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Vorstoß nach Andromeda - ein Sonnentransmitter soll aktiviert werden Auf der Erde und den zahlreichen Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung - das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht in der Galaxis weitestgehend Frieden: Die Sternenreiche arbeiten zusammen daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Die Konflikte der Vergangenheit scheinen verschwunden zu sein. Vor allem die Liga Freier Terraner, in der Perry Rhodan das Amt eines Terranischen Residenten trägt, hat sich auf Forschung und Wissenschaft konzentriert. Der aufgefundene Polyport-Hof ITHAFOR stellt eine neue, geheimnisvolle Transport-Technologie zur Verfügung. Gerade als man diese zu entschlüsseln beginnt, dringt eine Macht, die sich Frequenz-Monarchie nennt, in diesen Polyport-Hof vor. Der Angriff kann zumindest zeitweilig zurückgeschlagen werden. Während Perry Rhodan einem Hilferuf der Terraner in das in unbekannter Weite liegende Stardust-System folgt, macht sich der unsterbliche Atlan mit der JULES VERNE auf, um mehr über den geheimnisvollen Gegner herauszufinden: Er startet die OPERATION HATHORJAN...
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Seitenzahl: 123
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Nr. 2515
Operation Hathorjan
Vorstoß nach Andromeda – ein Sonnentransmitter soll aktiviert werden
Rainer Castor
Auf der Erde und den zahlreichen Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht in der Galaxis weitestgehend Frieden: Die Sternenreiche arbeiten zusammen daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Die Konflikte der Vergangenheit scheinen verschwunden zu sein.
Vor allem die Liga Freier Terraner, in der Perry Rhodan das Amt eines Terranischen Residenten trägt, hat sich auf Forschung und Wissenschaft konzentriert. Der aufgefundene Polyport-Hof ITHAFOR stellt eine neue, geheimnisvolle Transport-Technologie zur Verfügung. Gerade als man diese zu entschlüsseln beginnt, dringt eine Macht, die sich Frequenz-Monarchie nennt, in diesen Polyport-Hof vor. Der Angriff kann zumindest zeitweilig zurückgeschlagen werden.
Atlan – Der Arkonide hat klare Vorstellungen.
Gaumarol da Bostich – Man kann von ihm halten, was man will, er engagiert sich vorbildlich.
Reginald Bull
Letzte in KHARAG gespeicherte Gedanken von Tamaron Nevus Mercova-Ban, die mit den übrigen Lebenserinnerungen am 14. März 1225 NGZ auf Atlan übertragen wurden.
Der Doppelkopfadler breitet die Flügel aus, erhebt sich von meiner Stirn und wird zu schimmerndem Goldpuder. Nicht mehr lange ...
Irgendwo erklingt ein Lachen. Zohek? Bist du das? Seit wann ...? Schön! Wunderbar! Lach weiter, alter Freund, führe mich zur Insel der Schmetterlinge, von der die alten Sagen berichten. Warten die entrückten Zwölf Heroen schon? Lassen sie die Kristallsäulen von Arbaraith erklingen?
Kreisrund die Figur, in der Licht und Finsternis durch eine geschwungene Linie voneinander getrennt sind – ein Zeichen, das in bemerkenswerter Ästhetik für die Trennung wie auch Verbundenheit der Gegensätze steht.
Es geschieht, weil es geschah! Der Zirkel schließt sich, der Kreisbogen ist vollendet.
Und die Spiralzeichnungen strudeln. Ah, sie flattern. Goldflitter und Türkislicht wirbeln über Talanis, über deren Hainen die Schmetterlinge gaukeln, und das sechsdimensionale Juwel erstrahlt in voller Pracht. Fern schwillt ein vielfach hallender Glockenton an, mischt sich ins Lachen.
