Perry Rhodan 2043: Rebellion der Mutanten - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 2043: Rebellion der Mutanten E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Ein Rufer aus der Unendlichkeit - er verspricht Rettung für die Todgeweihten Spätestens nachdem die Truppen des Kristallimperium den Planeten Ertrus besetzt haben, warten die Bewohner der Milchstraße auf den Ausbruch eines großen galaktischen Krieges. Doch nach wie vor schrecken Perry Rhodan und die Führung der Liga Freier Terraner davor zurück: Ein offener Konflikt würde Milliarden von Todesopfern kosten und die Milchstraße in ein Schlachtfeld verwandeln. Die Terraner setzen im Herbst des Jahres 1303 NGZ eher auf geheimdienstliche Vorstöße und auf Diplomatie. Der Versuch von Julian Tifflor, dem Residenz-Minister für Liga-Außenpolitik, in der Eastside der Galaxis ein Bündnis mit den Blues -Nationen zu schmieden, ist ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Dabei weiß niemand außer den Teilnehmern der Geheimkonferenz, was auf dem abgeschiedenen Planeten Santanz wirklich geschehen ist... Für die Terraner gibt es allerdings auf dem eigenen Planeten ein weiteres Problem: die jungen Monochrom-Mutanten, die sich in eine Stadt in den Anden zurückgezogen haben. Dort warten rund 35.000 junge Menschen auf ihren Tod, dem sie eigentlich entgehen wollen. Sie haben sich von der Außenwelt abgeschirmt und wollen keinen Kontakt zu der terranischen Regierung. Doch in ihrer Abgeschiedenheit spitzt sich die Lage immer weiter zu, die anfangs friedliche Gemeinschaft "kippt" immer mehr. Schließlich kommt es zur REBELLION DER MUTANTEN...

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Nr. 2043

Rebellion der Mutanten

Ein Rufer aus der Unendlichkeit – er verspricht Rettung für die Todgeweihten

von H. G. Francis

Spätestens nachdem die Truppen des Kristallimperiums den Planeten Ertrus besetzt haben, warten die Bewohner der Milchstraße auf den Ausbruch eines großen galaktischen Krieges. Doch nach wie vor schrecken Perry Rhodan und die Führung der Liga Freier Terraner davor zurück: Ein offener Konflikt würde Milliarden von Todesopfern kosten und die Milchstraße in ein Schlachtfeld verwandeln.

Die Terraner setzen im Herbst des Jahres 1303 NGZ eher auf geheimdienstliche Vorstöße und auf Diplomatie. Der Versuch von Julian Tifflor, dem Residenz-Minister für Liga-Außenpolitik, in der Eastside der Galaxis ein Bündnis mit den Blues-Nationen zu schmieden, ist ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Dabei weiß niemand außer den Teilnehmern der Geheimkonferenz, was auf dem abgeschiedenen Planeten Santanz wirklich geschehen ist …

Für die Terraner gibt es allerdings auf dem eigenen Planeten ein weiteres Problem: die jungen Monochrom-Mutanten, die sich in eine Stadt in den Anden zurückgezogen haben. Dort warten rund 35.000 junge Menschen auf ihren Tod, dem sie eigentlich entgehen wollen.

Sie haben sich von der Außenwelt abgeschirmt und wollen keinen Kontakt zu der terranischen Regierung. Doch in ihrer Abgeschiedenheit spitzt sich die Lage immer weiter zu, die anfangs friedliche Gemeinschaft »kippt« immer mehr. Schließlich kommt es zur REBELLION DER MUTANTEN …

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terranische Resident dringt als Nichtmutant in Para-City ein.

Koo Parkinson – Der Para-Fürst bereitet sich und die Mutantenstadt auf das nahe Ende vor.

Trim Marath – Der junge Mutant wirkt in der Opposition gegen Parkinson.

Yonder K'rigan – Immer mehr wird dem Telekineten seine schreckliche Vergangenheit bewusst.

Startac Schroeder

1.

Die Kuppel spannte sich blau leuchtend über Para-City. Sie wirkte kalt, abweisend und feindselig mit diesem Licht. Sie war schwach transparent, so dass die vielen Container der Stadt zu erkennen, Details jedoch nicht auszumachen waren. Perry Rhodan beobachtete einige schemenhafte Gestalten, die sich in der Nähe einiger Wohneinheiten bewegten, sich jedoch nirgendwo lange aufhielten. Niemand stand auf der anderen Seite der blau leuchtenden Energiemauer und blickte ihm entgegen.

