Perry Rhodan 2114: Mogtans Gedicht - H.G. Francis - E-Book

Perry Rhodan 2114: Mogtans Gedicht E-Book

H. G. Francis

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Beschreibung

Die Weissagungen des Futars - sie führen zur Entscheidung auf Pombar Es ist ein merkwürdiges Imperium, auf das Perry Rhodan mit der Besatzung der LEIF ERIKSSON im Herbst 1311 Neuer Galaktischer Zeitrechnung gestoßen ist: Das Reich Tradom erstreckt sich über mehrere Galaxien, befindet sich fast 400 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt und wird von einer großen Militärmacht beherrscht, die bereits nach der Menschheitsgalaxis greift. Durch das mysteriöse Sternenfenster kam Trah Rogue, ein Konquestor des Reiches, in die Milchstraße. Er forderte die Liga Freier Terraner ultimativ auf, dem Reich Tradom beizutreten. Perry Rhodan weigerte sich, und es kam zum Konflikt. In dessen Verlauf konnte das Raumschiff des Konquestors vernichtet werden - allerdings gelang Trah Rogue die Flucht. Mittlerweile stießen zwei Raumschiffe aus der Milchstraße durch das Sternenfenster nach Tradom vor: die LEIF ERIKSSON unter Rhodans Kommando und die KARRIBO unter dem Befehl der Arkonidin Ascari da Vivo. Während die Galaktiker im Kugelsternhaufen Virginox - weitab der wichtigen Planeten des Reiches Tradom - eine geheime Basis errichten, schwärmen Beiboote aus, um die Galaxis zu erkunden. Auf der Welt Pombar gehen der Mausbiber Gucky und die zwei Katsugo-Roboter mit ihren siganesischen Besatzungen in den Einsatz. Pombar ist in mancherlei Hinsicht eine Welt im Spannungsfeld - aufmerksam macht darauf unter anderem MOGTANS GEDICHT...

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Nr. 2114

Mogtans Gedicht

Die Weissagungen des Futars – sie führen zur Entscheidung auf Pombar

von H. G. Francis

Es ist ein merkwürdiges Imperium, auf das Perry Rhodan mit der Besatzung der LEIF ERIKSSON im Herbst 1311 Neuer Galaktischer Zeitrechnung gestoßen ist: Das Reich Tradom erstreckt sich über mehrere Galaxien, befindet sich fast 400 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt und wird von einer großen Militärmacht beherrscht, die bereits nach der Menschheitsgalaxis greift.

Durch das mysteriöse Sternenfenster kam Trah Rogue, ein Konquestor des Reiches, in die Milchstraße. Er forderte die Liga Freier Terraner ultimativ auf, dem Reich Tradom beizutreten. Perry Rhodan weigerte sich, und es kam zum Konflikt. In dessen Verlauf konnte das Raumschiff des Konquestors vernichtet werden – allerdings gelang Trah Rogue die Flucht.

Mittlerweile stießen zwei Raumschiffe aus der Milchstraße durch das Sternenfenster nach Tradom vor: die LEIF ERIKSSON unter Rhodans Kommando und die KARRIBO unter dem Befehl der Arkonidin Ascari da Vivo. Während die Galaktiker im Kugelsternhaufen Virginox – weitab der wichtigen Planeten des Reiches Tradom – eine geheime Basis errichten, schwärmen Beiboote aus, um die Galaxis zu erkunden.

Die Hauptpersonen des Romans

Gucky – Der Mausbiber begibt sich auf eine gefährliche Erkundungsmission.

Ikanema Two – Der Landesherr von Pombar wird in der eigenen Zitadelle gefangen gehalten.

Mogtan – Der Futar ist zugleich der Seelenspiegel des Landesherrn.

Le Karanu – Der Di'Valenter hat mit ungewöhnlichen Problemen zu kämpfen.

Grent Skryra – Der Kymatiker spricht seltsame Warnungen aus.

Alexander Woodi

1.

In seiner Ehrfurcht verneigte sich Mogtan so tief vor Ikanema Two, dass seine Nase beinahe den Boden berührte. Das lange schwarze Haar fiel ihm über den Kopf hinweg nach vorn, wo es seine Gesichter verhüllte.

