Perry Rhodan 1979: Shabazzas Kampf - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 1979: Shabazzas Kampf E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Ein Gestalter in Nöten - der Feind der Menschheit wird aktiv In sechs verschiedenen Galaxien entsteht zur Zeit die Koalition Thoregon: ein Bündnis verschiedener Völker, das sich dem Frieden im Kosmos verschrieben hat. Bekämpft wird Thoregon von Shabazza und dessen Hintermännern, die derzeit an Bord der Kosmischen Fabrik MATERIA operieren. Vor allem Perry Rhodan und seine alten Weggefährten kämpfen an entscheidenden Stellen gegen Shabazzas Machenschaften. So versucht der Terraner derzeit mit der SOL den direkten Widerstand gegen MATERIA im Zentrum der Milchstraße zu organisieren, während sein alter Freund Atlan mit der GILGAMESCH in der fernen Galaxis Chearth gegen die Algiotischen Wanderer vorgeht. So erscheinen zahlreiche Ereignisse miteinander verknüpft zu sein, deren Ursprünge zum Teil Zehntausende von Jahren in der Vergangenheit liegen: vom Anbeginn Thoregons bis zur aktuellen Handlungszeit, in der Perry Rhodan als Sechster Bote der Koalition agiert. Immerhin gelang es einem kleinen Einsatzkommando, bestehend aus einem Haluter, einem Oxtorner und dem Mausbiber Gucky, an Bord von MATERIA zu gelangen und Shabazza zu entführen. Der Gestalter befindet sich nun an Bord des Hantelraumschiffes SOL. Obwohl er gefangen ist, gibt er nicht auf. Es kommt zu SHABAZZAS KAMPF... In sechs verschiedenen Galaxien entsteht zur Zeit die Koalition Thoregon: ein Bündnis verschiedener Völker, das sich dem Frieden im Kosmos verschrieben hat. Bekämpft wird Thoregon von Shabazza und dessen Hintermännern, die derzeit an Bord der Kosmischen Fabrik MATERIA operieren. Vor allem Perry Rhodan und seine alten Weggefährten kämpfen an entscheidenden Stellen gegen die finsteren Machenschaften der Thoregon-Gegner. So versucht der Terraner derzeit mit der SOL, den direkten Widerstand gegen MATERIA im Zentrum der Milchstraße zu organisieren, während sein alter Freund Atlan mit der GILGAMESCH in der fernen Galaxis Chearth gegen die Algiotischen Wanderer vorgeht. So scheinen zahlreiche Ereignisse miteinander verknüpft zu sein, deren Ursprünge zum Teil Zehntausende von Jahren in der Vergangenheit liegen: vom Anbeginn Thoregons bis zur aktuellen Handlungszeit, in der Perry Rhodan als Sechster Bote der Koalition agiert. Immerhin gelang es einem kleinen Einsatzkommando, bestehend aus einem Haluter, einem Oxtorner und dem Mausbiber Gucky, an Bord von MATERIA zu gelangen und Shabazza zu entführen. Der Gestalter befindet sich nun an Bord des Hantelraumschiffes SOL. Obwohl er gefangen ist, gibt er nicht auf. Es kommt zu SHABAZZAS KAMPF ...

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Nr. 1979

Shabazzas Kampf

Ein Gestalter in Nöten – der Feind der Menschheit wird aktiv

von H. G. Francis

In sechs verschiedenen Galaxien entsteht zur Zeit die Koalition Thoregon: ein Bündnis verschiedener Völker, das sich dem Frieden im Kosmos verschrieben hat. Bekämpft wird Thoregon von Shabazza und dessen Hintermännern, die derzeit an Bord der Kosmischen Fabrik MATERIA operieren.

Vor allem Perry Rhodan und seine alten Weggefährten kämpfen an entscheidenden Stellen gegen die finsteren Machenschaften der Thoregon-Gegner. So versucht der Terraner derzeit mit der SOL, den direkten Widerstand gegen MATERIA im Zentrum der Milchstraße zu organisieren, während sein alter Freund Atlan mit der GILGAMESCH in der fernen Galaxis Chearth gegen die Algiotischen Wanderer vorgeht.

