Perry Rhodan 1971: Rätselhaftes Sarkamanth - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1971: Rätselhaftes Sarkamanth E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Alashan am Ende aller Hoffnung - Wechselbalg erscheint Im Frühjahr 1291 Neuer Galaktischer Zeitrechnung strebt ein großer Konflikt seinem Höhepunkt entgegen: Auf der einen Seite kämpft die Koalition Thoregon, die sich für den Frieden und die Freiheit des einzelnen im Kosmos einsetzt, auf der anderen Seite wirkt ein Wesen namens Shabazza mit all seinen Mitteln, hinter dem bisher unbekannte Mächte agieren. Das Ziel dieser Mächte ist die Zerstörung Thoregons - und diese Zerstörung will Perry Rhodan verhindern. Der Terraner, seit einiger Zeit als Sechster Bote von Thoregon in Amt und Würden, weiß, dass die Terraner und ihre Verbündeten dabei in verschiedenen Bereichen des Kosmos aktiv werden müssen. Während in der Galaxis Chearth die GILGAMESCH unter dem Kommando des Arkoniden Atlan operiert, um die Völker dieser Sterneninsel sowohl gegen die Invasion der Algiotischen Wanderer als auch gegen die Guan a Var zu verteidigen, versucht Perry Rhodan in der Milchstraße seit einiger Zeit, eine galaktische Flotte zusammenzustellen, um gegen MATERIA vorzugehen. Diese gigantische Kosmische Fabrik bedroht im Zentrum der Menschheitsgalaxis eine bisher unbekannte Superintelligenz. Nicht zu vergessen ist ein ganz anderer Schauplatz: In der Galaxis DaGlausch, rund 23,5 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, haben sich die Menschen der kleinen Kolonie Alashan gegen alle Widrigkeiten durchgesetzt und ihre eigene Existenz aufgebaut. Doch diese Existenz ist nun erneut bedroht: von kriegerischen Nachbarn ebenso wie durch ein kosmisches Ereignis. Die Menschen von Alashan sind verängstigt, weil die Vernichtung der ganzen Galaxis durch ein sogenanntes Superbeben droht. Einem solchen Superbeben könnte kein Mensch entkommen. Doch dann bekommt Alashan Besuch von außerhalb - es ist ein RÄTSELHAFTES SARKAMANTH ...

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Nr. 1971

Rätselhaftes Sarkamanth

Alashan am Ende aller Hoffnung – Wechselbalg erscheint

von H. G. Francis

Im Frühjahr 1291 Neuer Galaktischer Zeitrechnung strebt ein großer Konflikt seinem Höhepunkt entgegen: Auf der einen Seite kämpft die Koalition Thoregon, die sich für den Frieden und die Freiheit des einzelnen im Kosmos einsetzt, auf der anderen Seite wirkt ein Wesen namens Shabazza mit all seinen Mitteln, hinter dem bisher unbekannte Mächte agieren.

Das Ziel dieser Mächte ist die Zerstörung Thoregons – und diese Zerstörung will Perry Rhodan verhindern. Der Terraner, seit einiger Zeit als Sechster Bote von Thoregon in Amt und Würden, weiß, dass die Terraner und ihre Verbündeten dabei in verschiedenen Bereichen des Kosmos aktiv werden müssen.

Während in der Galaxis Chearth die GILGAMESCH unter dem Kommando des Arkoniden Atlan operiert, um die Völker dieser Sterneninsel sowohl gegen die Invasion der Algiotischen Wanderer als auch gegen die Guan a Var zu verteidigen, versucht Perry Rhodan in der Milchstraße seit einiger Zeit, eine galaktische Flotte zusammenzustellen, um gegen MATERIA vorzugehen. Diese gigantische Kosmische Fabrik bedroht im Zentrum der Menschheitsgalaxis eine bisher unbekannte Superintelligenz.