Dar Tranatlan, spiel die schwermütige Mari-Danta, das Lied der Letzten Hoffnung, jene Weise, in der ein leuchtender Retter aus der Sonne herabsteigt, um den Bedrohten zu helfen. Vehraáto? ZEUT? Zohek? Lach weiter, nicht aufhören, bitte, Zo...
1.
18. Januar 1463 NGZ
»Punkt eins: Reaktivierung eingeleitet«, meldete der Bordrechner der ATLANTIS. »Sonnenzapfung für Tele-Transportfeld Suaraan läuft an.«
Neue Detailprojektionen entstanden im Haupt-Hologlobus der Zentrale. Sie zeigten nicht nur das Pyramiden-Dreieck aus rotem Lemur-Metall, sondern auch die beiden Antennenturmringe des Justierungsplaneten. Sie und die Pyramidenanlage waren in Äquatorhöhe um 120 Grad versetzt angeordnet.
Hoch über Suaraan vereinten sich Einzelstrahlen zu einer mächtigen orangefarbenen Zapfröhre, über die die dimensional übergeordnete Energie aus einer der Vengil-Sonnen abfloss und in überdimensionierten Speichern zwischengespeichert wurde.
Vor zwei Stunden war die ATLANTIS von der Justierungswelt gestartet, die den Schwerpunkt des Sonnentrios in einer Distanz von 1,39 Milliarden Kilometern umkreiste. Inzwischen hatte der hundert Meter durchmessende Solonium-Hypertakt-Kreuzer eine leicht erhöhte Position über dem Zentrum des Vengil-Trios erreicht und verharrte nahezu fahrtlos.
Mit der bevorstehenden erstmaligen Aktivierung des Sonnentransmitters nach Jahrtausenden des »Dornröschenschlafs« war ein Wendepunkt erreicht. Schon seit dem Erwachen drängten vom fotografischen Gedächtnis aufgenommene Bilder verstärkt in mein Wachbewusstsein.
Eine merkwürdige Unruhe ergriff von mir Besitz. Tief in mir ahnte ich, dass mir dieser Tag noch einige Überraschungen bescheren würde, und vermutlich würden es keine guten sein. Zu meinem Erstaunen widersprach nicht einmal mein Logiksektor.
Was wiederum die Unruhe eher steigert, dachte ich. Abermals keine Antwort.
Mein Blick wanderte über die vertrauten Gesichter in der Zentrale, und bei ihrem Anblick stiegen Erinnerungen auf. Einige Besatzungsmitglieder waren inzwischen seit vielen Jahrzehnten dabei.
Erste Begegnungen, Gesprächsfetzen, Daten, Gesichter, bewegte Körper, zum unverständlichen Rhabarbergemurmel vermischte Stimmen ...
Es glich einem vagen Flirren wie bei einer nur aus den Augenwinkeln wahrgenommenen Bewegung. Vorhanden, aber dennoch nicht auf Anhieb greifbar. Erst beim genauen Hinsehen ...
... und schon ging ich »in die Falle«; mit der Konzentration auf das Flirren gewannen die Informationen deutlicher Gestalt, drängten in den Vordergrund, wurden lebendiger, lebhafter ...
Kurz nach der offiziellen Bestätigung des Galaktikums am 1. Januar 1350 Neuer Galaktischer Zeitrechnung war ich vom ebenfalls bestätigten Vorsitzenden Bostich im Auftrag der weiterhin tagenden Vollversammlung der Völker mit der Reaktivierung möglichst vieler der lemurischen Sonnentransmitter beauftragt worden.
Es sollte schnell an das Projekt »Galaktisches Transmitternetz« angeknüpft werden, welches bereits knapp sechs Jahre zuvor bei der Aufbaukonferenz der Völker vorgestellt worden war – jener Konferenz, bei der es zum Angriff der Mikro-Bestien der Terminalen Kolonne TRAITOR auf die Konferenzteilnehmer gekommen war, der alle unsere Pläne und Vorhaben über den Haufen geworfen hatte ...