So scheinen zahlreiche Ereignisse miteinander verknüpft zu sein, deren Ursprünge zum Teil Zehntausende von Jahren in der Vergangenheit liegen: vom Anbeginn Thoregons bis zur aktuellen Handlungszeit, in der Perry Rhodan als Sechster Bote der Koalition agiert.

Immerhin gelang es einem kleinen Einsatzkommando, bestehend aus einem Haluter, einem Oxtorner und dem Mausbiber Gucky, an Bord von MATERIA zu gelangen und Shabazza zu entführen. Der Gestalter befindet sich nun an Bord des Hantelraumschiffes SOL.

Obwohl er gefangen ist, gibt er nicht auf. Es kommt zu SHABAZZAS KAMPF ...

Die Hauptpersonen des Romans

Shabazza – Der Gestalter sieht eine letzte Chance, sein Leben zu bewahren.

Perry Rhodan – Der unsterbliche Terraner wird Opfer eines besonders aggressiven Wesens.

Bré Tsinga – Die junge Psychologin versucht, Shabazza und seine Hintermänner zu analysieren.

Kranna Theyres – Eine Praktikantin erlebt eine Bewährung ganz besonderer Art.

Lotho Keraete – Der neue Bote von ES will unbedingt eine Botschaft überbringen.

Blo Rakane

1.

»Ich sterbe«, klagte Shabazza. »Mein Asteroidenkörper ist zerstört worden. Daher kann ich nur noch wenige Tage leben. Ich spüre bereits, wie dieser Körper verfällt, in dem ich jetzt leben muss.«

Bré Tsinga und eine junge Frau mit blauen, schulterlangen Haaren standen ihm gegenüber und waren nur wenige Schritte von ihm entfernt. Der Gestalter hielt sich im Körper von Direktor 10 auf, einem Humanoiden, der annähernd zwei Meter groß war und einen kahlen Schädel, ein eckig wirkendes Gesicht mit tiefen, zerfurchten Zügen, eine flache Nase von nur einem Zentimeter Dicke und einen schmallippigen Mund aufwies.

Lider und Lippen bestanden aus einer zähen Haut in einem dunklen Blau. Die Hände, die jeweils sieben Finger hatten und offenbar für feine Arbeiten gut geeignet waren, faltete er vor dem Unterleib zusammen, der von einer kurzen, hellen Hose verhüllt wurde.

Shabazza war ansonsten nackt. Nicht nur seine Gesichtshaut wies an einigen Stellen Ausschläge auf, sondern auch die Haut am ganzen Körper. Die Haut war schwarz mit einem bläulichen Glanz, hatte aber in einigen Bereichen eine ungesunde, helle Färbung angenommen. Sie war mit Rissen und Schründen versehen, aus denen eine farblose Flüssigkeit hervorquoll.

Die Kosmopsychologin hatte den Eindruck, dass Shabazzas Körper zumindest äußerlich zu verfaulen begann, und sie empfand Mitleid mit dem Körper von Direktor 10. Das Wesen, das den Geist des Gestalters beherbergte, litt ganz offensichtlich.

Ein hochenergetischer Paratronschirm trennte Bré Tsinga sowie ihre junge Kollegin Kranna Theyres von dem Wesen, das allgemein als real existierende Inkarnation des Bösen angesehen wurde und dem geradezu unvorstellbare Verbrechen und Gräueltaten angelastet wurden. Die Paratrontechnologie sorgte dafür, dass Shabazza nicht aus seinem Gefängnis an Bord der SOL ausbrechen konnte, die sich nach wie vor nahe dem Zentrum der Milchstraße aufhielt.

Die zahlreichen Sicherungsvorkehrungen waren unverzichtbar, und das wusste Bré Tsinga sehr gut. Sie ging davon aus, dass Shabazza in seiner Not und Verzweiflung darauf wartete, irgendein anderes Lebewesen berühren zu können, um auf diese Weise zu ihm überzuwechseln und seinen sterbenden Gastkörper zu verlassen.

Gucky hatte herausgefunden, dass der Gestalter zu einem solchen Wechsel fähig war. Er könnte damit ein wenig Zeit herausschinden und seinen Tod, der nach der Zerstörung seines Asteroidenkörpers in der Kosmischen Fabrik MATERIA unvermeidbar geworden war, möglicherweise einige Tage hinausschieben.