Nicht zu vergessen ist ein ganz anderer Schauplatz: In der Galaxis DaGlausch, rund 23,5 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, haben sich die Menschen der kleinen Kolonie Alashan gegen alle Widrigkeiten durchgesetzt und ihre eigene Existenz aufgebaut. Doch diese Existenz ist nun erneut bedroht: von kriegerischen Nachbarn ebenso wie durch ein kosmisches Ereignis.

Die Menschen von Alashan sind verängstigt, weil die Vernichtung der ganzen Galaxis durch ein sogenanntes Superbeben droht. Einem solchen Superbeben könnte kein Mensch entkommen. Doch dann bekommt Alashan Besuch von außerhalb – es ist ein RÄTSELHAFTES SARKAMANTH ...

Die Hauptpersonen des Romans

Benjameen von Jacinta – Der junge Arkonide geht auf eine ganz spezielle Traumreise.

Gia de Moleon – Die TLD-Chefin will die Evakuierung von Alashan einleiten.

Stendal Navajo – Der Bürgermeister der Nation Alashan scheint die Nerven zu verlieren.

Tess Qumisha – Die junge Telepathin spürt die Anwesenheit einer großen Geistesmacht.

Vanessa Sossek – Die terranische Ingenieurin hat Angst vor der nahen Zukunft.

Wechselbalg

1.

Vanessa Sossek war starr vor Entsetzen. Sie legte die Arme um Anja und Bogan und drückte ihre beiden Kinder an sich. Sie spürte, wie sie zitterten. Auch ihre Blicke waren auf Parallelum gerichtet.

Groß und übermächtig erschien er mit seinem gewellten grauen Haar, das ihm bis beinahe auf die fülligen Hüften hinabreichte, mit dem verklärten Gesicht, in dem das Wissen des Universums zu wohnen schien, und mit den schräg gestellten Augen; er wirkte, als sei er von der unsichtbaren Aura einer großen Persönlichkeit umgeben. Und so stand er vor seinen Anhängern und ließ keinen Zweifel daran, wie ihr Schicksal aussehen würde.

»Das Ende unserer Tage ist gekommen!«, rief er seinen Anhängern zu, einer Gruppe von etwa fünfzig Frauen, zehn Kindern und vierzig Männern. »DaGlausch ist dem Untergang geweiht. Unser Planet wird einer der ersten sein, die dem bevorstehenden Superbeben zum Opfer fallen. Es geht nur noch um wenige Tage. Vielleicht sind es sogar nur Stunden, die uns bleiben.«

Ein Raunen ging durch den Kreis seiner Zuhörer. Wie gebannt hingen die Männer, Frauen und Kinder an seinen Lippen, um sich kein Wort seiner Aussage entgehen zu lassen. Geradezu gierig nahmen sie in sich auf, was er verkündete.

Parallelum, der früher den Namen Gorgin Han Huan getragen hatte, war ein ehemaliger TLD-Agent. In den letzten Wochen hatte er sich vollkommen gewandelt und sich dabei so verändert, dass seine Freunde aus vergangenen Tagen von einer Verformung seines Geistes und Charakters sprachen. Mehr noch als viele andere litt er unter dem Verlust der Heimat, die er nach wie vor in der Milchstraße und auf der Erde sah. Er hatte nach Auswegen gesucht und diese schließlich in religiösen Vorstellungen gefunden.

Seitdem verstand er sich als Verkünder einer Wahrheit, so, wie er sie sah, und es war ihm gelungen, immer mehr Menschen in seinen Bann zu zwingen. Mit den rätselhaften Augen seiner asiatischen Vorfahren pflegte er über die Köpfe seiner Zuhörer hinweg in die Ferne zu blicken, als sei er bereits in jene andere Welt entrückt, in die er zusammen mit seinen Anhängern wechseln wollte, um ihrer aller Leben zu retten.

