Perry Rhodan 1957: Angriffsziel Pilzdom - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1957: Angriffsziel Pilzdom E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Endkampf in der Giftgashölle - Siganesen bringen die Entscheidung Seit einiger Zeit ist die Menschheit in einen Konflikt von kosmischen Ausmaßen verwickelt. Auf der einen Seite steht die Koalition Thoregon, der friedliche Zusammenschluss von Völkern aus sechs verschiedenen Galaxien. Zu dieser Koalition soll die Menschheit alsbald gehören. Mit Perry Rhodan wurde bereits ein Terraner zum Sechsten Boten von Thoregon ernannt. Auf der anderen Seite aber steht ein Wesen namens Shabazza, das im Auftrag noch unbekannter Mächte handelt. Shabazzas Manipulationen brachten das Verderben: Unter anderem wurden in der Milchstraße 52 Planeten komplett entvölkert. In der Galaxis Chearth, der Heimat des fünften Thoregon-Volkes, der Gharrer, hat ebenfalls eine bedrohliche Entwicklung eingesetzt: Die Algiotischen Wanderer haben die Galaxis mit einer gigantischen Flotte angegriffen. Mhogena, der Fünfte Bote von Thoregon, kam deshalb in die Milchstraße, um die Menschheit um Hilfe zu bitten. Die Hilfe setzt sich in Marsch - doch es ist nur eine kleine Flotte. Während die Milchstraßenvölker, darunter sogar die Terraner, sich nicht dazu durchringen konnten, den Gharrern zu helfen, beteiligen sich die Maahks aus Andromeda mit zehn Kampfschiffen an der Expedition. Das stärkste Schiff der Flotte ist jedoch die GILGAMESCH, das offizielle Flaggschiff der Aktivatorträger. Elf Schiffe sollen eine ganze Galaxis retten. Das klingt aussichtslos. Doch Atlan, der unsterbliche Arkonide, führt die Flotte in die Schlacht und erobert mit der Umgebung des Planeten Thagarum eine wichtige Bastion des Gegners. Danach beschließen Atlan und seine Verbündeten das ANGRIFFSZIEL PILZDOM ...

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Nr. 1957

Angriffsziel Pilzdom

Endkampf in der Giftgashölle – Siganesen bringen die Entscheidung

von H. G. Francis

Seit einiger Zeit ist die Menschheit in einen Konflikt von kosmischen Ausmaßen verwickelt. Auf der einen Seite steht die Koalition Thoregon, der friedliche Zusammenschluss von Völkern aus sechs verschiedenen Galaxien. Zu dieser Koalition soll die Menschheit alsbald gehören. Mit Perry Rhodan wurde bereits ein Terraner zum Sechsten Boten von Thoregon ernannt.

Auf der anderen Seite aber steht ein Wesen namens Shabazza, das im Auftrag noch unbekannter Mächte handelt. Shabazzas Manipulationen brachten das Verderben: Unter anderem wurden in der Milchstraße 52 Planeten komplett entvölkert.

In der Galaxis Chearth, der Heimat des fünften Thoregon-Volkes, der Gharrer, hat ebenfalls eine bedrohliche Entwicklung eingesetzt: Die Algiotischen Wanderer haben die Galaxis mit einer gigantischen Flotte angegriffen. Mhogena, der Fünfte Bote von Thoregon, kam deshalb in die Milchstraße, um die Menschheit um Hilfe zu bitten.

Die Hilfe setzt sich in Marsch – doch es ist nur eine kleine Flotte. Während die Milchstraßenvölker, darunter sogar die Terraner, sich nicht dazu durchringen konnten, den Gharrern zu helfen, beteiligen sich die Maahks aus Andromeda mit zehn Kampfschiffen an der Expedition. Das stärkste Schiff der Flotte ist jedoch die GILGAMESCH, das offizielle Flaggschiff der Aktivatorträger.

Elf Schiffe sollen eine ganze Galaxis retten. Das klingt aussichtslos. Doch Atlan, der unsterbliche Arkonide, führt die Flotte in die Schlacht und erobert mit der Umgebung des Planeten Thagarum eine wichtige Bastion des Gegners. Danach beschließen Atlan und seine Verbündeten das ANGRIFFSZIEL PILZDOM ...

Die Hauptpersonen des Romans

Domino Ross – Der siganesische Draufgänger greift zu militärischen Methoden.

Biniya Kaynor – Die Siganesin kommt in unerwünschten Kontakt zu Echsenwesen.

Soglan Schweathan, Alguin Atork und Varano Maskapor – Drei weitere Siganesen des speziellen Camelot-Einsatzkommandos.

