Perry Rhodan 1949: Quotors letzter Kampf - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1949: Quotors letzter Kampf E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Drama im Luxusraumer - Psi-Kräfte entladen sich Im Sommer des Jahres 1290 Neuer Galaktischer Zeitrechnung entwickelt sich in der Milchstraße der sogenannte Todesmutant Vincent Garron zu einer neuen Gefahr - und das, nachdem die Terraner und ihre Verbündeten in den letzten Monaten und Jahren mit der Invasion der Tolkander und dem Angriff der Dscherro genügend Schwierigkeiten zu bewältigen hatten. Zuletzt hat sich sogar die galaktische Situation verbessert. Dank der sanftmütigen Solmothen, der Wasserwesen vom Planeten Zyan, tagt das Galaktikum wieder - auch wenn der Tagungsort Mirkandol auf Arkon liegt, im Herzen des Kristallimperiums. Doch Vincent Garron, dessen Kräfte durch ein Bluesmädchen verstärkt werden, gelingt es sogar, an Bord eines terranischen Raumschiffes nach Arkon zu kommen. Dort tötet Garron durch ein brutales Attentat mehrere galaktische Diplomaten; zuletzt flüchtet der Mutant mit Mhogena, dem Fünften Boten von Thoregon. Dieser gehört zum Volk der Gharrer, kommt aus der fernen Galaxis Chearth und ist eigentlich deshalb in der Milchstraße, weil er Hilfe gegen die Bedrohung seiner Heimat sucht. Garron und seine Gefangenen flüchten mit der ST. AMARINA, einem Luxusraumer. Als sie im Solsystem eintreffen, spitzt sich die Situation erneut zu - und es entspannt sich QUOTORS LETZTER KAMPF …

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Nr. 1949

Quotors letzter Kampf

Drama im Luxusraumer – Psi-Kräfte entladen sich

von H. G. Francis

Im Sommer des Jahres 1290 Neuer Galaktischer Zeitrechnung entwickelt sich in der Milchstraße der sogenannte Todesmutant Vincent Garron zu einer neuen Gefahr – und das, nachdem die Terraner und ihre Verbündeten in den letzten Monaten und Jahren mit der Invasion der Tolkander und dem Angriff der Dscherro genügend Schwierigkeiten zu bewältigen hatten.

Zuletzt hat sich sogar die galaktische Situation verbessert. Dank der sanftmütigen Solmothen, der Wasserwesen vom Planeten Zyan, tagt das Galaktikum wieder – auch wenn der Tagungsort Mirkandol auf Arkon liegt, im Herzen des Kristallimperiums. Doch Vincent Garron, dessen Kräfte durch ein Bluesmädchen verstärkt werden, gelingt es sogar, an Bord eines terranischen Raumschiffes nach Arkon zu kommen.

Dort tötet Garron durch ein brutales Attentat mehrere galaktische Diplomaten; zuletzt flüchtet der Mutant mit Mhogena, dem Fünften Boten von Thoregon. Dieser gehört zum Volk der Gharrer, kommt aus der fernen Galaxis Chearth und ist eigentlich deshalb in der Milchstraße, weil er Hilfe gegen die Bedrohung seiner Heimat sucht.

Garron und seine Gefangenen flüchten mit der ST. AMARINA, einem Luxusraumer. Als sie im Solsystem eintreffen, spitzt sich die Situation erneut zu – und es entspannt sich QUOTORS LETZTER KAMPF ...

Die Hauptpersonen des Romans

Vincent Garron – Der Todesmutant erwartet neue Befehle seines persönlichen Dämons Quotor.

Mhogena – Der Fünfte Bote von Thoregon soll nach dem Willen des Mutanten ersticken.

Tuyula Azyk – Das Bluesmädchen versucht zu vermitteln.

Cistolo Khan – Der LFT-Kommissar muss das Solsystem gegen einen Luxusraumer schützen.

Janyan Jankinnen – Die Milliardärstochter will Rache nehmen.

Katie Joanne

1.

Biologie und Technik verschmelzen immer mehr miteinander zu Supersystemen von geradezu unvorstellbarer Komplexität, den Vivisystemen. Seit Urzeiten weiß die Natur ihre Abläufe in einem perfekten Management zu organisieren, doch es hat lange gedauert, bis wir diese Systeme enträtselt haben. Einige bergen auch heute noch Geheimnisse, zu denen wir keinen Zugang gefunden haben.