Niemand auf der SOL war bereit, dem Massenmörder Shabazza eine solche Chance einzuräumen. Viele Besatzungsmitglieder forderten seinen Tod, nicht nur eine vorgetäuschte Gerichtsverhandlung. Sie waren der Ansicht, dass er diese Strafe mehr als verdient hatte und dass ein Scheusal wie er besser heute als morgen von der Bildfläche verschwinden sollte.

Eine kleine Gruppe hatte vorgeschlagen, ihn augenblicklich auszuschleusen und ohne Schutzanzug in den freien Weltraum zu stoßen, wo er auf der Stelle sterben würde. Wer für die Entvölkerung von 52 Planeten in der Milchstraße sowie unbeschreibliches Leid in anderen Galaxien verantwortlich war, der durfte ihrer Ansicht nach keine geringere Strafe bekommen. Dass Perry Rhodan mit dem Gestalter zusammenarbeiten wollte oder zumindest so tat, fanden viele Besatzungsmitglieder im höchsten Grad ungerecht.

Auch Kranna Theyres gehörte zu jenen, die jegliche Hilfe und jegliches Entgegenkommen ablehnten. Kranna war eigentlich Studentin an der Universität von Terrania und war auf einem Schiff der LFT-Experimentalflotte in diese galaktische Region gekommen. Mit einer Sondergenehmigung Rudo K'Renzers war sie an Bord der SOL übergewechselt, weil sie sich als Praktikantin an der Seite der allgemein bekannten Bré Tsinga weitere Fortschritte in ihren Studien versprach.

Kranna Theyres hatte sich nur ein einziges Mal zu Shabazzas möglicher Strafe geäußert. Als Bré ihr zu verstehen gegeben hatte, dass sie eine Mitarbeiterin mit einer Pro-Einstellung zur Todesstrafe nicht gebrauchen konnte, hatte sie vorsichtshalber auf weitere Proteste verzichtet.

Sie studierte Xenopsychologie, und sie war Bré Tsinga dankbar dafür, dass sie den Gesprächen mit Shabazza beiwohnen durfte.

Für Kranna hatte die Begegnung mit einem Wesen wie dem Gestalter eine ganz besonders Faszination. Da ihr klar war, dass sie zu keinem anderen Zeitpunkt ihres Studiums eine vergleichbare Begegnung haben würde, versuchte sie, einen möglichst großen Gewinn daraus zu erzielen. Um keinen Preis wollte sie das durch ihren Flottenkommandanten erlangte Privileg gefährden, dabei sein zu dürfen.

Ihr kam es nicht nur darauf an, wichtige Erkenntnisse im Rahmen ihres Studiums zu gewinnen oder die berühmte Bré Tsinga näher kennenzulernen. In gewisser Weise genoss sie auch die Begegnung mit dem Bösen. Je näher sie ihm war, ohne dass die Paratronschranke durchbrochen wurde, und je länger die Gespräche dauerten, die Bré Tsinga mit Shabazza führte, desto mehr rückte sie von ihrer ursprünglichen Meinung ab.

Es war vor allem Perry Rhodan, der Sechste Bote von Thoregon, der sich schützend vor Bré Tsinga stellte. Der Terraner vertrat die Ansicht, dass sie sich als Wissenschaftlerin – bei aller Vorsicht – die Chance nicht entgehen lassen durfte, soviel wie möglich über Shabazza zu erfahren. War dieser erst einmal tot, dann war diese Informationsquelle für immer verschlossen.

Gern hätte Bré Tsinga Gucky als Telepathen dabeigehabt, um mit seiner Hilfe die Gedanken des Gestalters überwachen und analysieren zu können. Der Mausbiber war jedoch schon seit einigen Wochen mit Reginald Bull, dem Oxtorner Monkey und dem Positronikspezialisten Trabzon Karett in einer Sondermission unterwegs.

Bré Tsinga hatte Perry Rhodan gefragt, was das für eine Mission sei, doch er hatte ihr die Antwort verweigert. Offenbar ging es dabei um eine Angelegenheit, die nicht zu früh öffentlich werden durfte.