In den vergangenen Stunden war buchstäblich alles versucht worden, um mit den Bewohnern der Mutantenstadt in Verbindung zu treten und sie zum Abschalten des Paratronschirms zu veranlassen. Vor allem Reginald Bull hatte alle Kommunikationskanäle bemüht, später hatte sich Rhodan auch selbst eingeschaltet.

Vergeblich.

Aber dann hatte sich die Situation gewandelt. Auf dem kleinen Raumhafen von Santiago de Chile war eine schockierende Entdeckung gemacht worden. Aus der positronisch gesicherten 60-Meter-Korvette POLARIS hatten Unbekannte sowohl einen Paratronprojektor als auch eine Fusionsbombe entwendet. Diese Unbekannten konnten nur Mutanten aus Para-City gewesen sein.

Anfangs hatte der Terranische Liga-Dienst auch Agenten der Arkoniden oder versprengte Gruppen der Galactic Guardians vermutet. Doch jetzt war alles eindeutig … Wer den Paratronprojektor besaß, hatte auch die Fusionsbombe in seinem Besitz.

35.000 Mutanten. Keiner hatte das Ausmaß der möglichen Gefahr wirklich erfasst. 35.000 Gehirne mit überragenden Psi-Fähigkeiten, die meisten davon Jugendliche oder gar Kinder.

Doch sie waren mutig – oder wahnsinnig? – genug gewesen, zu einer Möglichkeit zu greifen, mit der niemand rechnen konnte. Kein normaler Mensch hätte mit technischen Mitteln die Sicherungseinrichtungen der Korvette überwinden können. Die jungen Mutanten hatten es geschafft.

Jetzt befand sich eine Bombe in den Händen von Verzweifelten, die ihren nahen Tod vor Augen hatten.

In Rhodans Augen gab es nur noch eine Möglichkeit. Er musste handeln. Er hatte sich entschlossen, den Paratronschirm mit Hilfe seines Galornenanzugs zu durchdringen.

Den ersten Versuch, die Kuppel zu neutralisieren und gewaltsam zu durchbrechen, hatten die Mutanten mit einem verheerenden Parasturm beantwortet, der weite Teile des Altiplano, des Hochlands in den Anden, verwüstet hatte.

Drei Tage zuvor hatte Koo Parkinson, der als Sprecher der Mutanten fungierte, den Paratronschirm eingeschaltet. Eine bemerkenswerte Leistung angesichts der Tatsache, dass kaum einer der Mutanten älter als zwanzig Jahre war und keiner von ihnen über eine spezielle Ausbildung verfügte.

Mit diesem Einsatz hatten die Mutanten gleichzeitig ihre Macht demonstriert. Da sich in den Medien eine deutlich zunehmende Ablehnung gegen die Mutanten und ihre Stadt abzeichnete, hatte Rhodan dafür gesorgt, dass der Verlust der Fusionsbombe der Öffentlichkeit nicht bekanntgegeben worden war.

Para-City und seine Bewohner waren vielen Menschen der Erde unheimlich, denn man ahnte, welch ungeheures Potenzial hier zusammengekommen war. Viele fürchteten, diese Macht könnte sich verselbständigen und gegen die »normalen« Menschen der Erde richten.

Keineswegs zu Unrecht, wie Rhodan fand und wie der Diebstahl einer so ungeheuer gefährlichen Waffe wie der Fusionsbombe zu beweisen schien.

Der Aktivatorträger konnte sich nicht erklären, zu welchem Zweck die Mutanten diese Bombe an sich gebracht hatten. Aus seiner Sicht konnte es jedenfalls keinen vernünftigen Grund geben, sich mit einer solchen Waffe auszurüsten.

Nun allerdings war eine Reaktion unerlässlich geworden. Zu lange hatte man die Mutanten gewähren lassen. Es galt nicht nur, Para-City und das Hochland der Anden militärisch abzusichern, sondern es war aufzuklären, was innerhalb der Energiekuppel geschehen war. Keine Macht der Welt konnte dulden, dass eine Gruppe von Zivilisten sich eine Fusionsbombe aneignete und für ihre Zwecke verwendete.

Der Aufbau des blau leuchtenden Paratronschirms, der weithin sichtbar war, hatte die Öffentlichkeit alarmiert und zudem sofort die Presse auf den Plan gerufen.

