Perry Rhodan 2005: Gestrandet in der NACHT - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 2005: Gestrandet in der NACHT E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Die SOL in der Falle - in einem völlig fremden Kosmos Auf der Erde und den Tausenden von Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung - das entspricht dem Jahr 4890 alter Zeit. Seit dem Ende des Konstituierenden Jahres gehört die Milchstraße zur Koalition Thoregon, jenem Zusammenschluß von sechs Galaxien, der künftig für Frieden und Unabhängigkeit in diesem Bereich des Kosmos stehen soll. Als Sechster Bote von Thoregon ist Perry Rhodan gewissermaßen das Bindeglied zwischen der Menschheit und den Superintelligenzen sowie den anderen Völkern des Galaxienbundes. Als einziger Terraner kann er die mysteriöse Brücke in die Unendlichkeit benutzen. Leider entspricht die Lage innerhalb der Menschheitsgalaxis nicht den Zielen Thoregons. Vor allem das aggressiv auftretende Kristallimperium dehnt seine Macht immer weiter aus. Zuletzt besetzten mehrere zehntausend Kampfraumschiffe das kleine Sternenreich der Topsider, gewissermaßen direkt "vor der Haustür" der Terraner. Davon können die Menschen an Bord der SOL nichts ahnen. Das legendäre Hantelraumschiff, das von Perry Rhodan und seinen Gefährten erst unlängst zurückerobert wurde, ging zuletzt im Kessel von DaGlausch durch den dort existierenden gigantischen Pilzdom auf unbekannte Fahrt. Seither hat man in der Milchstraße nichts mehr von Atlan und den sechstausend Besatzungsmitgliedern gehört. Auch nicht von Mondra Diamond und dem kleinen Delorian Rhodan... Die SOL kommt an einem Punkt des Universums heraus, der eigenen Gesetzen unterliegt. Sie ist GESTRANDET IN DER NACHT...

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Nr. 2005

Gestrandet in der NACHT

Die SOL in der Falle – in einem völlig fremden Kosmos

von H. G. Francis

Auf der Erde und den Tausenden von Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 4890 alter Zeit. Seit dem Ende des Konstituierenden Jahres gehört die Milchstraße zur Koalition Thoregon, jenem Zusammenschluss von sechs Galaxien, der künftig für Frieden und Unabhängigkeit in diesem Bereich des Kosmos stehen soll.

Als Sechster Bote von Thoregon ist Perry Rhodan gewissermaßen das Bindeglied zwischen der Menschheit und den Superintelligenzen sowie den anderen Völkern des Galaxienbundes. Als einziger Terraner kann er die mysteriöse Brücke in die Unendlichkeit benutzen.

Leider entspricht die Lage innerhalb der Menschheitsgalaxis nicht den Zielen Thoregons. Vor allem das aggressiv auftretende Kristallimperium dehnt seine Macht immer weiter aus. Zuletzt besetzten mehrere zehntausend Kampfraumschiffe das kleine Sternenreich der Topsider, gewissermaßen direkt »vor der Haustür« der Terraner.

Davon können die Menschen an Bord der SOL nichts ahnen. Das legendäre Hantelraumschiff, das von Perry Rhodan und seinen Gefährten erst unlängst zurückerobert wurde, ging zuletzt im Kessel von DaGlausch durch den dort existierenden gigantischen Pilzdom auf unbekannte Fahrt.

Seither hat man in der Milchstraße nichts mehr von Atlan und den sechstausend Besatzungsmitgliedern gehört. Auch nicht von Mondra Diamond und dem kleinen Delorian Rhodan …

Die SOL kommt an einem Punkt des Universums heraus, der eigenen Gesetzen unterliegt. Sie ist GESTRANDET IN DER NACHT …

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide muss sich mit der Besatzung der SOL in einem fremden Kosmos orientieren.

Crom Harkanvolter – Der junge Mom'Serimer wird mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert.

Icho Tolot – Der Haluter geht in einen Kommandoeinsatz in der NACHT.

Tonko Kerzner

1.

Die Verwirrung hätte nicht größer sein können.

Stöße trafen mich in den Rücken, als ob ich auf einem Rüttelbett läge. Ich fühlte, wie mein Hinterkopf immer wieder auf den Boden schlug.

