Perry Rhodan 2068: Die Falle der Sambarkin - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 2068: Die Falle der Sambarkin E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Gefangen in der Korona von Mattane - nach einem Flug durch Raum und Zeit Die Odyssee der SOL scheint noch lange nicht zu Ende zu sein: Vor nicht allzulanger Zeit eroberte Perry Rhodan erst das uralte Hantelraumschiff zurück und stellte es erneut in den Dienst der Menschheit. Die SOL war bei den Kämpfen gegen die Diener der Materie dabei, sie flog in den PULS von DaGlausch und trat eine Reise an, die sie durch Raum und Zeit führte. Unter dem Kommando des Arkoniden Atlan wurden die Menschen an Bord des acht Kilometer langen Raumschiffes Zeugen unglaublicher Ereignisse: Durch einen zeitlichen Abgrund von 18 Millionen Jahren von den Menschen der Milchstraße getrennt, erlebten die Besatzungsmitglieder die Entstehung der Superintelligenz ES ebenso mit wie den Niedergang der Galaktischen Krone im Kampf gegen die mörderischen Mundänen. Und als alle wesentlichen Aufträge erledigt waren, trat man den Rückweg an: durch die mysteriöse NACHT in der Galaxis Segafrendo sollte die Reise nach DaGlausch und in die relative Gegenwart erfolgen. Doch irgend etwas scheint schiefgelaufen zu sein. Die SOL gerät nämlich in DIE FALLE DER SAMBARKIN...

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Nr. 2068

Die Falle der Sambarkin

Gefangen in der Korona von Mattane – nach einem Flug durch Raum und Zeit

von H. G. Francis

Die Odyssee der SOL scheint noch lange nicht zu Ende zu sein: Vor nicht allzu langer Zeit eroberte Perry Rhodan erst das uralte Hantelraumschiff zurück und stellte es erneut in den Dienst der Menschheit. Die SOL war bei den Kämpfen gegen die Diener der Materie dabei, sie flog in den PULS von DaGlausch und trat eine Reise an, die sie durch Raum und Zeit führte.

Unter dem Kommando des Arkoniden Atlan wurden die Menschen an Bord des acht Kilometer langen Raumschiffes Zeugen unglaublicher Ereignisse: Durch einen zeitlichen Abgrund von 18 Millionen Jahren von den Menschen der Milchstraße getrennt, erlebten die Besatzungsmitglieder die Entstehung der Superintelligenz ES ebenso mit wie den Niedergang der Galaktischen Krone im Kampf gegen die mörderischen Mundänen.

Und als alle wesentlichen Aufträge erledigt waren, trat man den Rückweg an: Durch die mysteriöse NACHT in der Galaxis Segafrendo sollte die Reise nach DaGlausch und in die relative Gegenwart erfolgen.

Doch irgendetwas scheint schiefgelaufen zu sein. Die SOL gerät nämlich in DIE FALLE DER SAMBARKIN …

Die Hauptpersonen des Romans

Faer Rinkadon – Die Sambarkin-Kommandantin wird mit einem Mordfall und fremden Besuchern konfrontiert.

Fee Kellind – Die Kommandantin der SOL übernimmt das Hantelschiff nach einem Flug durch Raum und Zeit.

Mondra Diamond – Die ehemalige Agentin will sich gegen seltsame Meinungsbilder durchsetzen.

Don Kerk'radian – Der Terraner erkundet mit einem Einsatzkommando die fremde Raumstation.

Liums Narhta

1.

Fagen Tuskrathin hob beide Arme in die Höhe, stieß dann schrille Schreie aus. Seine Ohren wackelten und schwankten.

Der Sambarkin stand zwischen den mit Speisen überladenen Tischen und zog die Aufmerksamkeit vieler auf sich. Dabei war er bei weitem nicht der einzige, der sich dem Taumel der Ekstase ergab.

Tausende von Tänzern füllten den Saal; sie alle offenbarten dem Yammony-Sa'Rijaan-Fest ihre Seele.

Fagen Tuskrathin unterschied sich lediglich dadurch von den meisten, dass er immer wieder Emthaphi-Taa-Sejaan-Früchte von den Tischen nahm, sie in die Höhe wirbelte, so dass sie sich über ihm wie Kreisel drehten. Wie Geschosse flogen die Samenkerne aus den Kapseln am Ende ihrer Tentakel.