In dieser Haltung verharrte er einige Zeit, um dann langsam rückwärts zu schreiten, bis zu einem Teppich, über dem ein silbern schimmernder Funke schwebte. Als er dort angelangt war, strich er sich mit beiden Händen das Haar zurück, so dass sowohl sein eigentliches Gesicht als auch jenes kleinere auf seiner unverhüllten Brust sichtbar wurde. Beide zeigten einen Ausdruck der Verzückung.

Mogtan fühlte sich geschmeichelt, weil es ihm vergönnt war, seine Kunst dem Landesherrn zu offenbaren. Und das gerade jetzt, da Ikanema Two verhaftet und eingekerkert worden war.

Der Futar wusste nicht genau, weshalb das Ungeheuerliche geschehen war. Ihm war nur bekannt, was man sich in allen Gassen zuflüsterte. Demnach hatte der Landesherr durch verbotene Finanzmanipulationen die wirtschaftliche Situation des Planeten Pombar ganz anders dargestellt, als sie tatsächlich war. Das hatte zur Folge gehabt, dass dem Volk nur sehr geringe Tributleistungen an das Reich abverlangt worden waren.

Seine Versuche, das Volk zu entlasten, hatten dem Landesherrn bei diesem an Verehrung grenzendes Ansehen verschafft. Doch das hatte ihn nicht vor dem Kerker bewahrt, und es würde kaum verhindern, dass er und seine Familie auf die Folterwelt Sivkadam gebracht werden würden.

Jetzt wollte Ikanema Two von seinem Futar wissen, wie seine Zukunft aussah. Er wollte herausfinden, ob es nicht eine Hoffnung gab, dem grausamen Schicksal zu entgehen.

Der Landesherr hatte ein bewegtes Leben hinter sich, wie der Futar wusste. Mehr als einmal hatte Ikanema dem Tod ins Angesicht geblickt und war ihm doch im letzten Augenblick entkommen. Dieses Mal allerdings standen er und seine Angehörigen dem ganzen Reich Tradom gegenüber. Nun ging es nicht um Piraten oder Abenteurer, sondern um die Repräsentanten eines bedingungslosen Machtwillens, die sich entschlossen hatten, seinen Widerstand gegen die Tributleistungen zu brechen.

Dass der Landesherr längst Sympathien für das geheimnisvolle Trümmerimperium aufbrachte, davon wussten seine Feinde nichts! Ikanema hatte es seinem jüngsten Sohn erzählt, und sein Seelenspiegel ahnte es schon länger. Aber davon durften die Abgesandten des Reiches auf keinen Fall erfahren.

In dieser Situation war Mogtan bereit, sein ungewöhnliches Können aufzubieten, um seinem Landesherrn einen Blick in seine Zukunft zu gewähren.

*

Verwundert beugte sich Kommandant Le Karanu nach vorne. Seine Augen verengten sich. Angestrengt beobachtete er das seltsame Phänomen, das ihm die Beobachtungsanlage der Zitadelle vermittelte.

Einen derartig leuchtenden Funken hatte er nie zuvor gesehen. Er fragte sich bereits, ob er richtig entschieden hatte, als er dem Futar erlaubt hatte, zu den Häftlingen zu gehen.

Der Di'Valenter galt als ehrgeiziger und rücksichtsloser Mann, der sich ganz und gar auf seine Karriere konzentrierte. Er stammte aus einfachen Verhältnissen, und er wollte weiter nach oben kommen – ganz gleich, auf welche Weise.

Kommandant der Zitadelle zu sein genügte ihm nicht. Schritt für Schritt hatte er sich bis zu dieser Stellung gekämpft. Dabei hatte er bereits ein beachtliches Stück Wegs zurückgelegt, an seinem selbst gesteckten Ziel aber war er noch lange nicht.

Dass er dem eingekerkerten Landesherrn einen Gefallen getan hatte, indem er den Zukunftsseher zu ihm ließ, hatte mit einer einfachen Spekulation zu tun: Sollte Ikanema Two wider Erwarten nicht verurteilt und zur Folterwelt deportiert werden, konnte der Di'Valenter mit einer großzügigen Gegenleistung für sein Entgegenkommen rechnen. Sollte Ikanema Two die Begegnung mit dem Zukunftsseher aber zur Vorbereitung der Flucht oder der Rebellion nutzen, würde er es rechtzeitig erfahren, konnte Meldung nach oben machen und hatte damit ebenfalls alle Vorteile auf seiner Seite.