Narr! Komm endlich zu dir!

Ich wälzte mich auf die Seite und stützte mich mit der Hand ab. Mühsam hob ich den Kopf und versuchte, mich daran zu erinnern, wo innerhalb der SOL ich lag und was geschehen war.

Ein Gefühl äußersten Unbehagens überfiel mich. Irgendetwas hatte uns getroffen.

Es war ein psionischer Angriff!, behauptete der Logiksektor.

Ich richtete mich auf und sah mich um. Ich lag in der Zentrale, zwischen zwei Kontursesseln und einem Automaten, der bei Bedarf Getränke zur Verfügung stellte.

In meiner Nähe waren mehrere Männer und Frauen zusammengebrochen. Sie waren bewusstlos und offensichtlich noch weit davon entfernt, zu sich zu kommen. Vermutlich hatten mir mein Extrasinn und der Zellaktivator geholfen, mich so schnell zu erholen.

So schnell? Ich wusste nicht, wie viel Zeit seit Beginn des Angriffs verstrichen war. Ich warf einen kurzen Blick auf mein Chronometer, doch das half mir auch nicht viel weiter. Kurz fasste ich meine Erinnerung zusammen.

Von DaGlausch waren wir mittels eines Transfers durch den Mega-Dom ins Unbekannte versetzt worden. Niemand an Bord hatte bisher klären können, wo wir uns befanden. Ich ging jedoch von dem Gedanken aus, dass wir uns immer noch in dem für uns gültigen Universum aufhielten.

Der Sprung hierher hatte sich scheinbar eine Ewigkeit hingezogen. Danach hatte sich eine Phase mit geradezu fürchterlichen Schmerzen angeschlossen, die ich nur mit Hilfe meines Extrasinns hatte überwinden können.

»Psionischer Angriff?«, fragte ich, wunderte mich dabei über meine heisere, stark schwankende Stimme.

Ich räusperte mich, ging einige Schritte, blieb dann stehen und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand, um mich zu stützen. Mir schwindelte. Ich hatte das Gefühl, dass sich mir der Magen verdrehte und sich der Boden unter meinen Füßen bewegte. Mir kam es vor, als sei er ein lebendes Wesen.

Ich wusste, dass mir meine Sinne einen Streich spielten, aber es dauerte einige Zeit, bis ich die Kreislaufschwäche überwand und meine Sicherheit zurückgewann. Ich hatte immer noch ein unangenehmes Gefühl der Leere im Magen, aber der Appetit war mir vergangen.

Der psionische Angriff hat tatsächlich stattgefunden. Dafür liegen stichhaltige Gründe vor. Er ist nun fraglos zu Ende.

»Stichhaltige Gründe?« Ich stutzte. »Was sollten das für Gründe sein? Und woher willst du wissen, dass er sich nicht wiederholt und fortgesetzt wird?«

Der Logiksektor antwortete nicht, und ich stellte keine weiteren Fragen. Ich würde dadurch nichts ändern.

Plötzlich erschütterten mehrere schwere Schläge die SOL. Sie waren so heftig, dass ich Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben. Dabei war mir klar, dass SENECA das Schiff mit allergrößter Wahrscheinlichkeit in Paratronschirme gehüllt hatte und die auftreffenden Energien mit ihrer Hilfe in den Hyperraum ablenkte.

Dass SENECA aktiv war, bewiesen die Mobimeds, die aus allen Richtungen anrückten und sich um die bewusstlosen Besatzungsmitglieder kümmerten.

Es waren zwei Attacken!, betonte der Logiksektor. Unterschiedlicher Art.

Klar. Unnötig zu betonen. Ich hätte eine präzisere Information vorgezogen. Hatten wir es mit einem zangenartigen Angriff zu tun, bei dem unser Gegner auf der einen Seite zu psionischen Mitteln griff, während er die SOL auf der anderen mit konventionellen Mitteln zu zerstören suchte?

Ich musste meine Arbeit aufnehmen. Schon viel zu viel Zeit hatte ich verschwendet, um zu mir selbst zu finden.

Da ich die Bewusstlosen durch die mobilen Medoroboter versorgt wusste, ignorierte ich sie und steuerte meinen Sessel an.