»Was sollen wir tun, Mama?«, flüsterte Anja, deren Augen sich mit Tränen füllten. »Tut es weh?«

»Überhaupt nicht«, versprach Vanessa ihren Kindern. Sie erhob sich mit ihnen, und wie in Trance verließen sie den Raum.

Parallelum sprach weiter. In den rosigsten Farben schilderte er jene Parallelwelt, die ihre Zukunft sein sollte und die er nach eigenen Aussagen mittels seiner geistigen Kräfte schon so oft aufgesucht hatte.

Es war eine Welt, die vorläufig noch instabil war, die mit jedem Kesselbeben jedoch an Stabilität gewann.

»Sobald das Superbeben die Doppelgalaxis DaGlausch in sich zusammenstürzen lässt, geht die Energie in unsere Neue Welt über und verleiht ihr jene Kraft und Stabilität, die sie für ihre Zukunft benötigt«, hallte es hinter der jungen Frau und ihren beiden Kindern her.

Schon einige Male hatten sie diese Worte gehört, und sie zweifelten längst nicht mehr an ihrem Wahrheitsgehalt. Schließlich wusste selbst jedes Kind, dass es Parallelwelten gab, dass neben ihrem Universum noch andere Universen existierten.

Warum also sollten sie sich nicht dadurch in Sicherheit bringen, dass sie die unsichtbaren Grenzen zu anderen Welten überschritten?

Angst hatte zahlreiche Menschen von Alashan erfasst, die Angst, in einer Falle zu sitzen, aus der es keinen Ausweg mehr gab. In dieser Situation war Parallelum mit seinen Ideen gerade recht gekommen, und da er Charisma besaß, fielen seine Worte bei vielen auf fruchtbaren Boden.

Vanessa Sossek führte ihre Kinder über einige lange Gänge und durch verlassene Räume bis hin in ein leerstehendes Büro, das in direkter Nähe eines Not-Antigravschachts lag. Es war einer jener Not-Antigravs, die sich durch die ganze Länge des TLD-Towers zogen – mit Ausnahme des geheimen untersten Stockwerks natürlich – und nicht jedermann zugänglich waren. Vanessa hatte sich schon vor einiger Zeit einen Zutritt verschafft.

Der Schacht war vergleichsweise schmal, es hatten gerade einmal zwei, drei Leute nebeneinander Platz. Aber es würde reichen ...

Je näher die junge Frau und ihre Kinder dem Schacht kamen, desto langsamer gingen sie. Anja und Bogan weinten, während sie an dem Not-Transmitter vorbeigingen, der neben dem Schacht angebracht war. Sie fürchteten sich vor dem allerletzten Schritt, der sie über die Kante hinaustragen sollte.

»Keine Angst, meine Lieben«, sagte Vanessa leise und stockend. »Wir müssen Parallelum vertrauen. Er kennt die Wahrheit. Wir gehen ihm voraus, dorthin, wo er schon oft war. In wenigen Stunden werden uns alle anderen in eine Welt folgen, in der es keine Angst und keine Nöte gibt.«

»Warum warten wir denn nicht, Mama?«, fragte Anja mit tränenerstickter Stimme.

»Weil es dann zu spät sein könnte«, antwortete sie. »Wenn das Beben kommt, können wir uns nicht mehr retten und in die bessere Welt wechseln. Wir werden jetzt springen. Parallelum hat versprochen, dass uns nichts Schlechtes dabei widerfährt.«

*

Erst warf sie den Jungen über die Kante des Antigravschachts, dann nahm sie das sich wehrende Mädchen und schleuderte es hinterher, bevor sie selbst in die Tiefe sprang.

Ich sah die drei Körper hintereinander fallen.

Schweißgebadet fuhr ich aus dem Schlaf hoch. Mein Herz hämmerte in der Brust. Es war unangenehm warm, weil die Klimaanlage offensichtlich eine Fehlfunktion aufwies. Verwirrt blickte ich um mich, da ich für einige Sekunden nicht wusste, wo ich war. Dann wurde mir bewusst, dass ich mich in meinem Zimmer befand.