Im Gegensatz zu fast allen Feiernden fing Fagen die Früchte nicht auf, um sie auf einen der Tische zurückzulegen. So hätten es aber Respekt und Ehrfurcht vor der unaufhörlich produzierenden Natur geboten. Oder er hätte sie zumindest verzehren müssen, wie es nach dem tagelangen Tanz der Rijaan-Sa zu erwarten gewesen wäre.

Stattdessen packte Fagen Tuskrathin die Früchte mit seinen Händen und quetschte sie mit geradezu ungeheuerlicher Körperkraft zusammen, so dass der rote Saft hervorspritzte und sich über ihn ergoss. Sein Kopf, seine Schultern, seine Brust und seine Arme waren mit dem Saft besudelt.

Als Faer Rinkadon das genauer wahrnahm, erschauerte sie. Sie dachte sofort an Blut, das eine so frappierende Ähnlichkeit mit dem Saft hatte. Bilder tauchten vor ihrem geistigen Auge auf, die aus einer seit vielen Jahrtausenden vergangenen Welt stammen mochten, und sie steigerten ihren Schrecken noch.

Faer spürte, wie ihre Ohren zitterten, als die Erinnerungen hochkamen; sie gehörten einem längst vergessenen Dasein an, das mit dem der modernen Sambarkin nichts mehr zu tun hatte.

Sambarkin waren in ferner Vergangenheit Raubtiere gewesen. Jetzt waren sie es nicht mehr. Schon seit undenkbaren Zeiten hatten sie diese grauenvolle Vergangenheit abgeschüttelt. Sie verzehrten kein Fleisch und tranken kein Blut. Schon seit Jahrtausenden hatten sie die Höhen der Zivilisation erreicht.

Um so mehr erschütterte es die Kommandantin der Forschungsstation Childiree-1, dass sie ausgerechnet während dieser Feier von solchen Phantasiebildern heimgesucht wurde. Ihr von berauschenden Getränken und halluzinatorisch wirkenden Früchten umnebelter Geist vermochte sich nur mit einem sehr geringen Teil seiner Kräfte gegen die Bilder zu wehren.

»Aufhören!«, wollte sie schreien. »Aufhören!«

Faer Rinkadon konnte es nicht, obwohl alles in ihr danach verlangte.

Die Tänzer hüpften wie von der Feder geschnellt in die Höhe, wirbelten im Kreis herum. Einige von ihnen überschlugen sich fortwährend, indem sie sich kopfüber auf ihre Hände fallen ließen und die massigen Körper mit der Kraft ihrer Arme nach oben drückten. Dann warfen sie ihre komplette Körpermasse herum, so dass sie anschließend wieder auf den Füßen landeten.

Die meisten Sambarkin tanzten und wirbelten schon seit Tagen auf diese Weise. Unermüdlich. Ununterbrochen. Ohne sich eine Pause zu gönnen. Die Früchte der Rie'Ria' Tijaan verliehen ihnen die Kraft dazu, zwangen sie gleichzeitig, in ihrem Tanz fortzufahren.

Einige hielten der ungeheuren Belastung nicht stand und brachen zusammen. Sie wurden diskret aus dem Saal entfernt und danach versorgt – entweder auf der Krankenstation oder im Krematorium.

Effrek Gentarfo, der Präses-Wissenschaftler von Childiree-1, schlug pausenlos mit zwei Peitschen auf sich selbst ein. Er blutete am ganzen Körper, schien jedoch keine Schmerzen zu verspüren. Mit weit geöffneten Augen starrte er zur Decke empor.

Liums Narhta, der Sicherheitschef, saß am benachbarten Tisch und stopfte mit beiden Händen in sich hinein, was er erhaschen konnte. Sein ehemals weißes Stirnband war verschmiert von Soßen und Säften.

Faer Rinkadon hatte ihn nicht die ganze Zeit über beobachtet, aber jedes Mal, wenn sie hinsah, verzehrte der Sicherheitsverantwortliche Berge von Früchten und spülte sie mit berauschenden Getränken hinunter. Er war so korpulent, dass man ihn hinter seinem Rücken nur den »Zwei-Stuhl-Narhta« nannte, da ein Hinterteil auf einem Stuhl allein nicht ausreichend Platz fand.

Faer Rinkadon lag mit ausgestreckten Armen und Beinen in ihrem Sessel, der auf einem erhöhten Podest stand und ihr als Oberkommandierender der Forschungsstation vorbehalten war. Ihr Atem flog, ihre inneren Organe rebellierten gegen die extreme Überbelastung.