In der Vergabe von Titeln war das sich aus den Nachwehen der Besatzung hochkämpfende Galaktikum schon prächtig aufgestellt: Sonderbeauftragter des Galaktikums für Sonnentransmitter ...
Ich fing ein dreiäugiges Blinzeln des Haluters Lingam Tennar auf, der in einigen Metern Entfernung stand; nur 2,30 Meter groß und damit deutlich kleiner als andere seiner Art, hatte er die kurzen Brustarme vor der breiten Brust verschränkt.
Er war bereits 1345 NGZ beim KombiTrans-Geschwader dabei gewesen, brachte nach der Rückkehr in die Milchstraße 1353 und 1358 NGZ je einen Nachkommen zur Welt – Icho und Fancan – und schloss sich mir mit ihnen im Jahr 1410 NGZ an. Seither gehörten die beiden Junghaluter und ihr Elter zur Besatzung der ATLANTIS.
Mein Blick wanderte weiter.
Major Katovinar, kurz »Tovi« genannt, war 1431 NGZ zu uns gestoßen, inzwischen 1. Offizier und in dieser Funktion quasi »Mädchen für alles« – was allerdings bei einem gewaltigen schwarzen Panther, denen die Laosoor nun einmal ähnelten, womöglich eine eher sonderbare Umschreibung war.
Der marsgeborene Gurrad Tron Sukum, Leiter der Schiffsverteidigung im Rang eines Majors, war seit 1438 NGZ an Bord. Die Kommandantin, Oberst Vashari Ollaron, war mir 1449 NGZ erstmals begegnet.
Im Gegensatz dazu war Oberst Sanja Russel schon vor dem Wechsel zur RICHARD BURTON Stellvertretende Chefwissenschafterin KombiTrans gewesen. Ebenso der 2. Stellvertretende Chefwissenschaftler Oberst Viulus Shan-Onshan und die Hyperphysikerin Tarada Duyin.
Unübertroffen am längsten dabei ist der Chefwissenschaftler der ATLANTIS, dachte ich. Oberst Canio Sarkyuin.
Der nur 48,4 Zentimeter kleine Algustraner, inzwischen 246 Jahre alt, war von Beginn an ins Projekt Kombi- Trans eingebunden gewesen. Er hatte Icho Tolot und mich bereits 1327 NGZ zum Kharag-Sonnendodekaeder begleitet.
Die Kombination seiner Wissensgebiete – Hyperphysik vor allem im Bereich lemurischer Alt- und Halbraum-Technik sowie lemurische Geschichte – hatten Canio dazu prädestiniert, uns bei der Expedition ins Zentrum von Omega Centauri zur Seite zu stehen; bereits das erste persönliche Gespräch mit ihm hatte mich vollständig überzeugt.
Ich hatte ihn als ruhige, bedächtige, nachdenkliche Person kennengelernt, vom Typ eher zurückhaltend, aber humorvoll. Später folgte der Wechsel zur RICHARD BURTON und der Flug nach Hangay ...
Mein Blick kehrte zum Hauptholo zurück. In der Draufsicht war das Dreieck der Vengil-Sonnen vergrößert hervorgehoben, flammende Plasmabälle, zwischen denen die Positroniksimulation die komplexen hyperphysikalischen Feldgeflechte und ihre Überlagerungen sichtbar machte.
Irgendwo summte jemand leise eine bekannte Melodie, ein anderer klopfte begleitend im Takt.
Bedingt durch unsere Tätigkeit waren alle Besatzungsmitglieder neben ihrer Raumfahrerfunktion durchgängig ausgebildete Wissenschaftler oder Ingenieure und inzwischen wahre Experten hinsichtlich der Lemurer und ihrer Hinterlassenschaften – insbesondere natürlich der Sonnen- und Situationstransmitter. Ich durfte zu Recht extrem stolz auf sie sein.
