Perry Rhodan 220: Der Tod von den Sternen - Clark Darlton - E-Book

Perry Rhodan 220: Der Tod von den Sternen E-Book

Clark Darlton

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Beschreibung

Selbst ein Spezialgefängnis für Teleporter kann ihn nicht halten - ein neues Gucky-Abenteuer! Vor 10 000 Jahren - zu einer Zeit also, da die Erde noch keine echte Zivilisation aufwies - standen die Arkoniden im erbitterten Kampf mit den Methans. Dieser Krieg rüttelte an den Grundfesten des arkonidischen Imperiums. Er hätte zur totalen Vernichtung Arkons geführt, wäre es den damaligen Herrschern der Galaxis nicht im entscheidenden Moment gelungen, eine neue Waffe gegen die Methans zum Tragen zu bringen. So aber unterlagen die Methanatmer, und die Arkoniden, in deren Flotte Atlan als junger Kommandant mitkämpfte, glaubten, die Bedrohung durch die nichthumanoiden Intelligenzen ein für allemal ausgeschaltet zu haben. Jetzt, rund zehn Jahrtausende später, als Perry Rhodans Solares Imperium der Menschheit das Erbe der Arkoniden angetreten hat, zeigt es sich überraschend, daß die Macht der Methans damals doch nicht gebrochen wurde. Das Auftauchen ihrer gigantischen Raumfestung, die die Transmitterzentrale von Kahalo bedrohte und die nur durch den Einsatz dreier Teleporter von innen heraus "geknackt" werden konnte, scheint zu beweisen, daß die Methans mächtiger denn je sind und eine unheimliche Gefahr für die galaktische Zivilisation der Menschheit darstellen. Zwar haben Ras Tschubai, Tako Kakuta und Gucky, die drei Teleporter, den ersten Schlag der Methans abgewehrt, indem sie der Festungsbesatzung den Tod brachten, doch nun sehen die Mutanten selbst den Tod vor sich - den TOD VON DEN STERNEN...

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Nr. 220

Der Tod von den Sternen

Selbst ein Spezialgefängnis für Teleporter kann ihn nicht aufhalten – Ein neues Gucky-Abenteuer!

von CLARK DARLTON

Vor 10.000 Jahren – zu einer Zeit also, da die Erde noch keine echte Zivilisation aufwies – standen die Arkoniden im erbitterten Kampf mit den Methans.

Dieser Krieg rüttelte an den Grundfesten des arkonidischen Imperiums. Er hätte zur totalen Vernichtung Arkons geführt, wäre es den damaligen Herrschern der Galaxis nicht im entscheidenden Moment gelungen, eine neue Waffe gegen die Methans zum Tragen zu bringen.

So aber unterlagen die Methanatmer, und die Arkoniden, in deren Flotte Atlan als junger Kommandant mitkämpfte, glaubten, die Bedrohung durch die nichthumanoiden Intelligenzen ein für allemal ausgeschaltet zu haben.

Jetzt, rund zehn Jahrtausende später, als Perry Rhodans Solares Imperium der Menschheit das Erbe der Arkoniden angetreten hat, zeigt es sich überraschend, dass die Macht der Methans damals doch nicht gebrochen wurde.

Das Auftauchen ihrer gigantischen Raumfestung, die die Transmitterzentrale von Kahalo bedrohte und die nur durch den Einsatz dreier Teleporter von innen heraus »geknackt« werden konnte, scheint zu beweisen, dass die Methans mächtiger denn je sind und eine unheimliche Gefahr für die galaktische Zivilisation der Menschheit darstellen.

Zwar haben Ras Tschubai, Tako Kakuta und Gucky, die drei Teleporter, den ersten Schlag der Methans abgewehrt, indem sie der Festungsbesatzung den Tod brachten, doch nun sehen die Mutanten selbst den Tod vor sich – den TOD VON DEN STERNEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator ist nicht gewillt, die Suche nach den verschollenen Teleportern aufzugeben.

Atlan – Man tritt dem Arkoniden auf die Zehen.

Gucky – Der Mausbiber »schwitzt« sich in die Freiheit.

Tako Kakuta und Ras Tschubai – Zwei Teleporter hinter Gittern.