Marcom Bannister – Der Techniker weist einige sehr unangenehme Charaktereigenschaften auf.

Khona

1.

Soglan Schweathan flog heran, landete auf den Händen, schnellte sich geschmeidig weiter und prallte mit der ganzen Wucht seines athletischen Körpers gegen Biniya Kaynor. Obwohl sie sich sonst durch besonders schnelle Reaktionen auszeichnete, konnte sie ihm nicht mehr ausweichen.

Zusammen mit ihm stürzte sie zu Boden. Im Fallen winkelte sie den rechten Arm an und ballte die Hand zur Faust.

Soglan Schweathan stöhnte dumpf auf, als er die Faust in seinem Magen spürte. Dann erst rollte er sich zur Seite.

»Predator!«, warnte er sie, mühsam nach Luft schnappend.

Sie sprang auf und blickte sich erschrocken um. Keine zwanzig Schritte von ihr entfernt tauchte das monströse Wesen an der Ecke eines Containers auf. Langsam stiegen die Lefzen des Wesens in die Höhe, und messerscharfe Reißzähne kamen zum Vorschein.

»Das glaube ich nicht«, sagte sie. »Das muss ein Holo sein.«

»Predator!«, schnappte Soglan Schweathan, der sich noch immer nicht ganz von dem überraschenden Treffer in die Magengrube erholt hatte.

»Das sehe ich auch«, sagte sie. »Hast du eine Waffe?«

»Nur meine Fäuste.«

»Die nützen nichts«, meinte sie mit einem schiefen Grinsen. »Wen willst du damit beeindrucken?«

Soglan schluckte. Biniya hatte es scherzhaft gemeint, doch er hatte so gut wie keinen Sinn für Humor. Er war stolz auf seine Rechte, mit der er einen wahrhaft brechenden Haken schlagen konnte. Wer sie in einem Kampf mit ihm zu spüren kam und seine Schwachstellen nicht ausreichend sicherte, hatte keine Chance, auf den Beinen zu bleiben.

Ob sie allerdings gegen die vom Jagdfieber gepackte Echse ausreichte, war zu bezweifeln.

»Es muss ein Holo sein«, beharrte Biniya auf ihrer Meinung, wich allerdings gemeinsam mit ihm Schritt für Schritt zurück, um in die Nähe des Ausgangs zu gelangen. »Es ist absolut unmöglich, dass so ein Predator an Bord kommt, ohne dass die Syntrons Alarm schlagen. Die Schleusen sind gesichert. Wer an Bord geht, wird automatisch durchleuchtet. Niemand könnte auch nur seine Flöhe an den Sicherungen vorbeischleusen.«

»An der KENNON wurde viel repariert«, gab Soglan Schweathan zu bedenken. »Vielleicht hat jemand die Gelegenheit genutzt, das Biest an Bord zu schmuggeln?«

»Aber doch nicht so ein großes Tier! Das kann ich mir nicht vorstellen.«

Soglan bekreuzigte sich. Der Mann, der aus grobem Holz geschnitzt zu sein schien, wusste zwar nicht, was das Kreuzeszeichen bedeutete, aber er machte es gern in kritischen Gelegenheiten.

Der äußerliche Anschein trog ohnehin. Soglan war sensibel und empfindlich. Was Biniya Kaynor anbetraf, so war er sogar gehemmt. Er verehrte sie, wagte jedoch nicht, sich ihr zu nähern, zumal sie ihm durch nichts zu verstehen gab, dass sie seine Gefühle erwiderte.

»Ich habe dich nur angesprungen, um dich vor diesem Untier zu bewahren.«

»Ich weiß.«

Die Echse hatte einen klobigen Kopf mit großen Hautfalten, die sie weit vom Körper abspreizte. Sie wollten offensichtlich auf diese Weise größer erscheinen, als sie tatsächlich war. Die vorderen Tatzen waren mit beängstigend langen Krallen versehen.

»Irgend jemand will uns einen Streich spielen. Wahrscheinlich beobachtet er uns und lacht sich halb tot, weil wir uns erschrecken lassen. Das Biest existiert nicht wirklich. Bestimmt nicht.«

Entschlossen trat Biniya auf den Predator zu, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Sie wollte sich nicht länger bluffen lassen.

Die Echse fauchte wütend, und dann schoss ihre blaue Zunge blitzschnell vor. Sie schlug klatschend gegen die junge Frau, und sie war so klebrig, dass Biniya Kaynor sich nicht davon lösen konnte.