Professionalität und Erfahrung kennzeichneten ihre Handlungen und Reaktionen. Dennoch war die erhöhte Spannung unverkennbar. Routine wollte sich auch nach so langer Zeit im Zusammenhang mit den Hinterlassenschaften der Ersten Menschheit nicht einstellen.
Zu viele Überraschungen haben wir im Laufe der Zeit erlebt, dachte ich. Schlechte wie auch gute.
Die Aktivierung eines uralten Sonnentransmitters ist und bleibt etwas Besonderes, wisperte der Extrasinn.
*
In neuen Holos waren die Zapfbahnen aus planetarischer Sicht dargestellt, die sich im Himmel über der Justierungswelt verloren. Die Pufferspeicher füllten sich mit jeder verstreichenden Sekunde. Erst beim Zuschalten weiterer Aggregate würde die Energie ihre Wirkung entfalten.
»Sonnenzapfung steht. Erreicht hundert Prozent Leistung«, meldete Sanja von ihrer wissenschaftlichen Arbeitsstation. »Direktnutzung ab sofort möglich.«
Datenströme aus Abermillionen Parametern unterlagen einer permanenten Überwachung und Auswertung und verbanden drei Punkte: den Primären Schaltsaal unterhalb der Nordpyramide von Suaraan, die ATLANTIS mit ihren wissenschaftlichen Stationen sowie die riesige Plattform von ZEUT-80.
»Alle Daten im grünen Bereich.« Tovi reckte den Pantherkörper. Das schwarze Fell zeigte im Licht der Holos einen auffallenden bläulichen Schimmer, die Ohrenhände zuckten leicht.
»Punkt zwei: Reaktivierung Situationstransmitter«, verkündete der Bordrechner.
Vom Krish'un-Umhang drangen beruhigende Schwingungen in mein Wachbewusstsein; nonverbal signalisierte Bereitschaft, im Notfall schützend meinen Körper zu umhüllen. Die Wellen vereinten sich mit dem kühlen Kribbeln in meinem Nacken; vom Zellaktivator ging pulsierende Wärme aus.
Kein Grund zur Sorge, behauptete der Logiksektor, der nicht nur meine bewussten, sondern auch die unbewussten Wahrnehmungen analysierte.
Abermals entstanden Holos. Aus einem hellen Aufblitzen formte sich feuriges Wabern, dessen Ringform hoch über der Justierungswelt rasch an Durchmesser gewann. Violettes Wogen erfüllte den riesigen Kreis, der erst nach knapp zwei Sekunden seinen Standarddurchmesser von einer Million Kilometern erreichte.
»Tele-Transportfeld ist stabilisiert.« Major Sato Brends eisgrauer, kurz gestutzter Vollbart schien sich zu sträuben; die markante Adlernase des Leiters Funk und Ortung glich noch mehr einem Raubvogelschnabel. »Extern induzierter Halbraumeffekt bereit.«
In etlichen Millionen Kilometern Distanz hing ein zweiter Feuerkreis im lichtdurchfluteten Hohlraum des Dunkelwolkenzentrums – erzeugt von den Anlagen der lemurischen Stoßimpuls-Generator-Plattform und bislang der einzige sichere Zugang zum Sonnentransmitter.
»Sonde ab.«
Sekunden verrannen.
Im Halbraumtunnel des Situationstransmitters wurde ein Überlichtfaktor von fünfzehn Millionen erreicht, obwohl auf kurze Distanz ein viel höherer Wert möglich gewesen wäre, der sich letztlich nicht vom »Nullzeit«-Transport eines echten Transmitters unterschied. Deshalb dauerte der Transfer des kleinen Walzenobjekts bis zum Rand der 6,4 Lichtjahre durchmessenden Vengil-Dunkelwolke knapp sieben Sekunden.
