Perry Rhodan 2042: Chaos in Para-City - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 2042: Chaos in Para-City E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Kampf in der Mutantenstadt - Parkinson sucht sein Schicksal Spätestens nachdem die Truppen des Kristallimperium den Planeten Ertrus besetzt haben, warten die Bewohner der Milchstraße auf den Ausbruch eines großen galaktischen Krieges. Doch nach wie vor schrecken Perry Rhodan und die Führung der Liga Freier Terraner davor zurück: Ein offener Konflikt mit Arkon würde Milliarden von Todesopfern kosten und die Milchstraße in ein Schlachtfeld verwandeln. Die Terraner setzen im Herbst des Jahres 1303 NGZ eher auf geheimdienstliche Vorstöße und auf Diplomatie. Der Versuch von Julian Tifflor, dem Residenz-Minister für Liga-Außenpolitik, in der Eastside der Galaxis ein Bündnis mit den Blues -Nationen zu schmieden, ist ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Dabei weiß niemand außer den Teilnehmern der Geheimkonferenz, was auf dem abgeschiedenen Planeten Santanz wirklich geschehen ist... Für die Terraner gibt es allerdings auf dem eigenen Planeten ein weiteres Problem: die jungen Monochrom-Mutanten, die sich in eine Stadt in den Anden zurückgezogen haben. Dort warten rund 35.000 junge Menschen auf ihren Tod, dem sie eigentlich entgehen wollen. Sie haben sich von der Außenwelt abgeschirmt und wollen keinen Kontakt zu der terranischen Regierung. Doch in der Abgeschiedenheit des südamerikanischen Andentals beginnt das CHAOS IN PARA-CITY...

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Nr. 2042

Chaos in Para-City

Kampf in der Mutantenstadt – Parkinson sucht sein Schicksal

von H. G. Francis

Spätestens nachdem die Truppen des Kristallimperiums den Planeten Ertrus besetzt haben, warten die Bewohner der Milchstraße auf den Ausbruch eines großen galaktischen Krieges. Doch nach wie vor schrecken Perry Rhodan und die Führung der Liga Freier Terraner davor zurück: Ein offener Konflikt mit Arkon würde Milliarden von Todesopfern kosten und die Milchstraße in ein Schlachtfeld verwandeln.

Die Terraner setzen im Herbst des Jahres 1303 NGZ eher auf geheimdienstliche Vorstöße und auf Diplomatie. Der Versuch von Julian Tifflor, dem Residenz-Minister für Liga-Außenpolitik, in der Eastside der Galaxis ein Bündnis mit den Blues-Nationen zu schmieden, ist ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Dabei weiß niemand außer den Teilnehmern der Geheimkonferenz, was auf dem abgeschiedenen Planeten Santanz wirklich geschehen ist …

Für die Terraner gibt es allerdings auf dem eigenen Planeten ein weiteres Problem: die jungen Monochrom-Mutanten, die sich in eine Stadt in den Anden zurückgezogen haben. Dort warten rund 35.000 junge Menschen auf ihren Tod, dem sie eigentlich entgehen wollen.

Sie haben sich von der Außenwelt abgeschirmt und wollen keinen Kontakt zu der terranischen Regierung. Doch in der Abgeschiedenheit des südamerikanischen Andentals beginnt das CHAOS IN PARA-CITY …

Die Hauptpersonen des Romans

Koo Parkinson – Der Sprecher der Mutanten von Para-City verfolgt einen unglaublichen Plan.

Yonder K'rigan – Der Telekinet erinnert sich stückweise an seine düstere Vergangenheit.

Startac Schroeder – Der Teleporter gründet eine Art Oppositionsbewegung gegen Parkinson.

Nara Jallieg – Die junge Positronik-Kommunikatorin wird zum Opfer brutaler Gewalt.

Rune Karuga

1.

»Wenn wir das Ding erfolgreich durchziehen, wird es einen Aufschrei geben. Weltweit!«, sagte Kaplize voraus. Dabei blickte er die sieben Männer und die beiden jungen Frauen in seiner Begleitung bedeutungsvoll an. »Darüber müssen wir uns klar sein. Was wir tun, wird gewaltige Konsequenzen haben und einen wahren Kampf gegen uns auslösen. Je später man also merkt, was wir getan haben, um so besser für uns. Jedem von uns müssen diese Tatsachen bewusst sein.«

Der Teleporter wandte sich um und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf den tief unter ihnen im Tal liegenden kleinen Raumhafen von Santiago de Chile und den Raumer, der dort stand. Es war die ROSS, ein Kugelraumer mit einem Durchmesser von achtzig Metern.