Ich erinnerte mich an die Frau mit den beiden kleinen Kindern, die ich im Traum gesehen hatte, an das Symbol des Antigravschachtes, und gleichzeitig wirbelten mir verschiedene Bilder durch den Kopf, die irgendwann ebenfalls in meinem Traum entstanden sein mussten.

Da war das bärtige Gesicht eines grauhaarigen Mannes mit schräg gestellten Augen und einem beeindruckenden Charisma, gezeichnet von Fanatismus und religiösem Eifer. Es wich den Gesichtern der Kinder, die von entsetzlicher Angst geprägt waren.

»Sie sind wahnsinnig!«, rief ich unwillkürlich aus, eilte aus dem Bett, streifte mir hastig einige Kleidungsstücke über und verzichtete darauf, mich frisch zu machen.

Dafür war jetzt keine Zeit mehr. Es kam auf jede Sekunde an.

Ich hetzte auf den Gang vor meiner Wohneinheit hinaus und aktivierte das Gravo-Pak in meinem Gürtel, um schneller voranzukommen. Glücklicherweise kam mir niemand in die Quere, auf den ich hätte Rücksicht nehmen müssen.

Als ich den zentralen Schacht mit den Expressliften erreichte, trat Tess Qumisha aus einer Tür. Ich blieb stehen, und sie kam zu mir.

»Benjameen?«, fragte sie und blickte mich verwundert an. »Was ist los?«

Tess Qumisha sah aus, als habe man sie gerade eben aus dem Bett geworfen, in dem sie angekleidet geschlafen hatte. Ihre schwarzen Haare bildeten ein struppiges und unordentliches Durcheinander, als sei sie nur mal eben mit den gespreizten Fingern hindurchgefahren. Ihre Augenränder waren allerdings sorgfältig geschminkt und sahen so dunkel aus, dass sie übernächtigt wirkte. Vergeblich hatte ich ihr geraten, die dunkle Farbe einmal wegzulassen. Sie hatte nur eine Schnute gezogen und meinen Rat ansonsten ignoriert.

»Das weiß die Telepathin nicht?«, fragte ich und zog sie in die Kabine des Lifts. Gleich darauf schossen wir mit gewohnter Geschwindigkeit in die Höhe.

Sie lächelte dünn. »Ich mache Fortschritte«, antwortete sie, »aber ich bin noch lange nicht so weit, dass ich mühelos in deinen Gedanken blättern könnte. Außerdem weiß ich nicht, ob ich das überhaupt will. Bei dir könnte ich auf Verborgenes stoßen, was besser ganz weit unten in der Kiste geblieben wäre!«

»Mir ist ganz und gar nicht zum Scherzen zumute, Tess«, stellte ich klar und erläuterte mit wenigen Sätzen, was ich geträumt hatte.

»Warum hält denn niemand diesen Parallelum auf?«, rief sie erschrocken. »Er führt die Leute ins Verderben, und wir schauen nur zu? Das kann doch nicht wahr sein!«

Die Liftkabine hielt, wir stürzten auf einen Gang hinaus und rannten auf einen Transmitter zu, der im Stand-by-Modus stand. Ich hoffte, dass wir noch genügend Zeit hatten.

»Sofort aktivieren!«, rief ich der Syntronik des Transmitters zu. »Ich bin TLD-Agent Benjameen von Jacinta. Sondereinsatz!«

Die Syntronik erkannte mich und Tess sofort, der Transmitter aktivierte sich. Ich rief ihm die nötigen Angaben zu, und dann sprangen wir auch schon durch den Transmitterbogen.

Als wir auf »der anderen Seite« herauskamen, erkannte ich sofort, dass mein Traum der Realität bereits vorausgeeilt war. Vanessa Sossek, gerade mal fünf Meter von uns entfernt, war noch nicht gesprungen, setzte gerade jetzt aber dazu an.