Doch in diesem Augenblick stürzte ein dreieinhalb Meter hoher Koloss aus einer Tür hervor. Ich versuchte ihm auszuweichen. Nun zeigte sich, dass ich noch immer nicht alle Folgen des psionischen Angriffs überwunden hatte.

Ich reagierte zu langsam und prallte mit Icho Tolot zusammen. Sein mächtiger Körper warf mich zurück wie einen Spielball. Seine vier Arme fuhren vor, und seine Hände griffen nach mir.

Der Haluter litt ganz sicher noch unter den Nachwirkungen des Angriffs und hatte sich ebenso wenig in der Gewalt wie ich. In seiner Fürsorglichkeit hätte er zweifellos ein wenig zu kräftig zugepackt, und das wäre mir nicht bekommen. In seinen Händen steckte eine für einen Arkoniden unvorstellbare Kraft. Bei einer Umarmung lief ich Gefahr, dass er mir ungewollt die Knochen brach.

»Schon gut!«, rief ich und streckte abwehrend die Hände aus. »Ich bin in Ordnung. Ich brauche keine Hilfe.«

Mit seinen drei rot glühenden Augen blickte er mich an, und ich erkannte, dass er sich tatsächlich noch nicht wieder voll unter Kontrolle hatte. Er war auf dem Wege, sich zu finden, und in einer solchen Situation war es besser, ihm nicht allzu nahe zu kommen.

»Wirklich?«, fragte er mit dumpf grollender Stimme. Sie hörte sich an wie ferner Kanonendonner.

»Schnell«, drängte ich. »Wir müssen unserer Mannschaft helfen, vor allem der Zentralebesatzung. Muel-Chen und die anderen benötigen unsere Hilfe. Sie sind noch nicht soweit wie wir. Ein psionischer Angriff hat sie ausgeschaltet.«

»Sie werden sich erholen.«

»Fragt sich nur, wann das ist«, entgegnete ich. »Möglicherweise ist es einer fremden Macht bis dahin gelungen, an Bord zu kommen.«

Der Haluter erschrak sichtlich; ich konnte die Mimik des schwarzen Riesen mit dem großen Kugelkopf seit Jahrhunderten gut einschätzen. An diese Möglichkeit schien er noch nicht gedacht zu haben. Er streckte mir eine seiner vier Hände entgegen, und ich legte meine Hände vorsichtshalber um sein Handgelenk, um mich hochziehen zu lassen.

»Du hast recht«, stimmte er mir zu. »Wir werden benötigt.«

Er wankte ein wenig, fing sich dann jedoch, und seine Augen wurden klar. Ich bemerkte jenes gewisse Funkeln in ihnen, das mir seine volle Wachsamkeit signalisierte.

Ich wartete darauf, dass sich SENECA meldete. Dabei konnte ich davon ausgehen, dass sein Biosektor von dem psionischen Angriff in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die Frage war, wie schnell er sich davon erholte, so dass der Bordrechner wieder komplett funktionsfähig wurde.

Eine Folge von heftigen, offenbar energetischen Schlägen erschütterte das Hantelschiff. Offenbar gelang es den Paratrons nicht, die gesamten Energien in den Hyperraum abzuleiten.

»Das ist denkbar ungünstig«, konstatierte Icho Tolot. »Wir wissen nicht genau, wo wir sind, die Mannschaft liegt auf der Nase, und wir werden angegriffen. Wir können uns nicht in ausreichender Weise wehren.«

Ich erfasste, was er sagen wollte, jedoch nicht direkt aussprach.

Die SOL befand sich in höchster Gefahr. Er fürchtete schwere Zerstörungen, wenn nicht gar die völlige Vernichtung des Raumschiffs. Ich sah mich noch einmal in der Zentrale um.

Die Mannschaft war in einen komaähnlichen Zustand verfallen, und wir konnten nicht davon ausgehen, dass sie schon bald wieder einsatzbereit sein würde. Wir mussten versuchen, die Situation aus eigener Kraft zu bewältigen.

Ein aussichtsloses Unterfangen!, brach der Logiksektor in meine Gedanken ein und zerstörte mit seiner Nüchternheit alle Illusionen. Er ließ nicht zu, dass ich mich mit falschen Vorstellungen selbst betrog.