»Ich bringe Jacques, Kersten und Way jetzt an Bord«, kündigte er an. »Die anderen bleiben hier. Wir erkunden von unserem Versteck aus die Situation in der ROSS und starten das Unternehmen, sobald wir sicher sein können, dass wir Erfolg haben.«

Er streckte die Hand nach dem Schallmanipulator aus und teleportierte mit ihm, um in einem Lagerraum im unteren Drittel der ROSS zu materialisieren.

»Bleib hier!«, befahl er. »Verzichte darauf, deine Nase durch die Tür nach draußen zu strecken. Wir dürfen kein Risiko eingehen.«

Jacques Byleur, den seine Bekannten freundlich spottend auch le Coque nannten, weil ihm der Kamm zu schwellen schien, wenn er sich aufregte und ihm die roten Haare zu Berge standen, winkte beruhigend ab. Er warf einen kurzen Blick auf seine rechte Schulter und ließ sich danach wortlos auf einen Werkzeugkasten sinken.

Als Kaplize verschwunden war, erhob er sich wieder. Sein Temperament erlaubte ihm nicht, ruhig sitzen zu bleiben. Er ging zur Tür und massierte sich die Hände, wobei er sie gegeneinanderdrückte und die Finger dehnte. Er zögerte.

Die Versuchung, durch die Tür hinaus auf den dahinter liegenden Gang zu treten, war beinahe übermächtig. Nur ganz kurz wollte er hinausgehen, um sich zu informieren.

Als er gerade den ersten Schritt tun wollte, materialisierte Kaplize mit Kersten und Way, die so nah bei ihm ankam, dass sich ihre Schultern berührten. Erschrocken fuhr die Pulswellen-Moderatorin zur Seite und suchte Distanz zu ihm. Dabei warf sie ihm einen bösen Blick zu.

»Entschuldige«, sagte Jacques Byleur. »Ich konnte nicht wissen, wo …«

»Halt lieber die Klappe!«, fuhr sie ihn an. »Glaubst du, ich wüsste nicht, was in deinem Kopf vorgeht?« Verächtlich schürzte sie die Lippen und wandte ihm demonstrativ den Rücken zu.

»Immer mit der Ruhe«, versuchte Kaplize sie zu besänftigen.

Der in den Rat der Stadt Para-City gewählte Teleporter war der Leiter der Aktion. Er war kleiner als die anderen. Seine braune, lederartige Haut stand in einem scharfen Kontrast zu den grauen, hellen Augen. Diese Farben konnten die anderen allerdings nicht wahrnehmen. Da sie Monochrom-Mutanten waren, konnten sie nur schwarzweiß mit allen Schattierungen sehen.

Kaplize war schlank, fast zartgliedrig, so dass der Eindruck körperlicher Schwäche entstehen konnte. Doch er war alles andere als schwach, und er wusste sich Respekt zu verschaffen. So kam es höchst selten vor, dass sich jemand über seine beinahe handtellergroßen, abstehenden Ohren lustig machte. Und das auch nur hinter seinem Rücken. Seiner Autorität konnte das keinen Abbruch tun.

»Ich weiß, dass ihr unter Druck steht. Das gilt für uns alle«, fuhr er fort, und nun sprach er wieder so schnell und überhastet wie gewöhnlich, so dass er sich beinahe verhaspelte. »Ich erwarte jedoch, dass ihr euch im Griff habt.«

Er überprüfte die nähere Umgebung mit Hilfe eines Individualtasters und stellte fest, dass sich niemand außer ihnen in diesem Bereich des Raumers aufhielt.

»Gut so!« Er nickte zufrieden. »Also noch einmal: Wir haben es mit einem Netz von Sicherungen zu tun. Jeder unserer Schritte könnte einen Alarm auslösen. Das müssen wir verhindern. Dazu sind Kersten und Way dabei. Sie werden die positronischen Anlagen überprüfen und beeinflussen, und sie werden verhindern, dass in der drahtlosen Energieübertragung eine Reaktion auf unser Erscheinen erfolgt.«

»Alles klar«, bestätigte Way May. Sie war nicht gerade schlank zu nennen, wirkte jedoch auch nicht übergewichtig, sondern kräftig. Dabei war sie durchaus wendig und schnell. Weißes Haar und tiefschwarz eingefärbte Pupillen verliehen ihr ein attraktives Aussehen. Doch tat sie, als sei ihr die Wirkung, die sie auf andere erzielte, vollkommen gleichgültig. Wenn ihr ein Mann oder eine Frau ein Kompliment machte, konnte sie ausgesprochen unhöflich und abweisend werden. Sie mochte keine Bemerkungen über ihre äußere Erscheinung.