Wir können beispielsweise erklären, dass Bakterien in der Lage sind, ihr eigenes Genom zu bilden. Sie sind ihre eigenen Gen-Ingenieure. Das ist bewiesen und lässt sich im syntronischen Modell in allen seinen Einzelheiten nachstellen.

Wie aber ist es möglich, dass Bakterienstämme, die Lichtjahre voneinander entfernt sind, zu gleicher Zeit die gleichen Prozesse durchmachen? Wie können sie über eine solche Entfernung hinweg miteinander kommunizieren? Dass sie es tun, steht zweifelsfrei fest. Nur wie sie das Problem lösen, bleibt ein Rätsel.

Myles Kantor in seinen wissenschaftlichen Aufsätzen aus den Jahren 1266 bis 1278 NGZ.

*

»Nein, tu es nicht!«, rief Endering Profest. »Bitte, töte sie nicht!«

Der Magen krampfte sich dem Kommandanten zusammen, als Vincent Garron sich nun von Wendayne Kalmaron abwandte und ihn anblickte. Profest kam es vor, als sei er mit einer monströsen Fratze konfrontiert, die aus der Tiefe einer Eisschicht ihren Weg nach oben suchte. Er fühlte, wie sein Rücken kalt wurde, als werde er in eben dieses Eis hineingedrückt.

Vincent Garron stierte ihn an. Der Todesmutant war nur 1,72 Meter groß, sein Körper wirkte zerbrechlich. Sein braunes Haar stand ihm kurz und widerborstig vom Kopf, und er kniff gewöhnlich die Augen eng zusammen, als ob er nicht gut sehen könnte.

Jetzt aber hatte Garron die Augen weit geöffnet. Die Narben auf seinem Gesicht hoben sich weiß und deutlich hervor.

»Lass sie leben«, bat Endering Profest.

Der Kommandant hatte schreckliche Bilder vor Augen. Er sah Menschen, deren Schädel förmlich explodierten, und er hatte Angst um seine Ortungsspezialistin, die nur noch einen Wimpernschlag von einem solchen Tod entfernt war.

»Du wagst es ...?«, presste der Todesmutant zwischen seinen Lippen hervor.

Dem Kommandanten schnürte es die Kehle zu. Er hatte in diesem Augenblick größte Mühe, weiterzusprechen.

»Ich brauche sie. Unbedingt. Ohne sie ist die Ortungsstation nur die Hälfte wert! Die Besatzung besteht aus nur 29 Männern und Frauen, und ich kann auf keinen von ihnen verzichten.«

Er sah, dass Wendayne Kalmaron bleich bis an die Lippen war. Er wusste nicht, womit sie Vincent Garrons Zorn hervorgerufen hatte, aber ihm war klar, dass schon ein sehr kleiner Fehler genügte, um den Mutanten bis aufs Blut zu reizen. Profest hatte ihn als unberechenbares Ungeheuer kennengelernt, das jeden aus dem Weg räumte, der ihn behinderte oder sich ihm entgegenstellte.

Profest erfasste, dass auch sein Leben auf des Messers Schneide stand, aber er wich nicht zurück.

Sekundenlang standen sich die beiden Männer und die junge Frau wortlos gegenüber. Vincent Garron strahlte eine geradezu erdrückende Macht aus. Ein Gedankenimpuls von ihm genügte, den Kommandanten und die Ortungsspezialistin zu töten. Oft genug hatte er bewiesen, dass er keine Hemmungen hatte, jemanden zu beseitigen. Zudem hatte er die parapsychischen Mittel dazu.

Endering Profest und die junge Frau hielten den Atem an. In diesen Sekunden wurde ihnen in aller Deutlichkeit bewusst, was geschehen war. Beide waren von der geistigen Macht des Todesmutanten befreit, und das machte die Situation um so schlimmer für sie.

Das Bluesmädchen betrat die Zentrale. Still und bescheiden blieb Tuyula Azyk im Hintergrund stehen.

Dann aber sagte sie ganz sanft: »Tu es bitte nicht!«

»Ich dulde keinen Widerspruch«, sagte Vincent Garron tonlos.

Der Mutant schien die junge Gataserin nicht gehört zu haben. Er sprach so leise, dass er kaum zu verstehen war, doch dadurch wurde seine Drohung um so schlimmer. Dann verzerrte sich das Gesicht, in dem die Narben hässliche Muster schufen. Seine Stimme wurde lauter.

»Alle sind gegen mich!«, schrie er. »Du hilfst mir so gut wie nicht mehr, und dieser Mhogena schwächt mich!«

Als Endering Profest schon glaubte, die tödliche Kraft in seinem Kopf zu spüren, drehte der Mutant sich plötzlich um und eilte davon. Ein Schott öffnete sich vor ihm und schloss sich wieder hinter ihm.