Artosos – Kommandant eines Flottenverbandes der Akonen.

Zech-Mellard

1.

»Niemals werde ich glauben können, dass sie tot sind!« Rhodans Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, leblos und starr. Unentwegt beobachtete er die Bild- und Orterschirme der CREST, die das Gewimmel der Sterne im Milchstraßenzentrum wiedergaben. »Wie sinnlos wäre alles, wenn sie tot wären. Wir hätten sie getötet! Wir allein! Es wäre unsere Schuld!«

Atlan, der in der Kommandozentrale des gigantischen Flaggschiffs auf und ab geschritten war, trat hinter ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter.

»Niemand von uns glaubt wirklich, dass sie den Tod gefunden haben, Perry. Sie tragen Spezialraumanzüge und haben für zehn Tage Sauerstoff und Nahrungsmittel. Sie haben sich in Sicherheit gebracht, bevor die Raumfestung der Methans vernichtet wurde. Sie selbst legten die Arkonbombe und wussten, wann sie detonierte. Ich weiß auch nicht, warum sie nicht zu uns zurückteleportierten, aber sie werden ihre Gründe gehabt haben. Vielleicht sind sie in einem der fünf geflohenen schwarzen Stabschiffe.«

»Wenn wir sie fänden, wüssten wir es.«

Der Erste Offizier der CREST, Oberstleutnant Brent Huise, hatte den Kommandanten, Oberst Cart Rudo, abgelöst. Er saß im Kommandosessel und leitete die Suchaktion nach den Verschollenen. Sein narbiges Gesicht blieb ausdruckslos, als er Rhodans Worte hörte. Ein empfindlicheres Gemüt als er hätte vielleicht daraus einen Vorwurf hören können, nicht aber Brent Huise.

»Wir finden sie«, sagte er trocken. »Früher oder später.«

»Später ist nicht gut.« Rhodan sah ihn nicht an. »Sie haben noch für einen Tag Sauerstoff. Seit neun Tagen suchen wir sie. Wenn sie noch leben, müssen wir sie spätestens morgen finden.«

Atlan setzte sich in den freien Sessel neben Rhodan.

»Wir sollten die Frist nicht als absolut ansehen«, meinte er mit ruhiger Stimme. »Wenn die Methans sie mitgenommen haben, in einem der fünf geflohenen Schiffe, die der Vernichtung entgingen.«

»Die Methans sind Methanatmer«, unterbrach Rhodan sachlich.

»Sie sind durchaus in der Lage, eine Sauerstoffatmosphäre herzustellen, auch im kleinsten Schiff. Wenn sie die drei Mutanten gefangen haben, werden sie auch dafür sorgen, dass sie weiterleben.«

Rhodan gab keine Antwort. Er war froh, dass auch die anderen jetzt schwiegen. Die Ruhe gab ihm Gelegenheit, noch einmal ganz kurz die Ereignisse zu rekonstruieren, die zum vorläufigen Verlust der drei wertvollsten Mutanten geführt hatten.

Die Methans waren aufgetaucht, die gefürchteten Maahks. Schon vor zehntausend Jahren waren sie es gewesen, die das damals starke arkonidische Imperium beinahe vernichtet hätten. Seitdem galten sie als nicht mehr existent. Und nun waren sie es gewesen, die mit einem unvorstellbarem Schiff, einem künstlichen Planeten, die terranischen Flotten angriffen. Nur durch die mutige Tat der drei Mutanten hatte dieses gewaltigste aller Schiffe zerstört werden können.

Der Mausbiber Gucky, der Afrikaner Ras Tschubai und der Japaner Tako Kakuta waren in die Festung der Methans teleportiert. Sie trugen spezielle Panzerraumanzüge und eine Arkonbombe. Die Festung war detoniert, aber die drei Teleporter kehrten nicht an Bord der CREST zurück.

Die aus der Festung hervorquellenden Schiffe der Methans, schwarze, schlanke Walzen von tausend Metern Länge und hundert Metern Durchmesser, konnten bis auf fünf vernichtet werden.

Diese fünf verschwanden spurlos im All.

Aber Gucky, Ras und Tako waren ebenfalls verschwunden.