Entsetzt schrie sie auf, als die Zunge sie an die mächtigen Reißzähne heranzog. Abwehrend streckte sie die Arme aus, um den tödlichen Biss abzuwehren.

Soglan Schweathan brüllte vor Wut. Er rannte hinter ihr her, war jedoch nicht schnell genug, um sie packen zu können.

In diesem kritischen Moment, als es so aussah, als sei Biniya Kaynor verloren, blitzte es am Eingang des Raumes auf. Ein Energiestrahl durchbohrte den Hals der Echse. Sie brach augenblicklich zusammen. Nun endlich gelang es Soglan Schweathan, die junge Frau von der klebrigen Zunge des Raubtiers zu lösen.

Durch eine zweite Tür kam Marcom Bannister herein, Mechaniker und Ausrüstungstechniker der KENNON.

»Was habt ihr getan?«, brüllte er mit hochrotem Gesicht.

Wutentbrannt warf er ein schweres Werkzeug auf den Boden, das er in den Händen gehalten hatte. Es prallte hart auf und sprang danach einige Zentimeter hoch, bevor es zur Ruhe kam.

Soglan Schweathan riss Biniya Kaynor zur Seite und rollte sich mit ihr über den Boden. Nur ganz knapp entgingen sie dem Werkzeug des Technikers.

»Ihr Wichtelterraner!«, schimpfte Bannister. »Wie kommt ihr dazu, meine Kessi zu töten?«

Er trat auf Alguin Atork zu, der in diesem Augenblick hinzugekommen war und gar nicht wusste, was geschah, und trat mit aller Kraft auf den Boden.

Die Erschütterung riss den Siganesen von den Beinen, und der Luftzug schleuderte ihn zur Seite. Er fiel auf die Schulter, rollte sich geschickt ab und sprang mit einem Satz bis an die Wand, um sich vor den Füßen des Technikers in Sicherheit zu bringen. Marcom Bannister schien die Kontrolle über sich verloren zu haben.

Alguin Atork zog seinen Energiestrahler und richtete ihn auf den rechten Fuß des Technikers, der nun erschrocken stehenblieb. Bannister kannte den Siganesen, und er wusste, dass mit ihm nicht zu spaßen war.

Alguin Atork, der zu den ältesten Siganesen überhaupt gehörte, hatte sich seinen Ruf als gefährlicher Kämpfer schon vor Jahrzehnten erworben, in den Jahren nach der Monos-Diktatur, als es noch wild zugegangen war in der Milchstraße.

»Treibt es nicht zu weit, ihr Grünschnäbel!«, warnte Marcom Bannister. Er ließ sich nun in die Hocke sinken und betrachtete erschüttert die verbrannten Reste der Echse. »Wenn du frech wirst, zeige ich euch, was 'ne Harke ist.«

Soglan Schweathan und Biniya Kaynor sprangen auf, als ein weiterer Siganese zu ihnen trat. Es war Domino Ross. Er hatte den tödlichen Schuss auf das Tier abgegeben.

»Hast du den Verstand verloren, so einen Predator an Bord zu bringen?«, schrie er zu dem Techniker hoch. Ross benutzte einen Stimmverstärker, um sich verständlich zu machen, da sein dünnes Stimmchen das Ohr Bannisters sonst wohl kaum erreicht hätte. »Das wird Folgen haben!«

Der Terraner fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. »Kessi war in einem Käfig«, behauptete er. »Wieso habt ihr sie herausgelassen? Ihr tickt wohl nicht richtig!«

»Wir haben deinen Käfig nicht angerührt«, antwortete die Siganesin. »Verrate uns lieber, wie dieses Biest an Bord gekommen ist!«

»Ich habe sie während der Reparaturarbeiten mitgebracht. Die Schleusenkontrollen waren ausgefallen. Sie ist harmlos. Sie hätte euch nie was getan.«

»Einen solchen Unverstand wie bei dir findet sich hoffentlich nur einmal«, empörte sich Biniya Kaynor.

Normalerweise war man von der stets sehr zurückhaltend auftretenden Siganesin solche Sätze nicht gewohnt. Vergeblich versuchte sie, den klebrigen Schleim abzuwischen, der noch immer an ihr haftete.

»Das wirst du noch bereuen!«, fügte sie zornbebend hinzu.

Mit weit ausgreifenden Schritten eilte sie davon und verließ den Lagerraum, in dem sie eigentlich mit Domino Ross, Alguin Atork, Varano Maskapor und Soglan Schweathan nur ein Kampftraining absolvieren wollte.