Über den Bergen um Para-City waren drei Raumschiffe der ENTDECKER-Klasse in Stellung gegangen. Es waren die LEIF ERIKSSON mit Rhodans ältestem Freund Reginald Bull an Bord, die CHARLES DARWIN und die VASCO DA GAMA, dazu kamen zahlreiche Beiboote, die wie ein Schwarm Hornissen das Andental umschwirrten.

Aber auch mit dieser Macht war es nicht gelungen, den Paratronschirm komplett zu beseitigen oder durchgängig zu machen. Man hatte den eigentlichen Schirm mit entgegengerichteten Interferenzen neutralisieren können, doch die Mutanten hatten mit ihren Paragaben eine zusätzliche Abschirmung errichtet, die nicht so leicht zu durchdringen war. Nicht ohne brachiale Gewalt – und in einem solchen Fall wusste niemand, wie die Mutanten reagierten, die im Besitz des Massenmordmittels Fusionsbombe waren.

Immerhin hatte man die Journalisten ein wenig auf Abstand halten können. Die Presse pochte mit gutem Grund darauf, dass die Öffentlichkeit ein Recht hatte, über alles informiert zu werden, was auf der Erde geschah, vor allem dann, wenn sich irgendwo eine Bedrohung abzeichnete. Wie immer gab es eine Reihe von Berichten, in denen recht großzügig mit der Wahrheit verfahren wurde und in denen man die Ängste hemmungslos schürte.

Die Pressereferenten des Terranischen Residenten waren um Sachlichkeit bemüht. Sie hatten alle Hände voll zu tun, um die Öffentlichkeit zu beruhigen, konnten aber nicht verhindern, dass auf breiter Front rasche Aufklärung gefordert wurde.

Perry Rhodan war mit einiger Sicherheit einer der wenigen Menschen, die sinnvoll handeln konnten.

Langsam ging er auf den Paratronschirm zu. Er zweifelte nicht daran, dass es Individualauflader in Para-City gab, die einen endgültigen Abbau des Paratrons verhinderten und ihm weitere Komponenten hinzugefügt hatten, die von außen nicht überwunden werden konnten. Damit hatten die Mutanten eine Festung errichtet, in der sie sich vollkommen von der Außenwelt abkapseln konnten.

Er war fest davon überzeugt, dass der blaue Galornenanzug ihm einen ausreichenden Schutz gegen die Energien des durch Mutanten verstärkten Schirms gewähren würde. Rhodan war entschlossen, den letzten Widerstand auf seine Weise zu überwinden.

Dennoch wurden seine Schritte unmittelbar vor dem Schutzschirm ein wenig langsamer. Er spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte und sein Atem flacher wurde. Er war sich der Gefahr bewusst, und ihm war, als ob ihm eine innere Stimme befehlen wollte, das Experiment abzubrechen. Vielleicht war es auch der Galornenanzug, der zu ihm sprach, den er jedoch nicht verstehen konnte.

Der Terraner blieb nicht stehen. Er ging weiter, und dabei meinte er, die Blicke seiner Freunde im Rücken spüren zu können, die jeden seiner Schritte beobachteten. Er berührte den blau leuchtenden Energieschirm, spürte Widerstand, überwand ihn und trat durch den Schutzschirm.

Obwohl er mentalstabilisiert war, erlitt er im gleichen Moment einen starken mentalen Schock. Vor seinen Augen blitzte es auf, und etwas glühend Heißes schien seinen Körper vom Kopf bis hin zu den Füßen zu durchlaufen, seine Nervenbahnen auszubrennen und die Koordination seiner Muskulatur nachhaltig durcheinanderzubringen. Während er sich verzweifelt bemühte, die Kontrolle über sich und seinen Körper zurückzugewinnen, schritt er taumelnd voran.

Vor seinen Augen tanzten farbige Lichter. Seine Phantasie gaukelte ihm eine nicht vorhandene Realität vor, in der sich alle Perspektiven verschoben und in der seine Umwelt vollkommen verzerrt erschien. Rhodan war, als sei das Innere der Kuppel von einem schier unerträglichen Lärm erfüllt, der im Rhythmus seines wild schlagenden Herzens pulsierte. Gleichzeitig stiegen ihm Düfte in die Nase, die ihn an den Besuch auf ebenso fernen wie fremden Welten denken ließen.

Die Symptome erinnerten ihn an einen Alkoholrausch, bei dem es nicht mehr gelang, die Körperbewegungen zu koordinieren. Er spürte, dass sein Herz in einem rasenden Tempo schlug und dass von seinem Aktivator kräftige Impulse ausgingen, doch an seinem Zustand änderte sich nichts. Er kniff die Augen zusammen, weil er nicht klar sehen konnte, und er streckte die Arme aus, weil er meinte, vor einem Container zu stehen, der ihm Halt bieten konnte. Sehr schnell erfasste er, dass ihn seine Sinne täuschten und ihm trügerische Bilder vermittelten.