»Wir hätten sie entdecken müssen, wenn sie noch in der Nähe wären«, sagte Atlan und unterbrach die Stille der Kommandozentrale. »Es ist somit anzunehmen, dass sie gefangen wurden und noch leben.«

»Aber sie können auch atomar vernichtet worden sein, woran ich jedoch nicht glaube.« Rhodan sah Atlan zum ersten Mal an. »Nicht glauben will«, fügte er fast trotzig hinzu.

»Wir werden sie finden«, wiederholte Oberst Huise abermals.

Rhodan schwieg eine Weile, dann fragte er Atlan: »Sei ehrlich, hältst du die fünf geflohenen Schiffe der Methans für wirklich so wichtig – abgesehen davon, dass die drei Mutanten in ihnen sein könnten?«

Atlan nickte.

»Sogar für sehr wichtig, Perry. Soweit wir wissen, kamen die Maahks nur mit ihrer Raumfestung in unsere Milchstraße, wahrscheinlich vom Andromedanebel aus. Außer acht Gefangenen und der Mannschaft der fünf geflohenen Schiffe entkam keiner von ihnen. Aber wir wissen, dass die Methans vom Volk der Maahks sehr fruchtbar sind. Sie vermehren sich ungeheuer schnell. Wenn sie einen geeigneten Planeten finden, wird die Gefahr in einigen Jahren bereits akut sein. Sie haben das Geheimnis der Konverterkanone, vergiss das nicht. Sie sind furchtbare Gegner. Wir müssen die fünf Schiffe finden.«

Rhodan sah längst wieder auf die Bildschirme. Die unzähligen Sonnen im Zentrum der Milchstraße standen sehr dicht, waren aber immer noch durchschnittlich bis zu zwei Lichtjahren voneinander entfernt. Hier ein Schiff zu finden, war so gut wie unmöglich, trotz der verfeinerten und verbesserten Ortungsmöglichkeiten. Nur ein Zufall konnte da helfen.

»Ich fürchte«, sagte Rhodan, »du lässt dich von alten Vorurteilen leiten. Die Arkoniden führten einst einen unerbittlichen und furchtbaren Kampf gegen die Methans – diese alte Furcht steckt dir noch in den Knochen.«

»Du hast die Methans selbst erlebt und weißt wie sie kämpfen«, erwiderte Atlan ernst. »Unterschätze sie nicht.«

»Das tue ich nicht, aber man sollte sie vielleicht auch nicht überschätzen. Jedenfalls suche ich die fünf Schiffe in erster Linie nur, um Gucky, Ras und Tako zu finden. Du weißt, was diese drei für mich bedeuten, Atlan.«

»Ich weiß es.« Der Arkonide nickte. »Sie sind deine Freunde, besonders Gucky. Der Gedanke, er wäre tot, ist so unfassbar, dass ich ihn niemals akzeptieren könnte. Trotzdem müssen wir ihre Lage zumindest als sehr ernst bezeichnen. Wenn es uns nicht gelingt, sie schleunigst zu retten ...«

Er schwieg.

Rhodan nickte langsam.

»Oberst Rudo hat meine Befehle weitergeleitet. Fünftausend Schiffe der Flotte haben den Auftrag erhalten, nach den fünf Schiffen der Maahks zu forschen. Eine tausendfache Überzahl.«

»Sie bedeutet hier nichts. Ein einziges Suchschiff könnte den gleichen Erfolg haben, wenn es vom Glück begünstigt wird.«

Rhodan biss sich auf die Lippen.

»Warum bist du ein ewiger Pessimist, Atlan? Warum willst du mir nicht die Hoffnung lassen, dass unsere Chancen so größer sind?«

Atlan lächelte flüchtig und deutete auf die Bildschirme.