Im gleichen Augenblick vergaß Endering Profest, wo er war und was geschehen war.

Er stürzte in ein dunkles Loch, und er erwachte erst wieder, als er in seiner Kommandantenkabine war. Mitten im Raum entstand das dreidimensionale Bild einer schönen, dunkelhaarigen Frau mit ausdrucksvollen Augen und einem sinnlich aufgeworfenen Mund.

*

Aufgewühlt durch die Auseinandersetzung vor allem mit Tuyula Azyk, verwirrt und verunsichert durch die Veränderungen, denen er sich ausgesetzt sah, betrat Vincent Garron den Raum, in dem er seine Geisel Mhogena gefangen hielt.

Der Maahkähnliche saß auf einer Antigravliege, dem einzigen für ihn geeigneten Möbelstück im Raum. Die schwebenden Sesselschalen hatte er in eine Ecke geschoben und übereinandergelegt, so dass sie nur wenig Platz beanspruchten.

Der Gharrer drehte den Oberkörper zu dem Mutanten hin, um ihn anzusehen. Er hatte drei dunkelbraune Augen in seinem sichelförmigen Kopf. Das vierte Auge war dagegen gelblichgrün. Es war starr nach vorn gerichtet. Das linke Bein streckte der Gharrer lang aus. Er konnte nicht anders. Seit einer Knieverletzung war das Bein steif.

Vincent Garron blickte ihn an, und seine ganze Wut richtete sich auf den Fremden. Mit seinen parapsychischen Kräften griff er ihn an und versuchte, den anderen suggestiv zu überwältigen, aber er spürte schon im Ansatz, dass es ihm nicht gelingen würde. Die geistigen Energien, die er gegen den Maahkähnlichen richtete, schlugen augenblicklich auf ihn zurück. Sofort stellte er seinen Angriff ein.

»Ich sollte dich erschießen«, stieß er hervor, »aber das wäre zu einfach. Die Mühe werde ich mir nicht machen.«

Mhogena saß ruhig und unbewegt in seinem Raumanzug auf der Liege und blickte ihn an. Er war nach syntronischen Angaben ziemlich genau 2,23 Meter groß, in den Schultern jedoch nur wenig mehr als 1,30 Meter breit, so dass er für einen Maahk-Abkömmling ausgesprochen schlank wirkte. Die Maahks waren in den Schultern meist 1,50 Meter breit, und sie hatten grünschillernde Augen.

»Du siehst nur dich und deinen kleinen Lebensbereich«, entgegnete der Fünfte Bote von Thoregon.

Ohne die Hilfe eines Translators zu benötigen, konnte er sich mit Interkosmo verständigen. Er hatte einen harten Akzent mit starker Betonung der »Ch«-Laute.

»Das ist der Bereich, der mich interessiert«, fuhr der Terraner ihn an. »Und du bist in ihn eingebrochen. Du wagst es, meine Kräfte zu beschränken.«

»Du bist nicht wichtig«, blieb der Gharrer ruhig. »Ich bin hier, um vor einer kosmischen Katastrophe zu warnen. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, welche Fähigkeiten du hast oder nicht hast. Wenn die Völker dieser Galaxis nicht bereit sind, uns zu helfen, können sie morgen schon Opfer einer Gefahr sein, vor der sie sich keine Vorstellung machen können.«

Vincent Garron lachte zornig auf.

»Du wirst es nicht mehr erleben«, versetzte er. »Für dich benötige ich keine Waffe. Nur noch eineinhalb oder zwei Tage, und es ist ohnehin aus mit dir.«

»Was hast du vor?«, fragte Mhogena.

»Nichts«, eröffnete ihm der Mutant. »Ich warte einfach die paar Tage ab, bis sich das Problem von selbst löst, vor das du mich gestellt hast. Sobald du erstickt bist, bin ich frei. Meine Kräfte werden wieder wachsen, und dann wird sich mir niemand mehr in den Weg stellen.«

*

»Ich muss dich unbedingt sprechen, Endy!«, sagte sie eindringlich. »Ich weiß, ich soll dich nicht stören. Das ist auch in Ordnung. Aber jetzt hat Jessy einen Unfall gehabt. Mittlerweile geht es ihr wieder gut. Bitte, lass etwas von dir hören. Ich liebe dich.«

Das Bild erlosch von einer Sekunde zur anderen, und Endering Profest war wieder allein in seiner Kommandantenkabine.