Die Kommandantin schämte sich, weil der allzu frühe Zusammenbruch ausgerechnet ihr drohte. Dabei sollte sie Vorbild sein. Sie sollte sich weiterhin inmitten der Tanzenden und Tobenden aufhalten, sie zu weiteren Anstrengungen anstacheln und die Ekstase steigern. Tradition und Zusammenhaltsgefühl verlangten es.

Doch sie konnte es nicht. Sie brauchte eine Pause. Ausgerechnet jetzt aber Fagen Tuskrathin dabei zu beobachten, wie er sich den roten Saft der Früchte über den Körper spritzte, rüttelte sie bis ins Innerste auf.

Das Yammony-Sa'Rijaan-Fest, zu dem von den anderen Forschungsstationen im Orbit des weißen Riesensterns Mattane mehr als 60.000 Sambarkin angereist waren, strebte seinem Höhepunkt zu. Es war das Fest der Knospenden Gemeinsamkeit und der Unbedachten Liebe. Viele der Sambarkin gaben sich diesen Anforderungen des Festes hin, huldigten mitten unter den Tanzenden und Tobenden sexuellen Freuden.

Aus soziologischer Sicht war das Fest von ungeheurer Bedeutung. Seit vielen Jahren waren die Forscher weit abseits von bewohnten Planeten auf den zwölf Stationen tätig, um den gewaltigen Pilzdom von Mattane, gelegen im Checkalur 1571 des Landes Dommrath, zu erforschen.

Niemand hatte ihn jemals anders gesehen als ohne jedes Zeichen von Aktivität.

Daher brauchten die Sambarkin ein Fest wie dieses. Der Verzicht darauf hätte sie mit Sicherheit aus ihrem seelischen Gleichgewicht geworfen.

Die Bedeutung des Festes ging jedoch sehr viel tiefer, als die meisten ahnten. Die Bilder, die Fagen Tuskrathin ihr mit seinem Verhalten vermittelte und die ihr ungewollt Einblicke bis in die Abgründe ihrer eigenen Seele gaben, machten es ihr bewusst.

Sambarkin waren die intelligenten Bewohner des Planeten Yezzikan Rimba, ursprünglich aus gehörnten Raubtieren hervorgegangen. Durch die Intelligenz, die sie entwickelt hatten, erlangten die Sambarkin eine Überlegenheit über ihre Umwelt.

Statt sich jedoch haltlos zu vermehren und durch schiere Vielzahl und Überbevölkerung in den Revieren ihre Nahrungsgrundlagen zu zerstören, hatten sie die Kehrtwende zu einer lebensfähigen Zivilisation geschafft. Sie waren nicht ausgestorben, wie es in ähnlich gelagerten Fällen der Gang der Evolution gewesen war, sondern hatten sich dank ihrer Intelligenz und einer evolutionären Sozialentwicklung über die Gesetze der Natur erhoben.

Sie hatten ihre auf Angriff basierende Raubtiermentalität abgelegt, solange es noch nicht zu spät gewesen war. Danach war es ihnen gelungen, höhere Stufen der Zivilisation zu erklimmen. Statt unvermeidliche Kriege untereinander zu führen, hatte man sich den Wissenschaften zugewandt. Der erste Kontakt zu den Rittern von Dommrath war nicht mehr überliefert, dürfte jedoch mehr als fünftausend Dommjahre zurückliegen und zusammenfallen mit der Entdeckung der Raumfahrt.

Sambarkin waren ursprünglich Einzelgänger gewesen, wie es in der Natur von Raubtieren lag. Schon früh aber hatten sie sich zu Jagdgemeinschaften zusammengefunden, um besser und leichter Beute machen zu können. Das waren die Anfänge einer hoffnungsvollen Entwicklung zur Gemeinschaft geworden.

Am Ende des bewusst gesteuerten Prozesses, der noch immer nicht abgeschlossen war und in dem das Yammony-Sa'Rijaan-Fest einen wichtigen Baustein bildete, sollten die Sambarkin zu sozial denkenden und empfindenden Wesen werden, die nach dem Vorbild der Natur in einer Art Herde lebten und den damit verbundenen Herdeninstinkt entwickelten.