»Durchgang abgeschlossen – Hyperfunkkontakt hergestellt.« Der knorrig-hagere Terraner gab seine Meldung in der ihm eigenen bedächtigen Art. Wie stets: kein Wort zu viel.
Neue Daten liefen überlichtschnell ein, gefolgt von Bildern und Holos, die Brend für alle sichtbar konfigurierte. Die äußeren Ausläufer der Dunkelwolke, aus der Distanz an eine erstarrte Gewitterformation erinnernd, glitten beim Schwenk vorüber. Erste Sonnen der Ven-Sternenballung erschienen. Blaues Licht blitzte über einen düsteren Kamm oder sickerte aus zerfaserten Löchern.
Insgesamt handelte es sich um eine Ansammlung von 2871 Sternen in einem Gebiet von rund 48 Lichtjahren Durchmesser, die sich etwa 8500 Lichtjahre unterhalb der Hauptebene auf der Nordostseite der Milchstraße befanden, fast 48.000 Lichtjahre vom Solsystem entfernt.
Das Zentrum bildete die Dunkelwolke. In einer »Hohlblase« von annähernd zehn Milliarden Kilometern Durchmesser standen die Sonnen des bis Ende 1345 NGZ den Terranern unbekannten Vengil-Trios. Blauweiße Riesen vom Spektraltyp A0III mit einem Durchmesser von mehr als vier Millionen Kilometern und einer Oberflächentemperatur von über 10.000 Kelvin. Ihre Oberflächen waren rund fünf Millionen Kilometer voneinander entfernt.
»Sonde ist zurück – Passage in beiden Richtungen erfolgreich.«
Ich befahl: »Situationstransmitter ZEUT-80 aus!«
Übergangslos verschwand der zweite Feuerring, die Sonnenzapfung der zwölfeckigen Riesenplattform erlosch.
Und weitere Erinnerungen: Während die lemurischen Daten rings um die Ven-Sternenballung des 83. Tamaniums »sonnenleere Sektoren« angegeben hatten, war sie heute Teil der sogenannten Grymrel-Wolke, die jahrmillionenlang in einem Hyperkokon verborgen gewesen war.
Zu ihr gehörten, bei einer Ausdehnung von annähernd 3600 Lichtjahren, insgesamt etwa 32 Millionen Sonnen. Die Materialisation infolge des Hyperimpedanz-Schocks war am 29. November 1331 NGZ um 22.01 Uhr Standardzeit Terrania geschehen.
Viele Ven-Sterne hatten – als »ausgesparter« Sektor der Grymrel-Wolke – zuvor als Spendersonnen fungiert, die vom Standarduniversum aus für sieben Millionen Jahre den Hyperkokon aufrechterhalten hatten und seit der Rematerialisation des Kokoninhalts wieder in die Sternhaufen integriert waren.
Vor der Hyperkokonabriegelung war das Gebiet von Kybb erobert gewesen; seit dem Abzug zum Ahandaba galt das Gebiet als weitgehend verwaist – und unerforscht. Daran hatte auch die Friedenszeit nach dem Abzug TRAITORS wenig geändert. Das Gebiet lag inmitten eines mehr als 15.000 Lichtjahre durchmessenden Hypersturms, der bis zu 250 Meg Stärke erreichte. Die Jülziish umschrieben ihn trefflich als »Die Rote Kreatur der Todesschlünde«.
Nicht nur das hat den Zugang zum Vengil-Trio erschwert, dachte ich. Die Dunkelwolke war für normale Raumschiffe von fast mörderischer Dichte. Ein Vordringen mittels Situationstransmitter ist hier die einfachere Lösung.
Bislang hatte ZEUT-80 diese Passage sichergestellt. Mit der Wiederinbetriebnahme des Sonnentransmitters übernahm fortan der Situationstransmitter der Justierungswelt diese Aufgabe.