»Nur zu«, stimmte Kersten Woa zu. Sie hatte bereits graue Strähnen in ihrem dunklen Haar, obwohl sie gerade mal 18 Jahre alt war. »Bringen wir es hinter uns.«

»Allerdings könntest du uns endlich verraten, welchen Zweck Koo mit unserer Aktion verfolgt«, kritisierte Byleur. Er hatte helle Haare, die ihm lang bis in den Nacken hinabreichten, wo er sie am Ende zu einem dicken Zopf geflochten hatte.

»Ihr braucht nicht alles zu wissen«, antwortete Kaplize. »Koo Parkinson hat einen geradezu genialen Plan entwickelt. Und wir spielen die absolut wichtigste Rolle darin. Das sollte euch genügen. Euch widerfährt somit eine Ehre, auf die ihr stolz sein könnt.«

»Ein genialer Plan des Para-Fürsten«, stellte Way May gelassen fest. »Das war mir von Anfang an klar. Aber was für ein Plan ist das? Lass noch ein paar Infos raus, Kaplize!«

»Später«, wehrte der Teleporter ab. »Ich will nicht, dass ihr euch mit dem Plan beschäftigt. Das würde euch nur ablenken. Hier geht es einzig und allein um das Objekt, das wir zu holen haben. Darauf konzentrieren wir uns. Auf nichts anderes.«

Das war ein Argument, das sie überzeugte. Byleur und die beiden Frauen ahnten nicht, dass auch Kaplize nichts über den genauen Plan Parkinsons wusste. Er hätte ihnen nicht mehr darüber verraten können, selbst wenn er es gewollt hätte.

Koo machte ein Geheimnis aus seinem Plan, aber er hatte versprochen, seinen engsten Freunden bald alles zu offenbaren.

Der Teleporter überprüfte die Zeit an seinem Chronometer. Das Gerät zeigte 21.22 Uhr am 23. September 1303 NGZ an.

*

Der grobschlächtige Yonder K'rigan stand neben Koo Parkinson, als dieser am 23. September des Jahres 1303 NGZ den roten Knopf drückte. Unmittelbar darauf baute sich über der Stadt im Altiplano eine lückenlose Prallfeldkuppel auf. Die Halbkugel besaß an ihrer Basis einen Durchmesser von 2000 Metern und erreichte in ihrem Zentrum eine Höhe von 1000 Metern. Obwohl milchig grau, war sie doch zu 90 Prozent transparent.

Wenig später koppelte sich Para-City von NATHANS weltumspannendem Netzwerk ab, und die wenigen syntronischen sowie die zahlreichen positronischen Funktionen der Stadt wurden nur noch von einem kleinen Rechner im Rathaus gesteuert.

Die beiden Männer verließen den zentralen Raum im Rathaus, aus dem heraus die Kuppel gesteuert wurde, und wechselten in einen Vorraum über, in dem eine junge Frau an der Positronik arbeitete.

»Alles klar, Nara?«, fragte K'rigan und beugte sich breit grinsend über sie.

Er legte ihr die Hände auf die schmalen Schultern, schob dabei die Bluse nach vorn, so dass sich ihr Ausschnitt öffnete. Sie schüttelte ihn empört ab und stieß die Hände weg.

»Alles läuft nach Plan«, antwortete Nara Jallieg widerwillig. Die junge Frau war eine Positronik-Kommunikatorin, ein Beruf, der in den letzten Jahren immer wichtiger geworden war, seit die KorraVir-Gefahr die meisten Syntroniken anfällig machte. Sie konnte sich wie keiner sonst unmittelbar mit den Geräten verständigen, ohne dabei aussprechen zu müssen, was sie wollte. Koo Parkinson hätte sich keine bessere Mitarbeiterin an den vergleichsweise altertümlichen, aber gut funktionierenden Positroniken des Rathauses wünschen können. Darüber hinaus war sie unwichtig für ihn und spielte in seinen strategischen Überlegungen keine Rolle.

Die junge Frau erhob sich, lehnte sich gegen den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie war zwar etwa 1,80 Meter groß, damit jedoch trotzdem 30 Zentimeter kleiner als K'rigan, der so wuchtig und kräftig wirkte wie ein Ertruser.

»Was machst du eigentlich nach Dienstschluss?«, fragte der Riese. »Könnten wir beide nicht ein wenig …?«

»Da bin ich mit meiner Lebensgefährtin verabredet«, unterbrach sie ihn.