Diesem Gedanken musste sich alles andere unterordnen. Dieser Gedanke war Grundlage dafür, dass die Sambarkin kein Fleisch mehr verzehrten, sondern ausschließlich vegetarische Nahrung zu sich nahmen – und das grundsätzlich niemals allein, sondern immer in der Gemeinschaft. Es war im weitesten Sinne eine utilitaristische Idee, die das langfristige Überleben der Sambarkin sichern sollte. Zugleich war es ein Kampf gegen die tief im Inneren verborgenen Urinstinkte, die sich mit keiner noch so ausgefeilten Therapie entfernen ließen und für die es niemals so etwas wie chirurgische Eingriffe geben würde.

Urinstinkte konnte man nicht abtrennen. Selbst mit modernsten wissenschaftlichen Methoden nicht. Fagen Tuskrathin bewies es durch sein Verhalten.

Der Sambarkin war ein seltsamer Mann. Bei einem Unfall hatte er ein halbes Ohr verloren. Für die Mediker wäre es kein Problem gewesen, es zu ergänzen. Doch das hatte er nie in die Wege geleitet. Er schien sich mit seinen anderthalb Ohren zu gefallen.

Faer Rinkadon zuckte erschrocken zusammen, als die Alarmsirene ihres Stirnbandes aufheulte. Der Lärm schrillte ihr schmerzhaft in den Ohren. Er war so intensiv, dass sie das Gefühl hatte, er müsse sie innerlich zerreißen. Vermutlich waren es aber lediglich ihre durch den Genuss von Eschenoy'ant und Asfar'athar überreizten und aufgepeitschten Nerven, die ihr diesen Eindruck vermittelten.

Eigentlich hätte sie aufspringen und sofort aktiv werden müssen. Doch sie war sekundenlang nicht in der Lage, sich auch nur ein bisschen zu bewegen.

Roter Saft spritzte wie Blut über Fagen Tuskrathin und die Männer und Frauen in seiner Nachbarschaft. Die Schreie der Tanzenden und Tobenden erfüllten den Raum bis in den letzten Winkel, und die mitreißende Musik Onopuhs spielte mit ihren Empfindungen, als sei sie selbst eines der zahllosen Instrumente, die dieser epochale Komponist einzusetzen pflegte.

Endlich drangen die Alarmsignale bis ins Zentrum ihres Bewusstseins und jagten sie hoch aus ihrem Sessel. Benommen und um die Klärung ihres Geistes bemüht, stand sie auf dem Podest. Alles sträubte sich gegen die Erkenntnis, dass Yammony Sa'Rijaan unwiderruflich vorbei war. Für sie und aller Voraussicht nach auch für alle anderen.

Irgendetwas Ungeheuerliches war geschehen.

Es musste extrem sein, weil es sonst keinen Grund geben konnte, das Fest zu unterbrechen und die Kommandantin direkt zu alarmieren.

Faer Rinkadon entfernte sich einige Schritte von dem Podest. Sie musste sich eines Mannes erwehren, der seine sexuellen Gelüste an ihr stillen wollte. In seiner Ekstase begriff er nicht, dass sie nicht bereit war, sich mit ihm einzulassen.

Faer schob seine lüstern zupackenden Hände zur Seite. Als er dann noch immer nicht wich, stellte sie ihm ein Bein. Er stürzte der Länge nach zu Boden, entdeckte eine Frau, die halbwegs bewusstlos unter einem der Tische lag, und kroch auf sie zu, wobei er unverständliche Worte brabbelte.

Faer Rinkadon sprang über ein Paar hinweg, das sich auf dem Boden vergnügte, glitt auf einer Pfütze einer Süßspeise aus, die sich von einem der Tische ergossen hatte, verlor jedoch nicht das Gleichgewicht, sondern nutzte die Gelegenheit, um schnell voranzugleiten. Tatsächlich öffnete sich eine Gasse vor ihr, als Dutzende von Robotern helfend eingriffen und ihr den Weg frei machten.

Die Kommandantin rannte aus dem Saal, wich einer weiteren Gruppe von Servos aus, die auf riesigen Platten Berge von Speisen und Getränken in den Saal schleppten; sie atmete danach auf, weil sie in eine Sphäre der Ruhe geriet.

Vor ihr erstreckte sich ein langer Gang, auf dem sich niemand außer ihr aufhielt. Sie eilte voran, und von Schritt zu Schritt klärten sich ihre Sinne.

