträger aus der heimatlichen Milchstraße: zuerst die zwei Terraner Michael Rhodan und Julian Tifflor, dann der Haluter Icho Tolot und der Ilt Gucky. Auf dem Planeten Curayo in der Galaxis Puydor trafen sie sich wieder – sie sollten im Auftrag eines Wesens namens Shabazza handeln.

Was keiner von den vier Galaktikern wissen konnte: Shabazza ist derzeit der gefährlichste Feind der Menschheit. Sein Ziel scheint zu sein, die Koalition Thoregon zu vernichten, bevor sich diese gründen kann. Und zum sechsten Mitglied Thoregons sollen die Terraner werden, mit Perry Rhodan in der Rolle eines Sechsten Boten.

Shabazzas Aktivitäten brachten Angst und Schrecken über die Milchstraße sowie über andere Galaxien, die von Thoregon-Völkern besiedelt werden. Zuletzt trugen seine Attacken dazu bei, dass Menschen von der Erde nun in der Galaxis DaGlausch um ihr Überleben kämpfen müssen. Dort ist mittlerweile auch Perry Rhodan eingetroffen.

Den vier Aktivatorträgern in Puydor sind diese Geschehnisse alle unbekannt. Es gelang ihnen, Jii'Nevever aus ihrem Zeitgefängnis zu befreien. Dabei konnten sich Icho Tolot, Julian Tifflor und Gucky aus dem Bann Shabazzas befreien. Sie erkannten, dass sie manipuliert worden waren – nur Michael Rhodan blieb auf der Seite Jii'Nevevers, der Träumerin von Puydor.

Während Perry Rhodans Sohn der Träumerin dabei hilft, die ganze Galaxis unter ihre Kontrolle zu bekommen, versuchen seine ehemaligen Freunde alles, um eben dies zu unterbinden. Doch bisher scheiterten all ihre Pläne. Währenddessen geht die Offensive Jii'Nevevers weiter, was sich an einem Zeichen bemerken lässt: WENN WELTEN VERSTUMMEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Michael Rhodan – Der General der Träumerin treibt seine Truppen zur Höchstleistung an.

Jii'Nevever – Die Träumerin von Puydor will die Invasion der Milchstraße.

Gucky, Icho Tolot und Julian Tifflor – Drei Aktivatorträger planen eine waghalsige Aktion.

Hotch-Kotta – Der Händler der Koraw wird zum Zeugen galaktischer Geschichte.

Vorgen-Atta

1.

Ein eisiger Wind kam von Norden. Er fegte über die Ebene und die Stadt hinweg und wirbelte Schnee und Eis auf, drehte sie zu geisterhaften Figuren, die jäh in die Höhe schossen, um sich dann irgendwo hoch über den Köpfen der Rawwen aufzulösen und als Kristallregen wieder herabzusinken.

Die vereinzelt aus Schnee und Eis emporragenden Bäume waren schwarz geworden unter dem Einfluss der Kälte. Unter der Last von Eiszapfen neigten sich ihre Zweige tief zum Boden hinab.

Schwerfällig bewegten sich die Herden der Josson durch den tiefen Schnee. Die zottigen Zweibeiner beugten sich weit vor, um dem Sturm zu trotzen, der ihnen den Schnee ins Fell trieb, wo er zu Eis erstarrte.

Zu Zehntausenden zogen die Tiere an der Stadt vorbei. Die meisten von ihnen waren ausgewachsen und erreichten somit ein Gewicht von anderthalb Tonnen. Es fauchte und zischte, wenn sie ihre schweren Tatzen in den Schnee schlugen, um irgendwo auf dem Grund darunter Halt oder Nahrung zu finden. Nur in seltenen Fällen ließen sie sich kurz auf ihre verkümmerten Vorderbeine herabfallen, um sich abzustützen oder den Boden in rasendem Tempo aufzukratzen und zu Eisklumpen gefrorene Früchte auszugraben und zu fressen.

Ein hagerer Rawwe trat auf Vorgen-Atta zu und verneigte sich mehrmals, bevor er sprach, so, wie es Sitte und Anstand von den Bewohnern von Gossemar verlangten. Mit ausgestrecktem Arm zeigte er auf die Josson.