»Wann wird der Tod eintreten?«, fragte sie.

Shabazza senkte den Kopf und ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Als er den Kopf schließlich wieder hob, hatten sich die Falten auf seinem Gesicht vertieft, und die Augen schimmerten in einem eigenartigen Blau, das sich auf seltsam anmutende Weise von seinem dunklen Teint abhob. Diese Verfärbung hatten sie erst in den letzten Stunden angenommen. Sie signalisierte, dass sich in ihm und mit seinem Metabolismus etwas veränderte.

»Wenn ich geschlafen habe, fühle ich mich stets ein wenig besser. Im Schlaf schöpfe ich Energien«, antwortete Shabazza. »Doch danach werden sie rasch abgebaut. Der Tod wird daher gegen Mittag an einem der nächsten fünf Tage eintreten. Aber ich werde nicht wissen, an welchem Tag, bis ich es am Morgen des Sterbetages nach dem Aufwachen spüre.«

Bré Tsinga setzte sich auf einen Hocker, der vor dem Paratronschirm stand.

»Wenn dein Tod also sicher ist«, versetzte sie, »solltest du mir einiges von dir erzählen. Wir wissen zuwenig von dir.«

»Warum sprichst du mit mir?«, fragte der Gestalter. »Habe ich nicht den Ruf, ein wahres Ungeheuer zu sein? Sagt man mir nicht nach, dass ich schwerste Verbrechen begangen habe?«

»Geh mal davon aus, dass ich bereit bin, dir Sterbehilfe zu leisten!«, wich sie aus. »Wenn ich deinen Tod schon nicht verhindern kann, so will ich dir wenigstens das Sterben erleichtern.«

»Dafür bin ich dir dankbar«, beteuerte er.

Nun ließ er sich auf den Boden seines Verlieses sinken, das als einziges Möbelstück eine Antigravliege enthielt, auf der er schlafen und ruhen konnte. Er zog die Beine hoch an den Körper heran und verschränkte die Arme vor den Knien. Bré sah, dass die Haut an seinen Ellenbogen aufgerissen und entzündet war.

»Was denkst du, wenn ich dir sage, dass das Bild falsch ist, das ihr euch von mir macht?«, fragte der Gestalter.

»Ich habe meine Zweifel«, gab sie zu.

»Und doch ist es so! Du machst es dir zu einfach, wenn du mich einfach nur als böse abstempelst.« Shabazza zuckte mit den Achseln, und ein leichtes Lächeln glitt über seine Lippen. »Warum sollte ich lügen? Der Tod ist mir sicher. Ich habe keine Chance mehr, mein Leben zu verlängern – oder solltest du bereit sein, den Energieschirm zu öffnen und mir den Kontakt mit einem Lebewesen zu ermöglichen?«

»Nein.«

»Ich habe nichts anderes erwartet.«

»Wieso sollte ich dir glauben, dass die Berichte über dich nicht der Wahrheit entsprechen?«

»Weil die Wahrheit sich nicht immer gleich darstellt. Es kommt auf die Perspektive an. Wird sie verändert, stellt sich oft heraus, dass die Wahrheit keine feststehende Größe, sondern eine Variable ist.«

Bré Tsinga ließ sich nicht anmerken, was sie angesichts dieser Aussage dachte und empfand. »Und?«

»Nur einen verschwindend geringen Teil meines Lebens habe ich frei und ungebunden existiert«, erklärte Shabazza. »Ansonsten war immer jemand da, der Einfluss auf mich genommen oder gar brutale Macht auf mich ausgeübt hat. Cairol und Torr Samaho etwa haben mich zu einem willenlosen Sklaven gemacht. Ich war nicht mehr als ihre ausführende Hand, ohne Einfluss auf das nehmen zu können, wozu sie mich gezwungen haben.«

Die Kosmopsychologin hörte ruhig zu. Sie ließ ihn reden.