Mein erster Blick galt Muel-Chen. Von ihm hing jetzt mehr ab als von vielen anderen, denn nur der Emotionaut war in der Lage, die SOL mit Hilfe der SERT-Haube aus der Gefahrenzone zu fliegen.

Ich sah, dass der junge Mann seine Augen geöffnet hatte. Seine Lippen bewegten sich.

Aus den Augenwinkeln sah ich Ronald Tekener, der sich gerade aufrichtete. Der narbengesichtige Freund, der mit mir zusammen die Expedition der SOL leitete, war noch weit davon entfernt, sich von dem erlittenen Schock erholt zu haben. Der psionische Angriff hatte ihn hart getroffen.

*

Tonko Kerzner schüttelte sich wie ein nasser Hund, um die Betäubung zu überwinden, die ihn befallen hatte. Er vernahm bedrohliches Krachen und Zischen hinter seinem Rücken, und er wollte sich umdrehen, um nachzusehen, was da los war. Doch erst allmählich und viel zu langsam für seinen Geschmack klärten sich seine Sinne. Er wälzte sich herum, und seine Augen weiteten sich.

In dem Labor, in dem er gearbeitet hatte, bevor das Unheil über die SOL gekommen war, herrschte das reine Chaos. Aus zwei gegenüberliegenden Wänden zuckten fingerdicke Blitze, bildeten Lichtbögen, die sich quer durch den Raum aufbauten. In diesem Bereich war die drahtlose Energieversorgung der Kontrolle SENECAS entglitten.

Die Laborantin Muriel Garrash saß zusammengesunken in einem Sessel. Die Blitze fuhren zentimeternah über ihren Kopf hinweg, und der Ertruser erfasste entsetzt, was geschehen würde, wenn sie zu sich kam. Fraglos würde sie den Kopf heben, und dann würde der Lichtbogen ihr mitten durch die Stirn fahren.

Kaum anders sah es für Jesschik Phiaon aus, die blonde Biologin. Sie lag auf dem Boden, aber ihre linke Hand war nicht weit von einer Stelle entfernt, an der es zu glühen begann. Wenn nicht augenblicklich etwas geschah, würde ihre Hand in wenigen Sekunden verkohlen.

Tonko Kerzner richtete sich auf. Er zögerte. Nur an umgestürzten Tischen vorbei, an Geräten, die aus der Wand gebrochen waren, an zerborstenen Gläsern und Spezialgefäßen sowie über undefinierbare Flüssigkeiten hinweg konnte er die beiden Frauen erreichen. Das alles wäre jedoch kein Problem gewesen, wenn sich nicht immer wieder und in unberechenbaren Abständen die hochenergetischen Lichtbögen aufgebaut hätten. Sie stellten eine tödliche Gefahr nicht nur für die beiden Frauen, sondern auch für ihn dar.

Unter anderen Umständen hätte er sich auf keinen Fall zu den beiden Frauen durchgekämpft, ohne zuvor die betreffenden Energiekreise auszuschalten. Doch dafür blieb nun keine Zeit mehr.

Er hörte Muriel seufzen und beobachtete, wie sich der glühende Fleck auf dem Boden neben Jesschik immer mehr ausdehnte.

Normalerweise hätte er Bergungsroboter herbeigerufen. Dafür blieb keine Zeit. Der Ertruser dachte nicht lange nach, sondern stürzte sich in das Chaos.

Ein Blitz zuckte vor ihm auf und blendete ihn. Er fühlte, wie es brennend heiß an seinem Bauch wurde. Kerzner sah dunklen Rauch von dort aufsteigen. Der beizende Geruch von verkohltem Kunststoff stieg ihm in die Nase, und während er erfasste, dass ihn nur Millimeter von einer tödlichen Verletzung getrennt hatten, schleuderte er einen umgekippten Tisch zur Seite und kämpfte sich weiter zu Muriel vor. Er stieß den Sessel um, in dem sie saß, fing sie auf, zog sie an sich und schnellte sich über zerbrochenes Glas und dampfende Chemikalien hinweg auf sicheren Boden.

Nachdem er die junge Frau abgelegt hatte, schaute er nach Jesschik, die sich nun zu regen begann. Zu ihr zu gehen, war womöglich gefährlicher, denn nun schossen auch aus dem Boden lichtbogenartige Blitze empor. Sie bildeten ein schnell wechselndes Energielabyrinth.