»Wenn du mich denunzierst, gibt es mehr Ärger für euch Wichtelmänner, als ihr euch vorstellen könnt!«, rief ihr der Techniker hinterher. »Das ganze Siga-Modul könnte darunter leiden.«

Es war eine Drohung, die die kleinen Terra-Abkömmlinge ernst nehmen mussten. Körperlich war ihnen Bannister weit überlegen, und als Techniker hatte er alle denkbaren Möglichkeiten, ihnen das Leben schwerzumachen.

Bei einem Einsatz oblag es ihm, die technischen Voraussetzungen zu schaffen, sofern diese überhaupt von einem Terraner erfüllt werden konnten. Eine falsche Schaltung konnte bereits gefährlich für die Siganesen werden.

Die KENNON kreiste im Lhanzoo-System um den fünften Planeten Thagarum. Das Modul der GILGAMESCH sicherte mit den anderen Schiffen den Planeten ab, den die vereinigten Truppen der Gharrer, Wlatschiden, Maahks und Galaktiker weitgehend erobert hatten. Die Hauptschaltzentrale für den Sonnentresor war gefallen. Hin und wieder wurden die GILGAMESCH-Module vom Nordpol des Planeten aus beschossen, wo sich Tausende von Algioten verschanzt hatten.

Und immer wieder stießen Flottenverbände der Algiotischen Flotte gegen die GILGAMESCH vor, um jedes Mal an deren überlegener Feuerkraft zu scheitern.

Unter den gegebenen Umständen hatten sich für die Siganesen noch keine Einsatzmöglichkeiten ergeben. Der erfahrene Domino Ross rechnete jedoch damit, dass sich das sehr bald ändern könnte.

»Zieh endlich Leine!«, fuhr er Marcom Bannister an. »Nimm das tote Tier und verschwinde, sonst könnte es passieren, dass ich dir noch einen auf den großen Zeh brenne.«

Der Techniker wandte sich ihm zu. Dann drehte er sich überraschend zur Seite und schnippte Soglan Schweathan mit zwei Fingern weg.

Der Siganese war mit seinen 7,9 Zentimetern mit Abstand der Kleinste der Gruppe. In hohem Bogen flog er durch den Raum und landete krachend an der Wand. Aufschreiend fiel er auf den Boden, wo er mit schmerzverzerrtem Gesicht sitzen blieb. Er bekreuzigte sich, bevor er mühsam aufstand.

»Das ... das war ein schwerer Fehler«, stotterte er.

In Situationen wie dieser hatte er häufig Sprachschwierigkeiten. Diese stellten sich allerdings auch ein, wenn Biniya in der Nähe war.

»Bist du verletzt?«, fragte Ross besorgt.

Er war mit 11,21 Zentimetern geradezu ein Hüne unter den Siganesen. Die langen schwarzen Haare hatte er nach Anson-Argyris-Art zu zwei Zöpfen geflochten.

»Ist nicht weiter schlimm«, antwortete Soglan. »Es ist nur die Schulter. Da ist was gebrochen.«

»Bannister, du hast den Verstand verloren!«, schnauzte Alguin Atork den Terraner an. »Wie konntest du das tun?«

»Wichtelmann, geh die Erbsen zählen!«, schnaubte Bannister. Er grinste verächtlich und verließ den Raum.

»Er hätte sich wenigstens entschuldigen können«, fand Domino Ross.

*

Dr. Julio Mangana schüttelte resignierend den Kopf, als er Atlan Bericht erstattete. Die drei bei der Eroberung der Hauptschaltzentrale gefangenen Tazolen waren in die Xeno-Abteilung der MERLIN eingeliefert worden.

»Die beiden Schwerverletzten sind gestorben«, erläuterte er. »Wir konnten nichts mehr für sie tun.«

»Und der andere?«, fragte Atlan.

»Wir untersuchen ihn noch. Sein Name ist Ragunjan. Er ist ein einfacher Wissenschaftler und kein Scoctore. Nach den uns vorliegenden Informationen deutet der Name darauf hin: Nur Tazolen mit dreistelligen Namen bekleiden einen hohen Rang.«

Der Mediker legte seine Hand an eine markierte Stelle der Wand, und sie wurde transparent, so dass sie den Tazolen sehen konnten. Er hatte eine humanoide Gestalt, war vollkommen haarlos und wirkte, als sei er abgemagert und halbwegs verhungert. Sein Kopf glich einem menschlichen Totenschädel mit einem lippenlosen Mund und unverhältnismäßig großen Zähnen. Die dunklen Augen lagen tief in den Höhlen. Auffallend war der eiförmige Hinterkopf, der sich weit nach hinten wölbte.