Ganz allerdings konnte sie die Wirkung der berauschenden Mittel nicht abschütteln, die mit dem Blut in ihrem Körper kreisten. Die Drogen würden noch lange darin verweilen, bis sie endlich über die inneren Organe ausgeschieden wurden. Immerhin fand die Kommandantin Abstand zum Fest, war sich ihrer Verantwortung bewusst geworden und stellte sich der Frage, was geschehen sein mochte.

Der Alarm in den Elementen ihres Stirnbands war verstummt, nachdem sie losgelaufen war. Die mikroskopisch kleinen Schaltelemente hatten registriert, dass die Information bei ihr angekommen war und dass sie entsprechend den Erwartungen reagierte.

Damit war das Ziel des Alarms erreicht. Offenbar sah STIMME noch keinen ausreichenden Grund, alle Sambarkin-Forscher aus dem Fest zu reißen.

Faer Rinkadon stieg durch den Transmitter und wechselte ohne Zeitverlust in die Zentrale über, in der sie von der Notbesatzung empfangen wurde. Keiner der Frauen und Männer sprach ein Wort. Alle standen bewegungslos auf der Stelle, und alle blickten auf die gewaltigen Monitore, auf denen der Riesen-Pilzdom von Mattane zu sehen war.

Keiner der Sambarkin-Forscher hatte den Pilzdom jemals anders gesehen als ohne jegliche Anzeichen einer äußerlichen Aktivität. Trotz aller Forschungsarbeiten war es niemals gelungen, Anzeichen einer inneren Aktivität zu erkennen, wie man es auch überhaupt noch nicht geschafft hatte, Einblick in das Innere zu erhalten.

Zum ersten Mal in der nach Jahrtausenden zählenden Geschichte der Domforscher zeigte der Pilzdom von Mattane energetische Emissionen. Sie waren jedoch unbekannter Art, konnten nicht sofort analysiert werden.

Faer Rinkadon hatte das Gefühl, neben sich selbst zu stehen und außerhalb ihres umnebelten Gehirns wahrzunehmen.

Es war ungeheuerlich. Nicht fassbar. Der gigantische Pilzdom war aktiv geworden. Die verschiedenen Instrumente in der Zentrale zeigten es eindeutig an, wenngleich rein optisch nichts – oder noch nichts – zu erkennen war.

Faer Rinkadon hätte schreien mögen. Ausgerechnet während des Yammony-Sa'Rijaan-Festes musste dies geschehen – zu einem Zeitpunkt, an dem nahezu alle Forscher berauscht und daher nicht einsatzfähig waren. Nur eine verschwindend geringe Anzahl Frauen und Männer hatte nicht an dem Fest teilgenommen, war deshalb im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Mit dieser kleinen Gruppe aber war kaum etwas zu bewerkstelligen.

Es gab keine andere Möglichkeit: Faer Rinkadon gab Vollalarm für alle zwölf Childiree-Stationen. Damit endete das Fest schlagartig.

Der Kommandantin schien es so, als seien sie die Generation der Glücklichen. Jene Generation von Sambarkin-Wissenschaftlern, in deren Lebenszeit sich die sehnsuchtsvoll erwartete Bewährungsprobe tatsächlich ereignete.

Sie wusste noch nicht, ob dies wahrhaftig der Fall der Fälle war. Um das beurteilen zu können, brauchte sie weitere Informationen der Wissenschaftler. Unter gar keinen Umständen wollte sie jetzt schon mit einem Alarm die ferne Sternenkammer der Ritter in Aufruhr versetzen. Die Gefahr, dass es ein Fehlalarm war, erschien ihr zu groß.

»Waffensysteme klarmachen!«, befahl sie. »Die Systeme aller Childiree-Stationen. Alles aktivieren, was wir haben! Ohne Ausnahme. Ich will die absolute Kampfkraft.«

Die Kommandantin warf einen kurzen Blick auf die Monitore, die ihr zeigten, was sich im Saal zutrug.

Die Alarmsirenen veranstalteten einen geradezu ungeheuerlichen Lärm. Die Musik in der Halle verklang. Die tanzenden, tobenden und kopulierenden Massen beendeten ihr ekstatisches Spiel. Das Fest war zu Ende. Über 60.000 Sambarkin-Forscher wachten aus ihrem Rausch auf und versuchten, ihre Benommenheit zu überwinden, um in die Wirklichkeit zurückzukehren.

Derartiges hatte sich noch niemals zuvor in der Geschichte der Sambarkin-Forscher ereignet. Faer Rinkadon hatte die Wirkung des Alarms bei weitem unterschätzt, wie ihr auf einmal dämmerte.