»Wir müssen sie jagen, Herr«, sagte er. Verzweiflung zeichnete sich in seinen Augen ab. Sie waren das einzige, was von seinem Gesicht zu sehen war. Das übrige wurde von einem wärmenden Pelz überdeckt. »Nur einmal im Jahr kommen die Josson an die Oberfläche, während sie sonst tief unten in Höhlen leben, wo sie unerreichbar für uns sind. Sie bleiben nur für einen einzigen Tag, holen sich die Früchte, die sie für ihre Fruchtbarkeitsphase benötigen, und verschwinden wieder. Wenn wir sie nicht jagen, gibt es ein Jahr lang kein Fleisch für uns.«

Vorgen-Atta zeigte sich unbeeindruckt. Gelassen blickte er zu dem blassblauen Himmel hinauf, auf dem sich vier kleine Monde abzeichneten.

Bevor er Stellvertreter Michael Rhodans geworden war, hatte er das Kommando über die RANN-TOL innegehabt, ein Kampfbeiboot, das die Ginkoos bei ihrem gescheiterten Angriff auf die Na'Call unterstützt hatte. Seit damals stand er in den Diensten Jii'Nevevers. Michael Rhodan hatte sein Organisationstalent erkannt, ihn gefördert und ihn schließlich in höchster Funktion an seine Seite gestellt.

»Ihr braucht kein Fleisch, weil ihr die nächsten Jahre an Bord von Raumschiffen in einer anderen Galaxis verbringen werdet«, entgegnete er.

»Und unsere Familien?«, wagte der Gossemarer einzuwenden. »Wie sollen sie überleben, wenn sie kein Fleisch haben?«

»Sie sind dabei«, versprach der Rawwe. »Sie werden in Spezialraumern folgen. Tausende stehen in den nächsten Wochen dafür bereit. Wir werden sie auf fernen Planeten ansiedeln, sogar in fremden Galaxien, wo sie neuen Lebensraum für uns erobern und die bestehenden Intelligenzwesen verdrängen werden.«

Sein Gegenüber wollte etwas einwenden, doch der Stellvertreter Michael Rhodans ließ sich auf keine Diskussion ein. Er befahl dem Mann, augenblicklich in den Konnektor zu gehen, eine etwa dreißig Meter lange und fünf Meter hohe Maschine, die seine Techniker vor der GAAFENOO aufgebaut hatten. Vorgen-Atta schloss seinen Raumhelm, da ihm die Kälte zu sehr ins Gesicht stach, und schritt hinter dem Mann her.

Ob die Bewohner von Gossemar nach dem Abflug des Flaggschiffs Probleme hatten oder nicht, interessierte ihn nicht. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, die von höchster Dringlichkeit war, und das konnte er nicht, wenn er Kompromisse einging.

Kurz reflektierte er die Situation auf dem Planeten. Gossemar war von den Traumimpulsen der Jii'Nevever bislang noch nicht erreicht worden. Aufgrund der angespannten Versorgungssituation konnte Vorgen-Atta auch nicht ausreichend Tronium-Azint bereitstellen, um den Planeten mit Hilfe der Träumerin schneller kontrollieren zu können.

Zudem galten die Bewohner Gossemars als besonders willensstark und kämpferisch, ja sogar stur. Das machte sie im Zweifelsfall zu hervorragenden Kriegern für die Träumerin, bedeutete aber, dass sie den Traumimpulsen erstaunlichen Widerstand entgegensetzen konnten.

Vorgen-Atta verstand einen solchen Widerstand nicht. Er wusste zwar als höchstrangiger Rawwe in ihrem Einflussbereich, wie Jii'Nevever auf ihre Untergebenen wirkte – aber er wusste tief in seinem Innersten, dass ihre Traumimpulse nur zum Besten für alle waren. Wer Jii'Nevever in sich spürte, lebte einfach besser.

Vorgen-Atta war völlig davon überzeugt, dass Jii'Nevever nur das Beste für die Bewohner der Galaxis Puydor wollte – und für die Bewohner der Galaxis Milchstraße. Auch für die Rawwen von Gossemar war eine solche Reise sicher bereichernd, und deshalb versuchte er sie zu überzeugen.

Nahezu pausenlos kamen Raumschiffe aus der Werft von Ankorum. Es waren Raumer von höchster Qualität, und sie waren mit einer überlegenen Technik ausgestattet. Dazu verfügten sie über einen Antrieb, der besser war als alles, was bisher in Puydor bekannt gewesen war. Er befähigte die Raumschiffe, mit millionenfacher Überlichtgeschwindigkeit in eine fremde Galaxis zu fliegen.