»Schon meine erste Begegnung mit den Organischen verlief ganz anders, als Gerüchte später behauptet haben«, fuhr Shabazza fort. »Aus Erzählungen meiner Familie wusste ich, wie sie sind und wie sie aussehen, aber ich war dennoch neugierig. Organisches Leben war unvorstellbar fremd für mich, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es so außerordentlich empfindlich auf Störungen reagiert.«

Die dunkle Gestalt erhob sich und ging einige Schritte im Raum auf und ab, ohne die Blicke von Bré Tsinga zu wenden.

»Meine erste Begegnung mit Organischen hatte ich auf einem wüstenartigen Planeten. Humanoide Gestalten waren in Not geraten. Sie kämpften mit dem Sand der Dünen, der sie verschlingen wollte, und mit ihrer eigenen Schwäche. Als ich in den Körper eines anderen geschlüpft war, sah ich einen von ihnen vor mir auf dem Boden liegen. Die Scheibe seines Raumhelms spiegelte so stark, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Doch die Neugier brannte in mir. Sie wollte mich dazu verführen, seinen Helm zu öffnen. Da ich aber wusste, dass dies sein Tod gewesen wäre, hob ich ihn auf und trug ihn zu seinem weit entfernten Raumschiff. Und erst dort, wo er in Sicherheit war, öffnete ich seinen Helm. Es war ein großer Moment für mich, als ich zum ersten Mal das Gesicht eines Organischen sah.«

Bré Tsinga glaubte, nachempfinden zu können, welche Gefühle Shabazza bei dieser Begegnung erfüllt hatten. Sein Geist hatte ihren Informationen nach jahrhundertelang in einem Asteroiden gelebt, und sein ganzes Wissen war ebenso von den anderen Mitgliedern der Familie bestimmt worden wie seine Emotionen.

Immerhin aber wusste Bré Tsinga aus Guckys Berichten, dass Shabazza zu Lügen und Aufschneidereien neigte. Der kleine Mausbiber hatte den Gestalter telepathisch ausgehorcht und daraus ein Protokoll erstellt. Dieses Protokoll hatte die Kosmopsychologin natürlich durchgearbeitet. Wobei ihr völlig klar war, dass sich auch der Mausbiber irren konnte ...

»Bei einer weiteren Begegnung mit anderen Organischen auf einem anderen Planeten konnte ich einen Krieg verhindern«, eröffnete Shabazza ihr. »Zwei Völker hatten sich seit Jahrzehnten bis zur absoluten Erschöpfung bekämpft, ohne dass ein Volk das andere besiegen konnte. Ich habe die Anführer der beiden Parteien zu einem Friedensessen an einen Tisch geholt. Sie waren ausgehungert, beide am Ende ihrer Kräfte. Ich habe dafür gesorgt, dass sie endlich einmal wieder satt wurden, und dann ist es mir gelungen, sie alle mit geschickt eingestreuten Komplimenten versöhnlich zu stimmen und so den Krieg zu beenden. Obwohl ich neugierig auf andere Organische war, bin ich einige Jahre lang auf diesem Planeten geblieben, bis sicher war, dass sich der Friede stabilisiert hatte und von Dauer war.«

Die Kosmopsychologin war überrascht, dass Shabazza von diesen Erlebnissen sprach. Da er sich gar zu positiv darstellte und sie sich zu gut an Guckys Berichte erinnerte, glaubte sie ihm natürlich nicht und versuchte, ihn mit einer Reihe von geschickt eingestreuten Fragen in Widersprüche zu verwickeln. Doch es gelang ihr nicht.

Sie gewann den Eindruck, dass der Gestalter bereitwillig und offen antwortete, und sie nahm ihm schließlich ab, dass er bei seinen ersten Ausflügen vom Schwarm der Gestalter zu bewohnten Welten auch eine Reihe von guten Taten vollbracht hatte.

Irgendwann später musste jedoch die Wende eingetreten sein. Sie wollte unbedingt herausfinden, was geschehen war und was Shabazza den Ruf eingebracht hatte, die Inkarnation des Bösen zu sein.

Immer wieder vergegenwärtigte sich Bré Tsinga, dass Shabazza den Tod vor Augen hatte und dem Ende nicht mehr entfliehen konnte. Daraus leitete sie ab, wie hoch sie seine Aussagen werten konnte, und sie kam allmählich zu dem Schluss, dass er weitgehend die Wahrheit sagte.