Wie auch immer sich der Besuch des Futars bei Ikanema Two und seinen Angehörigen gestaltete, Le Karanu würde auf jeden Fall davon profitieren.

Obwohl die Dienstvorschrift es nicht erforderte, trug er fast ständig seine Rüstung. Sie war nicht nur mit dem aufwändig gestalteten Tradom-Holosymbol versehen, sondern auch mit mehreren eingestanzten Auszeichnungen, die er für verschiedene Einsätze erhalten hatte. Es waren Belobigungen für beispielhaften Mut.

Le Karanu war ein Mann, der sogar von den schlichteren Gemütern unter seinen Untergebenen geradezu verehrt wurde, weil er niemals etwas von ihnen verlangte, was er nicht selbst zu tun bereit war. Bei mehreren Einsätzen hatte er sich unerschrocken vor seine Kämpfer gestellt und ihnen Aufgaben abgenommen, bei denen er Kopf und Kragen riskiert hatte.

Der Kommandant legte die wertvolle beigefarbene Rüstung eigentlich nur in seinen seltenen privat genutzten Stunden ab. Und selbst dann hatten ihn Untergebene schon in der Rüstung erlebt. Er war konsequent und er tat alles, was ihm möglich war, um dem Reich zu signalisieren, dass es einen treuen und zuverlässigen Diener in ihm hatte.

Er war recht klein, jedoch kräftig gebaut. Seine Mundpartie stach nicht ganz so sehr hervor wie bei den E'Valentern. Diese Tatsache war ihm wichtig, und er unterstrich sie geschickt, indem er sich um die Mundpartie herum mehrmals täglich rasierte, um sie glatter und eleganter erscheinen zu lassen. Die dunklen, grob gestalteten Zähne hatte er entfernen und durch kleinere, weniger auffällige ersetzen lassen, die zudem hell, beinahe weiß waren. Er trug keine Brille wie die E'Valenter, sondern hatte sich mit Mikroprojektoren ausgestattet, die dunkle Sichtfelder vor seinen Augen erzeugten und ihm einen gewissen Anstrich von Eleganz verliehen.

Wenn Le Karanu überhaupt Schwächen hatte, waren es auf der einen Seite die mangelnde Bildung und der nicht sonderlich hohe Intelligenzquotient und auf der anderen Seite ein ausgeprägtes Interesse für das weibliche Geschlecht, sofern es ihm intellektuell nicht überlegen war. Die Schwächen hatten allerdings niemals zu einer Beeinträchtigung oder Behinderung seiner Karriere geführt. Der Di'Valenter konnte die angenehmen Dinge des Lebens ignorieren, wenn es darauf ankam, und sich dann auf berufliche Belange konzentrieren, und er war stolz darauf.

Die Gedanken an seine Erfolge bei Frauen verflogen augenblicklich, als Eal Dava seinen Arbeitsraum betrat. Die Nacht-Kommandantin war eine hochgewachsene, schlanke Frau mit kleinen Grübchen an den Seiten ihres Nasenrückens. Obwohl sie nach seinen Begriffen eine besonders schöne Frau war, konnte er sich nicht für sie erwärmen. Sie war überaus ehrgeizig und eiskalt, wenn es um berufliche Belange ging.

Immerhin war sie ihm rangmäßig nicht ganz gleich gestellt. Während des Tages führte er das Kommando, während sie in den Nachtstunden die Befehlsgewalt hatte. Mit aller Macht strebte sie danach, Tag-Kommandantin zu werden und damit zumindest zu ihm aufzuschließen oder ihn zu überholen.

Sie tat alles, was in ihren Kräften stand, um zu beweisen, dass sie dem Tributkartell vorbehaltlos und mit ganzer Energie diente. Le Karanu musste ständig auf der Hut sein, um sich keine Blöße zu geben oder einen Fehler zu machen. Eal Dava würde gnadenlos die geringste Schwäche ausnutzen, um an ihm vorbeizuziehen.