Die Raumer ergänzten die bestehende Flotte Jii'Nevevers und bauten sie weiter auf. Bisher hatte Ankorum mehr als 600 Kampfeinheiten geliefert, und Tag für Tag kamen weitere hinzu. Doch damit war es nicht getan. Fraglos halfen die Raumer, die Macht Jii'Nevevers zu erweitern, doch solange sie nicht mit der benötigen Besatzung versehen waren, konnten sie nicht ihre ganze Schlagkraft entfalten. Geschulte Raumfahrer mit der erforderlichen Qualifikation standen jedoch nur in geringem Umfang zur Verfügung. Sie stammten hauptsächlich von Handelsraumern.

Also war Vorgen-Atta gezwungen, die Besatzungen auf den verschiedenen Planeten Puydors zu rekrutieren und in einem Schnellverfahren auszubilden. Ein geradezu gigantisches organisatorisches Unterfangen, bei dem er sich vor allem auf Rawwen stützte. Reichte es aber aus, wenn er die Raumschiffe mit Rawwen vollstopfte, die nicht qualifiziert waren, die nicht intelligent genug waren, um den an sie gestellten Aufgaben gerecht zu werden, und die über keinerlei Raumerfahrung verfügten?

Ankorum hatte auch in diesem Fall geholfen, eine Lösung gefunden und den Konnektor geliefert. Offenbar war die Konstruktion dieses Gerätes jedoch so aufwändig und schwierig, dass die Werft nur ein einziges Exemplar hatte herstellen können. Und selbst das war nicht perfekt. Immer wieder gab es Pannen, und die führten zu Ergebnissen, die selbst ihn zutiefst erschütterten.

Der echsenartige Vorgen-Atta war ungeduldig. Er war ein gehorsamer Diener Jii'Nevevers und Michael Rhodans. Immer näher rückte der Tag, an dem er mit der Flotte zur Milchstraße aufbrechen würde, um einen Brückenkopf zu errichten und die Basis für die Macht Jii'Nevevers zu schaffen. Gleich nach dem Start würde Michael Rhodan zu ihm stoßen und das Oberkommando über die Flotte übernehmen.

Jedes Raumschiff der Invasionsflotte wurde auf Na'Call im Ra'Call-System mit einer großen Menge Tronium-Azint versehen, damit die Flotte eine Tronium-Azint-Brücke zwischen Milchstraße und Puydor errichten konnte. Das war die unabdingbare Voraussetzung dafür, dass Jii'Nevever ihre Macht ausweiten und auch in der anderen Galaxis ausüben konnte.

Aus Gründen der Vorsicht wurden die Schwingquarze auf möglichst viele Raumschiffe verteilt, damit bei einem nicht auszuschließenden Verlust eines Raumers nur eine geringe Menge Tronium-Azint verlorenging. Den gesamten Vorrat auf einem Raumschiff zu verstauen hätte den Vorteil gehabt, dass Jii'Nevever sich jederzeit darin hätte manifestieren können, hätte aber auch das unverantwortliche Risiko in sich geborgen, bei einem Angriff auf die Flotte alles auf einen Schlag zu verlieren.

Nachdem Puydor nun größtenteils an die Träumerin gefallen war, galt die Milchstraße als nächstes Ziel. Sobald diese Galaxis erreicht war, würde er alles Tronium-Azint zusammenlegen und damit die Voraussetzung für Jii'Nevever schaffen, dass sie jederzeit in die Milchstraße überwechseln konnte.

Dort war man ahnungslos, und er war sicher, dass Jii sie ebenso schnell und problemlos erobern würde wie Puydor. Und dann würde sie auch den Bewohnern der Milchstraße ihre positiven Impulse senden.

Mittlerweile standen Vorgen-Atta einige tausend Kreuzschiffe zur Verfügung. Worauf wartete Jii'Nevever noch? Gewiss, einige Raumschiffe waren noch nicht ausreichend mit Tronium-Azint, Besatzungen und Versorgungsgütern ausgestattet, doch er war sicher, dass er die fehlenden Bestände auf den bewohnten Planeten der Milchstraße auffüllen konnte. Auch dort gab es Tronium-Azint, auch dort stand Material für die Besatzungen zur Verfügung.

Allein die Macht dieser Raumschiffe aber reichte aus, den nötigen Brückenkopf zu errichten und zu verteidigen. Und wenn dieser erst einmal bestand, war das Schicksal der Milchstraße so gut wie besiegelt.