Um ihn zu prüfen, stellte sie ihm kleine Fallen, vor allem wenn es um relativ unbedeutende Aussagen ging. Oft ermattete er und brauchte lange Pausen, um sich wieder zu erholen, oder er war unkonzentriert, weil sein verfallender Körper ihn quälte und das übernommene Hirn in seiner Kapazität nachließ. Doch das führte in keinem Fall dazu, dass er sich in Widersprüche verwickelte oder dass sie ihn bei einer Lüge ertappte.

Mehr und mehr kam sie zu der Überzeugung, dass er angesichts des nahen Todes die Wahrheit sagte. Oder er war ein besonders geschickter Lügner, der sogar eine Kosmopsychologin zu narren verstand. Immerhin hatte er über lange Tage hinweg jegliches Gespräch mit den Menschen an Bord der SOL verweigert.

Als Shabazza ihr nach einem stundenlangen Gespräch zu verstehen gab, dass er nun erschöpft sei und ruhen müsse, ließ ihn Bré Tsinga allein. Bevor sie den Raum verließ, wandte sie sich an Kranna Theyres, die neben ihr stand und sich nachdenklich mit den gespreizten Fingern durch das blaue Haar fuhr.

Die Praktikantin war 23 Jahre alt. Sie war etwas kleiner als Bré. Sie hatte ein schmales, ausdrucksvolles Gesicht mit leicht aufgeworfenen Lippen, einer kess nach oben gewölbten Nase und nachtschwarzen Augen, die unergründlich zu sein schienen und aus denen zugleich ein steter Vorwurf zu sprechen schien.

»Hast du noch eine Frage, Kranna?«

»Nein«, erwiderte die junge Frau. Sie biss sich auf die Lippen und fügte dann rasch hinzu, als fürchte sie, danach nicht mehr zu Wort zu kommen: »Oder doch. Was geschieht mit ...? Also, ich wollte sagen, was tun wir, wenn dieser Körper gestorben ist?« Sie deutete scheu auf Direktor 10.

»Wenn es vorbei ist, ziehen wir den Körper mit Hilfe eines Traktorstrahls in den Paratronschirm«, antwortete die Kosmopsychologin kühl. »Wir gehen nicht das geringste Risiko ein. Niemand wird Shabazza berühren. Auch dann nicht, wenn alles dafür spricht, dass er tot ist.«

»Ich verstehe.«

Als sich die Tür hinter ihnen schloss und sie auf den Gang hinaustraten, verharrte Bré Tsinga einen Moment auf der Stelle. Sie spürte, dass sich ihre Nackenmuskulatur verkrampft hatte, und sie rollte mit den Schultern, um sie zu lockern. Dann warf sie der Praktikantin einen um Verständnis bittenden Blick zu und schlenderte mit ihr plaudernd einer Messe zu, um ein wenig zu essen.

Erst jetzt stellten die beiden Frauen fest, dass sie nahezu vier Stunden mit Shabazza zusammengewesen waren. Wie im Fluge war die Zeit vergangen, und erst jetzt merkten sie, wie anstrengend das Gespräch gewesen war.

Die stundenlange Konzentration auf jedes seiner Worte hatte viel Kraft gekostet. Auch wenn natürlich Syntrons die gesamte Unterhaltung aufzeichneten und dabei jegliche Körperregung Shabazzas registrierten, um sie später auswerten zu können, blieb genügend eigene Gedankenarbeit übrig.

»Ich bin geschafft«, gab Bré Tsinga matt lächelnd zu. »Es wurde höchste Zeit, dass wir eine Pause machen.«

»Erstaunlich, dass Shabazza so lange durchgehalten hat«, wunderte sich die Praktikantin.

»Ja, das hat mich auch überrascht«, stimmte Bré Tsinga zu.

Sie war schlank, sportlich und ausdauernd. Normalerweise zeigten sich so leicht keine Konzentrationsmängel bei ihr. In diesem Fall aber spürte sie, dass sie bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gegangen war.

Shabazza erwies sich als erstaunliche Persönlichkeit mit ungewöhnlichen intellektuellen Fähigkeiten.

Du musst auf der Hut sein!,