Er hasste sie, weil sie klüger und gebildeter war als er, und er missgönnte ihr jeden Erfolg – vor allem auch deshalb, weil sie eine Frau war. Daher verwandte er einen nicht unerheblichen Teil seiner Energie darauf, ihr Schwierigkeiten zu machen. Ungeduldig wartete er auf eine Gelegenheit, sich selbst gegenüber dem Tributkartell in ein besonders vorteilhaftes Licht zu stellen. Zugleich sorgte er dafür, dass hin und wieder Informationen durchsickerten, die Abstriche in der Akte Eal Davas bewirkten. Sie wurden zum Teil von ihm selbst produziert und entsprachen nicht immer der Wahrheit.

Er hoffte, dass der eingekerkerte Ikanema Two ihm eine Gelegenheit dazu bieten würde, die junge Frau auf Distanz zu halten. Und mit dem seltsamen Futar, dessen Rolle der Di'Valenter nicht komplett durchschaute, hoffte er, eine Figur ins Spiel gebracht zu haben, die ihm einen weiteren Vorteil gegenüber Eal Dava erbringen konnte.

*

Der Futar wandte sich dem schwebenden Funken zu, und seine Lippen formten zunächst unverständliche Laute. Dann aber begannen seine Hände zu beben, als würden sie von einem elektrischen Strom erfasst.

Von nun an formulierte der Futar lauter und deutlicher. Er offenbarte sich Ikanema Two in einer Sprache aus einer längst versunkenen Zeit, die nur noch wenige beherrschten. Der Landesherr verstand ihn.

Das Auge Anguelas wird ein Wesen sehen,

fremd und voller Widersprüche.

Ein Wesen, wie es uns zuvor niemals begegnet ist,

geboren in der Wüste, doch ausgestattet,

als wollte es sich durch die Tiefen des Meeres treiben,

wird deine Ehre auf das Schwerste verletzen

und dich von der Seite deines Seelenspiegels reißen,

um jene an ihrem Werk zu hindern, die deinen Tod wollen.

Das Reich ist sein Feind, doch du bist nicht sein Freund.

Seine Gedanken gelten nur seinen Freunden,

deinen aber nicht.

Dafür wird es einen hohen Preis bezahlen. Den höchsten.

Es wird mit seinem Leben büßen.

Der Landesherr hörte konzentriert und ernst zu. Er unterbrach den Futar nicht, um das unsichtbare Netz nicht zu zerstören, das ihn mit jenen schwachen psionischen Strömen verband, aus denen sich die Wahrscheinlichkeiten der künftigen Entwicklung formten.

Unter dem Schirm des Unauffälligen werden sich das Wesen und seine Begleiter bewegen,

um aus dem Verborgenen heraus zu operieren

und die Rätsel zu lösen, die Pombar ihnen stellt.

Doch sie sprechen mit einer Stimme, die sie verraten wird.

Ohne es zu wollen,

werden wir ihnen ein Geheimnis offenbaren,

ihnen, deren Nächste in der Sonne schweben.

Sie werden etwas sehen, was sie über alle Maßen erstaunen wird.

Ikanema Two horchte auf. Verwundert fragte er sich, was Mogtan meinte. Welches Geheimnis konnte ihre Welt einem Wesen bieten, das nie zuvor auf Pombar gewesen war und das offenbar keine Verbindung zu ihnen hatte?

Es fiel ihm schwer, den Futar nicht zu unterbrechen. Doch nicht nur der Gedanke an das Geheimnis beschäftigte ihn, sondern auch der Hinweis darauf, dass der Unbekannte gekommen war, sein Leben zu retten, dabei aber seine Ehre verletzen würde.

Das Reich hatte ihn eingekerkert. Es plante, ihn auf schreckliche Weise zu foltern und danach hinzurichten. Das drohende Ende beunruhigte ihn deutlich weniger als der mögliche Verlust seiner Ehre. Er hatte zu viel erlebt in den letzten Jahren und Jahrzehnten.

Das Wesen wird nehmen, was ihm nicht gehört,

und jene auf den Plan rufen,

die allmächtig und unbesiegbar sind. Das Grauen wird sich über die Festung senken,

und sein Hauch wird auch uns streifen.

Die Schrecklichen werden erscheinen,

und nichts und niemand wird sie aufhalten.

Sie bringen Tod und Verderben.

Der Widersprüchliche und seine Freunde

werden Feuer und Vernichtung verbreiten,

das aber wird das Schicksal nicht daran hindern,

sie zu ereilen.