Mit welch Riesenschritten Jii'Nevever in der Lage war, ihre Macht auszudehnen, hatte sich in Puydor gezeigt. Von Stunde zu Stunde wurde Jii'Nevever mächtiger, beugten sich ihr mehr Völker. In wenigen Tagen würde es keinen einzigen bewohnten Planeten mehr geben, der nicht ihrem Machtbereich angehörte.

Wozu also noch warten?

Die Milchstraße war chancenlos. Selbst das Galaktische Ortungssystem, von dem ihm Michael Rhodan berichtet hatte, schreckte Vorgen-Atta nicht. Es würde die Galaktiker auf die Flotte aufmerksam machen, mehr aber auch nicht.

Nein, es war nicht die Frage, ob die Milchstraße dem Machtbereich Jii'Nevevers einverleibt wurde, sondern wann dies geschah.

Zögernd und ängstlich blieb der Gossemarer vor dem Konnektor stehen. Er ließ andere Rawwen vorgehen. Jeweils etwas mehr als eine halbe Stunde blieben sie innerhalb der Maschine, um sie dann auf der anderen Seite zu verlassen.

Vorgen-Atta hatte die Rückseite abgeschirmt und auf diese Weise dafür gesorgt, dass die Gossemarer diejenigen nicht sehen konnten, die dem Konnektor ausgesetzt gewesen waren. Es ging nicht anders.

Immer wieder kam es vor, dass der Konnektor aus einem unerfindlichen Grund versagte. Dann traten nicht voll ausgebildete Raumfahrer der unterschiedlichsten Disziplinen heraus, sondern Rawwen, die einen irreparablen geistigen Schaden davongetragen hatten, mit denen niemand etwas anfangen konnte.

Vorgen-Atta ließ sie jeweils in eine speziell errichtete Energiekuppel am Rande der Stadt bringen. Er plante, die Kuppel nach dem Start der GAAFENOO aufzulösen und die betreffenden Rawwen ihrem Schicksal zu überlassen. In der Stadt lebten nach der Rekrutierung noch weit über hunderttausend Familien, und er war sicher, dass sie sich der Verlorenen annehmen würden.

»Nun geh schon!«, befahl er dem Hageren, der ihn um die Erlaubnis zur Jagd gebeten hatte. »Deine Leute werden schon nicht verhungern. Und wenn du dich beeilst, bleibt noch Zeit genug für die Jagd.«

»Ich habe Angst«, gestand der Gossemarer. »Was geschieht da drinnen mit uns?«

»Deine Angst ist unbegründet«, behauptete der Kommandant des Kreuzraumers. »Du wirst in Raumfahrttechnik unterrichtet. Das ist alles. Der Konnektor vermittelt Wissen.«

»Wann brechen die Raumschiffe auf zu den neuen Welten?«

»In ein paar Tagen. Und jetzt geh!«

Der Hagere gehorchte und betrat zusammen mit einigen anderen Rawwen die auf Ankorum konstruierte Maschine, die nicht nur in der Lage war, die unterschiedlichen Spezialkräfte nach ihren Begabungen auszuwählen und einzuteilen, sondern auch die biologische Vernetzung im Gehirn zu verändern und auszubauen, so dass die erforderlichen Informationen eingespeichert werden konnten. Dabei zielte sie vor allem auf den Teil eines Rawwen-Gehirns, der dem menschlichen Thalamus entsprach.

Das Gehirn würde normalerweise mit Reizen überflutet werden, wenn nicht Filter wie beispielsweise der Thalamus vorhanden wären, die eine Art Relaisstation für alle Information bildeten, die zur Großhirnrinde gelangen sollten. Der Thalamus glich einem Scheinwerfer, der einige Aspekte der sinnlich erfahrenen Umwelt hervorhob, während die anderen im Hintergrund blieben. Das System wählte aus, welche Sinneseindrücke gespeichert und welche ignoriert wurden. Während das Bewusstsein auf andere Teile des Gehirns durchaus Einfluss hatte, konnte es den rawwischen Thalamus nicht steuern.

Das aber konnte der Konnektor. Er war in der Lage, die Selektion zu lenken, und erreichte auf diese Weise, dass exakt jene Informationen im Gehirn eingespeichert wurden, die später dem Gedächtnis zur Verfügung stehen sollten.