Abermals erklang die Stimme des Bordrechners: »Punkt drei: Reaktivierung Sonnentransmitter. Justierung zum Kharag-Sonnendodekaeder.«
Holos zeigten den 1500 Meter unterhalb der Oberfläche der Justierungswelt gelegenen Primären Schaltsaal. Von der Kuppel mit der dreidimensionalen Kartenprojektion der Milchstraße war nur ein Ausschnitt zu sehen.
Ganz in der Nähe hatte es vor vielen Jahrzehnten begonnen – Bilder und eine Stimme wurden vom fotografischen Gedächtnis blitzschnell reproduziert: »Sonderschaltung Nachfolgeberechtigung spricht, Hoher Herr. Sie haben soeben die Programmierungszentrale von VENGIL betreten. Ich fordere Sie auf, Ihre Legitimation zur Abschlusseinstufung vorzuweisen. Hierzu ist es notwendig, den auf Ihre Individualschwingungen eingestimmten Armband-Befehlsgeber und den Krish'un zu prüfen ...«
Hinter dem breiten Hufeisenpult stand der als »Schaltmeister« eingesetzte Posbi. Ein »Modell«, wie sie seit vielen Jahrzehnten vermehrt vom Zentralplasma der Hundertsonnenwelt produziert wurden, seit rund 400.000 Fragmentraumer als maßgebliche Flotte des Galaktikums im Einsatz waren.
Eine ziemlich saure Zitrone, in die der Herr Bostich beißen musste, um Galaktikums-Vorsitzender zu bleiben, dachte ich ironisch. Genauso, wie er gute Miene machen musste, als ihm der Haluter Domo Sokrat als Vize-Vorsitzender an die Seite gestellt wurde ...
Robotkörper von meist humanoider Gestalt mit Bioplastbeschichtung ersetzten – jedenfalls bei jenen Posbis, die im Kontakt mit Lebewesen agierten – immer häufiger die rein funktionalen, aber mitunter ziemlich skurril gestalteten früheren Exemplare.
Die einem Trackball gleichende Kugel schwebte etwa einen halben Meter frei über dem Pult. In der Milchstraßenprojektion wanderte der eingeblendete Leuchtpfeil, als der Posbi die Steuerkugel der »optischen Zieljustierung« ergriff. Etliche farbige Symbole konnten von dem Leuchtpfeil in der Milchstraße und im Leerraum angesteuert werden, allesamt Sonnentransmitter der Lemurer.
Die Spitze des noch blauen Pfeils – Blau stand für »kein Kontakt« – wanderte zum Symbol des Sonnendodekaeders im Herzen des Kugelsternhaufens Omega Centauri. Nach dem »Einrasten« wechselte die Farbe und wurde zunächst Violett, was für »Kontakt, aber keine Verbindung« stand.
Dann erschien das ersehnte Orangerot: »Verbindung hergestellt!«
Während im Zentrum des Sonnendreiecks die Transmitterzone als flammende Energieballung entstand, die sich zu einem turbulenten, violett und orangerot leuchtenden Konzentrationsgebiet von 2,5 Millionen Kilometern Durchmesser aufblähte, stiegen in mir weitere Bilder und Daten auf.
*
»... vertrete die durchaus heikle These, dass für diese Gleichförmigkeit – ›gleicht wie ein Ei dem anderen‹ ist ja noch untertrieben! – weniger die reale Gruppierung vieler Sonnen, sondern die ›hyperphysikalische Spiegelung‹ einer einzigen maßgeblich ist.«
Die Erinnerung an Canios Stimme huschte plötzlich durch meinen Kopf.
Das Prinzip der Sonnentransmitter basierte darauf, dass Sterne von genau gleicher Größe, Masse und Oberflächentemperatur, aber auch gleicher Hyperemission zu einer exakten geometrischen Konstellation angeordnet waren, bei der sich die hyperphysikalischen Strahlungen und Kraftfelder so überlagerten, dass im Zentrum der Transmitter-Aufriss entstand.