Tess warf sich auf die Frau, packte sie und ihre Tochter Anja und riss sie zurück, so dass sie weder springen noch das kleine Mädchen hinauswerfen konnte.

Ich sprang kopfüber in den Schacht, bemerkte, wie die Schwerkraft an mir riss, und aktivierte mein Gravo-Pak am Gürtel. Es ging rasant in die Tiefe, und ich wollte über die Risiken nicht einmal nachdenken.

Etwa zehn Meter unter mir sah ich den Jungen, der verzweifelt mit Armen und Beinen um sich schlug und mit angstvoll geweiteten Augen zu mir hochblickte. Sein kleines Gesicht war totenbleich, und sein Mund stand weit offen, doch er brachte keinen einzigen Laut hervor.

*

Gia de Moleon war ganz und gar nicht froh darüber, dass Stendal Navajo zu ihr kam.

Seit Stunden stand sie unter Hochspannung, und in dieser Situation wäre sie lieber allein gewesen. Zudem musste sie bei dem Bürgermeister von Alashan immer damit rechnen, dass er mit einer unangenehmen Neuigkeit, einem unwillkommenen Vorschlag oder einer unangebrachten Forderung an sie herantrat.

Noch hatte sie nicht vergessen, dass er den Machtanspruch über die Verteidigungskräfte Alashans und über die Raumschiffe erhoben hatte und welche Diskrepanzen sich ergeben hatten, als sie ihn abgelehnt und selbst das Kommando übernommen hatte.

Entsprechend kühl fiel die Begrüßung aus. Sie beschränkte sich auf kaum mehr als eine Höflichkeitsfloskel.

Stendal Navajo tat, als bemerke er es nicht. »Schon Nachrichten von der GOOD HOPE III und der ALVAREZ?«, fragte er.

Sie blickte ihn unwillig an. Der Bürgermeister der Nation Alashan war ein hochgewachsener, schlanker Mann mit einem hageren, beinahe asketischen Gesicht, in dem die dichten Augenbrauen und die vorspringende, gebogene Nase auffielen. Er trug eine dunkle, frackähnliche Jacke, dunkle Hosen aus grobem Leinen und einen schwarzen Zylinder, der ihn wie ein Wesen aus einer längst vergangenen Zeit aussehen ließ.

»Glaubst du wirklich, ich hätte dich nicht augenblicklich unterrichtet, wenn es so wäre?«, gab sie zurück.

Gelassen blickte er auf die Holo-Sternenkarte der beiden auseinanderdriftenden Galaxien DaGlausch und Salmenghest. Zwischen ihnen befand sich der sogenannte Kessel, ein Gebiet von außerordentlich intensiver Hyperaktivität. Es war für die Kesselbeben verantwortlich, die beide Sterneninseln bedrohten, und es war auch Ausgangspunkt für das bevorstehende Superbeben, das beide Galaxien in den Abgrund reißen würde.

»Der Flug nach Kurryan dauert theoretisch weniger als eine Stunde, praktisch brauchen unsere Leute natürlich mehr«, stellte er fest. »Leider ist keine Hyperfunk-Verbindung möglich, so dass wir nicht erfahren, wie die Expedition der beiden Raumer verläuft, aber das spielt keine Rolle. Fast ein Tag ist seit dem Start vergangen. Meinst du nicht, dass ich allen Grund habe, mir Gedanken zu machen?«

»Ich werde allmählich nervös«, gab sie gereizt zu. »Warum lässt du mich nicht in Ruhe? Wir können nichts tun als warten.«

Die ALVAREZ war mit 1500 TLD-Agenten an Bord aufgebrochen, um der Besatzung der GOOD HOPE III im Kurryan-System dabei zu helfen, zwei Korrago-Schlachtschiffe zu bergen. Diese beiden Raumer wurden benötigt, um die 200.000 Einwohner von Alashan zu retten.