»Was? Du mit einer Frau?« Belustigt ob dieser Antwort, folgte K'rigan Koo Parkinson, der den Container mit der Puppe Lucky auf der Schulter verließ.

Der Riese glaubte ihr nicht, verfolgte aber auch keine ernsthaften Absichten bei ihr. Er mochte sie auf seine etwas grobschlächtige Art, und es machte ihm Spaß, sie zu necken.

Nara lächelte. Sie war alles andere als homophil, hatte jedoch herausgefunden, dass sie sich mit einer solchen Bemerkung allzu aufdringliche Männer mühelos vom Leib halten konnte. Ihr Lächeln vertiefte sich, als sich wenig später die Tür erneut öffnete und ein junger, drahtig wirkender Mann hereinkam.

»Hallo, Rihno«, begrüßte sie ihn und ging ihm entgegen. Sie küsste ihn, und dabei spürte sie, wie angespannt er war.

»Was ist los?«, fragte sie. Erst jetzt bemerkte sie, dass seine linke Wange gerötet war.

»Ach, nichts weiter«, entgegnete er. »Ich hatte nur eine kleine Auseinandersetzung mit K'rigan. Ich finde es ziemlich albern, dass Parkinson ständig mit dieser Puppe auf der Schulter herumläuft.«

»Und das hast du K'rigan gesagt?«

Er nickte und rieb sich die Wange. »Ja. Dafür hat er mir eine geknallt. Ich dachte, mir fliegt der Kopf weg!«

*

»Hallo, Nara«, sagte Yonder K'rigan und trat näher an die junge Frau heran. Sie hatte ihren Arbeitsplatz im Rathaus verlassen, um mit Tausenden anderer Monochrom-Mutanten abermals einen Parablock zu bilden.

Rihno Parndajn stand unmittelbar neben ihr. Mittlerweile wusste der Telekinet, dass sie ihn genarrt hatte und offenbar viel für diesen jungen Mann empfand. Yonder tat, als sei Rihno nicht vorhanden.

»Hallo«, gab Nara vage und betont desinteressiert zurück, drehte ihm allerdings nicht den Rücken zu, wie sie es am liebsten getan hätte.

K'rigan grinste schief, suchte nach Worten, wusste jedoch nicht, wie er sich ausdrücken sollte, und begann auf den Lippen zu kauen. Er gab vor, sich für die Menge zu interessieren, die sich vor dem Rathaus versammelt hatte und der sich ständig weitere Mutanten anschlossen.

Sie alle hofften verzweifelt, Kontakt mit einem fremden Wesen zu bekommen, das ihnen vor wenigen Stunden erst eine geistige Botschaft aus der Unendlichkeit geschickt hatte.

Ich allein kann euch Rettung bieten. Ich allein besiege euren Tod!

Wie viele andere Mutanten versuchte K'rigan, den Gedanken an den allgegenwärtigen Gen-Tod zu verdrängen, um nicht an der Angst davor zu ersticken. Tag für Tag starben bis zu zehn Mutanten in Para-City, und somit wuchs die Zahl der Gräber vor der Stadt immer mehr an. K'rigan hatte sich bisher verhalten, als gehe ihn das alles gar nichts an und als stehe sein Name nicht ebenfalls auf der Todesliste. Jedenfalls nach außen hin.

Doch nun konnte er nicht anders. Die Versammlung machte deutlich, dass ausnahmslos alle vom Gen-Tod bedroht waren, und so hoffte er mit den anderen Mutanten, dass Hilfe in buchstäblich letzter Sekunde tatsächlich aus der Unendlichkeit kam und dass sie es nicht mit einem Wesen zu tun hatten, das sich einen ebenso bösartigen wie makabren Scherz mit ihnen leistete.

Suchend sah K'rigan sich um. Er wartete auf Koo Parkinson, unter dessen Leitung ein neuer Parablock gebildet werden sollte. Der Para-Fürst ließ sich Zeit, und K'rigan machte sich Sorgen um ihn.

In den vergangenen Tagen hatte Parkinson seine Machtposition ebenso klug wie strategisch geschickt ausgebaut, indem er sich nach und nach jene Männer und Frauen heranzog, die ihm aufgrund ihrer parapsychischen Fähigkeiten nutzen konnten. Darüber hinaus hatte er einige der wichtigsten Meinungsmacher auf seine Seite gezogen, indem er sie mit Lucky »bekannt gemacht« hatte.

Unübersehbar war dennoch, dass es auf breiter Basis eine Antipathie gegen ihn gab. Das aber focht Parkinson nicht an, zumal ihm seine Fähigkeit als Psi-Charismat half, ihr entgegenzutreten, so dass seine Position niemals zur Diskussion stand.