Langsam erhob er sich aus dem Sessel, in dem er gesessen hatte. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, als könne er damit den Schleier wegschieben, der sich über sein Bewusstsein gelegt hatte.

Als er die Hand sinken ließ, blickte er sich verstört um. Was war mit ihm geschehen? Er stand mitten in seiner Kommandantenkabine, wusste jedoch nicht, wie er dorthin gekommen war.

Hatte er sich nicht eben noch in der Zentrale aufgehalten? Hatte er nicht vor Sekunden noch um das Leben Wendaynes gekämpft?

Die Worte Vincent Garrons klangen in ihm nach: Ihr seid alle gegen mich. Du hilfst mir so gut wie nicht mehr, und dieser Mhogena schwächt mich.

Was bedeuteten sie? Zeichnete sich eine Chance ab, etwas gegen den Todesmutanten zu unternehmen? War er womöglich gar nicht so stark wie befürchtet?

Endering Profest konnte den Gedanken nicht halten und weiterverfolgen. Die Stimme seiner Frau weckte Gefühle in ihm, und er erinnerte sich.

Jessy hat einen Unfall gehabt!

Seine Familie bedeutete ihm außerordentlich viel, und er hatte nur deshalb auf der Luxusjacht ST. AMARINA angeheuert, weil er wusste, dass er mit ihr sehr viel Zeit auf der Erde verbringen würde und somit in der Nähe seiner Familie sein konnte.

Der Schiffseigner hatte gar nicht die Zeit, ständig mit dem Kleinraumer herumzufliegen. Als Industrieller hatte Joskar Jankinnen viel Zeit in seinen Firmen zu verbringen. Daher stand das Raumschiff oft monatelang auf der Erde. In solchen Zeiten hatte die Besatzung nichts weiter zu tun, als das Schiff zu warten und zu putzen, so dass es sich stets im Bestzustand befand.

Die Worte seiner Frau befreiten den Kommandanten zumindest kurzfristig aus einem Zustand, den er nicht mehr kontrollieren konnte.

Einer der Monitore zeigte ihm an, dass die ST. AMARINA mittlerweile das Solsystem erreicht hatte. Sie war nicht weit vom Planeten Neptun entfernt. Sie verzögerte stark und flog nur noch mit zwölf Prozent der Lichtgeschwindigkeit.

Endering Profest versuchte seine Gedanken zu ordnen. Es wollte ihm nicht gelingen. Auf der einen Seite stand die Botschaft seiner Frau Jarina vom Unfall Jessys, auf der anderen Seite beschäftigte ihn die Frage, wie die Luxusjacht überhaupt in das Sonnensystem gelangt war.

Er erinnerte sich daran, dass die ST. AMARINA von Arkon I gestartet war, und er wusste, dass er gleich zu Beginn einen Kurs angelegt hatte, der die Jacht zu einer Randwelt der Milchstraße führen sollte. Doch offenbar war sie dorthin nicht geflogen, und er hatte irgendwann den Befehl gegeben, das Solsystem und die Erde anzusteuern.

Wieso hatte er das getan? Und wann war das gewesen?

Sein Chronometer zeigte ihm an: 19. August 1290 NGZ um 22.38 Uhr. Über zehn Tage waren seit dem Start von Arkon vergangen. Was hatte sich in dieser Zeit ereignet?

Ein nie gekanntes Gefühl durchflutete den Kommandanten. Er fühlte sich in einer Weise mit jedem einzelnen Mitglied seiner Mannschaft verbunden, wie er es zuvor noch nicht erlebt hatte.

Da war Wendayne Kalmaron, die junge Orterin, die an der Schwelle des Todes gestanden hatte. Er meinte, ihr schmales, sympathisches Gesicht und das blonde Haar zu sehen, das ihr ein leichter Sommerwind ins Gesicht drückte.

Die Funkerin Jennifer Mungard, noch jünger als Wendayne. Sie hatte eine starke erotische Ausstrahlung, die schon manchen auf falsche Gedanken gebracht hatte.

Olgor Frytasse, der Maschinist, der beinahe so alt war wie er. Ein kleiner, bärbeißiger Mann mit einer Figur wie ein Ertruser. Trotz seines Alters war er aufbrausend und raufte sich gern.

Küchenchef Herod Monserat, dem man die Lust am Leben und besonders an Speisen und Getränken ansah und der den luxuriösen Ansprüchen des Schiffseigners in jeder Hinsicht gerecht wurde.