Jetzt wollte und konnte Ikanema Two sich nicht mehr zurückhalten. »Was geschieht mit ihnen?«

»Sie werden sterben«, sagte der Futar voraus, wobei er in die aktuell gültige Sprache zurückkehrte. »Eine Waffe, die nicht aufzuhalten ist, wird zu ihnen durchbrechen und ihrem Leben ein Ende setzen.«

»Wann?«, fasste der Landesherr nach. »Wann kommen sie nach Pombar?«

»Sie sind bereits auf dem Wege, und dabei sind sie tausendfach schneller als das Licht der Sterne.«

»Und wir?« Forschend blickte er den Zukunftsseher an. »Was wird aus uns? Aus meiner Familie und mir?«

Mogtan breitete hilflos die Arme aus. Er hatte anscheinend die Grenze seines Könnens erreicht. Mehr konnte er nicht sagen. Weitere Informationen vermochte er der Zukunft nicht zu entreißen.

Ikanema Two wiegte zweifelnd seinen Kopf. Ihm kam allzu phantastisch vor, was Mogtan ihm unterbreitet hatte. Der Futar war ein bekannter Mann, der aufgrund seiner Fähigkeiten hohen Respekt verdiente. In den vergangenen Jahren hatte er viele Ereignisse richtig vorausgesagt, sich aber auch einige Male fundamental geirrt.

Darauf angesprochen, hatte er stets erwidert, dass die Zukunft keiner betonierten Straße gleiche, sondern eher einem Labyrinth der Wahrscheinlichkeiten. Wie sie sich gestalte, sei – im weitesten Sinne – immer nur eine Frage von individuellen Entscheidungen. Und diese ließen sich nicht grundsätzlich und in allen Fällen im Voraus erkennen.

»Meine Ehre!«, sinnierte der Landesherr. »Warum verletzt er meine Ehre? Warum beleidigt er mich? Wieso ist er Feind des Reichs und doch nicht mein Freund? Jeder ist mein Freund, der ein Feind des Reiches ist. Und was hat mein Laokaon damit zu tun?«

»Das Fremde ist ein Wesen voller Widersprüche«, wich der Futar einer klaren und eindeutigen Antwort aus. »Der Gedanke an den Tod ist ihm nicht vertraut, denn sein Leben ist nicht endlich. Umso härter wird die Klinge es treffen.«

»Sein Leben ist nicht endlich? Du willst sagen, dass es ein Unsterblicher ist? Gibt es denn so etwas?«

*

Rudo K'Renzer war kein Mann, der etwas von Musik und schönen Künsten verstand. Der neunundsechzigjährige, athletisch gebaute Mann hatte nie in seinem Leben die Geduld aufgebracht, einem anspruchsvollen musikalischen Werk zuzuhören.

Umso erstaunlicher empfand er es selbst, dass er auf die Klänge reagierte, die ihn aus einem der Gänge der PHÖNIX erreichten. Er blieb stehen, um zu horchen. Die Luft schien unter dem Einfluss der zarten Töne zu vibrieren und auf seltsame Weise sein Innerstes zu berühren.

Verwundert ging er weiter, bis er Grent Skryra sah. Der hochgewachsene, wuchtig wirkende Mann saß in seiner Kabine auf einer Liege und hielt ein langes, in sich leicht gebogenes Instrument in den Händen, das aus mehreren verschlungenen Strängen bestand. Mit einem hölzernen Stab strich er über seine Oberfläche und erzeugte die Klänge.

Als er den Expeditionsleiter bemerkte, ließ er den Stab sinken. Bedauernd hob Grent Skryra eine Hand. »Oh, tut mir Leid«, sagte er. »Ich habe vergessen, die Tür zu schließen.«

»Kein Grund, dich zu entschuldigen.« Erst jetzt bemerkte K'Renzer den Siganesen Sumner Kagel, der auf einem Tisch stand. Er grüßte kurz. »Was ist das für ein Gebilde?«

»Eine Moankarlettre«, antwortete Skryra, der an Bord unter anderem als Kymatiker bekannt war, in erster Linie aber wegen seiner Fähigkeiten in der Ortungszentrale geschätzt wurde. Behutsam legte er das Instrument zur Seite. »Ich habe dieses Wunderwerk vor vielen Jahren auf dem Planeten Xtroy gefunden. Es klingt wie eine Mischung aus Klarinette, Bratsche und Querflöte. Falls du weißt, was ich damit meine.«