Tonko Kerzner zögerte kurz. Er suchte nach einem Weg geringen Risikos, doch es gab keinen. Er ignorierte die Gefahr, sprang zu der jungen Frau hinüber, bückte sich, schob seine Arme unter sie und riss sie hoch. Er warf sich herum und duckte sich unwillkürlich, um den tödlichen Blitzen auszuweichen.

Kaum war er zwei Schritte gegangen, als es ihm heiß über den Rücken fuhr. Schmerzgepeinigt schrie er auf, die Frau entglitt seinen plötzlich kraftlosen Armen. Er fing sich jedoch schnell wieder, griff hastig nach ihr, zog sie wieder an sich. Es war ihm gleichgültig, wie er sie dabei hielt. Ihm kam es nur darauf an, sie so schnell wie möglich aus dem Gefahrenbereich zu bringen.

Bei den nächsten Schritten schlossen ihn die Lichtbögen förmlich ein. Zuckende, zischende Lichter tanzten vor ihm auf und ab, bildeten einen unberechenbaren Zaun aus Energiestrahlen. Er blieb kurz stehen, und dann – als es für einen kurzen Moment ruhig wurde – warf er sich nach vorn. Es krachte hinter ihm, und instinktiv ließ er sich zu Boden fallen, zog die junge Frau fest an sich und rollte mit ihr in Sicherheit.

»Du Mistkerl!«, fauchte Jesschik ihn an, als er sie losließ. Ihre kleine Faust knallte ihm gegen das linke Auge. Sie stieß ihn von sich und kroch auf allen vieren von ihm weg. »Ich wusste die ganze Zeit, dass du hinter mir her bist. Aber dass du meine Hilflosigkeit so gemein ausnützen würdest, hätte ich dir nicht zugetraut.«

Der Ertruser starrte die blonde Biologin verblüfft an.

»Was ist?«, stammelte er und strich sich mit den flachen Händen über den schmerzenden Bauch. Verbrannte Faserreste blieben an seiner Haut hängen. Er spürte, dass er starke Verbrennungen erlitten hatte.

Hinter ihm war es still geworden. Als er sich flüchtig umblickte, stellte er fest, dass es keine Energiegewitter und keine Lichtbögen mehr gab. SENECA hatte den Energiefluss unterbrochen.

»Du bist ein widerlicher Sexist«, beschuldigte sie ihn. »Deine anzüglichen Bemerkungen sind mir schon immer negativ aufgefallen. Mieser Drecksack!«

Die Biologin erhob sich, half Muriel auf und schleppte sich mit ihr nach draußen, wo sie nach einem Mobimed rief.

Tonko Kerzner rieb sich das schmerzende Auge. Sie hatte gut getroffen.

»Bist du verrückt geworden?« Er wischte sich die Asche vom Bauch und folgte den beiden Frauen. »Wenn ich euch beide nicht da rausgeholt hätte, wäre …«

Muriel drehte sich zu ihm um. Ihre Mundwinkel sackten nach unten, und sie tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn.

»Ein Ertruser, der scharf auf uns ist«, schnaubte Jesschik und zeigte ihm den aus der geballten Faust emporgestreckten Mittelfinger. »Irgendwie tickt der nicht richtig.«

»Wahrscheinlich kommt er bei den Frauen seines Volkes nicht an«, vermutete Muriel. Zusammen mit dem der beweglichen Medoroboter verschwanden die beiden Frauen in einer vom Gang abzweigenden Tür.

Tonko Kerzner schüttelte den Kopf. Er konnte sich das Verhalten der Frauen nicht erklären. Der Ertruser hatte Mühe, seine Gedanken zu ordnen. Was hatte ihn vorübergehend seiner Sinne beraubt?

Er stapfte auf den Gang hinaus und machte sich auf den Weg zu einem stationären Medoroboter, um seine Brandwunden behandeln zu lassen. Solange er um das Leben der beiden Frauen gekämpft hatte, hatte er kaum etwas von ihnen gespürt. Nun aber machten sich die Schmerzen am Bauch und auf dem Rücken stärker bemerkbar. Mit aller Kraft stemmte er sich ihnen entgegen, um sich von ihnen nicht übermannen zu lassen.