Rhodans Hand glitt ins Leere, und er stürzte zu Boden. Mühsam raffte er sich wieder auf, um dann schwankend und hilflos stehenzubleiben.

Dabei wurde er sich dessen bewusst, dass er sich strenggenommen – und besonders aus der Perspektive der Monochrom-Mutanten – widerrechtlich in der Stadt aufhielt.

Seine Aufgabe war, den Zuständen in Para-City so schnell wie möglich auf den Grund zu gehen und soweit wie möglich eine Lösung herbeizuführen. Unter den gegebenen Umständen konnte er ihr nicht nachkommen. An ein konstruktives Handeln war auf keinen Fall zu denken. Er hoffte, dass sein Vorstoß durch den Energieschirm unbemerkt geblieben war und er irgendwo Unterschlupf fand, so dass er ruhen und dabei wieder zu Verstand und körperlicher Kontrolle kommen konnte.

Der blaue Anzug sprach wiederholt zu ihm, und nun war unverkennbar, dass er es war, doch er verstand ihn nicht.

Instinktiv tastete sich Rhodan auf einen Container zu, der erreichbar zu sein schien. Er hoffte, nicht wiederum auf ein Trugbild hereinzufallen. Er sah ihn verschwommen und verzerrt wie ein abstraktes Gebilde, so dass seine Sinne zweifelten. Allein sein Verstand sagte ihm, dass es ein Container sein musste, und er ging weiter, bis seine Hände die kühle Außenwand berührten.

Zugleich erkannte er, dass die Wohneinheit mit einer großen Schrift versehen war. Er versuchte gar nicht erst, sie zu lesen, und er kam nicht auf den Gedanken zu prüfen, ob sich Mutanten in seiner Nähe aufhielten. Er dachte nicht lange nach, und er hielt sich nicht unnötig auf. Um sich in Sicherheit zu bringen und sich eine Atempause zu verschaffen, öffnete er die Tür des Containers und trat ein. Danach konnte er sich nicht mehr aufrecht halten. Die Beine gaben unter ihm nach.

Bevor er bewusstlos wurde, dachte er noch an seinen Freund Reginald Bull, der mit der LEIF ERIKSSON vor der Stadt Position bezogen hatte. Und dann vernahm er, dass jemand hinter ihm die Tür des Containers schloss.

*

Obwohl sich der Container auf Temperaturen eingestellt hatte, die ihr den Aufenthalt so angenehm wie nur eben möglich machen sollten, war es Nara Jallieg kalt, und sie fröstelte. Sie hockte hinter den geschickt aufgebauten Spiegeln, die allen durch die Tür Eintretenden einen vollkommen leeren Raum vorgaukelten. Wer wissen wollte, wie es tatsächlich im Inneren des Containers aussah, musste schon sehr genau hinschauen. Außer natürlich, Spähermutanten oder Telepathen suchten konzentriert nach einem versteckten Menschen.

Die Kälte kam von innen aus ihrem geschundenen und gequälten Körper. Sie hatte Angst, denn sie hatte den Überblick über sich und ihre Situation verloren. Monatelang hatte sie im Rathaus gearbeitet und sich dort relativ wohl gefühlt. Sie war den Frotzeleien und Anzüglichkeiten der Männer ausgesetzt gewesen und hatte sogar freche Tätscheleien hingenommen, sich aber nie wirklich bedroht gefühlt.

Am vergangenen Abend war alles anders gewesen. Wie ein wildes Tier war Rune Karuga über sie hergefallen, und sie hasste ihn dafür. Ausgerechnet der riesige und als brutal geltende Yonder K'rigan war es schließlich gewesen, der sie getrennt hatte. Später war er ihr durch die Stadt gefolgt und hatte ihren Namen gerufen, doch sie war vor ihm geflüchtet, und das tat ihr leid.

Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr kam sie zu der Überzeugung, dass sie ihm unrecht getan hatte. Gewiss, er war ein Mann Koo Parkinsons, aber er hatte energisch eingegriffen und sie aus der Gewalt Karugas befreit. Sie musste mit dem Telekineten reden und ihn um Verständnis dafür bitten, dass sie weggelaufen war und ihn gemieden hatte.