»Ich bin Realist, das ist alles. Du bist es im Grunde auch, Perry, aber du klammerst dich an eine wahnwitzige Hoffnung. Was hilft uns unsere ganze Technik, wenn wir versuchen, in einer Wüste ein ganz bestimmtes Sandkorn zu entdecken? Im Umkreis von hundert Lichtjahren stehen mehr als hunderttausend Sonnen. Fast jede hat Planeten. Auf jedem dieser Planeten können die fünf Schiffe gelandet sein, und mit ihnen die Vermissten – wenn sie sich an Bord eines der Schiffe aufhalten. Wollen wir sie alle absuchen? Und Technik ...? Was nützt dir in der eben erwähnten Wüste ein modern ausgerüsteter Reisewagen mit Gleitketten und Lebensmittelvorräten, wenn dir das besagte Sandkorn nicht rein zufällig direkt ins Auge fliegt?«

»Dein Vergleich ist wahrlich sehr ermunternd«, gab Rhodan sarkastisch zu. »Hoffen wir also, dass uns Gucky ins Auge fliegt.«

Oberstleutnant Huise, der von dem Navigator einen Zettel erhalten hatte, sagte in die Pause hinein: »Sir, eine Meldung von den Kommandanten der einzelnen Flottenteile. Sie besagt, dass alle Schiffe ihre Ausgangsposition eingenommen haben. Sie erwarten weitere Anweisungen über Kurs und Suchentfernungen.«

Rhodan nahm die Sternkarten und studierte sie. Atlan sah ihm über die Schulter.

»Wir müssen die Suche von hier aus in Richtung Zentrum konzentrieren, wenn wir auch nicht sicher sein können, ob die Schiffe der Methans den Kurs wechselten oder nicht. Neun Tage sind eine lange Zeit. Vielleicht hätten wir eher beginnen sollen.«

»Wir haben rechtzeitig begonnen, aber es dauerte lange, bis wir die Suchflotte zusammenzogen. Erst jetzt können wir planmäßig vorgehen. Ich bin dafür, den jetzigen Standort als Mittelpunkt der Aktion zu betrachten und die Kreise nach allen Seiten in Form von Kugelschalen auszudehnen. Früher oder später müssen wir so auf eine Spur stoßen. Die Energieballungen im galaktischen Zentrum behindern den Funkverkehr. Sobald er unterbrochen wird, müssen Kuriere eingesetzt werden, Gazellen oder schnelle Kreuzer.« Er machte einige Notizen auf dem Zettel und reichte ihn Huise zurück. »Berechnen Sie die Kurse für die einzelnen Verbände und geben Sie die Daten weiter. Die Aktion beginnt in zehn Minuten.«

Das bedeutete natürlich nicht, dass die bisherigen neun Tage vergangen waren, ohne dass der Versuch unternommen wurde, die Vermissten zu finden. Im Gegenteil. Seit neun Tagen durchforschten mehr als tausend Einheiten der terranischen Raumflotte die nähere Umgebung der Stelle, an der die vernichtete Festung sich zuletzt befunden hatte. Die CREST selbst hatte einen gewaltigen Bogen geflogen, über Lichtjahre hinweg, mit ständig eingeschalteten Spezialortern und Suchschirmen, um nach den Vermissten zu forschen. Es war vergebens gewesen.

Die fünf Schiffe waren und blieben spurlos verschwunden.

Inzwischen war der größte Teil der Flotte nach beendetem Einsatz wieder frei geworden und stand Rhodan für die Suchaktion zur Verfügung.

»Befehle durchgegeben«, meldete Huise nach einigen Minuten.

Rhodan atmete auf.

»Jetzt können wir nur noch hoffen«, sagte er.

»Wir tun es seit neun Tagen«, murmelte Atlan.

*

Tako Kakuta hatte Wache.

So sinnlos jede Wacheinteilung auch zu sein schien, die drei einsamsten Lebewesen des Universums hatten beschlossen, dass einer von ihnen immer wach sein sollte, damit ihnen nicht die geringste Möglichkeit einer Rettung entging.

Tako, der schmächtige Japaner mit dem ewig jungen und manchmal auch lächelnden Gesicht, war durch eine dünne Leine mit Ras Tschubai und Gucky verbunden. So war es unmöglich, dass sie sich verloren.

Sie schwebten mitten im leeren Raum zwischen den Sonnen im Zentrum der Milchstraße. Der Sauerstoff reichte noch für knappe vierundzwanzig Stunden. Wasser und Lebensmittel waren noch für einen längeren Aufenthalt in dem schweren Spezialpanzeranzug vorhanden, aber das nützte nun auch nichts mehr.

Tako drehte sich langsam um seine eigene Achse. Vorn im Helm glühte der Orterschirm, der mit einer Suchanlage gekoppelt war. Jeder Gegenstand, der in den Bereich der Orterstrahlen geriet, würde automatisch den Alarm auslösen und auf dem Schirm sichtbar werden.

Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass der Transformstrahl des terranischen Kreuzers das schwarze Schiff der Methans getroffen und vernichtet hatte. Mit einem verzweifelten Sprung ins Ungewisse hatten sie sich retten können. Mitten in der Unendlichkeit rematerialisierten sie. Um sie herum war nur das Nichts, die grauenhafte Leere des Alls und die unzähligen Sterne.

»Halb so schlimm«, hatte Gucky gesagt, damals vor neun Tagen.

Nach fünf Tagen hatte er anders gesprochen.

In diesen fünf Tagen hatten sich ihre Fähigkeiten als Teleporter nahezu erschöpft. Gemeinsam war es ihnen zwar gelungen, in die Nähe einer unbekannten Sonne zu springen, aber der einzige Planet dieser Sonne war ein glühendes Meer flüssigen Gesteins, ohne jede Atmosphäre und zum Leben völlig ungeeignet. Mit Mühe und Not waren sie den elektromagnetischen Kraftfeldern der Sonne wieder entronnen, um erneut im leeren Raum zu schweben und zu warten.

Der Funkverkehr versagte. Die Geräte reichten gerade aus, dass sie sich verständigen konnten, aber in den Empfängern blieb es sonst stumm. Oft machten kosmische Stürme und energetische Spiralwirbel jede Verständigung untereinander unmöglich, und sie mussten sich durch Zeichen unterhalten. Dann wieder war alles völlig ruhig und sie schwebten fast bewegungslos im Raum.

Tako warf einen besorgten Blick auf Gucky. Hinter dem dicken Glas konnte er das Gesicht des Mausbibers deutlich erkennen. Gucky schlief. Die totale Erschöpfung zeichnete sich auf seinen Zügen ab. Die kleine Gestalt hing zusammengekrümmt in dem Raumpanzer, der wie ein winziges Schiff mit atomarer Sauerstoffregenerierungsanlage und Vorratskammern für Wasser und Lebensmittel wirkte. Sogar eine kleine Luftschleuse zum Absondern der Abfälle war vorhanden. In einem Innenfach lagerten Waffen und ein paar Ausrüstungsgegenstände.

Es war gut, wenn Gucky schlief, denn dann benötigte er weniger Sauerstoff. Auch die Regenerierung hatte ihre Grenzen. Morgen war nichts mehr da, was regeneriert werden konnte.

Auch Ras schlief. Das Gesicht des Afrikaners wirkte grau und eingefallen. Die vergeblichen Teleportersprünge über große Entfernungen, die Enttäuschung bei Erreichen des Feuerplaneten und die kräftezehrende Begegnung mit den plötzlich auftretenden Gravitationsstürmen hatten ihn erschöpft. Hinzu kam, dass er die Hoffnung verloren hatte, jemals gerettet zu werden.

Sie hatten eigentlich alle keine Hoffnung mehr, und das war am schlimmsten. Solange sie hofften, kämpften sie auch. Wenn sie aufhörten zu kämpfen, waren sie verloren.

Durch einen kurzen Druck auf die Steuerkontrolle seines Anzuges regulierte Tako die Drehung. Die Rotation verlangsamte sich und hörte auf. Er sah jetzt in Richtung des eigentlichen Milchstraßenzentrums.

Die Sonnen standen dort so dicht, dass kein Zwischenraum mehr vorhanden zu sein schien. Das war natürlich eine optische Täuschung, denn man wusste, dass selbst an besonders dichten Ballungen immer noch viele Lichtmonate Entfernung zwischen den einzelnen Sternen lagen. Vom jetzigen Standort aus waren es aber bis zur eigentlichen Zentrumsballung noch fünfzig oder hundert Lichtjahre. Für die drei Teleporter eine Strecke, die sie unmöglich überwinden konnten, selbst dann nicht, wenn es keine störenden Kraftfelder und physischen Ermüdungserscheinungen gäbe.

In den Orterschirm wanderte ein dunkler Fleck herein.

Sekunden starrte Tako darauf, ohne recht zu begreifen, was geschah, aber dann, als in seinem Helmradio der alarmierende Pfeifton war, schrak er zusammen.