Die Haut wirkte schlaff und trocken. Sie schien äußerst dünn zu sein, so dass der Eindruck entstand, man könne die Organe darunter arbeiten sehen.

Längst hatte man dem Tazolen das Psi-Netz abgenommen, das er ebenso wie die anderen Invasoren aus Chearth auf dem Kopf getragen hatte. Mittlerweile wussten die Verbündeten, dass es ein technisches Erzeugnis war, mit dem sie sich gegen die Kräfte der Gharrer schützen konnten. Es konnte aber auf keinen Fall von den Tazolen erstellt worden sein, sondern musste einer höher entwickelten Zivilisation entstammen.

»Die Tazolen haben nicht die technische Kapazität, so etwas zu bauen«, war Mhogenas Aussage gewesen.

»Er kommt zu sich«, sagte Dr. Julio Mangana halblaut.

Sein Patient schlug die Augen auf. Der Tazole brauchte einige Zeit, sich zu orientieren. Dann richtete er sich langsam auf seinem Krankenbett auf und schob die vielen Sonden zur Seite, die der Medosyn ihm angelegt hatte.

Der Arkonide und der Mediziner betraten den Behandlungsraum.

Als sie der Tazole bemerkte, verzerrte sich sein Gesicht, und er empfing die beiden Galaktiker mit einem Schwall von Verwünschungen. Er betrachtete Atlan und den Arzt als Chearther und begegnete ihnen mit dem Ausdruck größten Hasses. Der Tazole rief seine Götter und beschwor ihren Zorn auf die Fremden herab, in deren Gewalt er sich befand.

Körpersprache und Stimme passten nach dem Empfinden der beiden Galaktiker nicht zusammen. Während die Gesten Feindseligkeit, Hass und Aggressivität signalisierten, klang die Stimme vergleichsweise weich und melodiös. Die Flüche hörten sich trotz aller grausigen Verwünschungen fast wie ein einschmeichelnder Singsang an.

»Beruhige dich!«, bat Atlan. »Du gehst von falschen Voraussetzungen aus und siehst in uns nur deine Feinde. Das sind wir jedoch nicht.«

»Lasst mich allein! Ich will nicht mit euch reden. Ihr seid Abschaum für mich. Bodensatz der Geschichte! Nichtswürdige Wesen! Und ungläubig dazu!«

»Ist ja schon gut!«, wollte ihn der Arkonide beruhigen. »Beschimpfungen bringen uns nicht weiter.«

»Ich rufe die Götter an! Hörst du mich, Xion? Dein Zorn soll diese Fremden treffen, die mich meiner Freiheit beraubt haben. Vernichte sie! Nimm ihnen ihr jämmerliches Leben!«

Der Tazole trat auf Atlan zu und hob die Fäuste, als wollte er ihn schlagen. Er war etwas kleiner als der Arkonide und wirkte geradezu schmächtig gegen ihn.

Unbeeindruckt blickte der Unsterbliche ihn an. In seinen rötlichen Augen lag eine derartige Ruhe, dass Ragunjan die Fäuste wieder sinken ließ.

»Ich wünsche mir nur, dass ich Gaintanu bald gegenübertreten und ihm in sein göttliches Antlitz sehen kann«, sagte der Patient überraschend leise. »Diese Stunde muss ich erleben. Dafür werde ich kämpfen. Dafür existiere ich. Und ihr werdet mich nicht aufhalten. Xion wird mich erhören und euch bestrafen, so dass ihr euch noch wünschen werdet, niemals geboren worden zu sein.«

Er setzte seine Hasstiraden fort. Die beiden Galaktiker hörten gelassen zu. Seine Beschimpfungen prallten an ihnen ab. Sie hofften jedoch, dass er mit seinem Redeschwall Informationen preisgab, die wertvoll für sie waren und ihr Bild über die Tazolen abrundeten.

Syntrons zeichneten jedes Wort auf, analysierten jede Nuance seiner Stimme, glichen jede Silbe automatisch mit den bisher erlangten Informationen ab, leiteten diese Informationen in einem zentralen Speicher des Bordgehirns Merlin zusammen. So ergab sich ein immer besseres Bild der Tazolen-Zivilisation – zumindest von außen betrachtet.

Eines war den Galaktikern schon recht schnell klargeworden: Xion und Gaintanu waren zwei Gottheiten unterschiedlicher Einstufung, und sie schienen außerordentlich wichtig zu sein. Die genauen Beziehungen untereinander wurden jedoch nicht klar.