»Was ist eigentlich mit den Thorrimern?«, fragte die TLD-Chefin scharf. »Die Korrago-Raumer sind unsere einzige Chance. Hast du die Thorrimer schon wieder komplett informiert?«

Navajo setzte sich in einen Sessel, nahm den schwarzen Zylinder vom Kopf und legte ihn auf den Arbeitstisch der marsgeborenen Frau. Dann streckte er die langen Beine aus, bis er sich mit den Hacken an der Tischkante abstützen konnte.

»Ich habe den König und seinen Hof längst verständigt und gewarnt«, entgegnete er. »Sie wissen natürlich, dass ein Superbeben innerhalb eines Jahres bevorsteht, und sie bereiten sich entsprechend ihren Möglichkeiten darauf vor. Jedder Colusha hält die Verbindung zwischen uns und den Thorrimern ständig aufrecht.«

»Wir werden genügend Probleme haben, unsere Leute auf den Korrago-Raumern unterzubringen«, erinnerte ihn Gia de Moleon. »Wir dürfen den Thorrimern keine Hoffnung machen.«

»Wir haben die Korrago-Schiffe noch gar nicht«, warf er ein. »Vielleicht ist es völlig falsch, sich an diese Chance zu klammern, die möglicherweise gar keine ist.«

»Wir können dennoch nicht auch noch Thorrimer einkalkulieren«, fügte sie hinzu. »Das ist so gut wie ausgeschlossen.«

»Dennoch werden wir uns mit dieser Frage auseinandersetzen müssen«, betonte der Bürgermeister so bestimmt, dass er ihren Widerspruch herausforderte. »Wenn die Thorrimer uns bitten, einige hundert von ihnen in Sicherheit zu bringen, werden wir uns diesem Wunsch nicht verschließen können. Vorausgesetzt, wir können die Korrago-Chance nutzen.«

Die TLD-Chefin wollte zu einer scharfen Entgegnung ansetzen, presste dann jedoch die Lippen aufeinander und wandte sich ab. Sie wollte keine erneute Auseinandersetzung mit dem Bürgermeister von Alashan, zumal in der Tat offen war, ob es gelingen würde, die beiden Korrago-Raumer zu bergen.

Vorläufig sah es nicht danach aus, als bekämen die Bewohner von Alashan eine Chance, dem Superbeben zu entkommen.

Gia de Moleon konnte ihre Nervosität nicht mehr verbergen. Allzu viele Fragen beschäftigten sie. Absolut ungewiss war, ob es den Besatzungen der ALVAREZ und der GOOD HOPE III gelingen würde, mit den beiden Korrago-Raumschiffen zu starten. Offen war auch die Situation bei Kurryan, wo jederzeit mit einem Angriff der Hamaraden zu rechnen war; immerhin lag das Kurryan-System in direkter Nähe des Hamarad-Systems.

»Hast du die Großsyntronik konsultiert?«, erkundigte sich der Bürgermeister, nahm seinen Zylinder und stülpte ihn sich über den Kopf.

»Natürlich«, versetzte sie heftiger, als sie eigentlich wollte. »Was glaubst du?«

»Und?«

»Sie hat eine Erfolgschance von 87 Prozent errechnet«, eröffnete sie ihm. »Allerdings geht sie davon aus, dass die ALVAREZ und die GOOD HOPE III schon am ersten Tag der Expedition mit den Korrago-Raumern zurückkehren.«

»Und wenn nicht?«

Ihre braunen Augen blitzten. Sie setzte sich an ihren Arbeitstisch und blickte missbilligend auf seine Füße, die ihr gegenüber auf der Tischplatte lagen. Seufzend zog er seine langen Beine zurück und setzte die Füße auf den Boden.

»Wenn die Expedition einen Tag überfällig ist, erkennt die Syntronik eine Überlebenschance von nur noch 65 Prozent für die Besatzungen.«

»Und bei zwei Tagen Überfälligkeit?«