Sie verließ den Container und hastete zu der Wohneinheit hinüber, die sie mit ihrem Freund Rihno bewohnte, um sich lange und ausgiebig unter der Dusche zu erfrischen. Ihr war, als könne sie sich dadurch von dem Schmutz befreien, mit dem sie nach ihrem Empfinden durch Karuga in Berührung gekommen war.

Schließlich kleidete sie sich an und wollte hinausgehen, um mit K'rigan zu sprechen und Rihno zu suchen, der die ganze Nacht über nicht nach Hause gekommen war. Sie machte sich Sorgen um ihn, und sie fragte sich, ob er mittlerweile wusste, was mit ihr geschehen war.

Als sie in der offenen Tür stand, kam ihr Jacques Byleur entgegen, den man auch »le Coque« nannte, weil ihm buchstäblich der Kamm schwoll, wenn er zornig wurde. Er war sehr ernst, und sie spürte sofort, dass er schlechte Nachrichten für sie hatte.

»Was ist mit Rihno?«, fragte sie direkt.

»Wir sind beunruhigt«, gestand Byleur. »Er hat die ganze Nacht getobt und versucht, Rune Karuga aufzuscheuchen. Heute morgen ist er gewaltsam ins Rathaus eingedrungen, und seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen.«

»Ich rede mit K'rigan. Er wird mir sagen, was los ist.« Sie schob sich an ihm vorbei, doch Byleur hielt sie fest.

Ärgerlich schüttelte sie seine Hand ab. Nach allem, was im Rathaus vorgefallen war, ertrug sie es nicht, von einem Mann berührt zu werden.

»Verzeih!«, bat Byleur und hob demonstrativ beide Hände, um ihr zu bedeuten, dass er ihr auf keinen Fall zu nahe treten wollte. »Ich wäre vorsichtig mit Yonder K'rigan. Er gehört zu Parkinson, und ich kann mir nicht vorstellen, dass man ihm trauen kann. Ich muss dir schließlich nicht sagen, dass mit ihm und seiner Clique etwas nicht stimmt.«

Am liebsten hätte sie ihm entgegengeschleudert, dass er ebenfalls mit dem Sprecher der Mutanten zu tun hatte. Nara war sich nicht darüber klar, ob sie Byleur vertrauen durfte. Er hatte für Parkinson gearbeitet. Auch schien er etwas damit zu tun zu haben, dass ein Paratronprojektor nach Para-City gebracht worden war.

Byleur hielt sich häufig im Rathaus auf und verkehrte mit Yonder K'rigan und den anderen Helfern Parkinsons, als ob er zu ihnen gehörte. Gleichzeitig aber hatte er sich der Opposition gegen den Para-Fürsten angeschlossen. Trim Marath, Startac Schroeder, der stille, in sich gekehrte Telekinet Josao Jagretty und einige andere schienen ihm zu vertrauen, obwohl Byleur nichts über die geheime Mission verriet, an der er teilgenommen hatte.

Und noch etwas war ihr an ihm aufgefallen.

K'rigan, Kaplize, Verres, Coutter, Bailey Iharte, Hegrim Mihori, sogar Moharion Mawrey, die Beauftragte für Mutantenfragen, und viele andere, die Parkinson ergeben zu sein schienen, hatten eines gemeinsam: Häufig blickten sie auf ihre rechte Schulter, als ob dort etwas sei, was für sie von besonderer Bedeutung war. Auch Rune Karuga hatte es getan.

Nicht nur ihr, sondern auch Trim und Startac war diese Geste aufgefallen. In einer Mischung aus Spott und Zynismus hatten sie von ihr wie von einem Markenzeichen der Anhänger Parkinsons gesprochen.

Jacques Byleur blickte nicht auf diese Weise auf seine Schulter. Niemals.

Nara fragte sich, warum das so war. War dies nicht nur ihr, sondern möglicherweise auch Parkinson aufgefallen?

Sie wollte nicht diskutieren. Wortlos drehte sie den Kopf zur Seite, und ihre Blicke glitten ins Leere. Byleur verstand. Er entschuldigte sich und ließ sie allein.

Nara kehrte noch einmal in den Container zurück, und als sie erneut vor die Tür trat, war niemand in ihrer Nähe zu sehen. Sie war fest entschlossen, das Rathaus aufzusuchen und zu klären, wo Rihno war. Kaum hatte sie sich einige Schritte von ihrer Unterkunft entfernt, als es plötzlich am schimmernden Paratronschirm aufblitzte und eine schwankende Gestalt hindurchtrat.