Informationsreize des Konnektors wurden von den Rezeptoren der Nervenzellen in den elektrischen Kode des Nervensystems übersetzt, von Neuron zu Neuron geleitet und analysiert. Dabei erzeugten die Informationen eine Erregungsspur. Auf natürliche Weise übermittelte Informationsreize hatten zur Folge, dass die meisten Erregungsspuren schnell wieder verschwanden, während andere dauerhafte chemische Veränderungen verursachten und so zum Teil des Langzeitgedächtnisses wurden. Vom Konnektor hervorgerufene Erregungsspuren lösten sich nicht wieder auf, sondern wurden grundsätzlich Teil des Langzeitgedächtnisses, so dass auf diese Weise Wissen buchstäblich eingepflanzt werden konnte.

Vorgen-Atta zog sich in die GAAFENOO zurück und überließ die weitere Aufsicht seinen Offizieren. Mit der bisherigen Entwicklung war er zufrieden, hatte Ankorum ihm doch mit dem Konnektor eine wirksame Waffe in die Hand gegeben, mit der er die Invasion der Milchstraße beschleunigen konnte. Mit ihrer Hilfe kam er zu Besatzungen, die zumindest theoretisch wussten, was sie an Bord der Raumschiffe zu tun hatten.

Er nahm sich vor, den Flug zur Heimatgalaxis Michael Rhodans mehrere Male zu unterbrechen, um im Leerraum zwischen den Galaxien einige Manöver zu üben.

Der Rawwe ging in seine Kabine, entkleidete sich und wollte in die Hygienezelle gehen. Vor einem wandhohen Spiegel blieb er stehen, und plötzlich schien ein Schleier zu zerreißen. Er wurde sich dessen bewusst, was er tat, und zum ersten Mal, seit er Jii'Nevevers Einfluss ausgesetzt war, fragte er sich, ob dies alles richtig war.

Doch dann tauchte ein anderer Gedanke in seinem Bewusstsein auf, der Vorhang schloss sich wieder. Vorgen-Atta ging unter die Dusche, und er dachte nicht mehr an die Hintergründe, die aus Jii'Nevevers Einfluss resultierten.

*

Raomos-Orr betrat die Hauptleitzentrale der TAR-MAN und blickte sich schweigend um. Ein grimmiger Zug entstellte seinen Mund, und die Augen waren bedrohlich schmal.

Der Rawwe sagte kein Wort, stand nur da.

Die drei Galaktiker schenkten ihm weniger Beachtung, als er verdiente.

Icho Tolot war sich einig mit Gucky und Julian Tifflor. Obwohl ihnen die Flucht von Na'Call gelungen war, standen sie mit dem Rücken zur Wand, und der Feind war ihnen unglaublich nahe gerückt.

Im Linearflug hatte der Haluter die TAR-MAN aus dem Kugelsternhaufen geführt. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass die Situation immer schwieriger für sie wurde und sich einem Punkt näherte, an dem alles aussichtslos werden würde.

Nachdem es ihr gelungen war, ihren Bruder Guu'Nevever zu vereinnahmen, wurde Jii'Nevever immer mächtiger und dehnte ihre Macht weiter über Puydor aus. Den drei Galaktikern blieb kaum die Möglichkeit zu agieren, vielmehr konnten sie nur auf die Aktivitäten ihres Feindes reagieren.

Die Hoffnung, Guu'Nevever könnte sich gegenüber seiner Schwester durchsetzen, hatte sich zerschlagen. Das Böse hatte die Übermacht gewonnen und war zum Alleinherrscher geworden.

Während des Linearfluges verringerte sich der Einfluss Jii'Nevevers auf die Besatzung mehr und mehr. Da die Rawwen nicht allzu lange den Suggestivimpulsen ausgesetzt waren, lösten sie sich rasch aus ihrer Abhängigkeit. Sie erkannten sogar, wie sehr sie beeinflusst worden waren, und sehnten sich danach, ihre Freiheit behalten zu können.

Im Grunde genommen aber war diese Entwicklung bedeutungslos, denn die Macht Jii'Nevevers würde früher oder später nachrücken, sie einholen und überwältigen.

»Es gibt eine Waffe, mit der wir uns Jii vom Hals halten können«, stellte Icho Tolot zum wiederholten Male fest, ohne den Freunden Tifflor und Gucky damit etwas Neues zu sagen. »Den Tronium-Azint-Auflader, diesen Tronizator.«