Ein Objekt! Materie!

Er handelte plötzlich ruhig und überlegt, fast automatisch, aber er weckte die anderen beiden Teleporter nicht. Zuerst wollte er wissen, was die Orterstrahlen gefunden hatten. Aber was immer es auch war, es bedeutete eine winzige Hoffnung. Ein Schiff vielleicht ...?

Die Entfernung betrug zweihunderttausend Kilometer. Der Gegenstand konnte kein Schiff sein, dazu war er zu groß. Ein Planet vielleicht? Ein Dunkelplanet, der ohne Sonne durch das Universum wanderte? Dann würde er kaum eine Atmosphäre besitzen, wenigstens keine gasförmige. Aber schon gefrorener Sauerstoff konnte die Rettung bedeuten.

Ras bewegte sich in seinem Anzug. Er schlug die Augen auf. Sein Radio war eingeschaltet. Auch sein Orterschirm. Er sah in der gleichen Sekunde, was Tako schon längst entdeckt hatte.

»Was ist das, Tako? Warum hast du mich nicht geweckt?«

»Ich wollte zuerst feststellen, was es ist. Warum sollte ich dich wegen einer betrogenen Hoffnung aufwecken, Ras?«

»Du hast recht. Und ... was ist es nun?«

»Ein Dunkelplanet. Ich weiß nicht, ob wir hoffen sollen. Wir müssen Gucky wecken.«

Ras sah in Richtung des schlafenden Mausbibers. Er schwebte in zehn Metern Entfernung, mit ihnen nur durch die dünne Leine verbunden.

»Er ist vollkommen erschöpft. Wir sollten ihn schonen. Vielleicht merkt er nichts, wenn wir auf die Teleportation verzichten und versuchen, den Planeten mit dem Steuerantrieb der Anzüge zu erreichen. Hast du schon Daten errechnen können?«

»Bin dabei. Der Durchmesser beträgt auf keinen Fall mehr als zweitausend Kilometer.«

»Ziemlicher Brocken. Hätte eher auf einen kleineren Asteroiden getippt. Soweit ich feststellen kann, ist die relative Geschwindigkeit zu uns gering. Wir holen ihn leicht ein.« Ras räusperte sich. »Ich glaube nicht, dass wir das finden, was wir am nötigsten brauchen.«

»Sauerstoff?« Tako ließ sich nicht in seinen Berechnungen stören. »Es genügen Sauerstoffverbindungen, um uns mit Atemluft zu versorgen. Ich würde die Hoffnung nicht so schnell aufgeben.«

Ras gab keine Antwort.

Schweigend und verbissen arbeiteten die beiden Männer, während der Mausbiber weiterschlief. Sie schalteten die kleinen Treibdüsen ein, die ihren Anzügen die gewünschte Richtung und eine geringfügige Beschleunigung verliehen. Schon nach wenigen Minuten konnten sie registrieren, dass sie sich schnell dem dunklen Kleinplaneten näherten.

Zwei Stunden vergingen, dann begann der unbekannte Planet die dahinterstehenden Sterne deutlich sichtbar abzudecken. Er wurde von Minute zu Minute größer, und bald waren Ras und Tako gezwungen, die Bremsdüsen einzuschalten.

Es sah aus, als fielen sie in ein schwarzes Loch hinein. Ringsum standen unzählige Sonnen, deren Licht unerträglich gewesen wäre, hätten die Männer nicht die Blendscheiben vor die Helme geschoben. Allmählich nur gewohnten sich ihre Augen an das Dämmerlicht, das auf der Oberfläche des Planeten herrschte. Einzelne Konturen waren bereits zu erkennen. Es war völlig ausgeschlossen, dass auf dieser einsamen und kalten Welt Leben vorhanden war. Der Planet war nichts als ein riesiger Felsbrocken, der seine Bahn durch das Nichts zog.

»Wir fallen zu schnell«, sagte Ras nach einem Blick auf die Instrumente seines Raumanzuges. »Vielleicht wäre es besser, die Antigravanlage einzuschalten.«

»Die Anziehungskraft ist sehr gering, höchstens Nullkommaeins. Ein Zehntel der Erdgravitation. Bremsdüsen, Ras.«