Bordärztin Roswitha Angelonge, die jeder »Rose« nannte. Sie hatte nichts Feminines an sich und wirkte derb, besaß aber ein Herz aus Gold. Zimperliche Patienten waren ihr dennoch ein Gräuel.

Daneben gab es noch viele andere. Alles terranische Männer und Frauen.

Endering Profest meinte, ihre Gedanken und Gefühle erfassen zu können, eine Einheit mit ihnen zu bilden, als ob sie viele Körper, aber einen einzigen Geist hätten.

Doch der Eindruck verflüchtigte sich rasch. Er blieb kaum für einige Sekundenbruchteile. Es war wie ein Windzug, der einem über die Wange streicht, den man kaum wahrnimmt und danach wieder vergisst.

Nur eine Empfindung blieb ein wenig länger.

Widerstand!

Eine derartige Situation hatte der Kommandant noch nie erlebt. Schon fragte er sich, ob er krank geworden war und zeitweilig das Bewusstsein verloren hatte. Endering Profest beschloss, sich augenblicklich vom Medosyn untersuchen zu lassen.

Er stutzte. Bewusstlos? Nein, das kam nicht in Frage. Die Mannschaft hätte sich um ihn gekümmert und für eine Behandlung gesorgt. Oder war auch sie ausgefallen?

Der Syntron meldete sich. Er baute ein Holo auf, in dem sich das Symbol des Schiffseigners drehte, die ineinander verschlungenen Anfangsbuchstaben seines Namens, mit dem er sich auch gerne anreden ließ: J. J.

»Guten Morgen, Endering«, grüßte er. »Ich benötige einige Sicherungsangaben für die Kontrolle der ST. AMARINA.«

Vergeblich versuchte Profest, sich zu konzentrieren. Er wusste, was der Syntron mit seiner Frage bezweckte. Der Syntron musste die Luxusjacht unter anderem vor einem Diebstahl schützen.

Der 100 Meter durchmessende Kugelraumer stellte immerhin einen außerordentlichen Wert dar, denn bei seiner Ausstattung hatte es Jankinnen an nichts fehlen lassen. So waren nicht nur zwanzig Suiten für verwöhnte Gäste vorhanden, die gesamte Ausrüstung entsprach dem modernsten Stand der Technik. Dazu gehörten nicht nur die besten Geräte für Navigation und Ortung, sondern auch ein Hochleistungstriebwerk – dazu eine so belanglose Sache wie eine Diebstahlsicherung, wie man sie selbst im anspruchslosesten Antigravgleiter finden konnte.

Profest erkannte, wie wichtig es war, auf die Fragen des Syntrons einzugehen, doch er konnte seine Gedanken nicht von seiner Frau und seiner Tochter lösen. Die Nachricht vom Unfall seiner Tochter Jessy hatte sich ihm wie mit einem glühenden Schwert eingebrannt und zugleich alle Blockaden durchbrochen, die sich über seinen Geist gelegt hatten.

Erschrocken machte sich Endering Profest klar, dass er irgendwann die Kontrolle über die ST. AMARINA verloren hatte. Daran hatte sich bis jetzt nichts geändert. Er hatte nichts unternehmen können, weil er nicht Herr seiner Sinne gewesen war.

Anders ließ sich eine Wissens- und Erinnerungslücke von Stunden und Tagen nicht erklären.

War nicht Vincent Garron zusammen mit einem Methanatmer und mit dem Bluesmädchen Tuyula Azyk an Bord gekommen?

Vincent Garron!

Der Name allein ließ den Kommandanten erschauern. Galt der Widerstand ihm? Hatte er nicht eine Auseinandersetzung mit dem Mutanten gehabt?

Er versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, was geschehen war. Es gelang ihm nicht.

»Wenn du nicht antwortest, Endering, muss ich die entsprechenden Konsequenzen aus deinem Verhalten ziehen.« Die Stimme klang immer noch ruhig. »Die Frist ist mittlerweile abgelaufen.«

»Was?«, stammelte der Kommandant. »Was war das? Wovon redest du?«

»Du bist verwirrt und offensichtlich nicht in der Lage, den Anweisungen Joskar Jankinnens zu folgen«, stellte der Syntron fest.

»Doch, doch, das kann ich!«, rief Endering Profest. »Warte einen kleinen Moment ...«

»Diese Aufforderung ist ein weiterer Beweis für mich«, beharrte der Syntron. »Ich bin daher gezwungen, das entsprechende Sicherheitsprogramm zu fahren, das bis jetzt in einer Warteschleife geparkt war, weil mein Programm dich als korrekte Person eingestuft hat.«