Seine Stellung als offizieller Sprecher der Monochrom-Mutanten war dadurch so gut wie unanfechtbar geworden. Parkinson glaubte ebenso wie seine engsten Freunde, zu denen K'rigan sich neben Engel und Rune Karuga zählte, dass es keine ernstzunehmende Opposition in Para-City mehr gab – falls es überhaupt je eine gegeben hatte.

Die meisten sind geistig viel zu träge, um sich gegen uns zu wehren, dachte K'rigan. Er spuckte verächtlich auf den Boden. Sie sind jung und unfertig. Obwohl die meisten von uns ungefähr im gleichen Alter sind, haben sie keine Chance gegen uns.

Er erinnerte sich an das Leben auf Lepso, in dem Koo, Engel, Karuga und er »gereift« waren, wie sie es unter sich nannten. Schon als Kinder hatten sie sich unter schwierigsten Umständen behaupten müssen, während die überwiegende Zahl der anderen Bewohner von Para-City mehr oder minder behütet und umsorgt aufgewachsen war, so dass sie in ihrer Entwicklung hin zum Erwachsenen um Jahre hinter ihnen zurück waren.

K'rigan versuchte, sich intensiver an das Leben auf Lepso zu erinnern. Es gelang ihm nicht.

Überrascht wurde er sich dessen bewusst, dass er viel von dem vergessen hatte, was er erlebt hatte. Er wunderte sich darüber, dass ihm dies erst jetzt gegenwärtig wurde. Irgendetwas musste mit ihm geschehen sein. Irgendetwas musste einen Teil seiner Erinnerungen gelöscht oder verschüttet haben.

Bevor der Telekinet noch länger darüber nachdenken konnte, bemerkte er, dass Koo Parkinson aus dem Rathaus trat. K'rigan wandte sich ihm zu. Er machte sich Sorgen um seinen besten Freund, denn dieser sah aus, als ob er kurz vor dem Zusammenbruch stünde. Seine Wangen waren tief eingefallen, und auch die Augen lagen tief in den Höhlen. Das fettig glänzende Haar klebte ihm am Schädel.

K'rigan war sich klar darüber, weshalb Parkinson so erschöpft war. Bisher hatte er nicht gewagt, etwas zu sagen, aber er nahm sich vor, bald den Mund aufzumachen. Mit einer zuvor nicht gekannten Leidenschaft zog der Para-Fürst einen Mutanten nach dem anderen auf seine Seite. Normalerweise brauchte er zwei bis drei Tage, um sich nach einer solchen Aktion wieder zu erholen, doch darauf hatte er verzichtet und sofort weitere Installationen vorgenommen.

Er ist wie wahnsinnig! Als ob er Angst davor hätte, schon morgen sterben zu müssen, ohne sein Ziel erreicht zu haben!

Koo wankte, und er griff nach K'rigans Arm, um Halt zu finden. Der Freund stützte ihn.

»Koo …«, begann er behutsam und für einen Mann wie ihn ungewöhnlich sanft. Er kam nicht weiter.

Parkinson und die Puppe auf seiner Schulter schüttelten synchron den Kopf.

»Ich weiß, dass ich Raubbau an meinen Kräften betreibe«, brachte der Para-Fürst mühsam hervor. »Es muss sein.«

»Es muss?«, fragte K'rigan. »Wieso?«

Mehr als hundert Personen gehörten mittlerweile zum engeren Kreis um den mächtigsten Mann der Stadt, und selbst jetzt wusste nur ein sehr kleiner Kreis, was tatsächlich geschah. Die breite Masse mochte wahrnehmen, dass die Anhängerschaft für Koo zugenommen hatte und dass er immer mächtiger wurde, und sie beschäftigte sich möglicherweise mit Gerüchten, doch sie wusste nichts von den Installationen.

Dennoch war Parkinson auf der Hut. Er sorgte dafür, dass seine Anhänger sich immer wieder in der Stadt umhörten, um einer möglichen Opposition auf die Spur zu kommen. Bisher hatten sich allerdings noch keine Anzeichen dafür ergeben, dass es eine solche gab.

»Weil ich das Datum meines Todes kenne!«, eröffnete Parkinson. K'rigan fühlte, wie sein Körper von einer Art Schüttelfrost erschüttert wurde. »Bis es soweit ist, halte ich mich an den Wahlspruch Luckys. Ich habe ihn schon oft zitiert: Verrea mom thouro! Diese Worte stammen aus einer altlepsotischen Sprache. Ich leuchte, aber ich brenne nicht!«